Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • Schätzt du Gottes Geduld?
    Der Wachtturm 1977 | 15. Juli
    • Schätzt du Gottes Geduld?

      „Jehova ... ist geduldig mit euch, weil er nicht will, daß irgend jemand vernichtet werde, sondern will, daß alle zur Reue gelangen“ (2. Petr. 3:9).

      1. (a) Warum schätzen wir Personen, die Geduld mit uns haben? (Spr. 25:15). (b) Was kann geschehen, wenn wir die Geduld mit anderen verlieren?

      SIND wir nicht froh, wenn man uns nicht allzu streng behandelt, sondern Geduld mit uns hat? Wir schätzen es, wenn andere unsere Probleme und Verhältnisse berücksichtigen und uns nach bestem Vermögen freundlich beistehen. Das Leben ist schon schwierig genug, ohne daß wir von ungeduldigen Personen noch unnötig bedrängt werden. Auch würde das Leben für uns nicht angenehmer, wenn wir selbst ungeduldig würden. Dadurch würden wir eher andere ärgern und es ihnen erschweren, uns gegenüber freundlich zu sein. Unsere Ungeduld könnte sogar jemand, von dem wir Hilfe und Zuspruch erwarten, verletzen.

      2, 3. (a) Wovon müssen wir unbedingt überzeugt sein, um die Geduld nicht zu verlieren, wenn wir sehen, daß es gottlosen Menschen gutgeht? (Ps. 37:1-6; Hebr. 11:6). (b) Inwiefern geht aus Prediger 8:12, 13 hervor, daß es das beste ist, Jehova stets zu fürchten?

      2 Wie kann man sich aber in Geduld üben, wenn man sieht, wie Menschen ungerecht behandelt und bedrückt werden, und wenn es den Gottlosen anscheinend gutgeht? Es erfordert Glauben. Ja, wir müssen davon überzeugt sein, daß Jehova Gott alles richtigstellen wird. Das entspricht auch den Beobachtungen König Salomos, die er unter Inspiration in folgende Worte faßte: „Obwohl ein Sünder hundertmal Schlechtes tun und es lange Zeit treiben mag, wie es ihm gefällt, weiß ich doch auch, daß es mit denen, die den wahren Gott fürchten, gut ausgehen wird, weil sie sich vor ihm gefürchtet haben. Mit dem Bösen aber wird es gar nicht gut ausgehen, noch wird er seine Tage verlängern, die wie ein Schatten sind, weil er sich vor Gott nicht fürchtet“ (Pred. 8:12, 13).

      3 Die menschliche Gerechtigkeit mag zu wünschen übriglassen, und Verbrecher mögen wegen gewisser Gesetzeslücken der Strafe entgehen. Rechtsbrecher mögen denken, sie kämen ungestraft davon. Doch Salomo wies darauf hin, daß sich ihre Schlechtigkeit nicht lohnt. Ihr Leben geht schnell vorüber, „wie ein Schatten“; sie können es trotz ihrer Klugheit und trotz all ihrer Pläne nicht verlängern. Andererseits sind gottesfürchtige Menschen keineswegs im Nachteil. Sie bewahren ein reines Gewissen, finden Befriedigung in dem, was sie tun, weil sie wissen, daß es recht ist, und sollten sie sterben, so haben sie die Hoffnung, auferweckt zu werden. Letzten Endes wird es ‘mit denen, die den wahren Gott fürchten, tatsächlich gut ausgehen’.

      4. Woran sollten wir aufgrund der Worte aus 1. Mose 6:5, 6 und Habakuk 1:13 denken, wenn uns das, was wir in der Welt geschehen sehen, beunruhigt?

      4 Darüber hinaus sollten wahre Christen daran denken, daß die Gesetzlosigkeit, die sie so sehr beunruhigt, auch Jehova Gott betrübt. Das wissen wir, weil in der Bibel gesagt wird, wie er gegenüber der gewalttätigen Welt der Tage Noahs empfand. Wir lesen: „Da sah Jehova, daß die Schlechtigkeit des Menschen ausnehmend groß war auf der Erde und daß jede Neigung der Gedanken seines Herzens allezeit nur schlecht war. Und Jehova bedauerte, daß er Menschen auf der Erde gemacht hatte, und es schmerzte ihn in seinem Herzen“ (1. Mose 6:5, 6). Ja, Jehova bedauerte, daß die Menschen so schlecht geworden waren, daß er gezwungen war, sie zu vernichten. Es schmerzte ihn zutiefst, daß sie ihr Leben und all das, was er zur Erhaltung ihres Lebens geschaffen hatte, mißbrauchten. Jahrhunderte später schrieb der Prophet Habakuk über Jehova: „Du bist zu rein von Augen, um Schlechtes [mit einem Wohlgefühl] zu sehen; und Ungemach vermagst du nicht [beifällig] anzuschauen“ (Hab. 1:13).

      5. Warum hat nach den Worten aus 2. Petrus 3:9 Jehova Geduld geübt?

      5 Dessenungeachtet hat Gott, der Allmächtige, die widerspenstige Menschheit geduldig ertragen. Warum? „Jehova ist hinsichtlich seiner Verheißung nicht langsam, wie es einige für Langsamkeit halten, sondern er ist geduldig mit euch, weil er nicht will, daß irgend jemand vernichtet werde, sondern will, daß alle zur Reue gelangen“ (2. Petr. 3:9). Beachten wir, daß Gottes Geduld den Christen zugute kommt, denn der Apostel Petrus richtete die Worte: „Er ist geduldig mit euch“ an seine Glaubensbrüder. Was wollte er damit sagen?

