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Kann deine Zukunft vorhergesagt werden?Der Wachtturm 1977 | 1. Oktober
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Kann deine Zukunft vorhergesagt werden?
WIE weit müßtest du gehen, bis du jemand findest, der es wagt, deine Zukunft vorherzusagen? Möglicherweise gibt es schon an deinem Wohnort mehrere solche Personen.
Doch obwohl es so viele Astrologen, Handleser, Kartenlegerinnen und andere Arten von Wahrsagern gibt, wenden sich die meisten Leute nicht an sie, um sich die Zukunft vorhersagen zu lassen. Warum nicht?
Weil Wahrsager sich oft irren. Sie behaupten zwar, ihre Vorhersagen seien zutreffend, aber oft sind sie so vage und zweideutig, daß sie sich auf irgendein Ereignis beziehen können.
Mit den Voraussagen heidnischer Orakel in alter Zeit verhielt es sich genauso. Der griechische Schriftsteller Lukian sagte von einem gewissen Wahrsager: „Er äußerte Orakel und gab göttliche Antworten, doch mit großer Vorsicht, und er gab nach dem Brauch der Orakel verworrene, zweifelhafte oder unklare Antworten.“
Mitunter waren bei den Antworten solcher Orakel zwei genau gegensätzliche Deutungen möglich. Pyrrhos, der König von Epirus in Nordwestgriechenland, erhielt zum Beispiel eine Antwort, die folgende zwei Deutungen zuließ:
1. „Ich sage, daß du, Sohn des Äakus, die Römer besiegen kannst. Du wirst gehen, du wirst zurückkehren, nie wirst du im Krieg umkommen.“
2. „Ich sage, daß die Römer dich besiegen können, Sohn des Äakus. Du wirst gehen, du wirst nie zurückkehren, du wirst im Krieg umkommen.“
Da Pyrrhos die erste Deutung des Orakels annahm, führte er Krieg gegen die Römer. Er wurde besiegt.
Selbst wenn die Voraussagen von Wahrsagern mehr Einzelheiten enthalten und sich tatsächlich erfüllen, handeln sie gewöhnlich von ziemlich unbedeutenden Dingen. Eine Frau, die die Fähigkeit entwickelt hatte, mit Hilfe von Tarockkarten Voraussagen zu machen, sagte zum Beispiel: „Was ich daraus las, war größtenteils Kleinkram: Der Bruder der Hausangestellten würde in die Armee gehen, eine Nachbarin würde ein Kind bekommen ..., nichts wirklich Wichtiges.“
VORHERSAGEN, DIE SICH DAVON UNTERSCHEIDEN
Heißt das, daß es keine Möglichkeit gibt, im voraus über wichtige Ereignisse Kenntnis zu erhalten? Keineswegs; denn es gibt zuverlässige Vorhersagen, die sich völlig von den obenerwähnten unterscheiden. Wir finden sie in der Bibel.
Wir brauchen nur die Bibel bei den prophetischen Büchern wie Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel aufzuschlagen und werden wirklich andersartige Vorhersagen finden. Die biblischen Prophezeiungen handeln nicht von Nebensächlichkeiten aus dem Leben von Einzelpersonen, sondern häufig von der Zukunft ganzer Nationen. Sie weisen auf den Aufstieg und den Niedergang von Reichen hin, auf ihre charakteristischen Merkmale sowie auf besondere Einzelheiten in bezug auf ihre Beziehungen zu Gottes Volk. Und die meisten dieser Prophezeiungen wurden Jahrhunderte im voraus geäußert.
Im Gegensatz zu den zusammenhanglosen Vorhersagen von Wahrsagern besteht zwischen den biblischen Prophezeiungen ein Zusammenhang. Zum Beispiel heißt es in der Bibel: „Das Zeugnisgeben für Jesus ist das, was zum Prophezeien inspiriert [wörtlich: der Geist des Prophezeiens]“ (Offb. 19:10). Alle biblischen Prophezeiungen drehen sich um die Rolle Jesu Christi als „Same“ oder Nachkomme Abrahams, durch den sich „alle Nationen der Erde“ segnen sollen (1. Mose 3:15; 12:1-3; 22:18; Gal. 3:16).
Außerdem verkündeten die biblischen Propheten Botschaften von hohem moralischen Wert. Mutig wiesen sie Könige und hohe Beamte wegen Verletzungen des Gesetzes Gottes zurecht, wobei sie oft ihr Leben aufs Spiel setzten.
