Eine freundliche Insel schenkt der Botschaft Gehör — Bericht aus Sri Lanka
JESU prophetische Worte, daß die gute Botschaft vom Königreich „auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt“ werde, deuteten auf ein ausgedehntes Werk hin (Matth. 24:14). Zu den Ländern, die in dieser Zeit des Endes mit der „guten Botschaft“ erreicht worden sind, zählt auch die freundliche Insel Sri Lanka, vor einiger Zeit noch Ceylon genannt. Diese 65 584 Quadratkilometer große Insel im Indischen Ozean liegt an der Südspitze Indiens und ist nur 435 Kilometer lang und 225 Kilometer breit.
Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain, der im Jahre 1896 Sri Lanka besuchte, beschrieb die Hauptstadt Colombo mit folgenden Worten: „Welch ein Traum tropischer Blütenpracht und feuriger orientalischer Trachten! Jeder einzelne in den flanierenden Grüppchen — Männer, Frauen, Jungen, Mädchen und Kleinkinder — war eine Flamme, jede Gruppe ein in bunten Flammen stehendes Haus.“ Sowohl die natürlichen Reize dieser wunderschönen tropischen Insel als auch die Freundlichkeit und Gastfreundschaft ihrer farbenfreudigen Bevölkerung sind auch heute noch zu beobachten.
Für die mehr als 550 Zeugen Jehovas, die auf Sri Lanka Gottes Königreich verkündigen, ist diese Insel eine angenehme Zuteilung. Wo immer man die „gute Botschaft“ verkündigt, wird man gewöhnlich von den Leuten freundlich aufgenommen und gebeten einzutreten. Während man über die Botschaft der Bibel und die Verheißung auf eine glückliche Zukunft spricht, wird einem wahrscheinlich zur Erfrischung eine Tasse Tee (für den dieses Land bekannt ist) angeboten. Verkündiger der Königreichsbotschaft werden auch oft in buddhistische Tempel zu Gesprächen über die biblische Hoffnung mit Priestern und Unterpriestern eingeladen.
REAKTION AUF DIE „GUTE BOTSCHAFT“
Hat die Verkündigung der „guten Botschaft“ der christlichen Zeugen Jehovas dazu geführt, daß Buddhisten, Hindus und Moslems die Wahrheit kennengelernt und angenommen haben? Unter den Hindus ist ein bemerkenswerter Erfolg zu verzeichnen. In den örtlichen Versammlungen sind frühere Hindus unter den Teilzeit- und Vollzeitkönigreichsverkündigern zu finden. Selbst einige Älteste und Dienstamtgehilfen waren früher Hindus. Einer von ihnen, der jetzt als ein Aufseher in einer Versammlung dient, ist sehr eifrig, und es ist ihm gelungen, seiner Frau, seinen Schwestern und den Verwandten seiner Frau zu helfen, die Wahrheit kennenzulernen. Ein außergewöhnliches Problem ergab sich mit seiner Mutter, die zeit ihres Lebens Betelnüsse gekaut hatte. Ihre Zähne waren bis auf das Zahnfleisch abgenutzt, und sobald sie mit dem Kauen aufhörte, schmerzten sie. Sie konnte sich nicht als Zeuge Jehovas taufen lassen, solange sie diese Droge genoß. Wie wurde das Problem gelöst? Der Zahnarzt kam zu Hilfe, indem er alles zog, was von ihren Zähnen noch übrig war. Dann wurde sie getauft.
Einige frühere Buddhisten sind heute Verkündiger der „guten Botschaft“, und einer von ihnen dient sogar als ein Vollzeit„pionier“. Unter der Moslembevölkerung werden zwar keine großen Fortschritte erzielt, aber Jehovas Zeugen auf Sri Lanka freuen sich, daß ein früherer Moslem ein Ältester und ein anderer Dienstamtgehilfe ist.
