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Erwachet! 1984
g84 8. 12. S. 13-16

Luther — Eine neue einigende Kraft?

Man sollte eigentlich annehmen, daß der 1 950. Jahrestag eines Ereignisses von großer Wichtigkeit mehr Aufmerksamkeit erregt als der 500. Jahrestag eines weniger bedeutenden Ereignisses. Doch die 1 950. Wiederkehr des Todestages Jesu Christi, des Begründers des Christentums, blieb 1983 in der Christenheit größtenteils unbemerkt. Nicht so der 500. Geburtstag Martin Luthers, eines seiner erklärten Nachfolger. Dieser Jahrestag beherrschte besonders die Schlagzeilen in den Ländern, in denen die 70 Millionen Lutheraner, die es in der Welt gibt, leben. Im Lutherjahr wurden zahlreiche Feiern, Konferenzen und Ausstellungen veranstaltet. Auf einer der Ausstellungen waren über 600 Gemälde, Skulpturen, Dokumente und graphische Blätter zu sehen.

LUTHERS Einfluß auf die deutsche Kultur ist sicherlich ebenso groß wie sein Einfluß auf die Religionsgeschichte, wobei ersteres insbesondere außerhalb Deutschlands weniger bekannt sein dürfte. Abgesehen von Jesus Christus hat wahrscheinlich niemand einen so großen Einfluß auf den deutschsprachigen Raum gehabt wie er. Die in Ost-Berlin erscheinende Neue Berliner Illustrierte schrieb zum Beispiel: „Luthers Übersetzung der Bibel revolutionierte das europäische Geistesleben, formte Generationen und bestimmte deren Überlegungen und Entscheidungen.“

Es war Luther, der der deutschen Hochsprache gegenüber einer Unmenge von Dialekten, die seinerzeit in Deutschland gesprochen wurden, zum Durchbruch verhalf — einer Hochsprache, die zur Grundlage der heutigen deutschen Sprache wurde. Auch trug er maßgeblich zur Gründung jener Schulen bei, aus denen später das öffentliche Gymnasium hervorging. Diese Leistungen erwiesen sich für den späteren geeinten deutschen Staat als äußerst nützlich. Doch die Verdienste auf kulturellem Gebiet werden von seinen religiösen Aktivitäten überschattet, die zu einer heute noch vorhandenen religiösen Spaltung führten.

Noch einmal eine einigende Kraft

Die in letzter Zeit unternommenen Versuche, Luthers Beiträge zur Kultur aufzuzeigen, haben ihn jedoch wieder zu einem Symbol der Einheit werden lassen. Feiern anläßlich des Lutherjahres fanden sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in der Deutschen Demokratischen Republik statt. Das DDR-Taschenbuch Martin Luther und seine Zeit spricht von ihm als einer „großen Persönlichkeit von Weltgeltung“, die einen bleibenden Einfluß auf Deutschland und das übrige Europa ausgeübt habe. Das Buch führt weiter aus: „Aus dieser herausragenden Bedeutung für die deutsche und Weltgeschichte und aus der Tatsache, daß die meisten Stätten der Wirksamkeit Martin Luthers auf dem Territorium der Deutschen Demokratischen Republik liegen, erwächst die besondere Verpflichtung der DDR zur Pflege des lutherischen Erbes und der Ehrung Martin Luthers anläßlich seines 500. Geburtstages.“

Obwohl die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik in politischer Hinsicht uneinig sind, dienten die Feiern anläßlich des Lutherjahres zur Erinnerung an ihr gemeinsames Erbe und an den Beitrag Luthers dazu. Diese Tatsache entging auch dem damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens nicht. In seiner Ansprache anläßlich der Eröffnung der bereits erwähnten Ausstellung in Nürnberg sagte er, Luther habe aufgehört, ein „Symbol der Trennung“ zu sein. „Luther ist zu einem Symbol der Einheit ganz Deutschlands geworden“, sagte er. „Wir sind alle Luthers Erben.“

Wenn man Luther nun zum Symbol für politische Einheit erhebt, wie steht es dann um die religiöse Uneinigkeit, zu der er beigetragen hat? Hat man diese einfach übersehen? Offensichtlich nicht, wie aus den folgenden Zeitungsberichten hervorgeht.

„Das Jubiläumsjahr ... [hat keine] neue Kluft zwischen Lutheranern und Katholiken aufgerissen ... Im Gegenteil: Veranstaltungen, Diskussionen und Literatur haben, soweit sich beobachten ließ, im ökumenischen Sinne befruchtend gewirkt“ (Nürnberger Nachrichten).

„Luther, der als Reformer die Christenheit spaltete, ist neuerdings ein Schlüssel zu ihrer Wiedervereinigung geworden“ (Time).

Zum besseren Verständnis dieser unerwarteten Entwicklung müssen wir kurz zurückblenden, um zu sehen, wie Luther für Uneinigkeit sorgte.