      6. Wieso kann gesagt werden, Jehovas Geduld sei wahren Christen von Nutzen gewesen?

      6 Der Apostel machte klar, daß die angebliche Langsamkeit Gottes von einem ganz anderen Gesichtspunkt aus betrachtet werden sollte. Daß Jehovas Tag der Rache noch nicht gekommen ist, beweist, daß Gott die Menschen liebt und daß ihm daran gelegen ist, daß sie leben, nicht sterben. Einst waren die Christen ungläubig, standen also nicht in seiner Gunst. Hätte der Höchste sein Urteil damals an der gottlosen Welt vollzogen, so wären auch sie umgekommen. Gottes Geduld hat somit zu ihrer Rettung beigetragen und ermöglicht es auch allen übrigen Menschen, gerettet zu werden. Sollten wir dafür nicht dankbar sein?

      7. (a) Wird Jehova mit ungehorsamen Menschen auf unabsehbare Zeit Geduld haben? (Jes. 55:6, 7; Zeph. 2:2, 3). (b) Was beweist, daß wir in den „letzten Tagen“ leben? (c) Warum müssen wir heute Geduld üben?

      7 Jehova Gott wird den „Tag“, an dem er den heute lebenden Menschen Gelegenheit gibt, in seine Gunst zu gelangen, nun bald zum Abschluß bringen (2. Kor. 6:2). Biblische Prophezeiungen und Zeitangaben lassen erkennen, daß das Überhandnehmen von Verbrechen und Gewalttat, von Kriegen, Hungersnöten und Erdbeben sowie von Furcht und Unruhe beweist, daß wir seit 1914 in den „letzten Tagen“ dieser gottlosen Welt leben (Mark. 13:3-37; Luk. 21:7-36; 2. Tim. 3:1-5). Christen müssen, solange die „letzten Tage“ dieses Systems noch andauern, Geduld üben und zuversichtlich auf die Befreiung warten, die Jehova Gott durch seinen Sohn Jesus Christus herbeiführen wird (2. Thess. 1:6-9). Dem ist so, weil diese „letzten Tage“ weiterhin ‘kritische Zeiten sein werden, mit denen man schwer fertig wird’ (2. Tim. 3:1).

      PROPHETEN ALS VORBILDER DER GEDULD

      8. Auf wessen beispielhafte Geduld wies der Jünger Jakobus hin, und welche Frage mag sich daher erheben?

      8 Deshalb sollte das Beispiel, das Gottes Diener der alten Zeit durch ihre Geduld gaben, uns jetzt als Ansporn dienen. „Brüder“, schrieb der Jünger Jakobus, „nehmt euch beim Erleiden von Ungemach und beim Geduldüben die Propheten als Beispiel, die im Namen Jehovas geredet haben“ (Jak. 5:10). Was machten denn diese Propheten alles durch, und warum?

      9. (a) Auf welche Reaktion stießen die Propheten bei ihren Landsleuten? (b) Warum übten sie trotzdem jahrelang Geduld mit den Israeliten?

      9 Die Propheten erlebten es immer wieder, daß ihre israelitischen Zeitgenossen nicht auf sie hören wollten, sondern hartnäckig ihren gesetzlosen Weg weiterverfolgten. Die Bibel faßt die Lage, die damals in Israel und Juda herrschte, mit folgenden Worten zusammen: „Jehova warnte Israel und Juda fortgesetzt durch alle seine Propheten und jeden Visionenseher, indem er sprach: ,Kehret um von euren schlechten Wegen und haltet meine Gebote, meine Satzungen, gemäß dem ganzen Gesetz, das ich euren Vorvätern gebot und das ich euch durch meine Knechte, die Propheten, gesandt habe‘; und sie hörten nicht“ (2. Kö. 17:13, 14). Obwohl sie kein Gehör fanden, dienten Propheten wie Jesaja, Jeremia und Micha treu jahrzehntelang. Sie waren am Wohl ihrer Landsleute interessiert und wußten, daß deren Leben von der Beachtung ihrer Warnungen abhing.

      10. Was mußten die Propheten während der Herrschaft König Ahabs alles erdulden?

      10 Die allgemeine Gleichgültigkeit der Menschen war jedoch nicht das einzige Hindernis, das die Propheten geduldig in Kauf nehmen mußten. Viele wurden beschimpft, mißhandelt und sogar getötet. In den Tagen des israelitischen Königs Ahab zum Beispiel ließ die dem Baalskult ergebene Königin Isebel alle Propheten, deren sie habhaft werden konnte, töten. Hundert andere, die sich mit der Hilfe des gottesfürchtigen Obadja in Höhlen versteckt hielten, entkamen (1. Kö. 18:4, 13). Zur selben Zeit verhütete Jehova, daß sein Prophet Elia, mit dem er noch etwas Bestimmtes vorhatte, Ahab in die Hände fiel (1. Kö. 18:10-12). Später floh sogar Elia um seines Lebens willen vor Isebel (1. Kö. 19:2, 3). Jehova Gott sandte ihn aber wieder dahin zurück, woher er gekommen war, damit er seine Prophetentätigkeit fortsetzte (1. Kö. 19:9, 15-18). Zu einer anderen Zeit befahl König Ahab, Jehovas Propheten Michaja gefangenzusetzen und ihm eine verkürzte Brot- und Wasserration zu geben. Warum? Weil Michaja das Wort Jehovas wahrheitsgetreu verkündet hatte (1. Kö. 22:26, 27).

