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  • Eine patriarchalische Gesellschaft
    Der Wachtturm 1952 | 15. September
    • Eine patriarchalische Gesellschaft

      „Abraham, das Familienhaupt … Durch Glauben hielt er sich vorübergehend in dem Lande der Verheissung auf wie in einem fremden Lande, und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheissung.“ — Heb. 7:4; 11:9, NW.

      1. Warum finden es Christen heute zeitgemäss, einige der Schattenbilder und Systeme früherer Gesellschaften zu prüfen?

      GOTTESFÜRCHTIGE Menschen beobachten auf der ganzen Erde den gegenwärtigen Zerfall der korrupten Alten-Welt-Gesellschaft. Biblische Prophezeiungen und das Zeichen der Zeiten beweisen endgültig, dass diese Alten-Welt-Systeme der Dinge in unmittelbarer Zukunft, tief gedemütigt durch eine totale Niederlage, für immer von der Weltbühne abtreten werden. Glücklicherweise hat Jehova Gott in seiner grossen Barmherzigkeit und Voraussicht für die Generation der Gerechten, die jetzt auf Erden wohnen, eine Aufzeichnung seiner göttlichen Offenbarungen aufbewahrt, die eine Menge von Geheimnissen enthalten. Diese beziehen sich auf unser gegenwärtiges und künftiges Wohl. Kraft der Ereignisse werden nun viele dieser Geheimnisse durch den Grossen Ausleger selbst enthüllt. (Dan. 2:47) Aus diesen kann eine aufklärende Vision der Einzelheiten erlangt werden, die in der Neuen-Welt-Ordnung der Dinge in Wirksamkeit sein werden. Heute nimmt die neue Ordnung der Dinge bereits Gestalt an, und sie wird zur Zeit von Harmagedon völlig in Funktion sein und die Lücke ausfüllen, die nach dem katastrophalen Verschwinden der alten Ordnung da sein wird. Aus diesem Grunde studieren Gottes Zeugen auf Erden nun fleissig die Heilige Schrift, um die zahlreichen Schattenbilder, Grundsätze, Methoden, Verfahrungsweisen und Systeme gründlich zu prüfen, die von den Gesellschaften der Diener Gottes in biblischen Zeiten angewandt wurden. Gottes Handlungsweise mit diesen Gesellschaften in alter Zeit schattete manche Entwicklung in der Neuen-Welt-Ordnung der Dinge vor. — Röm. 15:4, NW.

      2. Was ist mit dem Ausdruck „patriarchalische Gesellschaft“ gemeint? Wann existierte solch eine Art biblischer Gesellschaft?

      2 Unser jetziges Vorhaben ist die Prüfung der patriarchalischen Gesellschaft. Um damit zu beginnen, sollten wir wissen, was das Wort Gesellschaft im allgemeinen bedeutet. Gesellschaft bedeutet eine Organisation von Personen, die zu verschiedenen Zwecken mit den Einzelpersonen verbunden sind, welche als Glieder einer Gemeinschaft (Gemeinde) beisammen wohnen. Während 856 Jahren nach der Flut war die Art der menschlichen Gesellschaft, mit der Jehova Gott handelte, diejenige einer patriarchalischen Gesellschaft. Die letzten 215 Jahre dieser patriarchalischen Zeitepoche jedoch fanden die Israeliten in der Sklaverei, und dies als eine patriarchalische Gesellschaft, welche Ägypten untertan war. Ein Patriarch war ein Familienhaupt. (Apg. 7:8, 9, NW) Somit war eine patriarchalische Gesellschaft die Organisation von Personen, welche durch Blut, Heirat oder Adoption verwandt waren und gemeinsam unter der Führung eines männlichen Familienhauptes zusammen lebten und wirkten. Eine solch patriarchalische Gesellschaft bildete eine „Familienregierung“.a

      NOAH ALS FAMILIENHAUPT

      3. Beschreibe Noahs Organisierungstätigkeit.

      3 Der erste grosse Patriarch oder das erste Familienhaupt der menschlichen Gesellschaft unmittelbar nach der Sintflut war Noah. Aus dem Bericht der Bibel über Noahs Tätigkeit und aus späteren offenkundigen Beweisen seiner Führerschaft entnehmen wir, dass Noah ein grosser Organisator der menschlichen Gesellschaft war. Etwa 40 bis 50 Jahre vor der Flut organisierte er seine Familie, bestehend aus drei Söhnen und ihren Frauen und seiner eigenen Frau, zum Bauen der Arche. Dies war ein ausserordentlich grosses Unternehmen, und es musste dazu viel Bauholz und anderes Material gesammelt und zusammengestellt werden. All dies erforderte Unterhandlungen mit Nachbarvölkern, Zahlung von Geld für Materialien und Dienstleistungen und das Schliessen von Verträgen, wodurch Verhaltungs- und Geschäftsregeln nötig wurden. Ferner erforderte das Zusammentreiben einer Menge von Tieren, die später in die Arche eingingen, ein Vorausplanen und ordnungsmässiges Handeln. Nachdem Noah, der 599 Jahre alte, kluge Organisator, alle Vorbereitungen getroffen hatte, ging er im Jahre 2370 v. Chr. in die Arche hinein, und dies mit einer organisierten Gesellschaft, deren Haupt er war. Ein Jahr und zehn Tage lang sorgte er für die Ordnung und das Wohl dieser Gemeinschaft in der Arche, während die Wasser der Flut die Erde überschwemmten. — 1. Mose 6:13 bis 8:19.

      4. Was tat Gott für die menschliche Gesellschaft direkt nach der Flut?

      4 Jehova Gott hatte diese vorsintflutliche patriarchalische Gesellschaft unter Noah, dem Haupte, gesegnet und geleitet. Geradeso wie diese Gesellschaft völlig organisiert in die Arche eingegangen war, so kam sie völlig organisiert unter einer Familienregierung wieder heraus. Nachdem sie im Jahre 2369 v. Chr. wohlbehalten trockenes Land betreten hatten, veranlasste Noah die Seinen sogleich, ein mächtiges Brandopfer der Lobpreisung für ihren Befreier Jehova zu machen. Jehova hatte Wohlgefallen an diesem Beweis der Dankbarkeit und begann, Noah Anweisungen für die Fortsetzung der menschlichen Gesellschaft zu geben. Gott verhiess dem Menschen, dass er den Erdboden nie wieder verfluchen werde und dass die Erde sich weiterhin ihrer verschiedenen Jahreszeiten erfreuen sollte. Auch wurde ein göttliches Gebot gegeben, jeden Teil der Erde mit Familien, die von ihm abstammen sollten, zu füllen. Durch direkte Offenbarung begann Gott, dem Menschen seine Gesetze durch Noah als Vermittler zu geben. Der Regenbogen wurde an den Himmel gesetzt, und dies als ein Zeichen des grossen Bundes Gottes mit der überlebenden Gesellschaft unter Noahs Führung. Folglich unternahm Jehova Gott als der grosse Höherstehende Schritte, um dem Menschen auf einer gereinigten Erde einen gerechten Anfang zu geben. Gott gab dem gerechten Menschen ein Gesetz, gemäss dem sich seine Regierung nach der Flut entwickeln sollte. — 1. Mose 8:20 bis 9:17.

      5. Wie war Noah ausgerüstet, um der menschlichen Gesellschaft nach der Flut die richtige Führung zu geben?

      5 Da Noah mit Gott wiederholt in direkter Verbindung gestanden und Offenbarungen des göttlichen Willens empfangen hatte, war er als scharfsinniger Gesetzeskundiger und Organisator in einer Stellung von Autorität, wo er die Ausdehnung der menschlichen Gesellschaft nach der Flut leiten konnte. Voll Eifer tat er dies während der 350 Jahre, da er nach der Sintflut noch lebte. In Anbetracht seiner grossen Weisheit, Umsicht und langjährigen Erfahrungen in theokratischen Wegen war Verlass auf Noah, dass er in Sachen des nachsintflutlichen Regierungswesens mit dem rechten Beispiel voranginge. Wenn neue Probleme auftauchten, war er fähig, rechte Grundsätze klar zu zeigen, die richtigen Präzedenzfälle festzuhalten, heilsame Bräuche einzuführen und gesunde Richtersprüche in Harmonie mit den Gedanken des Herrn zu fällen, die er als Gottes vertrauter Diener und Prophet kannte. Wie begünstigt war doch die menschliche Gesellschaft nach der Flut, dass sie einen solch gutgeschulten theokratischen Organisator als Ratgeber hatte. — 1. Mose 9:28, 29.

