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Kubaner suchen eine neue HeimatErwachet! 1981 | 22. Juni
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Kubaner suchen eine neue Heimat
IM Frühjahr 1980 erzwang sich eine Gruppe von Kubanern mit einem Autobus Zugang zum Gelände der peruanischen Botschaft in Havanna, um Asyl zu suchen und somit das Land verlassen zu können. Bald danach gab die kubanische Regierung bekannt, daß es jedem, der nach Peru wolle, freistehe auszureisen.
Schon nach zwei Tagen drängten sich über 10 000 Menschen auf dem Botschaftsgelände in der Hoffnung, Kuba zu verlassen. Innerhalb weniger Wochen machten diese Ereignisse in aller Welt Schlagzeilen, während es zigtausend weiteren Kubanern gestattet wurde auszuwandern. Allein in die Vereinigten Staaten kamen 120 000.
Das Problem der Kubaflüchtlinge ist nichts Neues. Im Laufe der Jahre sind bereits Hunderttausende von Kubanern ausgewandert. Zu den Ländern, die sie aufgenommen haben, gehören Bolivien, Costa Rica, Ecuador, Kolumbien, Peru, Spanien, Venezuela und die Vereinigten Staaten. Auch andere Länder haben sich bereit erklärt, kubanische Flüchtlinge aufzunehmen.
Weshalb verließen sie das Land?
Weshalb haben diese Flüchtlinge Kuba verlassen? Dafür gibt es ganz unterschiedliche Gründe. Einige glaubten, sie könnten in einem anderen Land ein besseres Leben führen. Andere waren in Schwierigkeiten geraten, weil sie nicht mit der Politik der Regierung einverstanden waren, und sie flohen, um den daraus resultierenden Problemen zu entgehen.
Außerdem beschloß die kubanische Regierung im Jahre 1980, die Gelegenheit zu nutzen, sich in großem Umfang unerwünschter Personen zu entledigen. Zum Beispiel wurden, nachdem die Flüchtlingswelle eingesetzt hatte, Verbrecher aus den Gefängnissen geholt und auf die Flüchtlingsboote gebracht, damit sie das Land verließen. Andere, die als politisch gefährlich galten, erlebten das gleiche. Auch Personen, die als homosexuell bekannt waren, wurden gezwungen, das Land zu verlassen.
Eine andere Art von Flüchtlingen
Unter den Flüchtlingen, die 1980 Kuba verließen, befanden sich etwa 3 000, die aus einem anderen Grund das Land verlassen mußten. Die in Nebraska (USA) erscheinende Zeitung York News-Times berichtete darüber folgendes: „Unter den in vielen Zeitungen erwähnten kriminellen und homosexuellen Gruppen von kubanischen Flüchtlingen, die mit Booten in den Vereinigten Staaten ankamen, befand sich auch eine weniger bekannte Gruppe, deren einziges Verbrechen es war, daß sie trotz des vor fünf Jahren erlassenen Verbots ihrer Sekte Gott weiterhin auf ihre Weise anbetete.“
Wie das Blatt berichtete, handelte es sich dabei um Jehovas Zeugen. Weiter hieß es: „Jehovas Zeugen hatten schon früher unter Diktaturen zu leiden, weil sie sich weigerten, Waffen zu tragen und sich an politischen Angelegenheiten zu beteiligen. Ihr Glaube verbietet ihnen das. Im Hitler-Deutschland gingen die Zeugen zusammen mit Juden und anderen ,unerwünschten Elementen‘ in die Gaskammern.“
Doch unter welchen Umständen mußten sie Kuba verlassen? Was hatten sie durchzumachen? Was ließen sie zurück? Wir werden kubanische Flüchtlinge selbst erzählen lassen.
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Kubaflüchtlinge erzählenErwachet! 1981 | 22. Juni
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Kubaflüchtlinge erzählen
TYPISCH für die Zeugen Jehovas, die gezwungen wurden, Kuba zu verlassen, war José Tunidor. Er erzählt folgendes:
„Im Dezember 1978 kam die Polizei in mein Haus und nahm mich ohne Erklärung mit. Man steckte mich zusammen mit Ernesto Alfonso, einem anderen Zeugen Jehovas, ins Gefängnis. Auch er wußte nicht, warum er ins Gefängnis mußte.
