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Eine Welt ungelöster ProblemeErwachet! 1985 | 22. Juli
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Eine Welt ungelöster Probleme
HOFFNUNG ist ein charakteristisches Merkmal der Menschen. Selbst nach wiederholten Enttäuschungen hoffen sie immer noch. Ist die Lage hoffnungslos, so geben sie nicht auf. Ein Dichter sagte einst: „Ewig quillt die Hoffnung aus des Menschen Brust.“
Dieses fortdauernde Hoffen tritt nirgendwo deutlicher zutage als bei der Hoffnung, die man auf menschliche Regierungen setzt. Eine nach der anderen versagt, aber die Menschen sind stets bereit, ihre Hoffnung auf die nächste zu setzen. So geht das nun schon Tausende von Jahren. Monarchien, Weltreiche, Diktaturen, kommunistische oder kapitalistische Regime, Republiken und Demokratien — alle Regierungsformen sind ausprobiert worden, alle haben versagt.
Man hat es sogar mit einer Weltregierung versucht. Der Völkerbund wurde gegründet, und er versagte. Die Vereinten Nationen wurden gegründet und sind im Begriff zu versagen. Doch der Mensch hofft nach wie vor, bereit, sich an jeden Strohhalm zu klammern — an alles, nur nicht an die einzig sichere Hoffnung.
DIE Welt, in der wir leben, ist eine Welt ungelöster Probleme. Sechstausend Jahre Menschheitsgeschichte haben das bewiesen. Auch die in strahlendem Glanz erscheinende Welt der Wissenschaft ist nicht imstande, die dringenden Probleme zu lösen, die wie ein Damoklesschwert über unserer Generation hängen. Betrachten wir nur einige davon.
Krieg
Vom Altertum bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gab es verhältnismäßig wenig Friedensjahre. Zugleich wurden Tausende von Friedensverträgen geschlossen und gebrochen. Der Erste Weltkrieg sollte der Welt die Demokratie sichern. Er forderte 14 Millionen Menschenleben, sicherte aber nicht die Demokratie. Durch den Zweiten Weltkrieg sollten die Diktatoren von der Erde verschwinden, doch trotz der 55 Millionen Toten wurde das nicht erreicht. Seither sind 30 Millionen Menschen in Dutzenden von Kriegen umgekommen, und weitere Tausende verlieren ihr Leben bei den gegenwärtigen Konflikten.
Noch viel entsetzlicher ist die Bedrohung durch das momentane nukleare Wettrüsten. Die beteiligten Nationen geben dafür jede Minute mehr als eine Million Dollar aus. Aber ein nuklearer Krieg kann einen „nuklearen Winter“ zur Folge haben. Und dieser würde, wie viele Wissenschaftler sagen, alles menschliche Leben auf der Erde auslöschen.
Hunger
Jedes Jahr verhungern Millionen. Die Angaben schwanken zwischen 20 Millionen und 50 Millionen — und zu den Opfern müssen ebenfalls die Millionen gezählt werden, die an Fehlernährung und den Folgekrankheiten sterben. Das rasche Bevölkerungswachstum in Afrika bringt es mit sich, daß durch den gestiegenen Bedarf an Feuerholz mehr Wälder kahlgeschlagen werden, und kahles Land bedeutet weniger Regen und Verlust an Ackerboden, was wiederum kärglichere Ernten erwarten läßt. In bezug auf Afrika sagte der Präsident des Worldwatch Institute kürzlich: „Vielleicht hebt sich sehr bald der Vorhang zu einer Tragödie der Menschheit, wie wir sie noch nie erlebt haben.“ Für das leidende Afrika ist kein Ausweg zu sehen. Selbst in den wohlhabenden Vereinigten Staaten von Amerika wurde der Hunger zur Epidemie erklärt — 20 Millionen sind betroffen. Weltweit stehen 450 Millionen kurz vor dem Verhungern.
