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Ist das Zungenreden ein Zeichen des wahren Glaubens?Der Wachtturm 1963 | 1. August
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sind es alle, die die Bibel enthält — schließen, daß Christen auch heute diese Fähigkeit haben sollten? Nein, denn das Zungenreden und die anderen Wundergaben dienten der neugegründeten christlichen Organisation Gottes in ihrem Anfangsstadium lediglich als Empfehlung. Als diese Wundergaben ihren edlen Zweck erfüllt hatten, hörten sie auf.
„Einen Augenblick“, mag aber jemand sagen, „die wichtigste Stelle zu diesem Thema wurde ja noch gar nicht erwähnt: Markus 16:17, 18. Danach hat Jesus selbst gesagt: ‚Die aber, welche gläubig geworden, werden folgende Zeichen begleiten: in meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden mit Zungen reden, sie werden Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tötliches trinken, wird es ihnen nicht schaden.‘ [Weizsäcker] Hier haben wir also den Beweis, daß Christen heute in Zungen reden sollten.“
Ist das tatsächlich ein Beweis? Jemand der bewußt eine giftige Schlange aufheben oder etwas Tödliches trinken würde, wäre bestimmt selbst in den Augen eines Anhängers der Pfingstbewegung töricht oder nicht ganz normal. Aber nach diesen Worten müßten Christen das tun.
Die Bibelgelehrten stimmen jedoch darin überein, daß die letzten zwölf Verse des Markusevangeliums, in denen unter anderem gesagt wird, daß die Gläubigen in Zungen reden und Schlangen aufheben würden, ohne gebissen zu werden, nicht von Markus stammten, sondern von einem anderen Schreiber hinzugefügt worden seien. Tregelles, ein bekannter Bibelgelehrter des 19. Jahrhunderts erklärt: „Eusebius, Gregor von Nyssa, Viktor von Antiochien, Severus von Antiochien, Hieronymus und andere Schriftsteller, besonders Griechen, bezeugen, daß diese Verse nicht von Sankt Markus geschrieben worden und auch in keiner zuverlässigen Handschrift zu finden seien.“ Aber selbst wenn diese Worte zu den inspirierten Schriften des Markus gehörten (obwohl mehr Beweise vorliegen, die dagegen sprechen), würde das nichts daran ändern, daß die Bibel sagt, das Zungenreden werde nach dem Tod der Apostel aufhören.
EIN ZEICHEN DES WAHREN GLAUBENS HEUTE?
Während der Apostel Paulus zeigte, daß die Gabe des Zungenredens in der Christenversammlung ein Ende nehmen werde, betonte er ausdrücklich, daß die Liebe das charakteristische Merkmal der wahren Christen bleiben werde. Auf diesen Punkt hatte Jesus schon hingewiesen, als er sagte: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ — Joh. 13:35; 1. Kor. 13:8, 13.
Die Liebe ist die wichtigste Frucht des heiligen Geistes Gottes. Die anderen Früchte des Geistes sind: „Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glaube, Milde, Selbstbeherrschung.“ Diese Eigenschaften und die Befolgung des göttlichen Auftrages, „diese gute Botschaft vom Königreich“ zu predigen — nicht die Gabe des Zungenredens —, verraten, ob jemand heute den heiligen Geist hat. — Gal. 5:22, 23; Matth. 24:14, NW.
Wodurch werden denn Gläubige in ihren Versammlungen gelegentlich zu Boden geworfen oder veranlaßt, in verschiedenen Zungen zu schreien? Da die Bibel deutlich zeigt, daß es nicht durch Gottes Geist geschieht, kann es sich nur um die Wirksamkeit Satans und seiner Dämonen handeln, sofern es nicht durch Ekstase oder durch eine Störung des geistigen Gleichgewichts hervorgerufen wird. Der Apostel Paulus wies warnend darauf hin, daß Satan selbst „die Gestalt eines Engels des Lichts“ annehme und viele durch seine „Zeichen und Wunder der Lüge und durch jede Art von Trug durch Ungerechtigkeit“ verführen werde. — 2. Kor. 11:14; 2. Thess. 2:9, 10, Me.
