Wir beobachten die Welt
Hamburg ist „Missionsgebiet Nummer 1“
◆ Für die evangelische Kirche ist Hamburg die „heidnische Hochburg“ zwischen Alpen und dänischer Grenze. Hamburg steht an der Spitze der Kirchenaustritte, bemerkt die Zeitung Die Welt. „Während im Bundesdurchschnitt nur jeder zehnte Einwohner nicht mehr einer Kirche angehört, beträgt die Zahl der Nichtchristen in der Hansestadt rund ein Drittel der Bevölkerung.“ Von den Neugeborenen werden in dieser Stadt nur noch weniger als die Hälfte getauft. Für die Kirche ist Hamburg damit das „Missionsgebiet Nummer 1 in der Bundesrepublik“.
Vatikan hält an Fegefeuer und Hölle fest
◆ In einem Schreiben an alle Bischöfe der Glaubenskongregation hat der Vatikan die „Existenz von Himmel, Hölle und Fegefeuer als Grundbestandteile der katholischen Glaubenslehre“ bekräftigt. Wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet, wurde diese Erklärung im Namen von Papst Johannes Paul II. abgegeben. In dem fünfseitigen Dokument wird auch der Glaube an die „Auferstehung von Leib und Seele“ unterstrichen.
Schon Kinder nehmen Beruhigungsmittel
◆ Nach Erfahrungen eines Amtsarztes aus der Steiermark nehmen nicht weniger als 30 Prozent aller Schulkinder regelmäßig starke Beruhigungsmittel meldete die Münchener Medizinische Wochenschrift. Die Zeitschrift weist darauf hin, daß Psychopharmaka in diesem Alter jedoch abzulehnen sind, wenn keine erheblichen seelischen Störungen vorliegen. Es sei besonders beunruhigend, daß sich die Eltern die Präparate häufig über „Umwege“ besorgen würden, so daß dem Arzt ein Einfluß auf die Anwendung verwehrt sei. Schulstreß, „Erleichterung der Aufsichtspflicht“ und „Morbus Fernsehen“ (Krankheit „Fernsehen“) wurden als Motive für den Gebrauch von Beruhigungsmitteln bei Kindern angegeben.
„Wörterbuch der Kirchensprache“
◆ Ein evangelischer Pastor aus Hannover hat kirchliche Fachausdrücke, den „klerikalen Fachjargon“, gesammelt und daraus ein „Wörterbuch der Kirchensprache“ gemacht. Damit kann nun jedermann in die Geheimnisse vom Kirchendeutsch eindringen“, bemerkt die Frankfurter Allgemeine Zeitung dazu. Wenn zum Beispiel von einer „Kanzelschwalbe der Pietkong“ die Rede ist, die „in einem Seelensilo an der Brotseite mit gesenkter Glaubensfrucht Kniearbeit leistet“, dann bietet das Wörterbuch Übersetzungshilfe, um sich in der kirchlichen Binnensprache zurechtzufinden. Eine „Kanzelschwalbe der Pietkong“ ist demnach eine Art Kirchenfan und Pietist, die „Brotseite“ ist die Nordseite eines Altars, und „Seelensilo“ steht für moderne Kirchengebäude. Die „Glaubensfrucht“ ist ein strenger Haarknoten, und „Kniearbeit“ nennen die Insider das Beten. Die Zeitung beschreibt noch andere sprachliche Schwierigkeiten, die Laien zu überwinden haben. „Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern [nennt] ihr Gericht einen Spruchausschuß, während die gleiche Institution in der Evangelischen Landeskirche in Berlin-Brandenburg und in der Evangelischen Kirche von Westfalen Spruchkammer heißt, während sie von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg als Spruchkollegium bezeichnet wird. Ebenso verwirren den Laien die zahlreichen Abkürzungen im kirchlichen Bürokratendeutsch.“
Ein Metall, das nicht oxydiert
◆ Sowjetische Wissenschaftler haben entdeckt, daß Metall aus dem Weltraum auch nach jahrelangem Aufenthalt in der Erdatmosphäre keinerlei Korrosion unterliegt. Im allgemeinen entsteht unter der Einwirkung von Luftsauerstoff auf der Oberfläche vieler Metalle stets eine Oxydschicht. Bei der Untersuchung von Regolith-Staub, den die sowjetische Station Luna 16 vom Mond zur Erde gebracht hatte, fanden sie Eisenteilchen, die nicht oxydiert waren und auch auf der Erde nichtoxydierten. Die Wissenschaftler fanden heraus, daß im All unter dem „Beschuß“ mit Ionen und Mikrometeoriten der Sauerstoff aus dem Mondgestein „ausgewaschen“ wird. Sie erwarten nun, daß durch die Nachbildung des „Sonnenwindes“ also durch den Beschuß mit Ionen, sich auf Metalloberflächen eine Schutzschicht gegen Korrosion bildet.
