Wir beobachten die Welt
Priester geben ihr Amt auf
◆ Das Vatikanische Statistische Zentralamt meldet, daß allein während der Zeitspanne von 1964 bis 1970 insgesamt 13 440 Priester von ihrem Amt zurückgetreten sind, um zu heiraten, oder auch aus anderen Gründen. Mehr als ein Fünftel aller 190 000 römisch-katholischen Pfarrgemeinden in der Welt hatten 1969 keinen ständigen Pfarrer, in Europa allein waren es 35 802 von 132 251 Pfarreien (27 Prozent).
Die Zahl der Katholiken beläuft sich auf insgesamt 633 Millionen, das sind fast 18 Prozent der gesamten Weltbevölkerung. Jedoch ist der Prozentsatz in den einzelnen Kontinenten unterschiedlich. An der Spitze stehen Nord- und Südamerika mit 55 Prozent, gefolgt von Europa mit 38 Prozent, in Ozeanien beläuft sich die Zahl der Katholiken auf 23 Prozent, in Afrika auf 11 Prozent und in Asien nur auf 2 Prozent.
Mythen über Homosexuelle
◆ Dr. Martin Goldberg von der Universität von Pennsylvanien (USA) schreibt in der Zeitschrift Consultant vom März 1972, daß lang anerkannte „Tatsachen“ über Homosexuelle in Wirklichkeit in das Reich der Fabeln gehören. Eine der verbreiteten Mythen wäre, daß Homosexuelle gewöhnlich Männer seien. Eine andere Annahme wird durch organische oder erbliche Fehlentwicklung begründet. Aber Dr. Goldberg sagt hierüber: „Meines Wissens nach kann kein überzeugender Beweis einer wirklichen organischen oder erblichen Fehlentwicklung nachgewiesen werden. Die Mehrheit der modernen Psychiater betrachten Homosexualität als eine angeeignete Gewohnheit.“
Eidesleistung kein Zwang
◆ Der Zeugeneid vor Gericht kann nach einer veröffentlichten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe aus Glaubensgründen verweigert werden. Diese Freistellung gilt nicht nur für die religiöse Beteuerungsformel, sondern auch für die sogenannte weltliche Form der Eidesleistung. Dieses Recht könne unter Berufung auf das Grundrecht der Glaubensfreiheit in Anspruch genommen werden. Solange der Gesetzgeber eine Neuregelung der Eidespflicht für Zeugen, die den Glaubenskonflikten der Betroffenen individuell Rechnung trage, noch nicht erlassen habe, müßten die entsprechenden Bestimmungen der Strafprozeßordnung „verfassungskonform“ ausgelegt werden (Aktenzeichen: 2 BVR 75/71).
Sinkende Achtung vor der Wissenschaft
◆ Die Zahl derjenigen, die der naturwissenschaftlichen und technischen Entwicklung positiv gegenüberstehen, vermindert sich beträchtlich. Wie die Zeitschrift New Scientist berichtet, ist die Achtung gemäß einer Befragung der Bevölkerung erheblich gesunken, Während im Jahre 1966 noch 56 Prozent den wissenschaftlichen Errungenschaften Wertschätzung entgegenbrachten, ist der Prozentsatz jetzt auf 32 Prozent zurückgegangen. Ein hoher Prozentsatz erkannte zwar an, daß das Leben dank des wissenschaftlichen Fortschritts erleichtert werde, die meisten Befragten wendeten aber dabei ein, daß die Wissenschaft die Leute von ihren technischen Einrichtungen so sehr abhängig mache, daß man nicht mehr wisse, was Natur sei.
Rückgang im Kirchenbesuch
◆ Im letzten Jahrzehnt ging die Zahl der regelmäßigen Kirchgänger in der Bundesrepublik bei der protestantischen wie auch der katholischen Bevölkerung ständig zurück. Nach Untersuchungen des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft betrug der Anteil der ständigen Besucher 1962 noch 45 Prozent, im Herbst 1971 war er auf 32 Prozent abgesunken. Das bedeutet ein Drittel weniger Beteiligung als vor 10 Jahren. Die Unterstützung des sonntäglichen Besuches der Kirche hat seit 1962 bei den Katholiken stärker nachgelassen als bei der protestantischen Bevölkerung. Jedoch besucht die Hälfte der Katholiken regelmäßig die Kirche, bei den Protestanten dagegen geht lediglich ein Bruchteil (16 Prozent) regelmäßig zur Kirche.