Später brachte man mich zurück, um mein Haus zu durchsuchen. Man beschlagnahmte die bibelerklärenden Schriften, die ich besaß. Auch meine Schreibmaschine nahm man mit. Als ich wieder im Gefängnis war, erfuhr ich, daß Ernestos Schreibmaschine und seine Schriften ebenfalls beschlagnahmt worden waren. Warum? Wir wurden beschuldigt, gesellschaftsfeindlich zu sein, weil wir an die Bibel glaubten und mit anderen über ihre Wahrheiten sprachen. Wir wurden angeklagt, eine Gefahr für andere zu sein, und das Gericht verurteilte uns zu drei Jahren Gefängnis.“
Tunidor wurde in ein Gefängnis in Aguica eingeliefert, das in der Nähe von Colón in der Provinz Matanzas liegt. Dort arbeitete er im Gefängnis, bis er auf die Felder geschickt wurde, um Zuckerrohr zu schneiden. Dann wurde er des Landes verwiesen. Man brachte ihn nach La Cabaña, einem berüchtigten Gefängnis in Havanna, und dann an einen Ort in der Nähe von Port Mariel, wo man ihn auf ein Schiff verfrachtete, das nach den Vereinigten Staaten fuhr.
Zwar wurden viele Zeugen Jehovas, die im Gefängnis waren, gezwungen, das Land zu verlassen, doch andere wurden aus ihren Häusern geholt und deportiert. Sie konnten nichts von ihrer Habe mitnehmen, und manchmal konnten sie sich noch nicht einmal von ihren Angehörigen verabschieden. Herminio Arroyo erzählt:
„Die Polizei kam um drei Uhr früh zu unserem Haus, während wir schliefen. Sie hatte Ausweisungspapiere bei sich und forderte uns auf, uns anzuziehen. Dann wurden wir gleich ins Einwanderungsamt gebracht, wo man uns entkleidete, um uns nach Wertsachen zu durchsuchen. Am Abend, gegen 18 Uhr, brachte man uns mit 300 anderen auf einen Krabbenkutter, mit dem wir in die Vereinigten Staaten gebracht werden sollten.“
Viele andere Zeugen Jehovas hatten ähnliche Erlebnisse. Beim Morgengrauen oder schon vorher kamen Beamte und zwangen sie, das Land zu verlassen. Sie konnten buchstäblich nichts als ihre Kleider behalten. Sogar Eheringe und andere Wertsachen wurden ihnen weggenommen.
Es ist verständlich, daß eine Regierung Verbrecher und unerwünschte Elemente loswerden will. Doch warum hatte man es so eilig, diese aufrichtige Gruppe von Christen aus dem Land zu schaffen? Welchen Hintergrund haben diese Maßnahmen?
Beginn der Verfolgung
Im Jahre 1962 untersagte die kubanische Regierung Jehovas Zeugen die Einfuhr biblischer Schriften. Der Staat entschied, diese Publikationen seien „schädlich, reaktionär und pro-imperialistisch“. Natürlich wissen Personen, die mit dem Werk der Zeugen Jehovas vertraut sind, daß dies nicht stimmen kann. Jehovas Zeugen in Kuba sind die gleichen anständigen und ehrlichen Leute, wie sie in der ganzen Welt für ihr gutes Benehmen bekannt sind.
Danach nahm die Verfolgung zu. Luis Alcantur, einer der Flüchtlinge, die jetzt in den Vereinigten Staaten leben, erinnert sich: „Im November 1965 wurde ein massiver Angriff gegen Jehovas Zeugen in Kuba unternommen. Damals richtete er sich besonders gegen die Jugendlichen im wehrfähigen Alter. Hunderte dieser jungen Christen kamen schließlich in verschiedene Konzentrationslager, hauptsächlich in der Provinz Camagüey.“
Über den Beginn dieser Jahre im Gefängnis sagt Alcantur: „Wir bekamen 12 Tage lang nichts zu essen. Nur einmal am Tag gaben sie uns etwas Wasser. Man zwang uns, die ganze Zeit zu stehen, und wir waren dabei der Sonne und dem Regen, den Moskitos und den Mücken ausgesetzt. Am 11. Tag warfen sie uns in eine mit Wasser gefüllte Zisterne.“
Alcantur war damals 19 Jahre alt. Er war eingesperrt worden, weil er sich aus Gewissensgründen weigerte, am Militärdienst teilzunehmen.
