Wir beobachten die Welt
AIDS belastet Bluttransfusionen
● Es gibt „immer mehr Hinweise dafür, daß der für die im angelsächsischen Sprachraum als Acquired Immunodeficiency Syndrome [AIDS] bezeichnete Immunschwäche verantwortliche Erreger durch Blut von Mensch zu Mensch übertragen wird“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15. Juni 1983. Kurz zuvor hatte die Zeitung gemeldet, daß der sich in den USA „bei Homosexuellen und Drogensüchtigen epidemieartig ausbreitende, oft tödlich endende Immundefekt (AIDS) ... auch auf weibliche Geschlechtspartner übertragen“ werde. Unter der Überschrift „AIDS-Immundefekt 4 Jahre nach Bluttransfusion“ berichtete die Zeitung dann über den Tod eines französischen Geologen, der im vergangenen Jahr an einer für AIDS charakteristischen Infektion starb, jedoch „weder homosexuell noch drogensüchtig gewesen“ war. Wie hatte sich der Franzose infiziert? Der 31jährige hatte 1978 nach einem schweren Autounfall auf Haiti acht Bluttransfusionen erhalten. „Da die ersten Krankheitssymptome erst 1981 auftraten“, hieß es, „können zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit vier Jahre vergehen.“
Die Zeitung bemerkte abschließend: „AIDS ist bereits früher bei einigen Menschen beobachtet worden, die Bluttransfusionen oder Blutprodukte erhielten. Welche Konsequenzen sich aus diesen Beobachtungen für die Praxis der Bluttransfusionen ergeben, wird gegenwärtig von Sachverständigen geprüft.“
Der Medical Tribune ist zu entnehmen, daß die Gesundheitspolitiker in Großbritannien ein Blutspendeverbot für Homosexuelle erwägen, „um die mögliche Verbreitung der tödlichen Krankheit ,AIDS‘ ... zu stoppen“. Die britische Tageszeitung Daily Telegraph habe von entsprechenden Überlegungen im Londoner Gesundheitsministerium berichtet. Die französische Nachrichtenagentur AFP meldete gemäß dem Tages-Anzeiger (Schweiz), daß „Frankreich keine Blutplasma-Importe aus den Vereinigten Staaten mehr zulassen“ wolle. Der Importstopp wird mit der Gefahr der Übertragung von AIDS in Verbindung gebracht. In Frankreich waren in letzter Zeit verschiedentlich Bluter nach Blutübertragungen erkrankt.
Scheidungen wie vom Fließband
● Da die Zahl der Scheidungen auch in Luxemburg ständig zunimmt, wird die Behörde mit Scheidungsanträgen geradezu überhäuft. Ein Reporter beobachtete einmal, wie nicht weniger als 52 Scheidungsfälle an einem Montagnachmittag im Gerichtsgebäude behandelt wurden. „Eine Ehe von vier wird zur Zeit in Luxemburg geschieden“, bemerkt er im tageblatt. Auf 2 000 Eheschließungen würden rund 500 Scheidungen kommen, was der Scheidungsrate im Nachbarland Frankreich entsprechen würde. Er weist darauf hin, daß in Dänemark und in der UdSSR sogar eine Scheidung auf drei Ehen kommt; in den USA und in Schweden wird jede zweite Ehe geschieden.
Das Unfaßbare berechnet
● Die Hälfte der jetzigen Weltbevölkerung von 4,5 Milliarden Menschen würde im Fall eines totalen Atomkrieges zu „unmittelbaren Opfern“ werden. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die gemäß dem Berliner Tagesspiegel von einer Gruppe internationaler Wissenschaftler für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgearbeitet wurde. Die Experten stellten in dem 151 Seiten umfassenden Bericht drei Möglichkeiten vor, wobei jedoch „die extremsten Ansichten nicht berücksichtigt wurden“. Im schlimmsten der drei Fälle sei mit weit über 1,1 Milliarden Todesopfern und mit 1,1 Milliarden Verletzten zu rechnen. Die Chance der Verwundeten, medizinische Hilfe zu bekommen, sei „gleich Null“. In der Zeit nach einem großen Atomkrieg würden dann Millionen Menschen in einer unbeschreiblichen Hungersnot umkommen.
