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Befreiung von totalitärer Inquisition durch Glauben an GottDer Wachtturm 1961 | 1. Juli
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Fluß gekommen, wenn wir nicht tagtäglich betont hätten, daß in Magdeburg früher die Zentrale unserer Organisation gewesen sei und wir die Absicht hegten, von diesem Büro aus auch weiterhin unsere Organisation in allen vier Zonen zu leiten. Schließlich gab man nach, und das Werk ging in der kommunistischen Zone wie anderswo weiter.
Bald waren die deutschen Versammlungen von neuem organisiert. Zuerst predigten wir fast ausschließlich mit der Bibel und einem Traktat, doch konnten wir wenigstens in Freiheit zusammenkommen und einander helfen. Bei jenen Zusammenkünften kurz nach dem Krieg fielen unsere Brüder und Schwestern bisweilen vor Entkräftung von den Bänken. Von Jehovas Zeugen aus Amerika erhielten wir CARE-Pakete und von unseren Brüdern aus Amerika und der Schweiz auch eine große Kleiderspende. Das wurde sehr geschätzt und war für uns eine große Hilfe.
Eifrig besuchten 9000 von uns im Jahre 1946 einen Kongreß in Nürnberg. Auch in Magdeburg veranstalteten wir einen Kongreß, bei dem 6000 anwesend waren. Unnachahmlich waren die Blicke und Gesten der Russen, die uns singen hörten und zusahen, wie Hunderte zur Taufstätte schritten. Jede Zusammenrottung auf den Straßen war ja streng verboten, doch nachdem wir die Taufe erklärt hatten, störte man uns nicht. Diese Freiheit unter der neuen Totalherrschaft in Ostdeutschland sollte jedoch nicht lange dauern.
Im Jahre 1947 kam der Präsident der Gesellschaft, Bruder Knorr, nach Deutschland. Ein Vertrag für das Gebäude und den Grund und Boden in Wiesbaden, auf dem nun unser vergrößertes Bethelheim steht, wurde unterzeichnet. Hier in Westdeutschland freuten wir uns zu sehen, wie die wenigen tausend Zeugen, die es am Ende des Krieges gegeben hatte, sich fortwährend mehrten. Heute verkündigen 68 000 eifrig die frohe Botschaft von Jehovas neuer Welt. Mein Herz fließt über vor Freude und Dankbarkeit gegenüber Jehova dafür, daß er dies bewirkt hat. Ich schätze auch die glücklichen Wochen, die ich in den Jahren 1950, 1953 und 1958 anläßlich der internationalen Kongresse in New York verleben durfte. Jehova bereitete auch für uns hier in Deutschland weitere Kongresse, so zum Beispiel im Jahre 1955, als 125 000 Besucher nach Nürnberg und Berlin kamen. Wieviel können doch Gottes Diener in wenigen Jahren tun und erleben!
DIE BEFREIUNG GEWISS!
Als die Kommunisten in den Nazikonzentrationslagern noch unsere Mitgefangenen waren, sagten sie oft drohend: „Sollten wir je an die Macht kommen, hängen wir euch Himmelskomiker auf!“ Im Jahre 1950 begann die totalitäre Inquisition im kommunistischen Ostdeutschland von neuem, indem man die Bewegung der Zeugen Jehovas verbot. Das Büro in Magdeburg wurde von neuem beschlagnahmt. Und nochmals haben unsere Brüder, in dem Glauben, daß Jehova sie befreien kann, die Herausforderung angenommen.
Verstehst du, warum meine Gedanken oft den „Vorhang“, der Deutschland entzweit, durchdringen und dort bei jenen Zeugen weilen, die viele Jahre in Nazilagern litten und heute in kommunistischen Gefängnissen schmachten? Gegenwärtig sind 407 treue Zeugen in Ostdeutschland eingesperrt. Ich denke da an siebzigjährige Brüder wie Bruder X und Bruder Y und andere, nur ein wenig jüngere, wie Bruder Z, Bruder A und Bruder B, von denen jeder wegen seiner Treue zu Jehova fast zwanzig Jahre seines Lebens in den Händen grausamer Feinde Gottes festgehalten worden ist.
Berichte, die durchsickern, zeigen, daß sie mutig und vertrauensvoll sind. Unsere dortigen Brüder bleiben standhaft, sie halten die Königreichshoffnung stets sich selbst und ihren Nächsten vor Augen. Dadurch bekunden sie täglich, daß Jehova durch Christus, seinen König, inmitten seiner Feinde herrscht. Die totalitäre Inquisition kann Glieder des Volkes Jehovas wohl gefangensetzen und sie drangsalieren, wenn Jehova es zu einem Zeugnis zuläßt, nichts aber kann den Geist Jehovas in Fesseln legen!
Mögen Christen, die unter totalitären Inquisitionsmethoden leiden, und auch ihre Bedrücker niemals vergessen, daß Jehova während der Zeit der Nazi-Inquisition beständig mit seinen Zeugen war. Er nährte und tröstete sie, wenn sie erschöpft zu ihm schrieen. Er belebte und erquickte sie, wenn sie schwach wurden und fast verzagten. Er sicherte jenen, die bis zum Tode treu waren, Befreiung durch eine Auferstehung zu. Und zu seiner bestimmten Zeit wird er die Tore weit aufmachen und sein Volk befreien.
Befreiung auf Grund des Glaubens an Gott ist gewiß. Wir stehen an der Schwelle der neuen Welt der Gerechtigkeit. Bereits haben Jehovas Zeugen das Lied angestimmt: „Dank sei Gott, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ — 1. Kor. 15:57, NW.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1961 | 1. Juli
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Fragen von Lesern
● In welcher Gestalt oder Art kam Satan, um Jesus zu versuchen? Erschien er in Gestalt eines Menschen, oder hörte Jesus nur eine Stimme? Wie ist es ferner zu verstehen, daß Jesus Satan gestattet habe, ihn aus der Wüste mitzunehmen und direkt durch die Stadt und auf die Zinne des Tempels zu führen? Wurde Jesus physisch auf die Zinne des Tempels geführt? — D. A., Sierra Leone.