      6. Was für ein Regierungsmuster gab Noah der menschlichen Gesellschaft nach der Flut?

      6 Ergriff Noah nach der Flut die Gelegenheit, ein König von einer Superregierung zu werden, um über die ganze, sich eilends mehrende Zahl seiner Nachkommen zu herrschen? Nein; Noah war ein gottesfürchtiger Mann, der an den verheissenen Samen glaubte, und dieser sollte als König gesandt werden, um eine Neue-Welt-Regierung über die gesamte Menschheit aufzurichten. (1. Mose 3:15; Heb. 11:7) Dem Noah war nicht ein Königtum zugewiesen worden. Vielmehr begann er damit, ein Muster von der Entwicklung kleiner Einheiten von Familienregierungen oder patriarchalischen Gesellschaften zu schaffen, und diese Familiengruppen sollten unabhängig von einander leben und nach allen Teilen der Erde hin auswandern. Die Einheit dieser Einrichtung war nicht die Einzelperson, sondern die Familie, eine Gruppe verwandter Einzelpersonen, die von ihrem Familienhaupt, dem Patriarchen, regiert wurden. Nach dem Tode eines Familienhauptes sollte der älteste Sohn als Haupt dieser Einheit amten und den andern Söhnen erlauben, fortzuziehen, wie Esau und Jakob dies in der späteren Geschichte taten, um besondere Gesellschaften zu bilden. Noch später hielten die Söhne eines Familienhauptes nach dem Tode ihres Vaters unter der Führung eines hervorragenden Bruders zusammen, wie dies bei den zwölf Söhnen Jakobs der Fall war, die auf diese Weise ein „Haus“ oder eine Sippe von zwölf Familien wurden. Mit der Zeit entwickelte sich jede Familie der Israeliten zu einem Stamm, und schliesslich wuchsen diese verwandten Stämme zu einer Nation heran, welche unter Jehova, ihrem Haupte, stand. — 1. Mose 46:2, 3; 49:28; 50:24, 25; 2. Mose 19:4-6.

      7. Was mitanzusehen, erlebte Noah noch? Wie suchte Satan Gottes Vorsätze in der Zeit nach der Flut zu durchkreuzen, und mit welchem Ergebnis?

      7 Unter Noahs weiser Aufsicht ging der vorbildliche göttliche Auftrag des Bevölkerns der Erde bis zu dem Punkte vor sich, wo schliesslich siebzig Nationen in Tätigkeit waren, die alle e i n e Sprache sprachen, aber als nomadische Gemeinschaften nach allen Richtungen hin auswanderten. Sechsundzwanzig dieser Nationen waren Sprösslinge Sems, des Sohnes Noahs, vierzehn jene seines ältesten Sohnes Japhet und dreissig seines jüngsten Sohnes Ham. (1. Mose 10:1-32) Noah war auch noch Zeuge des Beginns eines krebsähnlichen Auswuchses der Rebellion wider den grossen souveränen Höherstehenden Jehova Gott. All dies begann mit einem jungen Urenkel von ihm namens Nimrod, der nicht die Ehre hatte, eines von den siebzig Familienhäuptern der siebzig Nationen zu werden. Nimrod rebellierte wider das noachische Regierungssystem, indem er dem Regenbogenbund trotzte und sich des Krieges bediente, um den Menschen Furcht vor ihm einzujagen, und als Werkzeug Satans handelte. Er errichtete die erste Königreichsregierung mit Babylon als Mittelpunkt. Dieser Emporkömmling suchte sich über Noah zu stellen, indem er sich als ersten menschlichen König proklamieren liess. Er begann mit dem Projekt des Bauens eines Religions-Turmes, um viele der Familien davon abzuhalten, sich nach den vier Enden der Erde hin auszubreiten, wie dies Gottes Vorhaben war. Gott brachte seinen Zorn gegen diese Rebellenbewegung zum Ausdruck, indem er die Sprachen dieser Stämme unter Nimrod verwirrte und sie so zwang, in Übereinstimmung mit seinem ursprünglichen Willen in die Ferne auszuwandern. Nachdem Noah, der Organisator, als Berater unter vielen Nationen des Altertums lange gelebt hatte, starb er schliesslich im Jahre 2020 v. Chr. im reifen Alter von 950 Jahren. Vor seinem Tode war er davon Zeuge, dass Gottes Auftrag ausgeführt wurde, und dies ungeachtet der gegnerischen Anstrengungen Satans, die Menschen unter Regierungen zu vereinigen, die Jehova Gott widerstanden. — 1. Mose 11:1-9.

      INTERESSANTE MERKMALE

      8, 9. (a) Von woher erhielten die hebräischen Familienhäupter ihre Bräuche und ihr Gesetz? (b) Wie war es möglich, dass die theokratischen Patriarchen mit ihren heidnischen Nachbarn gemäss einem gemeinsamen gesetzlichen Verfahren verkehren konnten? (c) Welches Argument ist vorhanden zu der Annahme, dass viele jener Bräuche göttlich sanktionierten Ursprungs waren?

      8 Wir wollen nun daran gehen, verschiedene interessante Merkmale der patriarchalischen Gesellschaft näher zu prüfen. Hier sollte verstanden werden, dass, wenn auch viele in der Bibel zu findende Gesetzeszüge in den nichttheokratischen Rechtssystemen enthalten sind (z. B. in der babylonischen Gesetzsammlung von Hammurabi, der hethitischen und der assyrischen Gesetzsammlung, die alle drei in jüngsten Zeiten von Archäologen gefunden wurden), dies doch keine Beweise dafür liefert, dass die Hebräer diese Rechtsverfahren von ihren heidnischen Nachbarn entlehnt hätten. Direkt das Gegenteil ist der Fall. Dies sind Beweise, dass heidnische Nationen manche alte Gesetze und Bräuche aus dem noachischen System von Gesetz und Ordnung, welches die treuen hebräischen Patriarchen zum Muster nahmen, aufgegriffen hatten. — Hes. 14:12-14, 20.

      9 Während die ersten Stämme und Nationen unter die grössere Gewalt Satans und seiner falschen Regierungstheorien gerieten, kam das auf frühes Gesetz und Ordnung gegründete noachische System etwas in den Hintergrund. Da es aber Tatsache war, dass viele ihrer Grundgesetze noch frühen, noachischen Ursprungs waren, wurde es für die treuen theokratischen Patriarchen wie Abraham, Isaak und Jakob möglich, gemäss den üblichen Bräuchen des gesetzlichen Vorgehens mit ihren heidnischen Nachbarn zu verkehren. Es ist auch gut, an diesem Punkte folgendes zu sagen: Der Umstand, dass viele Rechtsbesonderheiten, denen die treuen theokratischen Patriarchen folgten, später in den Gesetzesbund aufgenommen wurden, den Gott Mose diktierte, weist stark darauf hin, dass sie göttlich sanktionierten Ursprungs waren. Denn bestimmt hätte Gott nicht Gesetze und Bräuche in sein Gesetz aufgenommen, die von dämonisch-bevollmächtigten Regierungen Satans hergekommen wären. — 2. Kor. 6:14-16.

      10. Wie hatte man in der patriarchalischen Gesellschaft Besitztum inne? Erkläre es.

      10 Wie schon angetönt, bildete in der patriarchalischen Gesellschaft eher die Familie als der einzelne die Einheit. Im allgemeinen besass man ausser einigen persönlichen Dingen kein persönliches Eigentum. Das ganze Besitztum, was Herden, Haushaltgegenstände, Ausstattung und Ländereien betrifft, hatte die Familie gemeinsam inne, da alle einander durch Geburt, Heirat oder Adoption verwandt waren. Dies wird bestätigt durch die Erklärung, die Rahel und Lea vor Jakob, ihrem Mann und Familienhaupt, bei dem Anlass erhoben, als sie sich mit all ihren Gütern vom Stammeshaushalt ihres Vaters Laban trennten, um mit der Bildung einer unabhängigen patriarchalischen Gesellschaft zu beginnen. „Rahel und Lea antworteten und sprachen zu ihm [zu Jakob, ihrem Mann und Haupt]: Haben wir noch ein Teil und Erbe im Hause unseres Vaters? Sind wir nicht als Fremde von ihm [Laban, ihrem Vater] geachtet worden? Denn er hat uns verkauft und hat auch unser Geld [Heiratsgeld, Mo] völlig verzehrt. Denn aller Reichtum, den Gott unserem Vater entrissen hat, uns gehört er und unseren Kindern. So tue nun alles, was Gott zu dir geredet hat.“ (1. Mose 31:14-16) Indem sie ihren Reichtum so gemein hatten wie oben bemerkt, bildete die kleine Familienregierung das, was mit einer modernen Körperschaft verglichen werden könnte, und ihr offizielles Haupt war der Vater oder älteste Sohn in der ältesten Linie, die von einem gemeinsamen Ahnen abstammte, wenn mehrere Familien in einem „Hause“ oder Stamme zusammenwohnten. Wir sehen auch in Jakobs Fall, wie das Familienhaupt als Priester amtete, indem es mit Gott in Verbindung stand. Das Familienhaupt ging ferner als Vertreter Gottes im Darbringen von Familienopfern voran.

