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Wo bringt die „große Volksmenge“ heiligen Dienst dar?Der Wachtturm 1980 | 15. November
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Wo bringt die „große Volksmenge“ heiligen Dienst dar?
„Darum sind sie vor dem Throne Gottes; und Tag und Nacht bringen sie ihm in seinem Tempel [„in seinem Heiligtum“, „Zink“] heiligen Dienst dar“ (Offb. 7:15).
1. Was ist von der „großen Masse“ im allgemeinen hinsichtlich der Religionen der Welt zu sagen?
DER Einfluß der Religion schwindet immer mehr. Deshalb ist die Teilnehmerzahl bei „Gottesdiensten“ in Kirchen, Kathedralen und Tempeln rückläufig. Das zeigt sich vor allem in Ländern, die zur sogenannten Christenheit gehören. Es gibt immer mehr Ungläubige, Skeptiker, Agnostiker, Atheisten und Personen, die der Religion gegenüber feindlich eingestellt sind. Alle Versuche, sie religiös wiederzubeleben, sind zum Scheitern verurteilt. Das gilt jedenfalls für die „große Masse“ im allgemeinen.
2. An welcher „Volksmenge“, die ein alter auf die Insel Patmos verbannter Mann in einer Vision voraussah, sind wir interessiert?
2 Wir sind indes an einer bestimmten Gruppe interessiert, einer „großen Volksmenge“, die ein alter Mann voraussah, der von der Regierung des Römischen Reiches auf die Insel Patmos verbannt worden war. Er beschreibt eine Vision, in der er 144 000 geistige Israeliten sah, und fährt dann mit den Worten fort: „Nach diesen Dingen sah ich, und siehe! eine große Volksmenge, die keiner hätte zählen können, aus jeder Nation und aus allen Stämmen und Völkern und Sprachen stand vor dem Thron und in der Gegenwart des Lammes, mit weißen Gewändern bekleidet, und Palmzweige [waren] in ihren Händen; und sie rufen mit einer lauten Stimme, indem sie sagen: ,Die Rettung schreiben wir diesem unserem Gott zu, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm‘“ (Offb. 7:9, 10, The Emphatic Diaglott [ED] von Benjamin Wilson).
3. Warum stehen die Glieder dieser „großen Volksmenge“, und warum sind sie passend gekleidet? Warum meinen viele, daß sich diese „große Volksmenge“ im Himmel befindet?
3 Welch eine ehrenvolle Stellung nimmt doch diese „große Volksmenge“ ein, und wie würdig sie doch auftritt! Auch in der heutigen Zeit ist es passend, in Gegenwart eines Monarchen zu stehen, während dieser auf seinem Thron sitzt. Von dieser „großen Volksmenge“ wird sogar gesagt, daß sie vor dem Thron Gottes steht. Alle ihre Glieder sind dem Anlaß entsprechend gekleidet: Sie tragen fleckenlose weiße Gewänder. Stehen sie in einer Versammlung, die im Freien stattfindet? Nein, denn in Offenbarung 7:15 (ED) heißt es: „Sie ... dienen ihm öffentlich Tag und Nacht in seinem Tempel [naós, gemäß dem griechischen Urtext].“ Heißt das, daß die Glieder dieser „großen Volksmenge“ schließlich in den Himmel kommen, wo sich der Gott befindet, dem sie ihre „Rettung“ zuschreiben? Im allgemeinen wird diese Frage mit Ja beantwortet. Warum? Weil gesagt wird, daß sie ihm „in seinem Tempel“ (ED) oder „in seinem Heiligtum“ (Zink) öffentlich dienen oder „heiligen Dienst“ darbringen.
4. Auf welches griechische Wort kommt es dabei an, und in welchem Zusammenhang wird es in Johannes 2:19-21 gebraucht?
4 Stimmt aber diese Ansicht mit allen Einzelheiten, die in der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, erwähnt werden, überein? Erwarten diejenigen, die sich zu dieser „großen Volksmenge“ zählen, die heute Gestalt annimmt, in den Himmel zu kommen und Geistgeschöpfe wie die Engel zu werden? Möchten sie überhaupt in den Himmel kommen? Sie werden diese Fragen mit Nein beantworten, denn sie betrachten sich nicht als Personen, die mit Gottes Geist gezeugt worden sind und eine himmlische Hoffnung haben. Es kommt dabei auf das griechische Wort naós an, das unterschiedlich wiedergegeben wird, und zwar mit „Zelt“, „Tempel“ und „Heiligtum“. Dieses Wort erscheint beispielsweise in dem Bericht, der davon handelt, wie Jesus Christus die Geldwechsler und die Kaufleute aus dem herodianischen Tempel hinaustrieb. Wir lesen: „Jesus antwortete: ,Vernichtet dieses Heiligtum [naós], und in drei Tagen will ich es errichten.‘ Die Juden antworteten: ,Um dieses Heiligtum [naós] zu bauen, brauchte man sechsundvierzig Jahre. Wirst du es in drei Tagen errichten?‘ Er sprach aber von dem Heiligtum [naós], das sein Leib war“ (Joh. 2:19-21, The Jerusalem Bible). Was verstanden jene Juden unter dem Begriff „Heiligtum“?
5. (a) Welches Gebäude konnten die Juden nicht gemeint haben, als sie sagten, sein Bau habe 46 Jahre beansprucht? (b) Worauf muß sich das Wort naós in der Wiedergabe von Jesaja 66:6 in der Septuaginta beziehen?
5 Bestimmt nicht das innerste Tempelgebäude, das aus der Vorhalle, dem Heiligen und dem Allerheiligsten bestand. Sie verstanden darunter die ganze Tempelanlage einschließlich ihrer Vorhöfe. In einem davon machten die Geldwechsler und die Kaufleute ihre Geschäfte. Der gesamte herodianische Tempel wurde im Jahre 70 u. Z. von den Römern zerstört. Im Gegensatz zum salomonischen Tempel, der im Jahre 607 v. u. Z. zerstört worden war, wurde der herodianische Tempel nicht wieder erbaut. In Jesaja 66:6 lesen wir folgende prophetische Worte über den Tempel in Jerusalem: „Horch, Getöse erschallt in der Stadt her! Horch, aus dem Tempel [naós, Septuaginta]! Horch, der Herr übt Vergeltung an seinen Feinden!“ (Henne). „Horch, Lärm aus der Stadt! Horch, Lärm vom Tempel [naós] her! Horch, Jahwe zahlt seinen Feinden heim!“ (Herder-Bibel). Offensichtlich ist mit dem Tempel, dem Heiligtum oder naós nicht nur das innerste Tempelgebäude gemeint, sondern der ganze Tempelbezirk mit allen seinen Gebäuden.