      11. Was machte Jeremia während seiner jahrelangen Tätigkeit als Prophet alles durch?

      11 Ein anderer Prophet, der viel durchmachte, war Jeremia. Männer aus seiner Heimatstadt Anathoth drohten, ihn zu töten (Jer. 11:21). Einmal ergriff ihn eine wütende Menge, zu der auch Priester und falsche Propheten gehörten, im Tempelbezirk und drohte, ihn umzubringen (Jer. 26:8-11). Die Bibel berichtet, daß der Priester Paschchur, der führende Beauftragte des Tempels, ihn „schlug“. Das kann auch bedeuten, daß der Prophet auf den Befehl Paschchurs geschlagen wurde. Doch da dieser hohe Beamte in der Mißhandlung Jeremias führend voranging, muß das Volk sich angespornt gefühlt haben, den Propheten mit Hohn und Spott zu überschütten und ihn zu mißhandeln. Dann wurde Jeremia über Nacht wie ein Verbrecher in den Stock gelegt (Jer. 20:2, 3, 7, 8). Aufgrund der falschen Anklage, zu den Chaldäern überlaufen zu wollen, wurde Jeremia festgenommen und im „Haus der Fesseln“ gefangengesetzt, und zwar unter solch schlechten Bedingungen, daß sein Leben in Gefahr war. Er wandte sich an König Zedekia, der ihn dann im „Wachthof“ in Gewahrsam setzte (Jer. 37:11-16, 20, 21). Später gab Zedekia den Forderungen der Fürsten nach, die verlangten, daß er ihnen Jeremia ausliefere. Die Fürsten beabsichtigten, den Propheten umzubringen, und warfen ihn deshalb in eine schlammige Zisterne (Jer. 38:5, 6).

      12. Was offenbart Jeremia 38:20 und 8:21 bis 9:1 über Jeremias Geduld?

      12 Dem Propheten Jeremia wurde von seinen Landsleuten wirklich viel Böses zugefügt. Er übte aber weiterhin Geduld und ließ sich nicht gegen sie erbittern. So bewies er zum Beispiel, nachdem König Zedekia ihn den Fürsten ausgeliefert hatte, die ihm nach dem Leben trachteten, daß er immer noch am Wohl dieses schwachen Monarchen interessiert war. Er bat ihn flehentlich: „Gehorche, bitte, der Stimme Jehovas in dem, was ich zu dir rede, und es wird dir wohl ergehen, und deine Seele wird weiterhin leben“ (Jer. 38:20). Schon früher hatte Jeremia, als er über das schreckliche Gericht nachdachte, das über Juda und Jerusalem kommen sollte, keine Rachegefühle zum Ausdruck gebracht, sondern Betrübnis. Er sagte damals: „Wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes bin ich zerschlagen. Ich bin traurig geworden. Entsetzen hat mich ergriffen. Ist kein Balsam in Gilead? Oder gibt es dort keinen Heiler? Warum denn ist die Genesung der Tochter meines Volkes nicht gekommen? O daß mein Haupt Wasser wäre und daß meine Augen ein Tränenquell wären! Dann könnte ich Tag und Nacht die Erschlagenen der Tochter meines Volkes beweinen“ (Jer. 8:21 bis 9:1). Welch große Geduld und welche Liebe zu seinem Volk, den Israeliten, brachte Jeremia dadurch zum Ausdruck!

      13. Was beweist, daß die Propheten über die Zustände, die sie beobachteten, betrübt waren? (Jer. 5:3, 4).

      13 Wir sollten aber nicht denken, Jeremia und die anderen treuen Propheten hätten die furchtbaren Ungerechtigkeiten und die Bedrückung im Land nicht empfunden. Sie sehnten sich nach Erleichterung. Der Prophet Habakuk zum Beispiel fühlte sich veranlaßt auszurufen: „Warum läßt du mich Schädliches sehen und schaust ständig auf nichts als Ungemach? Und warum sind Verheerung und Gewalttat vor mir, und warum entsteht Gezänk, und warum wird Streit geführt? Darum wird das Gesetz kraftlos, und das Recht geht niemals hervor. Denn der Böse umgibt den Gerechten, darum kommt das Recht verdreht hervor“ (Hab. 1:3, 4).

      14. Was taten die treuen Propheten, Jehova und seine Botschaft betreffend, nicht, obwohl sie sich wegen der schlimmen Zustände nach Erleichterung sehnten? (Jer. 20:9; Micha 3:8).

      14 Dennoch ließen die treuen Propheten nicht zu, daß sich ihr Wunsch nach Erleichterung so weit entwickelte, daß sie Jehova gegenüber ungeduldig wurden oder aufhörten, seine Botschaft zu verkündigen. Sie waren bereit — solange Jehova zu einem bestimmten Zweck Geduld übte —, Schmähungen zu ertragen, während sie seine Botschaft verkündigten: „Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen, denn warum solltet ihr sterben, o Haus Israel?“ (Hes. 33:11).