      11. Welche Verantwortlichkeiten fielen dem Familienhaupte zu?

      11 Ein Patriarch diente überdies als ein väterlicher Herrscher und Aufseher. Er erteilte Befehle hinsichtlich der täglichen Arbeit der Familie und beaufsichtigte sorgfältig die Schulung seiner Kinder, da er rechtlich für jede Verletzung des Gesetzes durch sie völlig verantwortlich war. Er machte Verträge mit Nachbarn und richtete und bestrafte auch seine Hausgenossen wegen irgendwelcher Verletzung von Gesetz und Brauch. Tatsächlich beherrschte und verwaltete das Familienhaupt das Leben und Besitztum aller Glieder seiner Haushaltorganisation völlig. Als Wortführer der Familie vor Gott und Menschen wurde der Patriarch auch verantwortlich gehalten für das Benehmen seiner Familie. Er und die Familie als Ganzes waren verantwortlich für Übertretungen und Vergehen, die er selbst oder die Glieder seiner Familie gegen andere Familieneinheiten begingen. Vom Familienhaupt konnte verlangt werden, dass es ein Glied seiner Familie ausliefere oder mit Eigentum bezahle, um für begangenes Unrecht Satisfaktion zu leisten. — Jos. 7:24, 25.

      12. Mit wem in heutiger Zeit kann die patriarchalische Familieneinheit verglichen werden? Erkläre es.

      12 Wie im Fall moderner Körperschaften, welche aus vielen Personen bestehen, wobei die gesamte Körperschaft als eine einzige juristische Person betrachtet wird, welcher man für irgendwelchen andern Personen zugefügten Schaden den Prozess machen kann, so wurde im Altertum die ganze Familie als eine juristische korporative Personb betrachtet, die begangenes Unrecht gutmachen musste. Somit herrschte gleich nach der Flut das, was „Familienverantwortung“ genannt wird und sich später zu einer „gemeinschaftlichen Verantwortung“ erweiterte, indem die ganze Körperschaft für Missetaten irgendeines Gliedes verantwortlich gemacht wurde. Dies wurde so angesehen, weil das Besitztum allen zusammen gehörte, und weil ihr Leben eng mit ihrem Familienhaupt verbunden war. Es geht aus der Bibel hervor, dass diese engverknüpften, gesetzlich verantwortlichen Familien grossen Wohlstand und Sicherheit hatten und sehr glücklich zusammen lebten, wo immer das Haupt der Familie theokratisch gesinnt war, indem es Jehova diente. Solche regierten über ihre Häuser in Liebe und mit Weisheit. — 1. Mose 24:1.

      VERFAHRUNGSWEISEN

      13. Beschreibe, wie der Landbesitz übertragen wurde.

      13 Die Patriarchen folgten einer interessanten Art, Besitz von Land anzubieten und an andere abzutreten. Der voraussichtliche Käufer wurde an eine Übersichtsstelle geführt, wo der Verkäufer die genauen Grenzen und Vorteile des angebotenen Landes beschrieb. Nach langem Markten beschrieb der Verkäufer schliesslich genau die vier Grenzen des abzutretenden Landes. Wenn der Käufer sagte: „Ich sehe es“, wurde der Handel als abgeschlossen betrachtet und ein Vertrag gemacht.c Die Übertragung erfolgte auf diese Weise vor Zeugen ohne buchstäbliche „Besitzergreifung“ des Landes mittels einer Verschreibungsurkunde. Indes wurden auch schriftliche Verträge gebraucht. Bisweilen wurde der Vorgang des Verhandelns zu einer direkten Zeremonie. — 1. Mose 23:3-16.

      14, 15. (a) Wie entsprach Jehova diesem Brauch der Landübertragung? Erkläre es. (b) Wie entsprach ihm Satan? Erkläre es.

      14 Jehova Gott selbst entsprach diesem Brauche, als er Abraham das gesetzliche Angebot auf das Verheissene Land machte. An einer erhöhten Stelle in Kanaan zeigte Gott dem Abraham die genauen Grenzen des angebotenen Gebietes. Doch erlaubte Gott dem Abraham nicht, zu sagen: „Ich sehe es“, und so rechtlich das Land anzunehmen, da Gottes bestimmte Zeit noch nicht gekommen war, den gesetzlichen Besitz zu gewähren. (1. Mose 13:14, 15) Indes erfolgte die gesetzliche Übertragung im Jahre 1473 v. Chr., etwa vierhundert Jahre später, als Jehova Mose „sehen“ oder den gesetzmässigen Besitz zugunsten der Nation Israel annehmen liess, und dies kurz bevor sie über den Jordan gingen, um das Verheissene Land einzunehmen. „Und Mose stieg von den Ebenen Moabs auf den Berg Nebo … Und Jehova liess ihn das ganze Land sehen … Und Jehova sprach zu ihm: Das ist das Land, welches ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe … Ich habe es dich mit deinen Augen sehen lassen.“ — 5. Mose 34:1-4; ferner 5. Mose 3:27.

      15 Man beachte, dass auch Satan, der Nachahmer, sich dieser Angebotsmethode anpasste, als er sich Jesus in der Wüste näherte, um ihn zu versuchen. „Wiederum nahm ihn [Jesus] der Teufel mit auf einen ungewöhnlich hohen Berg und zeigte ihm alle Königreiche der Welt und ihre Herrlichkeit, und er sprach zu ihm: ‚Alle diese Dinge werde ich dir geben, wenn du niederfällst und mir einen Akt der Anbetung erweisest.‘“ (Matth. 4:8, 9, NW) Satan machte hier tatsächlich Jesus ein echt gesetzliches Angebot, das er zur legalen Annahme ernsthaft in Betracht ziehen sollte. Obwohl Jesus es schnell als ein gesetzliches Angebot erkannte, verlor er doch keine Zeit und wies es sogleich gänzlich zurück mit den Worten: „Geh hinweg, Satan!“

      16, 17. (a) Wie ermittelten die Familienhäupter als Richter die Beweise? (b) Führe biblische Beispiele an.

      16 Zur Erledigung lokaler Familienstreitigkeiten dienten die Familienhäupter als Richter. Um Recht zu sprechen war es für sie sehr notwendig, die genauen offenkundigen Beweise in der Streitsache herauszusieben. Gemäss der Elberfelder Bibel benutzten sie, wenn der Beweis klar festgestellt war, den Ausdruck „erkennen“, wenn sie ihre Entscheidung, gestützt auf die Tatsachen, fällten. Diese Rechtssprache wäre ähnlich wie die in unserer Zeit benutzte, wenn Richter oder Geschworene zu Gericht sitzen, um jemand auf Grund unterbreiteter offenkundiger Beweise als eines Verbrechens schuldig zu „befinden“. Als Laban Jakob beschuldigte, sein Teraphim gestohlen zu haben, gab Jakob dem Laban übereinstimmend mit dem Gesetz das Recht, den Beweis von Jakobs Unschuld zu ermitteln. Jakob sagte: „Erforsche [Erkennst du, Riessler] vor unseren Brüdern, was bei mir ist, und nimm es dir.“ — 1. Mose 31:32.

      17 Ein weiteres Beispiel ist der Fall, wo Juda, das Familienhaupt, als Richter amtete, um den Fall seiner Schwiegertochter Tamar abzuhören, die beschuldigt wurde, unehelich schwanger zu sein. „Da sprach Juda: Führet sie hinaus, dass sie verbrannt werde! Als sie hinausgeführt wurde, da sandte sie zu ihrem Schwiegervater und liess ihm sagen: Von dem Manne, dem dieses gehört, bin ich schwanger; und sie sprach: Erkenne doch, wem dieser Siegelring und diese Schnur und dieser Stab gehören! Und Juda erkannte es und sprach: Sie ist gerechter als ich.“ (1. Mose 38:24-26, 11-20) Richter Juda wurde gezwungen, gesetzlich zuzugeben, dass er der Vater ihres Kindes sei, und dies auf Grund des klaren Beweises, der vorgelegt wurde und wonach sie angeblich die Hure war, mit der Juda zuvor Beziehungen gehabt hatte.

