Wir beobachten die Welt
1980 rund 820 Millionen Analphabeten
◆ Wie die Schweizer Zeitung Der Bund berichtet, wird es 1980 nach Schätzungen rund 820 Millionen Analphabeten — 20 Millionen mehr als gegenwärtig — sowie 240 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren geben, die keine Schule besuchen. Im neuesten Pressebulletin der schweizerischen UNESCO-Kommission weist der Generalsekretär der UNO-Kommission für Erziehung, Soziales und Kultur, Amadou-Mahtar M’Bow, darauf hin, daß in den 25 am wenigsten entwickelten Ländern der Anteil der Analphabeten trotz beträchtlicher Anstrengungen vieler Staaten immer noch bei über 80 Prozent liege. Das Analphabetentum sei aber nicht länger trauriges Vorrecht der Entwicklungsländer, wie einige Industriestaaten erkennen ließen, die unter einem Rückfall in das Analphabetentum litten.
Das Problem des Welt-Analphabetentums als Haupthindernis für die Entwicklung könne nur durch die Errichtung einer neuen und gerechteren Wirtschafts- und Sozialordnung eine angemessene Lösung finden. Für Alphabetisierungsprogramme gebe es kein Universalmodell. Sie müßten vielmehr den jeweiligen Umständen, Personen sowie den sozio-ökonomischen und kulturellen Bedingungen angepaßt werden.
Weltklima durch Kohlendioxid bedroht?
◆ Hierüber verbreitet sich die Basler Zeitung vom 5. April 1977 in einem Artikel, wenn auch noch in Frageform gehalten, dessen Inhalt aber doch, mit nicht abwegiger Begründung, zu Bedenken Anlaß gibt. Man liest da: „Eine Verlagerung der Klimazonen mit entsprechend ernsten Folgen befürchten viele Klimatologen, falls in den nächsten dreißig Jahren weiter fossile Brennstoffe verheizt werden wie bisher. Wie an der 8. Dahlem-Konferenz in Berlin ausgeführt wurde, reichert sich das bei jeder Verbrennung frei werdende Kohlendioxid in der Atmosphäre an, stört den Wärmeaustausch der Erde mit dem Weltraum und verursacht derart einen sogenannten Treibhaus-Effekt. ... Einzelne Klimatologen befürchten bei einer weiteren Zunahme des Kohlendioxids in der Atmosphäre eine Verlagerung der Klimazonen. Nicht zuletzt weisen auch die in letzter Zeit in das Gespräch gekommenen chlorhaltigen Treibgase der Spraydosen einen ähnlichen Effekt wie das Kohlendioxid auf. Diese bedrohen nicht nur die Ozonschicht, sondern bewirken in den unteren Atmosphärenschichten, wo sie sich zunächst anreichern, bevor sie durch spezifische Transportvorgänge in die höheren Schichten der Atmosphäre gelangen, ebenfalls einen ,Treibhaus-Effekt‘.“
Immer mehr Übersetzungen der Bibel
◆ Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung ist die Bibel oder Teile davon nun in 1 603 Sprachen übersetzt. Im Jahre 1975 waren es noch 1 577 Sprachen. Allein das „Neue Testament“ liegt damit in insgesamt 663 Sprachen vor, die gesamte Bibel in 262 Sprachen.
Großraumflugzeuge nehmen an Zahl weiter zu
◆ Auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen sollen vom 1. April an täglich bis zu 50 Großraumflugzeuge landen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete. Damit wird jedes siebente Flugzeug ein Jumbo-Jet, ein Airbus A 300 oder eine DC-10 sein. Der Anteil der Großraumflugzeuge werde bis zum Jahre 1985 auf 37 Prozent aller den Flughafen anfliegenden Jets steigen. Bisher wurden während der Verkehrsspitzen gleichzeitig schon bis zu zwanzig Großraumflugzeuge abgefertigt.
14 Millionen Krebstote in Europa
◆ Unter dieser Überschrift veröffentlichten die Nürnberger Nachrichten Zahlen, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bekanntgegeben wurden. Demnach werden im Laufe dieses Jahrzehnts in Europa schätzungsweise 14 Millionen Menschen an Krebs sterben. In den Industrieländern bleibe nur jede dritte Familie von Krebs verschont. Allein in den USA beträgt der wirtschaftliche Verlust zufolge der Krebs-Todesfälle jährlich nahezu 18 Milliarden Dollar.
Sonderbare „Krankheit“
◆ Monatelang war eine 40 Jahre alte Frau von ihrem Arzt auf Nierensteine behandelt worden. Als sie ständig an Körperfülle zunahm, wurde schließlich „Wasser“ vermutet. Sie wurde zur Abmagerung in ein Krankenhaus eingewiesen und verlor tatsächlich 22 Pfund an Gewicht. Der „Nierenstein“ entpuppte sich nun, so berichtete das Hamburger Abendblatt, als ein 55 Zentimeter großer, acht Pfund schwerer Junge, den sie dort zur Welt brachte.
