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13. Teil: Verfechter der Rede- und GottesdienstfreiheitDer Wachtturm 1955 | 1. September
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4. Oktober 1934 erschien der Präsident der Watch Tower Society persönlich vor dieser neuen Bundeskommission in Washington und unterbreitete Tatsachen über die Tätigkeit der römisch-katholischen Hierarchie, die zu Unrecht in den Rundfunkdienst der Zeugen Jehovas eingegriffen hatte. Ungeachtet dieser öffentlichen Proteste gegen unrechtmäßige Einmischung sendete die Gesellschaft im Jahre 1934 20 743 Bibelvorträge, immerhin 3040 weniger als die Höchstzahl des Jahres 1933 gewesen war, woraus sich die unheilvolle Wirkung beständiger katholischer Einschüchterungsmethoden zeigteh.
Die Abnahme der Radiovorträge ging weiter, und im Jahre 1935 betrug die Gesamtzahl noch 18 287, was eine Verminderung um 2456 Vorträge gegenüber der Zahl des Vorjahres bedeutete. Jehovas Zeugen fuhren aber fort, um die Rede- und Gottesdienstfreiheit zu kämpfen, indem sie im ganzen Lande eine weitere, an den Kongreß gerichtete Petition in Umlauf setzten, die 2 284 128 Unterschriften erhielt. Diese Petition wurde dem Kongreß im Januar 1935 unterbreitet, wurde aber außer acht gelasseni. Dann wurde ein Landeskongreß der Zeugen Jehovas in Washington, D. C., einberufen, der vom 30. Mai bis 3. Juni 1935 tagte. Zwanzigtausend Personen versammelten sich hierfür, um am Sonntag, dem 2. Juni, Richter Rutherfords hervorragenden Vortrag, betitelt „Regierung“, anzuhören. Er fand im Auditorium in Washington statt und wurde gleichzeitig international durch Radio weitergegeben. Am 3. Juni 1935 reichte der Präsident der Gesellschaft der Federal Communications Commission ein Dokument ein zur Darstellung der Lage und drängte auf weitere Maßnahmen zur Verteidigung der Redefreiheitj.
Beiläufig bemerkt, erwies sich dieser Kongreß in Washington als hervorragend, was den neuen Wahrheitsblitz hinsichtlich der „großen Volksmenge“ von Offenbarung 7:9 betrifft, wodurch bewiesen wurde, daß sie nicht eine untergeordnete geistige Klasse ist, deren Glieder in den Himmel kommen sollen, sondern eine irdische Schar. Diese ist identisch mit den „Schafen“ von Matthäus 25:31-46, die im Jahre 1923 kenntlich gemacht wurden, und der „Jonadab“-Klasse, die im Jahre 1932 durch die Freigabe von Band 3 des Werkes Rechtfertigung geoffenbart wurdek.
Äußerlich schien es, als ob die Zeugen den Kampf um die Redefreiheit verlören. Im September 1936 wurden im Lande noch Unterschriften für eine dritte Petition gesammelt, die größte bis dahin, in der Protest eingelegt wurde gegen das negative Verhalten der Regierung in Washington bei den fortgesetzten, ungerechten Machenschaften zur Unterdrückung der Zeugen. Diesen Schlußprotestl unterstützten 2 630 001 Personen mit ihren Unterschriften, und er wurde am 2. November 1936 in Washington eingereicht. Auch dieser Protest blieb unbeachteta. Aber die Zeugen waren nicht besiegt. Schon im Jahre 1933 unternahmen sie Schritte — für den Fall, da sie schließlich aus dem Äther verdrängt würden —, um einen anderen öffentlichen Tondienstfeldzug durchführen zu können. In jenem Jahre begann die Gesellschaft mit der Herstellung tragbarer elektrischer Sprechmaschinen, welche die Rundfunkplatten von 33 1/3 Touren in der Minute bei öffentlichen und privaten Zusammenkünften spielen konnten. Im Jahre 1933 wurden 4646 solcher Schallplattenvorträge gehalten und eine Gesamtzuhörerzahl von 240 434 Personen verzeichnetb. Auch wurden Tonwagen gebaut, um auf Straßen und öffentlichen Plätzen zu zirkulieren und die Königreichsbotschaft durch Schallplatten buchstäblich auszuposaunenc. Im Laufe der 1930er Jahre nahm dieser Tondienst ein beträchtliches Ausmaß an und brachte greifbarere Ergebnisse mit sich als der Rundfunk, weil man mit einer sichtbaren Zuhörerschaft Fühlung nehmen und sie unterweisen konnte.