      18. Warum blieben die treuen theokratischen Patriarchen als vorübergehend Ansässige im Verheissenen Lande?

      18 Es gab noch viele andere Bräuche, die das Geburtsrecht betrafen, das Recht der Eltern, die Frauen für ihre Söhne auszuwählen, die Haftung, wenn jemand einem andern Eigentum zur Verwahrung übergibt, Sklaverei, Konkubinat, Lösung von Sklaven und anderes mehr. Verschiedenes davon wird im nachfolgenden Artikel näher geprüft. Auf diesem Punkt der Prüfung der patriarchalischen Gesellschaft kann erkannt werden, dass sie keine rohe Gesellschaftsordnung war. Vielmehr war sie ein hochorganisiertes, dem Nomadenleben jener frühen Familieneinheiten angepasstes System. Man wohnte in Zelten und wanderte über das Land, um für die Gross- und Kleinviehherden zu sorgen. Die treuen theokratischen Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob und die andern liessen es sich genügen, im Lande der Verheissung als vorübergehend darin Ansässige zu wohnen, wobei sie die Zeit erwarteten, da der verheissene Messias, Christus Jesus, als König käme, um das ewige Königreich der Gerechtigkeit über die Erde aufzurichten. „Denn er [Abraham] wartete auf die Stadt, die wahre Grundlagen hat und deren Erbauer und Schöpfer Gott ist.“ (Heb. 11:8-10, NW) So sehen wir, dass es heute vieles gibt, das uns hinsichtlich der Handlungsweise Gottes mit seinen Dienern unter dem patriarchalischen System der Organisation besonders interessiert. Da Gottes gesetzliche Wege sich nicht ändern, deuten seine gesetzlichen Handlungen aus jener Zeit bestimmt auf ähnliche Wege für das Neue-Welt-System der Dinge hin. So lasst uns diese frühen Tage kleiner Anfänge nicht verachten. — Mal. 3:6; Sach. 4:10.

  • Schatten aus der Vergangenheit
    Der Wachtturm 1952 | 15. September
    • Schatten aus der Vergangenheit

      „Denn diese Dinge sind ein Schatten kommender Dinge, aber die Wirklichkeit gehört dem Christus.“ — Kol. 2:17, NW.

      1. Was für Dinge, die vor dem Gesetzesbund vorhanden waren, sind von laufendem Interesse, und warum?

      AUS der langen, nebelhaften Vergangenheit treten viele Schatten von Wirklichkeiten des zwanzigsten Jahrhunderts zu stummem, aber unverkennbarem Zeugnis hervor. Diese biblischen Schatten mit deutlichen Umrissen sagen eine Tätigkeit voraus, wie sie heute erdenweit vor sich geht. Während der Gesetzesbund, der in alter Zeit durch Mose vermittelt wurde, eine Menge prophetischer Schatten guter kommender Dinge enthielt, warfen doch schon Hunderte von Jahren vorher das patriarchalische Gesetz und die Bräuche von damals ebenfalls ihre Schatten, deren Wirklichkeiten in unseren Tagen vorhanden sind. (Heb. 10:1) Auf jene vor der Zeit des Gesetzesbundes geschaffenen Schattenbilder können die Worte des Paulus ebenfalls angewandt werden: „Denn diese Dinge sind ein Schatten kommender Dinge, aber die Wirklichkeit gehört dem Christus.“ (Kol. 2:17, NW) Aus dieser Darlegung ist zu schliessen, dass sich die Erfüllung jener frühen prophetischen Schattenbilder ebenfalls um die Diener Christi Jesu dreht. Und genau dieses zeigen die Tatsachen, wie wir sehen werden. Nach dem vorausgegangenen Artikel, wo schon ein einleitendes Studium über den Ursprung und die Wirksamkeit der patriarchalischen Gesellschaft erfolgte, sind wir bereit, weitere einzelne Gesetzeszüge zu betrachten, welche ihre interessanten Schatten von laufenden Wirklichkeiten geworfen haben.

      VERWAHRUNG VON PERSONEN UND EIGENTUM

      2. Welches patriarchalische Gesetz soll näher geprüft werden, und wie wurde die Annahme gesetzlicher Verantwortung angezeigt?

      2 Die patriarchalische Gesellschaft hatte gutdefinierte Gesetze und Bräuche hinsichtlich der Verwahrung persönlichen Eigentums und von Personen. Die Verwahrung wurde dort nötig, wo ein Eigentümer oder Vater sein Eigentum oder seine Kinder der Obhut anderer anvertraute. Die Eigentumsgegenstände oder Personen wurden entweder einem andern zur sicheren Verwahrung übergeben oder zum Nutzen des letzteren geliehen. Bei gewissen Gelegenheiten wurden dem ältesten reifen Bruder seine minderjährigen Brüder in Obhut gegeben. Da die biblischen Patriarchen meistens Hirten waren, betraf das Eigentum gewöhnlich Tiere, welche andern anvertraut wurden. Indes scheinen die allgemeinen Vorschriften auf irgendein Stück Eigentum oder irgendeine Person Bezug genommen zu haben, welche den Händen von Hütern anvertraut worden sein mögen. Wo einem Hirten die Schafe eines Eigentümers anvertraut wurden, zog sich der Hirte, der sagte, er werde die Schafe hüten, eine gesetzliche Verantwortung zu. Wir sehen den Fall des Familienhauptes Jakob, als er mit seinem Schwiegervater Laban hinsichtlich des Hütens der Schafe des letzteren marktete. Als Jakob sagte: „Wenn du mir dieses tust, so will ich wiederum deine Herde weiden und hüten“, übernahm er die gesetzliche Verantwortung für die seiner Obhut anvertrauten Schafe. — 1. Mose 30:31.

      3, 4. (a) Wo findet sich eine Aufzeichnung über die gesetzlichen Verantwortlichkeiten hinsichtlich Verwahrung in patriarchalischer Zeit, und wieso? (b) Besprich die Verantwortlichkeiten, die mit der Obhut von Tieren verbunden sind.

      3 Was waren einige der gesetzlichen Verantwortlichkeiten, die über denjenigen kamen, der die Verwahrung der Tiere eines andern übernahm? Die noachischen Vorschriften hinsichtlich Verwahrung wurden in späteren Jahren von Gott in den Gesetzesbund aufgenommen, welcher der Nation Israel gegeben wurde. So haben wir vom Gesetz Moses her eine tatsächliche Aufzeichnung über diese Verantwortlichkeiten. „So jemand seinem Nächsten einen Esel oder einen Ochsen oder ein Stück Kleinvieh [ein Schaf, ZB] oder irgend ein Vieh in Verwahrung gibt, und es stirbt oder wird beschädigt oder weggeführt, und niemand sieht es, so soll der Eid Jehovas zwischen ihnen beiden sein, ob er nicht seine Hand nach der Habe seines Nächsten ausgestreckt hat; und sein Besitzer soll es [diesen Eid] annehmen, und jener soll nichts erstatten. Und wenn es ihm wirklich gestohlen worden ist, so soll er es seinem Besitzer erstatten. Wenn es aber zerrissen worden ist, so soll er es [das zerrissene Fleisch] als Zeugnis bringen; er soll das Zerrissene nicht erstatten.“ — 2. Mose 22:10-13.

      4 Von einem Hirten wurde daher verlangt, dass er zur sicheren Obhut der ihm anvertrauten Tiere die gewohnte Sorgfalt walten lasse. Er musste genügend Sorge tragen, damit die Tiere ernährt wurden und nicht verlorengingen. Wenn Tiere, die unter seiner Aufsicht standen, gestohlen wurden, sei es von ihm selbst oder von seinen gemieteten Helfern, so war er dafür verantwortlich, dem Eigentümer vollen Ersatz zu leisten. Die Gestohlenen musste er fünf- oder vierfach erstatten, je nachdem es ein Ochs oder Schaf war. (2. Mose 22:1) Anderseits forderte das patriarchalische Gesetz vom Hirten nicht, dass er einen extra hohen Grad Sorgfalt anwende, indem er für Dinge verantwortlich gemacht wurde, die Menschenmacht nicht verhindern konnte. Wenn also das Tier von selbst starb, wenn es verletzt wurde, und dies nicht zufolge einer Verfehlung oder Nachlässigkeit seitens des Betreuers, oder wenn es durch einen bewaffneten Raubüberfall gewaltsam gestohlen wurde, so war der Hirte nicht verpflichtet, für den Schaden aufzukommen. Dies galt auch in Fällen, wo ein wildes Tier einem seiner Tiere auflauerte und es in Stücke riss. Nachdem man dem Eigentümer den Beweis des tödlichen Angriffs auf das Tier gezeigt hatte, musste der Eigentümer den Verlust tragen. Der Hirte und Hüter war seiner Verantwortung ledig.

