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Was die Weltkriege meiner Familie angetan habenErwachet! 1979 | 22. März
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er zum Wehrdienst einberufen und mußte zur Grundausbildung. Würde er auch gegen Verwandte kämpfen müssen, von denen er zwar gehört, die er aber noch nie gesehen hatte?
Wie erging es in dieser Zeit den Brüdern meines Großvaters Rudi in Deutschland? Einer war in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Ein anderer befand sich in einem amerikanischen Gefangenenlager in Frankreich. In einem Lager mußten die Gefangenen so hungern, daß mein Großonkel eines Tages eine Katze, die durch den Stacheldrahtzaun gekrabbelt war, tötete, enthäutete und das Fleisch roh aß. Gegen Ende des Krieges befand sich der dritte Bruder in einem Zug, der Truppen transportierte. Es war genau der Tag, an dem der Waffenstillstand bekanntgegeben wurde. Sein Zug wurde bombardiert, und er kam dabei ums Leben.
In dem kleinen Dorf, wo die vier Brüder aufgewachsen waren, ereigneten sich in der Zeit des Zusammenbruchs ebenfalls furchtbare Dinge. Deutschland hatte den Krieg verloren, und deshalb wimmelte es überall von Besatzungstruppen. Da aber die meisten deutschen Männer noch nicht heimgekehrt waren, war nun niemand da, der Frauen und Kinder hätte beschützen können.
Es wurde eingebrochen, geplündert, und Frauen wurden vergewaltigt. Wenn die Dorfbewohner erfuhren, daß die Soldaten kamen, nahmen sie ihre Töchter und verbargen sie in Heuhaufen auf den Feldern, damit ihnen nichts passierte.
Der Krieg war vorbei, aber er hatte noch weitere Auswirkungen. Die Brüder meines Großvaters — außer dem, der in dem Zug umgekommen war — kehrten nach Hause zurück. Doch ihr Leben ist seither nie mehr so gewesen wie früher. Einer war bis zu seinem Tode — er starb ziemlich jung — laufend im Krankenhaus gewesen. Bernhard, der andere Bruder, kam vor kurzem nach Kalifornien, um uns zu besuchen. Sein Sohn hat bereits den Wehrdienst absolviert. Das gilt auch von meinen Onkeln hier in Amerika. Es ist alles so unbegreiflich. Wohin wird das noch führen?
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Man sehnt sich nach Frieden — Doch wie steht es mit der Abrüstung?Erwachet! 1979 | 22. März
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Man sehnt sich nach Frieden — Doch wie steht es mit der Abrüstung?
NICHTS erweckt die Sehnsucht nach Frieden so sehr wie die Erinnerung an die Schrecken des Krieges. Im Vietnamkrieg wurden Millionen Menschen getötet oder auf entsetzliche Weise verstümmelt, aber das ist nicht alles. Sechs Monate nach ihrer Rückkehr ließen sich 38 Prozent der verheirateten US-Soldaten, die in Vietnam gekämpft hatten, scheiden, oder sie trennten sich von ihrer Frau. Rund 175 000 nahmen Heroin. Auch wird berichtet, daß etwa eine halbe Million seit ihrer Entlassung aus der Armee einen Selbstmordversuch gemacht haben (New York Times, 27. Mai 1975).
Ein anschauliches Beispiel für die schrecklichen Folgen des Krieges ist der Fall Claude Eatherlys, der als Aufklärerpilot am Abwurf der Atombombe über Hiroschima beteiligt war. Claude wurde 1947 aus der Luftwaffe entlassen, nachdem psychiatrische Untersuchungen eine „schwere Neurose und große Schuldkomplexe“ ergeben hatten. Danach mußte er von Zeit zu Zeit eine psychiatrische Klinik aufsuchen. Claude starb im vergangenen Sommer. Nach der Beerdigung sagte sein Bruder, er könne sich erinnern, daß Claude Nacht für Nacht aufwachte und sagte, daß sein Gehirn brannte, daß er spüren konnte, wie diese Menschen brannten.
Um sich von den Schrecken des Krieges einen Begriff machen zu können, sollte man sich das, was sich vor knapp 34 Jahren abspielte, vergegenwärtigen. Es war am 6. August 1945 morgens. Hoch oben in der Luft flog der B-29-Bomber „Enola Gay“; unten auf der Erde dehnte sich die blühende japanische Industriestadt aus, die damals 400 000 Einwohner zählte. Um 8.15 Uhr explodierte 580 Meter über dem Zentrum der Stadt Hiroschima die 13-Kilotonnen-Atombombe, deren Fall durch drei Fallschirme verlangsamt wurde. Rund 140 000 Bewohner wurden zerfetzt oder durch die Strahlen getötet oder verkohlten durch die Hitze sofort zu Asche. Noch heute gibt es Strahlenkranke, die elendiglich dahinsiechen.