      IHRE BEISPIELHAFTE GEDULD SOLLTE UNS ZUR TAT ANSPORNEN

      15. Warum haben wir noch viel eher Grund, geduldig zu sein, als die hebräischen Propheten?

      15 Wenn schon die hebräischen Propheten Geduld übten, sollten wir es erst recht tun. Warum? Weil wir ihnen gegenüber weit im Vorteil sind. Die Propheten sahen dem Kommen des Messias glaubensvoll entgegen, wußten aber, daß sie dieses große Ereignis nicht erleben würden. Jesus Christus sagte zu den Juden: „Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben die Dinge zu sehen begehrt, die ihr erblickt, und haben sie nicht gesehen, und die Dinge zu hören, die ihr hört, und haben sie nicht gehört“ (Matth. 13:17). Vieles von dem, was die Propheten glaubensvoll erwarteten, hat sich vor Jahrhunderten erfüllt. Außerdem haben viele, die heute leben, gesehen, wie sich andere Prophezeiungen erfüllten (Offb. 6:1-8; 17:8). Dadurch, daß Jesus sein Leben opferte, erhielten wir die absolute Gewißheit, daß sich alle Verheißungen Gottes erfüllen werden (2. Kor. 1:20, 21). Wir sehen täglich Beweise dafür, daß wir in der „Zeit des Endes“ leben (Dan. 11:40-43; 12:1, 4; Matth. 24:7-14). Daher treffen auf uns die ermunternden Worte Jesu Christi zu: „Richtet euch auf und hebt eure Häupter empor, denn eure Befreiung naht“ (Luk. 21:28). Ja, bald wird der Sohn Gottes als „König der Könige und Herr der Herren“ gegen die Gottlosen vorgehen und die willkommene Befreiung von allem Leid und aller Bedrückung herbeiführen (Offb. 19:11-21).

      16. Wie können wir beweisen, daß wir Jehovas Geduld schätzen?

      16 Sollten wir also nicht geduldig auf diesen großen Tag warten, besonders da er so nahe ist? Sollten wir nicht den Wunsch haben, noch möglichst vielen zu helfen, Gottes Weg der Rettung kennenzulernen? Sollten wir nicht auch bereit sein, die Unzulänglichkeiten anderer geduldig in Kauf zu nehmen? Wenn wir Gottes Geduld aufrichtig schätzen und erkannt haben, daß sie für uns Rettung bedeutet, werden wir den innigen Wunsch haben, dies zu tun.

      DIE KÖSTLICHE FRUCHT DER GEDULD

      17. Welches Beispiel, das in Jakobus 5:7, 8 angeführt wird, zeigt, daß wir Geduld üben müssen, wenn wir gute Ergebnisse sehen möchten?

      17 Wenn wir weiterhin die Geduld der treuen Propheten nachahmen, kann dies zu vortrefflichen Ergebnissen führen. Das geht aus den Worten des Jüngers Jakobus hervor: „Übt ... Geduld, Brüder, bis zur Gegenwart des Herrn. Seht! Der Landwirt wartet die köstliche Frucht der Erde ab und übt Geduld ihretwegen, bis er den Frühregen erhält und den Spätregen. Übt auch ihr Geduld; befestigt eure Herzen“ (Jak. 5:7, 8).

      18. Was kann der Landwirt in Erwartung der Ernte tun, obwohl er es nicht regnen lassen und das Wachstum der Saat nicht beschleunigen kann?

      18 Der Landwirt kann nichts tun, um Regen zu erhalten oder um das Wachstum der Saat zu beschleunigen. Er kann lediglich fleißig seiner Aufgabe als Landwirt nachkommen: den Boden bearbeiten, den Samen aussäen und sich dann um die Saat kümmern. Er hat aber keine Macht über den Regen und kann auch die vom Schöpfer festgelegten Gesetze über das Wachstum der Saat nicht abändern. Sein Warten unter Verhältnissen, die er nicht ändern kann, sein Warten, das den Gesetzen Jehovas entspricht, wird als „Geduldüben“ bezeichnet. Während er fortgesetzt sein möglichstes tut, wachsen die Pflanzen und bringen schließlich Frucht hervor.

      19. Welche Rolle spielt die Geduld, wenn es darum geht, Früchte in Form von echten Jüngern hervorzubringen?

      19 Das trifft heute auch auf wahre Christen zu. Es ist unsere Aufgabe, die „gute Botschaft“ zu verkündigen und Menschen, die Interesse zeigen, über Gottes Wort zu belehren (1. Kor. 9:16; Matth. 28:19, 20). Wir können aber weder durch unsere Geschicklichkeit noch durch Methoden, die wir selbst ausgedacht haben, das geistige Wachstum bewirken oder es beschleunigen. Wir müssen in dieser Hinsicht auf Jehova warten und dabei geduldig unseren Teil tun, indem wir genau nach seinem Wort handeln. Der Apostel Paulus zeigte dies klar und deutlich, als er schrieb: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat es fortwährend wachsen lassen, so daß weder der Pflanzende etwas ist noch der Begießende, sondern Gott, der es wachsen läßt. Der Pflanzende nun und der Begießende sind eins, doch wird jeder seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen mühevollen Arbeit empfangen. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter“ (1. Kor. 3:6-9). Jehova Gott wird nicht versäumen, seinen Teil zu tun. Erweisen wir uns daher als seine treuen Mitarbeiter, wodurch wir zeigen, daß wir die Geduld, die er uns erwiesen hat, schätzen. Wie glücklich werden wir dann sein, wenn wir sehen, wie einiges von dem, was wir gepflanzt und begossen haben, zu vollem christlichem Wuchs gelangt! Ja, wir werden Früchte sehen: echte Jünger Jesu Christi.

  • Bleibe geduldig!
    Der Wachtturm 1977 | 15. Juli
    • Bleibe geduldig!

      „Nach Jehova werde ich ständig Ausschau halten. Ich will eine wartende Haltung gegenüber dem Gott meiner Rettung bekunden. Mein Gott wird mich hören“ (Micha 7:7).

      1. Was hat Jehovas Geduld bewirkt?

      GEDULD bringt tatsächlich viel ein. Gottes Geduld hat bewirkt, daß Menschen die wunderbare Gelegenheit erhielten, seine anerkannten Diener zu werden und schließlich ewiges Leben zu erlangen (Joh. 17:3; 2. Petr. 3:9; 1. Tim. 2:3, 4). Sie hat es ihnen ermöglicht, seine Forderungen kennenzulernen und zu beginnen, sich ihnen anzupassen. Viele haben dies getan. Ihr Leben hat dadurch einen Sinn erhalten, und die Enttäuschungen und Schwierigkeiten der Menschen, die Gottes gerechte Maßstäbe außer acht lassen, sind ihnen dadurch erspart geblieben.