      5. Was geschah im Falle Josephs, und wie kam Ruben unter eine besondere Verantwortung?

      5 Mit diesen Tatsachen als Hintergrund können wir die Handlungsweise Jakobs und seiner Söhne zur Zeit des Verschwindens Josephs besser verstehen. Die zehn Söhne des Patriarchen Jakob waren eifersüchtig geworden auf ihren 17jährigen Bruder Joseph, der eine begünstigte Stellung bei seinem Vater innehatte. Jakob sandte seinen Sohn Joseph mit der Mission aus, festzustellen, ob es seinen zehn älteren Brüdern wohlergehe, und über den Fortgang ihres Werkes, das Hüten der Herden Jakobs an einem fernen Orte, Bericht zu erstatten. Als seine eifersüchtigen Brüder Joseph von fernher kommen sahen, verschworen sie sich, ihn umzubringen und ihrem Vater zu sagen, dass ihn ein böses Tier getötet habe. Als Joseph zu ihnen kam, zogen sie ihm seinen bunten Rock aus und warfen Joseph in eine Grube. Der älteste Bruder Ruben aber, der für die Obhut seines jüngeren Bruders die gesetzliche Verantwortung trug, erhob, da er nun in ihrer Mitte war, Einwand gegen den Anschlag und plante, Joseph seinem Vater zurückzubringen und sich so der Verantwortung eines besonderen Fürsorgers zu entledigen. Mittlerweile, während Ruben von der Grube weg war, verkauften die andern Brüder Joseph als einen Sklaven einigen vorüberziehenden Händlern. Nachdem Ruben bei seiner Rückkehr zur Grube Joseph nicht mehr vorfand, zerriss er seine Kleider in seiner Angst, wissend, dass er für das Verschwinden seines jüngeren Bruders gesetzlich verantwortlich gemacht würde. Er rief aus: „Der Knabe ist nicht da, und ich, wohin soll ich gehen?“ — 1. Mose 37:12-30.

      6. Welchem Lauf folgte Ruben, und weshalb? Wie lautete der Wahrspruch des Richters Jakob? und warum so?

      6 Die Handlungsweise, der Ruben nun folgte und worauf seine andern Brüder drängten, war nicht blosse Phantasie. Es war eher kluges Handeln, das darauf abzielte, der gesetzlichen Verantwortung zu entgehen, wenn sie vor ihren Vater hinträten, um über das Verschwinden Josephs zu berichten. Sie wussten, dass sie ihrem Vater unter die Augen treten mussten, der als patriarchalischer Richter amten und alle Beweise hinsichtlich der Verantwortung heraussuchen und abwägen würde. Ferner wussten sie, dass gemäss dem Gesetz der Verwahrung von Personen und Eigentum, wenn Beweise erbracht werden könnten, dass ihn ein wildes Tier angegriffen habe, der Hüter völlig freigesprochen und für unschuldig gehalten würde. Man beachte aufmerksam den biblischen Bericht über das, was geschah, und wie Jakob gesetzlich gezwungen wurde, die Beweise zu erkennen oder zu prüfen und als Richter seine Söhne hinsichtlich des angeblichen Todes Josephs gesetzlich unschuldig zu erklären. „Und sie nahmen den Leibrock [Rock, Lu] Josephs und schlachteten einen Ziegenbock und tauchten den Leibrock in das Blut; und sie schickten den langen Leibrock [bunten Rock, Lu] hin und liessen ihn ihrem Vater bringen und sagen: Dieses haben wir gefunden; erkenne doch, ob es der Leibrock deines Sohnes ist oder nicht. Und er erkannte ihn und sprach: Der Leibrock meines Sohnes! — ein böses Tier hat ihn gefressen, Joseph ist gewisslich zerrissen worden!“ (1. Mose 37:30-34) Der letzte Satz, der oben in Rechtssprache ausgedrückt ist, stellt den richterlichen Wahrspruch des Richters Jakob dar. Keine Strafe konnte über die zehn Söhne ausgesprochen werden. Jakobs Hände waren durch das Gesetz daran gehindert, die Sache weiter zu verfolgen.

      7. Deutet irgend etwas an, dass Jakob Verdacht auf Unheil hegte? Erkläre, was er kundtat.

      7 Richter Jakob war gezwungen, die Entscheidung zu fällen, der Tod sei durch ein wildes Tier veranlasst worden. Es gibt keine Beweise, dass er in seinem tiefsten Innern noch Verdacht auf Unheil hegte. Jahre später, als die Frage aufkam, ob er seinen geliebten jüngsten Sohn Benjamin der Obhut seiner älteren Brüder anvertrauen sollte, die vom ägyptischen Premier (in Wirklichkeit von ihrem Bruder Joseph, den sie nicht erkannten) gebeten wurden, Benjamin nach Ägypten zu bringen, weigerte sich Jakob, den Knaben unter den normalen Obhutsgarantien ziehen zu lassen. Erst als Juda, der vierte Sohn Jakobs, fest gelobte, für Benjamins Sicherheit persönlich haften zu wollen und so über die gewöhnliche Obhutsvorkehrung hinaus kraftvoll die Garantie übernahm, willigte Jakob ein, Benjamin ziehen zu lassen. (1. Mose 44:32, 33) Ferner bekundet Jakob seine besonderen väterlichen Befürchtungen und seine Sorge, indem er seine Söhne daran erinnert, dass er vor Jahren genötigt gewesen sei, als Richter den Wahrspruch auf Tod durch ein Tier auszusprechen, und dass er Joseph seither nicht mehr gesehen habe. „Der eine ist von mir weggegangen, und ich sprach: Fürwahr, er ist gewisslich zerrissen worden; und ich habe ihn nicht mehr gesehen bis jetzt.“ — 1. Mose 44:28.

      DIE VERWAHRUNG IN DER WIRKLICHKEIT

      8. Mit wem begann die Wirklichkeit des Verwahrungs-Schattenbildes, und wer sind (1.) der Eigentümer der Schafe, (2.) die Schafe und (3.) der Hirte?

      8 Die Wirklichkeit dieses patriarchalischen Schattenbildes aus ferner Vergangenheit begann mit dem rechten Hirten, Christus Jesus, dem die „Schafe“ seines Vaters anvertraut wurden. Jehova Gott ist der grosse Hirte und Eigentümer seiner „Schafe“. Seine treuen christlichen Diener sind wie Schafe, die einst irregingen, nun aber zu Gott, dem Hirten und Aufseher ihrer Seelen, umgekehrt sind. (Ps. 23:1; 1. Pet. 2:25) Christus Jesus wurde als der rechte Hirte hingesandt, um für diese Schafe zu sorgen. „Ich bin der rechte Hirte; der rechte Hirte gibt seine Seele zugunsten der Schafe dahin. Der Mietling, der kein Hirte ist und dem die Schafe nicht zu eigen sind, sieht den Wolf kommen und lässt die Schafe im Stich und flieht — und der Wolf erhascht sie und zerstreut sie —, weil er ein Mietling ist und sich um die Schafe nicht kümmert. Ich bin der rechte Hirte, und ich kenne meine Schafe und meine Schafe kennen mich, gleichwie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich lasse meine Seele zugunsten der Schafe. Und ich habe andere Schafe, die nicht aus dieser Hürde sind; auch diese muss ich bringen, und sie werden auf meine Stimme hören, und es wird e i n e Herde, e i n Hirt werden.“ — Joh. 10:11-16, NW.

      9, 10. (a) Wie und mit welcher Verantwortung hütete Jesus die Schafe Jehovas? (b) Wurden irgendwelche Schafe vernichtet, und wenn ja, wie, und wer war verantwortlich?

      9 Welch ein Beispiel liebender Sorgfalt und Hingabe an die Schafe gab Jesus Christus während seines dreieinhalbjährigen Dienstes! Fleissig nährte er sie mit der reichen geistigen Speise. Wo ein Schaf verlorenging, verliess er die neunundneunzig und brachte das Verirrte zurück. (Matth. 18:12-14) Er half den geistlich Armen und Kranken sich erholen. Wo aber trotz seiner liebenden Aufmerksamkeit geistige Krankheit, ja geistiger Tod eintrat, wurde er vor dem grossen Eigentümer der „Schafe“, vor Jehova Gott, nicht für schuldig gehalten. Sein Tod bewirkte nicht, dass irgendwelche Schafe verlorengingen, sondern dass verlorene Schafe gerettet wurden. Dieser vertrauenswürdige Hirte schützte die Schafe auch vor den wilden Angriffen der Dämonen und Satans selbst, der „umhergeht wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“. — 1. Pet. 5:8, NW.

