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    Der Wachtturm 1954 | 15. Juli
    • Der freie Wille

      (Antwort auf einen Brief mit Einwänden gegen diesen Punkt)

      ICH stimme nicht mit den Abschnitten überein, die im Wachtturm vom 1. August 1953 veröffentlicht wurden. Es gibt nichts Derartiges wie einen „freien“ Willen. Die einzige Freiheit, der sich Menschen jemals erfreuen können, ist das, was ihnen übermittelt wird, wenn sie ihre Herzen unserem Herrn und Heiland, Jesus Christus, geben und sie aus dem Geist geboren werden. — J. H. N., England.

      Die obenerwähnten Absätze des Wachtturms besprachen das Thema der Vorherbestimmung, wie sie von religiösen Systemen der Christenheit gelehrt wird. Diese Ansichten wurden als falsch erwiesen. Die Abschnitte erklärten statt dessen aus der Bibel, daß allen Menschen die freie Ausübung ihres Willens gestattet worden ist, und sie gemäß ihrer Wahl die Bestimmung des Lebens und der Errettung oder das Geschick des Todes und der Vernichtung wählen können. — Off. 22:17.

      Gott zwingt keine Einzelperson, irgendein Geschick anzunehmen. In diesem Sinne erlaubt er jedem intelligenten Geschöpf, den freien Willen auszuüben. Hier auf Erden wird allen Geschöpfen durch Gott die Gelegenheit gegeben, irgendein Geschick zu erwählen. Das würde nicht der Fall sein, wenn sie keine Freiheit in der Wahl oder kein Vermögen und keine Gelegenheit hätten, den freien Willen zu gebrauchen. Alle Nachkommen Adams sind in einem gefallenen, durch Sünde erniedrigten Zustand, und diesen gegenüber wird Errettung durch Gottes Weg und für sein Vorhaben angeboten. (Röm. 8:28) Wenn die Tatsache, daß jemand ein unvollkommenes, sündiges Glied der Familie Adams ist, den Verlust seines freien Willens bedeutete, wäre es von Gott närrisch, einem einzelnen menschlichen Geschöpf die Gelegenheit zu geben, ewiges Leben in Gottes neuer Welt zu wählen. Das von Sünde beherrschte Geschöpf würde ja dann keine Macht des freien Willens haben, um sich etwas Besseres aus Gottes Hand zu erwählen. Das Geschöpf bliebe vielmehr der Sünde und dem Teufel hoffnungslos ergeben. Wenn irgend jemand Errettung durch Gottes Vorkehrung erhielte, wäre das zwangsweise und entgegen seinem degradierten Willen, diesen Weg der Errettung anzunehmen. — Joh. 10:14-16; 2. Pet. 3:13.

      Wenn Menschen der Sünde dienen, indem sie ihr gehorchen, und wenn sie dem Teufel dienen, indem sie seiner Welt oder seinem System der Dinge folgen, dann sind sie nicht frei, sondern Sklaven. Sie denken von sich, sie seien frei, aber in Wirklichkeit sind sie nicht frei, ähnlich wie Sie in Ihrem Brief erklären. Sogar ein Sklave kann einen freien Willen haben, und bekanntlich haben Sklaven rebelliert und sind ausgebrochen. Vielen gelang ihre Flucht. Somit haben sogar die Sklaven der Sünde und Satans des Teufels einen freien Willen, und Gott ermahnt sie, diesen freien Willen zu gebrauchen, wenn er ihnen die Botschaft der Errettung und der Befreiung durch Christus darlegt. (2. Kor. 5:18-20) Wenn das nicht der Fall wäre, würde es von Gott sehr unfair sein, Menschen etwas anzubieten, bei dem er zugeben müßte, daß sie es nicht annehmen können. Auf der anderen Seite sind es der Teufel und seine Organisation (sichtbar und unsichtbar), die versuchen, die eigene Meinung der Menschen auszulöschen und den Menschen den freien Willen zu rauben. Sie versuchen sie einzuschüchtern, ihren gottgegebenen freien Willen zu gebrauchen. Einige Menschen, die in Sünde und Verderbtheit derart hineinsinken (und das aus ihrem eigenen freien Willen oder nach ihrer eigenen Wahl), haben dann nur noch sehr wenig Willenskraft, die sie zum Guten bewegen könnte, um es bleibend anzunehmen. — Röm. 1:20-32.