6. Welches falsche Zeugnis legten Juden in der Passahnacht des Jahres 33 u. Z. über Jesus und den naós in Jerusalem ab?
6 In der Passahnacht vom 14. Nisan 33 u. Z. legten gewisse Juden vor den Oberpriestern und dem Sanhedrin gegen Jesus Christus Zeugnis ab, doch wenn einige von ihnen das Jahr 70 u. Z. erlebten, erhielten sie den Beweis dafür, daß sie in jener schicksalsschweren Nacht ein falsches Zeugnis abgelegt hatten. Sie hatten erklärt: „Wir hörten ihn sagen: ,Ich will diesen Tempel [naós], der mit Händen gemacht wurde, niederreißen, und in drei Tagen will ich einen anderen bauen, der nicht mit Händen gemacht ist‘“ (Mark. 14:58). Dadurch, daß sie Jesus umbrachten, konnten sie nicht verhindern, daß ihr Tempel im Jahre 70 u. Z. vollständig zerstört wurde.
7. (a) Mit welchen Worten verspotteten die Juden Jesus, als er auf Golgotha am Pfahl hing? (b) Wohin warf Judas, der Verräter, schließlich das Bestechungsgeld?
7 Als die feindlichgesinnten Juden später an jenem Tag Jesus außerhalb von Jerusalem am Pfahl hängen sahen, glaubten sie vielleicht, er sei an der Ausführung dessen gehindert worden, was er, wie sie fälschlicherweise dachten, gesagt habe. „Die Vorübergehenden nun begannen lästerlich über ihn zu reden, die Köpfe zu schütteln und zu sagen: ,Oh, der du den Tempel [naós] niederreißen und ihn in drei Tagen aufbauen wolltest, rette dich selbst! Wenn du ein Sohn Gottes bist, so steige vom Marterpfahl herab!‘“ (Matth. 27:39, 40; Mark. 15:29, 30). Doch vor Jesu Hinrichtung versuchte der Jünger, der ihn für 30 Silberstücke an die blutgierigen Feinde verraten hatte, sich von seiner Schuld zu befreien. Es war Judas Iskariot, einer der 12 Apostel. Er wollte das Bestechungsgeld zurückgeben, aber die Bestecher nahmen es nicht an. Was tat der Verräter, nachdem sein Versuch mißlungen war? In Matthäus 27:5 lesen wir: „Judas warf das Geld in das Heiligtum [naós] und verließ sie; dann ging er weg und erhängte sich“ (Good News Bible; The Jerusalem Bible, Literal Translation of the Holy Bible von Young). Warum wird das Wort naós in anderen neuzeitlichen Bibelübersetzungen mit „Tempel“ wiedergegeben?
8. Warum wird an dieser Stelle in vielen neuzeitlichen Bibelübersetzungen nicht der Begriff „Heiligtum“, sondern das Wort „Tempel“ gebraucht?
8 Der Grund besteht offensichtlich darin, daß man erkannt hat, daß sich das an dieser Stelle gebrauchte griechische Wort nicht auf das innerste Tempelgebäude mit seiner Vorhalle, dem Heiligen und dem Allerheiligsten bezog, in das der Hohepriester am Versöhnungstag das Blut der Opfer brachte. Es bezeichnete den Tempel mit allen seinen Vorhöfen.
9. (a) Muß die „große Volksmenge“ im Himmel sein, um Gott in seinem naós dienen zu können? (b) Kann naós gemäß Offenbarung 3:12 auch eine begrenzte Bedeutung haben?
9 Es kann somit gesagt werden, daß die Glieder der „großen Volksmenge“ in Gottes „Tempel“ oder naós sind und sich dennoch nicht als Geistgeschöpfe im Himmel bei den 144 000 geistigen Israeliten befinden, die Gottes „kleine Herde“ bilden (Offb. 7:1-9, 15; Luk. 12:32). Naós kann auch eine begrenzte Bedeutung haben, denn Jesus Christus richtete im ersten Jahrhundert folgende Worte an die Versammlung in Philadelphia (Kleinasien): „Den Überwinder will ich zum Pfeiler [„zu einer Säule“, Neue-Welt-Übersetzung] im Tempel [naós] meines Gottes machen, und er wird seinen festen Platz haben. Den Namen meines Gottes will ich auf ihn schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das von meinem Gott aus dem Himmel herabkommt. Ja meinen eigenen, neuen Namen will ich auf ihn schreiben“ (Offb. 3:12, Zink).
10. Inwiefern geht aus Offenbarung 7:9-17 hervor, daß die „große Volksmenge“ nicht zu der Versammlung in diesem begrenzten naós gehört?
10 In Offenbarung 7:9-17 ist weder davon die Rede, daß die Glieder der „großen Volksmenge“ mit diesem Namen versehen werden, noch davon, daß sie zu ‘Säulen’ im Tempel Gottes gemacht werden. Zu symbolischen ‘Säulen’ werden die in 12 Stämme eingeteilten 144 000 geistigen Israeliten gemacht.
11, 12. (a) Inwiefern unterscheidet sich die zahlenmäßig begrenzte Gruppe der geistigen Israeliten von der „großen Volksmenge“ hinsichtlich bestimmter Namen? (b) Wieso paßt im Einklang mit Offenbarung 14:1-4 der Name der Stadt, die von Gott aus dem Himmel herabkommt, zu den 144 000?
11 Diese zahlenmäßig begrenzte Gruppe der geistigen Israeliten empfängt im Gegensatz zur zahllosen „großen Volksmenge“ den Namen Jesu und den Namen seines Vaters. Auch der Name der Stadt Gottes, des neuen Jerusalem, das von Gott aus dem Himmel herabkommt, wird auf sie geschrieben. Wie der Berg Zion mit dem alten Jerusalem in Verbindung stand, so ist ein geistiger Berg Zion mit diesem neuen Jerusalem, dem himmlischen, verbunden. Im Einklang damit schrieb der Apostel Johannes über eine zweite Vision, die er von den 144 000 geistigen Israeliten hatte, folgendes:
12 „Siehe! das Lamm [Jesus Christus] stand auf dem Berge Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihrer Stirn geschrieben trugen. ... Und sie singen gleichsam ein neues Lied vor dem Throne ...; und niemand vermochte dieses Lied zu meistern als nur die hundertvierundvierzigtausend, die von der Erde erkauft worden sind. ... Diese wurden als Erstlinge aus den Menschen für Gott und für das Lamm erkauft“ (Offb. 14:1-4).