In Judas 6 (NW) lesen wir von den Engeln, die „ihre eigentliche Wohnstätte verließen“, daß Gott sie mit ewigen Banden unter tiefer Finsternis für das Gericht des großen Tages aufbehalten hat. Im Wachtturm vom 1. Dezember 1955 wird auf den Seiten 722 und 723 gezeigt, daß es sich bei dieser Finsternis um eine geistige, nicht um eine buchstäbliche handelt, und dann heißt es dort weiter: „Daß sie ‚aufbehalten‘ sind ‚mit ewigen Banden‘, bedeutet offenbar auch, daß ihnen nicht mehr erlaubt wird, sich zu verkörpern wie vor der Sintflut. Diese Macht der Verkörperung wurde, gemäß Gottes Willen und um seinen heiligen Zwecken zu dienen, Tausende von Jahren nach der Flut bis hinab in die Tage der treuen Apostel Christi durch Gottes treue Engel ausgeübt, darunter auch von Jesus Christus. Aber den sündigenden Engeln wurde nicht gestattet, diese Macht weiterhin zu gebrauchen“, da sie sie mißbraucht hätten. Deswegen müssen wir schließen, daß Satan, dem Teufel, auch verboten war, sich zu verkörpern, um Jesus so zu versuchen.
Was den Gedanken betrifft, daß Jesus Satan gestattete, ihn mit auf die Zinne des Tempels zu nehmen, so scheint es nicht vernünftig zu sein, zu schließen, daß alles, was im Bericht über Jesu Versuchung in der Wüste geschah, buchstäblich aufzufassen ist. Bestimmt gibt es keinen Berg, von dem aus jemandem „alle Reiche dieser Welt und ihre Herrlichkeit“ gezeigt werden könnten. So müssen wir denn vernünftigerweise folgern, daß Satan Jesus nicht buchstäblich, nicht leiblich oder physisch „mit in die heilige Stadt“ nahm und ihn dort „auf die Zinne des Tempels“ stellte. Das war gar nicht notwendig, damit die Versuchung tatsächlich gewirkt hätte. — Matth. 4:3-10.
● Welcher Sinn liegt in den Worten: „Der Pflüger wird den Schnitter einholen“, die in Amos 9:13 (RS; deutsch siehe Kautzsch) zu lesen sind? — J. G., Britisch-Honduras.
Nach der Neuen-Welt-Übersetzung (engl.) lautet Amos 9:13 wie folgt: „‚Siehe, Tage kommen‘, ist der Ausspruch Jehovas, ‚da der Pflüger tatsächlich den Erntenden einholen wird und der Traubentreter den Samenträger, und die Berge werden tatsächlich von süßem Weine triefen, und alle Hügel werden zerschmelzen.‘“ Das alte Israel trieb in erster Linie Ackerbau. Wenn der Pflüger den Erntenden einholen würde, so würde das anzeigen, daß die Ernte so groß wäre, daß sie bis zur Zeit der neuen Aussaat noch nicht völlig eingesammelt wäre. Desgleichen würde sich das Traubentreten und das Aussäen wegen der reichen Traubenernte überschneiden.
Diese Prophezeiung ist auf die Arbeiter in Jehovas geistigem Paradies anwendbar, in dem sich die Neue-Welt-Gesellschaft der Zeugen Jehovas befindet. Sie sagt die große Wohlfahrt voraus, deren sich Jehovas Zeugen heute in Übereinstimmung mit der prophetischen Verheißung erfreuen, die im Mosaischen Gesetz, in 3. Mose 26:5, dargelegt worden ist: „Die Dreschzeit wird bei euch reichen bis an die Weinlese, und die Weinlese wird reichen bis an die Saatzeit; und ihr werdet euer Brot essen bis zur Sättigung und werdet sicher in eurem Lande wohnen.“ Der Beweis hierfür ist aus dem Jahresbericht ersichtlich, der in der Zeitschrift Der Wachtturm erschienen ist.
● Wie können wir den Schrifttext in Jesaja 29:4 erklären? — P. M., USA.
Der Text in Jesaja 29:4 lautet: „Und erniedrigt wirst du aus der Erde reden, und deine Sprache wird dumpf aus dem Staube ertönen; und deine Stimme wird wie die eines Geistes [eines Geistermediums, NW] aus der Erde hervorkommen, und deine Sprache wird aus dem Staube flüstern.“
Der einleitende Vers von Jesaja 29 zeigt, daß diese Worte an Ariel gerichtet sind, von dem die Fußnote der Neuen-Welt-Übersetzung (engl.) sagt: „‚Ariel.‘ Bedeutet vielleicht ‚der Altarherd Gottes‘; oder ‚der Löwe Gottes‘. Bezeichnet hier Jerusalem.“ Diese Prophezeiung würde sich somit auf das geistliche Jerusalem beziehen, das auf der Erde durch den Überrest vertreten wird.
Diese Worte zeigen, daß Gottes irdische Organisation angegriffen und von den Feinden des Königreiches Gottes tief erniedrigt würde. Gottes Volk würde dann, wenn Gog es angreift, sozusagen zu Boden getreten werden, so daß es Äußerungen, Stimmtöne von sich geben würde, die aus der Tiefe seiner Erniedrigung herauftönen würden. Sie würden Lauten gleich sein, die aus dem Staube der Erde ertönen würden. Es wäre, als ob die Stimme eines Geistermediums
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