Wir beobachten die Welt
Wird das Konkordat in Italien revidiert?
◆ Das zwischen Mussolini und dem Heiligen Stuhl ausgehandelte Konkordat war in den vergangenen Jahren immer wieder ein Stein des Anstoßes. Dies soll nun anders werden. Dem Vatikan eröffnen sich zwei Möglichkeiten, entweder die Abschaffung des Konkordats ohne Ersatz, wie es von einigen radikalen Gruppen gefordert wird, oder eine Revision. Vertreter des Vatikans und der italienischen Regierung haben sich nach langen Verhandlungen dazu entschlossen, einer Revision zuzustimmen. Einer Abschaffung des Konkordats stand besonders Artikel 7 der Verfassung entgegen, durch den festgestellt wird, daß die Beziehungen zwischen dem italienischen Staat und der katholischen Kirche durch die Lateranverträge geregelt sind. In der vorgeschlagenen neuen Fassung des Konkordats sind die ursprünglich 45 Artikel auf 14 verringert. Wie die Rhein-Neckar-Zeitung dazu berichtet, sind die wichtigsten Veränderungen: Das Prinzip der katholischen Religion als Staatsreligion wird abgeschafft. Die religiöse Pluralität und die religiöse Freiheit werden voll und ganz anerkannt. Die zivile Ehe bekommt einen neuen unabhängigen Status von dem sakramentalen Charakter der kirchlichen Ehe. Der heilige Charakter der Stadt Rom wird aufgegeben. Priester, die von kirchlichen Sanktionen betroffen sind, können künftig weiter im öffentlichen oder staatlichen Dienst tätig sein. Ferner soll auch der bisher obligatorische Religionsunterricht in den Schulen wegfallen. Diese Reformen würden sich nachhaltig auf das Leben der Italiener auswirken und ihnen ein größeres Maß an Freiheit garantieren — eine Freiheit allerdings, die in anderen Staaten Europas längst selbstverständlich geworden ist.
Warum treten Österreicher aus der Kirche aus?
◆ Nach Ermittlungen in der Erzdiözese Wien ist für die rund 10 000 registrierten Kirchenaustritte nicht die Frage das Kirchenbeitrages der entscheidende Grund gewesen. Man habe durch Stundung und Gewährung von Ratenzahlung äußerste Kulanz gezeigt. Von den 3,1 Millionen beitragspflichtigen Katholiken muß im Jahr bei 50 000 das Geld eingeklagt und bei 20 000 schließlich zwangsweise eingetrieben werden. Doch stellt diese Personengruppe nur einen Teil der Kirchenaustritte. Vielmehr seien andere Gründe dafür ausschlaggebend, z. B. eine sinkende Glaubensbereitschaft, eine allgemeine Gleichgültigkeit in religiösen Dingen und zunehmende atheistische Tendenzen. Nach Angaben des Statistischen Zentralamtes traten 1975 aus allen Religionsgemeinschaften 23 483 Personen aus. Die Presse (Wien) meldet dazu, daß davon 20 723 Katholiken waren.
Zwei neue Mitglieder in der UNO
◆ Am 1. Dezember 1976 nahm die UN-Vollversammlung ohne Gegenstimme bei Stimmenthaltung der USA Angola als 146. Mitglied in die Weltorganisation auf. Der Sicherheitsrat sprach zur gleichen Zeit die Empfehlung aus, auch Westsamoa als 147. Mitglied aufzunehmen. Die Aufnahme Westsamoas wurde inzwischen von der Vollversammlung am 15. Dezember 1976 beschlossen. Damit hat die UNO gegenwärtig 147 Vollmitglieder. Neben diesen arbeiten einige Staaten, obwohl sie keine Mitglieder sind, in den Unterorganisationen mit wie z. B. die Schweiz.
