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Probleme, die auf eine Lösung wartenErwachet! 1975 | 8. September
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Probleme, die auf eine Lösung warten
WÄRST du froh, wenn es die großen Probleme, denen sich die Menschheit gegenübersieht, nicht mehr gäbe? Wenn du die Macht hättest, sie zu beseitigen, würdest du es nicht tun wollen? Aber wo würdest du anfangen? Es gibt so viele Probleme, die auf eine Lösung warten.
In armen Ländern und jetzt auch in verstärktem Maße in Industrienationen gibt es viele Millionen Menschen, die gern arbeiten möchten, doch einfach keine Anstellung finden können. Wäre es nicht schön, wenn jeder ein tätiges, produktives Leben führen könnte? Wie froh wären viele Eltern, wenn sie ausreichend für ihre Kinder sorgen könnten, anstatt zusehen zu müssen, wie Hunger und Krankheit sie dahinraffen! Wünschst du nicht den Tag herbei, an dem niemand mehr in Armut leben muß, an dem alle ein Dach über dem Kopf haben und vor Kälte und Regen geschützt sind?
Außer den Millionen Hungernden auf der Erde gibt es viele andere Menschen, die sich nach größerer Stabilität im Leben sehnen. Welche Erleichterung wäre es doch, wenn man sicher sein könnte, daß die Inflation nicht alles aufzehren würde, was man durch seiner Hände Arbeit erworben hat! Wenn die Preise für die lebensnotwendigen Dinge konstant blieben, wären Alte, Gebrechliche, Versehrte und andere, die nur ein geringes Einkommen haben, einer großen Sorge enthoben.
Selbst wer einen gutbezahlten Arbeitsplatz hat, mag in seiner Tätigkeit wenig Befriedigung finden. Die Arbeit mag ihm eintönig und langweilig vorkommen, oder er ist am Abend enttäuscht, gereizt und völlig erschöpft wegen der schlechten Zusammenarbeit und des scharfen Konkurrenzkampfes unter den Kollegen. Welche Erleichterung wäre es doch, wenn man eine Arbeit hätte, die wirklich Freude machen und sich für andere zum Guten auswirken würde! Es wäre auch eine Wohltat, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die sich wirklich gegenseitig schätzen und einander helfen.
Wieviel glücklicher wären die Menschen auch, wenn sie sich vor Überfällen sicher fühlen könnten! Viele Stadtbewohner sehnen die Zeit herbei, in der Frauen und Kinder selbst nachts ungefährdet durch die Straßen gehen können. Male dir aus, wie herrlich es wäre, auf einer Erde zu leben, auf der es keinerlei Ungerechtigkeit, Bedrückung, Verbrechen und Krieg gibt, auf der Krankheit, Alter, Gebrechlichkeit sowie Verschmutzung des Wassers, des Bodens und der Luft unbekannt sind.
Wenn wir uns des Lebens wirklich erfreuen wollen, müssen all die schweren Probleme, denen wir uns gegenübersehen, gelöst werden. Dafür, daß dies tatsächlich geschehen wird, gibt es eine Fülle von Beweisen. Du kannst sogar zu den Millionen von Menschen gehören, die dies miterleben werden. Um zu verstehen, wie das möglich sein wird, muß man zuerst herausfinden, wo die Ursachen der Probleme der Menschheit liegen.
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Wo liegen die Ursachen der Probleme?Erwachet! 1975 | 8. September
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Wo liegen die Ursachen der Probleme?
AN WELCHE Ursachen für die Probleme der Menschheit denkst du, wenn du dich heute in der Welt umschaust?
Wahrscheinlich beobachtest du, daß viele Probleme durch Umstände entstehen, über die wir keine Gewalt haben. Selbst wenn Menschen einen anderen Verlauf wünschen, stehen sie doch machtlos da. Sie müssen sich nach den Gegebenheiten des derzeitigen Systems richten.
Betrachte zum Beispiel einen Landwirt in einem sogenannten fortschrittlichen Land. Will er es zu etwas bringen, muß er sich moderner Methoden bedienen. Heutzutage braucht man dafür viel Geld. Wenn der Landwirt nicht einen beträchtlichen Gewinn erzielt, kann er seinen Maschinenpark, den Treibstoff und den Kunstdünger nicht bezahlen. Sinkt daher die Nachfrage nach dem, was er produziert, oder erleidet er wegen anderer Probleme schwere Verluste, mag er nicht mehr in der Lage sein, das, was er zur weiteren Bewirtschaftung seines Hofes benötigt, zu bezahlen. Er kann sogar alles verlieren, wenn er mit Kredit gearbeitet hat.