Die Schrecken der Explosion dieser Atombombe sowie der Atombombe, die drei Tage später über Nagasaki abgeworfen wurde, übersteigen jede Vorstellungskraft.
Die Notwendigkeit des Friedens
Knapp einen Monat danach — am 2. September 1945 — kapitulierte Japan. „Eine neue Ära ist für uns angebrochen“, erklärte General MacArthur bei jenem denkwürdigen Anlaß. Er fuhr fort: „Selbst jetzt, da wir uns über den Sieg freuen, sind wir tief besorgt über die Zukunft, Sicherheit und Erhaltung unserer Zivilisation. Die Zerstörungskraft des Kriegspotentials hat ... einen Punkt erreicht, auf dem das traditionelle Konzept des Krieges vollständig revidiert werden muß. Wir haben unsere letzte Chance. Wenn wir nicht ein größeres und besseres System entstehen lassen, wird der Tod an unserer Tür stehen.“
Führende Staatsmänner haben diesen Gedanken des öfteren geäußert. Im Herbst des Jahres 1961 legte US-Präsident John F. Kennedy ein Programm für „allgemeine und vollständige Abrüstung“ vor. Er erklärte: „Die Menschheit muß dem Krieg ein Ende machen — sonst wird der Krieg der Menschheit ein Ende machen. ... Die mit der Abrüstung verbundenen Risiken verblassen neben den mit einem unbegrenzten Rüstungswettlauf verbundenen Risiken.“
Haben die Völker seither begonnen abzurüsten?
Fortschritte auf dem Weg zum Frieden?
Kurz nachdem Präsident Kennedy deutlich auf die Notwendigkeit der Abrüstung hingewiesen hatte, ersuchte er den amerikanischen Kongreß um Erhöhung des Verteidigungshaushalts von 6 Milliarden Dollar. Und an dieser Verhaltensweise hat sich bis heute nichts geändert. Man spricht von Frieden und preist die Abrüstung, doch im nächsten Atemzug wird der Bau von Waffen, die noch größere Zerstörungskraft haben, gefordert. Obschon viele gute Vorschläge unterbreitet wurden — z. B. enthält ein neues Verzeichnis über Rüstungskontrolle und Abrüstung mehr als 9 000 Eintragungen —, ist kein wirklicher Fortschritt erzielt worden. Die Zeitung The Nation, Ausgabe vom 27. Mai 1978, schrieb:
„Seit 1945 haben amerikanische, sowjetische und andere Diplomaten wenigstens 6 000mal über ,Abrüstung‘ und ihren illegitimen Sprößling, die ‚Rüstungskontrolle‘, konferiert, doch in 32 Jahren ist keine einzige Waffe aufgrund gegenseitiger Übereinkunft abgeschafft worden. Im Gegenteil, das Wettrüsten — im Bereich der konventionellen und der nuklearen Waffen, ganz besonders aber der nuklearen Waffen — hat unaufhörlich eskaliert.“
Wie wenig Erfolg diesen Bemühungen beschieden ist, zeigt die Tatsache, daß man jetzt nicht mehr über eine „allgemeine Abrüstung“ diskutiert, sondern nur noch über eine „Rüstungskontrolle“. Doch die Rüstung läßt sich bereits nicht mehr kontrollieren. Das Gros der Bevölkerung hat jeglichen Glauben, daß noch ein annehmbarer Weg zur Bewältigung des Problems gefunden werde, verloren.
Das zeigte sich auch bei der Sondersitzung der UN-Vollversammlung zu Abrüstungsfragen im vergangenen Jahr. Ihre Meldung über die bevorstehende Sitzung überschrieb die in Buffalo erscheinende Zeitung News: „UN HANDELT, UM WELTKRIEG ZU VERHINDERN“. Die fünf Wochen dauernde Sitzung war historisch, denn sie war die erste Weltabrüstungskonferenz seit der Abrüstungskonferenz des Völkerbundes in den Jahren 1932 bis 1934, also vor mehr als 45 Jahren. Über diese Sondersitzung wurde jedoch sowohl in der Presse als in anderen Nachrichtenmedien wenig berichtet.