13. (a) Stehen die Glieder der „großen Volksmenge“ wie die 144 000 auch auf dem himmlischen Berg Zion? (b) Sind sie „aus den Menschen für Gott und für das Lamm erkauft“ worden?
13 Treffen die hier beschriebenen Einzelheiten auch auf die Glieder der in Offenbarung 7:9-17 erwähnten internationalen „großen Volksmenge“ zu? Nein, denn nirgendwo wird von ihnen gesagt, daß sie auf dem himmlischen Berg Zion stehen (Hebr. 12:22). Sie gehören nicht zu den ersten Sängern des „neuen Liedes“. Es heißt von ihnen nicht, sie seien „von der Erde“, „aus den Menschen für Gott und für das Lamm erkauft“ worden. Die Glieder der „großen Volksmenge“ erwarten somit, auf der Erde zu bleiben und mitzuhelfen, sie in ein Paradies umzugestalten. Sie gehören nicht zur Gruppe der 144 000 „Erkauften“, die von Pfingsten des Jahres 33 u. Z. an gebildet worden ist, dem Tag, an dem der jüdische Hohepriester im Tempel in Jerusalem die „Erstlinge“ der Weizenernte darbrachte. An jenem Tag übergab Jesus Christus, der größere Hohepriester, Gott im Himmel den durch sein vergossenes Blut erlangten Kaufpreis, und Gott goß am selben Tag durch Jesus den heiligen Geist auf die 120 wartenden Jünger und später auf ungefähr 3 000 Juden und jüdische Proselyten aus, die bereut hatten und sich an jenem Tag hatten taufen lassen (Apg., Kapitel 2; Joel 2:28, 29; Hebr. 4:15, 16).
DAS „SIEGEL DES LEBENDIGEN GOTTES“ — EIN UNTERSCHEIDUNGSMERKMAL
14. Inwiefern unterscheiden sich die 144 000 von der „großen Volksmenge“ durch ein Siegel, wenngleich sich beide Gruppen in einem Zustand des Gerettetseins befinden?
14 Etwas Bemerkenswertes, was die 144 000 „Erkauften“ von den Gliedern der in weiße Gewänder gekleideten „großen Volksmenge“ unterscheidet, ist das sogenannte „Siegel des lebendigen Gottes“. In Offenbarung, Kapitel 7, wo sowohl von den 144 000 geistigen Israeliten als auch von der „großen Volksmenge“ die Rede ist, wird gezeigt, daß nur die 144 000 „an ihrer Stirn“ mit diesem „Siegel“ als „Sklaven unseres Gottes“ gekennzeichnet sind. Das läßt erkennen, daß Gott ihnen schließlich auch einen unterschiedlichen Platz (im Himmel bzw. auf der Erde) zuweisen wird, obgleich alle in einen Zustand des Gerettetseins gebracht worden sind, da sowohl die Glieder der „großen Volksmenge“ als auch die 144 000 den Herrn Jesus Christus als „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“, angenommen haben (Joh. 1:29, 36; 1. Joh. 2:1, 2). Auf diese Weise hat die „große Volksmenge ... ihre langen Gewänder gewaschen und sie in dem Blut des Lammes weiß gemacht“ (Offb. 7:9, 14). Das berechtigt sie, Jehova in seinem geistigen Tempel anzubeten, der durch die ganze Tempelanlage im alten Jerusalem dargestellt oder vorgeschattet worden ist (Joh. 4:21-24).
15. Welcher Ruf nach Schutz wird in naher Zukunft erschallen, und welcher verheerende Sturm wird immer noch zurückgehalten, und warum?
15 Die Zeit rückt näher, in der die Menschen im allgemeinen zu den fest eingewurzelten, mit Bergen zu vergleichenden Organisationen der irdischen Gesellschaft gewissermaßen sagen werden: „Fallt über uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Throne sitzt, und vor dem Zorn des Lammes, denn der große Tag ihres Zornes ist gekommen, und wer vermag zu bestehen?“ (Offb. 6:16, 17). In Kürze wird ein Sturm losbrechen, auf den eine Vision hindeutet, die der Apostel Johannes mit den Worten beschrieb: „Danach sah ich vier Engel an den vier Ecken der Erde stehen und die vier Winde der Erde festhalten, damit kein Wind über die Erde wehe oder über das Meer oder über irgendeinen Baum. Und ich sah einen anderen Engel [einen fünften] vom Sonnenaufgang heraufkommen, der ein Siegel des lebendigen Gottes hatte; und er rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, denen gewährt war, die Erde und das Meer zu beschädigen, und sagte: ,Beschädigt nicht die Erde noch das Meer, noch die Bäume, bis wir die Sklaven unseres Gottes an ihrer Stirn versiegelt haben‘“ (Offb. 7:1-4).
16. Wieso erleiden die Glieder der „großen Volksmenge“, obgleich sie nicht versiegelt sind, durch den als Folge des Zornes des Lammes losgelassenen Sturm keinen Schaden?
16 Es wird nicht gesagt, daß jemand von der „großen Volksmenge“ mit diesem „Siegel des lebendigen Gottes“ versiegelt wird. Das geschieht nur mit den 144 000 „Sklaven unseres Gottes“. Wie kommt es denn, daß kein Glied der „großen Volksmenge“ durch den gewaltigen Wirbelsturm zu Schaden kommen wird, der dadurch entsteht, daß die „vier Winde“ von den vier Ecken der Erde losgelassen werden? Und wieso verspürt die „große Volksmenge“, deren Glieder nicht versiegelt werden, nicht den „Zorn des Lammes“, wenn die Versiegelung der 144 000 abgeschlossen ist? Weil sie „ihre langen Gewänder gewaschen und sie in dem Blut des Lammes weiß gemacht“ haben (Offb. 7:14). Sie machen sich den Wert seines Loskaufsopfers zunutze und bemühen sich, durch sein sündensühnendes Blut gereinigt zu werden. Sie suchen nicht bei tief eingewurzelten, imposanten Einrichtungen der unbedeutenden Menschen Schutz, sondern bei Jehova Gott und seinem Sohn Jesus Christus, der mit einem Lamm verglichen wird. Deshalb rufen sie dankbar aus: „Die Rettung verdanken wir unserem Gott, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme“ (Offb. 7:9, 10).
