Wir beobachten die Welt
Biblische Archäologie im Kreuzfeuer
● Ein Aufsatz des Archäologen und Politikers Professor Yigael Yadin (Israel) in der Zeitung Die Welt vom 7. April 1984 wirft Licht auf die Kontroversen um die biblische Archäologie. Gleich zu Beginn weist er darauf hin, daß man bei der Erforschung der Geschichte, Kultur, Geographie, Philologie und Religion der biblischen Länder „die Aussagen der Bibel nicht außer acht lassen“ darf. Dann stellt er fest: „In den letzten 15 Jahren zeichnet sich allerdings eine Entwicklung ab, die darauf abzielt, die Bibel im Zusammenhang mit der Erforschung der Vergangenheit in dieser Region zum Tabu zu erklären. Das hat in erster Linie politische Motive. Die Israel extrem feindlich gesinnten arabischen Staaten Syrien und Irak — vor allem aber Syrien — verbieten den Archäologen, die in ihrem Hoheitsgebiet graben und forschen, in ihren wissenschaftlichen Veröffentlichungen in irgendeiner Weise die Bibel zu erwähnen. Wer gegen dieses Verbot verstößt, darf sicher sein, daß ihm für alle Zukunft verwehrt sein wird, in diesen Ländern zu graben.“
Warnungen eines Kernphysikers
● Kürzlich hielt der renommierte dänische Kernphysiker Dr. Ove Nathan in Bielefeld einen Vortrag über die Haltung der Wissenschaftler angesichts einer drohenden nuklearen Katastrophe. „Die meisten Naturwissenschaftler sind nicht mehr an philosophischen Fragestellungen interessiert. Sie sind zu Technokraten geworden“, meinte er pessimistisch. Wie urteilte er über die Atomenergie? „Sie ist nur schwer beherrschbar“, sagte er. Dr. Nathan, Rektor der Universität Kopenhagen, hatte ursprünglich große Erwartungen in die Atomenergie gesetzt. Mit viel Enthusiasmus war er in Dänemark Anfang der 70er Jahre Mitglied der Atomenergiekommission der Regierung geworden. „Doch die Erfahrungen und Diskussionen der letzten 10 Jahre haben den Dänen zu einem Skeptiker werden lassen, der eine ausschließlich friedliche Nutzung der Atomenergie kaum für möglich hält“, bemerkt die Zeitung Neue Westfälische. So sieht er in der militärischen Nutzung der Atomenergie die Hauptgefahr. Seiner Meinung nach ist es nicht unmöglich, daß der Besitz von Atomwaffen künftig außer Kontrolle gerät.
Edinburgh: Parapsychologie wird gelehrt
● Die Universität von Edinburgh erhält den ersten britischen Lehrstuhl für Parapsychologie. Der Schriftsteller Arthur Koestler hatte in seinem Testament 500 000 britische Pfund für die Erforschung „empirisch nachgewiesener Fakten“ zur Verfügung gestellt. Der Wahl Edinburghs durch die Treuhänder der Stiftung waren heftige Diskussionen bei den britischen Wissenschaftlern vorausgegangen, „ob man überhaupt Forschung über Hellseherei, Telepathie oder Levitation betreiben solle“ (FAZ). Lehrstühle und Institute für Parapsychologie bestehen an den Universitäten Utrecht (Niederlande) und Freiburg i. Br.
Epidemie der Gewalt
● Amerikanische Filme tragen weltweit zur Gewalttätigkeit bei. Zu diesem Schluß kommt die Tiroler Tageszeitung und beruft sich dabei auf eine Erhebung der Internationalen Vereinigung gegen Gewalt im Fernsehen (ICAVE). „Zum ersten Mal in der Geschichte haben wir es mit einer weltweiten Epidemie der Gewalt zu tun. Dafür muß es einige weltweite Erreger geben, und einer davon sind die Gewaltdarstellungen in Filmen“, erklärte der Vorsitzende der amerikanischen ICAVE-Sektion. Die Vereinigung glaubt, wissenschaftlich nachweisen zu können, daß zwischen Gewaltdarstellungen im Fernsehen der 60er Jahre und überführten Gewalttätern der 70er und 80er Jahre ein ursächlicher Zusammenhang besteht. Unter Berufung auf Untersuchungen in verschiedenen Ländern schätzt die ICAVE, daß im Fernsehen und im Kino vorgeführte Brutalität Ursache für mindestens 20 bis 50 Prozent der Gewalttätigkeit weltweit ist. Die in vielen Teilen der Welt ausgestrahlten US-Filme hätten dabei mitgewirkt, die Gewalt über den Globus zu verbreiten, schreibt das Blatt.