Als die erste Hälfte der Sitzung schon fast um war, klagte Dr. Frank Barnaby, Leiter des Internationalen Friedensforschungsinstituts Stockholm, daß noch weniger erreicht werde, als er gehofft habe. „Es herrscht ein gewisser Pessimismus; die allgemeine Atmosphäre ist ziemlich schlecht“, sagte er.
Wie jeder, der einigermaßen mit dem heutigen Stand der Rüstung vertraut ist, weiß, ist es dringend notwendig, daß etwas gegen die kritische Situation unternommen wird. Wie Dr. Barnaby erklärte, ist die Gefahr eines Atomkrieges groß, ja sie wächst ständig. Und der englische Delegierte Lord Noel-Baker, der England schon bei der Abrüstungskonferenz des Völkerbundes vertreten hatte, erklärte: „Die große Gefahr besteht darin, daß man von den Realitäten des Atomkrieges immer noch keine Vorstellung hat.“
Welches sind diese Realitäten?
Zerstörungskraft
Solche Realitäten sind vor allem die große Zerstörungskraft der Kernwaffen, die ungeheuren Kernwaffenarsenale und die ausgeklügelten Methoden, die die Völker entwickelt haben, um jedes Ziel auf der Erde mit solchen Waffen zu treffen. Man beachte folgendes:
Die Wörter Kilotonne (1 000 t) und Megatonne (1 000 000 t) sind Maßeinheiten für die Energie, die bei der Explosion von Kernwaffen frei wird (eine Kilotonne entspricht dem Energieinhalt von 1 000 Tonnen TNT). Die 13-Kilotonnen-Bombe, mit der Hiroschima zerstört wurde, war im Vergleich zu den modernen Multimegatonnen-Waffen ein kleiner „Frosch“. Zum Beispiel sind Versuche mit 60-Megatonnen-Bomben gemacht worden. Die Sprengkraft einer solchen Bombe übersteigt die der Hiroschima-Bombe um das 4 600fache. Die 1945 abgeworfene verhältnismäßig kleine Bombe reichte aus, um 140 000 Menschen zu töten — Tausende von ihnen waren sofort zu Asche verkohlt — und Hiroschima zu verwüsten.
Heute übliche Waffen haben eine Sprengwirkung von etwa einer Megatonne — das 75fache der Hiroschima-Bombe. Jede dieser Bomben kann eine Großstadt vernichten. Nun versuche man, sich vorzustellen, wie es sich auswirken würde, wenn eine Multimegatonnen-Bombe ein dichtbesiedeltes Gebiet wie Groß-New York, Groß-London oder Groß-Tokio treffen würde. Die Völker sind im Besitz von Zehntausenden solcher Kernwaffen, allen voran die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten. Diese Atomwaffenvorräte haben eine Zerstörungskraft, die ausreichen würde, um die Erdbevölkerung so viele Male umzubringen, daß die genaue Zahl keine Rolle spielt.
Erschreckend ist, daß mit diesen Waffen sozusagen jedes beliebige Ziel auf der Erde innerhalb weniger Minuten nach ihrem Abschuß dem Erdboden gleichgemacht werden kann. Ein amerikanischer Präsident machte keinen Witz, als er sagte: „Ich könnte jetzt auf diesen Knopf drücken, und in 20 Minuten wären 70 Millionen Russen tot.“
Heute können Raketenabschußrampen so eingestellt werden, daß die Raketen mit ihren Sprengköpfen das Tausende von Kilometern entfernte Ziel bis auf wenige Meter genau erreichen. Ferner gibt es jetzt Raketen, die mit mehreren Bomben bestückt sind. Sobald die Rakete das Gebiet, das zerstört werden soll, erreicht hat, kann jede Bombe auf ein anderes Ziel gelenkt werden. Abschußrampen sind nicht nur auf dem Land installiert, sondern Raketen können auch von Flugzeugen in der Luft oder von Schiffen im Meer abgeschossen werden.