Massive Hilfsprogramme scheitern an der Bürokratie. Nahrungsmittel werden nicht an die Hungernden weitergeleitet, sondern verschwinden statt dessen in politischen oder militärischen Kanälen. Außerdem führen Wuchergeschäfte dazu, daß mit den Nahrungsmitteln nicht leere Mägen, sondern dicke Brieftaschen gefüllt werden. Nach Schätzungen der Weltbank, die zwei Jahre zurückliegen, wären im nächsten Jahrzehnt 600 Milliarden Dollar erforderlich, nur um den Hunger auf dem gegenwärtigen Stand zu halten. Zufolge der Bevölkerungszunahme und der Ausbreitung der Wüsten wird sich das Hungerproblem jedoch ausweiten. Die Aussichten sind trübe, es ist kein Silberstreifen am Horizont zu sehen.
Krankheiten
Die Medizin hat in der Bekämpfung von Krankheiten viel geleistet, dennoch ist das Bild nicht so rosig, wie es 1975 ein führender Wissenschaftler malte: „Ich kenne kein medizinisches Problem, das wir nicht in naher Zukunft in den Griff bekommen könnten.“ Zehn Jahre später ist man nicht nur weit von einem Sieg entfernt, sondern verliert an vielen Fronten immer mehr an Boden. Krankheiten wie Krebs, Herzleiden, Zirrhose, Zuckerkrankheit, multiple Sklerose, Malaria, Schlafkrankheit, Bilharziose und Lepra grassieren unvermindert.
Die Geschlechtskrankheiten hat man mit Hilfe von Antibiotika nicht in den Griff bekommen. Stärkere Antibiotika haben widerstandsfähigere Bakterienstämme zur Folge. AIDS ist unheilbar und breitet sich aus — in erster Linie unter Homosexuellen, Drogenabhängigen, die sich Rauschgift einspritzen, und Empfängern von Bluttransfusionen. Herpes genitalis ist bisher unheilbar. Eine Seuche ist auch die durch Chlamydien ausgelöste unspezifische Urethritis (Harnröhrenentzündung), von der jährlich „mindestens 3 Millionen, vielleicht aber auch 10 Millionen, angesteckt werden“. Neben verschiedenen Beschwerden ist Unfruchtbarkeit die Folge.
In der Zeitschrift Newsweek vom 4. Februar 1985 wurde berichtet: „Die Vereinigten Staaten werden augenblicklich von einer hohen Zunahme der STD [durch Geschlechtsverkehr übertragene Infektionskrankheiten] überrascht. Die Statistiken sind schreckenerregend: Einer von vier Amerikanern im Alter zwischen 15 und 55 Jahren wird sich irgendwann in seinem Leben eine der STD zuziehen.“ In dem Artikel kam man zu dem Schluß: „Der beste Schutz gegen STD ist allem Anschein nach einfach eine Rückkehr zu der altbewährten Sicherheitsmaßnahme: Monogamie.“ Dieser Lösungsvorschlag ist für die Welt von heute nicht akzeptabel.
Massenmord an Ungeborenen
Wir finden es schrecklich, daß man früher unerwünschte Kinder aussetzte, so daß diese schließlich starben. Heute werden sie bereits im Mutterleib umgebracht. Diejenigen, die das praktizieren, behaupten, ein Fetus wäre kein wirkliches menschliches Lebewesen und hätte kein Schmerzempfinden. Wie kann aber jemand sagen, ein Fetus sei nicht am Leben, wenn er doch zum Beispiel aufgrund eines plötzlichen Geräusches hüpfen kann, am Daumen lutscht, Flüssigkeit schluckt und den Herzschlag der Mutter hört? Eine solche Behauptung ist unglaublich! Sein Gehirn arbeitet, sein Herz schlägt, seine Sinne nehmen Empfindungen wahr — sollte das Kind im Mutterleib angesichts dessen keinen Schmerz verspüren? Noch einmal: Unglaublich! Schmerzfreie Abtreibung — ist das nicht lediglich eine Ausrede zur Beschwichtigung von Schuldgefühlen?