Jüngere und ältere Personen sind von den Lehren und Praktiken der Kirchen der Christenheit enttäuscht. Ein Beispiel für deren Versagen, ihre Mitglieder zufriedenstellend zu belehren, ist die Erfahrung eines jungen Mannes Mitte Zwanzig, der von Geburt katholisch war. Mit den Lehren seiner Kirche unzufrieden, wandte er sich dem Buddhismus zu, um Antworten auf seine vielen Fragen zu erhalten. Aber er war dennoch unschlüssig. Dann erhielt er eines Tages eine Ausgabe des Wachtturms. Auf der letzten Seite las er eine Anzeige mit dem Titel: „Ist dein Glaube erschüttert?“ Er schrieb sogleich an das zuständige Zweigbüro der Watch Tower Society. Ein Zeuge Jehovas, ein „Sonderpionier“, besuchte ihn zu Hause und unterhielt sich mit ihm und seinen Eltern über das Thema Glauben. Heute sind die drei Glieder dieser Familie Verkündiger der „guten Botschaft“. Pioniere, die Gebiete mit katholischer Bevölkerung bearbeiten, haben viele ähnliche schöne Erfahrungen zu berichten.
FORTSCHRITT IM LAUFE DER JAHRE
Die „gute Botschaft“ gelangte schon im Jahre 1910 zum erstenmal nach Sri Lanka, als der Same der Wahrheit in das Herz einiger Interessierter und deren Familien gesät wurde. Im Jahre 1912 besuchte Bruder C. T. Russell, der damalige Präsident der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung, dieses Land. Später, im Jahre 1917, wurde in den Städten Colombo und Kandy das Photo-Drama der Schöpfung gezeigt — eine Kombination von Lichtbildern, Filmen und Schallplatten. Viele Jahre breitete sich die Wahrheit nur langsam aus, bis im Jahre 1947 Missionare auf die Insel gesandt wurden, die dabei mithalfen. Seither hat das Werk auf einer besser organisierten Grundlage Fortschritte gemacht und sich ausgedehnt.
Der Eifer und die Ausdauer treuer Missionare spielten bei der Gründung von Versammlungen der Zeugen Jehovas eine wichtige Rolle. Heute gibt es in bedeutenden Städten auf der ganzen Insel insgesamt 17 Versammlungen. Im Jahre 1977 betrug die Höchstzahl der Verkündiger, die über ihren Dienst berichteten, 552. Im selben Jahr ließen sich 49 Personen taufen. Jehovas Zeugen auf Sri Lanka hatten Grund zur Freude, als am 3. April 1977 zur Feier des Gedenkens an den Tod Jesu an 23 verschiedenen Orten auf der Insel eine Höchstzahl von insgesamt 1 662 Personen anwesend war. Diese Anwesendenzahl deutet eine gute Voraussetzung für weitere künftige Zunahme an.
Die Verbreitung der Königreichs-Nachrichten, die immer begeistert unterstützt wird, hat dazu beigetragen, daß viele Personen, die in abgelegenen Gegenden wohnen, erreicht wurden und nun Interesse an der Botschaft der Bibel zeigen. Einen außergewöhnlichen Widerhall fand das Traktat „Das Ende von Verbrechen und Gewalttat“. Beim Zweigbüro der Watch Tower Society auf Sri Lanka gingen zahlreiche Bestellungen auf biblische Literatur ein. Einige Personen baten auch um ein Heimbibelstudium, eine Bitte, die die Zeugen am Ort gern erfüllten.
ZEUGNISGEBEN IN LANDGEBIETEN
Näherst du dich einem typischen Haus auf dem Land, so magst du bemerken, daß sich die Leute im Innern beeilen, ein oder zwei Stühle für dich und deinen Begleiter herbeizuholen. Im Stehen hören sie sich dann respektvoll an, was du ihnen zu sagen hast. Oft werden sie dich zu einem erfrischenden Trunk kurumba oder thambili einladen — zu Getränken, die aus verschiedenen Arten junger Kokosnüsse gewonnen werden. Die süße Milch dieser Früchte schmeckt köstlich. Du wirst staunen, wie viele Gläser du an einem einzigen Morgen trinken kannst, während du in der heißen Tropensonne die „gute Botschaft“ von Haus zu Haus verkündigst.