Ein einziges U-Boot, das mit Kernraketenabschußrampen ausgerüstet ist, kann 224 einzelne Ziele — jedes so groß wie eine Großstadt — zerstören. Sowohl die Sowjetunion als auch die Vereinigten Staaten verfügen über Dutzende von U-Booten, die eine solche Zerstörungskapazität besitzen, und weitere, größere und bessere, sind im Bau. Bald werden die neuen amerikanischen U-Boote der Trident-Klasse verfügbar sein. Die Zeitung Saturday Review schrieb:
„Ein Trident-U-Boot besitzt eine Unterwasserabschußrampe für Thermonuklearbomben, die zum Teil eine größere Sprengkraft besitzen als tausend Bomben von dem Typ, mit dem Hiroschima 1945 zerstört wurde. ... Den Offizieren der Trident-U-Boote steht eine größere Zerstörungskraft zur Verfügung, als den Menschen im Verlauf der ganzen Geschichte bis zum Jahre 1945 insgesamt zur Verfügung gestanden hat.“
Die Kosten
Eine solche militärische Bereitschaft verschlingt Unsummen. Seit 1945 haben die Völker weit über 6 000 000 000 000 (6 Billionen) Dollar für Kriege und für die Rüstung ausgegeben. In dem Bulletin of the Atomic Scientists (Mai 1978) konnte man lesen: „Die Weltgesamtausgaben für das Rüstungswesen belaufen sich jetzt jährlich auf ungefähr 400 Milliarden Dollar.“ Und die Kosten steigen höher und höher, ja sie erreichen bald eine Million Dollar in der Minute!
Das Ausmaß der militärischen Aufwendungen ist gigantisch. Im Jahre 1977 schrieb James Reston, Redakteur der New York Times: „Im vergangenen Jahr gaben die Völker der Welt pro Soldat das Sechzigfache von dem aus, was wir für die Ausbildung eines Kindes ausgaben.“ Insgesamt dienen rund 60 Millionen Personen in den Streitkräften der verschiedenen Länder oder gehen einer Beschäftigung nach, die mit dem Militär zu tun hat. Etwa die Hälfte aller Wissenschaftler der Welt ist mit der Entwicklung neuer Waffen beschäftigt.
Wieviel Gutes könnte mit diesem Geld und mit dieser Arbeitskraft erreicht werden, würden sie anstatt für die Rüstung für konstruktive Zwecke aufgewendet! Es könnte Wohnraum für viele Menschen beschafft werden, das Gesundheits- und Erziehungswesen könnte verbessert werden usw. Die Rüstungsprogramme tragen zum wirtschaftlichen und moralischen Bankrott der Völker bei.
Es wird behauptet, daß durch die militärische Bereitschaft der Krieg verhindert wird. Stimmt das? Im Gegenteil. Seit 1945 sind 150 Kriege geführt und dabei über 25 Millionen Personen getötet worden. Durchschnittlich sind tagtäglich irgendwo auf der Welt 12 Kriege geführt worden. Allerdings sind in den seit 1945 geführten Kriegen keine Atombomben mehr angewandt worden. Verringert sich jedoch die Gefahr, daß zu solchen Waffen gegriffen wird, wenn die Kernwaffenarsenale bis zum Überquellen gefüllt und immer ausgeklügeltere Abschußmethoden entwickelt werden?
Viele verneinen das. Ein ehemaliger US-Kongreßabgeordneter von Oregon sagte: „Jetzt sind die Würfel für eine Massenvernichtung gefallen. ... Die Tatsachen sehen kurz gesagt wie folgt aus: Erstens existieren heute Tausende von Kernwaffen, von denen viele eine unvorstellbar große Zerstörungskraft haben. Zweitens können fast alle sofort zur Explosion gebracht werden. Drittens sind ihre Hüter menschliche Wesen.“
Ja, die Menschen sind unvollkommen; sie machen Fehler und neigen zur Ichsucht und zur Habsucht, was Voraussetzungen für den Krieg bildet. Die Bibel zeigt, wohin selbstsüchtige Wünsche führen können: „Woher kommen Kriege und woher Kämpfe unter euch? Nicht daher: aus euren Lüsten, die in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt und besitzt nicht? Also tötet ihr. Ihr eifert und erreicht doch nicht? Also kämpft ihr und führt Krieg“ (Jak. 4:1, 2, Herder).
Die Völker kämpfen mit dem, was ihnen zur Verfügung steht. Wie das Internationale Friedensforschungsinstitut Stockholm erklärte, werden 1985 rund 35 Staaten Atomwaffen besitzen. Wohin führt das? „Das konstante Gleichgewicht des Schreckens, das bisher bestanden hat, wird nicht mehr möglich sein“, erklärte das Institut warnend, „und der Krieg wird unumgänglich werden.“
Besteht die leiseste Hoffnung auf Frieden?
