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Mariä Himmelfahrt, Tatsache oder Trugschluß?Der Wachtturm 1959 | 15. August
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Der Apostel Johannes wirft ebenfalls Licht auf diesen Gegenstand, indem er zeigt, daß sich die Hinweise auf die Brüder Jesu nicht etwa auf seine Nachfolger beziehen, denn er berichtet: „Da sagten zu ihm seine Brüder: ‚Geh weg von hier und begib dich nach Judäa, damit auch deine Jünger deine Werke sehen, die du vollbringst.‘ Es glaubten nämlich auch seine Brüder nicht an ihn.“ — Joh. 7:3, 5, AB.
Auch kann nicht behauptet werden, mit diesen Brüdern seien lediglich Vettern gemeint, denn wir lesen: „Da er noch zum Volke redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und suchten mit ihm zu reden. Jemand sagte zu ihm: ‚Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten mit dir reden.‘ Er aber entgegnete dem, der es ihm sagte, und sprach: ‚Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?‘ … Denn wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter.“ — Matth. 12:46-50, AB.
Durch diese Gegenüberstellung, durch die Jesus zeigte, daß das geistige Verwandtschaftsverhältnis stärker und wichtiger ist als das natürliche, zeigte er auch, daß diese Brüder keine Vettern waren. Wenn dies der Fall gewesen wäre, dann hätten die Worte, die Jesus zu seinen Jüngern sprach, auch bedeuten müssen: „Wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist, der ist mein Vetter.“ Es ist jedoch wohlbekannt, daß Jesus lehrte, daß er und seine Jünger geistige Brüder, nicht Vettern, sind.
Diese Aussprüche aus Gottes Wort bringen bestimmt keine Schmach auf die treue Maria; Maria hatte ohne Zweifel ein großes Vorrecht, als Dienerin des Herrn die Jungfrau zu sein, die den verheißenen Sohn Gottes und den Erlöser aller gläubigen Menschen hervorbrachte. (Jes. 7:14) Christen sind gern bereit, den inspirierten Bericht anzunehmen, der zeigt, daß ihr dieses Glück beschieden war; wir wollen deshalb auch jene Worte, die unter der Leitung desselben Geistes Gottes über andere Begebenheiten in ihrem Leben geäußert wurden, annehmen.
BERUHT AUF TRUGSCHLUSS
Besonders interessant sind nachstehende Darlegungen aus dem Buch In Praise of Our Blessed Mother, die sich mit dem Dogma von der Aufnahme in den Himmel befassen. Wir zitieren die Worte von Alfred C. Rush, C. SS. R.: „Bekanntlich enthält die Heilige Schrift keinen ausdrücklichen Anhaltspunkt für die Aufnahme Marias in den Himmel. Nichts, was in der Schrift über Maria gesagt wird, läßt sich mit den ausdrücklichen Erklärungen über die Auferstehung und Himmelfahrt Christi vergleichen. Auch in der Überlieferung der Kirchenväter der ersten sechs Jahrhunderte ist über dieses Problem nichts zu finden … Alle diese Tatsachen tragen zu der Feststellung bei, daß keine echte geschichtliche Tradition über die Himmelfahrt existiert … Die Himmelfahrt Marias ist keine geschichtliche Tatsache in dem Sinne, daß sie historisch nachweisbar wäre … [Von den Transitus-Mariae-Schriften wird über dieses Thema gesagt:] Als historische Berichte über [Mariä] Himmelfahrt sind sie wertlos. Man sucht sie allerdings als Elukubrationen der Apostel oder von Personen, die mit den Aposteln eng verbunden waren, aufrechtzuerhalten; man sucht sie als historische Berichte über jene Begebenheiten auszugeben. Sie können aber in dieser Hinsicht nicht ernst genommen werden … Sie sind in dieser Beziehung weiter nichts als Legenden; es kann nicht gesagt werden, daß sie in der zuverlässigen geschichtlichen Tradition begründet sind. Vom Standpunkt der Lehre aus sind sie jedoch sehr wertvoll. [Warum denn, wenn sie doch nicht schriftgemäß und auch nicht historisch, sondern weiter nichts als Legenden sind, die von Menschen geschrieben wurden, die etwas zu sein vorgaben, was sie in Wirklichkeit nicht waren?] … Es gibt ein syrisches Werk, betitelt Die Bestattung der Heiligen Jungfrau … Dieses Werk gibt nicht Gründe an für eine Verherrlichung Marias, sondern erwähnt diese einfach als eine Tatsache, als etwas Selbstverständliches.“
Schließlich erfolgte am 1. November 1950 anscheinend die erste formelle päpstliche Erklärung eines Dogmas, seitdem der Papst für unfehlbar erklärt wurde, als Pius XII. verkündete, „daß die unbefleckte, immerwährende Jungfrau und Gottesmutter Maria nach Vollendung ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen worden“ sei.
