-
Fortschritte machen, nachdem man „Glauben“ erlangt hatDer Wachtturm 1980 | 1. August
-
-
Gottesfurcht oder Ehrfurcht geben. Der Apostel Johannes schrieb: „Wenn jemand erklärt: ,Ich liebe Gott‘ und doch seinen Bruder haßt, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann Gott nicht lieben, den er nicht gesehen hat“ (1. Joh. 4:20). Folglich sollten wir uns bemühen, tiefe Zuneigung zu Glaubensbrüdern zu entwickeln, und so ‘zu unserer Gottergebenheit brüderliche Zuneigung darreichen’.
25. Wem sollten wir Liebe erweisen, und warum?
25 Liebe ist die herausragende Eigenschaft, die in unserem Leben besonders zu erkennen sein sollte. Diese Art Liebe sollte nicht nur auf unsere christlichen Brüder beschränkt bleiben. Wir sollten zwar zu unseren geistigen Brüdern Zuneigung haben, doch müssen wir auch allen anderen Menschen Liebe erweisen. Diese Liebe ist nicht von dem sittlichen Zustand des einzelnen abhängig. Wie Gottes Liebe zu den Menschen, wird sie sogar Feinden erwiesen. Jesus sagte in der Bergpredigt:
„Ihr habt gehört, daß gesagt wurde: ,Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.‘ Doch ich sage euch: Fahrt fort, eure Feinde zu lieben und für die zu beten, die euch verfolgen, damit ihr euch als Söhne eures Vaters erweist, der in den Himmeln ist, da er seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und es über Gerechte und Ungerechte regnen läßt. Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Steuereinnehmer dasselbe? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr da Besonderes? Handeln nicht auch die Leute von den Nationen ebenso? Ihr sollt demnach vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Matth. 5:43-48).
26, 27. Was wird geschehen, wenn wir unserem Glauben all das Wichtige hinzufügen, was Petrus erwähnte?
26 Was wird das Ergebnis sein, wenn wir unserem Glauben Tugend, Erkenntnis, Selbstbeherrschung, Ausharren, Gottergebenheit, brüderliche Zuneigung und Liebe hinzufügen? Der Apostel Petrus antwortet: „Wenn diese Dinge in euch vorhanden sind und überströmen, so werden sie euch daran hindern, entweder untätig oder ohne Frucht zu sein hinsichtlich der genauen Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus“ (2. Petr. 1:8).
27 Ja, das Ergebnis ist Tätigkeit und Fruchtbarkeit. Wenn wir unserem Glauben all das Wichtige hinzufügen, was der Apostel erwähnte, und es so sehr zu unserem Eigentum machen, daß es überströmt, werden wir nicht stillstehen und untätig oder geistig tot sein. Wir werden im Glauben weiter Fortschritte machen, die Früchte einer christusähnlichen Persönlichkeit hervorbringen und mit anderen über die „gute Botschaft“ sprechen. Wenn gottgefällige Eigenschaften in unserem Herzen wohnen und wirklich ein Bestandteil von uns sind, werden wir uns veranlaßt fühlen, so zu denken, zu reden und zu handeln, wie es Gott gefällt. (Vergleiche Lukas 6:43-45.)
Die Notwendigkeit, Fortschritte zu machen
28. In welcher Lage befindet sich ein angeblicher Christ, der in geistiger Hinsicht keine Fortschritte macht?
28 Wer als Christ keine Fortschritte macht, befindet sich in geistiger Hinsicht in großer Gefahr. Der Apostel Petrus sagte von einem solchen: „In wem diese [vorher genannten] Dinge nicht vorhanden sind, der ist blind, verschließt seine Augen vor dem Licht und hat die Reinigung von seinen früheren Sünden vergessen“ (2. Petr. 1:9).
29. Wieso ist jemand, der nicht die Früchte einer christusähnlichen Persönlichkeit hervorbringt, absichtlich blind?
29 Wer zwar vorgibt, Glauben zu haben, in geistiger Hinsicht aber keine Fortschritte macht und nicht die Früchte einer christusähnlichen Persönlichkeit hervorbringt, ist geistig blind. Er hat nicht erkannt, was es bedeutet, ein Christ zu sein. Er ist absichtlich blind, denn durch die Annahme der „guten Botschaft“ verpflichtete er sich, ständig bemüht zu sein, immer mehr wie Christus, sein Herr, zu werden.