17. Welche Seite in der Streitfrage der universellen Herrschaft unterstützt die „große Volksmenge“ loyal, und wo bringt sie heiligen Dienst dar, und wem?
17 Bis zur Klärung der überaus wichtigen Streitfrage der universellen Herrschaft stehen die Glieder der „großen Volksmenge“ loyal zu Jehovas Königreich unter Christus, dem Lamm. „Darum sind sie vor dem Throne Gottes; und Tag und Nacht bringen sie ihm in seinem Tempel [naós] heiligen Dienst [latre̱u̱ein, griechisches Verb] dar“ (Offb. 7:15). Dort sind sie mit den noch lebenden Gliedern des Überrests der 144 000 versiegelten „Sklaven Gottes“ verbunden.
„AUS DER GROSSEN DRANGSAL“
18. Woraus sollen die Glieder der „großen Volksmenge“ kommen, und welche Frage erhebt sich diesbezüglich?
18 Die „Rettung“ dieser „großen Volksmenge“ schließt ein, daß sie das erlebt, was in Offenbarung 7:14 vorausgesagt ist: „Das sind die, die aus der großen Drangsal kommen, und sie haben ihre langen Gewänder gewaschen und sie in dem Blut des Lammes weiß gemacht.“ Die wortwörtliche Übersetzung des griechischen Ausdrucks lautet: „aus der Drangsal, der großen“ (Kingdom Interlinear Translation). Worum handelt es sich bei dieser „großen Drangsal“? In anderen Bibelübersetzungen erscheinen statt des Wortes „Drangsal“ die Begriffe „Verfolgung“a, „Bedrängnis“bc oder „Trübsal“. Aber in vielen weiteren Übersetzungen erscheint das Wort „Drangsal“.
19, 20. (a) Was bedeutet das lateinische Wort, von dem das englische Wort für „Drangsal“ abgeleitet ist? (b) Was sagt der Kommentar von Robertson über dieses Wort aus Offenbarung 7:14, und wie wird dieses Wort in der Prophezeiung Jesu gebraucht?
19 Das so verschieden wiedergegebene griechische Wort ist thlípsis. Es bezeichnet eine schlechte Erfahrung. Das englische Wort für „Drangsal“ (tribulation) ist von dem lateinischen tribulum abgeleitet, was „Dreschwagen, -gestell zum Ausdreschen der Körner“ bedeutet.
20 Über den Ausdruck „die große Drangsal“ in Offenbarung 7:14 wird in dem Werk Word Pictures in the New Testament von Robertson (Band VI, Seite 352, 353) gesagt: „Offensichtlich wird eine große Krise erwartet (Matth. 13:19ff.; 24:21; Mark. 13:19), obwohl vielleicht die ganze Folge gemeint ist, die somit auf das endgültige Gericht hindeuten mag.“ Die Worte aus Matthäus 24:21 beziehen sich erstens auf die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 u. Z. Sie lauten: „Denn dann wird große Drangsal [thlípsis] sein, wie es seit Anfang der Welt bis jetzt keine gegeben hat, nein, noch wieder geben wird.“ In Markus 13:19 heißt es: „Denn jene Tage werden Tage einer Drangsal [thlípsis] sein, wie es seit Anfang der Schöpfung, die Gott schuf, bis zu dieser Zeit keine gegeben hat und nicht wieder geben wird.“ Diese Drangsal sollte ein Teil des ‘Zeichens sein, wann alle diese Dinge zu einem Abschluß kommen sollen’ (Mark. 13:4). „Alle diese Dinge“ sollten die Vollendung des Versiegelns der 144 000 geistigen Israeliten einschließen (Offb. 7:1-8).
21. Wie lautet das in der Septuaginta gebrauchte entsprechende griechische Wort in Daniel 12:1, und wer ist Michael?
21 In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der Hebräischen Schriften, wird in Daniel 12:1, wo von demselben Ereignis die Rede ist, das Wort thlípsis gebraucht. Der Text lautet: „Und zu dieser Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der über den Kindern deines Volkes gewesen ist, und es wird eine Zeit der Drangsal [thlípsis] sein — eine Drangsal [thlípsis], wie sie nicht gewesen ist, weder seitdem es eine Nation auf der Erde gab noch bis zu dieser Zeit“ (The Septuagint Bible von Charles Thomson; The Septuagint Version, herausgegeben von Samuel Bagster and Sons Limited). Gemäß Offenbarung 12:7 ist Michael der verherrlichte Jesus Christus.
22. Ist die „Drangsal“ ein Ausdruck des Mißfallens Gottes gegenüber der „großen Volksmenge“, und was bedeutet es, daß die „große Volksmenge“ aus der „großen Drangsal“ kommt?
22 Aus den vorangegangenen Darlegungen ist zu ersehen, daß die „große Drangsal“ nicht etwa ein Ausdruck des Zornes oder Mißfallens Gottes gegenüber der „großen Volksmenge“ ist in der Absicht, sie zu züchtigen und sie von ihren Verbindungen zum gegenwärtigen verderbten System der Dinge zu reinigen. Unter der vorausgesagten „großen Drangsal“ ist vielmehr eine Zeit weltweiter Schwierigkeiten zu verstehen, die endgültige „Drangsal“, die über die zum Untergang verurteilte heutige Welt kommen wird. Es ist der sinnbildliche Sturm, der von den vier Engeln an den vier Ecken der Erde so lange zurückgehalten wird, bis die letzten der 144 000 geistigen Israeliten als das „erkaufte“ Eigentum Jehovas, die unverkäuflichen „Sklaven unseres Gottes“, versiegelt sind. Aus dieser „großen Drangsal“ zu kommen bedeutet für die „große Volksmenge“, daß sie sie überlebt.
