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  • Die Religion und der Vietnamkrieg
    Erwachet! 1972 | 8. Oktober
    • Die Religion und der Vietnamkrieg

      TAUSENDE von jungen Katholiken, Protestanten und Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften haben in Vietnam gekämpft. Viele kämpfen noch. Auf den Schlachtfeldern werden die Soldaten von Geistlichen betreut. Hat die Religion dazu beigetragen, daß diese Männer in diesen Krieg gezogen sind?

      Welchen Standpunkt nehmen die protestantischen Religionsgemeinschaften jetzt gegenüber diesem Krieg ein? In seinem vor kurzem erschienenen Buch, betitelt Vietnam and Armageddon, weist der Jesuit Robert Drinan darauf hin, daß „fast alle protestantischen Theologen den Vietnamkrieg als moralisch nicht vertretbar ablehnen“.2 Verschiedene protestantische Denominationen haben in letzter Zeit Erklärungen gegen diesen Krieg abgegeben.

      Auch jüdische religiöse Organisationen haben begonnen, gegen diesen Krieg zu protestieren. Im vergangenen Dezember lautete eine Überschrift in der Zeitung Washington Post: „KENSINGTON-TEMPEL-ENTSCHLIESSUNG FORDERT, DASS VIETNAM-KRIEG BEENDET WERDE“. In der Entschließung wurde Präsident Nixon dringend ersucht, „Befehl zu geben, alle amerikanischen Truppen aus Vietnam, Laos und Kambodscha abzuziehen“.3

      Der katholische Standpunkt

      Welchen Standpunkt nimmt die katholische Kirche ein? Im vergangenen November fand eine nationale Bischofskonferenz statt; und in Verbindung damit brachte die New York Times auf der ersten Seite folgende Schlagzeile: „DIE KATHOLISCHEN BISCHÖFE AMERIKAS FORDERN, DASS DER INDOCHINAKRIEG BEENDET WERDE“.4

      In der von den Bischöfen angenommenen Entschließung wurde auf „die Vernichtung von Menschenleben und von moralischen Werten“ hingewiesen und gesagt: „Es ist daher unsere feste Überzeugung, daß die sofortige Beendigung dieses Krieges ein moralisches Erfordernis von größter Wichtigkeit ist.“5

      Hilfsbischof Thomas Gumbleton von Detroit erklärte, die Entschließung bedeute, „daß es sich um einen ungerechten Krieg“ handle.6 Er sagte, wer den katholischen Standpunkt teile, „dürfe sich an diesem Krieg nicht beteiligen“.7

      Diese Zeugnisse würden den Schluß zulassen, daß die Kirchen die Menschen dazu angeleitet hätten, den Krieg nicht zu unterstützen. Aber warum haben Hunderttausende von jungen Katholiken und Protestanten jahrelang in Vietnam gekämpft? Haben sie entgegen der Weisung gehandelt, die sie von ihrer Kirche erhalten haben?

      Unklare Weisung

      Der Widerstand der Kirchen gegen den Vietnamkrieg ist nicht so eindeutig, wie man aufgrund der erwähnten Zeugnisse annehmen könnte. So erklärte Erzbischof Philip Hannan von New Orleans, er gehöre zu „einer ziemlich großen Zahl von Bischöfen, die die Entschließung [die die amerikanischen Bischöfe vor kurzem angenommen haben] nicht voll und ganz unterstützt“ hätten.8 Man kann daher verstehen, daß die Katholiken auch über die Weisung, die jetzt gegeben wird, sich nicht im klaren sind!

      Ähnlich liegt der Fall bei den protestantischen Religionsgemeinschaften. Im Jahre 1968 billigte die lutherische Kirche in Amerika offiziell die Verweigerung der Teilnahme an bestimmten Kriegen. Seitdem haben sich jedoch auch lutherische Geistliche für die Teilnahme am Vietnamkrieg ausgesprochen. In der Ausgabe der lutherischen Schrift Springfielder, Ausgabe vom Frühjahr 1970, schreibt der Feldgeistliche Professor Martin Scharlemann:

