Warum jemandem ‘untertan sein’?
EINES der vielen Gebote, die man wiederholt in Gottes Wort, der Bibel, findet, lautet: „Sei ... untertan.“ In Römer 13:1 lesen wir: „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan“, das heißt den Regierungen. Jüngeren Männern wird der Rat gegeben, ‘den älteren Männern untertan zu sein’ (1. Petr. 5:5). Außerdem sagt der Apostel Paulus: „Die Ehefrauen seien ihren Männern untertan“ (Eph. 5:22).
Jemandem untertan zu sein geht vielen von uns unvollkommenen Menschen „gegen den Strich“, ja sogar so sehr, daß sie alle Arten von Bewegungen bilden, um gegen die zu rebellieren — oft mit Gewalt —, denen sie untertan sein sollen. Zum Beispiel berichtete die New York Times vor nicht allzu langer Zeit allein an einem Tag über Fälle von Rebellion, verbunden mit Gewalttätigkeit, folgendes: „Heute früh explodierten im Zentrum Londons zwei Bomben.“ „Neun Personen wurden in den fünf Provinzstädten Manchester, Liverpool, Coventry, Bristol und Southampton verletzt.“ Auf derselben Seite erschien die Überschrift: „21 Personen bei Bombenexplosion in überfülltem Bus verletzt“. Es wurde auch berichtet, daß der Iran zu einem Trauertag aufrief, um der Demonstranten zu gedenken, die bei einem Zusammenstoß mit der Sicherheitspolizei umgekommen waren. All diese hatten aber gegen die bestehende Obrigkeit rebelliert.
Warum gebietet die Bibel: „Sei ... untertan.“? Wer soll wem untertan sein? Warum geht uns die Unterwürfigkeit so sehr „gegen den Strich“?
Das ist so, weil unsere Ureltern, Adam und Eva, einen Weg der Rebellion einschlugen. Sie vererbten ihren Nachkommen die Neigung zu rebellieren und den Geist selbstsüchtiger Gesetzlosigkeit, der heute mehr denn je vorherrscht, wie Jesus es vorausgesagt hat (Matth. 24:12). Natürlich tragen auch diejenigen, die ihre Autorität mißbraucht haben, einen Teil der Schuld.
Trotzdem ist der Rat „Sei ... untertan“ vernünftig. Es muß einfach so sein, daß einige regieren oder die Führung übernehmen und andere untertan sind. Warum? Weil kein Mensch ganz für sich allein existieren kann. Jeder ist auf die Dienstleistungen anderer und auf materielle Dinge, die andere beschaffen können, angewiesen. Im Austausch dafür kann er seinen Mitmenschen in der einen oder anderen Hinsicht behilflich sein. All das erfordert Organisation. Damit eine Organisation gut funktionieren kann, muß unter ihren Gliedern nicht nur Übereinstimmung herrschen, sondern auch Autorität anerkannt werden. Eine Nation, ein Staat oder eine Provinz, eine Stadt oder ein Dorf sind politische Organisationen, die es erforderlich machen, daß jemand regiert und andere regiert werden oder untertan sind. Dieser Grundsatz kann auf fast jeden Bereich menschlicher Tätigkeit angewandt werden, sei es nun der weltliche, der religiöse, der öffentliche oder der häusliche Bereich.
Man sollte jedoch beachten, daß sogar eine Person mit Autorität manchmal jemandem untertan sein muß. Zum Beispiel kann sie nicht ungestraft Verkehrsregeln übertreten. Wenn sie wegen einer Operation ins Krankenhaus muß, muß sie sich den Ärzten, den Krankenschwestern und dem anderen Krankenhauspersonal unterordnen. Ein Geschäftsmann mag viele Arbeitnehmer unter sich haben, aber innerhalb der Christenversammlung mag er sich den Ältesten und seinen Mitgläubigen unterzuordnen haben.
REGIERUNGEN UNTERTAN SEIN
In der gegenwärtigen menschlichen Gesellschaft sind Regierungen erforderlich, damit man ein geordnetes Leben führen und ein gewisses Maß an Sicherheit haben kann. Außerdem kann eine Regierung für eine Gemeinde sowie für das ganze Land viele Dienste leisten. Die Untertanen müssen folglich einen guten Willen zeigen oder zumindest nachgiebig sein, damit eine Regierung ihren Zweck erfüllen kann. Deshalb gebietet Gottes Wort einem Christen: „Sei ... untertan, denn es gibt keine Gewalt außer durch Gott.“ Christen sollten also den Landesgesetzen gehorchen. Sie sollten gewissenhaft ihre Steuern bezahlen, die Verkehrsregeln beachten und auch allen anderen Verpflichtungen nachkommen. All das ist im Interesse des Friedens und der Ordnung (Röm. 13:1-7).