Der kürzlich gezeigte Film The Silent Scream (Der stille Schrei) scheint das zu bestätigen. Er enthüllt den Todeskampf eines Fetus, der bei der Abtreibung im Mutterleib zerstückelt und Stück um Stück abgesaugt wird. Während dieser Tortur zuckt er, windet sich, zieht sich zusammen und öffnet den Mund, als würde er einen „stillen Schrei“ ausstoßen. So und anders werden in dieser Welt jedes Jahr ungefähr 55 Millionen Babys umgebracht!
Gemäß der Bibel ist ein ungeborenes Kind ein Lebewesen, eine Seele, und jeder, der unter dem mosaischen Gesetz stand und den Tod eines Kindes im Mutterleib verursachte, ob unabsichtlich, ob qualvoll oder schmerzlos, machte sich schuldig und mußte „Seele für Seele“ oder „Leben für Leben“ geben (2. Mose 21:22, 23).
Umweltverschmutzung
Fische und Wälder sterben durch sauren Regen. Giftige Abfälle verseuchen den Boden und das Grundwasser. Autoabgase schädigen die Ernte und auch die Atmungsorgane des Menschen. Ausgelaufenes Öl, Schwermetalle, radioaktive Abfälle, Kunststoffe, Asbest, Pestizide, Herbizide und Mikrowellen — dieses und anderes mehr bildet eine wachsende Bedrohung des Lebens auf der Erde. Viele Tierarten sind bereits ausgestorben, und täglich drohen viele weitere auszusterben.
Als Sprecher des UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) erklärte der leitende Direktor Mostafa Tolba vor mehr als hundert Delegierten in Kenia folgendes: „Entweder man unternimmt jetzt etwas, oder die Katastrophe ist unabwendbar.“ Nichts zu unternehmen würde, wie er sagte, „um die Jahrhundertwende zu einer Umweltkatastrophe führen, deren Verwüstung so umfassend und endgültig wie die eines nuklearen Holocaust ist.“ Die ersten Astronauten sagten begeistert von unserer Erde: „Unser blauer Planet ist erstaunlich schön.“ Der Astronaut Paul Weitz berichtete 1983: „Mit Schrecken sah ich, wie schmutzig unsere Atmosphäre wird. ... Bedauerlicherweise wird aus dieser Welt zusehends ein grauer Planet. ... Wir beschmutzen unser eigenes Nest.“ Die Habgier der Menschen macht sie gegenüber solchen Äußerungen taub. Kurzsichtige Habgier spricht lauter als langfristige Notwendigkeiten.
Drogen
Ein weltweites scharfes Durchgreifen der Strafverfolgungsbehörden hat die Drogenflutwelle nicht aufhalten können. Davon zeugen die Schlagzeilen aus jüngerer Zeit: „Ungeheuer großer, ungeahnter Drogenkonsum befürchtet“. „Frauen und Kokain: ein wachsendes Problem“. „Heroinhandel nimmt weltweit zu“. Im vergangenen November wurden in Mexiko bei einer Serie von Razzien 9 000 Tonnen Marihuana beschlagnahmt — das ist achtmal mehr als die behördlicherseits geschätzte Jahresproduktion Mexikos! Untersuchungsbeamte sind zu der Überzeugung gelangt, daß sie die weltweite Rauschgiftproduktion weit unterschätzt haben. Es gibt nicht nur Anzeichen für eine starke Beteiligung der Mafia, sondern auch dafür, daß Schmuggler aus der dritten Welt „wie Ameisen auf uns zukommen“.
Neugier oder Gruppenzwang mag anfangs zum Drogengenuß verleiten, aber die Entwicklung zum Hedonismus, dem Streben nach Lustgewinn, vollzieht sich dann rapide. Das durch Drogen erreichbare Lustgefühl geht weit über dasjenige hinaus, das auf normalem Wege erlangt werden kann, Sex eingeschlossen. Darauf folgt die Abhängigkeit, dann Diebstahl, um die Sucht zu finanzieren, und schließlich kommt es zu gesundheitlichen Komplikationen und zum Tod durch eine Überdosis. Hinzuzurechnen sind noch die von Drogenhändlern verübten Verbrechen, insbesondere Morde. Bevor man aber den Kriminellen alle Schuld gibt, sollte man folgendes bedenken: Das ganze Übel wird von ihren Kunden finanziert, ja erst ermöglicht. Die simple Lösung lautet: Drogenkonsumenten, brecht mit der Gewohnheit, trocknet den Markt aus, und bringt das gesamte üble Geschäft mit einem Schlag zum Erliegen. Dieser Lösungsvorschlag ist allerdings ebenfalls nicht akzeptabel.