Das Eindrucksvollste an den Voraussagen der Bibel ist die Einzigartigkeit, mit der sie sich sogar bis in die kleinsten Einzelheiten erfüllten. Und sie beschreiben künftige Ereignisse, die uns persönlich berühren werden. Einige Beispiele dafür werden wir in den folgenden zwei Artikeln betrachten.
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Jahrhunderte im voraus geschriebene GeschichteDer Wachtturm 1977 | 1. Oktober
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Jahrhunderte im voraus geschriebene Geschichte
WAS hältst du von der Möglichkeit, daß jemand Geschichte im voraus schreiben kann? Einige behaupten, das sei unmöglich, und sie lehnen es rundweg ab, sich mit dieser Frage weiter auseinanderzusetzen.
Denke aber einmal über folgendes nach: Wird die Möglichkeit, daß es echte Vorhersagen gibt, durch die Zweifel von Skeptikern widerlegt? Es wäre sicherlich unvernünftig, voreilig zu einer solchen Schlußfolgerung zu kommen. Vielleicht befindet sich das Beweisstück dafür, daß Geschichte Jahrhunderte im voraus aufgezeichnet worden ist, sogar in deiner eigenen Wohnung. Wieso?
Sehr wahrscheinlich besitzt du eine Bibel, das Buch, das für Hunderte von Millionen Menschen das inspirierte Wort Gottes ist (2. Tim. 3:16). Die Bibel enthält viele Vorhersagen von Ereignissen, die, Jahrhunderte nachdem sie prophezeit worden waren, eintraten. Betrachten wir einige dieser Vorhersagen.
‘TYRUS WIRD EIN TROCKENPLATZ FÜR SCHLEPPNETZE WERDEN’
Ein Beispiel für die erstaunliche Genauigkeit biblischer Prophezeiungen hat mit der alten phönizischen Hafenstadt Tyrus zu tun. Diese Stadt wurde auf Kosten anderer Völker groß. In Tyrus wurden Metallgegenstände, Glaswaren und Purpurfarben hergestellt. Auch war die Stadt ein Handelszentrum für Überlandkarawanen und ein großer Umschlagplatz für die Ein- und Ausfuhr. Ihre Kaufleute und Händler brüsteten sich, Fürsten und Geehrte zu sein (Jes. 23:8). Eine Zeitlang bestanden freundschaftliche Bande zwischen Tyrus und Israel. Doch waren diese nicht von Bestand, da Tyrus sich schließlich mit den Feinden Israels verbündete. Wegen der Treulosigkeit der Stadt gegenüber Israel inspirierte Gott seine Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel und andere, Unglück über diesen phönizischen Seehafen vorherzusagen. Wir lesen zum Beispiel:
„Dies ist daher, was der Herr Jehova gesprochen hat: ,Siehe, ich bin gegen dich, o Tyrus, und ich will viele Nationen gegen dich heraufführen, so, wie das Meer seine Wellen heraufführt. Und sie werden bestimmt die Mauern von Tyrus zerstören und ihre Türme niederreißen, und ich will ihren Staub von ihr abkratzen und sie zu einer glänzend kahlen Oberfläche eines zerklüfteten Felsens machen. Ein Trockenplatz für Schleppnetze wird sie inmitten des Meeres werden. ... Siehe, ich bringe wider Tyrus Nebukadrezar, den König von Babylon, aus dem Norden her, einen König der Könige, mit Rossen und Kriegswagen und Berittenen und einer Versammlung, ja einem zahlreichen Volk. Und ich will dich zu einer glänzend kahlen Oberfläche eines zerklüfteten Felsens machen. Ein Trockenplatz für Schleppnetze wirst du werden. Nie wirst du wieder gebaut werden; denn ich selbst, Jehova, habe geredet‘ ist der Ausspruch des Herrn Jehova“ (Hes. 26:3-5, 7, 14).
Die weltliche Geschichte berichtet, daß Nebukadnezar, einige Zeit nachdem er Jerusalem und den Tempel Jehovas im Jahre 607 v. u. Z. zerstört hatte, mit der Belagerung der Stadt Tyrus begann. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus, der sich auf phönizische und andere Geschichtsberichte stützte, schreibt, daß Nebukadnezar die Stadt Tyrus 13 Jahre lang belagerte. Aus der Bibel geht hervor, daß Nebukadnezars Streitkräfte beträchtlichen Schaden in Tyrus anrichteten (Hes. 26:8-11).
