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Wasser in Hülle und Fülle — aber ist es denn sauber?Erwachet! 1971 | 8. Oktober
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ein Fischsterben, wobei Millionen von Fischen umkamen. Vor kurzem entdeckte man in der Nordsee eine riesige Schicht toter Fische. Sie war mehrere Meter breit und hatte eine Länge von etwa 130 Kilometern. Die Fische waren Opfer der Wasserverschmutzung geworden.
Insektenvertilgungsmittel wie DDT und andere werden vom Wind und Regen in die Flüsse getragen und gelangen schließlich in die Seen und Meere. Viele dieser Insektizide sind noch nach Jahren wirksam. Sie dringen in das Plankton ein. Dieses wird von kleinen Fischen gefressen, die wiederum von größeren gefressen werden. Schließlich werden diese Fische von Vögeln gefressen. In jedem Glied der „Nahrungskette“ werden die unlöslichen Insektenvertilgungsmittel konzentrierter. Die Folge davon ist, daß viele Tierarten, insbesondere Vögel, aussterben.
Ein Beispiel sind die braunen Pelikane auf den Anacapa-Inseln, die zu Kalifornien gehören. Dort haben im vergangenen Jahr 500 Pärchen dieser Vögel gebrütet, doch nur ein junger Pelikan konnte großgezogen werden — die Ursache sind die Schädlingsbekämpfungsmittel, weil diese den Fortpflanzungsvorgang beeinträchtigen.
Der Sauerstoffvorrat gefährdet?
Wenn die Meere vergiftet werden, kommt auch das pflanzliche Leben darin in Gefahr. Diese Pflanzen, besonders die Planktonpflanzen, Diatomeen oder Kieselalgen genannt, sollen einen großen Teil des Sauerstoffs der Erde erzeugen — manche sagen etwa 70 Prozent. Rechnet man den Schaden dazu, der den Pflanzen auf dem Land zugefügt wird, so erkennt man, daß der Sauerstoffvorrat des Menschen sehr wohl gefährdet sein mag.
Das Problem ist ungeheuer. Doch sind auch gewaltige Kräfte zum Wohle des Menschen in Tätigkeit. Die Sonne hebt jede Sekunde rund 14 000 000 Tonnen Wasser aus dem Meer und anderen Gewässern empor, und durch Regen kehrt etwa die gleiche Menge Wasser wieder zur Erde zurück. Es ist offensichtlich, daß eine Macht, die über weit größere Kräfte als diese verfügt, diese Kräfte und Kreisläufe in Gang gesetzt hat. Wir bekunden Weisheit, wenn wir erwarten, daß uns von dieser Seite geholfen werden wird.
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Was geschieht mit dem Boden, auf dem unsere Nahrung wächst?Erwachet! 1971 | 8. Oktober
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Was geschieht mit dem Boden, auf dem unsere Nahrung wächst?
WIE viele Tierleichen siehst du bei einem Spaziergang durch Feld und Wald? An diesen Orten wimmelt es von Tieren, und von diesen sterben fortwährend einige. Dennoch begegnet man in der freien Natur selten einem toten Tier. Warum? Weil Aasfresser — Insekten, Vögel und Säugetiere — emsig damit beschäftigt sind, die Erde sauberzuhalten. Kleinlebewesen vollenden die Arbeit, indem sie tote organische Substanzen zersetzen und in Nahrung für die Pflanzen umwandeln.
Wenn der Mensch der Natur die Chance gibt, vermag sie nicht nur die Luft und das Wasser, sondern auch den Erdboden sauberzuhalten. Aber das kann sie nur, wenn der Mensch die natürlichen Kreisläufe nicht stört und die Gesetze der Natur nicht verletzt. Doch gerade das tut er.
Die Müllawine
Verschmutzt wird der Boden u. a. durch die Müllberge, die darauf errichtet werden, besonders in der Nähe von Städten.
Im Jahre 1969 betrug die gesamte Abfallmenge in den Vereinigten Staaten etwa 226 000 000 Tonnen, mehr als eine Tonne für jede Person. (In der Bundesrepublik waren es 1970 etwa 250 Kilogramm je Einwohner.)
