Pioniere des 20. Jahrhunderts
DAS Wort „Pionier“ ist weltbekannt. Häufig beschreibt es Personen, die sich als erste in einer Gegend niedergelassen haben und somit Wegbereiter für andere sind, die ihnen folgen. Die Anstrengungen, die Pioniere in der Vergangenheit unternahmen, um neue Gebiete zu erschließen, waren für spätere Generationen von großem Nutzen.
Sind auch heute noch neue Gebiete zu ergründen? Ja! Nicht im Weltraum, sondern direkt hier auf der Erde. Wir benötigen Pioniere, die einen Pfad aus dem gegenwärtigen sittlichen, wirtschaftlichen und politischen Sumpf, in den die Menschheit geraten ist, kenntlich machen können. Eine kleine Gruppe Gott hingegebener Personen hat auf einen solchen Weg seit mehr als 100 Jahren hingewiesen. Dies sind die wirklichen Pioniere des 20. Jahrhunderts.
Jehovas Zeugen gebrauchen die Bibel als ihren Wegweiser (Psalm 119:105). Gottes geschriebenes Wort weist sie auf sein Königreich als das einzige Mittel hin, das die schwierigen Probleme, in denen sich menschliche Herrscher festgefahren haben, lösen kann. Jehova wird nicht nur das gegenwärtige Elend beseitigen, sondern seine Verheißungen gehen noch darüber hinaus. Die Erde wird ein Paradies werden (Offenbarung 21:1-4). Dies wird durch Gottes himmlisches Königreich mit Jesus Christus als König Wirklichkeit werden. Jesaja 9:7 sagt: „Für die Fülle der fürstlichen Herrschaft und den Frieden wird es kein Ende geben auf dem Throne Davids und über sein Königreich, um es fest aufzurichten und es zu stützen durch Recht und durch Gerechtigkeit von nun an und auf unabsehbare Zeit. Ja der Eifer Jehovas der Heerscharen wird dieses tun.“
Bei den frühen Pionieren legten Männer, Frauen und Jugendliche Hand an, um ein neues Land urbar zu machen. Ebenso beteiligen sich Zeugen Jehovas aller Altersgruppen und beiderlei Geschlechts an der Verkündigung der guten Botschaft der Bibel. Unter ihnen gibt es Personen, die freiwillig die Führung übernehmen, indem sie zwischen 60 und 140 Stunden monatlich auf das Werk des Evangelisierens verwenden. Passenderweise werden diese Vollzeitprediger daher Pioniere genannt.a
Wäre es nicht am besten für dich, ein Pionier dieser Art zu sein? Oder würdest du in unserem 20. Jahrhundert eine andere Art der Pioniertätigkeit erwählen?
Nicht jede Pioniertätigkeit ist befriedigend
Personen, die einer neuen technischen Verfahrensweise den Weg bereiten oder einer neuen Idee zum Durchbruch verhelfen, sind ebenfalls Pioniere. Pioniertätigkeit auf weltlichem Gebiet führt jedoch häufig zu Enttäuschung und Verbitterung. Hier einige bekannte Beispiele dafür:
Ein Pionier der Stahlindustrie, Andrew Carnegie, wurde lange von vielen bewundert. Er war einer der reichsten Männer seiner Zeit. Als Philanthrop gab er Millionen für andere aus. War er aber glücklich? Als ein Reporter Mr. Carnegie gegenüber einmal bemerkte, wie sehr er ihn beneide, war er über folgende Erwiderung sehr überrascht: „Ich bin nicht zu beneiden. Was kann mein Reichtum mir helfen? Ich bin 60 Jahre alt und kann das, was ich zu mir nehme, nicht verdauen. Ich würde alle meine Millionen für Jugend und Gesundheit hingeben.“ Etwas verbittert fügte er dann hinzu: „Gern wollte ich alles verkaufen, um mein Leben nochmals zu leben.“
Ein anderer Multimillionär, J. Paul Getty, ein Ölmagnat, äußerte sich ähnlich: „Geld macht nicht unbedingt glücklich; vielleicht unglücklich.“
Wie steht es aber um die Laufbahn eines Pioniers im Bereich der Wissenschaft? Beachte, was einer der angesehensten Wissenschaftler und Pioniere der Nuklearwissenschaft, Albert Einstein, einst über die moderne Wissenschaft sagte: „In Kriegszeiten ermöglicht sie es uns, uns gegenseitig zu vergiften und zu verstümmeln. In Friedenszeiten ist unser Leben durch sie gehetzt und unsicher geworden. ... Sie hat den Menschen zum Sklaven der Maschine gemacht, und die meisten ekelt vor der langweiligen Arbeit, die sie tagaus, tagein verrichten müssen.“ Darüber hinaus drückte Einstein in einem Brief an einen Freund seine Bitterkeit darüber aus, daß er mit ansehen mußte, wie sein Wissen über das Atom zur Herstellung der Atombombe ausgenutzt wurde.