Die Stadt erholte sich wieder von diesem Schlag der Babylonier. Aber Jahrhunderte später rückten griechische Streitkräfte unter Alexander dem Großen gegen Tyrus vor, das damals ungefähr 800 Meter vom Festland entfernt auf einer Insel lag. Als sich die Bewohner der Stadt Alexander nicht ergaben, geriet er in Zorn und ließ seine Männer die Trümmer der Festlandstadt zusammenscharren und ins Meer werfen und auf diese Weise einen Damm zur Inselstadt bauen. Dann fand eine Seeschlacht statt, die die Streitkräfte Alexanders gewannen. Nach siebenmonatiger Belagerung nahmen Alexanders Männer die Inselstadt ein. Als die Bewohner hartnäckigen Widerstand leisteten, wurde die Stadt in Brand gesteckt. Es kam so, wie Sacharja, ein anderer Prophet, vorhergesagt hatte: „Im Feuer wird es selbst verzehrt werden“ (Sach. 9:4).
Im Laufe der Jahrhunderte bemühte man sich zwar ständig, Tyrus wiederaufleben zu lassen, doch die Stadt wurde wiederholt von feindlichen Heeren eingenommen, genauso wie es Gottes Prophet vorhergesagt hatte (Hes. 26:3). Wie steht es heute mit Tyrus, das zu den großen Seemächten des Altertums zählte? An der Stelle der früheren Stadt befinden sich nur noch die Ruinen und eine kleine Hafenstadt, Sour (Sur) genannt. Nina Jidejian schreibt in ihrem Buch Tyre Through the Ages (Tyrus im Laufe der Jahrhunderte, 1969): „Der Hafen ist heute ein Anlegeplatz für Fischerboote geworden und eine Stelle, an der Netze ausgebreitet werden“ — genau wie es von Hesekiel prophezeit worden war (Hes. 26:5, 14).
NACH BABYLON SOLLTEN MEDO-PERSIEN UND GRIECHENLAND KOMMEN
Im sechsten Jahrhundert v. u. Z., als Babylon Weltmacht war, hatte der Prophet Daniel im Traum eine erstaunliche Vision von zwei sinnbildlichen Tieren. Bei dem ersten handelte es sich um einen Widder (ein männliches Schaf), der zwei Hörner hatte. „Und die zwei Hörner waren hoch, aber das eine war höher als das andere, und das höhere kam nachher empor“ (Dan. 8:3). Was stellte dieser Widder dar? Ein Engel erklärte Daniel: „Der Widder, den du sahst, der die zwei Hörner hatte, steht für die Könige von Medien und Persien“ (Dan. 8:20).
Daniel wurde hier der Name der Weltmacht genannt, die Babylon ablösen sollte. In Übereinstimmung mit diesen Einzelheiten wurde Babylon von Medo-Persien besiegt. Die Meder (das kleinere Horn) waren zunächst die Stärkeren, und danach stiegen die Perser auf (das höhere Horn, das anschließend emporkam).
Was ist über das zweite Tier in dieser Vision zu sagen? Daniel berichtet uns, daß es „ein Ziegenbock [war], der vom Sonnenuntergang her über die Oberfläche der ganzen Erde kam, und er berührte die Erde nicht. Und was den Bock betrifft, da war ein auffälliges Horn zwischen seinen Augen“ (Dan. 8:5).
Der Ziegenbock kämpfte mit dem Widder und besiegte ihn (Dan. 8:6, 7). Dann geschah etwas Ungewöhnliches. Daniel sagt weiter: „Sobald er [der Ziegenbock] mächtig wurde, wurde das große Horn zerbrochen, und es kamen dann auffälligerweise vier an seiner Stelle empor, nach den vier Winden der Himmel hin“ (Dan. 8:8).
Nachdem Daniel einen Engel gefragt hatte, was dieser Teil seiner sinnbildlichen Vision bedeute, erhielt er folgende Antwort:
„Und der haarige Ziegenbock steht für den König von Griechenland; und was das große Horn betrifft, das zwischen seinen Augen war, es steht für den ersten König. Und daß eins zerbrochen worden war, so daß an seiner Stelle schließlich vier aufstanden: Da sind vier Königreiche aus seiner Nation, die aufstehen werden, aber nicht mit seiner Kraft“ (Dan. 8:21, 22).