Rüstungsausgaben steigen weiter
◆ Bei der Abrüstungskonferenz in Genf, an der 30 Staaten teilnehmen, sagte der Chefdelegierte Jugoslawiens, Milos Lalovic, die gegenwärtigen Rüstungsausgaben in der ganzen Welt würden auf über 350 Milliarden Dollar (etwa 840 Milliarden Mark) geschätzt. „Kaum vorstellbar“, bemerkte dazu die Berliner Morgenpost.
„Des vielen Büchermachens ist kein Ende ...“
◆ Wie die Westfälischen Nachrichten schreiben, steigt die Flut der Buch-Neuerscheinungen weiter an. Im Jahre 1974 wurden in der ganzen Welt 571 000 Titel neu herausgebracht. 1965 waren es 426 000 und noch zehn Jahre vorher nur 269 000. Dies geht aus dem statistischen Jahrbuch der UNESCO hervor. Beinahe die Hälfte der Neuerscheinungen, nämlich 276 000 Titel, sind in Europa erschienen.
Eine ähnliche Entwicklung ist auch auf dem Zeitschriftensektor zu beobachten. Nach einer Meldung im Handelsblatt sind im vergangenen Jahr allein auf dem deutschen Markt 70 neue Zeitschriften erschienen. Die durchschnittliche Auflage dieser Neuerscheinungen beträgt 200 000 Exemplare. An der Spitze der Themenrangliste stehen Comics, gefolgt von Freizeit und Hobby.
Tuberkulose noch nicht besiegt
◆ Die Tuberkulose bildet auch heute noch für die Einwohner Europas eine Gefahr, wenn auch die Lage in den Entwicklungsländern ungleich schwieriger ist. Nach einer Meldung in der Süddeutschen Zeitung sterben dort 200 bis 300 von 100 000 Menschen jährlich an Tuberkulose, und bis zu 100 Prozent der Schulkinder sind infiziert. Auch in München soll, nach Angaben von Vertretern des Deutschen Zentralkomitees und der Internationalen Union zur Bekämpfung der Tuberkulose, die alte Bevölkerung „fast zu 100 Prozent“ infiziert sein, wobei natürlich die Krankheit selten ausgebrochen sei. Eine besondere Gefahr besteht darin, daß viele Ärzte nicht mehr mit Tuberkuloseerkrankungen rechnen. Man möchte nun durch Reihenuntersuchungen die Erkrankung früher erkennen. Bei allen unklaren Erkrankungen sollte man aus diesem Grunde die einfache Tuberkulinprobe machen.
Vorsicht bei Reisen in die Tropen
◆ Bei Reisen in die Tropen sind wirkliche Tropenkrankheiten weitaus seltener zu befürchten als allgemeine Infektionen, deren Gefährlichkeit allerdings auch nicht unterschätzt werden darf. Nur wenige Reisende, die in die Tropen fahren, werden z. B. von Durchfällen verschont, die durch Bakterien verursacht werden, die den Europäern fremd, für die Eingeborenen aber normale Dickdarmbewohner sind. Nur in seltenen Fällen sind dafür Salmonellen oder Amöben verantwortlich. Weitere Schwierigkeiten bereiten hohe Temperaturen, verbunden mit sehr hoher relativer Luftfeuchtigkeit, oder ein ungewohntes Höhenklima sowie jäher Zeitwechsel. Dazu kommt oft noch die Klimaanlage in den Unterkünften, die es nötig macht, daß der Körper sich täglich neu auf die Außentemperaturen umstellen muß. Mangelnde Resistenz gegen die einheimische Keimflora kann noch ein zusätzliches Erschwernis darstellen. An dritter Stelle stehen die wirklichen Tropenkrankheiten, vor allem Malaria, gegen die nur eine wirksame Vorbeugung hilft. Nur in trockenen Wüstengebieten oder in Höhen oberhalb 1 800 Metern ist man vor der Anopheles-Mücke, dem Überträger der Malaria, wirklich sicher. Wichtig ist, so berichtete der Praxis-Kurier, Medikamente auch noch in der erforderlichen Zeit nach dem Urlaub einzunehmen, was oft versäumt wird. Natürlich sollte jeder, der in den Tropen war, auch nachher bei eventuellen fieberhaften Erkrankungen den Arzt auf den Aufenthalt in den Tropen aufmerksam machen.
Streichhölzer sicher verwahren
◆ Jeder 15. Brand wird von Kindern oder Jugendlichen durch Spielen mit Feuer verursacht, meldete die Fellbacher Zeitung. Die Aktion „Das sichere Haus“ ermahnte alle Eltern, aus diesem Grunde Streichhölzer sicher vor Kinderhänden aufzubewahren. Im Jahre 1975 gingen im Bundesgebiet und in West-Berlin rund 2,5 Milliarden Mark in Rauch und Flammen auf. Die tatsächlichen Kosten werden jedoch durch die Statistik nicht ausgewiesen, da die Kosten für Betriebsunterbrechung sowie Nicht- oder Unterversicherung nicht berücksichtigt sind.