Wäre eine politische Laufbahn lohnender? Selbst wenn es uns möglich wäre, uns in die Zeit zurückzuversetzen, in der das gesellschaftliche Leben weniger komplex war, könnte eine Pioniertätigkeit in der Arena der Politik keine Befriedigung garantieren. Abraham Lincoln war beispielsweise einer der am meisten bewunderten Politiker. Er amtierte als Präsident in der Hauptstadt der USA. Nachdem er einem Meuchelmord zum Opfer gefallen war, sagte sein eigener Sohn, Tad, über ihn: „Nach seinem Einzug hier war er nie mehr glücklich. Es war nicht der rechte Ort für ihn.“
Weder Reichtum noch weltliches Wissen, noch Ansehen können wirkliche Zufriedenheit garantieren. Viele träumen von einem neuen Weg im Bereich der Wirtschaft, des Sports, der Unterhaltung, der Politik oder der Wissenschaft. Sie verfolgen diesen Traum beständig, und wenn sie ihn tatsächlich verwirklicht haben, fragen sie schließlich resigniert: „Ist das alles?“
Pioniertätigkeit, die wirklich befriedigt
Einige haben sich jedoch für eine andere Laufbahn entschieden, nämlich ihre ganze Zeit im Predigtwerk einzusetzen. Es ist wirklich anspornend, zu sehen, was diese Pioniere leisten und wie sie zu ihrer Tätigkeit eingestellt sind.
Im Jahre 1923 wurde ein Mann gebeten, zusammen mit seiner Frau und seinem Kind von seiner Heimat auf Trinidad nach Sierra Leone zu ziehen. Aus welchem Grund? Er sollte als Vorkämpfer des Predigtwerkes in Westafrika tätig sein. W. R. Brown und seine Familie willigten ein. Schon bald nach ihrer Ankunft wurde ein Saal für eine biblische Ansprache gemietet. Er war gedrängt voll; Hunderte mußten abgewiesen werden. Am nächsten Sonntag wurde ein anderer Vortrag gehalten: „In die Hölle und wieder zurück — Wer ist dort?“ Wieder war der Saal überfüllt; die Menschen hungerten nach biblischen Wahrheiten. Und die Browns waren bereit, sie geistig zu versorgen. Sie waren „Pioniere“, die den Weg für weitere Lehrer der biblischen Wahrheit bereiteten.
Später, im Jahre 1930, ließen sich die Browns in Nigeria nieder, um dort das Predigtwerk zu organisieren. Während der folgenden 17 Jahre erlebten sie, wie die Zahl der Versammlungen in Nigeria von 0 auf 165 anstieg. W. R. Brown verwandte auch Zeit darauf, andere Länder, wie Ghana, Liberia und Gambia, zu besuchen, und hielt dort biblische Ansprachen. Überall in Westafrika wurde er als Bibel-Brown bekannt. Heute gibt es in diesem Teil Afrikas mehr als 131 000 Zeugen.
