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Knotenpunkt in der Welt des ÖlsErwachet! 1983 | 22. Juli
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Knotenpunkt in der Welt des Öls
Vom „Awake!“-Korrespondenten auf den Niederländischen Antillen
IN DER Bullen Bay von Curaçao legen die großen und größten Schiffe der Welt an. Sie bringen keine Touristen oder Urlauber zu dieser Tropeninsel, die zu den Niederländischen Antillen gehört. Vielmehr bringen sie die überall in der Welt so begehrte Ware — Öl.
Rohöl muß der Rentabilität wegen in sehr großen Mengen verschifft werden. Zu diesem Zweck setzt man Supertanker ein, die 150 000 bis 500 000 Tonnen Öl fassen und Hafenanlagen von 15 bis 30 Meter Wassertiefe erfordern. Es gibt nicht viele Häfen in der Welt, die diese Art Schiffe abfertigen können. Nicht einmal die USA, der größte Ölverbraucher, haben einen Hafen, der auch nur den kleinsten dieser Tanker, einen der 150 000-Tonnen-Klasse, abfertigen könnte. Deshalb braucht man die Bullen Bay.
Hier liefern Tanker Öl aus dem Mittleren Osten und aus Westafrika an. Dann wird es in kleinere Tanker verfrachtet und nach den USA oder in andere Bestimmungsländer transportiert. Öl aus Venezuela und Mexiko kommt in kleinen Tankern an und wird von den großen Supertankern in alle Welt befördert. Nur wenige wissen, daß die Bullen Bay der größte Ölumschlagplatz der Welt ist, der Knotenpunkt in der Welt des Öls.
Natürliche Vorzüge
Curaçao ist der ideale Ort für solche Operationen, weil die Küste rund um die Insel weitgehend frei ist von verborgenen Felsen, Riffen und Untiefen. Das einladende, klare blaugrüne Wasser um die Insel ist so tief, daß die Einheimischen erzählen, Curaçao sei der Hut eines Pilzes, dessen Stiel in der Karibik ruhe. Eines Tages, so sagt die Geschichte, werde der Stiel zusammenbrechen und die Insel im Meer versinken. Bis dahin dienen jedoch die tiefen Häfen rund um die Insel, wie zum Beispiel der an der Bullen Bay, als wichtiges Bindeglied in der Welt des Öls.
Ein weiterer natürlicher Vorzug ist das günstige Klima von Curaçao. Das ganze Jahr über liegen die Temperaturen zwischen 26 und 29 °C, die Luftfeuchtigkeit ist gering, niemals gibt es einen nebligen Tag, und der Tidenhub beträgt selten mehr als einen Meter. Mit einem Wort: Das Wetter ist beständig — genau das, was sich ein Schiffskapitän wünscht. Am Ölterminal der Bullen Bay ist noch kein Arbeitstag wegen Schlechtwetters verlorengegangen! Das einzige Unglück, von dem man zu berichten weiß, war ein Blitzschlag in einen Öltank, der aber keinen schweren Schaden verursachte.
Große Tanks und Pipelines
Im Mittelpunkt der Anlagen stehen die 61 glitzernden silbernen Tanks. Einer davon ist so gigantisch, daß während des Baus ein Fußballspiel darin veranstaltet wurde, um seine Größe zu demonstrieren — der größte in der westlichen Welt. Er faßt bis zu einer Million Barrela Öl. Insgesamt haben die Tanks eine Lagerkapazität von 17,5 Millionen Barrel. Das ist mehr als doppelt soviel, wie die Vereinigten Staaten täglich importieren.
Durch ein kompliziertes Netz von Pipelines und Pumpen sind all die Tanks und die sechs Piers oder Anlegestellen, an denen die Tanker be- oder entladen werden, miteinander verbunden. „Das Schöne an diesem Pipelinesystem ist“, sagte der Manager des Terminals, „daß das Öl durch jeden Tank, jedes Rohr, jede Pumpe und jede Anlegestelle fließen kann.“ Diese Anpassungsfähigkeit gestattet dem Terminal, bis zu 20 verschiedene Arten von Rohöl gleichzeitig abzufertigen.
Eines davon ist das schwere Rohöl von Venezuela. Es ist derart dickflüssig, daß es bei normalen Temperaturen fest wird. In drei speziell isolierten, beheizten Tanks mit einer Gesamtkapazität von einer Million Barrel und einem unabhängigen, isolierten Pipelinesystem wird das schwere Rohöl flüssig gehalten, während es den kleineren Tankern entnommen oder für die lange Reise nach Europa, Japan oder anderswohin in die großen Tanker gepumpt wird. Dieser einzigartige Vorteil ist offensichtlich so gewinnbringend, daß der Werbespruch „Heiße Tanks für kühle Rechner“ geprägt wurde.
