Wir beobachten die Welt
Tierexperimente
◆ Gemäß einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung belief sich die Zahl der Tierexperimente im Jahre 1970 in Großbritannien auf 5 580 876. Davon wurden 4 839 364 ohne Narkose ausgeführt. Auf die Krebsforschung entfielen 361 283 Experimente, auf die Kontrolltests für Seren, Impfstoffe und Arzneimittel 1 473 225. Ähnliche Zahlen dürften auch für die Bundesrepublik gelten. Nach dem 1876 erlassenen britischen Tierschutzgesetz sind beim Innenministerium 14 520 Wissenschaftler registriert, die mit Tieren experimentieren dürfen.
Ohne Bluttransfusion am offenen Herzen operiert
◆ In Erlangen wurde eine 44jährige Frau am offenen Herzen operiert und dies ohne Bluttransfusion. Sie erhielt eine neue Herzklappe aus Metall und Kunststoff. Während und nach der Operation, die viereinhalb Stunden dauerte, wurde der Patientin nicht ein Tropfen Spenderblut zugeführt. Das Ärzteteam sowie das Krankenhauspersonal waren erstaunt darüber, wie schnell sich die Patientin erholte. Bereits am dritten Tag nach der Operation wurde die Patientin aus der Intensiv-Station entlassen, und am vierten Tag begann sie mit den ersten Gehversuchen.
Da diese Operationen von Ärzten nur sehr selten ohne Verwendung von Blut durchgeführt wurden, sind die Überlegungen, die für eine Operation ohne Bluttransfusion sprechen, interessant. Darüber schreibt die Wetterauer Zeitung, die einen Bericht über die von dem Erlanger Ärzteteam durchgeführte Operation veröffentlichte, folgendes: „Eines der größten Probleme in Verbindung mit Herzoperationen waren immer die Transfusionskomplikationen. Gefahren, mit denen ein Patient rechnen mußte, waren Hepatitis, Reaktionen, die zu Schock führten, und die Möglichkeit, daß das übertragene Blut unverträglich ist. Dieses Problem ist von einer Gruppe von Ärzten an der Chirurgischen Universitätsklinik in Erlangen offenbar gelöst worden. ... In der von Prof. Hegemann geleiteten Chirurgischen Universitätsklinik Erlangen hat man die Herz-Lungen-Maschine mit einem Plasma-Ersatz gefüllt. Das Geheimnis dieser ungewöhnlichen chirurgischen Leistung liegt in der Verwendung einer neuartigen Herz-Lungen-Maschine, die anstatt mit fünf bis zehn Liter reinem Blut, mit denen jeweils die Maschinen geladen wurden, mit einer geringen Menge Wasser, das fünf Prozent Traubenzucker enthält, gefüllt wird ... Große Bedeutung kommt der Erkenntnis zu, daß der Körper in einer Gefahrensituation weniger das Gesamtblut mit all seinen Bestandteilen braucht, als vielmehr eine ausreichende Flüssigkeitsmenge, die ihm in Form von Plasma zugeführt wird. ... Kein Wunder, daß Winfield Miller, Mitherausgeber der Fachschrift ,Medicinal Economics‘, erklärt: ,Es gibt kein biologisches Erzeugnis, das in der ärztlichen Praxis verwendet wird und das so viele Möglichkeiten für verhängnisvolle Irrtümer bietet wie das Blut.‘“ Dann endet der Artikel mit dem Appell, jedem selbst das Recht zu überlassen, sich einer von ihm bevorzugten Behandlungsmethode zu unterziehen. Es heißt wörtlich: „Im Hinblick auf Gesundheitsschäden und die Verluste an Menschenleben konkurrieren Bluttransfusionen mit einigen unserer größten Gesundheitsprobleme. Sollte man Menschen, die aus religiösen oder Gewissensgründen eine Bluttransfusion ablehnen, verurteilen? Ein vernünftiger Mensch wird zugeben, daß ein Erwachsener das Recht haben sollte, selbst zu entscheiden, ob ein Verfahren, das solche Risiken in sich birgt und außerdem noch gegen seine religiöse Überzeugung ist, bei ihm angewandt werden soll oder nicht.“
Papst würdigt Kommunen
◆ Papst Paul VI. sieht das Leben von Jugendlichen in Kommunen als Beweis dafür an, daß der Mensch nicht allein leben könne. Diese Meinung äußerte er vor Pilgern und Touristen in Castel Gandolfo. Die Jugend wolle zur Natur zurückkehren, weil sie sich an der natürlichen Schönheit der Dinge erfreue.