23. Was ist das Neue, wovon die gerettete „große Volksmenge“ den Anfang bildet, und welche Aussicht hat sie?
23 Die Glieder der geretteten „großen Volksmenge“ werden dann das freudige Vorrecht haben, Gott „Tag und Nacht ... in seinem Tempel heiligen Dienst“ darzubringen, das heißt in den irdischen Vorhöfen seines großen Tempels. Die „neuen Himmel“ werden über ihnen aufgerichtet worden sein, und sie selbst werden den Anfang der „neuen Erde“ bilden, in der für immer Gerechtigkeit wohnen wird (2. Petr. 3:13). Auf der gereinigten Erde wird wieder ein Paradies erblühen. Es wird keinen Teufel darin geben, der versuchen würde, Menschen zu irgendeiner Ungerechtigkeit zu verführen. Ja, der „großen Volksmenge“, die den „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, den Krieg von Har-Magedon, überleben wird, steht eine glückliche Zukunft in Aussicht (Offb. 16:13-16).
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Heiliger Dienst in der „Zeit des Endes“Der Wachtturm 1980 | 15. November
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Heiliger Dienst in der „Zeit des Endes“
1. Wieso wissen wir, daß wir in der „Zeit des Endes“ leben, und was wird in Daniel 12:4 über diese Zeit gesagt?
IM Lichte der unverhüllten Prophezeiungen der Bibel sollte es für uns nicht schwierig sein, zu erkennen, daß wir in der vorhergesagten „Zeit des Endes“ leben. Über diese kritische Zeit wird in der Prophezeiung Daniels (12:4) gesagt: „Und du, Danijel, verbirg die Worte und versiegle das Buch bis auf die Zeit des Endes; es werden viele umherziehen, und die Erkenntnis sich mehren“ (Zunz; N. H. Tur-Sinai). In der Jerusalemer Bibel lautet dieser Text: „Du aber, Daniel, verschließe diese Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden hin und her irren, und ... [die Erkenntnis, Fußnote] wird wachsen“ (Theodotion; Vulgata; Peschitta). Die „große Volksmenge“, die im letzten Buch der Bibel beschrieben wird, hat aus dieser Zunahme biblischer Erkenntnis und biblischen Verständnisses Nutzen gezogen (Offb. 7:9-17).
2. (a) Warum ist es von Bedeutung, wie die „große Volksmenge“ „heiligen Dienst“ darbringt? (b) Welcher Unterschied besteht zwischen dem griechischen Wort, das mit „dienen“ übersetzt wird, und dem Wort, das mit „heiliger Dienst“ wiedergegeben wird?
2 Seit dem Beginn der Einsammlung dieser „großen Volksmenge“ im Jahre 1935 u. Z. haben ihre Glieder Jehova Gott „heiligen Dienst“ dargebracht. Wie sie das tun, ist von großer Bedeutung. Warum? Weil Jesus Christus in der letzten Nacht, in der er mit seinen 11 treuen Aposteln zusammen war, zu ihnen sagte: „Ich habe diese Dinge zu euch geredet, damit ihr nicht zum Straucheln gebracht werdet. Man wird euch aus der Synagoge ausschließen. Ja die Stunde kommt, da jeder, der euch tötet, meinen wird, er habe Gott einen heiligen Dienst erwiesen“ (Joh. 16:1, 2). Andere Übersetzungen sprechen nicht von „heiligem Dienst“, sondern von „Opferdienst“ (Sigge), „Gottesdienst“ (Elberfelder Bibel, Fußnote) oder „Huldigung“ (Karrer). Das so wiedergegebene griechische Wort ist latréia. Die Verbform dieses griechischen Hauptworts lautet latre̱u̱ein. Sie unterscheidet sich von dem griechischen Verb diakonéin, das „dienen“ oder „bedienen“ bedeutet und nicht nur in Verbindung mit heiligen Dingen, sondern auch in allgemeinem, gewöhnlichem, weltlichem Sinne gebraucht wird, wie zum Beispiel in Matthäus 8:15.
3. Wieso dachten die Juden, die am Gesetzesbund festhielten, sie könnten nichts Verkehrtes tun, als sie Jesus töteten und seine Jünger verfolgten?
3 Saulus von Tarsus (Kleinasien) war einst ein irregeleiteter Jude, der bis zu seiner Bekehrung die Christen verfolgte. Seine jüdischen Landsleute bezeichnete er als Israeliten, „denen die Annahme an Sohnes Statt gehört und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der heilige Dienst [latréia] und die Verheißungen; denen die Vorväter [Abraham, Isaak und Jakob] angehören und von denen Christus dem Fleische nach abstammt“ (Röm. 9:4, 5). Weil sich die ungläubigen Juden an den im Gesetzesbund festgelegten „heiligen Dienst“ klammerten, dachten sie, sie könnten nichts Verkehrtes tun, als sie Jesus Christus an den Pfahl brachten und auch seine treuen Jünger verfolgten und sogar töteten.
4. Als was bezeichnet Paulus den Dienst der Priesterschaft in den Zeltabteilen, und was stellten diese Tätigkeiten dar?
4 Solange der Gesetzesbund in Kraft war, hatte dieser „heilige Dienst“ darin seinen Platz, und er war für Gott annehmbar. Der Apostel Paulus stufte ihn daher hoch ein, wenn er sagt: „Was nun den früheren Bund betrifft, so hatte er Satzungen des heiligen Dienstes [latréia] und seine heilige Stätte auf dieser Erde. Denn es wurde ein erstes Zeltabteil errichtet, in dem der Leuchter war und auch der Tisch und die Schaustellung der Brote; und es wird ,das Heilige‘ genannt. Aber hinter dem zweiten Vorhang war das Zeltabteil, ,das Allerheiligste‘ genannt. ... Nachdem diese Dinge so errichtet worden sind, treten die Priester allezeit in das erste Zeltabteil, um die heiligen Diensthandlungen [latréia] zu verrichten“ (Hebr. 9:1-6). Dieser zeremonielle heilige Dienst stand mit den Opfern in Verbindung, die für das Volk Israel dargebracht wurden. Er hatte nichts mit den alltäglichen Dingen des Volkes zu tun. Wie der Apostel Paulus zeigt, war dieser unter dem Gesetzesbund dargebrachte „heilige Dienst“ ein Vorbild, eine Vorschau auf christliche Dinge.