Mit diesen Worten wurde vorhergesagt, daß Medo-Persien von Griechenland als Weltmacht abgelöst werden sollte.
Was hatte es mit dem „großen Horn“ des Ziegenbockes auf sich, das zerbrochen wurde und an dessen Stelle vier andere Hörner erschienen? Wie die Erklärung des Engels zeigt, stellte das große Horn den „ersten König“ von Griechenland dar, nachdem es Weltmacht geworden war. Das war Alexander der Große. Nach dem Tode Alexanders wurde sein Reich interessanterweise, wie vorhergesagt, schließlich unter vier seiner Generäle aufgeteilt, „nach den vier Winden der Himmel hin“ (Dan. 8:8).
Nach dem Bericht des Josephus soll man Alexander diese Prophezeiung gezeigt haben, als er nach Jerusalem kam. Josephus schreibt: „Als man ihm nun das Buch Daniel zeigte, in welchem vorausgesagt war, ein Grieche werde der Perser Reich zerstören, hielt er sich selbst für diesen Griechen und entliess voll Freude das Volk. Am folgenden Tage aber rief er sie wieder zusammen und hiess sie Geschenke begehren, so viele sie wollten“ (Jüdische Altertümer, XI. Buch, VIII. Kapitel, 5. Absatz).
Mit diesen wenigen Einzelheiten der prophetischen Vision beschrieb das Buch Daniel somit geschichtliche Ereignisse mehr als 200 Jahre im voraus. Und dieses Bibelbuch reicht sogar noch weiter in die Zukunft. Inwiefern?
GESCHICHTE, DIE 600 JAHRE IM VORAUS GESCHRIEBEN WURDE
Eine einzigartige Prophezeiung, die wir in Daniel, Kapitel 9 finden, erwähnt geschichtliche Einzelheiten mehr als sechs Jahrhunderte im voraus. Diese Prophezeiung zeigt, daß der „Messias, [der] Führer“, nach neunundsechzig „Jahrwochen“ „vom Ausgang des Wortes inbetreff der Wiederherstellung und Neugründung Jerusalems“ erscheinen würde und daß kurz danach die Stadt Jerusalem und ihr Tempel zerstört werden würden (Dan. 9:24-27, Menge). Wie erfüllte sich diese Voraussage?
Der persische König Artaxerxes Longimanus gab im zwanzigsten Jahr seiner Herrschaft einen Erlaß heraus, Jerusalem wiederherzustellen und wieder aufzubauen. Dieser Erlaß wurde im Herbst jenes Jahres, nämlich im Jahre 455 v. u. Z., wirksam. Wenn man neunundsechzig Jahrwochen (jede „Woche“ zu sieben Jahren) oder 483 Jahre vom Jahr 455 v. u. Z. weiterzählt, kommt man in das Jahr 29 u. Z. Nach dem biblischen Bericht stellte sich Jesus von Nazareth genau in diesem Jahr bei seiner Taufe im Jordan als Messias dar (Luk. 3:21-23; 4:16-21).
In derselben Prophezeiung heißt es, daß der Messias „zur Hälfte der [siebzigsten] Woche“ „abgeschnitten werden“ würde (Dan. 9:26, 27). In genauer Übereinstimmung damit starb Jesus am Passahtag im Frühling des Jahres 33 u. Z., genau in der Mitte einer „Jahrwoche“ oder dreieinhalb Jahre nachdem er mit der Taufe seine Laufbahn als Messias begonnen hatte (Matth. 26:2; Joh. 13:1, 2).
In Verbindung mit der Zerstörung Jerusalems heißt es in dieser Prophezeiung über die Generation, in der der Messias erscheinen und im Tode abgeschnitten werden würde: „Und die Stadt und die heilige Stätte, das Volk eines Führers, der kommt, wird sie ins Verderben bringen. Und das Ende davon wird durch die Flut sein. Und bis zum Ende wird es Krieg geben; das, was beschlossen ist, sind Verwüstungen“ (Dan. 9:26). Fünf Tage vor seinem Tod äußerte sich Jesus darüber noch eingehender. Der Bericht lautet:
„Und als er näher kam, schaute er die Stadt [Jerusalem] an und weinte über sie und sprach: ,Wenn du, ja du, an diesem Tage die Dinge erkannt hättest, die mit Frieden zu tun haben — doch nun sind sie vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, da werden deine Feinde eine Befestigung aus Spitzpfählen um dich bauen und werden dich ringsum einschließen und dich von allen Seiten bedrängen, und sie werden dich und deine Kinder in deiner Mitte zu Boden schmettern, und sie werden in dir keinen Stein auf dem anderen lassen, weil du die Zeit deiner Besichtigung nicht erkannt hast‘“ (Luk. 19:41-44).