Das Tier als „Medizin“
● Für Haustiere zu sorgen kann eine „gesundheitsfördernde“ Wirkung haben — besonders bei älteren Personen. In einer großangelegten Studie wies die New Yorker Biologin Professor E. Friedman gemäß der Augsburger Allgemeinen Zeitung nach, daß die Anschaffung eines Hundes die Überlebenschance nach einem Herzinfarkt vervierfacht. Die verblüffende Wirkung läßt sich ihrer Meinung nach jedoch nicht ausschließlich damit erklären, daß der Besitz eines Hundes die körperlichen Aktivitäten des Hundehalters fördert. Auch die Besitzer von anderen Haustieren (z. B. Springmäusen oder Leguanen) zeigten eine höhere Überlebensrate als Patienten ohne Haustiere. Vielmehr dürfte die Wechselbeziehung zwischen Tier und Mensch die ausschlaggebende Rolle spielen. Füttern, pflegen, ausführen, mit den Tieren reden und sie streicheln — für den Patienten bildet das Haustier den Mittelpunkt angenehmer täglicher Beschäftigung. Haustiere können für ihn wie eine Uhr wirken, indem sie Ordnung in seinen Tagesablauf bringen, und sie können ihm im Fahrstuhl, im Treppenhaus, im Park usw. die Herstellung zwischenmenschlicher Kommunikation erleichtern. (Siehe Erwachet!, 22. Juni 1982, Seite 24, 25.)
Wie viele Ex-Straftäter werden rückfällig?
● In Düsseldorf wurde erstmals eine umfangreiche Untersuchung über Rückfalltäter vorgelegt. Eine Arbeitsgruppe des nordrhein-westfälischen Justizministeriums überprüfte fünf Jahre lang 1 077 erwachsene männliche Straftäter, die 1975 nach mindestens 18 Monaten Haft entlassen worden waren. Es stellte sich heraus, daß 437 Strafgefangene (41 Prozent) tatsächlich in den Strafvollzug zurückkehren mußten, d. h., sie landeten erneut hinter Gittern. „Bei der Definition des Rückfalltäters“, so schreibt der Bonner General-Anzeiger, „schloß die Arbeitsgruppe ... allerdings alle Ex-Strafgefangenen aus, die erneut vor Gericht kamen und lediglich zu Geld- oder Freiheitsstrafen mit Bewährung verurteilt wurden.“ Würde man jede neue Verurteilung als Rückfall bezeichnen, so wurden von den ehemaligen Straftätern in Nordrhein-Westfalen insgesamt 716 (66 Prozent) rückfällig.
Aggressive Schüler
● Jeder dritte Schulunfall — im Jahr sind es in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt 300 000 — ist auf aggressives Verhalten der Schulkinder zurückzuführen. Auf den Schulhöfen und Schulwegen werde „geschlagen, geboxt und brutal geprügelt“, teilte die Aktion „Das sichere Haus“ mit. Viele Kinder würden schon im Elternhaus aggressives Verhalten erlernen. Fernsehen und Video lieferten weitere Beispiele von Brutalität und falschem Heldentum.
17 000 000 Buchstaben pro Sekunde
● Der Deutschen Bundespost wurde jetzt eine 18 km lange Glasfaser-Übertragungsstrecke in West-Berlin zu Versuchszwecken übergeben. Die neuartige Infrarot-Übertragungsstrecke kann digitale Signale mit einer Rate von 140 Mega-bit/sec übertragen, was rund 17 Millionen Buchstaben pro Sekunde (!) entspricht. Wie bild der wissenschaft zu entnehmen ist, soll das Übertragungssystem ab 1984 für eine Glasfaserfernverbindung genutzt werden, die zwischen Hamburg und Hannover installiert wird und dann die im Aufbau befindlichen Glasfaser-Fernmelde-Ortsnetze (BIGFON-Inseln) in beiden Städten miteinander verbindet.