      2. Inwiefern lohnt es sich für uns, mit anderen Geduld zu haben?

      2 Auch für uns Menschen lohnt es sich, Geduld zu üben. Der Geduldige läßt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen und läuft wahrscheinlich weniger Gefahr, vorschnell zu handeln. Er behält ein gutes Gewissen und vermeidet unnötigen Zank und Streit. Dies ist auch vorteilhaft für die Gesundheit. Ein biblisches Sprichwort lautet: „Ein gelassenes Herz ist das Leben des fleischlichen Organismus“ (Spr. 14:30). Geduld und Gelassenheit — selbst unter widrigen Umständen — tragen zur Gesundheit des ganzen Körpers bei. Ständige Aufregungen und viel Ärger sind dagegen wie eine Krankheit, die den menschlichen Organismus schwächt. Wenn man bedenkt, wie viele Vorteile die Geduld mit sich bringt, sollten wir bestimmt bestrebt sein, diese vortreffliche Eigenschaft zu offenbaren.

      3. Warum sollten wir uns verpflichtet fühlen, mit anderen Geduld zu haben?

      3 Es gibt aber noch einen weiteren guten Grund dafür, geduldig zu sein: Wir sollten es als eine Verpflichtung ansehen. Warum? Weil Jesus Christus den Grundsatz aufstellte: „Alles ..., was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun“ (Matth. 7:12). Möchten wir nicht, daß man mit uns Geduld hat? Wir schätzen es, wenn andere uns geduldig zuhören, wenn wir ihnen etwas Wichtiges zu sagen haben. Wir sind auch gern mit Menschen zusammen, die uns etwas, was wir nicht verstehen, geduldig erklären. Es ist viel leichter, mit Menschen umzugehen, die bereit sind, unsere kleinen Fehler zu übersehen, und die uns trotz unserer immer wieder auftretenden Schwächen geduldig ertragen. Sollten wir also in dieser Beziehung nicht ebenso geduldig sein wollen?

      4. Vor allem aus welchem Grund sollten wir uns bemühen, geduldig zu sein?

      4 Doch der triftigste Grund für unser Bemühen, Geduld zu üben, sollte unser Wunsch sein, Jehova Gott zu gefallen. Er ist geduldig, und wir werden aufgefordert, ihn nachzuahmen. Die Bibel spornt uns an mit den Worten: „Werdet Nachahmer Gottes als geliebte Kinder“ (Eph. 5:1). Was hilft uns aber, Gottes Geduld in noch größerem Maße widerzuspiegeln?

      DIE GEFÄHRLICHKEIT DER UNGEDULD ERKENNEN

      5. Mit welchem unangenehmen Charakterzug wird in Prediger 7:8 Ungeduld in Verbindung gebracht, und wie mag sich dies zeigen?

      5 Wir dürfen unangebrachte Ungeduld nicht leichtnehmen. Die Bibel sagt: „Besser ist einer, der geduldig ist, als einer, der hochmütigen Geistes ist. Sei nicht eilig in deinem Geiste, gekränkt zu werden, denn sich gekränkt zu fühlen ruht im Busen der Unvernünftigen“ (Pred. 7:8, 9). Hier wird der Geduldige dem Hochmütigen oder Stolzen gegenübergestellt. Der Stolze mag denken: „Sollte ich den Ärger und die Aufregungen, die andere durch ihre Unvernunft und ihre Selbstsucht verursachen, einfach stillschweigend hinnehmen? Wer bin ich denn in ihren Augen?“ Der Hochmütige faßt auch schnell alles persönlich auf und wird über jeden, der ihn zurechtweisen möchte, wütend. Er nährt einen heimlichen Groll, hegt ihn gleichsam in seinem „Busen“.

      6. Warum kann gesagt werden, ein hochmütiger, ungeduldiger Mensch sei auch „unvernünftig“?

      6 Ein solcher Mensch ist wirklich „unvernünftig“. Seine Neigung, schnell beleidigt oder gekränkt zu sein, veranlaßt ihn zu unbedachtem Reden und Handeln, und das kann sich für ihn und für andere nachteilig auswirken. Auch sieht er sich selbst nicht im richtigen Licht. Nicht umsonst schrieb Paulus die ermahnenden Worte in Römer 12:3: „Ich [sage] einem jeden, der sich unter euch befindet, nicht höher von sich zu denken, als zu denken nötig ist, sondern so zu denken, daß er gesunden Sinnes sei.“ Darüber hinaus gefährdet jemand, der zuläßt, daß Hochmut und Ungeduld sich seiner bemächtigen, sein Verhältnis zu Jehova Gott. Wieso? Weil ‘Gott den Hochmütigen widersteht, den Demütigen aber unverdiente Güte erweist’ (1. Petr. 5:5).

      7. Ist Ungeduld in jedem Fall auf Stolz zurückzuführen? Begründe deine Antwort.

      7 Natürlich ist Ungeduld nicht in jedem Fall auf Stolz zurückzuführen. Angenommen, eine Familie ist bei Freunden zum Mittagessen eingeladen und muß zu einer bestimmten Zeit dort sein. Der Vater und die Mutter sind früh genug fertig zum Weggehen, um sich nicht abhetzen zu müssen. Die Tochter dagegen trödelt herum, weil sie entweder keine Lust hat mitzugehen oder aus irgendeinem anderen Grund nicht gehen möchte. Die Eltern treiben sie vielleicht zur Eile an, damit sie nicht zu spät kommen. Die Ungeduld, die ihr Ton verraten mag, hat nichts mit Stolz zu tun. Sie regen sich vielleicht lediglich über die Rücksichtslosigkeit ihrer Tochter auf oder befürchten, sie könnten durch ihr Zuspätkommen ihre Gastgeber verärgern. Wir sehen daraus, daß wir auch nichts tun sollten, was anderen berechtigten Anlaß geben könnte, unsertwegen die Geduld zu verlieren. Auch in diesem Fall trifft der Grundsatz zu: „Wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun, so tut auch ihnen“ (Luk. 6:31).