Mitunter ist die Begeisterung dieser gastfreundlichen bescheidenen Menschen in Landgebieten sehr rührend, wie die Erfahrung zweier Pioniere der Zeugen Jehovas, die in einem solchen Gebiet tätig sind, zeigt. Sie trafen eine sehr alte Frau an, unterhielten sich mit ihr über die Botschaft und boten ihr ein Bibelstudienhilfsmittel an. Die alte Frau ging ins Haus und kam mit ihren Ersparnissen zurück, die sie in einem Tongefäß (eine Art Sparschwein) aufbewahrt hatte. Sie brach es auf und schüttete lauter kleine glänzende Münzen aus. Geduldig zählte sie 150 (den Wert von 3 Ceylon-Rupien [20 US-Cent]) davon ab und gab sie den Pionieren als Beitrag für das Buch, das sie gern haben wollte.
SPIRITISMUS UND ABERGLAUBE WEIT VERBREITET
Man weiß, daß Menschen verschiedener Stände und unterschiedlicher Religionszugehörigkeit ziemlich abergläubisch sind. Die weitverbreiteten spiritistischen Bräuche erfordern von Christen besondere Wachsamkeit. Das zeigt die Erfahrung einer Zeugin Jehovas, deren Enkelin etwas Öl gegen Kopfweh verwendete. Das Öl gehörte der Schwiegertochter, die eine Buddhistin ist. Es stammte aus einem Tempel. In dem Augenblick, als die Enkelin — eine Gott hingegebene Zeugin Jehovas — das Öl auf den Kopf auftrug, begann sie sich seltsam zu benehmen. Sie schien verwirrt zu sein und stellte ihrer Großmutter ständig Fragen wie: „Wo bin ich?“, „Wer bist du?“ Als die Großmutter erkannte, daß dies vielleicht auf das Öl zurückzuführen sein könnte, wusch sie es sofort ab. Das hatte die gewünschte Wirkung, denn das Kind war wieder bei klarem Verstand.
Da viele Personen in Sri Lanka spiritistische Bräuche pflegen, freuen sich die Zeugen in diesem Land, das neue Buch Die gute Botschaft, die Menschen glücklich macht in Englisch erhalten zu haben, ein Buch, das gerade auf die Bedürfnisse der Menschen in diesem orientalischen Land abgestimmt zu sein scheint. Viele der Singhalesisch und Tamil sprechenden Verkündiger warten gespannt darauf, daß dieses Buch in ihrer Sprache erscheint, so daß sie besser ausgerüstet sind, die Menschen in ihrem Gebiet zu belehren.
DER RUF NACH MEHR ARBEITERN FINDET WIDERHALL
Eine Anzahl jüngerer Personen hat auf den Ruf nach mehr Arbeitern in der abschließenden Ernte den Vollzeit„pionierdienst“ aufgenommen (Matth. 9:38). Einige haben sogar einträgliche Beschäftigungen aufgegeben, weil sie erkannt haben, daß noch viel mehr Arbeiter benötigt werden, die beim letzten Einsammeln mithelfen. Zu ihnen gehört auch ein junges Ehepaar. Beide haben ihre weltliche Beschäftigung aufgegeben und mit dem Pionierdienst begonnen. Sie sind in ein Gebiet gesandt worden, wo Hilfe dringender benötigt wird. Heute freuen sie sich, daß dort eine Versammlung gegründet werden konnte. Zu ihrem Entschluß sagen sie:
„Eine ausgeglichene Ansicht über materielle Dinge und unsere Liebe zu Jehova, unserem Schöpfer halfen uns bei der Entscheidung, unsere Arbeit aufzugeben und mit dem Pionierdienst zu beginnen. Diesen Schritt haben wir seither noch keine einzige Minute bedauert. Unser Vertrauen, daß uns Jehova bei der Verbreitung der lebengebenden Botschaft hilft, hat uns wirklich viele geistige Segnungen eingetragen. Hier in unserer neuen Zuteilung dürsten viele schafähnliche Menschen nach der Wahrheit. Wenn wir sie finden und ihnen helfen, eine genaue biblische Erkenntnis zu erlangen, werden wir ständig an das dringende Werk erinnert, das noch vor der ,großen Drangsal‘ verrichtet werden sollte. Wir freuen uns von Herzen zu sehen, daß die Botschaft bei vielen Widerhall findet, und wir sind sehr glücklich, daß viele regelmäßig die Versammlungszusammenkünfte besuchen. Durch den Pionierdienst können wir heute Jehovas Herz am meisten erfreuen.“
Für jemand, der in diesem Land den allgemeinen Pionierdienst aufnehmen möchte, ist es nicht leicht, eine Teilzeitbeschäftigung zu finden, um für den Lebensunterhalt zu sorgen. Einige Verkündiger haben jedoch eine entsprechende Beschäftigung angenommen, damit sie einen größeren Anteil am Werk des Predigens und Jüngermachens haben können (Matth. 24:14; 28:19, 20). Ein Mann gab eine leitende Stellung in einer staatlichen Gesellschaft auf und gründete mit seiner Frau und seinen drei Kindern eine eigene Textilheimdruckerei. Die Eltern dienen als Pioniere, indem sie sich tageweise bei der Arbeit zu Hause abwechseln. Viele Verkündiger der „guten Botschaft“ beteiligen sich zeitweise am Pionierdienst. Im April 1976 — ein Monat, in den Schulferien und mehrere Feiertage fallen — waren 79 Königreichsverkündiger als allgemeine Pioniere und Hilfspioniere tätig.