Kirche und Staat in Spanien
◆ Wie sich die Situation zwischen Kirche und Staat in Spanien entwickelt hat, beschreibt die Pariser Zeitung International Herald Tribune: „In den letzten Monaten hat die Kirche in Spanien eine führende Rolle bei Angriffen gegen das Regime übernommen. Sie wirft ihm vor, ständig die Menschenrechte zu verleugnen und die industrielle Entwicklung dem sozialen und wirtschaftlichen Wohlergehen der großen Masse spanischer Arbeiter und Bauern vorzuziehen. Der Konflikt zwischen Staat und Kirche hat sich jetzt zu einem größeren Schisma erweitert und kann noch bitterer werden. Die Lage hat sich so zugespitzt, daß das Regime droht, die Zuschüsse an die Kirche zu stoppen, die sich auf rund 100 Millionen Dollar belaufen.“
Experimente mit Syphiliskranken
◆ Der staatliche amerikanische Gesundheitsdienst soll im Verlauf einer seit 40 Jahren laufenden Versuchsreihe mit wenigstens 200 farbigen Syphilitikern experimentiert und sie nicht behandelt haben, obwohl man seit 1946 mit der Entdeckung des Penicillins über eine Heilmethode verfügte. Die im Jahre 1932 begonnene Studie sollte den Gesundheitsbehörden Aufschlüsse über die Auswirkungen der Krankheit auf den gesamten Organismus geben. „Über einige dieser Menschen ist buchstäblich ein Todesurteil verhängt worden“, erklärte Dr. Don Printz, Leiter des Forschungszentrums in der Geschlechtskrankenabteilung des USA-Gesundheitsdienstes in Atlanta (Georgia). „Das sieht fast nach Völkermord aus.“ Anfang Januar dieses Jahres waren noch 47 der Nichtbehandelten am Leben. Sie seien, wie es beim Gesundheitsdienst hieß, inzwischen zu alt, um sie noch mit Erfolg gegen die Krankheit zu behandeln. Die für diese Studie verantwortlichen Beamten des Gesundheitsdienstes sind inzwischen verstorben oder längst in Pension. Auch seien ihre Namen nicht bekannt.
Eltern als Zeugen in Wehrdienstverweigerungsprozessen
◆ Das Berliner Bundesverwaltungsgericht stellte in einem veröffentlichten Urteil fest, daß Eltern von Wehrdienstverweigerern auf Antrag des Betroffenen als Zeugen vor Gericht zugelassen werden müssen. Zur Begründung der Entscheidung heißt es, daß bei der Anerkennung als Wehrdienstverweigerer die gesamte Persönlichkeit des Antragstellers zu berücksichtigen sei. Aus diesem Grunde „werden häufig gerade die Eltern des Kriegsdienstverweigerers als Zeugen ein wertvolles Beweismittel darstellen, und von ihrer Vernehmung kann, wenn auch nur einer der Prozeßbeteiligten sie beantragt, in aller Regel nicht abgesehen werden“ (Aktenzeichen: VIII C 104.70).
Katholischer Gelehrter: Nicht mehr lange eine katholische Kirche
◆ Dr. Malachi Martin, ein früherer Jesuiten-Professor beim Päpstlichen Biblischen Institut in Rom, war einst ein enger Vertrauter von Kardinal Bea. Der Kardinal war der Cheforganisator für die Durchführung des Vatikanischen Konzils. Dr. Martin, der das Konzil und seine Nachwirkungen aufmerksam verfolgt hat, zieht in seinem Buch Drei Päpste und der Kardinal folgenden Schluß: „Noch vor dem Jahre 2000 wird es keine religiöse Institution mehr geben, die als römisch-katholische und apostolische Kirche von heute erkannt werden kann.“
Hohe Schäden durch Ladendiebe
◆ Auf rund eine Milliarde Mark beziffert der deutsche Einzelhandel den Verlust, der ihm jährlich durch Ladendiebstähle zugefügt wird. Nach der Kriminalstatistik ist die Zahl der angezeigten Diebstähle von 70 000 im Jahr 1966 auf 148 000 im Jahr 1970 angestiegen, was eine Verdoppelung bedeutet. Die Dunkelziffer bei Ladendiebstählen liegt im Durchschnitt um das 40fache höher als die Zahl der ertappten Diebe. Da die gestohlenen Waren inzwischen häufig mehr als ein Prozent des Jahresumsatzes ausmachen, wird es für die Unternehmen schwierig, die entstehenden Kosten selbst zu tragen. Es ist festgestellt worden, daß materiell bessergestellte Kunden häufiger höherwertige Waren stehlen als „kleine Leute“. Grundnahrungsmittel sind bei den Dieben weniger beliebt, was zeigt, daß man in solchen Fällen nicht von „Mundraub“ sprechen kann.