Unterwelt beeinflußt Sport
◆ Aus einem Bericht einer Sonderkommission des Repräsentantenhauses über den wachsenden Einfluß der Verbrechersyndikate geht hervor, daß der Berufssport in den USA mehr und mehr von der Unterwelt beeinflußt wird. Die Unterwelt beherrscht vor allem den Boxsport, den Basketball- und den Pferdesport. „Der Beweis, daß die Ergebnisse von Pferderennen, Boxkämpfen und Basketballtreffen von vornherein abgemacht wurden, ist unwiderlegbar erbracht worden“, betont die Kommission in ihrem Bericht. Deswegen lägen zahlreiche Beweise dafür vor, daß Mitglieder der Unterwelt von Strohmännern in zahlreichen Sportverbänden vertreten würden. In dem Bericht heißt es dann: „Keine widerrechtliche Tätigkeit zieht so viele Menschen in Mitleidenschaft wie das Gangstertum im Sportleben.“
Computer sagt Zusammenbruch voraus
◆ Den völligen Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation innerhalb eines knappen Jahrhunderts hat der Computer des Technologischen Instituts von Massachusetts in Cambridge (USA) vorausgesagt. In einer Studie, die von Wissenschaftlern aus verschiedenen Nationen angefertigt und von der Stiftung Volkswagenwerk finanziert wurde, wird die Katastrophe als unvermeidlich bezeichnet, wenn es nicht gelinge, das gegenwärtige Gleichgewicht in der Welt durch ein totales Abbremsen des Bevölkerungszuwachses und der Industrieproduktion auf seinem jetzigen Stand zu erhalten. Der Leiter der Untersuchung, Dennis Meadows, sieht voraus, daß ein Anwachsen der Bevölkerung auch ein Anwachsen der Produktion zur Folge habe. Dies führe schließlich zur Erschöpfung aller Energiereserven. Dadurch würden letztlich die Energiepreise derart anziehen, daß nicht mehr investiert werde, die Produktion zurückgehe und eine Hungersnot die Folge sei. — Die Bibel zeigt uns einen Ausweg aus dem Chaos, indem sie darauf hinweist, daß Gott in das Weltgeschehen eingreifen und Hilfe bieten wird, da sich der Mensch als unfähig erwiesen hat, die Probleme selbst zu lösen. — Dan. 2:44.
Bestechungsgelder für Polizisten?
◆ Eine ganze Anzahl Kriminalbeamte einer Sondereinheit der New Yorker Polizei, die im Stadtteil Brooklyn zur Bekämpfung illegalen Glücksspiels eingesetzt sind, müssen mit einer Anklage wegen passiver Bestechung rechnen. Die Beamten sollen mindestens zwei Jahre lang monatlich mehr als 1 000 Dollar je Person als „Schweigegeld“ von Glücksspielern genommen haben. Ranghöhere Kriminalbeamte sollen höhere Summen erhalten und beansprucht haben als deren Untergebene.
Kirchliche Organisationen betrügerischer Geschäfte beschuldigt
◆ Die italienische Polizei beschuldigt 13 kirchliche Organisationen, betrügerisch vorgegangen zu sein. Diese Organisationen sollen aus dem Überschußbestand der Europäischen Gemeinschaft billig Butter bezogen haben, um sie zu niedrigen Preisen an Waisenhäuser und andere wohltätige Einrichtungen weiterzugeben. Statt dessen wurde die Butter jedoch zum dreifachen Preis auf dem italienischen Markt abgesetzt. Gegen neun Personen, darunter mehrere Prälaten, laufen Ermittlungen.
Homosexueller kann zum Geistlichen ordiniert werden
◆ Wie das Nachrichtenmagazin Time berichtet, kamen 96 Delegierte von 19 Kirchen der Vereinigten Kirchen Christi in San Carlos (USA) zusammen, um zu entscheiden, ob William Johnson, der 25jährige Kandidat für das Amt eines Geistlichen, ordiniert werden kann. Johnson ist homosexuell. Er wurde gefragt, wie er die Sexualität ansehe. Seine Ansicht ist: „Ich betrachte die Sexualität als eine Gabe Gottes und als eine gute Gabe.“ Ob er auch ein guter Geistlicher ohne Frau sein könne? „Ich verspüre wirklich nicht den Wunsch, eine Frau zu besitzen“, antwortete Johnson. „Ich hoffe aber, daß ich eines Tages ein inniges Liebesverhältnis zu einem anderen Mann haben kann.“ Seine Mutter hatte den Delegierten geschrieben, daß „es nicht leicht ist, hinzunehmen, wenn ein Sohn homosexuell ist, aber es ist weitaus besser, als daß er diesbezüglich lügt. Vielleicht segnet Gott seine Arbeit, so daß er von seiner Kirche anerkannt wird.“ Die Jury entschied mit 62 zu 34 Stimmen, daß Johnson zum Geistlichen ordiniert werden kann.