      „Wir haben gehört, daß gesagt worden ist: ,Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‘ Das ist natürlich richtig. Wer könnte sich deswegen streiten, da es ein Wort des Herrn ist? Aber es gibt Abstufungen. ... Ein nordvietnamesischer Soldat ist nicht immer ohne weiteres mein Nächster. Unsere Treue gehört nicht ein und demselben Land: Ich bin meinem Land treu, und er ist seinem treu. Ich habe meinem Land gegenüber eine Pflicht, die größer ist als mein Interesse an seinem Land; und das gilt auch für ihn. Wenn er aber verwundet ist und meiner Hilfe bedarf, wird er im ethischen Sinne des Neuen Testaments wieder mein Nächster. Dann trennt uns nichts mehr.“9

      Dieser Geistliche behauptet also, die Pflicht dem Vaterland gegenüber hebe das Gebot Christi, seinen Nächsten zu lieben, auf.

      Man könnte zu dem Schluß kommen, daß die Ansichten dieses lutherischen Geistlichen heute eine Ausnahme wären und daß die Kirchen dazu auffordern würden, im Vietnamkrieg nicht mitzukämpfen. War das aber auch vor fünf oder sechs Jahren so?

      Der Standpunkt gegenüber dem Krieg vor einigen Jahren

      Vor mehr als fünf Jahren führte die Katholische Meinungsforschung, Inc., unter den katholischen Priestern der Vereinigten Staaten eine Umfrage durch. Die Frage lautete: Sollten die Vereinigten Staaten einen harten Kurs verfolgen, um den Vietnamkrieg zu gewinnen?

      2 706 Priester beantworteten die Frage mit Ja und 371 mit Nein.10

      Vielfach unterstützten Geistliche den Krieg in Wort und Tat. Eine Zeitung berichtete zum Beispiel, daß ein katholischer Priester sowie die Vertreter von zwei anderen Religionsgemeinschaften versucht hätten, „eine Gruppe Brooklyner Studenten davon zu überzeugen, daß das biblische Gebot, das das Töten verbietet, nicht auf den Vietnamkrieg anzuwenden sei“. Der katholische Priester Robert J. McNamara erklärte: „Was wir dort tun, ist notwendig, um eine Oligarchie zu verhindern.“11

      Einige Priester unterstützten den Krieg noch aktiver. Auf einem Bild in der Zeitschrift Life, das über anderthalb Seiten ging, war ein Priester zu sehen, und die fettgedruckte Überschrift lautete: „Ein tapferer Priester kämpft allein“. In dem Artikel hieß es: „Die stahlhelmtragende, mit einem Gewehr bewaffnete Gestalt auf dem Bild ist eine merkwürdige, doch ermutigende Erscheinung in diesem Krieg — ein katholischer Priester, der persönlich gegen den Vietcong Krieg führt.“12

      Warum waren die Priester fast alle dafür, daß sich die Vereinigten Staaten bemühen sollten, in Vietnam einen Sieg zu erringen? Einen starken Einfluß übten ohne Zweifel die Weisungen ihrer Bischöfe aus. Im November 1966 hatten die amerikanischen Bischöfe in einer amtlichen Erklärung geäußert: „Der Standpunkt, daß unsere Anwesenheit in Vietnam gerechtfertigt sei, ist vernünftig. ... Wir loben den Heldenmut unserer Soldaten, und wir sprechen ihnen unseren innigsten Dank aus. ... wir können mit gutem Gewissen den Standpunkt unseres Landes unter den gegenwärtigen Umständen unterstützen.“13

      Einige Bischöfe sprachen fast so, als handelte es sich um einen heiligen Krieg. Der inzwischen verstorbene Kardinal Spellman sagte, daß die amerikanischen Truppen „Soldaten Christi“14 wären, die einen Kampf für die Zivilisation kämpften, und daß „nur ein Sieg denkbar“ sei.15 Personen, die die Richtigkeit des amerikanischen Vorgehens anzweifelten, antwortete Spellman: „Es ist mein Vaterland, sei es im Recht, sei es im Unrecht.“16

      George R. Davis, Pfarrer an der „National City Christian Church“ in Washington, D. C., sagte über die Forderung Spellmans, den „Sieg“ zu erringen: „Ich bin gleicher Meinung.“17 Andere protestantische Geistliche zeigten auf verschiedene Weise, daß auch sie gleicher Meinung waren.