Ein anderer Flüchtling, Alberto Sanchez, sagt über seine Behandlung: „Da wir in bezug auf unseren Glauben keine Kompromisse machten, wurden wir geschlagen; man überschüttete uns nachts mit kaltem Wasser, und einige wurden mit einem Ochsenjoch am Hals umhergezogen. Einmal zielten sie mit dem Gewehr auf meinen Kopf und forderten mich auf zu marschieren, sonst würden sie mich erschießen. Zweimal riefen sie ein Hinrichtungskommando zusammen, und wir mußten uns davor aufstellen. Es wurde sogar der Befehl zum Schießen gegeben, aber sie schossen nicht.
Einige Zeugen mußten in Baracken leben, in denen sonst nur Homosexuelle waren. Doch wenn sie ihnen ihren biblisch gestützten christlichen Standpunkt erklärten, wurden sie respektiert. Dadurch zogen sie nur noch mehr den Haß der Soldaten auf sich.“
In anderen Lagern wurden viele weitere Zeugen schrecklich mißhandelt. Sie mußten ständig Hunger leiden, hatten nichts anzuziehen, wurden von Moskitos geplagt, litten im Winter unter der Kälte der Nacht, wurden isoliert gehalten und mußten ständig mit dem Tod rechnen. Ein Zeuge, Ursulo Brito, wurde mit den Füßen an der Decke aufgehängt und mußte eine Zeitlang in dieser Stellung verharren.
Die Verfolgung nimmt zu
Im Jahre 1968 verstärkte die Regierung ihre Verfolgung. Jehovas Zeugen wurden in der Presse, im Rundfunk und im Fernsehen ständig angegriffen und als Meuchelmörder, Umstürzler und Fanatiker hingestellt. Man erhob noch viele weitere gemeine und unwahre Anschuldigungen. Infolgedessen gerieten die Zeugen in eine sehr schwierige Lage, sogar an ihrem Arbeitsplatz. Viele verloren eine gute Stelle, ohne sich dagegen wehren zu können. Man zwang sie, Arbeiten anzunehmen, die niemand anders verrichten wollte, und das zu einem sehr geringen Lohn.
Außerdem erließ die Regierung neue Gesetze, aufgrund deren jeder Vater, jede Mutter und jeder Lehrer, der Kinder „Respektlosigkeit gegenüber patriotischen Organisationen oder Symbolen“ lehrte, mit Gefängnis bestraft werden konnte. Jehovas Zeugen lehren keine solche „Respektlosigkeit“. Aber die Regierung betrachtet es als respektlos, daß sie das lehren, was die Bibel sagt: „Jehova, deinen Gott, sollst du anbeten, und ihm allein sollst du heiligen Dienst darbringen.“ Und: „Kindlein, hütet euch vor Götzen“ (Matth. 4:10; 1. Joh. 5:21).
So kam es, daß viele Mütter und Väter ins Gefängnis gesteckt wurden, weil sie Gottes Wort gehorchten, das verlangt, die Kinder ‘gemäß dem Wege für sie zu erziehen’, indem ihnen die Grundsätze der wahren Anbetung beigebracht werden (Spr. 22:6; Eph. 6:4). Zum Beispiel erinnert sich eine der Töchter von Herminio Arroyo: „Wenn die Kinder den Fahnengruß verweigerten, wurden sie von anderen Schülern mißhandelt, und oft erstatteten die Lehrer Anzeige, was dazu führte, daß die Eltern für drei bis sechs Monate ins Gefängnis kamen.“
Haussuchungen
Oft hielten die Behörden überraschende Haussuchungen bei den Zeugen. Sie suchten nach etwas, was die Zeugen hätte belasten können. Über eine dieser Durchsuchungen sagt Luis Alcantur:
„Am 30. März 1977 kamen Staatssicherheitsbeamte um 17 Uhr in mein Haus. Damals kamen immer mehrere gleichzeitig ins Haus. Einer von ihnen versteckte irgendwo Waffen oder Drogen. Ein anderer Beamter gab dann vor, sie gefunden zu haben. Aufgrund dessen erhoben sie falsche Anklagen.
