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Bist du wirklich ein „Geistesmensch“?Der Wachtturm 1974 | 1. Juli
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verlor er die Neigung, unter dem Druck der Menge nachzugeben? Nein. Jahre danach mußte Petrus wegen der gleichen Schwäche wieder zurechtgewiesen werden, diesmal von Paulus (Luk. 22:34, 54-62; Gal. 2:11-14). Es scheint, daß Petrus, ein Apostel und Geistesmensch, sein ganzes Leben an dieser Schwäche arbeiten mußte. Auch Paulus berichtet uns, daß er sich selbst in Zucht nehmen mußte, um immer richtig zu handeln (1. Kor. 9:24-27). So mag auch heute ein Geistesmensch seine Schwächen haben, aber wenn er ernsthaft Gottes Wort studiert und es in seinem Leben anwendet und auf Gottes stärkenden Geist vertraut, kann ihm geholfen werden, sie zu überwinden.
24. Welchen weiteren Gesichtspunkt, der für Geistesmenschen von Bedeutung ist, müssen wir noch behandeln?
24 Aber es gilt, noch etwas Wichtiges zu berücksichtigen, wenn man sich als ein wahrer Geistesmensch erweisen will. Was ist das? Die Bereitschaft, all den Widerstand auf sich zu nehmen, den die fleischlichgesinnte Welt Fußstapfennachfolgern Christi Jesu entgegenbringt. Die Welt liebt nämlich Menschen, die „Christi Sinn“ offenbaren, nicht. Aber du kannst ihren Haß mit großer Freude und Befriedigung ertragen, wenn du das möchtest. Der folgende Artikel zeigt, wie das möglich ist.
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Verfolgte Christen — ‘ein Schauspiel für die Welt’Der Wachtturm 1974 | 1. Juli
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Verfolgte Christen — ‘ein Schauspiel für die Welt’
„Denn mir scheint, daß Gott uns, die Apostel, zuletzt zur Schau gestellt hat als zum Tode bestimmte Menschen, denn wir sind der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl Engeln als auch Menschen“ (1. Kor. 4:9).
1, 2. Wovor fürchten sich viele? Welchen Trost können sie haben?
VIELE schrecken vor dem Gedanken zurück, so leiden zu müssen wie Jesus und seine Apostel. Sie wissen zwar, daß denen, die das Leben von einem erhabenen, geistigen Standpunkt aus betrachten, wunderbare Wohltaten erwachsen. Aber sie glauben nicht, daß sie selbst in der Lage sein werden, den heftigen Angriffen zu widerstehen, die ihrer Meinung nach eines Tages auf ihren Glauben unternommen werden.
2 Ist das deine Befürchtung? Wenn ja, dann bedenke folgendes: War es nicht tröstlich, aus dem letzten Artikel zu lernen, daß du ein Geistesmensch werden kannst? Ja, ein „gewöhnlicher Mensch“ wie du — ein Verkäufer, ein Holzfäller oder eine Hausfrau — kann tatsächlich „Christi Sinn“ haben. Genauso ermutigend wird es für dich sein, zu erfahren, daß du jeder Versuchung, die von irgendeiner Seite dieser fleischlichen Welt auf dich zukommen mag, erfolgreich standhalten kannst.
3. Was sollten Jesu Nachfolger erwarten?
3 Ein Christ sollte erwarten, von der Welt gehaßt zu werden. Jesus erklärte: „Wahrlich, ich sage euch: Niemand hat Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Felder um meinetwillen und um der guten Botschaft willen verlassen, der nicht jetzt, in dieser Zeitperiode, hundertfach empfängt: Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Felder, unter Verfolgungen, und in dem kommenden System der Dinge ewiges Leben“ (Mark. 10:29, 30). Was er sagte, bewahrheitete sich im Fall der Apostel. Und genauso wird es sich auch heute an echten Christen, wahren Geistesmenschen, bewahrheiten. Aber warum, könnte man fragen, sollten die Apostel, Geistesmenschen, „Verfolgungen“ erleiden?