30. Wozu sollte ‘die Reinigung von Sünden’ einen Christen veranlassen?
30 Ein solcher Mensch hat auch die Tatsache aus dem Auge verloren, daß er aufgrund des vergossenen Blutes Jesu von seinen Sünden gereinigt wurde. Im Einklang mit dieser Reinigung, die bei seiner Taufe als Christ erfolgte, hätte er sich ständig bemühen sollen, rein zu bleiben, ja sich immer mehr nach dem göttlichen Maßstab der Heiligkeit auszurichten. Dies nicht zu tun könnte leicht dazu führen, daß er vom Glauben abfällt und das Opfer des Sohnes Gottes völlig verwirft.
31, 32. Welchen Rat des Petrus sollte ein Christ befolgen, da er sich in Gefahr begibt, wenn er keine Fortschritte macht?
31 Da der Glaube gefährdet ist, wenn wir als Christen keine Fortschritte machen, sollten wir uns anstrengen, das Bild Gottes besser widerzuspiegeln. Petrus sagte diesbezüglich: „Aus diesem Grunde, Brüder, tut um so mehr euer Äußerstes, eure Berufung und Auserwählung festzumachen; denn wenn ihr diese Dinge beständig tut, werdet ihr auf keinen Fall jemals fehlgehen. In der Tat, auf diese Weise wird euch der Eingang in das ewige Königreich unseres Herrn und Retters Jesus Christus reichlich dargereicht werden“ (2. Petr. 1:10, 11).
32 Bestimmt sollten alle, die von Gott ‘berufen und auserwählt’ wurden, sein Volk zu sein, entschiedene Anstrengungen machen, Glieder seines Volkes zu bleiben. Wenn sie ständig zu ihrem Glauben christusähnliche Eigenschaften hinzufügen, werden sie, wie aus den inspirierten Worten des Petrus hervorgeht, das Ziel ihres Glaubens — die Rettung — nicht verfehlen. Nichts kann sie daran hindern, in das „ewige Königreich“ Jesu Christi einzugehen. Der Eingang in das Königreich wird ihnen „reichlich dargereicht“ werden.
33. Was mag darunter zu verstehen sein, daß einem Christen der Eingang in das Königreich „reichlich dargereicht“ wird?
33 Ihr Eingang in das Königreich wird herrlich sein, während sie ihre christusähnlichen Eigenschaften glanzvoll widerspiegeln. Der Ausdruck „reichlich dargereicht“ mag auch auf ein überragendes Maß an Segen hindeuten, den diejenigen genießen, die sich im Wettlauf um das Leben wirklich angestrengt haben (Phil. 3:14).
34. Wodurch könnte das überragende Maß an Segen veranschaulicht werden?
34 Den Unterschied zwischen dem Leben an sich und einem Leben mit besonderen Segnungen könnte man mit zwei Kapitänen vergleichen. Der eine mag sein Schiff geschickt durch einen Sturm manövrieren und sicher anlegen. Der andere Kapitän erleidet vielleicht in demselben Sturm Schiffbruch und rettet nur sein Leben. Beide Kapitäne sind mit dem Leben davongekommen, doch derjenige, dessen Schiff seetüchtig blieb, ist gewiß glücklicher und genießt größere Ehre als der andere. (Vergleiche 1. Korinther 3:12-15.)
35. Ewiges Leben ist zwar eine Gabe Gottes, doch warum sind dennoch persönliche Anstrengungen notwendig, um es zu erlangen?
35 Das Leben ist zwar eine freie Gabe Gottes, doch wir werden aufgefordert, unser aufrichtiges Verlangen danach dadurch zu beweisen, daß wir unser Äußerstes tun, um unserem himmlischen Vater wohlzugefallen. Es ist ein Geschenk, denn als sündhafte Menschen könnten wir es aufgrund eigener Verdienste nicht erlangen. Es könnte aber auch sein, daß wir es nicht erhalten, wenn unsere Lebensweise nicht erkennen läßt, daß wir es wirklich schätzen und wünschen. Mögen wir uns daher gewissenhaft bemühen, in unserem Denken, Reden und Handeln wirklich wie Christus zu sein. Dann werden wir mit Gottes Hilfe bestimmt Erfolg haben und weder die Aussicht auf das ewige Leben einbüßen noch weitere Segnungen, die unser himmlischer Vater auf uns ausgießen mag, weil wir Frucht tragen.