Die Durchsuchung meines Hauses bei dieser Gelegenheit war um 23 Uhr abgeschlossen. Sie nahmen alles mit, was ihnen gefiel, auch persönliche Dinge, wie zum Beispiel einen Elektrorasierer, Kleidungsstücke und Geld. Sie nahmen auch meine Schreibmaschine und meine biblischen Schriften mit. Ich wurde angeklagt, ein konterrevolutionäres Dokument zu besitzen, aber bei meiner Verhandlung wurde nichts dergleichen vorgelegt.“
Trotz Verfassung angegriffen
Offensichtlich hat die kubanische Regierung in den letzten zwei Jahrzehnten versucht, Jehovas Zeugen zu zerschlagen. Der Flüchtling Cristo Leon sprach von einem „systematischen Angriff der kubanischen Regierung auf unsere Anbetung“. Jehovas Zeugen sind verboten worden, sie dürfen keine Literatur einführen oder drucken, ihr Zweigbüro und ihre Anbetungsstätten sind geschlossen worden, ihr öffentlicher Dienst ist für ungesetzlich erklärt worden, und Tausende von Gefängnisstrafen sind verhängt worden.
Diese 20jährige Verfolgung verletzt eindeutig die Verfassung der Republik Kuba. Diese Verfassung „garantiert“ Religionsfreiheit. In Artikel 54 heißt es deutlich: „Der sozialistische Staat, der seine Aktivitäten auf die wissenschaftliche, materialistische Weltanschauung stützt und das Volk darin erzieht, anerkennt und garantiert Gewissensfreiheit und das Recht eines jeden, sich zu irgendeiner Religion zu bekennen und im Rahmen der Achtung vor dem Gesetz den Glauben seiner Wahl zu praktizieren.“
Wer Jehovas Zeugen kennt, weiß, daß die Achtung vor dem Gesetz ein Bestandteil ihres Glaubens ist. Ja, sie sind auf der ganzen Erde als gesetzestreue Bürger bekannt. Daher hätte man ihnen bestimmt gestatten müssen, sich zu ihrer Religion zu bekennen und sie zu praktizieren, wie dies in den meisten anderen Ländern der Fall ist.
Gegen andere Religionen?
Die Maßnahmen der kubanischen Regierung gegen Jehovas Zeugen geben Anlaß zu der Frage: Verfolgt die Regierung auch andere Religionen?
In Kuba gibt es viele katholische Kirchen. Ihre Tore stehen der Allgemeinheit offen. Genauso verhält es sich mit protestantischen Kirchen. Doch die Versammlungsstätten der Zeugen Jehovas sind aufgrund eines Regierungsentscheids geschlossen worden. Weshalb der unterschiedliche Maßstab?
Es stimmt, daß auch einige andere Religionsgemeinschaften eine Zeitlang von der Regierung unter Druck gesetzt wurden. Doch bald machten sie Zugeständnisse und ließen sich für politische Zwecke gebrauchen. Das können Jehovas Zeugen nicht tun, da es ihrem Glauben widerspräche. Deswegen sind sie jahrelang heftig verfolgt worden.
Nun bleibt noch die Frage offen: Warum verfolgen Jehovas Zeugen einen Kurs, aufgrund dessen sie in einem Land wie Kuba so sehr leiden müssen? Und wie ist es ihnen möglich, so viele Unannehmlichkeiten so lange zu ertragen und trotzdem treu zu ihrem Glauben zu stehen?
[Herausgestellter Text auf Seite 5]
„Wir wurden beschuldigt, gesellschaftsfeindlich zu sein, weil wir an die Bibel glaubten und mit anderen über ihre Wahrheiten sprachen.“
[Herausgestellter Text auf Seite 6]
Sie konnten buchstäblich nichts als ihre Kleider behalten. Sogar Eheringe und andere Wertsachen wurden ihnen weggenommen.