4. Warum wurden die Geistesmenschen unter den Christen des ersten Jahrhunderts verfolgt?
4 In einem Gebet an seinen Vater Jehova gibt Jesus die Antwort: „Die Welt hat sie [seine Fußstapfennachfolger] gehaßt, weil sie kein Teil der Welt sind ... Heilige sie durch die Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Gleichwie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. ... die Welt hat dich in der Tat nicht erkannt; ... diese haben erkannt, daß du mich ausgesandt hast“ (Joh. 17:14, 17, 18, 25).
5. Erkläre, inwiefern die fleischliche Welt diese ersten Christen haßte.
5 Die Apostel — Geistesmenschen, die von Jesus geschult worden waren — waren „kein Teil der Welt“. Deshalb haßte sie die Welt. Der deutliche Unterschied zwischen diesen Geistesmenschen und der fleischlichen Welt wurde in der ganzen Schöpfung bekannt. Nachdem Jesus den irdischen Schauplatz verlassen hatte, waren die Apostel unermüdlich tätig, um ihren Auftrag, „bis zum entferntesten Teil der Erde“ zu predigen und zu lehren, zu erfüllen (Matth. 28:16-20; Apg. 1:6-8). Von Anfang an wurde ihrem Werk heftiger Widerstand entgegengesetzt. Der erste Widerstand kam von ihren eigenen Landsleuten (Apg. 5:40; 12:1-5). Als sich das Werk über Judäa und Samaria hinaus ausbreitete, kam es zu Konflikten mit den Anhängern heidnischer Götter, denn die Heiden fürchteten, ihre Gegenstände der Verehrung könnten „herabgesetzt und zu nichts ... werden“ (Apg. 19:23-41; 14:1-7).
„DER WELT EIN SCHAUSPIEL“ — IN WELCHEM SINNE?
6, 7. Was meinte der Apostel Paulus, wenn er die Apostel gemäß 1. Korinther 4:9 als ‘ein Schauspiel für die Welt’ bezeichnete?
6 In 1. Korinther 4:9 beschreibt der Apostel Paulus anschaulich die Leiden, die Christen über sich ergehen lassen mußten.
„Denn mir scheint, daß Gott uns, die Apostel, zuletzt zur Schau gestellt hat als zum Tode bestimmte Menschen, denn wir sind der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl Engeln als auch Menschen.“
7 Hier sprach Paulus nicht davon, daß die Apostel in den gewöhnlichen Dingen des täglichen Lebens ein Schauspiel seien, und er meinte mit diesen Worten nicht, daß andere, die sehen würden, wie die Apostel ein ehrliches, sinnvolles Leben führten, von der Richtigkeit des christlichen Lebensweges überzeugt würden. Nein, hier sprach er über die Leiden, die die Apostel erlebten, so als ob sie in einem Theater vor einer internationalen Zuschauermenge schmachvoll zur Schau gestellt wären. Das „Schauspiel“, das die Apostel gemäß dem Bericht der Bibel boten, war, wie es im Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament ausgedrückt wird, „nach menschlichen Maßstäben kein stolzes, sondern ein jämmerliches und verachtetes“ Schauspiel.
8, 9. (a) Wie geht aus den Übersetzungen von Tertullian und James Moffatt hervor, daß der Apostel Paulus, als er sagte, die Apostel seien ein „Schauspiel“, von den Leiden sprach, die sie erdulden mußten? (b) War Paulus jemals in einer buchstäblichen Arena?
8 So, wie Tertullian im dritten Jahrhundert 1. Korinther 4:9 übersetzte, wird uns dieses Bild der leidenden Christen noch deutlicher vor Augen geführt, denn er bezeichnete sie als „Männer, die zum Kampf mit wilden Tieren bestimmt sind“ (Über die Ehrbarkeit, Kapitel xiv). Sie waren, wie es die ziemlich freie Bibelübersetzung des Gelehrten James Moffatt ausdrückt, „wie verurteilte Gladiatoren in der Arena“. Man kann sich daher einen Triumphzug zur Zeit des Römischen Reiches vorstellen. Ganz am Ende des Zuges kommt die treue Schar der Apostel und anderer Christen, die wie verachtete Verbrecher in die Arena geführt werden, wo sich die Zuschauer an ihren Leiden und an ihrem Tod ergötzen werden.