Gewässer in Zukunft sauberer?
◆ Nach einer Meldung im Praxis-Kurier wurde kürzlich von der Industrie ein umweltverträglicher Zusatz für Waschmittel entwickelt, der zu 50 Prozent an die Stelle des Phosphats treten soll. Waschmittelphosphate führten in den letzten Jahren bekanntlich zu überdüngten Gewässern, verstärktem Algenwachstum, Sauerstoffarmut und großem Fischsterben. Der Phosphatersatz soll demnächst in größeren Mengen verfügbar sein.
Viele Türken am 1. Januar „geboren“
◆ Die deutschen Behörden benötigen für die Feststellung der Volljährigkeit oder für die Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung einen festen Geburtstag. Da das Standesamtwesen an manchen Orten in der Türkei nicht gut funktioniert, ist bei einer Anzahl von Türken, die als Gastarbeiter in die Bundesrepublik kommen, nur das Geburtsjahr im Paß eingetragen. Die deutschen Behörden haben nun verfügt, daß bei all diesen Personen der 1. Januar offiziell als Geburtstag angenommen wird. Diese Regelung hat natürlich nur für die Bundesrepublik Gültigkeit. Damit ist jedoch für viele Türken ein Problem entstanden, nämlich die Geburtstagsfeier. Bisher kannten sie ja keinen Geburtstag, doch nun feiern sie ihn nach deutschem Vorbild mit „orientalischer Übertriebenheit“.
Lichtintervalle beschleunigen Wachstum
◆ Bei der Erforschung der Photosynthese haben Leningrader Wissenschaftler die interessante Entdeckung gemacht, daß ein Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit in Intervallen, die nur eine hunderttausendstel Sekunde lang sind, aktive Reaktionen in den Chlorophyllmolekülen hervorruft. Bei weiteren Untersuchungen fand man heraus, daß Pflanzen im Gewächshaus, die abwechselnd in kurzen Intervallen beleuchtet werden, schneller wachsen als solche, die ständig beleuchtet werden. So konnten Nelken, die nach dieser „Leuchtturm“-Methode in einem Gewächshaus gezogen wurden, zehn Tage früher geschnitten werden als solche, die gleichmäßig künstlichem Licht ausgesetzt waren.
Die Wissenschaftler bemühten sich auch, die günstigsten Rhythmen für die Beleuchtung der einzelnen Pflanzen in den Gewächshäusern herauszufinden. Bei Gurken haben sich zum Beispiel Intervalle von zwei Sekunden Licht und drei Sekunden Dunkelheit bewährt, während die günstigsten Intervalle bei der Aufzucht von Nelken kürzer sind, dafür aber ein stärkeres Licht erfordern. Nach dieser Methode werden mittlerweile in Murmansk und in Leningrad Gemüse und Blumen in Gewächshäusern gezüchtet.
Kahler Krempling kann gefährlich werden
◆ In der jüngsten Zeit wird immer häufiger vor dem Genuß des „Kahlen Kremplings“ gewarnt, da er zwar von manchen Pilzsammlern immer noch als Speisepilz betrachtet wird, aber auch nach sachgemäßer Zubereitung schwere gesundheitliche Schäden verursachen kann. Wie aus einem Bericht im Wiesbadener Kurier hervorgeht, können die Schädigungen bis zum akuten Nierenversagen gehen. Diesem Zustand geht ein sogenanntes hämolytisches Syndrom voraus, das heißt eine Selbstzerstörung der roten Blutkörperchen. Bei längerem Genuß dieses Pilzes wird die körpereigene Abwehr gegen krankmachende Stoffe lahmgelegt, und die Selbstzerstörung der roten Blutkörperchen setzt ein. Die Seltenheit des Krankheitsbildes nach langjährigem Genuß scheint dafür zu sprechen, daß Dauer und Häufigkeit des Verzehrs eine entscheidende Rolle beim Zustandekommen der beschriebenen Erkrankungen spielen.
Grausige Bilanz
◆ „Nach den Berechnungen amerikanischer Wissenschaftler“, so berichtet der Kurier (Wien), „haben Naturkatastrophen wie Erdbeben, Dürre und Überschwemmungen in den Jahren von 1964 bis 1973 in aller Welt etwa 315 Millionen Menschenleben gefordert.“ 4 Milliarden Menschen sollen davon betroffen worden sein. In dem entsprechenden Bericht wird vorgeschlagen, die Hilfe für Katastrophenopfer zu einem der grundlegenden Menschenrechte zu erklären.