[Herausgestellter Text auf Seite 7]
Viele Väter und Mütter wurden ins Gefängnis gesteckt, weil sie Gottes Wort gehorchten, das verlangt, die Kinder ‘gemäß dem Wege für sie zu erziehen’.
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Ein Bericht der TreueErwachet! 1981 | 22. Juni
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Ein Bericht der Treue
KUBA ist nicht das einzige Land, wo Jehovas Zeugen verfolgt werden. In der Sowjetunion, in China und in anderen kommunistischen Ländern sind sie ebenfalls verboten. In den letzten Jahren sind sie auch in Argentinien verfolgt worden. In Malawi kamen im Laufe der Jahre mehrere schreckliche Verfolgungswellen über sie. Während des Zweiten Weltkriegs versuchte man im Dritten Reich, sie auszurotten, und viele Zeugen starben in Konzentrationslagern.
Die Verfolgung der Zeugen Jehovas ist jedoch nichts Neues. Auch die Anklage, staatsgefährdend und gesellschaftsfeindlich zu sein, ist nicht neu. Wie wir aus der Bibel erfahren, wurden andere treue Diener Gottes genauso verfolgt und falsch angeklagt (Joh. 19:12; Apg. 16:19 bis 21).
Neutral
Einige Nationen können einfach nicht verstehen, daß Jehovas Zeugen in politischen Angelegenheiten neutral sind. Jehovas Zeugen greifen nie in das politische System des Landes ein, in dem sie leben, und sie versuchen auch nicht, es zu zerstören. Einige Nationen mißverstehen diesen Standpunkt. Sie denken, Jehovas Zeugen seien staatsgefährdend, weil sie nicht in den Krieg gehen und vor patriotischen Symbolen keine Handlungen verrichten, die sie als einen Akt der Anbetung betrachten.
Sie können aber unmöglich staatsgefährdend sein. Das wäre im Widerspruch zu ihren hohen biblischen Grundsätzen. Wenn Personen, die dies bezweifeln, die Tatsachen sorgfältig und unparteiisch untersuchten, würden sie feststellen, daß Jehovas Zeugen nie eine Revolte gegen eine Regierung geplant haben. Sie haben nie einen Anschlag auf eine Regierung verübt oder andere dazu aufgehetzt. Im Gegenteil, würde einer von ihnen das Gesetz des Landes in bezug auf sittliches Verhalten, Steuerzahlen oder andere Bürgerpflichten übertreten, so würde er streng gemaßregelt werden. Deshalb gehören sie zu den gesetzestreuesten Bürgern jeder Nation.
Jehovas Zeugen glauben nicht, daß Kriege die Probleme der Menschheit lösen werden. Sie glauben es nicht, weil die Bibel, Gottes Wort, dies sagt. Statt dessen hat Gott eine Zeit vorausgesagt, in der nicht mehr „Nation ... gegen Nation das Schwert erheben“ wird und in der sie auch „den Krieg nicht mehr lernen“ werden (Jes. 2:4). Schon jetzt gehorchen Jehovas Zeugen dem Grundsatz, der dieser Prophezeiung zugrunde liegt. Sie leben in Übereinstimmung mit dem Rat, den der Apostel Paulus in Römer 12:18 gab: „Wenn möglich, haltet, soweit es von euch abhängt, mit allen Menschen Frieden.“
Das ist nichts Neues. Zum Beispiel schrieb Edward Gibbon in seinem Buch History of Christianity (1891, S. 162, 163) über die Christen des ersten Jahrhunderts: „Sie lehnten es ab, irgendeinen aktiven Anteil an der bürgerlichen Verwaltung oder der militärischen Verteidigung des Reiches zu nehmen. ... ohne den Verzicht auf die Erfüllung einer heiligeren Pflicht war es für einen Christen unmöglich, Soldat, Magistratsmitglied oder ein Fürst zu werden.“
Doch im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist es in Kuba nicht möglich, sich aus Gewissensgründen vom Militärdienst befreien zu lassen. Daher haben junge Christen dort viel zu leiden, wenn sie den Grundsätzen des Wortes Gottes treu bleiben. Die vielen tausend Zeugen Jehovas, die noch in Kuba leben, leiden weiterhin für ihre Treue zu Gottes Gesetzen.