      Robert Mummey, ein Vertreter der Christlichen Wissenschaft, setzte sich für den Vietnamkrieg ein, indem er zu einer Gruppe Studenten sagte: „Das Töten muß mit reinem Herzen geschehen, sonst ist es unmoralisch. Würde unseren Soldaten eingeprägt, sie sollten den Feind hassen, dann wäre das Töten unmoralisch.“18

      Die Geistlichen bekundeten auch ihre Unterstützung des Krieges, indem sie die Gefallenen ehrten. Martin Haerther, ein lutherischer Geistlicher von Des Moines (Iowa), sagte bei einem Begräbnis: „Wenn ein Soldat in einem gerechten Krieg [Vietnam] für das Vaterland fällt, stirbt er nicht nur den Heldentod, sondern er hat auch ein seliges Ende ... Ich bin sicher, daß die Engel zur Stelle waren, um seine Seele in den Himmel zu tragen, und jetzt hat er Frieden.“19.

      Wohin die Religion geführt hat

      Das zeigt, daß die Kirchen in den Vereinigten Staaten anfänglich den Vietnamkrieg unterstützt haben. Und wozu hat das geführt?

      Eine Folge davon ist, daß sich die Anhänger ein und derselben Religionsgemeinschaft auf dem Schlachtfeld gegenseitig umbringen. In Nord-Vietnam gibt es zum Beispiel schätzungsweise eine Million Katholiken. Welchen Standpunkt nehmen die Priester dort ein? Die New York Times berichtete: „Der Pastor der Kirche St. Antonius von Padua in Hanoi, Joseph Nguyen Van Que, ... sagte, er segne jeweils die jungen Katholiken, die in die [nordvietnamesischen] Streitkräfte eintreten würden.“20

      Somit haben sich Anhänger der gleichen Religionsgemeinschaft auf den Schlachtfeldern in Vietnam gegenseitig umgebracht — mit dem Segen der Geistlichkeit!

      Wie bereits erwähnt, hat es vor kurzem einen Meinungsumschwung gegeben. Es ist sogar ein interkonfessioneller „Aufruf zur Buße und Tat“ erlassen worden, in dem die Unterzeichner die Beendigung des Krieges fordern.21

      Aber warum haben die religiösen Führer ihren Standpunkt geändert? Die Antwort auf diese Frage wird es uns ermöglichen, zu erkennen, was vielfach entscheidet, welchen Standpunkt die Kirchen in gewissen Fragen einnehmen, und wohin die Religion die Menschheit somit führt.

  • Was entscheidet, welchen Kurs die Religionen einschlagen?
    Erwachet! 1972 | 8. Oktober
    • Was entscheidet, welchen Kurs die Religionen einschlagen?

      DADURCH, daß die Kirchen den Vietnamkrieg anfänglich entschuldigten, veranlaßten sie viele Personen, es als richtig zu erachten, in diesen Krieg zu ziehen. Aber jetzt wird dieser Krieg von einigen Religionsgemeinschaften und ihren Vertretern verurteilt. Sie erklären, die Teilnahme daran sei ein Unrecht.

      Warum dieser Meinungsumschwung? Leiten die Kirchen ihre Mitglieder jetzt an, in Einklang mit den Lehren der Bibel zu leben, oder geben andere Faktoren den Ausschlag dafür, welche Weisungen die Kirchen geben?

      Im Oregon Journal konnte man lesen: „Die Geistlichen heulen immer mit den Wölfen.“22 Als die Öffentlichkeit kaum gegen den Krieg protestierte, unterstützten ihn die Kirchen. Als aber die Öffentlichkeit die endlosen Kämpfe und das Blutvergießen langsam satt bekam, begannen die Geistlichen gegen den Krieg zu protestieren.

      Alden Munson, Herausgeber der Zeitschrift United Methodist, eines Organs der Methodistenkirche, schrieb:

      „Eine Häufung der Greuel wie My Lai und die beste Kriegsberichterstattung der Geschichte haben sich auf die ganze Nation ausgewirkt, und die Kirche kommt nun auch hinterher mit ihrem Protest gegen den Krieg. ... Seit 1965 hat es schätzungsweise unter der vietnamesischen Zivilbevölkerung ein bis vier Millionen Opfer gegeben, Männer, Frauen und Kinder, aber erst jetzt beginnen die Kirchen, ihre Abscheu zum Ausdruck zu bringen.“23