5. Ist das, wozu Paulus in Römer 12:1 Christen auffordert, etwas allgemein Übliches, und wie nennt er es?
5 Im Einklang damit schrieb Paulus in seinem Brief an die Christen in Rom: „Daher bitte ich euch inständig, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber als ein lebendiges, heiliges, Gott annehmbares Schlachtopfer darzustellen, das ist ein heiliger Dienst [latréia] gemäß eurer Vernunft. Und formt euch nicht mehr nach diesem System der Dinge“ (Röm. 12:1, 2). Etwas zu tun, was einem Opfer gleichkommt, ist etwas Außergewöhnliches, etwas, was von den unchristlichen Menschen des weltlichen Systems der Dinge im allgemeinen nicht getan wird.
6. Wozu verpflichteten sich die Israeliten gegenüber Gott, als sie den Gesetzesbund mit ihm eingingen, und was sagte der Märtyrer Stephanus darüber?
6 Nachdem die Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft befreit worden waren, wurde ihnen gesagt, wie sie Gott auf organisierte Weise heiligen Dienst darbringen sollten. Das kommt in den Worten des christlichen Märtyrers Stephanus zum Ausdruck: „‚Und diese Nation, der sie wie Sklaven dienen werden, werde ich richten‘, sprach Gott, ,und nach diesen Dingen werden sie ausziehen und werden mir an dieser Stätte heiligen Dienst darbringen [latre̱u̱ein]‘“ (Apg. 7:7). Dadurch, daß die Israeliten durch Moses, ihren Mittler, den Gesetzesbund mit Jehova Gott eingingen, verpflichteten sie sich, Gott heiligen Dienst darzubringen. Später entschlossen sich die meisten Israeliten, die unter diesem Bund standen, andere Götter zu verehren. „Da wandte sich“, wie Stephanus weiter sagte, „Gott ab und gab sie dahin, dem Heer des Himmels heiligen Dienst darzubringen [latre̱u̱ein], so, wie es im Buche der Propheten geschrieben steht: ,Ihr habt doch nicht etwa mir vierzig Jahre lang in der Wildnis Opfertiere und Schlachtopfer dargebracht, o Haus Israel?‘“ (Apg. 7:42).
7. (a) Was brachten die Juden, wie Paulus sagte, Gott dar, um zur Erfüllung seiner Verheißung zu gelangen? (b) Was tat der Apostel Paulus für den Gott seiner Vorväter gemäß dem, was die Juden eine „Sekte“ nannten?
7 Viele Jahre nachdem Jehova Gott den mit dem natürlichen Haus Israel geschlossenen Gesetzesbund aufgehoben hatte, sagte der Apostel Paulus in einem Verhör vor König Agrippa in Cäsarea: „Unsere zwölf Stämme [hoffen] zur Erfüllung dieser Verheißung zu gelangen ..., indem sie ihm [Gott] Nacht und Tag heiligen Dienst darbringen [latre̱u̱ein]. Dieser Hoffnung wegen werde ich von Juden, o König, angeklagt“ (Apg. 26:7). Aufgrund dieser Anklage konnte Paulus in Gegenwart der jüdischen Ankläger vor dem römischen Statthalter Felix erklären: „Ich [gebe] vor dir dies zu, daß ich gemäß dem Wege, den sie eine ,Sekte‘ nennen, dem Gott meiner Vorväter in dieser Weise heiligen Dienst darbringe [latre̱u̱ein], da ich alles glaube, was im ,Gesetz‘ dargelegt ist und in den Propheten geschrieben steht“ (Apg. 24:14; 28:22).
8. (a) Was war mit der „Sekte“ gemeint, gemäß der heute auch die „große Volksmenge“ Gott anbetet? (b) Wieso besteht die große Gefahr, einen irregeleiteten „heiligen Dienst“ darzubringen, und was dient uns gemäß den Worten des Paulus als Schutz?
8 Mit der sogenannten „Sekte“, gemäß der Paulus Jehova als Gott anbetete, war das Christentum gemeint (Apg. 11:26; 1. Petr. 4:16). Heute bekennen die Glieder der „großen Volksmenge“ öffentlich, christliche Zeugen Jehovas zu sein, und sollten daher sehr genau darauf achten, wie sie Jehova heiligen Dienst darbringen. Seit dem Ende der „Zeiten der Nationen“ und dem Beginn der „Zeit des Endes“ im Jahre 1914 gibt es immer mehr falsche Götter und falsche Herren (Luk. 21:24, Bruns). Schon vor neunzehnhundert Jahren hielt es der Apostel Paulus für notwendig, die Christen in der Hauptstadt des Römischen Reiches daran zu erinnern, daß abtrünnige Juden „die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauschten und eher der Schöpfung Verehrung und heiligen Dienst darbrachten [latre̱u̱ein] als dem Schöpfer“ (Röm. 1:25). Paulus zeigte, was ihn davor bewahrte, in seinem heiligen Dienst irregeleitet zu werden, indem er sagte: „Wenn es auch solche gibt, die ,Götter‘ genannt werden, ob im Himmel oder auf der Erde, so, wie es ja viele ,Götter‘ und viele ,Herren‘ gibt, so gibt es für uns tatsächlich e i n e n GOTT, den Vater, aus dem alle Dinge sind und wir für ihn; und es gibt e i n e n Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn“ (1. Kor. 8:5, 6).
„HEILIGER DIENST“ — WIE UND WANN DARGEBRACHT
9. Wann war es nicht mehr angebracht, gemäß dem durch Moses vermittelten Gesetzesbund Gott „heiligen Dienst“ darzubringen, und warum?
9 In den 1 545 Jahren (von 1513 v. u. Z. bis 33 u. Z.), in denen der mit der jüdischen Nation geschlossene Gesetzesbund in Kraft war, war der „heilige Dienst“, den treue Juden Jehova Gott darbrachten, für ihn annehmbar. Nachdem aber der Gesetzesbund dadurch hinweggetan worden war, daß der verherrlichte Jesus Christus im Jahre 33 u. Z. vom Himmel aus als Mittler des neuen Bundes amtete, konnte man nicht mehr durch den von Moses vermittelten Gesetzesbund einen für Jehova, den Gott des neuen Bundes, annehmbaren heiligen Dienst darbringen (Hebr. 8:10-13). Damit der religiöse Dienst der Juden von Jehova Gott hätte gebilligt werden können, hätten sie ihn durch den Mittler darbringen müssen, der größer als Moses ist, nämlich Jesus Christus, der Sohn Gottes, der „Same Abrahams“ (Gal. 3:16). Darauf wies der jüdische Priester Sacharja hin, als er an jenem Frühlingstag des Jahres 2 v. u. Z. erklärte, sein acht Tage alter Sohn solle Johannes genannt werden.