Die Ergebnisse des Nichtradio-Tondienstes waren so verheißungsvoll, daß die Gesellschaft im Jahre 1934 ein weiteres Dienstinstrument herzustellen begann: ein tragbares Grammophon, und eine Serie von 4 1/2-Minuten-Schallplatten mit 78 Touren in der Minute, die wirksame Bibelvorträge enthieltend. Zuerst gebrauchte man dieses tragbare Grammophon weitgehend im Nachbesuchsdienst, verwendete es dann aber auch weit und breit bei der ersten Vorsprache von Haus zu Haus, indem man die Platten auf den Türschwellen der Wohnungen abspielte. Hier hatte man in der Tat ein neues Predigtmittel! Es spielte eine große Rolle beim Kongreß in Columbus (Ohio) am Sonntag, dem 18. September 1937, der von 25 000 Personen besucht wurde. Diese hörten Richter Rutherfords wichtigen Vortrag „Sicherheit“, der gleichzeitig von 135 Radiostationen gesendet wurde. Anläßlich dieses Kongresses wurde der historische Entscheid bekanntgegeben, daß sich die Gesellschaft nach dem 31. Oktober 1937 aus freien Stücken von allen kommerziellen Radiovorträgen zurückziehee. Statt dessen wollten alle Zeugen Jehovas ihre Zeit und Geldmittel der wirksameren Arbeit von Haus zu Haus widmen, indem sie das tragbare Grammophon unter Verwendung von mehr als neunzig Bibelvorträgen benutzten, wodurch Millionen von Menschen die biblische Wahrheit hören und kennenlernen konnten. Das Grammophonwerk erhielt neuen Aufschwung, wie dies aus dem Bericht für 1938 hervorgeht, der zeigt, daß 430 000 Platten mit Vorträgen in sechzehn Sprachen auf 19 600 Tonapparaten in Gebrauch waren. Für 1937 wurden 10 368 569 Hörer gemeldet und für 1938 sogar 13 070 426f. In der Tat war dies buchstäblich ein gewaltiger Ruf unter allen Bewohnern der Erde!
(Fortsetzung folgt)
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„Die neuen Sekten in Neuseeland“Der Wachtturm 1955 | 1. September
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„Die neuen Sekten in Neuseeland“
UNTER diesem Titel schrieb der anglikanische Dekan Chandler im Star-Sun von Christchurch darüber, was er als die neuen, „lebensfrischen Sekten“ bezeichnete. Wahrscheinlich können die meisten Leser erraten, an welche Gruppe er besonders dachte. „Ich erhielt einen Brief“, so sagte er, „von einer Leserin, die ganz ratlos ist, weil ein Angehöriger von ihr ihre Kirche verlassen und ein Glied einer der ‚Mode-Religionen‘ von amerikanischem Schnitt geworden sei. Meine Korrespondentin wird nun von Eiferern belagert, die dieser neuen Sekte angehören und die eine Erkenntnis der Bibel an den Tag legen, welche ihre eigene bei weitem übertrifft.“
Woran hatten es ihre Unterweiser mangeln lassen? Andere Worte in dem betreffenden Artikel geben uns den Schlüssel: „Vielleicht ist das ernsthafteste Versäumnis jenes der seelsorgerischen Besuche, denn so wie es für einen Hirten nötig ist, beständig seiner Herde nachzugehen, so ist es nötig, Gelegenheiten zu finden, um mit unseren Leuten über Lebensfragen zu sprechen, die ihren Sinn bedrängen und sie aus einigen der ketzerischen Netze, in denen sie sich wahrscheinlich verfangen könnten, zu lösen. Wenn ich dies auch sage, so bin ich mir doch meines eigenen Versäumnisses in dieser Hinsicht schmerzlich bewußt.“
Ein weiterer Punkt: „Ich bin mehr denn je überzeugt, daß das gedruckte Wort in immer zunehmendem Maße das gesprochene Wort ergänzen muß. Wenn wir wünschen, daß unsere Leute stark seien im Glauben, müssen wir sie ermuntern, weit mehr zu lesen und zu studieren, als sie dies gegenwärtig tun. Nur dadurch können sie gewappnet werden vor dem Angriff jener, die sie von ihren Verankerungen lösen und sie unverankert lassen möchten, damit sie im Meere des Zweifels und der Ungewißheit hin- und hergeworfen werden.“ So gibt er zu, daß die Kirchenpredigten den Leuten nicht genügend Erkenntnis in den Sinn gepflanzt haben.
„Nebenbei bemerkt“ — so sagt er —, „auf den Kult zurückkommend, den ich besonders erwähnen wollte: Es ist interessant, zu beachten, daß es eine Religion des gedruckten Wortes ist, welches Wort zu verkaufen von ihren Anhängern verlangt wird, während das Christentum gleichwie der Judaismus, von dem es entsprang, eng mit Gebäuden verbunden ist.“ Aber das Christentum vom ersten Jahrhundert, das Jesus und die Apostel ausübten, war nicht mit Gebäuden verbunden, sondern mit den Menschen in ihren Wohnungen, auf den Straßen und auf den Marktplätzen.
Er bezieht sich auf die „Gefahr, das Alte Testament auf Kosten des Neuen zu sehr hervorzuheben“, und zeigt gleichzeitig, daß zu viele seiner Leute weder von dem einen noch von dem anderen viel wissen. Die Lösung? „Zurück zur Bibel!“ Doch beklagt er sich darüber, daß andere den Menschen gerade das tun helfen, was er selber versäumt hat. Ein Leser in Neuseeland sagte: „Diese Pfarrer klagen über den Fortschritt der Zeugen Jehovas, und gleichzeitig geben sie ihre eigene Nachlässigkeit im seelsorgerischen Werke zu … Vielleicht fürchten sie sich, ihr Volk zu viel von ihren Glaubensbekenntnissen zu lehren, weil die Leute Fragen stellen könnten, die sie nicht zu beantworten imstande wären.“ Jene, die sich an die Bibel halten, sehen sich nicht vor dieses Problem gestellt. Stellt Jehovas Zeugen einmal einige biblische Fragen und seht es selbst!
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