      Ja, erst als der Krieg „unpopulär“ wurde, ließen die Kirchen den Ruf nach „Frieden“ so laut erschallen, daß er allgemein gehört wurde. Man hat beobachtet, daß die Kirchen ermitteln, was gerade populär ist, und dann ihren Standpunkt danach ausrichten. Der New Yorker Geistliche Robert J. McCracken gestand: „Wir sind umsichtig genug, keinen festen Standpunkt einzunehmen, bevor wir nicht wissen, woher der Wind weht.“24

      Ein Versuch, klare Weisungen zu geben

      Die katholische Kirche ließ vor kurzem erkennen, daß sie ihren Standpunkt über den Krieg nicht geändert hat. Sie behauptet, der Episkopat habe den Vietnamkrieg noch nie unterstützt. Diese Behauptung wird in einem Dokument erhoben, das im vergangenen Jahr von der amerikanischen katholischen Konferenz (U.S. Catholic Conference), dem Sekretariat der Landeskonferenz katholischer Bischöfe, veröffentlicht wurde.

      Aber sogar prominente katholische Theologen sagen, die Bischöfe seien nicht gegen den Krieg gewesen, sondern sie hätten ihn unterstützt. Ungefähr zur gleichen Zeit, als das erwähnte Dokument der amerikanischen katholischen Konferenz (USCC) veröffentlicht wurde, schrieb der katholische Priester Peter J. Riga, Professor für Religion am La-Salle-College:

      „Da die amerikanischen katholischen Bischöfe, die diesen Krieg unterstützten (etwa 95 Prozent), in bezug auf die größte sittliche Frage unserer Zeit als Führer völlig versagt haben, sollten sie insgesamt von ihrem Amt zurücktreten, denn sie eignen sich nicht mehr dafür; ... wer Blut an den Händen hat, ist als Diener Gottes ungeeignet. Ich erkläre, daß das Blut von Menschen an den Händen der amerikanischen katholischen Bischöfe klebt, weil sie in dieser moralischen Frage versagt haben.“25

      Fragst du dich, wenn du solche Anklagen von Katholiken liest, ob die von den Bischöfen herausgegebene Erklärung der Wahrheit entspreche?

      Die Wahrheit verschleiern

      Die katholische Zeitschrift Commonweal befaßte sich mit dieser Frage. Der Verfasser des Artikels, Gordon Zahn, katholischer Professor der Soziologie, schrieb über das Dokument der USCC, nachdem er es studiert hatte:

      „Ich bin gezwungen, es anzufechten als bewußten Versuch, durch selektive Behandlung der Geschichte den falschen Eindruck zu erwecken, die Kirchenführung habe immer mit kluger Zurückhaltung den Krieg verurteilt.“26

      Ein Beispiel für die „selektive Behandlung der Geschichte“ ist das Fehlen von Äußerungen katholischer Führer, die für den Krieg eintraten. Die bezeichnendste Auslassung sind die entsprechenden Erklärungen des verstorbenen Kardinals Spellman.

      Die in diesem Dokument weggelassenen Erklärungen von Kirchenführern, durch die sie den Krieg unterstützten, sind so zahlreich, daß die Zeitschrift Commonweal schrieb: „Vermutlich hätten die Kompilatoren des USCC-Dokuments mindestens ebenso viele Äußerungen von Bischöfen zugunsten des Krieges allein aus dem Archiv der New Yorker Erzdiözese zusammentragen können.“27

      Aber alle diese Zeugnisse wurden absichtlich weggelassen! In dem Artikel in Comwonweal wurde erklärt, „schlichte Ehrlichkeit“ sollte es gebieten, daß man solche Erklärungen einfügt, „sie mögen jetzt, da jeder sehen kann, wie unmoralisch dieser Krieg ist, noch so peinlich sein“.28

      Zeigt das nicht deutlich, daß das Dokument der USCC ein offensichtlicher Versuch ist, die Tatsache zu vertuschen, daß die Kirche anfänglich den Krieg, der jetzt so unpopulär ist, unterstützt hat? Solche Unehrlichkeit mag dich überraschen.

      Was entscheidet, welchen Kurs die Kirchen einschlagen?

      Wohl predigen die Geistlichen aufgrund der Bibel vielfach über „Frieden auf Erden“ und „Nächstenliebe“. Deshalb magst du angenommen haben, die Kirchen würden die Menschen dazu anleiten, in Übereinstimmung mit den Lehren der Bibel zu leben und mit Krieg und Gewalttat nichts zu tun zu haben.