Was bildet denn die Grundlage für dieses Dogma? Die Kirche erklärt selbst, daß es nicht auf der Bibel beruht, ja wir möchten hinzufügen, daß die nachstehenden inspirierten Worte aus 1. Korinther 15:44, 50 damit in Widerspruch stehen: „Gesät wird ein sinnenhafter [natürlicher, Douay] Leib, auferweckt wird ein geistiger Leib … Das aber sage ich, Brüder: Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht besitzen, ebensowenig die Verwesung die Unverweslichkeit.“ — AB.
Wir haben zudem gesehen, daß es auch nicht in der Überlieferung der ersten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung begründet ist, ferner, daß es von späteren Kirchenführern bekämpft wurde, daß es keine geschichtliche Tatsache ist, sondern daß dieselbe Quelle zeigt, daß es auf den phantasiereichen Legendenberichten fußt, die von Männern stammen, welche „einen Hang zum Übernatürlichen“ hatten. Ohne Zweifel sprach der Apostel Paulus von dieser dem Worte Gottes widersprechenden Lehre der Überlieferung, als er sagte: „Seht zu, daß euch niemand umgarne mit Weltweisheit und leerem Trug nach menschlicher Überlieferung, im Sinn der Weltelemente, aber nicht im Sinn Christi.“ — Kol. 2:8, AB.
Was veranlaßte denn die Verkündigung dieses Dogmas? Am 1. Mai 1946 richtete Papst Pius XII. in dem Schreiben Deiparae Virginis Mariae an die Bischöfe der ganzen Welt die Frage: „Betrachten Sie, meine hochwürdigen Brüder, nach Ihrer vortrefflichen Weisheit und Klugheit es als angebracht, die leibliche Aufnahme der allerseligsten Jungfrau vorzuschlagen und als Glaubenssatz zu definieren? Wünschen Sie, Ihre Geistlichkeit und das Volk, daß dies geschehe?“
Auf wessen Weisheit stützte man sich also? Auf „die Weisheit von oben“ (Jak. 3:17, AB) oder auf die vortreffliche Weisheit und Klugheit von Menschen? In Jesaja 19:14 wird gesagt, daß diese Weisheit der Menschen zunichte werden wird. Wem suchte man zu gefallen? Gott oder der Geistlichkeit und dem Volke? In Galater 1:10 wird ganz deutlich gezeigt, welche Stellung jene einnehmen, die der zuletzt erwähnten Handlungsweise folgen. „Suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefallen wollte, dann wäre ich nicht Christi Knecht.“ — AB.
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Wie eine französische Versammlung die Schafe hereinholt.Der Wachtturm 1959 | 15. August
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Wie eine französische Versammlung die Schafe hereinholt.
IN Frankreich, wo sich das Werk der Zeugen Jehovas entschieden ausdehnt, bedeuten in gewissen Gegenden die Entfernungen zwischen ihren Wohnorten das Hauptproblem in ihrem Predigtdienst. Letztes Jahr zum Beispiel bestand die Versammlung in Chauny, Frankreich, aus dreißig Zeugen, die in einer Distanz von 70 bis 80 Kilometer auseinander wohnten. Sie hielten mit fünfundzwanzig Menschen guten Willens, welche in den Dörfern verstreut wohnten, Heimbibelstudien ab. Das Problem war, wie man sie in den Königreichssaal bringen konnte. Als die Zeit für die Feier zum Gedächtnis an den Tod Christi herbeikam, wurde eine besondere Vorkehrung getroffen. Ein Bus wurde gemietet, der die Rundreise von über 160 Kilometern machen sollte, um alle diese Personen abzuholen und sie in den Saal zu führen.
Somit saß am 3. April um 14.30 Uhr nicht die gewöhnliche Zahl von achtzehn bis zwanzig Personen im Königreichssaal, sondern fünfundfünfzig waren anwesend. Einige waren überrascht, festzustellen, daß weltliche Bekannte von ihnen ebenfalls mit den Zeugen verbunden waren. Nun aber sollte die Gedächtnismahlfeier erst nach Sonnenuntergang stattfinden. Was sollten diese Leute jetzt tun? Sie wurden alle eingeladen, Jehovas Zeugen in ihren Dienst von Haus zu Haus zu begleiten, und die Zeugen nahmen die Personen, mit denen sie studiert hatten, in den Felddienst mit.
Und das Ergebnis? Zehn neue Personen, darunter einige, mit denen man erst wenige Wochen studiert hatte, wurden Verkündiger der guten Botschaft von Gottes Königreich, und bei diesem Anlaß überschritt die Versammlung ihr Ziel von 20 Prozent Mehrung der Königreichsverkündiger, auf das man hingewirkt hatte, und die Entmutigung, die früher das Transportproblem hervorgerufen hatte, war glücklich überwunden worden.
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