Die Sehnsucht der Menschheit nach Frieden ist groß. Anläßlich der Sondersitzung der UN-Vollversammlung zu Abrüstungsfragen übergaben japanische Beobachter den zuständigen UN-Vertretern Petitionen mit 20 Millionen Unterschriften, in denen sofortige weltweite Abrüstung gefordert wurde. Diese Petitionen füllten 450 Kartons, die über 12 Tonnen wogen!
Wird je abgerüstet werden, und wird es je Frieden geben? Wenn es auf die Handlungsweise der führenden Persönlichkeiten der Welt ankäme, müßte man entschieden mit Nein antworten. Sie unternehmen sozusagen nichts, um dem Wettrüsten ein Ende zu machen. Das zeigte sich erneut durch ihre Einstellung gegenüber dem Weltraumvertrag vom Jahre 1967, durch den man den Weltraum zu einer Zone des Friedens machen wollte. In der Zeitschrift Bulletin of the Atomic Scientists konnte man lesen: „Trotz des Vertrags ist die Zahl der Militärsatelliten weiter gestiegen. Rund 75 Prozent aller gestarteten Satelliten dienen militärischen Zwecken. 1977 wurden 133 Satelliten gestartet, und bei 95 davon handelte es sich um militärische.“
Doch besteht Grund zu der Hoffnung, daß es sowohl zu einer Abrüstung als auch zum Frieden kommen wird. Die biblische Verheißung, die man an einer Mauer gegenüber dem UN-Hauptgebäude lesen kann, lautet: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden, und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen“ (Jes. 2:4, Elberfelder Bibel).
Wie wird diese Verheißung in Erfüllung gehen? Die Vereinten Nationen sind offensichtlich nicht fähig, sie zu erfüllen. Warum darf man dennoch zuversichtlich hoffen, daß es wahren Frieden geben wird? Kann die Religion das Problem lösen?
[Herausgestellter Text auf Seite 5]
„Seit 1945 haben amerikanische, sowjetische und andere Diplomaten wenigstens 6 000mal über ,Abrüstung‘ und ihren illegitimen Sprößling, die ,Rüstungskontrolle‘, konferiert, doch in 32 Jahren ist keine einzige Waffe aufgrund gegenseitiger Übereinkunft abgeschafft worden“ (The Nation, 27. Mai 1978).
[Herausgestellter Text auf Seite 6]
„Ein Trident-U-Boot besitzt eine Unterwasserabschußrampe für Thermonuklearbomben, die zum Teil eine größere Sprengkraft besitzen als tausend Bomben von dem Typ, mit dem Hiroschima 1945 zerstört wurde ...“ (Saturday Review, 17. April 1978).
[Herausgestellter Text auf Seite 7]
„In den vergangenen 33 Jahren ist ständig irgendwo auf der Erde Krieg geführt worden. Oder wie ein ungarischer Professor errechnet hat, ist in dieser Zeitperiode ,höchstens an 26 Tagen nirgendwo auf der Erde gekämpft worden‘. Der Professor errechnete, daß in den vergangenen drei Jahrzehnten rund 25 Millionen Soldaten gefallen sind. Das sind mehr als in den beiden Weltkriegen zusammen“ (Esquire, 1. März 1978).
[Herausgestellter Text auf Seite 8]
„Rund 75 Prozent aller gestarteten Satelliten dienen militärischen Zwecken. 1977 wurden 133 Satelliten gestartet, und bei 95 davon handelte es sich um militärische“ (Bulletin of the Atomic Scientists, Mai 1978).
[Bild auf Seite 8]
Bibeltext an einer Mauer gegenüber dem UN-Hauptgebäude
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Wird es je wahren Frieden geben?Erwachet! 1979 | 22. März
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Wird es je wahren Frieden geben?
VIELE meinen, die Religion bemühe sich am meisten um den Frieden. Besonders zur Weihnachtszeit wird in den Kirchen viel vom Jesuskind gesprochen, dem verheißenen „Fürsten des Friedens“. Überall in der Welt wird in religiösen Kreisen die biblische Geschichte von den Engeln erzählt, die den Hirten erschienen und sagten: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“ (Luk. 2:14, Luther-Bibel, Fußnote).
Wie wohltuend klingen diese Worte in der heutigen Welt, die vom Krieg bedroht, ja mancherorts sogar vom Krieg verwüstet ist! Die Menschen sehnen sich nach echtem Frieden. Die biblische Verheißung, daß die Menschen „den Krieg nicht mehr lernen“ werden, findet bei vielen ein starkes Echo (Jes. 2:4). Kann man von den Religionen der Welt vertrauensvoll erwarten, daß sie den ersehnten Frieden fördern?