GLÜCKLICHE VERSAMMLUNGEN DES VOLKES JEHOVAS
Die zwei reisenden Aufseher, die die Versammlungen besuchen, erleben aufgrund des in ihrer Zuteilung herrschenden vorzüglichen Geistes der Liebe und Gastfreundschaft viel Freude. Einer dieser reisenden Prediger besucht mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen die Versammlungen und benutzt dazu sein Motorrad. Er berichtet:
„Kreisaufseher zu sein bedeutet harte Arbeit besonders wenn man eine Familie hat. Aber ich schätze diesen Dienst als eine von Jehova übertragene Aufgabe. Mit den Brüdern zusammen zu arbeiten, ihre Glaubenserfahrungen zu hören und ihre Gastfreundschaft zu genießen ist ein außergewöhnliches Erlebnis. Obwohl die Brüder arm sein mögen, zeigen sie große Gastfreundschaft, indem sie sich um uns vier als Familie kümmern. Manchmal kommen mehrere Familien während unseres Besuchs zu einem Essen zusammen und nutzen gleichzeitig den Anlaß, um sich zu entspannen.“
Der andere reisende Aufseher, der seinen Aufgaben in Begleitung seiner Frau und seiner dreijährigen Tochter nachkommt, benutzt gewöhnlich öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Zug, um die Versammlungen in seinem Kreis zu besuchen. Wenn er einer Versammlung dient, fährt er oft mit dem Rad. Er sagt: „Meine Frau sitzt auf der Stange und unsere Tochter auf dem Schoß meiner Frau. So fahren wir mitunter 8 bis 11 Kilometer weit.“ Hin und wieder müssen sie anhalten, um ihre steifen Beine und eingeschlafenen Glieder wieder zu beleben. Doch das ständige Geplapper ihrer Tochter, ihre vielen Fragen und gelegentlich auch Lieder tragen zur Freude auf diesen Reisen bei. Dieser Kreisaufseher sagt: „Der Dienst für Jehova bereitet uns Freude, und wir freuen uns, unseren Brüdern zu dienen.“
Jehovas Diener auf Sri Lanka mögen zahlenmäßig wenige sein, aber sie erfreuen sich geistiger Wohlfahrt, durch die ihnen Kraft verliehen wird, über ihren Glauben zu sprechen, wo immer sie sich befinden mögen. Das bereitet den Kirchen der Christenheit auf dieser Insel große Sorgen. Schon häufig haben sie Schriften herausgegeben, in denen sie ihre Mitglieder vor der unermüdlichen Tätigkeit dieser Verkündiger der „guten Botschaft“ warnen. In einigen dieser von Kirchen der Christenheit veröffentlichten Hetzschriften wird neidisch auf den Eifer und die Ernsthaftigkeit der Zeugen Jehovas hingewiesen, und Kirchenmitglieder werden sogar ermuntert, dieselben Eigenschaften zu offenbaren und für ihren Glauben einzutreten. Jehovas Zeugen auf Sri Lanka machen mit der Hilfe Jehovas wirklich Fortschritte und suchen noch weiteren schafähnlichen Menschen zu helfen, aus der „großen Drangsal“ errettet zu werden (Matth. 24:21, 22).