      Sie erwähnen die Schriftgelehrten und Pharisäer und die Tatsache, daß Jesus sie als eine Klasse verdammte. Sie bemerken auch, daß Jesus sie fragte, wie sie jemals dem Gericht der Gehenna oder der Vernichtung entgehen könnten. Aber die Heilige Schrift sagt dennoch, daß viele der Schriftgelehrten und Pharisäer und jüdischen Priester die christliche Botschaft annahmen. Diese Tatsache beweist, daß die Einzelglieder dieser Klasse die Macht, das Recht und die Gelegenheit besaßen, den freien Willen auszuüben, wenn sie Jesu Predigten und die seiner Jünger anhörten. Wenn einige den freien Willen hatten, zu wählen, die Botschaft der Errettung anzunehmen oder nicht, dann hatten auch alle anderen dieser Klasse die Macht, das zu tun. Aber jene anderen gebrauchten ihren freien Willen, die Traditionen der ehebrecherischen jüdischen Religion zu wählen. Somit wählten sie freiwillig den Weg, der mit Vernichtung in der Gehenna der Ausrottung endet. Somit versagt Ihr Argument — der Mensch, der in Sünde geboren und gänzlich hilflos ist, sei so weit davon entfernt, einen freien Willen zu haben, außer, daß er Wünschen und Begierden seines eigenen Herzens folgen kann. — Röm. 12:1, 2.

      Ägyptens Pharao, Deutschlands Hitler und Frankreichs Napoleon, die Sie als Männer anführen, die „unfähig waren, Rechtes zu tun“, hatten alle den freien Willen, den Lauf einzuschlagen, dem sie folgten. Pharao war nicht, wie Sie sagten, zu „ohnmächtig, seine Vernichtung abzuwenden“, denn in zehn Fällen zeigte er, daß er das Vermögen hatte, nachzugeben und zu bereuen. Jedesmal, wenn er weich wurde, befreite Jehova Gott den Pharao und Ägypten von der Plage. Er hatte die Freiheit und konnte es sich erwählen, in dieser reumütigen Haltung zu verharren, aber seine Wahl war, es nicht zu tun. Nach der zehnten Plage, die über Ägypten kam, ließ er die Israeliten unter Mose aus dem Lande ihrer Versklavung ziehen. Pharao jagte sie buchstäblich aus Ägypten hinaus und bat sie, sie möchten ihm einen Segen erteilen. Wäre er in diesem reumütigen, weichherzigen Zustand geblieben, hätte er sich die Vernichtung mit seinen militärischen Mächten im Roten Meer ersparen können. Aber wie in den vorausgehenden neun Fällen siegten seine Selbstsucht und sein Stolz über ihn, und er gebrauchte somit seinen freien Willen dazu, sein Herz zu verhärten und die scheinbar hilflose Lage der Israeliten am Rande des Roten Meeres auszunutzen. Pharao wurde von Jehova in keiner Weise gezwungen, sondern schob vielmehr selbst alle Lektionen beiseite, die er bei den vorangegangenen hochmütigen Herausforderungen gegen Jehova hätte gelernt haben sollen, als er sich freiwillig entschloß, den entronnenen Israeliten nachzujagen, um sie wieder in die Sklaverei nach Ägypten zurückzuführen. Ja, wie Sie sagen, „der freie Wille bedeutet moralische Verantwortung“. Pharao war dem allmächtigen Gott gegenüber für seine eigene Vernichtung im Roten Meer moralisch verantwortlich, genauso wie für alle zehn Plagen, die er und sein Volk vorausgehend erlitten hatten.

      Tatsächlich, wie Sie hinzufügen, würde die Situation der Welt von heute „anscheinend die Unmöglichkeit ihrer Errettung anzeigen“. Aber wie in Noahs Tagen, so gibt es heute „eine kleine Minderheit der Einwohner der Welt“, die „der schließlichen Vernichtung“ entrinnen werden, weil sie aus dieser Welt herausgekommen sind statt ein Teil von ihr zu sein. Wie war das möglich? Weil sie einen freien Willen haben, obwohl sie einst als Sünder ein Teil dieser verderbten Welt waren, und weil sie den freien Willen gebrauchten als Antwort auf Gottes Botschaft der Warnung und seine Einladung zur Errettung. Dagegen wird die große Mehrheit der heutigen Generation (um Jesu eigenen Ausdruck in Matthäus 24:32-39 und Lukas 21:29-32 zu gebrauchen) mit dieser Welt oder diesem System der Dinge (auf diesem Planeten) untergehen. Diese Welt ist nunmehr genügend lange auf einem von Gott geduldeten Weg gewesen. — Den Leidtragenden bei dieser Vernichtung ist nicht etwa der freie Wille versagt, sondern aus ihrer eigenen Wahl heraus ziehen sie diese Welt vor und lieben sie. Es ist ihre Wahl und ihre Vorliebe, mit ihr zu verharren. Ja, sie unterwerfen sich ihren weltlichen Herrschern, die fortdauernd danach streben, ihnen ihren freien Willen zu rauben.

