Fragen von Lesern
● Ist es angebracht, daß der Ehegefährte einer Person, der die Gemeinschaft entzogen wurde, die aber weiterhin den Königreichssaal aufsucht und sich dort still verhält, während der Zusammenkunft neben dieser sitzt? — J. F., Schweiz.
Um aufrichtig Bereuenden behilflich zu sein, wieder in das richtige Verhältnis zu Jehova Gott und seiner Organisation zu gelangen, gestattet die Gesellschaft Personen, denen die Gemeinschaft entzogen wurde, alle Zusammenkünfte im Königreichssaal, zu denen die Öffentlichkeit Zutritt hat, zu besuchen. In bezug auf Verheiratete legte Jesus die richtige Ansicht dar, als er sagte: „Habt ihr nicht gelesen, daß der, welcher sie schuf, sie am Anfang als Mann und Weib schuf und sprach: ‚Aus diesem Grunde wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und die zwei werden e i n Fleisch sein‘? Also sind sie nicht länger zwei, sondern e i n Fleisch. Was also Gott zusammengejocht hat, soll kein Mensch trennen.“ (Matth. 19:4-6, NW) Diese Regel gilt, wie es scheint, ebenso im Königreichssaal wie anderswo. Deshalb scheint es nicht angebracht zu sein, zwischen Mann und Frau eine Trennung herbeizuführen zu wollen, selbst wenn einem der beiden die Gemeinschaft entzogen worden ist. Das bedeutet nicht, daß der treue Partner dadurch mit jenem, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist, geistige Gemeinschaft pflegen würde. Es wäre jedoch verkehrt, wenn der treue Ehegatte versuchen würde, anderen Brüdern und Schwestern der Versammlung die Gesellschaft des ausgeschlossenen Ehegefährten aufzuzwingen, um sie so zu veranlassen, diesen anzuerkennen und mit ihm Gemeinschaft zu pflegen.
● In Sacharja 11:12, 13 spricht Jehova von „dreißig Silbersekeln“ als von dem „herrlichen Preis, dessen ich [Jehova] von ihnen wertgeachtet bin“. In Matthäus 27:9, 10 wird diese Prophezeiung auf die Belohnung angewandt, die Judas für den Verrat Jesu erhielt. Bedeutet dies, daß Jehova und Jesus ein und dieselbe Person sind, wie das von den Verfechtern der Dreieinigkeit gelehrt wird? — W. R., USA.
Keinesfalls! Wenn wir die Bedeutung eines bestimmten Bibeltextes betrachten, dürfen wir unsere Augen und Ohren nicht vor allen anderen Wahrheiten verschließen, die die Bibel lehrt. Wenn so, wie jemand die Sache ansieht, ein Bibeltext mit anderen Texten des inspirierten Wortes Gottes in Widerspruch gerät, muß der Betreffende mit seiner Ansicht im Irrtum sein.
Daß Jehova und Jesus nicht ein und dieselbe Person sind, bestätigt uns die Heilige Schrift hinreichend. In 5. Mose 6:4 lesen wir die Anweisung, die Jehova Mose den Israeliten zu übermitteln gebot und die wie folgt lautet: „Höre, Israel: Jehova, unser Gott, ist nur ein Jehova.“ Ja, er ist einer; er bildet nicht einen Teil einer zweieinigen oder dreieinigen Gottheit. Jesus selbst erklärte ganz deutlich: „Der Vater ist größer als ich.“ (Joh. 14:28, NW) Und zu Maria Magdalena sagte Jesus in ihrem und im Interesse seiner anderen Jünger: „Ich fahre auf zu meinen Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott.“ (Joh. 20:17) Jehova ist ebenso der Gott und Vater jener Jünger Jesu, wie er der Gott und Vater Jesu ist. Und Jesus ist ebensowenig mit dem Vater ein und dieselbe Person, wie es seine Jünger waren.