Wichtiger noch als Zahlen ist jedoch die Auswirkung dieser biblischen Unterweisung auf das Leben der Menschen; in dieser Lehrtätigkeit leisteten W. R. Brown und seine Frau Pionierarbeit. Dr. Azikiwe, der Generalgouverneur von Nigeria im Jahre 1960, sagte: „Ich kenne Herrn und Frau Brown schon ungefähr 30 Jahre, und sie haben viel zur geistigen Entwicklung unseres Volkes beigetragen. ... Wenn alle Religionsgemeinschaften wären wie Jehovas Zeugen, dann gäbe es keine Mordfälle, keine Einbrüche, keine Jugendkriminalität, keine Gefangenen und auch keine Atombomben. Dann brauchten die Türen Tag und Nacht nicht verschlossen werden.“
Wie dachte „Bibel“-Brown nach 53 Jahren über seine Pionierarbeit als Prediger? Er sagte: „Welche Freude ist es doch, zu sehen, wie Männer und Frauen die gute Botschaft von Gottes Königreich beachten und sie befolgen! ... Ich liebe den Pionierdienst. Ein Gesandter Jehovas zu sein ist eines der schönsten Vorrechte, die ein Mensch genießen kann.“ Denkst du über den Pionierdienst genauso?
Käthe B. Palm begann ihre Laufbahn als Vollzeitprediger im Jahre 1931. Sechsundvierzig Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Chile (Südamerika), wo sie von einem Ende des Landes bis zum anderen Zeugnis gab. Auf ihre Laufbahn als Pionier zurückblickend, sagte sie: „Keine andere Tätigkeit hätte mich so befriedigt, hätte mich geistig so reich gemacht wie diese. ... Mich durchströmt ein warmes Gefühl des Glücks beim Anblick der vielen Menschen, mit denen ich Bibelstudien hatte, die jetzt die gute Botschaft verkündigen und andere an das Wasser des Lebens führen. Ich lud sie ein, von dem Wasser der Wahrheit zu trinken, und jetzt laden sie andere ein, das zu tun.“ Als sie im Jahre 1936 ihre Tätigkeit in Chile antrat, gab es im ganzen Land nur 50 aktive Zeugen. Heute sind es über 18 000. Hast du schon die Zufriedenheit und geistige Belohnung verspürt, die die Pioniertätigkeit mit sich bringt?
Im Jahre 1967 sagte Malinda Z. Keefer: „Mein Glück ist größtenteils darauf zurückzuführen, daß ich mich vor über 50 Jahren freiwillig zum Vollzeitdienst Jehovas, heute Pionierdienst genannt, meldete.“ Inzwischen hat sie schon mehr als 75 Jahre als Pionier verbracht. Es ist schon lange her, daß sie im Juni 1907 — unzufrieden darüber, nur sonntags morgens von Tür zu Tür Zeugnis zu geben — Bruder Russell, dem Präsidenten der Watch Tower Society, ihren Wunsch vortrug, in den Vollzeitdienst einzutreten. Sie bezweifelte jedoch, daß sie genügend Erkenntnis hatte. Bruder Russell sagte ihr: „Wenn du warten willst, bis du alles weißt, dann wirst du nie damit beginnen; gehst du aber voran, so wirst du immer mehr lernen.“ Im folgenden Monat begann sie ihre Laufbahn als Pionier, die sie in 15 Bundesstaaten der USA führte. Obwohl Malinda heute in ihrem 100. Lebensjahr steht, ist sie noch immer im Pionierdienst tätig.
Ein gutes Sprungbrett für die Laufbahn als Pionier ist der Hilfspionierdienst. Während eines Monats 60 Stunden zu predigen kann eine wohltuende Erfahrung für dich sein. Jehova lädt uns ein, zu ‘schmecken und zu sehen’, daß es gut ist, ihn anzubeten (Psalm 34:8). Diese Art des Pionierdienstes wird dir einen Einblick in den Vollzeitdienst als Prediger und Lehrer geben. Wenn du den Pionierdienst in dieser Form noch nicht „geschmeckt“ hast, so hast du die Freuden und die Befriedigung, die der Vollzeitpredigtdienst bringt, noch nicht kennenlernen können.
Hast du schon ernsthaft über deine Laufbahn nachgedacht? Kannst auch du dieses herrliche Erbe des Pionierwerkes antreten? Möchtest du dich den zunehmenden Reihen der Vollzeitprediger anschließen und ein Pionier des 20. Jahrhunderts werden?
[Fußnote]
a Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, Band 5, Seite 2000, definiert einen Pionier als „jemand, der auf einem bestimmten Gebiet bahnbrechend ist; Wegbereiter“.