Keine Wende für das Mittelmeer
● Im April kamen in Athen Vertreter aus 15 Mittelmeerländern zu einer Tagung zusammen, die die Umweltschutzbehörde der Vereinten Nationen (UNEP) einberufen hatte. Was nach Meinung des griechischen Umweltschutzministers Tritsis ein „Wendepunkt in der Geschichte des Mittelmeeres“ sein sollte, erwies sich jedoch als Fehlschlag. „Keines der Länder war bereit, die in dem Aktionsplan ‚sauberes Mittelmeer‘ vorgeschlagenen Qualitätskriterien für Badestrände zu akzeptieren und durch entsprechende nationale Gesetzgebung zu unterstützen“, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Gestützt auf die Untersuchung von über 12 000 Wasserproben in 14 Mittelmeerländern, hatte die UNEP über einen Zeitraum von fünf Jahren folgendes festgestellt: Etwa 20 bis 25 Prozent der Strände sind derart verschmutzt, daß dort besser nicht gebadet werden sollte. Eine Studie in den vier Ländern Algerien, Frankreich, Griechenland und Marokko zeigte zudem, daß nur drei bis vier Prozent der Schalentiere (z. B. Hummer, Langusten und Muscheln) ohne Bedenken verzehrt werden können. Auch der Quecksilbergehalt in Fischfleisch aus bestimmten Küstengewässern ist sehr hoch. Wie aus weiteren Studien hervorgeht, kommen 85 Prozent der Meeresverschmutzung vom Land, während die restlichen 15 Prozent von Öltankern abgesondert werden. Neunzig Prozent aller Abwässer sollen bislang noch ungereinigt ins Mittelmeer fließen.
„Sicherste Stadt“
● Im Vergleich zu anderen Großstädten sei Tokio die „sicherste Stadt der Welt“. Diese Ansicht vertritt die Polizeibehörde von Tokio. Die 132 registrierten Mordfälle der Stadt, so geht aus der Zeitung Mainichi Daily News hervor, sind nur ein Siebzehntel der Fälle von Los Angeles. Rund 221 300 Verbrechen (Überfälle und Raubmorde eingeschlossen) wurden in den ersten elf Monaten des letzten Jahres begangen, also im Durchschnitt 663 täglich. Ein Grund zur Besorgnis ist, wie die Polizei mitteilte, der Anstieg der Zahl jugendlicher Missetäter. „Mehr als die Hälfte der kriminellen Taten werden in Japan von Personen unter 20 Jahren verübt“, heißt es, und die Jugendlichen „unter 14 Jahren neigen am ehesten dazu, Straftaten zu begehen“. In der Gruppe der 14- bis 19jährigen sind erstmals Mädchen für über 20 Prozent der Verbrechen verantwortlich. Jugendliche unter 14 Jahren sind gemäß dem japanischen Gesetz noch nicht strafmündig.
„Angebot“ für Greifvögel
● Greifvögel sollen künftig die Äcker in der DDR häufiger vor Mäusen schützen. Die Nachrichtenagentur ADN gab bekannt, daß aus diesem Grund auf den Feldern meterhohe Stangen mit Querhölzern aufgestellt wurden. Diese „Sitzkrücken“ erleichtern den Vögeln die Jagd. Es soll bereits hervorragende Ergebnisse gegeben haben. So habe sich der Mäusebestand auf Äckern mit einem „Hochstand“ in einem Zeitraum von drei Monaten um ein Viertel verringert, während er sich in vergleichbaren Gebieten ohne solche Sitzkrücken verdoppelt habe.
Zeugen aus Papyrus
● Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Instituts für Neutestamentliche Textforschung an der Universität Münster würdigt die Universitätszeitung Nachrichten & Berichte die Arbeit der Textforscher. Durch fotografische Dokumentation und die Auswertung von über 5 000 alten Bibelhandschriften wurde mit Hilfe des Rechenzentrums der Universität der griechische „Standardtext“ des „Neuen Testaments“ erarbeitet. Der Theologieprofessor Kurt Aland könne „mit gutem Gewissen“ folgenden Anspruch erheben: „Unsere Ausgaben geben den Text der neutestamentlichen Schriften so wieder, wie sie einst die Verfasser formulierten!“ Waren Übersetzer der vorigen Jahrhunderte auf Pergament-Handschriften angewiesen, die frühestens bis ins 4. Jahrhundert u. Z. zurückreichten, „besitzen die Textforscher heute ‚schriftliche Zeugen‘ selbst aus dem Anfang des 2. Jahrhunderts, die nur wenige Jahrzehnte nach der ersten Niederschrift der neutestamentlichen Schriften entstanden sind. So stammt etwa der ‚älteste Zeuge‘, ein Papyrus mit der amtlichen Bezeichnung P 52, aus dem Jahr 125 n. Chr.“, hieß es in der Zeitung.