Was die Geschichte lehrt
Was lehrt die Geschichte über die Religionen der Welt? Sind sie eine Kraft zum Frieden gewesen, oder haben sie den Krieg unterstützt? Wie sah es diesbezüglich im Altertum aus?
In dem Werk Encyclopædia of Religion and Ethics von James Hastings kann man lesen: „Die ägyptische Religion verdammte den Krieg nie. ... Kurz, bei jedem Krieg handelte es sich um einen moralischen, ideellen, von einer höheren Macht gebotenen und durch einen Präzedenzfall sanktionierten Krieg.“ Über Assyrien schrieb W. B. Wright in seinem Buch Ancient Cities: „Die Nation widmete sich dem Kriegshandwerk, und die Priester schürten unaufhörlich den Krieg. ... dieses Volk von Plünderern war außerordentlich religiös.“
Doch nun mag jemand einwenden: „Das war, lange bevor Jesus das Christentum gründete.“ Das stimmt. Die ersten Nachfolger Christi beteiligten sich nicht an den Kriegen der Völker. In dem Buch Paganism to Christianity in the Roman Empire von W. W. Hyde heißt es: „In den ersten drei Jahrhunderten ... weigerten sich die Christen, als berufsmäßige Schlächter im römischen Heer zu dienen. Doch diese anfängliche Einstellung änderte sich allmählich.“ Ja, im Laufe der Zeit hörten die Kirchen der Christenheit auf, nach den Lehren Christi zu handeln. Der katholische Historiker E. I. Watkin gibt folgendes zu:
„So schmerzlich das Geständnis sein muß, so können wir die historische Tatsache, daß die Bischöfe durchweg alle Kriege unterstützt haben, die die Regierung ihres Landes geführt hat, nicht im Interesse einer falschen moralischen Stärkung oder unehrlichen Vaterlandstreue leugnen oder ignorieren. Ich kenne keinen einzigen Fall, in dem der Episkopat eines Landes einen Krieg als ungerecht verdammt hätte ... Ganz gleich, wie die Theorie der Kirche lautet, in der Praxis haben sich die katholischen Bischöfe in Kriegszeiten immer an den Grundsatz gehalten: ,Mein Land hat immer recht‘“ („Morals and Missiles“, herausgegeben von Charles S. Thompson, S. 57, 58).
Der inzwischen verstorbene bekannte Geistliche Harry Emerson Fosdick gab folgendes zu: „Selbst in unseren Kirchen haben wir die Feldzeichen aufgehängt ... Mit dem einen Mundwinkel haben wir den Fürsten des Friedens gepriesen, und mit dem anderen haben wir den Krieg verherrlicht.“ Das stimmt sicherlich; ganz besonders war das so im Zweiten Weltkrieg, als in Amerika das Lied populär wurde: „Lobt den Herrn und reicht mir die Munition.“ Und wie sah es in Deutschland aus?
Friedrich Heer, katholischer Geschichtsprofessor an der Universität in Wien, schrieb:
„In der harten Realität deutscher Wirklichkeit rückten Kreuz und Hakenkreuz immer enger zusammen, bis das Hakenkreuz von den Türmen der deutschen Dome seine Siegesbotschaft verkündete, Hakenkreuzfahnen sich eng um die Altäre scharten, katholische und evangelische Theologen, Pfarrer, Kirchenmänner, Staatsmänner den Bund mit Hitler begrüßten“ („Gottes erste Liebe“, S. 332, 333).
Im Ersten Weltkrieg bestand die gleiche Situation: Auf beiden Seiten der kriegführenden Parteien trieben die Kirchen zum Kampf gegenden „Feind“ an. Der renommierte Kirchenhistoriker Roland H. Bainton schrieb in seinem Buch Christian Attitudes Toward War and Peace:
„Zu keiner anderen Zeit waren die amerikanischen Geistlichen aller Bekenntnisse sich so einig und stimmten alle so mit den Absichten der Regierung überein. Es handelte sich dabei um einen heiligen Krieg. Jesus trug die Uniform und wurde mit dem Gewehr im Anschlag dargestellt. Die Deutschen waren Hunnen. Sie zu töten bedeutete, die Erde von Ungeheuern zu befreien.“
Die Tatsachen sind zu offensichtlich, um bestritten werden zu können. Die Religion ist keine Kraft zum Frieden gewesen. Vielmehr hat sie den Krieg unterstützt und gelegentlich sogar zum Krieg getrieben. Das ist auch heute noch so. In einem Artikel, der überschrieben war „RELIGIONSKRIEGE — BLUTRÜNSTIGER EIFER“, schrieb die Zeitschrift Time:
„Es sind makabre Szenen. Die Fahrzeuge und Waffen der gegen die Moslems kämpfenden christlichen Soldaten sind mit Heiligenbildern geschmückt, und einige der Soldaten tragen ein Kreuz am Hals. Die kämpfenden Moslems plündern die Leichen der christlichen Soldaten oder verstümmeln sie, binden sie an Fahrzeugen fest und schleifen sie durch die Straßen. In dem erbitterten Krieg in Libanon spielt die Religion eine augenfällige Rolle ...
