Wirst du freudig ausharren oder entmutigt aufgeben?
„Wir nun sind nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen, sondern von denen, die Glauben haben zum Lebendigerhalten der Seele.“ — Hebr. 10:39.
1. Warum gibt es so viele Menschen, die ein Ziel, das sie sich gesetzt haben, nicht erreichen?
WER in seinem Leben ein bestimmtes Ziel anstrebt, hat es in unserer wechselvollen Zeit nicht leicht. Er muß damit rechnen, daß andere ihn zu verdrängen oder ihm Schwierigkeiten in den Weg zu legen suchen. Er muß nicht nur hart arbeiten, sondern wird auch viel Kummer haben. Manch einem fehlt die Kraft, um auszuharren, oder eine Kraftquelle, aus der er immer wieder Mut schöpfen könnte. Andere geben auf, weil sie finden, das Ziel oder der Zweck ihres Strebens sei die Anstrengungen und die Mühe nicht wert.
2. Warum macht sich jemand, der aufgibt, unglücklich?
2 Der Wunsch nach Leistung ist dem Menschen angeboren. Die erhebende Freude, die man verspürt, wenn man eine Leistung vollbracht hat, kann durch nichts ersetzt werden. Es ist auch ganz natürlich, daß ein Mensch durch sein Leben etwas zum Nutzen der menschlichen Gesellschaft beitragen möchte. Wer daher sein Ziel beharrlich verfolgt und es schließlich erreicht, ist glücklich. Wer aufgibt, mag es zwar vorübergehend etwas leichter haben, weil er der Verpflichtungen und Sorgen, die die Beharrlichkeit mit sich bringen mag, enthoben ist, aber er macht sich dadurch unglücklich; er wird von Gewissensbissen gequält, und sein Selbstvertrauen und seine Selbstachtung schwinden. Das ist besonders bei denen der Fall, die sich einer guten, einer ehrenwerten Sache gewidmet und schließlich aufgegeben haben.
3. Was darf jemand, der ein bestimmtes Ziel anstreben möchte, nicht außer acht lassen, wenn er das Ziel erreichen möchte?
3 Wer im Leben etwas leisten und nicht zu denen gehören möchte, die aufgeben, muß sich im voraus entsprechend einstellen. Er darf dabei vier wichtige Dinge nicht außer acht lassen: 1. muß er feststellen, ob er das richtige Ziel anstrebt, das heißt, ob er und seine Angehörigen dadurch für immer glücklich werden; 2. muß er durch eine sorgfältige Prüfung ermitteln, ob er sein Ziel mit ehrlichen, rechtmäßigen Mitteln zu erreichen sucht; 3. muß er die richtige Auffassung über das Ausharren haben, und 4. muß er, nachdem er sich über diese Dinge Gewißheit verschafft hat, den festen Entschluß fassen, etwas zu tun. — Vergleiche Lukas 14:28-33.
4. Was muß er tun, wenn er einmal begonnen hat, seinem Ziel zuzustreben?
4 Hat er seinen Weg einmal festgelegt, so muß er sich alle verfügbaren Quellen zunutze machen, aus denen er die Kraft schöpfen kann, die er benötigt, um Hindernisse erfolgreich zu überwinden und das erstrebte Ziel zu erreichen. (Phil. 3:12-16) Er muß sich immer wieder prüfen und sich immer wieder vergewissern, ob er, ohne auf die eine oder andere Seite abzuweichen, auf sein Ziel zustrebt. Er mag von Zeit zu Zeit seine Richtung korrigieren müssen, damit er auf dem Weg bleibt. Wenn er unentwegt vorwärtsgeht, wird er im Ausharren immer geübter. — 2. Kor. 13:5.