Die Bibel zeigt aber auch, daß man politischen Regierungen nur bedingt untertan sein kann. Man darf biblische Gebote wie die folgenden nicht außer acht lassen: „Zahlt daher Cäsars Dinge Cäsar zurück, Gottes Dinge aber Gott.“ „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen.“ Ja, das Gebot, den politischen Regierungen dieses Systems der Dinge ‘untertan zu sein’, ist nicht uneingeschränkt, sondern relativ. Es trifft nur dann zu, wenn die Gesetze der Regierung nicht im Gegensatz zu einem direkten Gebot Gottes stehen (Matth. 22:21; Apg. 5:29).
IN DER CHRISTENVERSAMMLUNG
Die Christenversammlung ist ebenfalls eine Organisation mit einem Haupt — Jesus Christus — über sich. Alle Glieder müssen ihm untertan sein. Er ist aber auch jemandem untertan. Wem? Seinem himmlischen Vater, Jehova Gott. Ja, die Christenversammlung ist „dem Christus untertan“ (Eph. 5:24). Und „das Haupt jedes Mannes [ist] der Christus“ (1. Kor. 11:3).
Wie kann Jesus Christus, ein unsichtbares, göttliches Wesen im Himmel, seine Stellung als Haupt über eine sichtbare, menschliche Versammlung hier auf der Erde ausüben? Er kann dies zum Beispiel durch die inspirierten Schriften tun. Die Versammlung ist nur wirklich christlich, wenn sie den Geboten Jesu und den Geboten, die von den Aposteln und anderen Jüngern unter Inspiration gegeben wurden, gehorcht (Matth. 18:18; 28:19, 20).
Außerdem kann Jesus die Christenversammlung durch den „Helfer“, den „Geist der Wahrheit“, Gottes heiligen Geist oder wirksame Kraft, leiten (Joh. 16:7, 13). Auch Engel benutzt er, um seine Versammlung zu führen (Matth. 18:10; 24:31; Offb. 14:6). Darüber hinaus nimmt Jesus Christus seine Funktion als Haupt der Christenversammlung hier auf der Erde durch eine Gruppe treuer gesalbter Christen wahr, über die er sagte: „Wer ist in Wirklichkeit der treue und verständige Sklave, den sein Herr über seine Hausknechte gesetzt hat, um ihnen ihre Speise zur rechten Zeit zu geben? Glücklich ist jener Sklave, wenn ihn sein Herr bei seiner Ankunft so tuend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über seine ganze Habe setzen“ (Matth. 24:45-47).
Damit Jesu Nachfolger das von ihm aufgetragene Werk, aus Menschen aller Nationen Jünger zu machen, vollenden können, müssen sie in Frieden und Einheit zusammenarbeiten. Sie müssen ‘alle übereinstimmend reden’. Deshalb müssen alle dem Instrument, das er gebraucht, untertan sein. Wir lesen darüber: „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.“ In der Christenversammlung sollten deswegen „alle Dinge anständig und nach Anordnung geschehen“ (1. Kor. 1:10; 14:33, 40).
Außerdem wird den Gliedern der Christenversammlung der Rat gegeben, einander untertan zu sein. „Seid einander untertan in der Furcht Christi“ (Eph. 5:21). Besonders sollten die jüngeren Männer den älteren oder den Ältesten untertan sein: „Ebenso ihr jüngeren Männer, seid den älteren Männern untertan. Ihr alle aber, gürtet euch mit Demut gegeneinander, denn Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber erweist er unverdiente Güte“ (1. Petr. 5:5).