      Somit müssen wir zwischen dem freien Willen und der christlichen Freiheit einen Unterschied machen. Die einzige Freiheit ist, wie Sie selbst passend betonen, die christliche Freiheit. Jesus selbst sagte in diesem Zusammenhang: „Wenn ihr in meinem Worte bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ „Jeder, der Sünde tut, ist der Sünde Sklave. Daher, wenn der Sohn [Gottes, d. h. Christus Jesus] euch frei macht, so werdet ihr wirklich frei sein.“ (Joh. 8:31, 32, 34, 36, NW) Weil sie einen freien Willen haben und ausüben können, haben viele Sklaven der Sünde und des Teufels die christliche Freiheit erlangt. Indem sie sich freiwillig der Macht der Wahrheit und ihrer umgestaltenden Kraft unterworfen haben, sind sie Täter der Befehle und Ratschläge aus dem Worte des allmächtigen Gottes geworden. Sie bleiben nicht länger nur Hörer oder solche, die lediglich das Wort zu ihrer Entspannung oder Zerstreuung in sich aufnehmen, ohne dem Vorhaben des großen Gebers den gebührenden Respekt zu zeigen. (Joh. 15:8) Solche Täter des Wortes des allmächtigen Gottes erwählen es sich, eher anderen Geistesmächten zu gehorchen (Ps. 118:17; 139:17, 18; Jes. 55:8, 9) als ihren früheren weltlichen Sklavenhaltern. — Joh. 13:17.

      Offen gesagt, liegt die Schwierigkeit darin: Sie wollen nicht einsehen, daß der freie Wille der Menschen selbst jetzt in ihrem sündigen Zustand angewandt worden ist, wie es durch die Hunderttausende demonstriert wurde, die seit den Tagen Jesu auf Gottes Weg der Wahrheit gekommen sind. Somit fühlen Sie die Notwendigkeit, sich nach Beweisen außerhalb der Bibel umzusehen. Das ist Ihre Schwierigkeit — Sie nehmen nicht vollends das an, was die Bibel sagt, sondern statt dessen denken Sie sich ernsthaft in vorher ausgedachte Ideen anderer Menschen und in Ihre eigenen hinein. Zum Beispiel weisen Sie auf Jonathan Edwards aus dem 18. Jahrhundert hin, der, wie Sie sagen, „außer zum Zwecke der Veranschaulichung nicht auf die Autorität der Bibel hinweist“. Warum sollten gottesfürchtige Menschen es sich denn ernsthaft erwählen, die Werke dieses amerikanischen Philosophen in der Hoffnung zu lesen, eine stichhaltige Aufklärung zu gewinnen? Gottesfürchtige Menschen, gerade wie wir, halten doch an der „Autorität der Bibel“ fest (Joh. 14:10-17), und wir gehen doch dankbar und beständig zu ihr als der einzigen Leitung zum wahren Verständnis. Das ist die Wahl unseres eigenen freien Willens, zur Erfüllung der Worte beizutragen, „Gott werde als wahrhaftig erfunden, wenn sich auch jeder Mensch als Lügner erwiese“. (Röm. 3:4, NW; Luk. 24:25-27, 32) Sie suchen einen Weg, der Sie aus Ihrer Verwirrung und Schwierigkeit herausführt, und schreiben: „Wir könnten begründeterweise die Meinung vertreten, ohne einen ernsthaften Theologen zu beleidigen, daß möglicherweise einige Auslassungen in der Bibel als Folge der Entstellung durch die mehrfachen Übersetzungen verursacht wurden. Vielleicht kann die Bewährungsprobe in die Zeit nach dem Tode auf die Ewigkeit der geistigen Welt ausgedehnt worden sein. Wir können annehmen, daß arme, leidende Menschen mit ihren Schwächen und Wünschen nach Glück und Frieden vielleicht die Freiheit haben, sich noch vollständiger von der Sünde zu reinigen, die ihnen anhaftet, und daß der Eine, der ‚nicht kam, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder zur Buße‘, vielleicht noch andere Plätze der Zuflucht für die Verlorenen hat, und diese Plätze nicht in der Bibel verzeichnet sind.“