Luftverschmutzung in Peking
◆ Eine Expertendelegation der US-Umweltschutzbehörde ermittelte während eines Aufenthaltes in Peking im Februar dieses Jahres, daß die Luft der chinesischen Hauptstadt weit über die Gefahrenmarke hinaus verschmutzt ist. Der ständig über der Stadt hängende Dunst enthält das Sechsfache dessen an Schmutzpartikelchen, was als ungefährlich für den Menschen gilt. Die amerikanischen Experten fanden vor allem außergewöhnlich kleine Kohlenstoffteilchen, die als besonders gefährlich für die Lunge gelten.
Wachsende Marienverehrung ein Hindernis
◆ Der Bischof der Oldenburger evangelischen Landeskirche hat die Ansicht vertreten, daß die ständig wachsende Verehrung Marias in der römisch-katholischen Kirche das Gespräch zwischen der Kirche Roms und dem Ökumenischen Rat der Kirchen noch weiter wesentlich erschweren werde. Zum Beispiel habe Papst Paul VI. bereits 1964 gegen den Widerstand des Vatikanischen Konzils Maria zur „Mutter der Kirche“ erhoben, und der jetzige Papst Johannes Paul II. habe den zweiten Pfingsttag in Kroatien offiziell zum Feiertag Marias erklärt. Einen solchen Schritt, meinte der Bischof, könnten besonders die Protestanten kaum nachvollziehen.
Computer mit Lichtgeschwindigkeit
◆ Auf dem Gebiet der Computertechnik findet immer noch eine rasant fortschreitende Miniaturisierung von elektronischen Bauelementen statt. Die letzten erprobten Entwicklungen sind die VLSI-Schaltkreise. Diese Schaltkreise zeichnen sich dadurch aus, daß auf einem 1 cm2 großen Siliciumplättchen Zehntausende von Logikschaltkreisen mit Hunderttausenden von Schaltkreiselementen Platz finden. Da die Transistoren immer kleiner werden, können auch die Schaltzeiten immer mehr verringert werden. So schalten diese VLSI-Schaltkreise beispielsweise in 0,8 Nanosekunden (1 Nanosekunde = 1 milliardstel Sekunde). Eine neue Entwicklung stellt diese vor kurzem noch fast unmöglich erscheinenden Geschwindigkeiten allerdings bereits wieder in den Schatten. Mit Hilfe von sogenannten „optischen Transistoren“ soll es möglich sein, Geschwindigkeiten im Bereich der Pikosekunden (1 Pikosekunde = 1 tausendstel Nanosekunde) zu erreichen. Allerdings ist bisher nur theoretisch bewiesen, daß das Rechnen mit Lichtgeschwindigkeit möglich ist. Wann es Realität wird, läßt sich noch nicht voraussagen.
Auch Kühe brauchen Liebe
◆ Kühe und Stiere auf technisierten Bauernhöfen treten heute immer häufiger wild um sich und verletzen die Landwirte. Österreichische Verhaltensforscher und Experten der Sozialversicherungsanstalt der Bauern sind nun zu der Erkenntnis gekommen, daß daran der moderne Stallbetrieb schuld ist. Der Landwirt hat heute keine freundlichen Worte und Streicheleinheiten mehr für das Vieh übrig. Früher war fast den ganzen Tag jemand im Stall beschäftigt, und auch auf den Weiden waren sich die Tiere nicht selbst überlassen. Inzwischen ist eine Entfremdung eingetreten, und die Tiere sind schreckhafter und sensibler geworden. Da ihnen auf den modernen Bauernhöfen die Liebe fehlt, werden sie in zunehmendem Maße rabiat. Der Unfallverhütungsdienst der Sozialversicherung empfahl den Landwirten, schon im Interesse ihrer eigenen Sicherheit Zeit und Wege zu finden, dem Hornvieh „Liebeserklärungen“ zu machen.