      8. Was lernen wir aus 1. Samuel 13:3-14 über die Gefährlichkeit der Ungeduld?

      8 Es kann also vorkommen, daß wir berechtigten Grund haben, ungeduldig zu werden. Wir sollten aber daran denken, daß Ungeduld, die auf Stolz zurückzuführen ist oder die uns veranlaßt, unbedacht zu handeln, gefährlich ist. Welche Folgen es haben kann, wenn man seine Ungeduld nicht bezähmt, sehen wir zum Beispiel bei König Saul. Als sein Sohn Jonathan die Garnison der Philister in Geba geschlagen hatte, scharten sich die Philister zu einem großen Heer zusammen, um zum Gegenschlag auszuholen. Sie lagerten sich in Michmasch. Währenddessen wartete Saul in Gilgal im Jordantal auf den Propheten Samuel. Als der Prophet nicht zu der erwarteten Zeit eintraf, wurde Saul ungeduldig. Er befürchtete, die Philister könnten ihn angreifen, bevor er ein Brandopfer dargebracht und sich so den Beistand Jehovas gesichert hätte. Da sich bereits viele Männer von ihm abgewandt hatten, befürchtete er ferner, daß ihm durch eine weitere Verzögerung das ganze Heer davonlaufen könnte. Er gab daher seiner Ungeduld nach und ging vermessen daran, das Schlachtopfer darzubringen, obwohl ihm Jehova durch Samuel geboten hatte zu warten. Kurz danach kam Samuel (1. Sam. 13:3-12). Diese eine unbedachte Handlung hatte ernste Folgen. Samuel sagte zu Saul: „Du hast töricht gehandelt. Du hast das Gebot Jehovas, deines Gottes, das er dir gebot, nicht gehalten, denn wenn du es getan hättest, so hätte Jehova dein Königreich über Israel gefestigt auf unabsehbare Zeit. Und nun wird dein Königreich keinen Bestand haben“ (1. Sam. 13:13, 14). Stellen wir uns das vor! Sauls Ungeduld, die zu dieser sündigen Handlung führte, war einer der Hauptgründe, weshalb Jehova seiner Nachkommenschaft das Recht auf das Königtum entzog. Wir sollten daher die Folgen, die unberechtigte Ungeduld für uns haben kann, nicht unterschätzen.

      VON JEHOVA LERNEN

      9. (a) Wie zeigte Jesus durch sein Gleichnis von den zwei verschuldeten Sklaven, daß zwischen Vergebung und Geduld eine Beziehung besteht? (b) Was können wir von Jehova nicht erwarten, wenn wir mit unseren Brüdern keine Geduld haben und ihnen gegenüber unbarmherzig sind?

      9 Geduldig zu sein schließt auch die Bereitschaft ein, anderen, die gegen uns gesündigt haben, zu vergeben. Eine nähere Betrachtung der Bereitschaft Jehovas zu vergeben kann uns sehr helfen, mit unseren Mitmenschen Geduld zu haben. Ein Gleichnis Jesu Christi zeigt dies sehr deutlich. Der Apostel Petrus hatte die Frage aufgeworfen: „Herr, wievielmal mag mein Bruder gegen mich sündigen und soll ich ihm vergeben? Bis zu siebenmal?“ Jesus erwiderte: „Ich sage dir: Nicht bis zu siebenmal, sondern: Bis zu siebenundsiebzigmal.“ Dann erzählte er das Gleichnis von zwei Sklaven. Einer der beiden schuldete dem König 60 000 000 Denare. Als dieser Sklave seine Schuld bezahlen sollte, sagte er flehentlich: „Habe Geduld mit mir, und ich will dir alles zurückzahlen.“ Von Mitleid bewegt, erließ ihm der König die ganze Schuld. Darauf ging dieser Sklave zu einem Mitsklaven und verlangte von ihm, daß er ihm die 100 Denare, die er ihm schuldete, zurückzahle. Dieser Sklave flehte ihn an mit den Worten: „Habe Geduld mit mir, und ich will es dir zurückzahlen.“ Doch der Sklave, dem eine viel größere Schuld erlassen worden war, war nicht bereit, sich zu gedulden. Er ließ seinen Mitsklaven ins Gefängnis werfen. Als der König dies erfuhr, besann er sich eines anderen und ließ den ungeduldigen und unbarmherzigen Sklaven ins Gefängnis einliefern. Jesus wandte dieses Gleichnis mit den Worten an: „In gleicher Weise wird mein himmlischer Vater auch mit euch verfahren, wenn ihr nicht ein jeder seinem Bruder aus eurem Herzen heraus vergebt“ (Matth. 18:21-35).

      10. Wie sollten wir die Fehler unserer Brüder betrachten, verglichen mit der Sündenschuld, die Gott uns vergeben hat?

      10 Verglichen mit der großen Sündenschuld, die Jehova Gott uns aufgrund des Opfers seines Sohnes vergeben hat, ist jede Sünde, die ein christlicher Bruder gegen uns begehen mag, wirklich unbedeutend. Mit welchem Recht wollten wir also — wenn er bereut — die Geduld mit ihm verlieren oder wünschen, daß er für das, was er uns angetan hat, büßen sollte?