Muttermilch, ein Schutz für Säuglinge
◆ Muttermilch ist die für den Säugling optimal zusammengesetzte Ernährung. Sie besitzt einen hohen Gehalt an Antikörpern, berichtete der Praxis-Kurier. Es werden das Lysozym, das Laktoferrin und die Neuraminsäure als potentielle Bakteriostatika genannt. Möglicherweise beeinflußt die Neuraminsäure die Aktivität des Influenza-Virus. Am wichtigsten ist jedoch der Gehalt an spezifischen Immunglobulinen. Im Kolostrum sind 3 Gramm je 100 ml enthalten, während die reife Muttermilch nur noch 0,1 Gramm pro 100 ml enthält. So ist das brustgestillte Kind gleich nach der Geburt besonders gegen Infektionen geschützt. Die mütterlichen Antikörper werden vom Säugling nicht verdaut, sondern sie bilden den wichtigsten Teil des lokalen Schleimhaut-Abwehrsystems und schützen so die Schleimhäute vor Infektionen. Auch die lebenden Leukozyten der Frauenmilch, hauptsächlich Lymphozyten in den ersten Wochen nach der Geburt, könnten für die Infektionsabwehr wichtig sein. Dies sind sicher Argumente, die für die Bruststillung der Säuglinge sprechen.
UdSSR: Bibel für Gläubige und Nichtgläubige
◆ Wie der Schweiz. Evang. Pressedienst meldet, hatte der Moskauer Staatsverlag für politische Literatur für das vorige Jahr die Herausgabe der „Bibel für Gläubige und Nichtgläubige“ von E. M. Jaroslavskij in 4. Auflage angekündigt. Indem Jaroslavskij die wirkliche Herkunft der biblischen Bücher aufweise, hieß es in der Ankündigung, und das wirkliche Wesen der religiösen Moral aufdecke, nehme er dem heiligen Buch der Christen und Juden die Aureole der Heiligkeit und verweise nachdrücklich auf seinen irdischen Ursprung. Die auf 100 000 Exemplare veranschlagte 4. Auflage ist mit einem ausführlichen wissenschaftlich-atheistischen Kommentar versehen und erscheint in der Reihe „Große atheistische Serie“. Jaroslavskij galt als bedeutender Propagandist des Marxismus-Leninismus und beschäftigte sich neben seiner Arbeit als Partei- und Staatsfunktionär in den zwanziger und dreißiger Jahren intensiv mit antireligiöser Propaganda. Mehrere Jahre war er Leiter des „Bundes militanter Gottloser“ und Herausgeber der Zeitschriften „Der Gottlose“ und „Antireligioznik“.
Auf der Suche nach Wasser erfolgreich
◆ In vielen wüstenähnlichen Gebieten der Erde könnte Landwirtschaft betrieben werden, wenn genügend Wasser erreichbar wäre. Geologen suchen daher nach Wasseradern, Wasseransammlungen in der Erde. Nun ist es israelischen Geologen gelungen, unter der Negev-Wüste ein größeres Wasserreservoir zu entdecken. Das Wasser ist in 800 Meter Tiefe reichlich vorhanden und könnte für Dutzende von Jahren eine jährliche Ausbeute von vier Millionen Kubikmetern erlauben. Wenn die Schätzungen der Experten stimmen, dann würde diese Entdeckung, wie die Nürnberger Nachrichten berichteten, eine völlig neue Lage für die Landwirtschaft und Industrie in dieser Region bedeuten.
Akute Erfrierungen nicht mit Schnee einreiben
◆ Man hört immer wieder, daß es gut sei, bei akuten Erfrierungen die betroffenen Stellen mit Schnee einzureiben, doch dies soll grundfalsch sein. Das geht aus Erklärungen des Kölner Dermatologen Prof. Gerd Klaus Steigleder hervor. Es leuchtet ein, daß diese Methode schädlich sein muß, denn durch den Tauvorgang auf der Haut wird dieser noch mehr Wärme entzogen. Dies kann sehr einfach veranschaulicht werden. Wenn gleiche Gewichtsteile Schnee mit einer Temperatur von 0 ° Celsius und Wasser von 100 ° Celsius zusammengebracht werden, dann ist nach dem Auftauen des Schnees das Wasser nicht etwa 50 ° warm, sondern nur etwa 10 °, weil der Tauvorgang dem Wasser zusätzlich Wärme entzieht. Echte Erfrierungen, so berichtet der Praxis-Kurier, können schon bei Temperaturen über 0 ° Celsius entstehen, und durch ein Einreiben mit Schnee können einfache Erfrierungen noch verschlimmert werden, was bestimmt nicht im Sinne des Betroffenen liegt. Daher sollte man bei Erfrierungen die in Mitleidenschaft gezogenen Stellen nicht mit Schnee einreiben.