Über die „Befestigung aus Spitzpfählen“ berichtet Josephus, daß der römische General Titus während des Aufstandes der Juden die Errichtung einer Mauer um Jerusalem anordnete. Seine Soldaten fällten alle Bäume in der Umgebung und errichteten in nur drei Tagen einen fast 8 Kilometer langen Pfahlzaun. In dem nachfolgenden Massaker kamen 1 100 000 „Kinder“ Jerusalems ums Leben. Wie genau sich die Voraussagen über die Zerstörung der Stadt erfüllten, ist daran zu erkennen, daß nur drei Türme und ein Teil der westlichen Stadtmauer stehenblieben. Josephus schreibt: „Alle übrigen Teile der Stadtmauer machten die Sieger so völlig dem Erdboden gleich, dass fremde Ankömmlinge kaum hätten glauben sollen, die Stätte sei jemals bewohnt gewesen.“
Diese Zerstörung Jerusalems ereignete sich im Jahre 70 u. Z., etwa 605 Jahre nachdem Daniel sein Buch (um 536 v. u. Z.) geschrieben hatte. Ist die Erfüllung solch ausführlicher biblischer Prophezeiungen, die Jahrhunderte im voraus aufgezeichnet worden sind, nicht glaubensstärkend? Aber die Voraussagen der Bibel haben nicht nur mit der fernen Vergangenheit zu tun. Viele erfüllen sich auf bemerkenswerte Weise in unserer Zeit und lassen erkennen, wie es dir möglich ist, eine strahlende und glückliche Zukunft zu erleben. Im nächsten Artikel werden einige dieser Prophezeiungen behandelt.
[Diagramm auf Seite 583]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
„SIEBZIG WOCHEN“
455 v. u. Z. 33 u. Z. 70 u. Z.
(Frühling)
29 u. Z. 36 u. Z.
69 Jahrwochen 70. „Woche“
(= 483 Jahre)
Jesus
20. Jahr gesalbt
des Artaxerxes Jesus „abgeschnitten“ Jerusalem zerstört
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Biblische Prophezeiungen — vom alten Babylon bis zum 20. JahrhundertDer Wachtturm 1977 | 1. Oktober
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Biblische Prophezeiungen — vom alten Babylon bis zum 20. Jahrhundert
BIBLISCHE Prophezeiungen haben sich in alter Zeit auf bemerkenswerte Weise erfüllt. Wußtest du, daß die Bibel auch Voraussagen über das zwanzigste Jahrhundert enthält?
Im Buch Daniel finden wir prophetische Visionen, die den Aufstieg und den Niedergang bedeutender Weltmächte von der Zeit des alten Babylon bis in die Gegenwart behandeln. Daniel hatte im sechsten Jahrhundert v. u. Z. beispielsweise einen Traum über vier sinnbildliche Tiere. Gemäß der Beschreibung Daniels handelte es sich dabei um folgende:
1. einen Löwen, der zunächst Adlerflügel hat, sie dann verliert und menschliche Eigenschaften annimmt, 2. einen Bären, der viel Fleisch frißt; 3. einen Leoparden mit vier Flügeln (durch die er seine Geschwindigkeit erhöht) und vier Köpfen und 4. ein wildes Tier, das „furchteinflößend und schrecklich und ungewöhnlich stark“ ist und eigentlich gar keinem Tier gleicht. Dieses vierte Tier hatte große Zähne aus Eisen sowie zehn Hörner, und ein weiteres Horn ein „kleines“, entwickelte sich mit Augen und einem „Maul, das großtönende Dinge redete“ (Dan. 7:3-8).