      Es ist jedoch ein Fehler, nur in Betracht zu ziehen, was die Kirchen lehren. Es ist notwendig, daß man auch prüft, was sie tun. Wie handeln die Kirchen, wenn die Regierung eines Landes beschließt, es sei im Interesse ihres Volkes, Krieg zu führen? Weisen die Kirchen dann auf die Worte Jesu hin: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt.“? (Joh. 13:35) Erklären sie ihren Gemeindegliedern, daß echte christliche Liebe durch Landesgrenzen nicht beeinflußt wird? Machen sie ihnen klar, daß alle wahren Nachfolger Christi einander lieben müssen, ganz gleich, in welchem Land sie wohnen oder welcher Rasse sie angehören?

      Schärfen die Kirchen ihren Gemeindegliedern auch die Worte ein, die Johannes, ein Apostel Jesu, schrieb: „Das ist die Botschaft ..., daß wir einander lieben sollten, nicht wie Kain, der aus dem stammte, der böse ist, und seinen Bruder hinschlachtete.“? (1. Joh. 3:10-12) Erklären sie ihnen, daß es kein Ausdruck der Liebe ist, wenn man seine Mitmenschen oder gar seinen Glaubensbruder auf dem Schlachtfeld tötet? Weisen sie darauf hin, daß jeder, der das tut, in Wirklichkeit dem dient, „der böse ist“, Satan, dem Teufel? Es ist offenbar, daß die Kirchen, wenn die Nationen zum Krieg rüsten, diese biblischen Lehren beiseite schieben. Harry Emerson Fosdick, ein bekannter protestantischer Geistlicher, gestand:

      „Die Geschichte der Westmächte weiß über viele Kriege zu berichten. Wir haben Männer für den Krieg gezüchtet und für den Krieg ausgebildet wir haben den Krieg verherrlicht; wir haben Krieger als Helden verehrt und unsere Kirchen mit Feldzeichen geschmückt ... Mit dem einen Mundwinkel haben wir den Fürsten des Friedens gepriesen, und mit dem anderen haben wir den Krieg verherrlicht.“29

      Entscheidend dafür, welchen Standpunkt die Kirchen einnehmen, ist somit nicht das, was die Bibel sagt, sondern das, was die Staatsführer sagen und was im Augenblick beim Volk populär ist. In einem Leitartikel der Vancouver Sun über den Vietnamkrieg konnte man lesen: „Es ist eine Schwäche der Kirchen, den Krieg zu unterstützen ... Ist jemals ein Krieg geführt worden, ohne daß von beiden Parteien behauptet worden wäre, Gott sei auf ihrer Seite?“30

      Werden nur „gerechte Kriege“ unterstützt?

      Die Kirchen, die den Krieg, den ihr Land führt, unterstützen, entschuldigen sich oft damit, daß es sich dabei um eine gerechte Sache handle — ihr Land führe nur „gerechte Kriege“. Es sei daher die Pflicht der Kirchen, Kriege, die ihr Land führe, zu unterstützen.

      Aber man überlege einen Augenblick. Behauptet nicht jedes Land, das in einen Krieg verwickelt wird, es handle sich dabei um eine „gerechte“ Sache? In einer vor kurzem erschienenen Enzyklopädie kann man lesen: „Die Ziele, die mit einem Krieg verfolgt werden, mögen selbstsüchtig, niederträchtig und schlecht sein, aber die Gründe, die dafür ins Feld geführt werden, sind gewöhnlich edel und vortrefflich. Beide kriegführenden Parteien mögen Gründe vorbringen, die sie berechtigen, Krieg zu führen.“31

      Jedes Land führt somit aus „berechtigten Gründen“, auch wenn das Volk anders denken mag, einen angeblich „gerechten Krieg“. Der Patriotismus blüht, und die Kirchen werden mitgerissen, so daß alle „der Fahne folgen“. Der bekannte evangelische Theologe Martin Niemöller sagte, daß es in der Christenheit seit der Zeit der römischen Kaiser so gewesen sei. „Die Kirche hat niemals einen ungerechten Krieg gekannt“, erklärte er, „sondern hat den Krieg ihres Landesherrn immer gerechtfertigt.“32

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