Der Mensch in 1 000 Büchern
● Eine vollständige Beschreibung der menschlichen Erbanlagen würde ungefähr 1 000 Bücher mit jeweils 1 000 Seiten beanspruchen. Diese „Bibliothek“ könnte — so schätzt gemäß der Zeitschrift medizin heute Professor C. Weissmann (Universität Zürich) — von etwa 5 000 Forschern in zehn Jahren erarbeitet werden. Welchen Nutzen hätte ein solch kostspieliges und umfangreiches wissenschaftliches Unternehmen? Die Aufklärung von Erbkrankheiten. Rund drei Milliarden Nukleotide sind es nämlich, die in der Desoxyribonukleinsäure (DNS) der Zellkerne die etwa 100 000 verschiedenen Erbeinheiten (Gene) des Menschen chemisch verschlüsselt beschreiben. Da jedes dieser Gene geschädigt werden kann, sind Zehntausende von Erbkrankheiten möglich. Professor Weissmann hofft, daß die Molekularbiologie eines Tages so weit ist, genetische Erkrankungen durch schnelle Analysen der DNS sehr exakt auf die jeweils geschädigten Gene zurückzuführen. Die als geschädigt identifizierten Gene von Eltern könnten Hinweise auf eine Gefährdung ihrer Nachkommen geben. Doch wird befürchtet, daß solche genetischen Profile für die betroffenen Personen auch nachteilige Folgen haben könnten: „Sie könnten am Arbeitsplatz diskriminiert werden, oder sie hätten Nachteile zu befürchten, etwa beim Abschluß von Versicherungen.“
„Hasch“ nicht verharmlosen
● Erneut wurde — diesmal auf einem Symposium in München — vor einer Verharmlosung des Haschisch gewarnt. Haschisch sei zwar nicht unbedingt als „Einstiegsdroge“ zu bezeichnen, erklärte der Soziologe K.-H. Reuband (Universität Köln) in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, es stehe aber fest, daß „alle Heroinfixer einmal mit Haschisch begonnen haben“. „Nicht weil sie Probleme haben, sondern aus Neugier auf angenehme Erfahrungen beginnen Kinder und Jugendliche mit dem Drogenkonsum“, ergaben seine Untersuchungen. Ein Fünftel aller 15- bis 24jährigen habe schon einmal Drogen genommen (vor allem Haschisch), wobei 20 Prozent dieser jungen Leute erst 14 und 15 Jahre alt seien. Die meisten von ihnen würden jedoch den Drogenkonsum bald wieder aufgeben.
Grapefruit hält „Duftrekord“
● Der Saft der Grapefruit enthält die geruchsintensivste natürliche Substanz, die jemals von Chemikern isoliert werden konnte. Wie die Zeitschrift Helvetica Chimica Acta berichtet, halten die Duftmoleküle der Grapefruit einen Weltrekord unter den natürlichen Aromastoffen: Bereits in einer Verdünnung von 10 millionstel Gramm der reinen Substanz in einer Tonne Wasser entfaltet sich der angenehme Fruchtgeruch.
Ungestörter Empfang
● Während es in der Bundesrepublik Deutschland einen „Monopolrundfunk“ gibt, ist in den Nachbarländern auf diesem Gebiet einiges in Bewegung geraten. In der Schweiz entsteht in diesem Jahr ganz legal das „Lokalradio“, ein auf 20 km Reichweite beschränkter privater Hörfunk. Weiter ist der Zeitschrift Funk-Technik zu entnehmen, daß Ende Juli in Frankreich der Hörfunkbereich für insgesamt 800 staatlich zugelassene Privatstationen freigegeben wurde, allerdings mit einem Werbeverbot und mit der Auflage, in einem Umkreis von maximal 30 km zu senden. Dänemark erlaubt „versuchsweise“ private UKW-Sender mit immerhin maximal 10 Watt Sendeleistung, was im Stadtbereich für ein Sendegebiet von ca. 3 bis 5 km genügen dürfte. Norwegen legalisierte 40 Privatsender ohne technische Auflagen und sonstige Einschränkungen. Seit dem Jahre 1954 betreibt die IBA (Independent Broadcasting Authority) in Großbritannien privaten Hörfunk und unabhängiges Fernsehen; ab November sendet sie sogar ein zweites privates Fernsehprogramm. In der Bundesrepublik ist ein solch „friedliches“ Nebeneinander von privaten Trägern und öffentlich-rechtlichen Anstalten bisher vom Gesetzgeber nicht vorgesehen.
Neue Spinnenart entdeckt
● Im Urwald von Panama sind Zoologen auf eine ungewöhnliche Spinnenart gestoßen. Die auf dem Waldboden lebenden Tiere sind nur rund einen Dreiviertelmillimeter groß und besitzen nur ein Augenpaar (bei Spinnen sind sonst sechs oder acht Augen üblich). Die „neue“ Spinnenart verfügt weder über Fächerlungen noch über Tracheen, sondern atmet durch die Haut (FAZ).