Auch in anderen Ländern kämpfen und sterben Menschen unter religiösen Fahnen. In Ulster kämpfen Protestanten und Katholiken immer noch sinnlos gegeneinander nach dem Vergeltungsprinzip. Araber und Israelis, durch Gebietsstreitigkeiten, kulturelle und religiöse Streitigkeiten entzweit, stehen einander übernervös und spannungsgeladen gegenüber. Auf den Philippinen haben sich die mosleminischen Separatisten gegen eine christliche Mehrheit empört. Die griechischen Zyprioten, die orthodoxe Christen sind, stehen den türkischen Zyprioten, Moslems, an einer düsteren Demarkationslinie gegenüber. Pakistan wurde von Indien abgetrennt, weil die Moslems die Herrschaft der hinduistischen Mehrheit fürchteten“ (12. Juli 1976).
Wie Jesus wohl darüber denkt
Was meinst du, was Jesus Christus, der Fürst des Friedens, von diesen Religionen hält, besonders von der sogenannt christlichen? Sicherlich ist er ungehalten über sie. Zweifellos dachte er an solche Heuchelei, als er sagte: „Nicht jeder, der zu mir sagt: ,Herr, Herr‘, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist“ (Matth. 7:21).
Während der Weihnachtszeit zum Beispiel erweisen die Kirchen Jesus, dem Fürsten des Friedens, viel Lippendienst. Angeblich feiern sie seinen Geburtstag. Zur Erinnerung an diesen Tag werden innige Weihnachtslieder gesungen und kunstvolle Weihnachtskrippen aufgestellt. In vielen Ländern wird das Weihnachtsfest außerdem durch üppiges Essen, übermäßiges Trinken und ein zügelloses Verhalten gefeiert. Was feiern diese Leute in Wirklichkeit?
„Das Weihnachtsfest ist die römische Sonnenwendfeier in christlicher Aufmachung“, liest man in dem Werk Encyclopædia Britannica. Das römische Dezemberfest war verbunden mit großer Zügellosigkeit. Und dadurch, daß dieses Fest einen christlichen Namen erhielt, änderte sich wenig. Wir lesen in dem Buch Curiosities of Popular Customs (Merkwürdige Volksbräuche) von W. S. Walsh: „Die ausschweifenden Schlemmereien während des Weihnachtsfestes in alter Zeit übersteigen fast unser Vorstellungsvermögen. Zoten, Trunkenheit, Gottlosigkeit — nichts fehlte. Sinnliche Genüsse wurden bis zum Äußersten ausgekostet.“
Wenn ein auf solche Weise gefeiertes Fest mit dem Namen Christi verbunden wird, kann man sich denken, wie sehr es das Mißfallen Christi erregen muß. Man beachte jedoch, auf welche noch subtilere Weise das Weihnachtsfest die Stellung Christi als Fürst des Friedens untergräbt.
Ein Säugling oder ein regierender König?
Wie wird Jesus zur Weihnachtszeit von den Kirchen dargestellt? Nicht stets als Kind in der Krippe? Das hat zur Folge, daß viele Leute in Jesus nur ein von der Pflege anderer abhängiges Kleinkind sehen. Ist das die richtige Vorstellung von Christus?
Nein. Christus, der Sohn Jehovas Gottes, des allmächtigen Königs, ist kein kindlicher Fürst. Herrschaft und Macht sind ihm gegeben worden. In der Bibel wird vorausgesagt: „Die fürstliche Herrschaft wird auf seiner Schulter sein. Und sein Name wird genannt werden: ... Fürst des Friedens“ (Jes. 9:6). Um diese Prophezeiung zu erfüllen, wurde Jesus, nachdem er auf der Erde zu Tode gebracht worden war, zu himmlischem Leben auferweckt,und schließlich wurde er als Gottes König im Himmel auf den Thron erhoben.