      Wiederum stimmt Ihr Verhalten gar nicht mit demjenigen Christi Jesu überein (Luk. 24:25-27, 32), wenn Sie sich verwegen auf eine andere Quelle als die Bibel berufen. Heute brauchen wir nicht mehr zu denken, die Übersetzungen des heiligen Berichtes Gottes des Allmächtigen seien verwirrt, noch stützen wir uns auf solche Gedanken. Die Originaltexte der Bibel sind uns zur Betrachtung zugängig — in den Originalsprachen Hebräisch, Aramäisch und Griechisch. Die Wachtturm-Ausgabe der Neuen-Welt-Übersetzung ist gewissenhaft für ihre willigen Verwender übersetzt worden, um ihnen eine möglichst genaue Wiedergabe dieser ursprünglichen Texte zu geben. Somit können Leser zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit kommen. Es gibt keine „Auslassungen“, um Überlegungen anzustellen, wie Sie sie vorschlagen. Ja, es kann deshalb solche Auslassungen nicht geben, weil die Dinge, von denen Sie sagen, sie seien möglicherweise Auslassungen gewesen, den Lehren der Bibel widersprechen, die wir schwarz auf weiß haben. Die sich ansammelnden Funde, die bis zum heutigen Datum von Erforschern der alten Schriftformen gemacht wurden, beweisen uns ohne Frage, daß wir die ursprünglichen Bibelaufzeichnungen im Inhalt unverändert, ja praktisch wie aus den Händen der ersten Schreiber erhalten haben.

      Es ist unbiblisch und unvernünftig, darauf zu hoffen, daß es eine geistige zukünftige Welt für sündige, aber ehrliche Menschen gibt, in der sie vielleicht von ihrer eingefleischten Sünde befreit werden und dann eine Periode der Erprobung durchleben. Das ist der römisch-katholischen Lehre vom „Fegfeuer“ ähnlich, eine geistige Zwischenstation zwischen Himmel und Erde, für die es jedoch nicht ein Fünkchen eines Beweises noch irgendein Anzeichen aus dem geschriebenen Worte Gottes gibt. Wenn menschliche Geschöpfe sterben, dann sterben sie und gehen nicht in das Geisterreich. (Siehe Hesekiel 18:4, 20; Johannes 11:14.) Nur die 144 000 Glieder der Versammlung unter ihrem Haupt Christus Jesus werden in dem geistigen Reich Leben erhalten. Das ist durch Gottes besondere Vorkehrung mittels Christus und durch eine wunderbare Auferstehung aus den Toten möglich. Nur solche Menschen erfahren einen Wechsel von ihrem ursprünglichen menschlichen Dasein und werden durch die Kraft des allmächtigen Gottes zum Leben als unsterbliche Geistgeschöpfe, zu fortdauerndem Leben und ewiger Wirksamkeit in dem unsichtbaren himmlischen Reich mit ihrem Bräutigam, Christus Jesus, auferweckt werden. Das muß bei seinem zweiten Kommen und bei der Errichtung des erdenweiten Königreiches Gottes unter ihm, für das er seine Jünger beten lehrte, stattfinden. — Matth. 6:9-13; Joh. 14:1-3; 1. Thess. 4:15-18; Off. 14:1-5.