Luther, eine trennende Kraft

Martin Luther war Augustinermönch und katholischer Priester. Schon als junger Mann begann er, verschiedene Lehren der katholischen Kirche in Frage zu stellen. Er beanstandete auch manches, was in seinen Augen kirchliche Mißstände und Entstellungen waren. Der skandalöse Ablaßhandel zum Beispiel, den der Erzbischof von Mainz betreiben ließ, erregte seinen Zorn in besonderer Weise. Hätte die katholische Kirche auf diese Kritik sofort reagiert und vielleicht gewisse Dinge reformiert, wäre es möglicherweise nie zur Reformation gekommen.

Luther wurde jedoch durch die Ereignisse immer stärker in die Opposition gedrängt. Am 31. Oktober 1517 schlug er (wie die Überlieferung sagt) seine 95 Thesen an der Tür der Schloßkirche zu Wittenberg an, in denen er falsche Lehren der Kirche bloßstellte. Im Jahre 1520 veröffentlichte er dann die Streitschriften: „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“, „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“ und „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. Mit jeder dieser Schriften übte er schärfere Kritik. In einer päpstlichen Bulle wurde Luther daraufhin der Bann angedroht. Am 10. Dezember 1520 verbrannte er in herausfordernder Weise diese päpstliche Urkunde. Als er sich vor dem Reichstag in Worms (1521) weigerte, seine Anschuldigungen zu widerrufen, wurde über ihn die Reichsacht verhängt, die sich auf das gesamte Heilige Römische Reich erstreckte und ihn zwang, sich zu verbergen. Beschützt von Freunden, fand er die Zeit, seine Übersetzung des „Neuen Testaments“ zu vollenden. Im Herbst des Jahres 1522 war es soweit. Im Jahre 1534 vollendete er auch die Übersetzung des „Alten Testaments“, und jetzt stand seine ganze Bibel in Deutsch zur Verfügung. Das wurde von der katholischen Hierarchie, die stets gegen Bibelübersetzungen in die Landessprache war, natürlich nicht mit Freuden aufgenommen. Der Bruch zwischen Katholiken und Lutheranern war vollzogen.

Wollte man eine Person wie Luther je als eine Kraft zur Einheit betrachten, so müßten sich die Ansichten über ihn beträchtlich ändern. Und genau das ist jetzt geschehen.

Eine Sinnesänderung

Gemäß der Rheinischen Post „hat die Ansicht der Katholiken über Luther einen erstaunlichen Wandel erfahren. Für römisch-katholische Christen ist der Reformer von einem verdammten Häretiker zu einem Vater des Glaubens befördert worden.“ Kardinal Höffner (Köln) bemerkte dazu in einem Gespräch während einer Luthergedenkfeier in Worms, daß die Ansichten von Protestanten und Katholiken über Luther nicht länger dazu gebraucht werden könnten, einen Keil zwischen sie zu treiben.

Schon im Jahre 1967 beobachtete der protestantische Theologe Walther von Loewenich: „Die Liebe zu Luther ist in Kreisen deutscher katholischer Theologen in einer Weise im Wachsen, die einen evangelischen Christen geradezu beschämen kann.“ Hinzu kommt nun auch noch die Stimme des Papstes, der in einem Brief an den niederländischen Kardinal Jan Willebrands von Luthers „tiefer Religiosität“ sprach. Diese und andere versöhnliche Worte, die der Papst in seinem Brief über Luther äußerte, veranlaßten römische Zeitungen, den Brief als einen „historischen Wendepunkt in der Beziehung zwischen Katholiken und Protestanten“ zu feiern.

Am Sonntag, dem 11. Dezember 1983, ereignete sich etwas, was ein weiteres Novum darstellte. Erstmals in der Geschichte hielt ein Papst vor einer lutherischen Gemeinde eine Predigt, und zwar in der lutherischen Christuskirche in Rom. „Wir sehnen uns nach Einheit, und wir bemühen uns um die Einheit“, sagte er auf deutsch zu seinen Zuhörern. „Schließlich meinen wir, im Jahr der Erinnerung an den Geburtstag von Martin Luther vor fünf Jahrhunderten wie von ferne die Morgenröte des Advents einer Wiederherstellung unserer Einheit und Gemeinschaft zu sehen.“

Wird man die religiöse Einheit zustande bringen?

„Ob der Auftritt des Papstes in der ... [evangelisch-lutherischen Christuskirche] von Rom als Meilenstein der Ökumene gelten darf oder ob die historische Geste eben nichts anderes bleiben wird als eine Geste — wer kann das schon beurteilen?“ Diese Frage stellte die in München erscheinende Süddeutsche Zeitung.

Ungeachtet dessen, ob sich dieses Ereignis als ein Meilenstein auf dem Weg zur Wiedervereinigung erweisen wird oder nicht, ergibt sich eine andere wichtige Frage: Warum dieser plötzliche und unerwartete Wunsch zur Wiedervereinigung?