Weitere ungelöste Probleme
Unehrlichkeit, mangelnde Charakterfestigkeit, religiöse Heuchelei, Zusammenbruch der Familieneinrichtung, Scheidungen wegen jeder Kleinigkeit, vernachlässigte Kinder, keine natürliche Zuneigung, Selbstsucht, Brutalität, Egoismus, krankhafte sexuelle Perversionen, widerliche Kindesmißhandlungen, sich ausbreitende Gewalt, zunehmende Gesetzlosigkeit, internationaler Terrorismus — die Liste der ungelösten Probleme dieser Welt ist endlos lang. Die Welt erlebt eine Rekordernte an Problemen, aber eine Mißernte an Lösungen. Wie treffend doch Jesus unsere Zeit vorhersagte: „Angst und schreckliche Ratlosigkeit beherrschen die Menschen.“ (Lukas 21:25, Hoffnung für alle)!
Es gibt indes einen Ausweg.
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Eine Welt, in der alle Probleme gelöst werdenErwachet! 1985 | 22. Juli
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Eine Welt, in der alle Probleme gelöst werden
„Hingehaltene Hoffnung macht krank das Herz; ein Lebensbaum ist aber erfülltes Verlangen“ (Sprüche 13:12, Jerusalemer Bibel).
SECHSTAUSEND Jahre hat man den Menschen nun schon mit der Hoffnung vertröstet, seine Probleme würden gelöst, und Millionen Herzen sind deswegen krank. Doch bald wird sich erfülltes Verlangen als ein Lebensbaum erweisen. Durch die gegenwärtigen Ereignisse gewinnen folgende Worte Jesu an Aktualität: „Hebt eure Häupter empor, denn eure Befreiung naht“ (Lukas 21:28). Eine Welt, in der alle Probleme gelöst werden, hat sich genaht.
Damit ist jedoch nicht das System oder die Ordnung der gegenwärtigen Menschenwelt gemeint (Matthäus 12:32). Nein, die Welt, in der alle Probleme gelöst werden, ist ein neues System der Dinge, das in der Bibel mit den Worten „neue Himmel und eine neue Erde“ umschrieben wird. Was das Kommen dieser Welt betrifft, verwies der Apostel Petrus auf unsere Tage. Er sprach von der Vernichtung der bösen Welt der Tage Noahs durch Wasser und von dem feurigen Strafgericht, das die gegenwärtige Welt gottloser Menschen wegfegen wird, und dann sagte er, was folgen würde: „Doch gibt es neue Himmel und eine neue Erde, die wir gemäß seiner Verheißung erwarten.“ Damit meinte er Gottes messianisches Königreich der Himmel und dessen gehorsame irdische Untertanen. „Und in diesen“, so wird uns versichert, „wird Gerechtigkeit wohnen“ (Jesaja 65:17; 2. Petrus 3:5-13).
Man muß aber zugeben, daß die Menschen den Großteil des Unheils selbst über sich gebracht haben. Es steht in ihrer Macht, die meisten ihrer Schwierigkeiten zu beheben, doch das wollen sie offenbar nicht. Welches aktuelle Problem würde zum Beispiel ungelöst bleiben, wenn man sich allgemein an Jesu Gebot hielte, seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben oder andere so zu behandeln, wie man selbst von ihnen behandelt werden möchte? (Matthäus 7:12; 22:39). Man bedenke nur, was dem Menschen schon heute möglich wäre! Es brauchte keine Kriege, keine Hungersnöte,
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