Auch sollten alle Glieder einer Versammlung den ernannten christlichen Ältesten untertan sein, wie geschrieben steht: „Gehorcht denen, die unter euch die Führung übernehmen, und seid unterwürfig, denn sie wachen beständig über eure Seelen als solche, die Rechenschaft ablegen werden, damit sie dies mit Freude und nicht mit Seufzen tun mögen, denn das wäre euch zum Schaden.“ Es gibt also zwei Gründe für einen Christen, untertan zu sein. Ein Grund besteht darin, daß dadurch die Leistungsfähigkeit gesteigert wird, der Friede und die Einheit bewahrt werden und die meiste Arbeit auf die beste Art und Weise ausgeführt wird. Der andere Grund besteht darin, daß es eine Last wäre, die Führung zu übernehmen, wenn keiner untertan sein würde; dies wiederum wäre zum Schaden derer, die sich nicht unterordnen (Hebr. 13:17).
AM WELTLICHEN ARBEITSPLATZ
Den Grundsatz, jemandem untertan zu sein, kann man auch auf das Verhältnis zwischen dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer anwenden. Wer eine Arbeit annimmt, ist verpflichtet, seine Verantwortung gegenüber seinem Arbeitgeber zu erkennen; mit anderen Worten: Er muß ihm untertan sein, natürlich nur so lange, wie das von ihm Verlangte im Einklang mit seinem Gewissen steht (Apg. 5:29). Einem Arbeitgeber untertan zu sein bedeutet, ihm aufgrund seiner Stellung den nötigen Respekt zu zollen, ehrliche Arbeit zu leisten und ihm nichts zu stehlen. Der Apostel Paulus gab Arbeitnehmern den Rat, ihre Arbeit „mit ganzer Seele als für Jehova und nicht für Menschen“ zu tun (Kol. 3:23). Das ist nicht nur recht, sondern auch weise. Wer das auf seinem Arbeitsplatz nicht tun kann, sollte ihn wechseln.
IM FAMILIENKREIS
Da die Familie eine kleine Organisation ist, trifft auch auf sie der Grundsatz zu, daß man sich einem Haupt unterordnen muß. Gemäß Gottes Wort haben die Eltern die Verantwortung, ihre Kinder richtig zu erziehen und für sie in jeder Hinsicht gut zu sorgen. Deshalb wird Kindern geboten: „Ihr Kinder, seid euren Eltern in allem gehorsam, denn das ist wohlgefällig im Herrn“ (Kol. 3:20). Es ist vernünftig, logisch und auch schriftgemäß, daß Kinder ihren Eltern untertan sein sollen. Sie ermangeln der Erfahrung und sind unfähig, sich selbst zu versorgen. Außerdem machte der weise König Salomo einmal folgende Beobachtung: „Torheit ist an das Herz eines Knaben geknüpft; die Rute der Zucht ist das, was sie von ihm entfernen wird“ (Spr. 22:15).
Der Grundsatz, daß man sich einem Haupt unterordnen muß, findet auch auf die Eltern selbst Anwendung, auf Mann und Frau. Wer übt die Stellung als Haupt aus, der Ehemann oder die Ehefrau? Der Schöpfer des Mannes und der Frau bestimmte den Ehemann dazu, die Stellung als Haupt einzunehmen. Der Apostel Paulus erinnert uns alle daran, daß „der Mann nicht um der Frau willen erschaffen worden [ist], sondern die Frau um des Mannes willen“ (1. Kor. 11:9). Gottes Wort sagt außerdem: „So, wie die Versammlung dem Christus untertan ist, so seien es auch die Ehefrauen ihren Männern in allem“ (Eph. 5:24). Einige Frauen der heutigen Zeit werden dieses Gebot zweifellos kritisieren, aber denken wir doch einmal unvoreingenommen über diesen Punkt nach.
Es ist bestimmt beachtenswert, daß der Apostel Paulus, der diese Worte schrieb, direkt nach dem Rat für Ehefrauen den Ehemännern anrät, ihre Ehefrauen zu lieben, genau wie Jesus die Versammlung geliebt hat, der sogar sein Leben für sie niedergelegt hat. Außerdem sagt Paulus, daß Männer, Ehemänner, ihre Frauen wie ihre eigenen Leiber, die sie nähren und hegen und pflegen, lieben sollen. Wenn ein Ehemann seine Frau so liebt, wird es für sie bestimmt eine Freude sein, sich ihm unterzuordnen (Eph. 5:25-33).