Nur wenige Antialkoholiker
◆ Eine von einer Versicherungsgesellschaft veranlaßte Befragung ergab, daß von 100 Bürgern der Bundesrepublik 97 Alkohol trinken und demzufolge nur 3 Prozent Abstinenzler sind. Bei ihren Befragungen in verschiedenen europäischen Ländern und auch in Übersee fand die Gesellschaft heraus, daß unter den befragten Ländern die Bundesrepublik die meisten Alkoholtrinker aufzuweisen hat.
Priesterschwund in England
◆ Die Kirche von England verliert so schnell ihre Geistlichen, daß ihre Situation als kritisch zu beurteilen ist. Sie verliert augenblicklich doppelt so viele, wie sie neu einsetzen kann. Im letzten Jahr wurden nur 392 Geistliche ordiniert, die niedrigste Zahl seit 22 Jahren und 100 weniger als vor fünf Jahren.
DDT-verseuchte Muttermilch
◆ „Schwerwiegende Verunreinigungen der Muttermilch“ durch DDT hat die Lebensmittelkontrolle in Basel bei Reihenuntersuchungen im Frauenspital der Stadt festgestellt. Die Rückstände des Insektenbekämpfungsmittels, die vor allem mit der Nahrung aufgenommen werden, überstiegen in den getesteten Proben der Muttermilch um ein Vielfaches die maximal zulässigen Werte im Fett der Kuhmilch. Unter anderem seien auch bei französischen Käsesorten viel zu hohe Rückstände von DDT gefunden worden.
Kirche übernimmt politische Führung
◆ Am 7. und 8. Mai wurden in Italien die Wahlen für einen neuen Senat und das Abgeordnetenhaus durchgeführt. Die Hierarchie der katholischen Kirche versicherte, daß sie wiederum die Christlich-Demokratische Partei unterstützen werde. Die New York Times bemerkt dazu: „Das Pendel scheint wieder auf starke kirchliche Einmischung in die Angelegenheiten der Nation, wie es unter Papst Pius XII. der Fall war, zurückzuschwingen.“
Politisch aktive Kirche gefordert
◆ Die Auswertung von drei Befragungen, die zur Vorbereitung der gemeinsamen Synode in Würzburg vorgenommen wurden, ergab, daß die Katholiken in Deutschland eine aktive politische und gesellschaftliche Betätigung ihrer Kirche wünschen. Eine auf gesellschaftliche und politische Bedeutungslosigkeit absinkende Kirche fand nur Ablehnung. Diese Einstellung steht im Gegensatz zu den Worten Jesu, durch die er zum Ausdruck brachte, daß sich jemand, der sein Nachfolger sein möchte, nicht politisch betätigen sollte, da er „kein Teil der Welt“ ist. — Joh. 17:14.
Bedenken gegen Herztransplantationen
◆ Der bekannte amerikanische Herzchirurg Michael de Bakey hat Herzverpflanzungen vorerst aufgegeben, „weil die Ergebnisse dieser Eingriffe nicht gut waren“. Das Problem der Abweisung des fremden Herzens und der zwangsläufige Zusammenhang zwischen der Festsetzung des Zeitpunktes der Transplantation und der Verfügbarkeit eines Spenders machten Operationen dieser Art so „außerordentlich schwierig“. Nur zwei der zwölf Patienten, bei denen er Herzverpflanzungen vorgenommen habe, hätten länger als zwei Jahre gelebt.
Auch sowjetische Wissenschaftler haben nach Angaben von Gesundheitsminister Boris v. Petrowsky schon vor zehn bis fünfzehn Jahren Herztransplantationen entwickelt, aber die Operationen ebenfalls ausgesetzt. Der russische Minister begründete diese Haltung damit, daß die sowjetischen Wissenschaftler nicht mit der Definition des Todes als Tod des Gehirns einverstanden sind, wie sie in manchen Ländern praktiziert wird. Nach seinen Angaben wurden bisher in der Sowjetunion vier menschliche Herzen transplantiert. Solche Operationen wurden aber aus genanntem Grunde aufgegeben.
Modernes Gebet
◆ In einem neuen Gebetbuch der Kirche von Schottland ist auch ein Gebet für alle jene enthalten, die in einen Arbeitskonflikt verwickelt sind. Es ist bestimmt „für die Gewerkschaftsführer, für das Management und die einfachen Leute“. Das Gebet lautet wie folgt: „O Jesus, Herr der Gerechtigkeit und der Versöhnung, hilf uns, zusammen das zu erreichen, was für unsere Gesellschaft am besten ist. Verleihe uns Stärke, ohne Bitterkeit für das einzutreten, was richtig ist. Gewähre uns Mut, ohne Furcht zu gestehen, wenn wir im Unrecht sind.“