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Ist das ein Ausweg?Erwachet! 1972 | 22. April
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Paddock und andere weisen noch auf einen weiteren Faktor hin: Der Mensch verwandelt weit größere Gebiete in Wüsten, als er durch Bewässerung gewinnt. Ein Beispiel ist Westpakistan: Wie Lord Richie Calder berichtet, hat die Bevölkerung des Industales in Westpakistan so zugenommen, daß es alle 5 Minuten 10 weitere Menschen zu ernähren gilt. „In jenem Tal aber geht der Nahrungsmittelerzeugung alle 5 Minuten fast ein halbes Hektar Boden verloren, weil er entweder versumpft oder versalzt.“
Ist die technologische Wissenschaft bis jetzt nicht die Quelle vieler Übel gewesen, unter denen die Menschen heute leiden — vom Verkehrschaos über LSD bis zur Umweltverschmutzung und der Gefahr des Atomkrieges? Es ist leicht zu sagen: „Die Wissenschaft hat die Probleme geschaffen, sie wird auch einen Ausweg finden.“ Bedeutet denn der Umstand, daß ein kräftiger Mann im stürmischen Meer weit hinauszuschwimmen vermag, daß er auch wieder zurückschwimmen kann, ohne dabei zu ertrinken?
Wie andere Menschen, so sind auch Wissenschaftler entgegen ihren Behauptungen einem Druck ausgesetzt, dem Druck nationalistischer Ambitionen oder der eigenen Selbstsucht. Immer wieder kommt es vor, daß Wissenschaftler sich dafür hergeben, politischen Zielen oder der Gewinnsucht von Großunternehmern zu dienen. Sie vollbringen phantastische Leistungen auf dem Gebiet der Mechanik, der Physik und der Chemie. Aber sie versagen, wenn es darum geht, Schwierigkeiten, die durch das Zusammenleben der Menschen entstehen, zu beheben. Je „menschlicher“ das Problem, desto unfähiger ist die Wissenschaft, es zu lösen.
Die Leistungen der Wissenschaft, sie mögen noch so faszinieren, können uns im Grunde genommen so wenig vom Druck der heutigen Lebensverhältnisse befreien wie die Schau, die ein tanzender Medizinmann mit einer knöchernen Klapper und mit Fetischen aufzieht.
Werden Vernunft und Anständigkeit Erfolg haben?
Andere trösten sich mit dem Gedanken, die Menschheit werde schließlich aufwachen, die Gefahren erkennen und Abhilfe schaffen. Nach ihrer Überzeugung lassen die Staatsführer immer mehr erkennen, daß sie sich der Schwere der heutigen Probleme bewußt sind.
Sie sagen, es könne nur besser werden, wenn man an „die Anständigkeit des Menschen“ glaube; man sollte die Überzeugung haben, daß „die Menschen vom Wunsch beseelt seien und die Fähigkeit hätten, Probleme gemeinsam zu lösen“.
Haben sie recht? Bringt uns eine solche Überzeugung Erleichterung?
Viele Menschen leben in Frieden. Andere könnten das somit auch. Ein Teil der Menschen ist ehrlich, sie stehlen nicht und betrügen nicht. Andere könnten das auch sein. Es gibt Gegenden, in denen die Menschen die Luft, das Wasser und den Boden nicht mit Chemikalien oder Abgasen vergiften. Andere könnten sie nachahmen, könnten bereitwillig auf gewisse Dinge verzichten, könnten ihre Lebensweise ändern, so daß alle vor Schaden bewahrt würden. Ja, sie könnten alles das tun. Die Frage ist nur: Sind sie dazu bereit? Sind sie in der Vergangenheit dazu bereit gewesen? Zeigen sie jetzt eine gewisse Bereitwilligkeit?
Vermochte die Anständigkeit des Menschen den Ausbruch von Kriegen zu verhindern? Aus der Geschichte sind uns Tausende von Friedensverträgen und Nichtangriffspakten bekannt. Der verstorbene französische Staatspräsident Charles de Gaulle sagte einmal: „Verträge gleichen Rosen und jungen Mädchen. Sie währen, solange sie währen.“
Ein Beispiel ist der im Jahre 1928 abgeschlossene Briand-Kellogg-Pakt. Dieser internationale Vertrag zur Achtung des Krieges „als Werkzeug der nationalen Politik“ wurde als ein gewaltiger Erfolg gewertet. Er wurde von zweiundsechzig Staaten feierlich unterschrieben. Aber nach etwas mehr als einem Jahrzehnt war die Mehrzahl dieser Staaten in den Zweiten Weltkrieg verwickelt.
Ohne Zweifel ziehen die meisten Menschen den Frieden dem Krieg vor. Aber wenn selbstsüchtige Interessen auf dem Spiel stehen, sind sie bereit, diesen den Frieden zu opfern. Materieller Reichtum, Macht und Nationalstolz bedeuten ihnen mehr als Menschenleben. Ähnlich verhält es sich mit anderen Problemen, die Streß und Spannungen erzeugen.
Es klingt vortrefflich, wenn man vom Glauben „an die Anständigkeit des Menschen“ spricht. Aber ist es realistisch?
Ist es zum Beispiel realistisch, zu glauben, Straftaten beschränkten sich nur auf Personen, die andere überfallen, vergewaltigen oder erpressen, und alle Verbrecher stammten aus Elendsvierteln?
Ein kanadisches Detektivbüro hat ermittelt, daß „von drei Angestellten einer grundsätzlich unehrlich ist — das heißt, er sucht nach Möglichkeiten zu stehlen; daß der zweite von diesen dreien unehrlich ist, wenn er Gelegenheit dazu erhält“.
Amerikanische Kriminologen schätzen, daß in einem Jahr von „anständigen“ Angestellten Sachen im Werte von 4 000 000 000 Dollar veruntreut werden oder das Siebzigfache dessen, was in jenem Land von regelrechten Dieben gestohlen wird.
Ferner häufen sich die Beweise dafür immer mehr, daß Personen in hohen Amtsstellungen ebenso der Versuchung ausgesetzt sind, Tatsachen irreführend darzustellen und unaufrichtig zu handeln, wie der gewöhnliche Bürger — oder vielleicht noch mehr. Wir tun uns gewiß keinen Gefallen, wenn wir uns einreden, es sei nicht so.
Haben wir damit die Möglichkeiten, Erleichterung zu finden, erschöpft? Nein, das haben wir nicht.
Wohl haben sich die Mittel, die wir bisher besprochen haben, als untauglich erwiesen, wirkliche Abhilfe zu schaffen, doch es gibt noch eine zuverlässige Quelle, der wir uns zuwenden können.
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Wie können Heilmittel gefunden werden?Erwachet! 1972 | 22. April
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Wie können Heilmittel gefunden werden?
ES IST leicht, Probleme aufzuzählen, die für die Menschen heute eine Belastung sind. Schwierig dagegen ist es, dafür eine Lösung zu finden.
Eine Ursache dieser Schwierigkeit ist die Neigung, Symptome anstatt das Grundübel zu behandeln. Um ein zuverlässiges Mittel für die Lösung von Problemen zu finden, müssen zuerst die Ursachen ergründet werden. Sobald man diese kennt, darf man erwarten, daß die Behandlung erfolgreich ist.
Folgendes mag als Beispiel dienen: Wenn du zufolge einer Infektion irgendwo Schmerzen hast, könntest du ein schmerzstillendes
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