      Andere der Menschheit, die es sich freiwillig erwählen, den vollkommenen, gerechten Anforderungen des Allmächtigen zu entsprechen, können ernsthaft keine andere Hoffnung des Lebens haben als die Hoffnung, auf diesem Planeten Erde in menschlicher Vollkommenheit zu leben — in Gottes neuer Welt mit ihrer paradiesischen Erde. Niemals sollten wir uns fürchten oder so etwas in Erwägung ziehen wie „den Schrecken des Gedankens der empfindenden Schöpfung, die zuvor zum Geschick der ewigen Qual bestimmt wurde“ — um Ihre Worte anzuführen. Jesus Christus bezog sich in Matthäus 25:41-46 nicht auf eine solche „Ewigkeit der Qual“, sondern auf eine Ewigkeit absoluter Vernichtung, auf eine Ausrottung der „Ziegen“, die er dort beschrieb. Das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bereitet ist, ist eine ewige Vernichtung. Diese Ausrottung gilt denen, die ihren freien Willen gebrauchen, um den dämonischen Feinden Gottes des Allmächtigen zu folgen. In dieser Lehre war Jesus in Harmonie mit dem Gott der alten Hebräischen Schriften, „dessen Name Jehova ist“. (Ps. 83:18, Elberfelder Bibel) Jesu eigener Name, wie aus den grundlegenden Originaltexten wiedergegeben, bedeutet „Jehova ist Rettung“. Jesus enthüllte nicht einen Höchsten, der sich von dem Einen, der in den Hebräischen Schriften beschrieben ist, unterscheidet. (Siehe wiederum Lukas 24:25-27, 32; auch Jesaja 53 und Apostelgeschichte 8:26-39.) Nein, Jesus offenbarte keinen anderen, „besseren“ Gott. Ja, Jesus konnte das auch nicht, denn sein eigener himmlischer Vater, Jehova, war ja der lebende, wahre Gott. Auch Petrus wurde von Jesus daran erinnert. — Matth. 16:13-17; Joh. 20:17.

      In den alten Hebräischen Schriften (die jedoch jetzt gewöhnlich fälschlich als „Altes Testament“ der Bibel bezeichnet werden) sind Jehovas Gerichtserklärungen gegen die Bösen aufgezeichnet. Jesus war mit solchen Gerichtserklärungen seines ewiglebenden Vaters Jehova in vollständiger Harmonie. Jesus bezog sich mit Recht auf diese geschriebenen Gerichte und fügte seine eigene gebieterische Warnung hinzu, als er auf die Tage Noahs Bezug nahm, auf die feurige Vernichtung von Sodom und Gomorra, auf die erste Vernichtung Jerusalems, die auch den zweiten Fall der Stadt im Jahre 70 n. Chr. vorschattete usw. (Luk. 17:20-32; 21:20-22) Jesu Apostel und seine anderen treuen Jünger waren in vollständiger Harmonie mit solchen erklärten Urteilssprüchen, die übrigens in alter Zeit durch den ewiglebenden Gott Jehova auch vollstreckt wurden. Jene treuen Nachfolger Jesu bezogen sich wiederholt auf diese bemerkenswerten Vorfälle in alter Zeit, indem sie zur Sünde neigende Personen, die auf der Erde während dieses christlichen Zeitalters leben, warnen. — Siehe 2. Thessalonicher 1:6-10; 2. Petrus 2:4-22; Judas 5-16.

      Solche vorbildlich ausgeführten Gerichte werden realisiert und vervollständigt über den ganzen Erdball in der von Jehova im Altertum vorausgesagten und jetzt näherkommenden Schlacht von Harmagedon: Offenbarung 16:13-16. Nach jener Schlacht kommt Gottes bleibende neue Welt unter Christus Jesus. (2. Pet. 3:13) Durch jene Schlacht, die noch nie ihresgleichen hatte (sie wurde in alten Zeiten in Jeremia 25:32-38 und in Daniel 12:1 vorausgesagt und in anderen Prophezeiungen, die Jesus ankündigte), wird nur eine Minderheit der Menschen, die einen freien Willen haben und jetzt auf Erden leben, hinüberleben gemäß Gottes Vorhaben. (Zeph. 2:1-3; Luk. 21:28) Dann wird Christus Jesus für tausend Jahre regieren. Er wird seine Stimme erschallen lassen, und es wird eine Auferstehung aus den Toten geben. Aber niemand wird aus der Gehenna der Vernichtung, in die viele Menschen bereits gekommen sind, hervorkommen, sondern vielmehr aus den Gedächtnisgrüften, der Menschheit allgemeinem Grab, der Bibel-„Hölle“, oder dem Scheol oder Hades. (Joh. 5:28, 29; Off. 20:11-15) Diese Auferstehung oder Wiederherstellung zum Leben auf diesem Planeten Erde wird auch die zahlreichen Ungerechten all der vergangenen Jahrhunderte einschließen, die noch für Jehovas Güte empfänglich sein könnten. Aus dem Zustand der Toten werden sie als menschliche Geschöpfe hervorkommen, die sich in ihrer Persönlichkeit nicht verändert haben. Sie haben lediglich eine Periode schlafähnlicher Bewußtlosigkeit und totaler Unwirksamkeit in den Gedächtnisgrüften durchgemacht. — Pred. 9:5-10; Apg. 24:15.