Fastenaufruf wegen Priestermangel
● Eindringlich forderte Georg Moser, Bischof von Rottenburg, die 2,1 Millionen Katholiken Württembergs in einem von allen Kanzeln der Diözese verlesenen Fastenhirtenbrief auf, junge Menschen „zum Priesterberuf zu ermutigen“. Was veranlaßte den Bischof zu diesem Schritt? Der Priestermangel sei „eine seiner größten Sorgen“, berichtet die Eßlinger Zeitung. Das Problem ist offenbar sehr groß, denn er erklärte, jeder Katholik müsse sich für den Priestermangel verantwortlich fühlen.
Keine Chance gegen den Tabak
● Krebs ist nicht nur eine Geißel der Industrienationen. Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Dr. Halfdan Mahler, befürchtet, daß die „epidemische Ausbreitung des Krebses eines der Hauptprobleme in der Gesundheitspolitik der dritten Welt werden wird“. Was ist die Ursache? „Der Luxusartikel Tabak soll dabei traurige und pervers anmutende Schrittmacherfunktion haben“, meldete das Ärztemagazin Die Medizinische Welt (23/83). Es ist nicht nur der Einsatz gefährlicher Düngemittel und Pestizide in den Tabakanbaugebieten, der zu dieser Entwicklung beiträgt, sondern vor allem der verstärkte Tabakkonsum in den Ländern der dritten Welt. Hier beträgt die Steigerung der Wachstumsrate im Tabakgeschäft 3,9 Prozent und liegt somit mehr als dreimal so hoch wie in den Industrienationen. „Solange der Tabakanbau in der dritten Welt einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor darstellt und für große Teile der Bevölkerung Lebensunterhalt und einzig leistbares Vergnügen bedeutet“, bemerkt Die Medizinische Welt, „scheint der Kampf gegen den blauen Dunst nur wenig Aussicht auf Erfolg zu haben.“
Tierreich
● Zu den „Einwohnern“ der Bundesrepublik Deutschland zählen auch zahllose Heimtiere. Aus einer dpa-Meldung geht hervor, daß es gegenwärtig 6,3 Millionen Ziervögel, 3,5 Millionen Katzen, 3,3 Millionen Hunde und 2,2 Millionen Nagetiere wie Hamster, Kaninchen und Meerschweinchen gibt. Die Zahl der Zierfische entspricht ungefähr der Einwohnerzahl: 60 Millionen. Somit gibt es in der Bundesrepublik weitaus mehr Heimtiere als Einwohner.
Österreich: kranke Bäume
● Nach jüngsten Schätzungen sind in Österreich 400 000 bis 600 000 Hektar Wald „ernstlich gefährdet“. Allein im Bundesland Niederösterreich sind, so zeigten kürzlich Untersuchungen, bereits 77 000 Hektar Wald geschädigt. Das ist ein Zehntel der Waldfläche des Landes. Wie die österreichische Zeitung Die Presse meldet, werden die Schäden mit der Wirkung des „sauren Regens“ in Verbindung gebracht. Der österreichische Landwirtschaftsminister Günther Haiden kündigte „rasche und unverzügliche“ Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung an. Er sagte auf einem Symposium, daß „die Grenzen der Belastbarkeit zweifellos überschritten“ seien.
Großfeuer vernichtete Regenwald
● Als eine der schwersten Umweltkatastrophen des Jahrhunderts hat die Internationale Umweltschutzgesellschaft IUCN in Paris einen mehr als fünf Monate dauernden Waldbrand auf Borneo bezeichnet. Der größte Teil der tropischen Wälder der Insel, mindestens 3,5 Millionen Hektar dichter Regenwald, soll verbrannt sein. Das Feuer, so hieß es, sei von den Torf- und Kohlevorkommen der indonesischen Insel genährt worden. Millionen von Tieren und Pflanzen seien vernichtet worden, so daß die Folgen der Katastrophe angeblich noch in den nächsten 70 Jahren zu spüren sein würden.
Essen lernen
● Heute ist jedes fünfte Schulkind übergewichtig, und nur bei zwei Prozent sind Drüsenerkrankungen die Ursache. Die Arbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft in Bonn hat deshalb ein Konzept für Kursleiter zum „Ernährungstraining für übergewichtige Kinder“ herausgebracht. Diät rangiert erst an zweiter Stelle; radikale Abmagerungskuren werden abgelehnt. Man konzentriert sich vielmehr auf eine Veränderung der Eßgewohnheiten. Die meisten übergewichtigen Kinder verwechseln Appetit mit Hunger, essen zu unregelmäßigen Zeiten und an verschiedenen Orten; schlechte Laune und Langeweile sind stets Anlaß zum Essen. Eltern und Kindern wird zunächst geholfen, die Gründe für das Fehlverhalten herauszufinden. Dann wird richtiges Essen erlernt und eingeübt.