Wir dürfen nicht vergessen, daß Sacharja an dieser Stelle (Sach. 11:12, 13) nicht nur eine Prophezeiung äußerte, sondern daß er über seinen eigenen Fall spricht. Er hatte unter dem treulosen Volke Israel prophezeit; und als er um seinen Lohn bat, wogen sie ihm dreißig Silbersekel dar. Jehova betrachtete diesen Lohn für sehr gering und erklärte, daß sie ihn, Jehova, eines so niedrigen Lohnes wertgeachtet hätten. Der Lohn wurde für Sacharja gegeben, aber Jehova betrachtete ihn als das, wofür sie ihn (Jehova) einschätzten, da — wie in Vers 11 gezeigt wird — Sacharja „das Wort Jehovas“ redete.
Das beweist nicht, daß Sacharja und Jehova ein und dieselbe Person gewesen wären, und somit beweist auch die Anwendung dieser Prophezeiung auf Jesus nicht, daß Jesus und Jehova ein und dieselbe Person sind. Jesus redete die Worte Jehovas. Er sagte: „Ich habe nicht aus eigenem Antrieb geredet, sondern der Vater selber, der mich sandte, hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und reden soll.“ (Joh. 12:48, 49, NW) Was Jesus widerfuhr, widerfuhr auch Jehova, den Jesus vertrat. Was Jesus angetan wurde, wurde auch seinem Vater, Jehova Gott angetan.
● Ist es angebracht, daß bei der Bestattung eines Selbstmörders, der mit Jehovas Zeugen nie verbunden war, ein Bruder die Ansprache hält? — K. L., USA.
Es kommt ganz darauf an, ob der Bruder in der Wahrheit, der gebeten werden mag, die Bestattungsansprache zu halten, dies ohne Gewissensbisse tun könnte. Wenn sich sein Gewissen gegen den Gedanken sträubt, weil es sich um einen Selbstmörder handelt, sollte er nicht gegen sein Gewissen handeln, also die Bestattung nicht leiten. Wenn ein anderer fähiger Bruder es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, ist nichts dagegen einzuwenden, daß er die Ansprache hält. Obwohl er den Selbstmörder nicht in den Himmel predigen, noch die biblischen Verheißungen bezüglich der Aussicht auf Leben in der neuen Welt auf ihn anwenden, noch den Selbstmord entschuldigen kann, so weiß er doch, daß eine Bestattungsansprache wunderbare Gelegenheiten bietet, über Gottes Königreich und die Segnungen, die es den Menschen bringen wird — zu denen auch die Auferstehung der Toten gehört —, Zeugnis abzulegen.
Wenn der Selbstmörder mit der Wahrheit niemals in Verbindung war, handelte er in Unwissenheit und machte sich eines Verbrechens schuldig, dessen sich viele andere Menschen in Unwissenheit schuldig gemacht haben; ja viele gingen sogar so weit, daß sie andere umbrachten. Seine Stellung ist davon abhängig, ob ihm das Verdienst des Loskaufsopfers unseres Herrn, Jesus Christus, zugute kommt. Jehova, der das Herz des Selbstmörders kennt, entscheidet, ob diesem die Vorkehrung des Loskaufsopfers Jesu Christi zugute kommen und ob er durch den regierenden König, Jesus Christus, aus dem Grab herausgerufen werden soll. Er mag die Gelegenheit erhalten, in der neuen Welt zu leben. Es kann also bei dem Begräbnis nichts Bestimmtes über eine Verheißung hinsichtlich des künftigen Lebens des Selbstmörders gesagt werden. Dennoch kann allen Bekannten des Selbstmörders, die zur Beerdigung kommen, ein wirkungsvolles Zeugnis gegeben werden, in dem die Grundsätze der christlichen Wahrheit dargelegt werden. Aus dieser Darlegung der christlichen Grundsätze können die Hinterbliebenen nach der Bestattungsansprache Trost schöpfen und auch erkennen, inwieweit diese auf den Selbstmörder anwendbar sind.