DIE WICHTIGSTE TÄTIGKEIT
5. Welches ist das einzige erstrebenswerte Ziel, und warum lohnt es sich, dieses Ziel anzustreben?
5 Der Mensch kann sich auf vielen Gebieten betätigen und dadurch sich selbst und anderen mehr oder weniger nützen. Wegen der heutigen Weltverhältnisse führen solche Bemühungen jedoch nicht zu den gewünschten Ergebnissen. Ja sie können bestenfalls nur vorübergehend helfen, da alle Menschen sterben müssen. Wenn es einen Weg gäbe, auf dem man nicht nur selbst ewiges Leben erlangen könnte, sondern auch anderen dazu verhelfen könnte, dann wäre dies der beste Weg, den man einschlagen könnte, der einzige, der zu einem wirklich erstrebenswerten Ziel führt, denn ohne Leben können wir nichts tun, weder etwas Nützliches noch etwas, was uns Freude macht. Einen solchen Weg gibt es, einen Weg, der zu einem erstrebenswerten, ja zu dem erstrebenswertesten Ziel führt, und dieser Weg ist auch der einzige, auf dem man erfolgreich ausharren kann: Es ist der Dienst Jehovas und seines Königreiches unter Christus Jesus. Als Schöpfer aller guten Dinge, die wir genießen, hat Jehova verheißen, daß er durch sein Königreich eine gerechte neue und immerwährende Ordnung auf der Erde herbeiführen wird, in der die Menschen ewig leben und die ihnen von Gott verliehenen Fähigkeiten unter gerechten Verhältnissen voll entfalten können. — Jes. 9:6, 7; 25:7, 8.
WIE EIN CHRIST AUSHARRT
6. Was versteht die Welt unter „ausharren“?
6 In der Welt hat das Wort „ausharren“ einen unangenehmen Beigeschmack. Was die Welt unter „ausharren“ versteht, entspricht dem, was ein Schiffbrüchiger in einem Rettungsboot tut. Er befindet sich gegen seinen Willen in dieser Lage. Er ist den Elementen preisgegeben. Sein starker Lebenswille mag der einzige Beweggrund für sein Ausharren sein. Er mag Hunger und Durst leiden, aber überleben und schließlich gerettet werden; doch vielleicht ist er dann so schwach, daß ihm jemand eine Zeitlang das Essen eingeben und ihn pflegen muß. Er selbst kann niemandem helfen. Es ist für ihn kein erfreuliches Erlebnis, sondern einfach ein entschlossenes Ertragen von Leiden, ein Harren auf das baldige Ende der Qualen.
7. Was versteht der Christ im Gegensatz zur Welt unter „ausharren“?
7 Mit einem Christen, der Gott dient, verhält es sich anders. Er muß zwar auch ausharren. Er muß sogar nicht nur die Unannehmlichkeiten des täglichen Lebens, sondern auch Widerstand, Leiden und Verfolgung ertragen. Wodurch unterscheidet sich denn das Ausharren eines Christen von dem Ausharren eines Schiffbrüchigen in einem Rettungsboot? Nun, der Unterschied besteht darin, daß der Christ seinen Weg freiwillig eingeschlagen hat, daß er weiß, wohin sein Weg führt und warum er ausharren muß. Er weiß auch, daß ihm Jehova Gott beisteht. Er verzweifelt nicht. Er leidet unterwegs keinen Hunger, denn er wird geistig ernährt. Statt wie der Schiffbrüchige immer schwächer zu werden, wird er immer stärker, weil er weiß, daß er Gott gefällt. Er hilft auch anderen ausharren. Sein Interesse an seinen Mitmenschen ist so groß, daß er kaum an seine eigenen Schwierigkeiten denkt. Er ist geistig stark, und während er ausharrt, wird er nicht schwächer, sondern stärker. Er hat kein ungewisses, sondern ein sicheres Ziel vor Augen und ist glücklich. Da er weiß, wohin ihn sein Weg führt und warum er ihn geht, kann er freudig ausharren, und er hat den offenkundigen Beweis dafür, daß er das richtige Ziel anstrebt und Gott wohlgefällig ist. Der Apostel Paulus ermutigte die Christen in Thessalonich durch folgende Worte der Wahrheit:
8. Wofür sind Verfolgungen und Drangsale nach den Worten des Paulus ein Beweis? Warum macht jemand, der auf diese Weise ausharrt, kein trauriges Gesicht?
8 „Daher sind wir selbst stolz auf euch unter den Versammlungen Gottes wegen eures Ausharrens und Glaubens in allen euren Verfolgungen und den Drangsalen, die ihr ertragt. Dies ist ein Beweis des gerechten Gerichts Gottes und führt dazu, daß ihr des Königreiches Gottes würdig erachtet werdet, für das ihr in der Tat leidet.“ (2. Thess. 1:4, 5) Wer in diesem Sinne ausharrt, nützt nicht nur sich selbst, sondern auch denen, die seine Handlungsweise beobachten. Da er Gott wohlgefällig ist, kann er nicht anders als glücklich sein. Er sieht, daß sich alles genauso entwickelt, wie er es erwartet hat — so, wie Gottes Wort es vorausgesagt hat. Er hat also keinen Grund, sich zu beklagen. Er macht auch kein trauriges Gesicht, als ob das Ausharren für ihn eine Last wäre.