Die „geliebte“ Zigarette
◆ Eine sehr persönliche Beziehung zur Zigarette hatten offenbar einige Frauen aus dem vornehmen New Canaan bei New York (USA) entwickelt. Sie wollten sich von der Nikotinsucht lösen und nahmen Stellung dazu, wie sie das Aufgeben des Rauchens betrachten. Eine sagte, daß es dem Verlust eines „besonders teuren Freundes“ gleichkäme, und eine zweite erklärte sogar: „Ich glaube, meine Zigaretten sind mehr ein Geliebter als nur ein Freund. Ein entsetzlicher Verlust.“ Als ein paar Tage nach dem sukzessiven Einstellen des Rauchens der Tag kam, da man völlig aufhörte zu rauchen, benahmen sich die Frauen wie Trauernde bei einer Beerdigung und sprachen einander unter Tränen Trost zu. „Sie beteuerten“, sagte der behandelnde Arzt, „daß sie nie im Leben einen so schweren und schmerzlichen Verlust erlitten hätten.“ Offenbar sind sich diese Frauen nicht bewußt, daß sich der „teure Freund“, die Zigarette, auch von einer anderen Seite zeigen kann.
„Preis der Weltreligionen“
◆ Ein „Preis der Weltreligionen“ ist in London gestiftet worden. Er ist mit rund 285 000 DM dotiert und soll einmal jährlich einer international angesehenen Persönlichkeit verliehen werden, die sich hervorragende Verdienste um die Förderung der Religiosität und des Verhältnisses der Menschheit zu Gott erworben hat.
Neuer Beruf — Geisteraustreiber
◆ Da sich immer mehr Menschen der Schwarzen Magie und der Zauberei zuwenden und das Interesse an der Gegenwart und Macht böser Kräfte immer mehr zunimmt, fordern englische Geistliche die Ausbildung von Experten zur Austreibung böser Geister. Bischof Robert Mortimer von der anglikanischen Kirche sagte, immer mehr Menschen wendeten sich der Schwarzen Magie in dem Maße zu, in dem sie sich von der Kirche abwendeten. Er befürworte die Einrichtung besonderer Schulen zur Ausbildung von sachkundigen „Geisteraustreibern“.
Tod der Rinder durch Bleivergiftung
◆ In der Nähe von Nordenham, wo sich Blei- und Zinkhütten befinden, beobachten die Bauern mit Sorge die Massenerkrankungen ihrer Rinder durch Bleivergiftungen. In diesem Frühjahr sollen dort fast 80 Rinder notgeschlachtet worden oder nach tierärztlichen Befunden an Bleivergiftung gestorben sein. Auch Kaninchen, die mit offenbar bleivergiftetem Gras gefüttert wurden, verendeten in großer Zahl. In der Nähe einer Bleihütte sei beobachtet worden, daß es seit vergangenem Winter keine Hasen mehr gebe. Man nimmt an, daß der Tod der Hasen ebenfalls auf bleivergiftetes Gras zurückzuführen ist.
Wieviel Raumkörper sind im All?
◆ Gemäß einer im April in Genf veröffentlichten Übersicht der Internationalen Fernmeldeunion wurden seit dem Start des ersten Raumkörpers, Sputnik 1 (4. Oktober 1957), mindestens 1 350 künstliche Trabanten aller Art in das Weltall geschossen. Die Zahl wird aber nicht vollständig sein, da die Beobachtungssatelliten mit „militärischen Aufgaben“, deren Starts meistens geheimgehalten werden, nicht erfaßt werden können. Im letzten Kalenderjahr wurden mindestens 145 Raumkörper in den Weltraum geschickt. Dazu gehörten vier bemannte Raumfahrten, je zwei von den beiden Großmächten (USA und Sowjetunion), von denen eine — Sojus 11 — für drei Kosmonauten tödlich endete. — Insgesamt meldeten die USA 23 bemannte Raumfahrtunternehmen, und die Sowjetunion erhöhte ihre Raumflüge mit Besatzung auf 18.
Akupunktur in Wien angewandt
◆ Die in der Volksrepublik China gebräuchliche Akupunktur-Betäubung bei Operationen ist jetzt auch zum erstenmal in Wien mit Erfolg erprobt worden. Einer 35jährigen Frau wurden bei vollem Bewußtsein die Mandeln entfernt. Die Patientin verspürte während des 20 Minuten dauernden Eingriffs keine Schmerzen. Der Chirurg Johannes Bischko, der bereits seit 14 Jahren mit dieser chinesischen Methode Versuche anstellt, betäubte den Schmerz der Frau mit zwei Nadeln, die auf dem Handrücken und am unteren Ende des rechten Daumennagels eingedreht wurden. Die Ärzte geben sich mit diesem ersten Versuch zufrieden, vor allem, weil mit der Operation viel geringere Blutungen auftreten als bei einer herkömmlichen Narkose. Die Versuche mit Akupunktur-Betäubung sollen weiter ausgedehnt und auch bei schweren Operationen angewandt werden.