Hierbei spielen sicherlich mehrere Faktoren eine Rolle, zum Beispiel der allgemeine Rückgang des Interesses an Religion sowie ihr Verlust an Autorität und Einfluß. Sowohl der Katholizismus als auch der Protestantismus befinden sich in einer Krise. Eine antikirchliche und antireligiöse Haltung verstärkt sich zusehends. Die organisierte Religion scheint ins Abseits zu geraten, die Verweltlichung ist auf dem Vormarsch. Daher sieht man in der Wiedervereinigung das Mittel, dieser Flut Einhalt zu gebieten.

Gemäß Presseberichten glaubt George Lindbeck, Mitvorsitzender einer internationalen Kommission von Lutheranern und Katholiken, ohne Luther und seine Reformation wäre „die Religion in den folgenden 400 bis 500 Jahren von wesentlich geringerer Bedeutung gewesen. Da die mittelalterliche Religion im Niedergang begriffen war, wäre die Verweltlichung unaufhaltsam weitergegangen.“ Diese hypothetische Feststellung hat etwas Faszinierendes an sich, denn sie bedeutet, daß derselbe Luther, der damals bewirkte, daß die organisierte Religion fortbestand, indem er eine trennende Kraft war, heute zur einigenden Kraft erhoben wird.

Diese Ansicht ist für Christen, die mit den biblischen Prophezeiungen vertraut sind, von besonderem Interesse. In der Bibel wird nämlich die Vernichtung der organisierten falschen Religion vorausgesagt, die symbolisch als Babylon die Große bezeichnet wird. (Siehe Offenbarung, Kapitel 17 und 18.) Diese Vernichtung wird für einen Zeitabschnitt in der Menschheitsgeschichte vorausgesagt, der nicht vor 1914 beginnen konnte, mit Sicherheit also nicht in Luthers Tagen. Luthers Reformation trug dazu bei, daß die organisierte Religion „fest im Sattel“ blieb — und so lange darin bleibt, bis Gottes bestimmte Zeit dasein wird, gegen sie vorzugehen.

Wahre christliche Einheit

Christliche Einheit ist wünschenswert, und die Bibel ermuntert uns, sie zu bewahren. „Nun ermahne ich euch, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle übereinstimmend redet und daß keine Spaltungen unter euch seien, sondern daß ihr in demselben Sinn und in demselben Gedankengang fest vereint sein mögt“ (1. Korinther 1:10).

Einheit ist jedoch nur dann echt, wenn sie auf der soliden Grundlage der Wahrheit beruht und nicht auf opportunistischen Kompromissen. Wahre christliche Einheit erfordert, daß man den biblischen Rat befolgt, den Paulus den Christen in Philippi gab: „Werdet vereint meine Nachahmer, Brüder, und haltet euer Auge auf die gerichtet, welche auf eine Weise wandeln, die dem Vorbild entspricht, das ihr in uns habt“ (Philipper 3:17).

Kann man von der katholischen Kirche heutzutage sagen, sie würde „auf eine Weise wandeln, die dem Vorbild entspricht“, dem Beispiel, das Paulus und andere frühe Christen gegeben haben? Ahmt man in der Kirche diese Christen in bezug auf ihre Lehren, ihren Wandel und die Prioritäten nach, die sie in ihrem Leben setzten? Und wie steht es in dieser Hinsicht mit der lutherischen Kirche? Bestimmt schuldet es sich jeder Katholik und jeder Lutheraner, herauszufinden, inwieweit seine Kirche diesem Maßstab entspricht.

Es besteht kein Zweifel, daß es einmal zu weltweiter Einheit kommen wird. Biblische Prophezeiungen verheißen eine einheitliche Regierung und eine einheitliche Religion. Eine einheitliche Regierung wird dadurch geschaffen, daß das heutige politische System durch Gottes himmlische Regierung ersetzt wird, eine Regierung, um die Christus seine Nachfolger mit den Worten beten lehrte: „Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde“ (Matthäus 6:10). Diese Regierung wird „nie zugrunde gerichtet werden“, wie es in Daniel 2:44 verheißen wird, sondern sie wird unter der Herrschaft Christi „alle diese [anderen] Königreiche [oder Regierungen] zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und es selbst wird für unabsehbare Zeiten bestehen“. Unter diesem Königreich wird die ganze Menschheit durch Christus in der Anbetung des allein wahren Gottes vereint werden.

Die Grundlage für eine einheitliche Regierung und eine einheitliche Religion wurde daher durch den Tod Christi gelegt. Die Wiederkehr seines Todestages wurde am Dienstag, dem 29. März 1983, gefeiert. Die Feiern zum 500. Geburtstag Martin Luthers erweckten zwar momentanes Interesse, konnten jedoch keine Gewähr für weltweite Einheit bieten, weder in bezug auf die Regierung noch in bezug auf die Religion.

Wer mehr über die wahre einigende Kraft von heute — über Gottes Königreich — erfahren möchte, kann sich an die Herausgeber dieser Zeitschrift wenden, die ihm gern weiteren Aufschluß zukommen lassen. Man kann aber auch jeden Zeugen Jehovas darum bitten.

[Karte/Bild auf Seite 14]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Das Lutherjahr trug dazu bei, Luther zu einem Symbol der politischen Einheit ganz Deutschlands zu machen

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