Was kann der Landwirt als einzelner beitragen, um die Leiden der Millionen von hungernden Menschen, die es heute gibt, zu vermindern? In seinem Heimatland lagert das Fleisch vielleicht tonnenweise in Kühlhäusern. Für seine marktfähigen Rinder und Schweine mag es keine Käufer geben. Er mag ein starkes Verlangen haben, den Hungernden mit dem, was er hat, zu helfen. Wenn er aber Landwirt bleiben will, muß jemand seine Tiere bezahlen. Kann er es sich leisten, sie zu verschenken?
Es ist keine einfache Sache, das Fleisch seiner Herden den hungernden Menschen auf der Erde zukommen zu lassen. Großhändler, Schlächter und Spediteure wollen auch ihr Geld. Auch sie müssen leben. Selbst wenn er das Fleisch, für das es im Ursprungsland keinen Abnehmer gibt, verschenkt, wenn es dann kostenlos in die Hungergebiete gebracht und an die Bedürftigen ausgegeben wird, mag dies ihre Probleme nicht lösen. Weshalb? Es könnte sein, daß sie aus religiösen Gründen kein Fleisch oder kein Fleisch einer bestimmten Tierart essen dürfen.
Auch die Industrie ist ein Teil eines Systems, das auf die Erzielung hohen Gewinns ausgerichtet ist. Maschinen, Treibstoff, Personalkosten, Rohstoffe und Instandhaltung erfordern große Beträge. Um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben, müssen die Hersteller den Preis so niedrig wie möglich halten. Bisweilen können sie es sich nicht erlauben, Geld für Dinge auszugeben, die keinen Profit bringen, zum Beispiel Umweltschutzeinrichtungen. So manche große Firma würde eher einige ihrer Fabriken schließen, als Millionen auszugeben, um sie den Erfordernissen der Umweltschutzgesetze anzupassen.
Die Bewohner von Industriegebieten möchten, daß der übermäßige Lärm, Rauch und Ruß ein Ende hat. Doch die Wirtschaft hält ihnen entgegen: „Was wäre, wenn die Fabriken geschlossen werden müßten? Dann wäre die Umweltverschmutzung vorbei, doch die Arbeitslosigkeit würde die Wirtschaft ruinieren.“ So läßt man starke Umweltverschmutzung weiter zu, obwohl man ihre Gefahren kennt.
Man könnte viele weitere Beispiele anführen, doch sie alle beweisen eines: Wir erleben heute die Gesamtauswirkung der Fehler, die einzelne Personen, Organisationen und Völker im Laufe der Jahrhunderte gemacht haben. Die Probleme, die das jetzige System hervorgerufen hat, sind weltweit vorhanden und bedrohen die Grundlagen unserer Existenz. Dr. George Wald sagte am 2. August 1974 auf der 20. Weltkonferenz gegen Atom- und Wasserstoffbomben: „Das menschliche Leben wird jetzt mehr bedroht als je zuvor, und zwar nicht nur durch eine Gefahr, sondern durch viele, von denen jede vernichtend sein kann, die aber alle miteinander zusammenhängen und gemeinsam über uns hereinbrechen.“
Offensichtlich muß das jetzige System vollständig geändert werden. Doch eine solche Änderung würde ungeheure Opfer fordern. Wem soll man zumuten zu entscheiden, welche Opfer zum Nutzen der Menschheit gebracht werden sollen? Wer hätte die Weisheit, alles so zu lenken, daß jeder das Lebensnotwendige hätte? Welche Gewähr hätte man in Anbetracht von Stammesfehden, nationalen und rassischen Schwierigkeiten, daß die, die die Entscheidungen treffen, nicht versuchen, für sich selbst, ihre Angehörigen, ihre Freunde, ihren Stamm, ihre Nation oder ihre Rasse Vorteile herauszuschlagen?
Selbst wenn eine gerechte Behandlung aller sichergestellt wäre, bliebe die Frage, wie viele Menschen willens wären, Gewinn- oder Lohneinbußen hinzunehmen, ihren Speisezettel zu ändern und Luxusgüter aufzugeben, damit Menschen in einem anderen Teil der Welt vor dem Hungertod bewahrt werden könnten. Wie viele Menschen würden wirklich mit weniger zufrieden sein und ihren Mitmenschen auf diese Weise bereitwillig helfen? Wie sieht es mit denen aus, denen die Opfer der anderen zugute kämen? Wären sie wirklich dankbar? Wie viele von ihnen würden vielleicht habgierig
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