Personen, die sich um diese Wundergaben bemühen, obwohl Gott sie seinen Dienern nicht mehr verleiht, setzen sich dieser Verführung Satans aus, und die Folgen sind manchmal verblüffend. D. A. Hayes, der in seinem Buch The Gift of Tongues (Die Gabe des Zungenredens) schildert, wie sich solche Menschen oft krampfhaft winden und ekstatisch schreien, beschreibt unter anderem auch folgenden Fall: „In Los Angeles empfing vor kurzem eine Frau die Gabe des Zungenredens. Ein angesehener Chinese, der sie hörte, sagte, sie spreche seinen chinesischen Dialekt. Als man ihn bat zu übersetzen, was sie gesagt habe, lehnte er es ab mit der Begründung, es sei so etwas Gemeines, daß er es nicht wiederholen wolle.“
Solch gemeine Redensarten sind unverkennbar ein Zeichen für die Wirksamkeit der Dämonen. Nein, das heutige „Zungenreden“ ist kein Zeichen des wahren Glaubens. Jesus sagte, seine Jünger würden daran erkannt, daß sie Liebe untereinander hätten.
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Ein Gott der LiebeDer Wachtturm 1963 | 1. August
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Ein Gott der Liebe
DIE Bibel bezeichnet Jehova als einen „Gott der Liebe“. „Gott ist Liebe“, schrieb der Apostel Johannes, und Moses zeichnete die Worte auf: „Jehova, Jehova, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte [liebender Güte, NW] und Wahrheit.“ — 2. Kor. 13:11; 1. Joh. 4:8; 2. Mose 34:6.
Oft hört man jedoch den Einwand: „Wenn Jehova ein Gott der Liebe wäre, dann hätte er von Abraham, der ihm treu ergeben war, niemals verlangt, daß er seinen einzigen Sohn als Brandopfer darbringe.“ Diese Ansicht vertreten viele, und du? Was empfindest du, wenn du den Bericht über diese Begebenheit in der Bibel liest? Fühlst du dich dadurch noch mehr zu Jehova hingezogen oder stößt es dich von ihm ab?
Im Interesse unseres ewigen Glücks sollten wir alles, was Gott sagt und tut, zu verstehen suchen. Statt uns also wegen dieser Begebenheit von Jehova abzuwenden, sollten wir versuchen zu verstehen, warum er das von Abraham verlangte, damit wir ihm näher kommen und ihn noch mehr lieben können. Vom richtigen Standpunkt aus betrachtet, trägt diese Begebenheit nicht nur dazu bei, unseren Glauben an Jehova, den großen Lebengeber, zu stärken, sondern führt uns auch seine große Liebe zur Menschheit vor Augen.
Nach dem biblischen Bericht gebot Jehova Abraham: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak, und ziehe hin in das Land Morija, und opfere ihn daselbst als Brandopfer auf einem der Berge, den ich dir sagen werde ... Und sie kamen an den Ort, von dem Gott ihm gesagt hatte; und Abraham baute daselbst den Altar und schichtete das Holz; und er band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar oben auf das Holz. Und Abraham streckte seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel Jehovas vom Himmel zu und sprach: Abraham, Abraham! Und er sprach: Hier bin ich! Und er sprach: Strecke deine Hand nicht aus nach dem Knaben, und tue ihm gar nichts! Denn nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast.“ — 1. Mose 22:1-14.
Warum forderte Jehova Abraham aber auf, seinen Sohn zu opfern, und warum wurde dieser Bericht in die Bibel aufgenommen? Der Apostel Paulus führte diese Begebenheit als Beispiel an, um seine Mitchristen zu ermuntern, treu und standhaft zu bleiben. Er erinnerte sie daran, daß Jehova Abraham verheißen hatte, die Nachkommen Isaaks, dessen Geburt ein Wunder gewesen war, zu einer großen Nation zu machen. Er führte die göttliche Verheißung an: „Was ‚dein Same‘ genannt wird, wird durch Isaak kommen.“
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