Regierungen wie die kubanische sollten sich jedoch fragen: Was würde wirklich geschehen, wenn sich alle Menschen konsequent vom Krieg fernhielten, wie es Jehovas Zeugen tun? Offensichtlich würde es dann keinen Krieg mehr geben, so, wie es unter den Millionen Zeugen Jehovas trotz unterschiedlicher Nationalität schon jetzt keinen Krieg mehr gibt und in Gottes neuer Ordnung der Gerechtigkeit auf der ganzen Erde keinen mehr geben wird (Joh. 13:34, 35; 2. Petr. 3:13).
Im Gefängnis Respekt erworben
Jehovas Zeugen wurden durch ihre Inhaftierung gezwungen, ihre Lauterkeit gegenüber Gott zu beweisen. Das haben sie auch getan. Gleichzeitig haben sie mit anderen Häftlingen über ihre Hoffnung gesprochen.
Zum Beispiel erzählt Samuel Izquierdo, was ihm widerfuhr, als er wegen Kriegsdienstverweigerung inhaftiert wurde: „Ich sagte ihnen, mein Gewissen lasse es nicht zu, mich ihren politischen Vorschriften zu beugen und mich militärisch ausbilden zu lassen. Der Beamte, der die Verhandlung führte, schrie wütend, man solle mich in eine Zelle einsperren.
Die Zelle war aus Holz. Sie maß 1,20 Meter im Quadrat und war 1,50 Meter hoch. Ich konnte darin unmöglich aufrecht stehen. Auch hatten sie den ganzen Zellenboden mit Kot beschmiert und hatten mich dort nackt und barfuß eingeschlossen. Es stank entsetzlich.“
Dieser Zeuge berichtet aber auch, wie es ihm möglich war, unter diesen Bedingungen seine Lauterkeit zu bewahren: „Es gelang mir, die ganze Zeit über eine kleine Bibel, die Griechischen Schriften, bei mir zu behalten. Obwohl sie sie fanden, als sie mich durchsuchten, kümmerten sie sich nicht weiter um das Büchlein, wie sie es nannten. Sobald ich mit den anderen Häftlingen zusammenkam, begann ich, ihnen von der biblischen Hoffnung auf Gottes neue Ordnung zu erzählen. Über 10 Häftlinge versammelten sich bei mir. Ich las ihnen aus der Bibel vor und gab ihnen, wie sie selbst sagten, geistigen Trost. Das half mir, geistig stark zu bleiben. Und die Häftlinge respektierten mich als Prediger. In diesem Gefängnis hielten mich die Soldaten schließlich für ungefährlich und hörten auf, mich zu mißhandeln.“
Zusammenkünfte
Die Bibel gebietet Christen, ihr ‘Zusammenkommen nicht aufzugeben’ (Hebr. 10:24, 25). Das kubanische Gesetz verbietet es Jehovas Zeugen zwar, sich öffentlich zu versammeln, aber es kann sie nicht daran hindern, auf andere Weise zusammenzukommen. Sogar in den Gefängnissen finden sie Möglichkeiten dazu.
Eduardo Aboud erzählt: „Es war für uns eine große Freude, uns irgendwo im Lager heimlich versammeln zu können, um über die Bibel zu sprechen. Jeden Tag führte jemand einen Bibeltext an, über den wir uns dann unterhielten. Wir sprachen auch über unsere Erfahrungen und über die verschiedenen Glaubensprüfungen, die wir alle zu ertragen und zu bestehen hatten. Dann überlegten wir, wie wir den Schwierigkeiten begegnen könnten, die wahrscheinlich am nächsten Tag zu erwarten waren.