      Dann wird sich die himmlische Regierung Jehovas unter Christus Jesus, wie in Jesaja 9:6, 7 in alter Zeit vorausgesagt, damit beschäftigen, den Einwohnern der Erde vollständig aus ihrem von Sünde geplagten Zustand herauszuhelfen. Dort wird kein Teufel noch irgendeiner seiner Engel in Freiheit sein, der die guten Anstrengungen der Erdbewohner stören oder vereiteln könnte, wenn sie auf den erbauenden Einfluß und die vollkommene Hilfe durch das Königreich Jehovas unter Christus Jesus reagieren. Alle unverbesserlichen Feinde des höchsten Gottes und seiner bleibenden Regierung für die ganze Erde werden dann zu schweigen haben. Ja, sie werden für die Frist von tausend Jahren der ungehinderten Herrschaft Christi gebunden sein. Die Einwohner der Erde werden frei sein, ihren freien Willen zu gebrauchen — um sich selbst fröhlich und dankbar den vollkommenen Anforderungen Jehovas anzupassen. Die so darauf reagieren, werden gesegnet und schließlich zur Vollkommenheit als Menschen emporgehoben werden. Irgend jemand dagegen, der es sich dann erwählt, seinen freien Willen zu gebrauchen, um gegen die rechtmäßige erdenweite Regierung des höchsten Gottes zu rebellieren, und der es vorzieht, den Wegen der alten zerstörten Welt (oder des Systems der Dinge) zu folgen, wird dann selbst daran schuld sein, in die Gehenna ewiger Vernichtung zu gehen, von der Jesus mit Autorität sagte, daß sie von seinem Vater Jehova „bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln“. (Matth. 25:41) Jene freudig gehorchenden Menschen, die dann auf Erden bis zum Ende der Tausendjahrherrschaft Christi weiterleben, werden menschliche Vollkommenheit erreicht haben.

      Dort wird es dann am Ende dieses 1000jährigen Reiches eine große abschließende Prüfung hinsichtlich des freien Willens für alle überlebenden Menschen geben, die dann das Paradies Erde bewohnen. Satan und seine Dämonen werden aus ihrem erniedrigten Zustand der todähnlichen Wirkungslosigkeit losgelassen; jedoch nur für eine kurze Zeitperiode. Wenn sie auf diese Weise losgelassen sind, werden diese dauernden Rebellen wiederum in ihrer bösen Arglist und Verschlagenheit umherziehen, um die Menschheit zu verleiten und Vernichtung über sie zu bringen. Jene, die dann ihren freien Willen in Loyalität dem allmächtigen Gott gegenüber ausüben und diesen bösen Horden widerstehen, werden durch Gott bewahrt und für ewiges Leben in dem unendlichen Paradies Erde gerechtfertigt werden. Jene anderen aber, die nach aller Erleuchtung und allem Aufschwung, die sie erhalten haben, während der Schlußprüfung es sich erwählen, der Selbstsucht nachzugeben, und aus ihrem eigenen freien Willen heraus Satan und seinen Dämonen folgen, werden von Gott vernichtet und in die Gehenna der unabänderlichen Vernichtung, den „zweiten Tod“, gestürzt werden. Darüber lesen Sie in Offenbarung, Kapitel 20.

      Das Obige ist die biblische Darstellung der Situation und der Aussichten des Menschen. Sie stimmt ganz damit überein, was in der Zeitschrift Der Wachtturm gezeigt wurde, nämlich daß die Menschen jetzt einen freien Willen haben. Alle sind darum moralisch dafür verantwortlich, ihn gemäß ihren Gelegenheiten, die sie durch Gottes unverdiente Güte haben, zu gebrauchen. Glücklich sind solche, die, weil sie sich ihres geistigen Bedürfnisses bewußt sind, ihren freien Willen ausüben, um in den Besitz der christlichen Freiheit in der jetzigen Neuen-Welt-Gesellschaft zu gelangen.