9. Welchen Wert mißt die Bibel dem Ausharren bei?
9 Die Heilige Schrift legt großen Wert auf das Ausharren und zeigt, daß es eine Fähigkeit ist, die ein Christ haben muß. Jesus selbst wies darauf hin, daß Christen durch ihr Ausharren ihre Seele (ihr Leben) erwerben würden. (Luk. 21:19) Der Apostel Paulus lobte die Christen in Thessalonich wegen ihres Ausharrens, das sie zufolge ihrer Hoffnung auf den Herrn Jesus Christus bewiesen. (1. Thess. 1:3) Petrus ermahnte die Christen zu den verschiedenen christlichen Eigenschaften auch das Ausharren, eine sehr wichtige Fähigkeit, beizutragen. (2. Petr. 1:6) Die Bibel warnt immer wieder vor dem Abfall oder davor, den christlichen Weg zu verlassen, den Kampf aufzugeben. — Hebr. 10:38, 39; 2. Tim. 4:10; Matth. 24:13; Hebr. 6:4-6; Offb. 2:10.
DIE HEUTIGE LAGE
10. Wie sieht es in bezug auf das Ausharren in der Christenheit aus?
10 Wie sieht es in dieser Hinsicht unter denen aus, die vorgeben, den Weg der Nachfolge Christi einmal eingeschlagen zu haben? Millionen Angehörige der Christenheit haben diesen Weg aufgegeben. Die Mißachtung von Recht und Ordnung nimmt gewaltig überhand, und die Kirchen der Christenheit sind bestürzt, weil immer mehr Priester ihr Amt niederlegen. Jesus sah diese Dinge voraus, denn er sagte: „Wegen der zunehmenden Gesetzlosigkeit wird die Liebe der meisten erkalten.“ (Matth. 24:12) Diese Dinge überraschen daher den eifrigen Bibelleser nicht, denn aus Gottes Wort erfahren wir, daß die Christenheit zu Babylon der Großen, dem gottfeindlichen Weltreich der falschen Religion, gehört, und ihre Geistlichen sind daher Männer, die sich Jehova Gott durch Jesus Christus nicht hingegeben haben. Sie haben weder Gottes Geist noch seine Unterstützung, ohne die niemand ausharren kann. Kein Wunder, daß sie aufgeben. — Offb. 18:2, 21; Jer. 51:58; Jes. 40:30, 31.
EINE NEGATIVE EINSTELLUNG SCHWÄCHT UNSEREN WILLEN AUSZUHARREN
11, 12. (a) Wie sieht es in dieser Hinsicht bei den meisten Zeugen Jehovas aus? (b) Welche Anzeichen lassen erkennen, daß der Wille zum Ausharren bei einigen geschwächt ist?
11 Wie sieht es aber unter denen aus, die Jehova und sein Vorhaben in Verbindung mit seinem Königreich erkannt und sich ihm durch Jesus Christus wirklich hingegeben haben? Von den meisten kann gesagt werden, daß sie ausharren. Leider gibt es aber auch einige, die ihre erste Liebe zum Dienste Gottes und ihre erste Freude daran mehr oder weniger verloren haben und den Königreichsdienst heute als eine mühselige Arbeit betrachten. Bei uns mag dies zwar nicht gerade der Fall sein. Wenn wir aber im Predigtdienst sind und nur darauf warten, aufhören und nach Hause gehen zu können, dann ist das ein Zeichen dafür, daß wir nicht mehr die richtige Freude am Ausharren haben, und wir sollten ernsthaft darüber nachdenken, wie wir unseren Willen auszuharren stärken könnten.
12 Auch mag jemand, wenn er hört, daß ein anderer den Vollzeitdienst aufnehmen möchte, sagen: „Für mich ist das nichts. Ich könnte das niemals Tag für Tag tun.“ Vielleicht hast du schon selbst gehört, wie jemand den Wunsch äußerte, Missionar zu werden oder in ein anderes Land zu ziehen, um in einem größeren Gebiet wirken zu können, und wie dann jemand anders sagte: „Warum denn? Du hast es doch gut hier.“ „Wovon willst du denn dort leben?“ „Was tust du, wenn du krank wirst? Dort gibt es keine Krankenhäuser wie hier.“ Solche Bemerkungen sind ein Zeichen dafür, daß bei diesen Menschen der Wille auszuharren geschwächt ist. Noch schlimmer aber ist, daß durch eine solche Einstellung auch bei anderen der Wille auszuharren geschwächt werden kann.