Außerdem hatten wir alle die Gelegenheit, mit anderen Häftlingen, die keine Zeugen waren, über Gottes Vorsatz zu sprechen. In jeder Baracke im Lager befand sich ein Zeuge Jehovas; daher betrachtete jeder seine Baracke als sein persönliches ,Gebiet‘, in dem er predigte. Auf diese Weise konnte ich zwei wöchentliche Bibelstudien durchführen, die sich auf das stützten, was ich vorher gelernt hatte; denn in diesem Gefängnis hatten wir nichts Schriftliches, auch keine Bibel. Trotzdem verrichteten wir jeden Monat eine ausgezeichnete Tätigkeit, indem wir mit anderen über biblische Wahrheiten sprachen.“
Die offiziellen Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas außerhalb der Gefängnisse wurden verboten. Einige Königreichssäle wurden sogar von Pöbelrotten überfallen. Männer, Frauen und Kinder wurden geschlagen. Es war sinnlos, sich mit den Provinzbehörden oder mit Vertretern des Innenministeriums in Verbindung zu setzen. Die Antwort war immer die gleiche: „Wir befolgen Anordnungen aus Havanna.“
Öffentliche Tätigkeit verboten
Außer daß die Königreichssäle geschlossen wurden, wollte man Jehovas Zeugen auch daran hindern, ihren öffentlichen Dienst in den Wohnungen anderer durchzuführen. Jede Woche wurden Tausende von Zeugen verhaftet, während sie ihren öffentlichen Predigtdienst verrichteten. Sie mußten eine Geldstrafe zahlen oder ins Gefängnis gehen.
Jehovas Zeugen in Kuba gehorchen jedoch weiterhin dem Gebot Gottes, das Gute, das sie aus seinem Wort gelernt haben, an andere weiterzugeben (Matth. 24:14; 28:19, 20; Apg. 20:20). Sie verrichten diesen Dienst auf verschiedene Weise. Und sie geben heute die gleiche Antwort wie die Christen des ersten Jahrhunderts, denen geboten wurde, „sich nirgends aufgrund des Namens Jesu zu äußern oder zu lehren“. Jene ersten Christen erklärten, als sie vor Gericht gestellt wurden: „Ob es in den Augen Gottes gerecht ist, eher auf euch zu hören als auf Gott, urteilt selbst. Wir aber, wir können nicht aufhören, von den Dingen zu reden, die wir gesehen und gehört haben.“ Auch sagten sie: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg. 4:18-20; 5:29).
Durch die Standhaftigkeit der Zeugen Jehovas sind der Name und der Vorsatz Jehovas in ganz Kuba weit und breit bekannt geworden, wie die Flüchtlinge berichten. Dies ist für viele Personen, die nach der Wahrheit suchen, von großem Nutzen gewesen. In den Gefängnissen ist ein großartiges Zeugnis über den Vorsatz Gottes gegeben worden.
Beachte, was der Flüchtling Luis Garcia sagt: „In den Gefängnissen Kubas war weder das Werk der Zeugen Jehovas noch ihr Name bekannt, bis dort die ersten Zeugen eingeliefert wurden. Im Laufe der Zeit mußten immer mehr Zeugen ins Gefängnis. So kam es, daß sowohl außerhalb als auch innerhalb der Gefängnisse ein wunderbares Zeugnis gegeben wurde. In jedem Gefängnis in Kuba ist die Bezeichnung ,Jehovas Zeugen‘ gleichbedeutend mit Mut, Tapferkeit, Standhaftigkeit, Treue und Lauterkeit in jeder Hinsicht.“
Eine ganze Anzahl Häftlinge hat aus der Botschaft und dem Verhalten der Zeugen Nutzen gezogen. Viele von ihnen haben Gott und seinen Vorsatz kennengelernt und ihr Leben geändert, um Diener Gottes zu werden. Ein Beispiel dafür ist ein Mann, der als Dieb ins Gefängnis kam, bevor er die Bibel kennenlernte. Er schrieb an den Zeugen, der ihn im Gefängnis belehrte:
„Mein lieber Bruder! Ich hoffe sehr, daß Du, während Du diese Zeilen liest, in physischer und in geistiger Hinsicht in Gemeinschaft mit Deiner lieben Familie wohlauf bist. Ich kann Dir mitteilen, daß es mir ganz gut geht. Geistig gesehen, fühle ich mich stark, und ich bin optimistisch, denn jeden Tag nimmt mein Glaube weiter zu. Während die Tage vergehen, bekomme ich ein immer besseres Verständnis. Mit großer Freude spüre ich, wie Gottes heiliger Geist in mir wirksam ist. Obwohl ich in dieser Umgebung allein bin, habe ich den Namen des allmächtigen Gottes erhöhen können, da ich mich bemühe, all seine Lehren in meinem Leben anzuwenden.