      11. (a) Wozu war Jehova bereit, um die Grundlage für die Sündenvergebung zu schaffen? (Röm. 5:6-8). (b) Wie sollte uns das Beispiel, das Gott uns durch die Beschaffung eines Sühnopfers gegeben hat, berühren? (1. Joh. 4:11).

      11 Wir sollten auch nicht vergessen, daß Jehova Gott ein großes Opfer brachte, um die Grundlage für die Sündenvergebung zu schaffen. Er liebte seinen Sohn innig. Jesus Christus sagte selbst: „Der Vater hat Zuneigung zum Sohn“ (Joh. 5:20). Dennoch war der Höchste bereit, diesen zugunsten der Menschenwelt als ein „Sühnopfer“ für unsere Sünden hinzugeben (Joh. 3:16; 1. Joh. 2:2). Kein Mensch hat je so viel geopfert, um eine Grundlage für die Wiederherstellung guter Beziehungen zu jemandem zu schaffen, der gegen ihn gesündigt hat. Jehova hat uns wirklich ein hervorragendes Beispiel gegeben, durch das wir uns angespornt fühlen sollten, mit denen, die gegen uns sündigen mögen, Geduld zu haben.

      DIE RICHTIGE EINSTELLUNG GEGENÜBER ANDEREN

      12. (a) Welche Lehre können wir in bezug auf unsere Brüder aus Römer 12:4-8 und 1. Korinther 12:14-26 ziehen, und wieso kann uns dies helfen, mit ihnen Geduld zu haben? (b) Inwiefern kann uns der Rat aus Philipper 2:3 helfen, Geduld zu üben?

      12 Auch die richtige Einstellung anderen gegenüber hilft uns, Geduld zu üben. Wir müssen berücksichtigen, daß sowohl die Menschen als auch die Verhältnisse der einzelnen verschieden sind. Einige fassen zum Beispiel langsam auf, während andere ausführliche Anweisungen sehr schnell begreifen. Das bedeutet aber nicht, daß ein langsamer oder etwas umständlicher Mensch weniger wertvoll wäre. Er mag dafür gütiger, freundlicher und großzügiger sein. Wir tun also gut daran, den Menschen als Ganzes zu sehen. Der Apostel Paulus gab den Philippern den sehr passenden Rat: „[Achtet] die anderen höher ... als euch selbst“ (Phil. 2:3). Kein unvollkommener Mensch hat alle wünschenswerten Eigenschaften. Wer demütig ist, sieht ohne weiteres ein, daß andere auf Gebieten, auf denen er schwach ist, besonders stark sind und daß auch er ihre Geduld vielleicht oft auf die Probe stellt.

      13. Was beweist, daß Jesus mit seinen Aposteln Geduld hatte?

      13 Jesus Christus ließ deutlich erkennen, wie man anderen gegenüber eingestellt sein sollte. Er nahm die Rangstreitigkeiten seiner Apostel und ihre mangelhafte Auffassungsgabe geduldig in Kauf. Er wurde nie zornig über sie. Statt dessen veranschaulichte er ihnen das, was er sie lehren wollte, anhand von Beispielen (Mark. 9:33-37; Joh. 13:5-17). Wir lesen nirgends etwas davon, daß Jesus Christus seine Gefährten jemals heruntergeputzt hätte. Wie gut wäre es also, sein vollkommenes Beispiel nachzuahmen!

      BEREIT SEIN ZU WARTEN

      14. Warum könnten manche Brüder, die nach Verantwortung in der Versammlung streben, ungeduldig werden?

      14 Unsere Geduld wird aber nicht nur durch die Schwächen und Fehler unserer Mitmenschen auf die Probe gestellt. Oft geht es auch darum, daß wir auf etwas, was wir uns wünschen, warten können. Werden wir ungeduldig wie ein Kind, das alles sofort haben möchte, oder sind wir bereit, bis zur gegebenen Zeit geduldig zu warten? Vielleicht bist du ein Bruder in der Christenversammlung und möchtest gern Dienstamtgehilfe werden. Fällt es dir schwer, zu warten, bis du ‘auf deine Eignung geprüft bist’? (1. Tim. 3:10). Vielleicht bist du aber schon seit etwa einem Jahr Dienstamtgehilfe. Denkst du, es wäre jetzt an der Zeit, daß man dich als Ältesten empfehlen würde? Oder bist du bereit zu warten und nutzt inzwischen deine Zeit gut aus, um eine gründliche Erkenntnis und ein besseres Verständnis des Wortes Gottes zu erlangen, ja erweist du dich auch als hilfsbereit, zuverlässig, rücksichtsvoll und als dem Dienst Jehovas völlig ergeben?

      15. (a) Warum sollte jemand, der mit Verantwortung betraut werden möchte, eine nüchterne Selbstprüfung anstellen? (Jak. 3:1, 2). (b) Was könnte ein Bruder, der am Hüten der Schafe teilhaben möchte, sich fragen?