VON BABYLON BIS ZUR HERRSCHAFT EINES „MENSCHENSOHNES“
Was stellen diese vier Tiere dar? Der Bibelbericht zeigt, daß sie „Könige“ oder Königreiche versinnbildlichen (Dan. 7:17). Der Löwe stellt Babylon dar, das die vorherrschende Macht im Nahen Osten war, als Daniel diese Vision hatte (Jer. 4:5-7). Der Bär ist ein Sinnbild des Königreiches, das nach Babylon zur Weltmacht aufstieg, nämlich Medo-Persien. Durch den vierköpfigen Leoparden wird das griechische Weltreich dargestellt. Was die vier Köpfe des Leoparden betrifft, so kämpften nach dem Tod Alexanders des Großen seine Generäle um die Macht im Reich. Vier von ihnen erlangten schließlich die Herrschaft über verschiedene Teile. Das vierte symbolische Tier aus dieser Vision ist ein Hinweis auf die Weltmacht, die das griechische Weltreich stürzte: Rom.
Welche Bedeutung haben die zehn Hörner dieses vierten Tieres und das weitere Horn mit Augen und einem „Maul, das großtönende Dinge redete“? (Dan. 7:8). Manchmal versinnbildlichen Hörner in der Bibel Herrscher und Herrscherhäuser (Dan. 8:2-10, 20-22; Sach. 1:18-21; Luk. 1:69-71). Die Zahl Zehn stellt Vollständigkeit dar, Ganzheit, die Gesamtheit einer Sache (Matth. 25:1; Luk. 15:8; 19:13, 16, 17). Die Geschichte zeigt, daß aus dem römischen Weltreich schließlich verschiedene Nationen hervorgingen. Die zehn Hörner dieses vierten Tieres stellen offensichtlich alle Königreiche dar, die nach der Auflösung des Römischen Reiches entstanden.
Britannien, das „kleine“ Horn, das im achtzehnten Jahrhundert u. Z. zwischen den zehn „Hörnern“ aufstieg, war einst ein unbedeutendes, vom römischen Weltreich abhängiges Reich und erlangte als wichtigste Handelsmacht und politische Macht in der Welt Bedeutung. Wegen der engen Bindungen zwischen England und den Vereinigten Staaten und wegen des im allgemeinen einheitlichen Vorgehens spricht man heute oft von der anglo-amerikanischen Weltmacht. Auf diese Macht trifft die biblische Beschreibung des „kleinen“ Horns zu.
Da die anglo-amerikanische Weltmacht immer noch besteht, kann man sagen, daß in Daniels Vision von den vier Tieren der Ablauf der Menschheitsgeschichte von der Zeit des alten Babylon bis in unsere Tage vorausgesagt wird. Was folgt aber auf das Ende dieser Reihe menschlicher Königreiche? Daniel fährt fort:
„Ich schaute weiter in den Visionen der Nacht, und siehe da! mit den Wolken des Himmels kam gerade einer wie ein Menschensohn, und er erlangte Zutritt zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn nahe heran, ja vor Ihn. Und ihm wurde Herrschaft und Würde und Königtum gegeben, damit die Völker, Völkerschaften und Sprachen alle ihm dienen sollten. Seine Herrschaft ist eine auf unabsehbare Zeit dauernde Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königreich eines, das nicht zugrunde gerichtet werden wird“ (Dan. 7:13, 14).
Wie begeisternd ist doch der Gedanke, daß der „Menschensohn“, Jesus Christus, die Herrschaft über ‘alle Völker, Völkerschaften und Sprachen’ übernimmt, und das in unseren Tagen! Menschen, die in der heutigen Zeit leben, stehen wunderbare Segnungen in Aussicht.
NEBUKADNEZARS TRAUM VOM STANDBILD
Von ähnlicher Bedeutung ist ein prophetischer Traum, den Nebukadnezar hatte. Dieser babylonische König sah ein riesiges metallenes Standbild in Menschengestalt. Daniel erklärt: „Sein Haupt war von gutem Gold, seine Brust und seine Arme waren von Silber, sein Bauch und seine Oberschenkel waren von Kupfer, seine Beine waren von Eisen, seine Füße waren teils von Eisen und teils von geformtem Ton“ (Dan. 2:31-33).
Nach den Worten Daniels stellte das Haupt von Gold Nebukadnezar dar oder im weiteren Sinne die Dynastie babylonischer Herrscher, die mit Nebukadnezar begonnen hatte (Dan. 2:37, 38). Die Brust und die Arme von Silber versinnbildlichten Medo-Persien, die nachfolgende Weltmacht. Der Bauch und die Oberschenkel von Kupfer waren ein Bild ‘eines anderen Königreiches, eines dritten [von Babylon an gezählt]’ (Dan. 2:39). Das war die griechische Weltmacht. Der nächste Teil des Standbildes, die eisernen Füße, stellte anfangs Rom dar. Doch durch Rom konnten sich nicht alle Einzelheiten des eisernen Teiles dieses prophetischen Standbildes erfüllen. Warum nicht?