      10 „Simon, Simon, siehe! Satan hat euer begehrt, euch zu sichten wie Weizen. Ich aber habe für dich gefleht, dass dein Glaube nicht erlösche; und du, bist du einst zurückgekehrt, so stütze deine Brüder.“ (Lukas 22:31, 32, NW) Von den zwölf besondern Schafen, die Jehova Jesus anvertraute, wurde vom Verschlinger-Löwen, von Satan dem Teufel, nur e i n e s zerrissen und so vernichtet. Man beachte den folgenden Bericht, den Jesus in seinem Gebet an Jehova hinsichtlich seines Hirtenwerkes machte: „Als ich bei ihnen war, pflegte ich über sie zu wachen aus Achtung gegen deinen eigenen Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie bewahrt, und nicht einer von ihnen wird vernichtet, ausgenommen der Sohn des Verderbens.“ (Joh. 17:12, NW) Wie im patriarchalischen Schattenbild angezeigt, wurde Jesus nicht verantwortlich gehalten für die Vernichtung des Verräters Judas Iskariot. Da Jesus mit Erfolg für eine Menge von Schafen Sorge trug, indem er sie zu ewigem Leben führte, haben wir als Anführer den verherrlichten Jesus Christus vor uns, einen bewährten Hirten, der zuverlässig und vertrauenswürdig ist!

      11. Für welches Werk schulte Jesus seine Jünger, und wie prägte er Petrus diesen Punkt ein?

      11 Während Jesus seine Hüterarbeit verrichtete, schulte er gleichzeitig seine Jünger zu Unterhirten heran. Jesus war stets eifrig dabei, ihren Glauben aufzuerbauen, damit sie in der Lage seien, die Verantwortlichkeiten als Hüter der Schafe Jehovas zu übernehmen. Vor seiner Auffahrt in den Himmel prägte Jesus Simon Petrus diesen Punkt der Hüterarbeit ein. Dreimal hob Jesus den Punkt hervor. „‚Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?‘ Er sagte zu ihm: ‚Ja, Meister, du weisst, dass ich dir herzlich zugetan bin.‘ Er sagte zu ihm: ‚Weide meine jungen Lämmer.‘ Wiederum, ein zweites Mal, sagte er zu ihm: ‚Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?‘ Er sagte zu ihm: ‚Ja, Meister, du weisst, dass ich dir herzlich zugetan bin.‘ Er sagte zu ihm: ‚Hüte meine Schäflein.‘ Er sagte das dritte Mal zu ihm: ‚Simon, Sohn des Johannes, bist du mir herzlich zugetan?‘ Petrus wurde betrübt, dass er das dritte Mal zu ihm sagte: ‚Bist du mir herzlich zugetan?‘ So sprach er zu ihm: ‚Meister, du weisst alle Dinge; du erkennst, dass ich dir herzlich zugetan bin.‘ Jesus sagte zu ihm: ‚Weide meine Schäflein.‘“ — Joh. 21:15-17, NW.

      12, 13. (a) Welchen Rat gab Petrus über die Hüterarbeit, und gilt er heute noch? (b) Was für Verantwortlichkeiten müssen von Dienern der Versammlung heute übernommen werden?

      12 Derselbe Petrus wurde ein treuer Unterhirte in den Fussstapfen seines Meisters Jesus Christus. Seinen Mit-Unterhirten aus seiner Zeit, und mit gleicher Gültigkeit für die wahren christlichen Diener von heute, gab Petrus weisen Rat. „Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, nicht aus Zwang, sondern willig, auch nicht aus Liebe zu unredlichem Gewinn, sondern mit Eifer, auch nicht als die da herrschen über jene, die Gottes Erbteil sind, sondern indem ihr Vorbilder für die Herde werdet.“ (1. Pet. 5:2, 3, NW) Ebenso jetzt in dieser Zeit, wenn Hunderttausende der „andern Schafe“ des Herrn in die „e i n e Herde“, die Organisation der in Erscheinung tretenden Neuen-Welt-Gesellschaft, eingesammelt werden: das Schattenbild patriarchalischer Hüterverantwortung skizziert im einzelnen die Hüterverantwortung von heute, wie sie in der Wirklichkeit in den Versammlungen der christlichen Zeugen Jehovas besteht. Ihr, die ihr dienstamtliche Diener in den Versammlungen seid, wie kommt ihr alle den Anforderungen Gottes nach?

      13 Nimmst du als ein reifer Diener Gottes die Aufsicht ernst? Nimmst du deine Pflichten als ein so eingesetzter Diener willig an, nicht aus Liebe zu unehrlichem Gewinn, sondern in eifriger Liebe zu Gott und deinem Mitchristen? Speisest du in wirksamer Weise die Schafe des Herrn mit der rechten geistigen Speise, die Jehova so reichlich auf seinem Tisch darbietet? Machst du Anstrengungen, den geistlich Kranken zu helfen und den geistlich Armen beizustehen, wieder geistige Gesundheit und Wohlsein zu erlangen, damit sie starke Glieder eurer lokalen Zeugen-Predigerschar werden? Schützest du sie nach bestem Vermögen vor den Angriffen der Dämonen und Satans, damit sie nicht von der wahren Herde weggeschnappt werden? Und machst du, wenn eines sich verläuft, eine Anstrengung, dieses verlorene Schaf zurückzuholen, damit Freude sei bei der Rückkehr eines Reuigen, der auf gottgemässe Weise betrübt worden ist und so von der allfälligen Vernichtung errettet wird? (2. Kor. 7:8-11) Wenn die heutigen Unterhirten alle diese Fragen bejahend beantworten können, kommen sie ihren theokratischen Verantwortlichkeiten nach, wofür Jesus und die Apostel als Hirten das Beispiel gaben.

      14. Was für Hirtenptlichten erhalten alle Zeugen Jehovas, und wie ernst ist diese Sache?

      14 In weiterem Umfange aber haben alle Zeugen Jehovas als Evangeliumsdiener in ihren Gebieten, wo immer sie predigen, Hirtenpflichten zu erfüllen. Dort, in euern Einzelgebieten, gibt es manche von den voraussichtlichen „andern Schafen“, die vom beauftragten Hüter-Prediger liebend gehegt und gepflegt werden müssen. Wenn sie wie kranke und verlorene Schafe sind, weil wir sie vernachlässigten, indem wir für irgendwelche Schafe, die uns von Jehova Gott, dem grossen Eigentümer, zur Obhut anvertraut wurden, nicht sorgten, so werden wir für ihr Leben verantwortlich gemacht werden. „Menschensohn, ich habe dich zum Wächter für das Haus Israel bestellt: wenn du ein Wort aus meinem Munde vernommen hast, sollst du sie in meinem Namen verwarnen! Wenn ich also zum Gottlosen sage: ‚Du musst des Todes sterben!‘ und du verwarnst ihn nicht und sagst kein Wort, um den Gottlosen vor seinem bösen Wandel zu warnen, um ihn am Leben zu erhalten, so wird er als Gottloser um seiner Verschuldung willen sterben, aber für den Verlust seines Lebens werde ich dich verantwortlich machen.“ (Hes. 3:17, 18, Me) Wenn wir also diesen Eigensinnigen jetzt mit des Herrn Botschaft des Lebens zu helfen suchen, und Satan, der brüllende Löwe, sie unseren Bemühungen zum Trotz verschlingt, so sind wir frei von Verantwortung für solch vernichtete voraussichtliche Schafe. Paulus zeigte den Ernst unseres Hüterdienstes, als er sprach: „Eine Notwendigkeit ist mir auferlegt. Tatsächlich, wehe mir, wenn ich die gute Botschaft nicht verkündigte!“ (1. Kor. 9:16, NW) Gleichwie Jesus und die Apostel, so werden die treuen Unterhirten, die heute ihre Dienstpflichten mit Ernst erfüllen, die Befriedigung haben, zu sehen, wie eine grosse Menge der andern Schafe des Herrn bewahrt wird, welche zu finden und welchen zu helfen und die im Interesse ihres ewigen Lebens zu schützen sie das Vorrecht haben.