10. (a) Was sollten die Glieder des Volkes Gottes, wie Sacharja am Tage der Beschneidung seines Sohnes sagte, gemäß Gottes Vorsatz Jehova darbringen, nachdem sie von ihren Feinden befreit worden wären? (b) Wessen Vorläufer wurde Johannes im Interesse dieses durch einen Eid bestätigten Bundes?
10 Unter Inspiration erzählte Sacharja von Gottes Vorsatz, „in Verbindung mit unseren Vorvätern Barmherzigkeit zu erweisen und seines heiligen Bundes zu gedenken, des Eides, den er Abraham, unserem Vorvater, schwor, um uns, nachdem wir aus den Händen der Feinde befreit worden sind, das Vorrecht zu gewähren, ihm ohne Furcht heiligen Dienst darzubringen [latre̱u̱ein] mit Loyalität und Gerechtigkeit vor ihm alle unsere Tage“ (Luk. 1:59-75). Johannes, der Sohn Sacharjas, wurde der Vorläufer Jesu Christi, desjenigen, den Gott zur Verwirklichung der Bundesverheißung gebrauchte, die er Abraham gegeben und durch einen unauflösbaren Eid bestätigt hatte (1. Mose 12:3; 22:15-18; Gal. 3:8, 16; Hebr. 6:13-17).
11. Wo bemüht sich die „große Volksmenge“, Gott heute „heiligen Dienst“ darzubringen?
11 Die Glieder der „großen Volksmenge“ sind Personen, die bereits durch den abrahamischen Bund gesegnet werden. Sie befinden sich in den irdischen Vorhöfen des geistigen „Tempels“ Jehovas und bemühen sich, dem Gott Abrahams ohne Furcht „heiligen Dienst“ darzubringen. Doch auf welche Weise? Natürlich treffen die Worte des Apostels Paulus aus 1. Korinther 10:31 auf die „große Volksmenge“ wie auf den Überrest der 144 000 geistigen Israeliten zu: „Darum, ob ihr eßt oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes.“
12. (a) Welche Frage hinsichtlich der „großen Volksmenge“ entsteht aufgrund 1. Korinther 10:31? (b) Sind diese allgemeinen Handlungen an sich ein „heiliger Dienst“, weil wir sie als Zeugen Jehovas verrichten und sie von einem anderen Standpunkt aus sehen?
12 Wollte der Apostel Paulus mit diesen Worten sagen, daß alles, was wir heute als Christen tun, „heiliger Dienst“ (latréia) ist, weil wir es von einem anderen Standpunkt aus sehen? Warum sollte das der Fall sein? Wem dienen wir in Wirklichkeit, wenn wir essen, trinken und schlafen und etwas tun, was alle anderen Menschen auch tun müssen, um am Leben zu bleiben? Natürlich uns selbst. Heute haben wir freilich dabei die Verherrlichung Gottes im Sinn. Wir essen also nicht so viel, daß wir krank oder zum Schlemmer werden; wir trinken nicht so viel Alkohol, daß wir betrunken sind; wir schlafen nicht so viel, daß wir zum Faulenzer oder Tagedieb werden. Sind aber diese grundlegenden, notwendigen Handlungen des täglichen Lebens — Essen, Trinken und Schlafen —, die wir als christliche Zeugen Jehovas genauso verrichten wie alle anderen Menschen unter ihrem religiösen Namen, an sich schon ein „heiliger Dienst“? Nein, warum auch.
13. Wieso verhält es sich anders, wenn die gesalbten Zeugen Jehovas alljährlich an dem entsprechenden Tag das Abendmahl des Herrn feiern?
13 Anders verhält es sich selbstverständlich, wenn christliche Zeugen Jehovas, die mit dem heiligen Geist gesalbt worden sind, alljährlich das Abendmahl feiern. Wenn sie in der Frühlingsnacht des 14. Nisan vom ungesäuerten Brot essen und vom Rotwein trinken, so tun sie das, weil Jesus es ihnen geboten hat und weil er dieser Handlung einen tieferen Sinn verliehen hat. Die Handlung stellt daher einen wichtigen Bestandteil des „heiligen Dienstes“ dar, den diese Glieder des geistigen Leibes Christi ihrem Gott darbringen (1. Kor. 11:20-26; Matth. 26:26-30; Luk. 22:19, 20).
14. Warum ist es ratsam, das zu tun, was in Römer 13:1-7 aufgeführt ist, und wenn wir es tun, unterscheiden wir uns dann von allen anderen gesetzestreuen Bürgern eines Landes?
14 Wenn indes wir alle als christliche Zeugen Jehovas der Anweisung des Apostels Paulus aus Römer 13:1-7 nachkommen, so tun wir nur das, was ein Land von allen seinen Bürgern und von ansässigen Ausländern verlangt. Wir handeln dann so, wie es sich für gute und ordentliche Personen ziemt, und ersparen uns dadurch Schwierigkeiten mit den „obrigkeitlichen Gewalten“. Wir handeln aber auch noch aus einem anderen Beweggrund so, nämlich um ein gutes Gewissen zu bewahren und weil wir wissen, was sich gehört. Doch dieses Verhalten wird dadurch, daß wir heute Zeugen Jehovas sind, nicht automatisch zu dem schriftgemäßen „heiligen Dienst“. Alle gesetzestreuen Bürger tun dasselbe, wenn sie auch nicht dieselben Beweggründe haben wie wir. Wo unterscheiden wir uns also in dieser Hinsicht von ihnen?
15. Was für einen Dienst verrichten wir, wenn wir von Menschen ausgesprochene Verbote bezüglich der Anbetung Jehovas außer acht lassen und etwas tun, was andere Bürger nicht tun, und warum?
15 Nehmen wir aber an, die Obrigkeit eines Landes verbietet uns als christlichen Zeugen Jehovas die Ausübung unseres Gottesdienstes? Wie verhält es sich nun, wenn wir uns an die Worte der Apostel Christi halten: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apg. 5:29)? Wenn wir im Gegensatz zu allen anderen Bürgern weiterhin das tun, was Gott seinen ihm hingegebenen, getauften Zeugen gebietet, bleibt unsere Tätigkeit ein heiliger Dienst für ihn. Das ist auch dann der Fall, wenn andere Bürger des Landes und die Behörden sie für illegal oder gesetzlos erklären.