Weil sich das Eisen noch in die Füße des Standbildes erstreckte und dort mit geformtem Ton vermischt war. Über die Füße dieses Standbildes heißt es in der Bibel weiter: „Ein Stein [wurde] herausgehauen ..., nicht mit Händen, und er schlug das Bild an seine Füße von Eisen und von geformtem Ton und zermalmte sie. Zu dieser Zeit wurden das Eisen, der geformte Ton, das Kupfer, das Silber und das Gold alle zusammen zermalmt“ (Dan. 2:34, 35).
Was bedeutete dieser Teil des Traums, den Nebukadnezar hatte? Daniel erklärt: „Der Gott des Himmels [wird] ein Königreich aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. Und das Königreich selbst wird an kein anderes Volk übergehen. Es wird alle diese [durch das gesamte Standbild dargestellten] Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und es selbst wird für unabsehbare Zeit bestehen“ (Dan. 2:44).
Diese Vernichtung und Beseitigung aller irdischen Königreiche durch Gottes Herrschaft trat nicht in den Tagen des römischen Weltreiches ein. Das mit Eisen zu vergleichende Merkmal dieses Standbildes erstreckt sich daher noch bis zur nachfolgenden Weltmacht: Anglo-Amerika. Diese Vision gleicht somit derjenigen der vier Tiere, da sie bedeutsame Entwicklungen in der Menschheitsgeschichte von der Zeit des alten Babylon bis zu der Zeit voraussagt, in der Gottes Königreich unter dem „Menschensohn“, Christus Jesus, die Herrschaft über die Erde übernimmt.
Können wir damit rechnen, daß dies bald geschieht?
DAS „ZEICHEN“ DER GEGENWART CHRISTI
Kurz bevor Jesus zu Tode gebracht wurde, fragten seine Jünger ihn nach dem „Zeichen“ seiner „Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge“ (Matth. 24:3). Unter „Gegenwart“ verstanden sie, daß er in Königreichsmacht regieren würde. Was antwortete Jesus auf ihre Frage? Es ist sehr nützlich, den vollen Wortlaut der Antwort zu lesen, die in Matthäus, Kapitel 24 und 25 sowie in den Parallelberichten Markus 13 und Lukas 21 aufgezeichnet ist. Hier wollen wir nur einige Höhepunkte anführen.
Gemäß dem Evangelium des Lukas erwähnte Jesus als Zeichen für seine Gegenwart u. a. folgendes: „Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich; und es wird große Erdbeben geben und an einem Ort nach dem anderen Seuchen und Lebensmittelknappheit“ (Luk. 21:10, 11). Die Offenbarung erwähnt dieselben Beweise für die Gegenwart Jesu als König, doch in symbolischer Sprache. In einer Schilderung dessen, was auf der Erde geschieht, nachdem Jesus Christus, der Reiter auf einem symbolischen „weißen Pferd“, die „Krone“ (die Macht, als König über die Menschenwelt zu herrschen) empfängt, lesen wir:
„Und ein anderes [Pferd mit einem Reiter], ein feuerfarbenes Pferd kam hervor; und dem, der darauf saß, wurde gewährt, den Frieden von der Erde wegzunehmen, so daß sie einander hinschlachten würden, und ein großes Schwert wurde ihm gegeben. [Vergleiche Lukas 21:10, wo es heißt, daß ‘sich Nation gegen Nation erheben wird’.] ...
Und ich sah, und siehe! ein schwarzes Pferd; und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme, als ob sie inmitten der vier lebenden Geschöpfe sagte: ,Ein Liter Weizen für einen Denar und drei Liter Gerste für einen Denar, und das Olivenöl und den Wein beschädigt nicht.‘ [Vergleiche Lukas 21:11 in bezug auf Hungersnöte.] ...
Und ich sah, und siehe! ein fahles Pferd; und der darauf saß, hatte den Namen Tod. Und der Hades [das allgemeine Grab der Menschheit] folgte dicht hinter ihm. Und es wurde ihnen Gewalt über den vierten Teil der Erde gegeben, um mit einem langen Schwert und mit Lebensmittelknappheit und mit tödlichen Plagen und durch die wilden Tiere der Erde zu töten. [Man beachte, daß in Lukas 21:11 von Seuchen die Rede ist.]“ (Offb. 6:1-8).