13. Womit sollte unser Ausharren verbunden sein, und wie veranschaulichte dies Jesus?
13 Jehova hat seinem Volk ein Werk übertragen, und er will, daß es dieses Werk mit Freuden verrichtet. (Pred. 3:12, 13) Jesus war freudig trotz der schweren Prüfungen, die er durchmachen mußte. Er wußte schon, als er seinen Dienst mit dreißig Jahren antrat, daß die Juden ihm viele Leiden zufügen und ihn schließlich töten würden. Er sagte dies seinen Jüngern schon im voraus. Ließ er sich aber dadurch die Freude am Dienste Gottes rauben? Nein. Der Apostel Paulus sagt: „Für die vor ihm liegende Freude erduldete er einen Marterpfahl, der Schande nicht achtend, und hat sich zur Rechten des Thrones Gottes niedergesetzt.“ (Hebr. 12:2) Freudig empfahl er den Weg, den er ging, auch anderen und zeigte ihnen, daß sie darauf nicht allein sein würden, denn er sagte: „Stellt euch mit mir unter mein Joch.“ (Matth. 11:29 [Fußnote], NW, englische Ausgabe 1950) Selbst in den letzten Tagen seines irdischen Lebens, als er wußte, daß ihm der schmähliche Tod an einem Marterpfahl kurz bevorstand, verlor er seine Freude nicht und machte er seine Jünger nicht traurig, sondern er stärkte sie und sprach ihnen Mut zu, damit sie standhaft bleiben könnten. Noch in der Nacht vor seinem Tod stärkte und ermutigte er sie durch seine innigen Worte. — Johannes, Kapitel 14 bis 17.
14. Welche Rolle spielen die Engel in Verbindung mit unserem Ausharren?
14 Der verherrlichte Jesus Christus führt jetzt den Befehl über die heiligen Engel und leitet das Predigtwerk, das durchgeführt werden muß. Er hat den ihm unterstehenden Engeln bestimmte Aufgaben in Verbindung mit der Aufsicht über die Verkündigung der „guten Botschaft vom Königreich“ übertragen. (Matth. 24:14; Offb. 14:6, 7) Diese Engel sind „ausgesandt, um denen zu dienen, welche die Rettung ererben werden“. (Hebr. 1:14) Sie sind nicht ausgesandt, um bei denen, die sich am Predigtwerk beteiligen, die Fehler zu suchen und sie zu verurteilen, sondern sie haben die Aufgabe, ihnen zu helfen. Sie nehmen lebhaft Anteil an dem Werk, das die Diener Gottes durchführen, weil sie genau wissen, daß die Rechtfertigung des Namens Jehovas damit verbunden ist. Es ist ihnen daran gelegen, daß Jehovas christliche Zeugen ihre Lauterkeit bewahren und dadurch beweisen, daß Satan eine Lüge aussprach, als er behauptete, der Mensch werde seine Lauterkeit gegenüber Gott nicht bewahren, sondern werde, wenn auf die Probe gestellt, aus Selbstsucht oder Furcht versagen. Die Engel beobachten die Einstellung und das Wirken der Diener Jehovas, und sie freuen sich zu sehen, wie sie Gottes Werk in Frieden und Einheit und mit Beharrlichkeit durchführen. (1. Kor. 4:9; 11:10) Sie sind enttäuscht, wenn sie feststellen müssen, daß einige nicht gehorchen und nicht ausharren. Vollständig ausgerüstet, stehen sie bereit, um Christen, die Gott für ihren Dienst um Hilfe bitten, den nötigen Beistand zu leisten. Mit der Hilfe des Geistes Jehovas und mit der Unterstützung der Engel können Jehovas christliche Zeugen zuversichtlich hoffen auszuharren. — Ps. 34:7; 2. Kö. 6:15-17.
JEREMIA — EIN GUTES BEISPIEL
15, 16. Wer gab uns durch sein Ausharren ein gutes Beispiel, und welche Verhältnisse herrschten, als er seinen Weg, der von ihm Ausharren verlangte, antrat?
15 Die Bibel sagt, daß „alles, was vorzeiten geschrieben wurde, ... zu unserer Unterweisung geschrieben worden [ist], damit wir durch unser Ausharren und durch den Trost aus den Schriften Hoffnung haben können“. (Röm. 15:4) Zu den Aufzeichnungen, die unseren Willen zum Ausharren stärken, gehört auch der Bericht über das Leben Jeremias. Eine Betrachtung dieses Berichts mag uns helfen auszuharren.