      15 Es ist bestimmt lobenswert, wenn Brüder nach größerer Verantwortung „streben“. Der Apostel Paulus schrieb: „Dieses Wort ist zuverlässig. Wenn jemand nach dem Amt eines Aufsehers strebt, begehrt er vortreffliche Arbeit“ (1. Tim. 3:1). Größere Verantwortung bringt aber auch größere Verpflichtungen mit sich. Jesus Christus legte die Regel fest: „Wen man über vieles setzt, von dem wird man mehr als das Übliche verlangen“ (Luk. 12:48). Wenn du also nach größerer Verantwortung strebst, solltest du dich zuerst fragen, ob du durch deine Lebensweise als Christ nicht ein Beispiel gibst, das andere Glieder der Versammlung bei einer näheren Betrachtung für fragwürdig halten könnten. Du könntest dich auch fragen: Möchte ich meinen Brüdern wirklich dienen? Verfüge ich über die göttliche Weisheit und Einsicht, Dinge zu beurteilen, bei denen es um Menschenleben geht? Könnte ich vernünftige, schriftgemäße Ratschläge geben, die anderen helfen würden, ihre persönlichen und ihre Familienprobleme zu lösen? Betrachten mich andere aufgrund meiner christlichen Lebenserfahrung wirklich als einen „älteren Mann“? Eine solch nüchterne Selbstprüfung mag dir helfen, jede Neigung zur Ungeduld zu unterdrücken. Sie mag dir die Notwendigkeit vor Augen führen, geduldig zu warten, bis du so weit bist, daß du deinen Brüdern wirklich gut dienen kannst.

      16. Inwiefern könnten die Worte des Apostels Paulus aus 1. Timotheus 5:22, 24, 25 einem Bruder helfen, demütig und geduldig zu warten, bis andere sehen können, daß er sich für verantwortlichere Aufgaben eignet?

      16 Du magst dir dadurch auch der schweren Verantwortung bewußt werden, die auf Ältesten ruht, die Brüder für den Dienst eines Aufsehers empfehlen. Der Apostel Paulus gab Timotheus den Rat: „Lege niemals deine Hände jemandem voreilig auf; auch habe nicht teil an den Sünden anderer; bewahre dich selbst keusch“ (1. Tim. 5:22). Wenn sich Timotheus nicht vergewissert hätte, daß der Ernannte wirklich den biblischen Erfordernissen entsprach, dann wäre er in einem gewissen Maß verantwortlich gewesen, wenn der Betreffende sich etwas hätte zuschulden kommen lassen. So ist es auch heute. Warum also nicht demütig und geduldig warten, bis andere deine vortrefflichen Werke sehen? Denke daran, daß so, wie schlechte Taten schließlich ans Licht kommen, auch vortreffliche Werke nicht verborgen bleiben. Der Apostel Paulus wies Timotheus auf diese Tatsache hin, als er schrieb: „Die Sünden einiger Menschen sind öffentlich kund und führen direkt zum Gericht, bei anderen Menschen aber werden die Sünden später ebenfalls kund. Ebenso sind auch die vortrefflichen Werke öffentlich kund, und die, die anders sind, können nicht verborgen gehalten werden“ (1. Tim. 5:24, 25).

      17. Welche Einstellung, die der Prophet Micha hatte, sollten wir entwickeln, und in welchen Lebenslagen sollten wir geduldig sein?

      17 Ja, wir sollten in allen Lebenslagen den biblischen Rat befolgen: „Harre auf Jehova von nun an bis auf unabsehbare Zeit“ (Ps. 131:3). Wir wollen nicht ungeduldig werden, weil Gottes großer Tag der Urteilsvollstreckung noch nicht gekommen ist. Statt dessen wollen wir zuversichtlich sein und wie Micha sagen: „Was aber mich betrifft, nach Jehova werde ich ständig Ausschau halten. Ich will eine wartende Haltung gegenüber dem Gott meiner Rettung bekunden. Mein Gott wird mich hören“ (Micha 7:7). Üben wir weiterhin Geduld mit allen, indem wir ihnen ihre geringfügigen Sünden, die sie gegen uns begehen, vergeben und indem wir ihre Unzulänglichkeiten und ihre Verhältnisse berücksichtigen. Ja, lassen wir nie zu, daß Ungeduld und Stolz eine Gefahr werden für unser Verhältnis zu unserem geduldigen Gott, Jehova.

      [Bild auf Seite 432]

      Jesus war im Geduldüben ein vollkommenes Beispiel; er nahm die Schwächen seiner Apostel in Kauf und veranschaulichte ihnen das, was er sie lehren wollte, anhand von Beispielen.

  • ‘Der Weise werde ein Tor’
    Der Wachtturm 1977 | 15. Juli
    • ‘Der Weise werde ein Tor’

      ● Was würdest du sagen, wenn jemand einen Weisen ermuntern würde, ein Tor zu werden? Wahrscheinlich würdest du diese Worte für einen sehr schlechten Rat halten. Doch unter Umständen kann es der beste Rat sein. Der Apostel Paulus schrieb an die Christen in Korinth: „Wenn jemand unter euch denkt, er sei in diesem System der Dinge weise, so werde er ein Tor, damit er weise werde“ (1. Kor. 3:18). Jemand mag, vom Standpunkt eines Menschen aus betrachtet, weise sein und bestimmte Fähigkeiten, einen gewissen Scharfsinn oder eine philosophische Bildung haben. Um aber ein Diener Jehovas sein und seine Anerkennung genießen zu können, sollte er die wahre Anbetung zum Mittelpunkt seines Lebens machen. Sein Glaube, der durch christliche Werke unterstützt wird, läßt ihn in den Augen der Welt als einen Toren erscheinen. Daß er jedoch in diesem Sinne zu einem Toren wird, macht ihn weise, denn es bringt heute schon reiche geistige Segnungen mit sich und stellt ihm ewiges Leben in Gottes neuer Ordnung in Aussicht.

Deutsche Publikationen (1950-2025)
Abmelden
Anmelden
  • Deutsch
  • Teilen
  • Einstellungen
  • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Datenschutzeinstellungen
  • JW.ORG
  • Anmelden
Teilen