In der kurzen Zeit, die wir zusammen waren, habe ich eine große Zuneigung zu Dir entwickelt, trotz meines Alters und trotz der Tatsache, daß ich ein Teil der Welt war. Ich bin noch von keinem Menschen so behandelt worden wie von Dir, denn alle meine früheren Gefährten waren Weltmenschen, die früher oder später ihr wahres Gesicht zeigten. Doch Du bist stets liebevoll, aufrichtig und freundlich gewesen.
Du bist für mich ein geistiger Vater geworden, und Du hast mir sehr geholfen. Was mir auch noch geholfen hat und in Zukunft für mich nützlich sein wird, ist Dein Beispiel als ein Diener Gottes. Du hast mir nicht nur beigebracht, welche Lehren die Bibel enthält, sondern hast mir auch durch Dein gutes Beispiel den richtigen Weg gezeigt.
Ich bin noch nicht geistig reif. Mir fehlt immer noch viel Erkenntnis. Doch trotz dieses Nachteils bin ich bereit, die Wahrheit zu verteidigen, weil sich die Wahrheit nicht verbergen läßt. Manchmal sage ich weniger, als ich gern sagen möchte, doch selbst mit wenigen Worten kann ich die Wahrheit verteidigen.
Ich war zwar ziemlich traurig, nachdem Du freigelassen worden warst, aber ich wurde sehr aktiv, indem ich mit anderen über die Wahrheit redete. Dadurch wurde die Leere ausgefüllt.
Ich bin sehr froh, Gottes Wege und seinen Vorsatz kennengelernt zu haben. Ich habe mich ihm hingegeben, um ihm jeden Augenblick und überall, wo ich sein mag, zu dienen, selbst wenn es mich das Leben kosten sollte (Luk. 9:62; Apg. 20:24). Obwohl ich fern von Dir bin, habe ich Deine Belehrungen nicht vergessen. [Unterschrift] Dein Bruder und Sohn im Glauben.“
Gewiß kann jede Regierung, die Gottes Diener unvoreingenommen beobachtet, erkennen, wieviel Gutes sie bewirken. Personen, die Zeugen Jehovas werden, werden die besten Bürger. Sie sorgen besser für ihre Familie und gehen mit ihrem Eigentum und mit dem anderer sorgfältiger um. Jehovas Zeugen legen großen Wert auf Ehrlichkeit und moralische Grundsätze.
Was sie sich wünschen
Natürlich wünschen sich Jehovas Zeugen in jedem Land, in dem sie leben, daß die Regierung sie versteht. Sie möchten gern frei und glücklich ihre Anbetung ausüben. Und in den meisten Ländern können sie dies auch tun.
Diese Freiheit haben sie in Kuba aber nicht. Trotzdem äußerten sie diesen Wunsch gegenüber der Castro-Regierung in einer Bittschrift, die sie am 16. Dezember 1978 absandten. Am Ende des Dokuments hieß es: „Wir beten für Sie und für die anderen Beamten der Revolutionsregierung und hoffen, daß Sie unseren Standpunkt verstehen und daß wir bald eine Antwort erhalten, wenn es der Wille Gottes und sein Entschluß ist. In der Bibel, und zwar in 1. Timotheus 2:1, 2, werden wir ermahnt, dies zu tun, denn es heißt dort: ,Ich ermahne daher vor allem, daß Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen in bezug auf Menschen von allen Arten dargebracht werden, in bezug auf Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir weiterhin ein ruhiges und stilles Leben führen können in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit.‘“
Doch selbst wenn dieser Bitte nicht stattgegeben wird, werden Jehovas Zeugen in Kuba fortfahren, Gott, dem Allmächtigen, treu zu dienen, ganz gleich, wer sich ihnen widersetzt. „Wenn Gott für uns ist, wer wird gegen uns sein?“ sagt die Bibel (Röm. 8:31). Sie vertrauen darauf, daß Jehova zu seiner Zeit und auf seine Weise eine Lösung für ihre Situation finden wird.
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