Christus ist alles andere als ein kleines Kind in einer Krippe. Er ist Gottes regierender König. Wie unpassend ist es daher, das Hauptaugenmerk auf ihn als Kleinkind zu richten! Dadurch entgeht es uns, welche Rolle er in Verbindung mit der gegenwärtigen Weltsituation und dem großen Bedürfnis nach Frieden spielt. Und welche Rolle spielt Christus?
Er ist der von Gott eingesetzte Herrscher, der auf der Erde Frieden schaffen wird. Aber das geschieht nicht auf eine Weise, wie es sich manch einer vorstellen mag. Schlage bitte deine Bibel auf, und lies Offenbarung, Kapitel 19, die Verse 11 bis 16. Es ist unerläßlich, daß wir uns ein Bild von der in diesem Text beschriebenen Stellung Christi machen — ein mächtiger Herrscher an der Spitze der aus Gottes Engeln bestehenden Streitscharen. Beachte, daß es in diesen Versen heißt, daß Christus, „Das Wort Gottes“, ‘die Nationen mit einem eisernen Stab schlagen wird’, das heißt, daß er sie aus dem Weg räumen wird, um für Gottes Friedensherrschaft Platz zu schaffen.
Auf diese Weise wird wahrer Friede Wirklichkeit werden. Nicht durch die Bemühungen der Menschen wird es Frieden geben — sie haben völlig versagt —, sondern durch Gottes Königreichsregierung. Wir leben in der Zeit, in der sich folgende Prophezeiung der Bibel erfüllen wird: „In den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. Und das Königreich selbst ... wird alle diese Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und es selbst wird für unabsehbare Zeiten bestehen“ (Dan. 2:44).
Eine Zeit der Entscheidung
Da vorausgesagt ist, daß alle gegenwärtigen Regierungssysteme und auch die Religionen, die sie unterstützen, vernichtet werden, müssen wir unsere eigene Situation unbedingt einer Prüfung unterziehen. Jesus sagte: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt“, und von seinen wahren Nachfolgern sagte er: „Sie sind kein Teil der Welt“ (Joh. 18:36; 17:16). Handelt die Kirche, der du angehörst, nach diesen Äußerungen Jesu? Es gibt eine Religionsgemeinschaft, die das tut. Die katholische Zeitschrift St. Anthony Messenger wies in ihrer Ausgabe vom Mai 1973 wie folgt darauf hin:
„Jehovas Zeugen stehen außerhalb des ,Establishments‘ und fühlen sich nicht verpflichtet, die Unternehmungen der weltlichen Regierung zu segnen. Tausende rechtschaffene Personen finden, daß diese Zurückhaltung gegenüber politischen und wirtschaftlichen Interessen dem Geist des Neuen Testaments näherkommt als die gegenwärtigen manchmal recht bequemen Vereinbarungen zwischen Kirche und Staat. Eine allzu grobe Übereinstimmung zwischen diesen beiden erstickt die prophetische Stimme der Kirche und macht Priester und Pastoren zu religiösen Claqueuren [bestellte Beifallklatscher]. Die christlichen Kirchen sind offenbar bereit, jeden Krieg oder jedes Abenteuer, auf das sich die Staatsführer einlassen, zu segnen.“
Jehovas Zeugen unterscheiden sich somit deutlich von den Kirchen und Religionen der Welt. Wahren Frieden erhoffen sie nicht von den menschlichen Regierungen, sondern von der Regierung des Fürsten des Friedens, Jesus Christus. Wenn du auch der Meinung bist, daß Gewalttat etwas Widersinniges ist, und du auf der Erde leben möchtest, wenn allgemein Frieden herrscht, dann möchten wir dich bitten, mit Jehovas Zeugen Verbindung aufzunehmen. Sie werden sich freuen, dir zu helfen, mehr darüber zu erfahren, wie es bald unter der Herrschaft des Königreiches Gottes wahren Frieden geben wird.
„O Gott, gib deine eigenen richterlichen Entscheidungen dem König und deine Gerechtigkeit dem Sohn des Königs. In seinen Tagen wird der Gerechte sprossen und Fülle von Frieden, bis der Mond nicht mehr ist. Und er wird Untertanen haben von Meer zu Meer und von dem ,Strome‘ bis zu den Enden der Erde“ (Ps. 72:1, 7, 8).
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