Was in den Vereinigten Staaten in einem Jahr weggeworfen wird, ist aus der nachstehenden unvollständigen Liste ersichtlich:
7 000 000 Autos
18 000 000 Tonnen Papier
26 000 000 000 Flaschen und Gläser
48 000 000 000 Konservenbüchsen
Die Müllbeseitigung ist heute so schwierig, weil ein großer Teil des Mülls zu langsam verrottet. Von den Abfällen wie Gläser, Blechdosen, Kunststoff- und Papierbehälter verrotten nur die Papierbehälter und Blechdosen verhältnismäßig schnell. Die übrigen Abfälle, insbesondere der Kunststoffmüll, sind zum größten Teil „nicht biologisch abbaufähig“. Das bedeutet, daß Kunststoffe sich kaum zersetzen und auch nicht zusammenrosten und so wieder in ihre grundlegenden Bestandteile zerfallen. Kunststoffmüll bleibt beständig und bewirkt, daß die Umgebung des Menschen einer Müllkippe gleicht.
Besteht dieses Problem nur in den Vereinigten Staaten? Nein, ganz und gar nicht. In der deutschen Presse konnte man lesen: „Die Bundesrepublik erstickt langsam in Schrott, Müll und Abgasen.“ Der in Toronto erscheinende Daily Star berichtete: „Die Kanadier werden bald im eigenen Müll waten, es sei denn, man ergreift sofort drastische Maßnahmen.“ So sieht es fast in jedem Industriestaat aus.
Vergiftung durch Chemikalien
Die Zeitschrift Stern schrieb: „In den letzten 25 Jahren sind etwa eineinhalb Millionen Tonnen DDT auf die Erdoberfläche versprüht worden. Das sind rund 75 000 Waggonladungen Gift. ... DDT wird nur sehr langsam zersetzt. Von den 75 000 Waggonladungen sind 50 000 noch heute hochaktiv. Diese 50 000 Waggonladungen DDT haben nun einen Giftschleier gebildet, der inzwischen den ganzen Erdball einhüllt.“
Milch- und Schlachtvieh frißt das Gras, das DDT und andere Chemikalien enthält. So gelangt dieses Gift in unsere Nahrung, so daß viele Mütter, die ihr Kind stillen, ihm Milch verabreichen, die einen höheren DDT-Gehalt hat als in der Kuhmilch zulässig ist.
Heute sucht man die Fruchtbarkeit des Bodens durch Handelsdünger zu erhalten anstatt durch Wirtschaftsdünger und Fruchtwechselwirtschaft. Die Zeitschrift Time schrieb indessen: „So, wie Menschen drogensüchtig werden können, so kann der Ackerboden eine ,Sucht‘ nach Chemikalien entwickeln und seine Fähigkeit, Stickstoffverbindungen zu erzeugen, verlieren. Das hat zur Folge, daß immer mehr Handelsdünger benötigt wird.“ Die Ernten sind groß, aber der Boden wird allmählich seiner natürlichen Fruchtbarkeit beraubt.
Die schädlichen Folgen einiger chemischer Sprühmittel sind nicht ohne weiteres festzustellen. In Deutschland hat man die Wirkung untersucht, die eines der am häufigsten verwendeten Unkrautvertilgungsmittel auf Kartoffel- und Tomatenpflanzen hat. „Beide wachsen und fruchten völlig normal“, konnte man in einem Artikel der Zeitschrift Bild der Wissenschaft lesen. „Verfüttert man aber die Kartoffeln oder das Tomatenmark, so ergibt sich eine ... physiologische Veränderung bei den Versuchstieren. Es treten Schäden bei den Nachkommen auf. Ich darf wiederholen: An der behandelten Pflanze keine sichtbaren Schäden. Keine sichtbaren Veränderungen bei den Versuchstieren, aber Schäden bei den Nachkommen“ (Kursivschrift von uns). Die Pflanzen hatten eine molekulare Veränderung erfahren, was bei den Tieren, die damit gefüttert wurden, eine Veränderung bewirkte.
Die Frage, die sich jetzt erhebt, lautet: Wie wirken sich diese Chemikalien auf den Menschen aus?
Der Mensch hat aber nicht nur überall Müll aufgehäuft und den Erdboden mit Chemikalien vergiftet, sondern er hat auch an der Erde Raubbau getrieben. Die Wissenschaftler haben errechnet, daß es etwa 500 Jahre dauert, bis sich aus den Zersetzungsprodukten pflanzlicher und tierischer Substanzen etwa zweieinhalb Zentimeter Humusboden gebildet hat. Doch zufolge der Fahrlässigkeit des Menschen sind Millionen Tonnen fruchtbarer Boden vom Regen in Flüsse und Seen gewaschen worden. Hätte der Mensch nicht Grund, anstatt so zu handeln, sich für dieses unschätzbare Erbe dankbar zu erweisen und Achtung vor dem zu bekunden, der das alles geschaffen hat?
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