Obwohl in der Bullen Bay hauptsächlich mit Öl gehandelt wird, spielt auch Wasser — Ballastwasser — eine Rolle. Tanker, die anlegen, um Öl zu laden, bringen Frischwasser als Ballast mit. Statt daß es ins Meer abgelassen wird, werden durch die leistungsfähige Pumpanlage jedes Jahr bis zu einer Million Tonnen Frischwasser an Land genommen. Das ist ein wichtiger Beitrag zum Wohlstand der Insel, da Frischwasser sonst nur durch die kostspielige Destillation von Meerwasser erhältlich wäre.
Was sich an einem Tag abspielt
Jeden Tag wird in der Bullen Bay etwa eine Million Barrel Öl umgeschlagen. Wenn ein Supertanker eintrifft, sind bis zu drei große Tanks nötig, um seine Ladung aufzunehmen. Dafür werden einer der sechs Piers und die daran angeschlossenen Pumpen und Pipelines vielleicht 40 bis 48 Stunden beansprucht. Andere Tanker landen, um Öl zu laden. An jedem Tag wird das Terminal von einem Dutzend oder sogar noch mehr Tankern angesteuert oder verlassen. Beim Koordinieren der vielen Vorgänge könnte man, so sagte ein Manager, an eine Wippschaukel denken.
All das wird von einem einzigen Raum des Verwaltungsgebäudes aus gesteuert. Qualifiziertes Personal kann durch 10 Bildschirme und durch Fernsteuerung alle Vorgänge überwachen und kontrollieren. Ein gut ausgerüstetes Labor und hochentwickelte tragbare elektronische Geräte gewährleisten eine ständige Überwachung der Qualität jeder Schiffsladung. Das hat dem Terminal den beneidenswerten Titel „Rolls-Royce der Ölterminals“ eingetragen.
Das Terminal an der Bullen Bay ist nie geschlossen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen und gehen Tanker aller Arten und Größen. Aber die Tausende von Touristen, die kommen und gehen, bemerken das kaum, noch viel weniger die Millionen von Menschen anderswo, deren Lebensunterhalt von der Fracht abhängt, die durch diesen größten Ölumschlaghafen der Welt fließt.
[Fußnote]
a 1 Barrel entspricht ca. 119 Litern.
[Karte/Bild auf Seite 22]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
CURAÇAO
KOLUMBIEN
VENEZUELA
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Der Zitteraal — ein technisches WunderErwachet! 1983 | 22. Juli
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Der Zitteraal — ein technisches Wunder
Als in einem südamerikanischen Land Pferde durch einen Fluß getrieben wurden, bäumten sie sich plötzlich auf und stürzten ins Wasser. Warum?
Sie hatten starke elektrische Schläge von Zitteraalen bekommen. Ein solcher Aal kann bis 2,5 m lang werden und einen Umfang von etwa 0,5 m erreichen. Bei Experimenten trat zutage, daß der von einem Zitteraal erzeugte Strom ausreicht, um eine Anzahl von 100-Watt-Glühbirnen aufleuchten zu lassen.
Wie erzeugt der Zitteraal einen solch starken Strom? Es gibt drei stromerzeugende Organe, die etwa 40 Prozent seines Körpers einnehmen. Jede Zelle des stromerzeugenden Systems ist so konstruiert, daß sich innen eine Ansammlung negativ geladener Ionen und außen eine Ansammlung positiv geladener Ionen befindet. Das dadurch entstehende elektrische Potential ist ziemlich gering. Da jedoch etwa 6 000 bis 10 000 dieser Zellen zu einer Säule aneinandergereiht sind, kann die Gesamtspannung über 500 Volt liegen. Es gibt etwa 70 solcher Säulen, die zu beiden Seiten im Körper des Aals parallel zueinander angeordnet sind und Strom von annähernd einem Ampere erzeugen.
Man hat zwei Konstruktionsmerkmale entdeckt, die eine gleichzeitige elektrische Entladung ermöglichen. Die Nervenleitungen unterschiedlicher Längen sind auch verschieden dick. Je dünner die Nervenleitungen sind, um so länger dauert es, bis der Befehl zur elektrischen Entladung vom Gehirn aus die Zellen erreicht. Deshalb sind die Nervenleitungen, die zu den am weitesten entfernten Teilen führen, am dicksten. Außerdem haben die kürzeren Nervenleitungen einen Verzögerungsmechanismus, der eine verfrühte elektrische Entladung verhindert.
Der Zitteraal kann nicht durch seinen eigenen Strom geschädigt werden. Mit Ausnahme von zwei Membranen, die es ermöglichen, daß die elektrische Spannung im Wasser entladen werden kann, dient die dicke Haut als ein idealer Isolator. Die elektrischen Zellen sind so miteinander verbunden, daß der Strom nicht zu irgendwelchen anderen Körperteilen des Aals fließen kann.
Eine solch meisterhafte Konstruktion weist auf die Existenz eines Konstrukteurs hin. Die Bibel bezeichnet ihn unmißverständlich als den Gott, dessen Name Jehova ist (1. Mose, Kapitel 1, 2).
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