Der Kirche gedroht
◆ Wie der Post-Courier von Papua-Neuguinea berichtet, wurde einheimischen Protestanten von einer Gruppe, die die Kirche der Ausbeutung anklagt, mit Gewaltanwendung gedroht. Indem sie vorgaben, vier Gemeinden in der Provinz Morobe zu vertreten, forderten sie von der Kirche eine große Summe Geld als Entschädigung für die „77 Jahre unmenschliche Behandlung, soziale Ungerechtigkeit und Ausbeutung“. Gemäß Post-Courier schlossen die Forderungen auch „die sofortige Übergabe des gesamten Kirchenbesitzes ein, wie Herbergen, Geschäfte, Kaianlagen, Rollbahnen und Plantagen, die sich in ihrem Gebiet befinden“.
Nicht „ordenssüchtig“
◆ Die Deutschen sind keineswegs so „ordenssüchtig“, wie man es ihnen immer wieder nachsagt. Bittbriefe, in denen sich Bundesbürger selbst für den Bundesverdienstorden vorschlagen, sind äußerst selten, schreibt Der Tagesspiegel. Jeden Monat machen zwischen 50 und 100 Bundesbürger von der Möglichkeit Gebrauch, einen Mitbürger beim Bundespräsidialamt für einen Orden vorzuschlagen. Es gibt jedoch kaum Fälle, in denen jemand einen Orden trägt, der ihm gar nicht verliehen wurde, obwohl sich im Grunde genommen jeder selbst einen Orden besorgen könnte.
Topfpflanzen und Aspergillosen
◆ Wie Mitarbeiter im Tätigkeitsbereich des Bundesgesundheitsamtes mitteilten, wurde Topfpflanzenerde als bedeutungsvollster Streuherd für Schimmelpilze der Gattung Aspergillus ermittelt. Bei hygienischen Erhebungen fanden sie in einer Lungenklinik zum Beispiel in 71 von 110 Zimmerpflanzentöpfen Pilze, die als Erreger von Aspergillosen (durch Aspergillus verursachte Krankheiten) in Frage kommen.
Vier von tausend Südafrikanern in Haft
◆ Von 100 000 Einwohnern der Republik Südafrika waren in den letzten Jahren im Durchschnitt jeweils 440 in Gefängnissen des Landes inhaftiert. Diese Zahlen nannte die Dozentin für Kriminologie an der Universität Kapstadt. Die hohe Zahl der Häftlinge liege weit über dem Durchschnitt anderer Länder, sagte sie. In den USA seien 189 von 100 000 Einwohnern in einer Strafanstalt, in Großbritannien 75 und in Nigeria 42. Die Dozentin, die sich mit dem Lebenslauf von 500 Häftlingen befaßt hat, wies auf den engen Zusammenhang zwischen häuslichen Schwierigkeiten, Arbeitslosigkeit oder Armut und dem Verbrechen hin. Viele der Straffälligen seien in zerrütteten Familienverhältnissen aufgewachsen.
„Paradies“ mit Gebrauchsanweisung
◆ Einige Inseln des Südseeatolls Eniwetok, das einst als amerikanisches Atombombentestgebiet diente, wurden den Eingeborenen zurückgegeben. Die Amerikaner hatten hier in den Jahren 1918 bis 1958 dreiundvierzig Atombomben, wie Uran-, Plutonium- und Wasserstoffbomben, gezündet. Die radioaktiv verseuchte Erde wurde mit Bulldozern so weit abgetragen, bis die radioaktive Strahlung der neuen Oberfläche bestimmte Werte nicht überstieg, und dann, mit Zement und radioaktiven Trümmern von Testobjekten vermischt, in einen alten Atombombenkrater gegossen. Die rückkehrwilligen Einwohner von Eniwetok, die von den USA abhängig bleiben werden und von außen mit Nahrung versorgt werden müssen, dürfen den stärker verseuchten Nordosten des Atolls, wo nämlich fast alle Atombombentests vorgenommen wurden, nur zeitweise betreten. In einem Handbuch sind diejenigen Inseln gekennzeichnet, die sie nur mit Einschränkungen oder überhaupt nicht betreten dürfen. Ob sich die Eingeborenen jedoch an die komplizierten Informationen und Regeln aus dem Handbuch halten werden, ist fraglich. Äußerlich erscheinen die tropischen Inseln fast wieder traumhaft schön.
Eine Frau gewählt
◆ Die kanadischen Bischöfe haben zum ersten Mal in der Geschichte der katholischen Kirche ihres Landes eine Frau zum Generalsekretär der Bischofskonferenz gewählt. Diese Entscheidung wird in katholischen Kreisen als ein Zeichen dafür gedeutet, daß die kanadischen Bischöfe entschlossen sind, den Frauen in Zukunft mehr Zutritt zu wichtigen Aufgaben in der Kirche zu verschaffen.