16 Das Königreich Juda befand sich während der Dienstzeit Jeremias in einer schlimmen Lage. Die Bevölkerung des Zehn-Stämme-Königreiches Israel war, fast hundert Jahre bevor Jeremia zu prophezeien begann, von den Assyrern weggeführt worden. Das Königreich Juda hatte die Treulosigkeit seiner Schwester, des Zehn-Stämme-Königreiches, nachgeahmt, ja seine Treulosigkeit war schließlich noch größer. Bevor Jeremia auf den Plan trat, hatte König Manasse in Verbindung mit dem Baalskult so viel Böses verübt, daß Juda — obwohl der König selbst später bereute — so verderbt blieb, daß Jehova beschloß, Jerusalem eines Tages dem Erdboden gleichzumachen und die Bewohner von Juda wegführen zu lassen. — 2. Chron. 33:18, 19; 2. Kö. 21:13, 14.
17. Wieso wußte Jeremia, daß er als Prophet auf sein Ausharren geprüft würde?
17 Amon, der Sohn Manasses, handelte wie sein Vater. Nach seiner zweijährigen schlechten Regierung folgte ihm, im Jahre 659 v. u. Z., Josia auf dem Thron. Im dreizehnten Jahr der Regierung Josias, vierzig Jahre vor der Zerstörung Jerusalems, berief Jehova Jeremia zum Propheten in Juda. König Josia tat sein möglichstes, um die wahre Anbetung in Israel wiederherzustellen. Er führte bedeutende Reformen durch, aber das Land war immer noch sehr verderbt. Als Jeremia zum Prophetenamt berufen wurde, wußte er, daß sein Wille auszuharren geprüft würde. Jehova sagte warnend zu ihm, die Juden würden gegen ihn kämpfen und es könne sein, daß er vor ihnen erschrecke. Er brauche sich aber nicht zu fürchten, denn er, Jehova, werde ihn stärken, er werde mit ihm sein und ihn erretten. Jeremia sollte daher alles sagen, was Gott ihm gebieten würde. — Jer. 1:7, 8, 17-19, Me.
18. Warum erforderte die Botschaft, die Jeremia verkündigen mußte, Ausharren?
18 Jehova sagte Jeremia, daß sein Werk darin bestehen sollte, eine Botschaft zu verkündigen, die auf großen Widerstand stoßen würde. Jeremia sollte den Bewohnern von Juda, besonders dessen Priestern, Propheten und Fürsten, ins Gesicht sagen, sie hätten sich von Jehova abgewandt. An den Säumen ihrer Kleider befand sich das Blut von Seelen Unschuldiger. (Jer. 2:26, 34, Fußnote) Das Volk von Juda glich einer Prostituierten. (Jer. 3:1, NW) Es hatte den Bund, den es mit Jehova geschlossen hatte, gebrochen. (Jer. 11:3-8) Schließlich mußte Jeremia den Juden auch sagen, sie könnten ihr Leben nur retten, wenn sie sich dem König von Babylon unterwerfen würden, und dadurch machte er sich in den Augen der Führer des Volkes von Juda zu einem Landesverräter und Aufwiegler, der den Tod verdiente. (Jer. 27:12, 17) Er unterrichtete die Juden ferner davon, daß sie von Babylon besiegt und für siebzig Jahre in die Gefangenschaft geführt würden. Das war in der Tat eine scharfe Botschaft. — Jer. 25:7-11; 32:24, 36.