Hast du selbst das alles miterlebt? Ist nicht die Generation, die heute am Leben ist, seit dem Ersten Weltkrieg im Jahre 1914 u. Z. von unvergleichlichen Kriegen, Hungersnöten und Epidemien heimgesucht worden? Und das ist nicht alles, was zu dem Zeichen gehört, das erkennen läßt, daß Jesus in Königreichsmacht gegenwärtig ist.
Jesus sagte über ein weiteres Merkmal des Zeichens: „Und wegen der zunehmenden Gesetzlosigkeit wird die Liebe der meisten erkalten“ (Matth. 24:12). Ist es nicht so, daß rapid steigende Verbrechensraten in vielen Teilen der Erde dazu geführt haben, daß die Liebe zu Gott und zum Mitmenschen im allgemeinen abgekühlt ist? (Vergleiche 2. Timotheus 3:1-5.)
So trostlos diese Weltverhältnisse indes auch sind, stellen sie doch für bibelgläubige Menschen einen stichhaltigen Grund zur Freude dar, denn Jesus sagte weiter: „Wahrlich, ich sage euch, daß diese Generation auf keinen Fall vergehen wird, bis alle diese Dinge geschehen.“ Das heißt, daß Personen, die den Anfang dieser kummervollen Zeit erlebt haben, auch noch am Leben sein werden, wenn Gottes himmlisches Königreich dem gegenwärtigen System der Dinge ein Ende bereiten wird (Matth. 24:8, 34).
Wodurch wird es ersetzt werden? Durch ein neues System der Dinge unter der Herrschaft Gottes. In der Offenbarung werden die Verhältnisse, die dann auf der Erde herrschen werden, folgendermaßen beschrieben: „Siehe! Das Zelt Gottes ist bei den Menschen, und er wird bei ihnen weilen, und sie werden seine Völker sein. Und Gott selbst wird bei ihnen sein. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen“ (Offb. 21:3, 4).
Möchtest du gern in diesem neuen System der Dinge leben? Wenn ja, dann hat die Erfüllung des „Zeichens“, das Jesus gab, für dich besondere Bedeutung. Jesus sagte: „Wenn aber diese Dinge zu geschehen anfangen, dann richtet euch auf und hebt eure Häupter empor, denn eure Befreiung naht“ (Luk. 21:28).
Welch eine wunderbare Hoffnung! Aber Gott stellt gewisse Bedingungen an diejenigen, die dieses neue System der Dinge erleben werden, Bedingungen, die allerdings nicht schwer zu erfüllen sind (1. Joh. 5:3, 4). Bist du bereit, die Bibel zu studieren, um Gottes Bedingungen kennenzulernen? Du wirst echte Freude daran finden. Jehovas Zeugen führen gern mit dir ein kostenloses Heimbibelstudium durch. Ihre Zusammenkünfte im Königreichssaal sind öffentlich, und der Eintritt ist frei. Setze dich mit Jehovas Zeugen bald in Verbindung, und erlange ein noch genaueres Verständnis über die Erfüllung biblischer Prophezeiungen in unserem zwanzigsten Jahrhundert.
Die große Volksseuche
WIE oben erwähnt, soll es als „Zeichen“ der Gegenwart Christi und des „Abschlusses des Systems der Dinge“ u. a. auch „an einem Ort nach dem anderen Seuchen“ geben (Matth. 24:3; Luk. 21:11). Zu diesen Seuchen zählt die „spanische Grippe“, die weitverbreitete Volksseuche der Jahre 1918 und 1919. Timothy Larkin schreibt über diese Pandemie: „Als die U.S.S. Otranto, ein amerikanischer Truppentransporter, mit einem anderen Schiff kollidierte, kamen 431 Personen ums Leben; es gab deswegen so viele Tote, weil die Besatzung der Otranto durch die Grippe so geschwächt war, daß sie das Schiff nicht mehr verlassen konnte; und während im 1. Weltkrieg 50 000 amerikanische Soldaten in der Schlacht fielen, starben weitere 24 000 an Grippe oder den sich daraus ergebenden Komplikationen“ (FDA Consumer, Mai 1976). Insgesamt forderte die Grippeepidemie in den Jahren 1918 und 1919 auf der ganzen Erde etwa 20 Millionen Menschenleben.
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