16. Welcher Gesichtspunkt des „heiligen Dienstes“, zu dem wir verpflichtet sind, wird in Hebräer 10:23-25 erwähnt?
16 In Gottes Wort wird uns zum Beispiel geboten: „Laßt uns an der öffentlichen Erklärung unserer Hoffnung ohne Wanken festhalten, denn treu ist er, der die Verheißung gegeben hat. Und laßt uns aufeinander achten zur Anreizung zur Liebe und zu vortrefflichen Werken, indem wir unser Zusammenkommen nicht aufgeben, wie es bei einigen Brauch ist, sondern einander ermuntern, und das um so mehr, als ihr den Tag herannahen seht“ (Hebr. 10:23-25).
17. Ändert sich durch das Urteil der sich streng an den Buchstaben des Gesetzes haltenden „obrigkeitlichen Gewalten“ etwas an dem geistigen Gesichtspunkt unseres Gehorsams gegenüber der göttlichen Aufforderung?
17 Dieser inspirierten Aufforderung zu gehorchen, auch wenn wir durch Menschen deswegen zu leiden haben, ist ein heiliger Dienst für Jehova Gott, den Höchsten. Mögen die verärgerten „obrigkeitlichen Gewalten“ des betreffenden Landes, die sich streng an den Buchstaben des Gesetzes halten, es bezeichnen, wie sie wollen (2. Tim. 2:8-10).
18. Mit welcher Regierung hat die „öffentliche Erklärung unserer Hoffnung“ etwas zu tun, und was sagte Jesus darüber voraus?
18 Bei dem Bekenntnis oder der „öffentlichen Erklärung unserer Hoffnung“ handelt es sich um Äußerungen über Gottes messianisches Königreich, dessen Herrschaft zum Segen aller Familien der Erde gereichen wird. Jesus sagte in seiner Prophezeiung über den „Abschluß des Systems der Dinge“ hinsichtlich dieser „öffentlichen Erklärung“: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende [télos] kommen“ (Matth. 24:3, 14). „Ihr werdet ... vor Statthalter und Könige gestellt werden, ihnen zu einem Zeugnis. Auch muß unter allen Nationen zuerst die gute Botschaft gepredigt werden“ (Mark. 13:4, 9, 10).
19. Durch welche Personen sollten sich diese prophetischen Worte erfüllen, und wozu zählt ihre Tätigkeit?
19 Durch wen sollen sich diese Prophezeiungen erfüllen oder bewahrheiten? Durch niemand anders als diejenigen, an die die Prophezeiungen gerichtet sind, durch die Gott hingegebenen Jünger Jesu Christi, der diese Prophezeiungen äußerte. Ihre Pflicht zu erkennen und sich an der Erfüllung dieser Prophezeiungen zu beteiligen ist ein Teil des „heiligen Dienstes“, den sie nicht beiseite schieben dürfen.
20. Was sagte Jesus auf einem Berg in Galiläa zu seinen Jüngern, was beweist, daß sie diesen „heiligen Dienst“ verrichten müssen, und was müssen daher diejenigen tun, die in der Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“ leben?
20 Der auferstandene Jesus untermauerte die Tatsache, daß seine Jünger diesen „heiligen Dienst“ verrichten sollten, indem er ungefähr 500 seiner Jünger auf einem Berg in dem Gebiet, das als „Galiläa der Nationen“ bezeichnet wurde, erschien und ihnen gebot: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe. Und siehe! ich bin bei euch alle Tage bis zum Abschluß [syntéleia] des Systems der Dinge“ (Matth. 28:19, 20; 4:15; 1. Kor. 15:6). Seit dem Ende der „Zeiten der Nationen“ im Jahre 1914 leben wir in der Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“. Als Gott hingegebene, getaufte Jünger des auferweckten und mit Herrschermacht ausgestatteten Jesus Christus stehen wir alle unter dem Gebot, diesen uns aufgetragenen „heiligen Dienst“ auszuführen. Dazu sind wir bis zum Ende des „Abschlusses des Systems der Dinge“ verpflichtet — und wir dürfen unsere Hände nicht erschlaffen lassen.
21. (a) Welche Vorrechte werden denen gewährt, die Zutritt zu der himmlischen Stadt, dem Neuen Jerusalem, erlangen? (b) Welche Segnungen werden den Gliedern der „großen Volksmenge“ zuteil, die bis zum Ende der „großen Drangsal“ treu bleiben?
21 Von den 144 000 geistigen Israeliten, die Zutritt zu der himmlischen Stadt, dem Neuen Jerusalem, erlangen, steht geschrieben: „Und es wird keinen Fluch mehr geben, sondern der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt sein, und seine Sklaven werden ihm heiligen Dienst darbringen [latre̱u̱ein]; und sie werden sein Angesicht sehen, und sein Name wird auf ihrer Stirn sein“ (Offb. 22:3, 4). Was die treuen, gehorsamen Glieder der zahllosen „großen Volksmenge“ betrifft, sie werden mit der „Rettung“ aus der „großen Drangsal“ gesegnet werden, mit der die „Zeit des Endes“ zu Ende gehen wird, und unter dem tausendjährigen Königreich des Lammes Gottes werden sie Gott weiterhin in den irdischen Vorhöfen seines geistigen Tempels „heiligen Dienst“ darbringen. „Und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen“ (Offb. 7:9-17).
[Bild auf Seite 24]
Für die Juden war heiliger Dienst stets mit der im Gesetzesbund geforderten Anbetung verbunden.
[Bild auf Seite 25]
„Heiliger Dienst“ schließt ein, Gott unter Verfolgung zu gehorchen, eine öffentliche Erklärung unserer Hoffnung abzulegen sowie Jünger zu machen und sie zu belehren.
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Rebekka — von Jehova gesegnetDer Wachtturm 1980 | 15. November
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Rebekka — von Jehova gesegnet
JEHOVA GOTT lenkte das Geschehen so, daß Rebekka als Frau für Abrahams Sohn Isaak ausgewählt wurde. Doch warum gerade Rebekka? In Gottes Augen muß sie hervorragende Eigenschaften gehabt haben. Sie muß die richtige Frau gewesen sein, um, seinem Vorsatz entsprechend, die Mutter einer Nation, nämlich eines Volkes für seinen Namen, zu werden.
Abraham trifft nach dem Tod seiner geliebten Frau Sara Vorkehrungen, für seinen Sohn Isaak
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