9 Natürlich ist es möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, daß der Apostel Paulus wie andere der ersten Christen tatsächlich wilden Tieren in einer Arena gegenüberstand, jedenfalls nach dem zu urteilen, was er in 1. Korinther 15:32 sagt: „Wenn ich nach Menschenweise in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft habe ...“ Es ist wahr, daß es Paulus in dem sinnbildlichen „Theater“ von Ephesus mit „tierischen“ Menschen zu tun hatte (Apg. 19:29-41). Beachte aber, daß er sich in 2. Korinther 1:8-10 auf die „Drangsal“ bezieht, „die uns in dem Bezirk Asien [wo Ephesus lag] widerfahren ist“, wo, wie Paulus sagt, „wir ... in unserem Innern das Gefühl [hatten], daß wir das Todesurteil empfangen hatten. ... Von ... dem Tod hat er [Gott] uns befreit.“ Daraus scheint hervorzugehen, daß Paulus einmal buchstäblichen wilden Tieren in der Arena von Ephesus gegenüberstand.
10. Nenne die Leiden, die nach den Worten des Apostels Paulus über die Nachfolger Christi kamen.
10 In 1. Korinther 4:9 indessen benutzt Paulus eine Veranschaulichung. Er sagt, daß ‘Menschen und Engel’, ein universelles Publikum, Zeugen der Demütigungen, des Widerstandes und der Verfolgung waren, denen er und seine Gefährten ausgesetzt waren, während sie ihren Dienst durchführten. Er beschreibt dann im einzelnen die Leiden, die sie erdulden mußten:
„Wir sind um Christi willen unwissend, aber ihr [gewisse Personen in Korinth] seid durch Christus klug. Wir sind schwach, aber ihr seid stark. Wir sind verachtet, aber ihr seid geehrt. Bis zu diesem Augenblick leiden wir Hunger und Durst, wir gehen in Lumpen und werden geschlagen, heimatlos ziehen wir von Ort zu Ort. Wir arbeiten hart für unseren Unterhalt. Wir segnen, wenn man uns verflucht; wir ertragen es, wenn man uns verfolgt; wenn man uns beschimpft, antworten wir mit freundlichen Worten. Es ist, als müßten wir den Schmutz der ganzen Welt auf uns nehmen. Wir sind der Auswurf der Menschheit — bis zu dieser Stunde!“ (1. Kor. 4:10-13, Die Gute Nachricht. Vergleiche Hebräer 10:32-34.)
11. Wer ließ zu, daß die Apostel auf diese Weise zur Schau gestellt wurden?
11 Trotz der Leiden, die die Apostel ertragen mußten, wußten damals geistiggesinnte Personen, daß Gott die Apostel unterstützte. Ihre konstruktive Arbeit war der Beweis dafür. Solche Personen wußten auch, daß, wie Paulus sagte, „Gott uns, die Apostel, zuletzt zur Schau gestellt hat als zum Tode bestimmte Menschen“ (1. Kor. 4:9). Ja, Gott ließ zu, daß die Apostel vom Standpunkt der Welt aus gering erschienen.
12, 13. (a) Wer kann daher heute erwarten zu leiden? (b) Welche Frage erhebt sich hier?
12 Jehovas Zeugen heute haben Ähnliches zu erleiden, während sie ihr weltweites Predigtwerk durchführen. Das bedeutet nicht, daß Gott sie verworfen hat. Ja im vorangegangenen Artikel wurde deutlich gezeigt, daß man die neuzeitliche Versammlung der Zeugen Jehovas braucht, wenn man ein Geistesmensch werden möchte. Die Wahrheit ist nicht unter denen zu finden, die in der Welt am beliebtesten sind. Der Apostel Paulus gibt uns zu
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