      SKLAVENDIENST

      15. Wie kam freiwilliger Sklavendienst in patriarchalischen Zeiten auf, und was bedeutete er für dienstbare Knechte?

      15 Ein anderer Gegenstand von Interesse ist der Brauch des Sklavendienstes, der in den Tagen der Patriarchen herrschte und augenscheinlich aus noachischen Zeiten stammte. Es scheint, dass da, wo eine besondere Familieneinheit unter ihrem Familienhaupt zufolge schlechter Verwaltung oder finanzieller Rückschläge, das heisst durch Verschuldetwerden, wirtschaftlich in schwierige Zeiten hineinkam, sich dieses Familienhaupt von Schuld befreien konnte, indem es sich selbst und die Seinen gesetzmässig und freiwillig zum Sklavendienst verkaufte. Dies bedeutete, dass der Betreffende sich entweder seinem Gläubiger für die Summe verkaufte, die die Schuld deckte, oder einem Familienhaupt, das finanziell erfolgreich war und den Kaufpreis zahlen konnte, um den neuen Sklaven von seiner Schuld zu befreien. Ein solcher Sklave wurde das, was als Fronknecht oder dienstbarer Knecht bekannt war. Als Gegenleistung für die künftigen Dienste der Familie, welche untertänig wurde, war die wohlhabendere Familie einverstanden, die neueingestellten freiwilligen Sklaven zu beherbergen, zu kleiden und zu ernähren. Durch diese Einrichtung erhielt die dienstbare Familieneinheit vorübergehend eine Existenzmöglichkeit. Dies war besser, als in der Armut zu leiden. So zeigt sich deutlich, dass „Frondienst“ oder Dienstbarkeit in jenen Tagen eine untergeordnete Beschäftigung im Interesse der Lebensnotwendigkeiten bedeutete, die von einem höherstehenden Patriarchen oder einem Familienhaupt zugesichert wurden. Man beachte, wie für Joseph in seiner Sklaverei in Ägypten gesorgt war. — 1. Mose 39:1-6.

      16. Was für eine Vorkehrung gab es damals, um aus solcher Dienstbarkeit befreit zu werden?

      16 Das einheitliche Sittengesetz der alten Zeit über freiwilligen Sklavendienst oder Dienstbarkeit im Nahen Osten enthielt ausserdem Bestimmungen für einen Loskauf, entweder durch den Sklaven selbst, wenn er später Geld erben sollte, oder durch einen nahen Verwandten. Der Loskauf oder Rückkauf erforderte die Zahlung eines vereinbarten Preises an den Sklaveneigentümer zugunsten der Freilassung. Der Sklave und seine Angehörigen waren ihrerseits berechtigt, von ihrem früheren Meister Gaben für Dienstleistungen in der Vergangenheit anzunehmen.a Dienstbarkeit als vorübergehender Stand dauerte bisweilen während Generationen, wenn kein naher Verwandter als Löser bereitwillig für den Loskauf sorgte. Wir werden an Jakobs zwölf Söhne und ihre Familien erinnert, die freiwillig nach Ägypten zogen, um dort zu verweilen, und die dann später von aggressiven Pharaonen zur Dienstbarkeit unterworfen wurden. Die Israeliten blieben während einiger Generationen in Knechtschaft. — 2. Mose 2:23.

      17. Was sagte das Gesetz Moses über (freiwilligen) Sklavendienst oder Dienstbarkeit?

      17 In den Tagen Moses enthielt der Gesetzesbund, dessen Gesetze durch göttliche Offenbarung gegeben worden waren, die meisten jener Bestimmungen, die freiwillige Dienstbarkeit betrafen. „Wenn dein Bruder bei dir verarmt und sich dir verkauft, so sollst du ihn nicht Sklavendienst tun [als dienstbaren Knecht dienen, AS] lassen; wie ein Tagelöhner, wie ein Beisasse soll er bei dir sein; bis zum Jubeljahre soll er bei dir dienen. Dann soll er frei von dir ausgehen, er und seine Kinder mit ihm, und zu seinem Geschlecht zurückkehren und wieder zu dem Eigentum seiner Väter kommen. Und wenn die Hand eines Fremdlings oder eines Beisassen bei dir etwas erwirbt, und dein Bruder bei ihm verarmt und sich dem Fremdling verkauft, … so soll, nachdem er sich verkauft hat, Lösungsrecht für ihn sein; einer von seinen Brüdern mag ihn lösen.“ (3. Mose 25:39-41, 47-49) Beiläufig bemerkt, gab es im Gegensatz zu den obenerwähnten, nicht unfreundlichen Bestimmungen auch den Brauch, aus Kriegsgefangenen unfreiwillige Sklaven zu machen, die nicht gelöst werden konnten. Diese bedrückende Vorkehrung des Sklavendienstes muss ihren Ursprung bei Nimrod und seinen satanischen Nachfolgern gehabt haben, die zu Kriegen Zuflucht nahmen.

      18. Wie kommt es, dass der Mensch sich in der Knechtschaft befindet? Beschreibe seine missliche Lage.

      18 Als Glieder der Menschheitsfamilie befinden sich heute die Menschen in der Sklaverei der Sünde und des Todes. Um den Preis des eigenwilligen Essens der verbotenen Frucht trat ihr Vorfahr Adam törichter- und freiwilligerweise in die Sklaverei der Sünde und des Todes ein. Er verkaufte sich und seine ganze kommende Familie in den Dienst des Todes. Der Tod begann als König zu herrschen. Diese Knechtschaft der Sklaverei zum Tode ist auf alle Menschen übergegangen. Alle sind zu einem untergeordneten unsicheren Dasein verkauft worden. „Denn die Schöpfung wurde der Nichtigkeit unterworfen.“ (Röm. 8:20, NW) Nicht ein einziges Glied der menschlichen Familie ist imstande gewesen, den überaus hohen Preis eines vollkommenen Menschenlebens zu zahlen, um sich aus dieser tödlichen Knechtschaft loszukaufen. „Durch e i n e n Menschen kam Sünde in die Welt und Tod durch Sünde, und so breitete sich der Tod aus über alle Menschen, weil sie alle gesündigt hatten —. Dessenungeachtet herrschte der Tod als König von Adam bis Mose, selbst über solche, die nicht in der Gleichheit der Übertretung Adams gesündigt hatten, welcher Ähnlichkeit hat mit dem, der kommen sollte.“ (Röm. 5:12, 14, NW) Satan, der böse Gott dieser üblen alten Welt, der ursprünglich den Menschen dazu verleitete, seine Freiheit in Gottes theokratischem Haushalte zu verlieren, gedachte die Menschheit zudem in Knechtschaft seiner selbst und auch in Knechtschaft des Todes zu halten. Satan ist der grosse Gefängniswärter und Sklaventreiber seiner ganzen Organisation von Menschen und Dämonen geworden. Aus diesem Grunde befinden sich die mehr als zwei Milliarden Menschen, die jetzt auf der Fläche der Erde leben, in grosser Knechtschaft gegenüber ihren zwei bedrückenden Herren, „Gott Satan“ und seinem Bundesgenossen „König Tod“. — 2. Kor. 4:4, NW.

      DER LOSKAUF IN DER WIRKLICHKEIT

      19. Gibt es irgendwelche Hoffnung auf Befreiung aus dieser Sklaverei? Wer ist der Verwandte des Menschen? Erkläre es.

      19 Besteht denn keine Hoffnung auf Befreiung von dieser Sklaverei? Doch, und zwar zufolge der Möglichkeit des Loskaufs, wie dieser im patriarchalischen Gesetz vorgeschattet wurde, welches das Loskaufen von Sklaven aus der Dienstbarkeit vorsah. Denkt daran, dass ein Verwandter es war, der das Recht besass, seinen Verwandten aus der Knechtschaft zu erkaufen oder zu lösen. Es musste ein Loskaufspreis durch einen nahen Verwandten bezahlt werden. Wer also konnte der nahe Verwandte des sündigen Menschen wohl sein, der den äusserst hohen Preis bezahlte, der für seine Lösung erforderlich war? Dieser nahe Verwandte und Loskäufer ist kein anderer als der Vollkommene, Jesus Christus, welcher Mensch, Fleisch wurde, um ein Verwandter des treuen Menschen zu werden. Die Bibel nennt ihn den „letzten Adam“. Jesus nennt sich selbst den „Sohn des Menschen“. (Joh. 1:14; 1. Kor. 15:45; Matth. 16:13) So gibt es denn eine Fülle von Beweisen, die zeigen, dass Jehova Gott in Barmherzigkeit und Liebe seinen geliebten Sohn zur Erde sandte, damit er der nahe Verwandte des Menschen werde und die Treuen von der Vernichtung errette. „Denn so sehr liebte Gott die Welt, dass er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe.“ — Joh. 3:16, NW.

      20, 21. (a) Welches war der Preis für die Erlösung? (b) Wie und wann beschaffte und überreichte Jesus den Preis?

      20 Die Schrift zeigt auch, dass treue Menschen mit einem Loskaufspreis erkauft wurden, wenn sie sagt: „Denn ihr wurdet um einen Preis erkauft.“ (1. Kor. 6:20, NW) Was war denn jener Preis? Gemäss den göttlichen Grundsätzen, wonach ‚Leben für ein Leben‘ gefordert wird und ‚das Leben im Blute ist‘, verlangte Gottes Gerechtigkeit, dass der Loskaufspreis vollkommen dem entspreche, was Adam verwirkte, nämlich dem Leben eines vollkommenen Menschen. (2. Mose 21:23; 3. Mose 17:11) In andern Worten: der Preis sollte das Blut eines vollkommenen Menschen und dem des vollkommenen Adam gleichwertig sein, ehe dieser in die Knechtschaft des Todes geriet. Und genau dies zeigt die Bibel an. „Denn da ist e i n Gott und e i n Mittler zwischen Gott und Menschen, ein Mensch Christus Jesus, der sich selbst als ein entsprechendes Lösegeld für alle hingegeben hat — dies ist es, was zu seinen eigenen bestimmten Zeiten bezeugt werden soll.“ — 1. Tim. 2:5, 6, NW.