      Herzlichst,

      WATCH TOWER BIBLE AND TRACT SOCIETY

  • „Demütig zu wandeln mit deinem Gott“
    Der Wachtturm 1954 | 15. Juli
    • „Demütig zu wandeln mit deinem Gott“

      VIELE Leute leihen der guten Botschaft von Gottes Königreich taube Ohren, weil sie voreingenommen sind, andere aus Selbstsucht, da sie nicht sehen können, welch unmittelbarer Nutzen ihnen daraus erwächst. Wieder andere sind wegen ihres Mangels an Glauben vollständig gleichgültig, und viele verwerfen sie aus Stolz. Es scheint, daß dieser letztgenannte Grund schuld ist an dem verhältnismäßig geringen Fortschritt, der in der Lobpreisung Jehovas in Indien erzielt worden ist. Diesen Punkt hebt der folgende Bericht aus jenem weitausgedehnten Lande hervor.

      Während die meisten Leute wissen, daß Indien das Land des Hinduismus ist, haben doch im Westen wenige Menschen eine richtige Vorstellung von dem, was der Hinduismus wirklich ist oder von welcher Mentalität der Durchschnittshindu ist und besonders, wie er sich der Bibel gegenüber verhält. Der Durchschnittshindu ist ein überaus stolzer Mann, er ist stolz auf seine Religionsphilosophien. Die Bibel sagt indes: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber erweist er unverdiente Güte“, und dies trifft auf Indien so gut wie auf irgendein anderes Land zu.

      Es mag einigen befremdend erscheinen, daß ein Volk, das so von Armut betroffen und in seiner wirtschaftlichen und sozialen Ordnung so rückständig ist, so stolz sein sollte — und doch ist dem so. Der Durchschnittshindu ist so stolz auf seine Religion, daß er glaubt, er wisse alles, was es über die Geheimnisse des Lebens zu wissen gebe. Er verachtet den Gedanken ganz und gar, daß der allmächtige Gott sein Vorhaben den Menschen durch ein Buch offenbare und zudem durch ein Buch, von dem er denkt, es sei erst vor 1900 Jahren von Jesus Christus geschrieben worden. O nein, Gott habe nur die heiligen Menschen des Hinduismus dazu gebraucht, die Welt über den Ursprung des Lebens und die schließliche Bestimmung des Menschen zu unterrichten. Für ihn ist die Bibel nur eine drittrangige Bemühung einiger christlicher Emporkömmlinge, um die westliche Zivilisation einem alten Kulturvolke aufzuhalsen. Man spöttelt über den Gedanken, daß Rettung nur durch Jesus Christus kommen könne, und man macht in Indien allgemein die Erfahrung, daß Hindus der guten Botschaft von der neuen Welt mit Freuden zuhören, sich dann aber mit Widerwillen wegwenden, wenn Bibeltexte gezeigt werden, um darzutun, daß diese neue Welt durch Christus Jesus kommen wird.

      Doch gibt es einige Ausnahmen von dieser Regel. Es gibt noch Leute, die nicht zu stolz sind, das wahre Wort anzuerkennen, daß alle Dinge von Gott, aber durch Christus Jesus kommen. Zum Beispiel verweisen wir auf den kürzlichen Fall eines jungen Mannes von der Religion der Sikh, der das Bibelstudienhilfsmittel „Gott bleibt wahrhaftig“ zu lesen und die Bibel mit den Wachtturm-Missionaren zu studieren begann. In der Religion der Sikh lassen alle Männer ihr Haar lang werden und rasieren sich nie. Sie wickeln ihr langes Haar, auf das sie sehr stolz sind, auf und verknoten es oben auf dem Kopf und bedecken es mit einem Turban. Man stelle sich daher die Überraschung der Wachtturm-Missionare vor, als eines Tages dieser Herr von der Religion der Sikh mit geschnittenem Haar, das nach westlicher Mode gebürstet war, und mit rein rasiertem Kinn in ihren Königreichssaal in Bombay trat.

      Offensichtlich war er demütig genug, sich belehren zu lassen, und hatte keine Angst, dem Pfade der Wahrheit zu folgen, nachdem er sie einmal erkannt hatte. Er gab sich Jehova Gott hin und ist jetzt regelmäßig in allen Zweigen des Predigtwerkes mit Jehovas Zeugen verbunden. „Was fordert Jehova von dir, als Recht zu üben und Güte zu lieben und demütig zu wandeln mit deinem Gott?“ — Micha 6:8.

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