ÄHNLICHKEIT MIT JEHOVAS ZEUGEN
19. Welche fünf Parallelen zwischen dem Werk der Zeugen Jehovas und dem Werk Jeremias werden hier erwähnt?
19 Eine Betrachtung der Tätigkeit Jeremias ist für Jehovas Zeugen heute sehr am Platze, und sie sollten einer solchen Betrachtung mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit schenken. Die Parallelen zwischen dem Werk Jeremias und dem Werk der Zeugen Jehovas sind leicht zu erkennen: 1. der Auftrag, die Verkündigung einer dringlichen Gerichtsbotschaft Jehovas; 2. eine geistige Erneuerung derer, die eifrige Diener Jehovas werden konnten; 3. der offenkundige Beweis dafür, daß Gottes Geist auf Jeremia einwirkte. Gottes Wort war wie ein Feuer in den Gebeinen Jeremias, das nicht erlosch, sondern während seines Ausharrens immer stärker wurde. (Jer. 20:9) 4. Die Juden, die als Jehovas Bundesvolk galten, waren genauso negativ eingestellt, wie es heute die Anhänger der Religionen der Christenheit und auch einige Glieder des Volkes Gottes sind. Sie hätten Jeremia in seinem Werk unterstützen sollen; statt dessen schwächten sie sich aber gegenseitig im Glauben und verloren dadurch nicht nur ihre Freude an Jehova, sondern auch ihren Eifer und ihre geistige Gesinnung und schließlich auch das Leben. Die fünfte Parallele ist die Notwendigkeit auszuharren.
20. Warum konnte sich Jeremia freuen, obwohl er so viel erdulden mußte?
20 Jakobus, der Halbbruder Jesu und einer seiner treuen Jünger, sagte: „Seht, wir preisen die glücklich, die ausgeharrt haben.“ (Jak. 5:11) Jeremia harrte aus und war glücklich. Er überlebte die von ihm vorhergesagte Zerstörung Jerusalems und die Gefangennahme des Königs aus der Linie Davids. Er wurde von den wenigen Juden, die die Babylonier im Land zurückgelassen hatten, nach Ägypten mitgenommen, wo er weiter als Prophet wirkte. Insgesamt mehr als vierzig Jahre stand Jeremia im Dienste Jehovas in einem Gebiet, das immer härter wurde. Er freute sich nicht über die Zerstörung Jerusalems und die Plünderung des Tempels, denn er schrieb das Buch „Klagelieder“, das den tiefen Schmerz über die Schmach, die dadurch auf den Namen Jehovas gebracht wurde, zum Ausdruck bringt. Er freute sich aber zu sehen, daß sich Gottes Wort erfüllte und er dadurch als wahrer Prophet Jehovas gerechtfertigt wurde. Seine prophetische Tätigkeit war von solch nachhaltiger Wirkung, daß eine Klage oder Jammerrede heute noch als „Jeremiade“ bezeichnet wird. Jeremia konnte auch Früchte seiner Predigttätigkeit sehen: andere Lobpreiser Jehovas, die dank seiner auferbauenden Botschaft am Leben blieben, unter anderem Baruk und Ebedmelech.
21. Was für ein Mensch war Jeremia?
21 Jeremia hätte während seiner mehr als vierzigjährigen Tätigkeit als Prophet mehrmals aufgeben können, aber er tat es nicht. Er gehört zu den treuen, beharrlichen Anbetern Gottes, von denen gesagt wird: „Darum schämt sich Gott ihrer nicht, als ihr Gott angerufen zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitgemacht.“ — Hebr. 11:16; 1. Joh. 2:19.
22. (a) Inspiriert Jehova heute noch Menschen dazu, als Propheten für ihn zu wirken? (b) In welchem Sinne gibt es heute noch Propheten Jehovas?
22 Jeremia war ein Prophet, der von Jehova berufen und inspiriert worden war, sein Wort zu verkündigen. Er war auch ein Priester. (Jer. 1:1) Heute ist Jehovas Wort, die Bibel, vollständig, und Jehova inspiriert niemand mehr dazu, für ihn als Prophet zu wirken; er hat aber seine Zeugen auf der Erde, auf die er seinen Geist gelegt und die er ausgesandt hat, damit sie Priesterdienste leisten und sein Gesetz lehren. Er hat sie auch beauftragt zu predigen. In einem gewissen Sinne sind seine treuen gesalbten Zeugen Propheten, da sie die niedergeschriebenen Prophezeiungen und ihre Erfüllung verkündigen. (Apg. 2:17) Ihre Gefährten, die aus „anderen Schafen“ bestehende „große Volksmenge“, unterstützen sie in der weltweiten Verkündigung der guten Botschaft vom Königreich und der Prophezeiungen, auf die der treue gesalbte Überrest hinweist. Werden sie am Glauben festhalten und ausharren wie Jeremia? Der nächste Artikel zeigt, wie dies möglich ist. — Mark. 13:10.
[Bild auf Seite 554]
Was die Welt unter „ausharren“ versteht, entspricht dem, was ein Schiffbrüchiger im Rettungsboot gezwungenermaßen tut. Ein Christ harrt anders aus; er geht seinen Weg freiwillig und wird durch das Ausharren immer stärker.