36. Welche Umstände schließen gemäß den Worten des Petrus nicht aus, daß wir ermahnt werden müssen?
36 Wir sollten uns daher stets an die Notwendigkeit, treu zu bleiben, erinnern. Auf diese Tatsache wollte der Apostel Petrus die Leser seines zweiten Briefes hinweisen. Er schrieb:
„Darum werde ich geneigt sein, euch immer an diese Dinge zu erinnern, obwohl ihr sie wißt und in der Wahrheit befestigt seid, die in euch vorhanden ist. Doch erachte ich es für recht, solange ich in dieser Hütte bin, euch durch Erinnern aufzuwecken, da ich ja weiß, daß das Ablegen meiner Hütte nahe bevorsteht, so, wie es mir auch unser Herr Jesus Christus angezeigt hat. So will ich auch jederzeit mein Äußerstes tun, damit ihr nach meinem Weggang imstande seiet, diese Dinge selbst zu erwähnen“ (2. Petr. 1:12-15).
Wie diejenigen, an die Petrus im ersten Jahrhundert schrieb, mögen auch wir die Notwendigkeit erkennen, die „gute Botschaft“ zu predigen und die christusähnliche Persönlichkeit immer besser hervorzubringen. Wir mögen in der christlichen Wahrheit, soweit wir sie kennengelernt haben, befestigt sein. Doch besonders dann, wenn Prüfungen an uns herantreten oder wir vielleicht mit den schlauen Argumenten falscher Lehrer konfrontiert werden, sollten wir an die Mahnungen des Petrus denken.
37. Inwiefern war Petrus ein Vorbild im Ermahnen?
37 Wir sollten im Sinn behalten, warum der Apostel Petrus diese Ermahnungen aufzeichnete. Er wußte, daß er bald sein Leben lassen müßte, denn Jesus Christus hatte ihm persönlich gesagt, daß er als Märtyrer sterben werde (Joh. 21:18, 19). Diese Aussicht rief bei Petrus keine gedrückte Stimmung hervor, sondern er war entschlossen, die verbleibende Zeit zu nutzen und seine Brüder zu stärken, sie zu ermuntern, tätig zu sein und Frucht zu tragen. So konnten sie auch nach seinem Weggang, seinem Tod, durch seine Ermahnungen ermuntert werden und sie zur gegenseitigen Erbauung benutzen.
38. Wie sollten wir auf die in den Briefen des Petrus enthaltenen Ermahnungen reagieren?
38 Mögen auch wir durch die Briefe des Petrus ermuntert werden und andere stärken, indem wir die Aufmerksamkeit auf seine Ermahnungen lenken. Dann können wir, während wir zuversichtlich die Erfüllung der wunderbaren Verheißungen Jehovas erwarten, weiterhin die „gute Botschaft“ verkündigen und immer mehr wie unser himmlischer Vater und sein Sohn werden.
-
-
‘Richte nicht’Der Wachtturm 1980 | 1. August
-
-
‘Richte nicht’
Unvollkommene Menschen neigen dazu, sich mit anderen zu vergleichen und daraus Schlußfolgerungen über den Wert ihrer Mitmenschen zu ziehen. Solche Schlußfolgerungen beruhen häufig auf einer persönlichen Vorliebe und dem persönlichen Geschmack, oder sie unterliegen dem Einfluß einer unterschiedlichen Herkunft oder Erziehung.
Wahre Christen sollten sich jedoch davor hüten, andere in einem falschen Licht zu sehen. Als der christliche Apostel Paulus über den Genuß bestimmter Speisen sprach, prägte er einen Grundsatz, der uns helfen kann, in diesem wichtigen Bereich des Lebens ausgeglichen zu bleiben. Er schrieb: „Der Essende blicke nicht auf den Nichtessenden herab, und der Nichtessende richte den nicht, der ißt, denn Gott hat diesen willkommen geheißen“ (Röm. 14:3).
Jehova Gott heißt alle willkommen, die sich bemühen, seinen Willen zu tun. Warum sollte dann ein Mensch auf andere herabblicken oder sie aufgrund dessen richten, was sie persönlich tun? In dem Fall, um den es damals ging, mag derjenige, der mit einem guten Gewissen Fleisch aß, geneigt gewesen sein, auf den Nichtessenden herabzublicken und ihn als zu gewissenhaft oder als extrem zu betrachten. Der Nichtessende wiederum richtete vielleicht denjenigen, der Fleisch aß. In seinen Augen war der Essende ein Übertreter des Gesetzes, ein Sünder. Ein Christ, der in diesem Bereich des Lebens ausgeglichen ist — ganz gleich, ob es um Essen und Trinken, um Vergnügen, um Kleidung oder dergleichen geht —, erkennt, daß er lediglich ein Diener oder Sklave Gottes ist und als solcher nicht das Recht hat, andere aufgrund seiner privaten Ansichten zu beurteilen. Wenn es sich daher um Dinge handelt, bei denen der persönliche Geschmack oder die persönliche Vorliebe eine Rolle spielt, blickt er weder auf seine Glaubensbrüder herab, noch richtet er sie.
-