Diese Vorkehrung ist weise und gerecht. Der Mann ist normalerweise durch seine natürliche Beschaffenheit besser dazu in der Lage, die Führung zu übernehmen und die Initiative zu ergreifen. Wenn er seine Familie gut führt, ist es sehr wahrscheinlich, daß seine Frau seiner Führung gern folgen und sich unterordnen wird. Es ist bestimmt beachtenswert, was eine führende Psychiaterin aus der Stadt New York über dieses Thema zu sagen hatte. In ihrem Buch führt sie viele Krankengeschichten an, um zu veranschaulichen, wie Frauen Erfüllung in den intimsten Bereichen ihrer Ehe finden können. Wie können sie dies erreichen? Einfach, indem sie die Stellung ihres Ehemannes als Haupt in ihrem Sinn und ihrem Herzen anerkennen.
Das wird einer Frau helfen, über einen weiteren Rat der Bibel nachzudenken, der mit dem Verhältnis zwischen Ehemann und Ehefrau zu tun hat. Da sie von Natur aus Schwankungen unterworfen ist, sollte ihr Mann sie geduldig, gütig und rücksichtsvoll behandeln. Dies kann er dadurch zeigen, daß er immer wieder auf sie wartet, wenn sie nicht rechtzeitig fertig wird, daß er seine Wünsche und Interessen den ihren anpaßt und auf ihre Stimmungen und Unzulänglichkeiten Rücksicht nimmt. Der Apostel Petrus hatte allen Grund, den folgenden Rat zu geben: „Und nun zu euch Männern: Denkt daran, daß eure Frauen die schwächeren sind. Erweist ihnen die schuldige Ehre; denn Gott schenkt ihnen das ewige Leben genauso wie euch. Handelt so, daß nichts euren Gebeten im Weg steht“ (1. Petr. 3:7, Die Gute Nachricht).
Es ist bestimmt nicht verkehrt zu erwähnen, daß nichts eine Ehefrau glücklicher macht, als wenn ihr Mann für sie etwas tun will. Auf diese Art und Weise hat der Mann wahrscheinlich seine Frau überhaupt erst gewonnen: Er war nett zu ihr und suchte ihr durch Aufmerksamkeiten zu gefallen. Und so ist es auch in der Ehe. Was die Frau glücklich macht, ist das, was ihr Mann gern für sie tut, seien es nur kleine Aufmerksamkeiten, wie ihr in den Mantel zu helfen, an den Hochzeitstag zu denken oder Blumen, Parfüm oder andere kleine Dinge für sie zu kaufen. Wie aber kann sie ihn dazu bringen, daß er solche Dinge für sie tun will? Nicht, indem sie ihn herumkommandiert und mit ihm konkurrieren will, sondern, indem sie seine Stellung als Haupt anerkennt und ihm „tiefen Respekt“ zollt, der ihm gemäß der Bibel gebührt (Eph. 5:33).
Aus dem vorher Erwähnten können wir bestimmt erkennen, warum die Bibel Christen den Rat gibt, Regierungen, aufsichtführenden Personen der Christenversammlung, Arbeitgebern, Eltern und Ehemännern ‘untertan zu sein’. Das ist nicht einfach, aber es lohnt sich. Es mag bedeuten, daß man seinen Stolz und die Vorliebe für irgend etwas aufgeben muß. Es bedeutet auch, daß wir demütig und bescheiden sein müssen. Manchmal ist dazu Ausharren und die Bereitschaft erforderlich, auf Jehova zu warten, der alles, auch Fälle von Diskriminierung, in Ordnung bringen wird, anstatt zur Gewalttat Zuflucht zu nehmen. Untertan zu sein ist nicht nur angebracht und weise, sondern man zeigt dadurch auch Liebe. Es lohnt sich also, jemandem untertan zu sein.
[Kasten/Bild auf Seite 5]
SICH DEM STAAT UNTERORDNEN BEDEUTET:
ihm bedingt gehorsam zu sein
Steuern zu zahlen
die Verkehrsregeln zu beachten
[Kasten/Bild auf Seite 6]
UNTERORDNUNG IN DER CHRISTENVERSAMMLUNG BEDEUTET:
Christi Gebote zu beachten
mit den ernannten Ältesten zusammenzuarbeiten
[Kasten/Bild auf Seite 7]
UNTERORDNUNG AM ARBEITSPLATZ BEDEUTET:
ein fleißiger Arbeiter zu sein
nicht zu stehlen
[Kasten/Bild auf Seite 8]
UNTERORDNUNG IM FAMILIENKREIS BEDEUTET:
daß Ehemänner liebevoll Rücksicht nehmen
daß Ehefrauen sich ihrem Haupt unterordnen
daß Kinder den Eltern gehorchen