      21 Jesus selbst gibt Zeugnis, dass er gemäss einem der Vorsätze seines Kommens zur Erde sein vollkommenes Lebensblut als einen Loskaufspreis im Tode ausschüttete, um für grosse Scharen Menschen Freilassung von der Knechtschaft zu erkaufen. „Der Sohn des Menschen kam, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen und seine Seele zu geben als ein Lösegeld an vieler Statt.“ (Matth. 20:28, NW) Jesus Christus lieferte diesen Loskaufspreis in Jerusalem am Freitag, 14. Nisan (1. April), des Jahres 33 n. Chr., als seine Feinde, die jüdische Hierarchie und ihre römischen Verbündeten, ihn am Marterpfahl zu Tode brachten. Der Sieg seiner Feinde aber war nur von kurzer Dauer, denn am 16. Nisan (3. April) bewirkte Jehova Gott sein grösstes Wunder, indem er seinen treuen Sohn zu unsterblichem Leben auferweckte. Vierzig Tage später ging er in den Himmel ein und überreichte das Verdienst seines Loskaufsopfers als Zahlung, und dort steht der Wert nun zur Verfügung, damit er auf treue Menschen angewandt werde und ihnen zum ewigen Leben gereiche. — Matth. 27:1-50; Heb. 9:25-28, NW.

      22. Welche Menschen werden befreit, und in welche Freiheit gehen sie ein?

      22 Um ferner zu beweisen, dass Jesus der grosse Emanzipator oder Befreier von Knechtschaft ist, beachte man den folgenden Schrifttext, wo Erlöste als „junge Kinder“ bezeichnet werden. „Da nun die ‚jungen Kinder‘ an Blut und Fleisch teilhaben, hat auch er [Jesus] in ähnlicher Weise an denselben Dingen teilgenommen, damit er durch seinen Tod den vernichte, der das Mittel hat, den Tod zu verursachen, das ist den Teufel, und alle frei mache, die aus Todesfurcht ihr Leben lang der Sklaverei unterworfen waren.“ (Heb. 2:14, 15, NW) Die wahre Befreiung von der Sklaverei, in welcher der Mensch sich befindet, hat ihren Mittelpunkt in Christus Jesus, dem Erlöser der Menschheit. Jene, die an diese von Jehova Gott getroffene Erlösungsvorkehrung glauben, treten schon jetzt in eine relative Freiheit von Satans Gewalt und der Angst vor dem Tode ein. Überdies haben sie die Hoffnung, vom Tode gänzlich befreit zu werden, sei es durch die Auferstehung oder indem sie lebend durch die Zeit von Harmagedon hindurch- und in die neue Welt hineingelangen.

      23. Was für ein Kampf ist erforderlich, damit man seine neugefundene Freiheit behalte?

      23 Nachdem jemand Freiheit von der Knechtschaft erlangt hat, welche die Menschheit in ihren Fesseln hält, folgt ein kraftvoller Kampf, um diese relative Freiheit, welche Gottes Wahrheit uns bringt, auch zu behalten. „Für diese Freiheit machte Christus uns frei. Darum stehet fest und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Sklaverei spannen.“ (Gal. 5:1, NW) Dies bedeutet, einem neuen und reinen Wege zu folgen, hinweg von dem todbringenden System der Knechtschaft, die in der Alten-Welt-Gesellschaft vorhanden ist. Wir müssen den sündigen Wegen des Fleisches widerstehen und den neuen Weg der Freiheit begehen, und dies bedeutet, der Gerechtigkeit zu folgen und dem Willen Gottes gegenüber gehorsam zu werden. „Wisset ihr nicht, dass, wenn ihr euch irgend jemandem darstellt als Sklaven, um ihm zu gehorchen, ihr seine Sklaven seid, weil ihr ihm gehorcht, entweder der Sünde mit Tod vor Augen, oder des Gehorsams mit Gerechtigkeit vor Augen?“ (Röm. 6:16, NW) Wir haben den heidnischen Nationen lange genug als dienstbare Knechte gedient, indem wir Taten losen Benehmens vollbrachten, und diese haben ihre Scharten zurückgelassen. Nun aber, da Befreiung gekommen ist, lasst uns für den Rest unserer Tage mit einem höheren Ziel vor Augen leben, dem Ziel, unserem Gott wohlgefällig zu dienen. Petrus spornt wahre Christen zu diesem Laufe an. „Damit er den Rest seiner Zeit im Fleische nicht mehr für die Begierden von Menschen, sondern für Gottes Willen lebe. Denn es ist genug, dass ihr in der vergangenen Zeit den Willen der Nationen vollbracht habt, als ihr dahinginget in losem Wandel.“ — 1. Pet. 4:2, 3, NW.

      24. Stelle die Werke, die man vollbrachte, als man früher unter der Knechtschaft war, den Früchten gegenüber, die kundwerden, nachdem man frei gemacht worden ist.

      24 Werke und Taten, welche Christen zu vollbringen pflegten, während sie sich in der Knechtschaft der Organisation Satans befanden, und die sie nun weggetan haben, werden von Paulus treffend beschrieben und besprochen. „Die Werke des Fleisches nun sind offenbar, und sie sind: Hurerei, Unreinigkeit, loses Benehmen, Götzendienst, Ausübung von Spiritismus, Feindseligkeiten, Zank, Eifersucht, Zornausbrüche, Streitereien, Spaltungen, Sekten, Neid, Trinkgelage, Schwelgereien und dergleichen. Diese Dinge betreffend warne ich euch zuvor, gleichwie ich euch im voraus gewarnt habe, dass, die solche Dinge zu tun pflegen, Gottes Königreich nicht ererben werden.“ Im Gegensatz dazu beachte man jetzt, was die neue Befreiung des Christen von satanischer Sklaverei für ihn bedeutet, und was die Früchte sind, die sie trägt. „Anderseits sind die Früchte des Geistes: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung. Wider solche gibt es kein Gesetz. Überdies schlagen jene, die Christus Jesus angehören, das Fleisch samt seinen Leidenschaften und Begierden an den Pfahl.“ — Gal. 5:19-24, NW.

      25, 26. (a) Welchen Auftrag erhalten die Befreiten, und wie wird er ausgeführt? (b) Womit müssen diejenigen nun brechen, welche Erlösung begehren?

      25 Nicht nur uns selbst befreien wir von Satans Knechtschaft, sondern wir haben auch einen Auftrag, andere zu befreien, damit auch sie Christus Jesus als ihren Erlöser annehmen und diese wahre Freiheit finden mögen. Der Auftrag des christlichen Predigers ist derselbe wie derjenige Jesu, als er den Text aus Jesaja anführte: „Jehovas Geist ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, um gute Botschaft den Armen kundzutun, er hat mich ausgesandt, um Freilassung zu predigen den Gefangenen“ (Luk. 4:18, NW; Jes. 61:1) Indem wir Christus Jesus als des Menschen einzigen Erlöser predigen, spornen wir die Gefangenen und Sklaven an, hinauszugehen und die Freiheit anzunehmen. „‚Darum gehet aus ihrer Mitte hinaus, und sondert euch ab‘, spricht Jehova, ‚und höret auf, Unreines anzurühren.‘“ — 2. Kor. 6:17, NW.

      26 „Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: ‚Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht teilhaben wollt mit ihr an ihren Sünden, und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt.‘“ (Off. 18:4, NW) Dies bedeutet, dass alle Befreiten mit der Alten-Welt-Organisation Satans entschieden brechen müssen. Sie müssen eine physische, moralische, gesellschaftliche und geistige Lostrennung von ihr aufrechterhalten. Wenn für die gänzliche Vernichtung von Satans Haus der Knechtschaft in Harmagedon die Mitternachtsstunde schlägt, werden befreite Christen nicht als darin gefangen vorgefunden werden, um in der Vernichtung jener unreinen Organisation durch Gott dasselbe Schicksal wie die Unbefreiten zu erleiden. Da diese Schattenbilder aus ferner Vergangenheit uns hinsichtlich unseres gegenwärtigen Laufes warnen, lasst uns nicht unter denen gefunden werden, welche die deutlichen Warnungen ausser acht lassen, die in der Schrift hinsichtlich unseres gegenwärtigen und künftigen Wohlergehens dargelegt sind.

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