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KreuzworträtselErwachet! 1984 | 8. Oktober
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Auflösung waagrecht
1. RESPEKT
4. NOTLAGE
9. SOLDAT
10. UNSCHULD
11. AEHREN
12. ATME
13. NEST
16. KAMEL
19. REISE
21. ADLER
22. LEDIG
24. ENAK
26. KOCH
27. SEKTEN
31. UNTERTAN
32. STUMPF
33. HENGSTE
34. NIEDRIG
Auflösung senkrecht
1. RASTEN
2. SOLD
3. ELASA
5. TUCH
6. ABURTEILEN
7. ERDBEBEN
8. BUERDE
14. SCHLACHTEN
15. TRUG
16. KARG
17. MAL
18. LID
20. SACKTUCH
23. ELKANA
25. KAEFIG
28. NETZE
29. GRAS
30. OMAR
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Unschuldige Opfer des AtomzeitaltersErwachet! 1984 | 8. Oktober
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Unschuldige Opfer des Atomzeitalters
Vom „Awake!“-Korrespondenten auf Guam
AM Montag, dem 1. Juli 1946, zerriß ein fürchterlicher Donner, dem ein greller Blitz vorausgegangen war, die Stille der glitzernden Lagune eines wenig bekannten Atolls der Marshallinseln, über 3 000 Kilometer südwestlich von Hawaii. Der Atompilz stieg 10 000 Meter hoch in die Luft, und Bikini wurde sofort als der Ort des ersten Atombombenversuchs in Friedenszeiten berühmt.
Zum Bikini-Atoll gehörten viele kleine tropische Inselchen, die eine Lagune von über 700 Quadratkilometern umsäumten. Fünf Monate nach der Zerstörung der Städte Hiroschima und Nagasaki wurde in den Vereinigten Staaten bekanntgegeben, daß die Regierung Bikini als Experimentierfeld für Atomwaffen auserwählt habe. Aber erst Wochen später wurden die Bikinesen davon unterrichtet, daß man sie evakuieren wollte.
Die 167 Inselbewohner zeigten wenig Lust, ihre Heimat zu verlassen, doch sie erklärten sich dann einverstanden, als man ihnen sagte, die Versuche würden „im Interesse der ganzen Menschheit“ unternommen und „damit es nie wieder einen Weltkrieg gibt“. Bald trafen auf den mit vielen Palmen bewachsenen Inseln des Atolls Tausende von Militärpersonen und Wissenschaftlern ein sowie Hunderte von Schiffen und Flugzeugen. Währenddessen bereiteten die Bikinesen traurig ihre Abreise vor. Damit begann für sie eine lange Odyssee, die für viele noch nicht geendet hat.
Man hatte den Bikinesen versprochen, daß sie nach den Versuchen wieder nach Hause zurückkehren könnten, deshalb ließen sie sich auf dem 200 Kilometer östlich von Bikini gelegenen Rongerik-Atoll nieder. Rongerik war aber nicht Bikini. Das bis dahin unbewohnte, aus 17 Inselchen bestehende Atoll hatte eine Landfläche von nicht einmal anderthalb Quadratkilometern, die Landfläche des Bikini-Atolls dagegen umfaßte sechs Quadratkilometer. Die Lagune ihres Heimat-Atolls war über 700 Quadratkilometer groß, die des Rongerik-Atolls nur etwa 140 Quadratkilometer. Der einzige Brunnen, den es auf Rongerik gab, lieferte nur brackiges Wasser. Auch die Kokosnüsse waren qualitativ schlecht. Zudem waren viele Fischarten, von denen sich die Bikinesen in ihrer Heimat ernähren konnten, hier auf Rongerik giftig. Schon nach weniger als zwei Monaten baten die Bikinesen darum, nach Hause zurückkehren zu dürfen. Das war leider unmöglich.
Die Bevölkerung des benachbarten Rongelap-Atolls hörte von ihrer Not und versuchte zu helfen, indem sie in Auslegerbooten Fische und andere Nahrungsmittel nach Rongerik schaffte. Aber die Situation auf Rongerik verschlechterte sich weiter. Dreißig Prozent der Früchte liefernden Kokospalmen fielen einem verheerenden Brand zum Opfer, was zur Folge hatte, daß die Nahrungsmittel noch knapper wurden. Mehrere medizinische Berichte, die in den darauffolgenden zwei Jahren erstellt wurden, bestätigten, daß die Bikinesen „hungerten“ und daß man sie „schon längst“ hätte umsiedeln sollen.
Schließlich wurden sie zum zweitenmal evakuiert. Man brachte sie diesmal vorübergehend in einem Lager des Marinestützpunktes auf Kwajalein — ebenfalls ein zu den Marshallinseln gehörendes Atoll — unter. Etliche Monate danach stimmten sie für eine Umsiedlung auf die Insel Kili. Diese Insel war nur knapp einen Quadratkilometer groß. Aber sie hatte einen Vorteil — sie war unbewohnt. Warum war das wichtig?
Auf den Marshallinseln hat jeder Bewohner nur auf seiner Heimatinsel Anspruch auf ein Stück Land. Hier wird Land nicht verkauft, wie das andere Völker tun. Da die Bevölkerung dieser Inseln von dem lebt, was der Boden und das Meer liefern, siedelt man sich nur ungern dort an, wo schon andere wohnen. Auf jedem Atoll, außer auf einem unbewohnten, wäre man lediglich ein armer Verwandter, abhängig vom guten Willen der Eingeborenen. Das wollten die Bikinesen nicht sein; deshalb zogen sie auf die Insel Kili.
Aber dort waren die Lebensbedingungen schlecht. Kili ist von gefährlichen Riffen umrahmt. Die Kokospalmen tragen zwar gut, und Niederschläge gibt es reichlich, doch fehlen Muscheln, Krebse und Fische, weil die Wellen direkt an das Riff branden. Das Meer ist so stürmisch, daß man mit Booten wenig anfangen kann. In der Jahreszeit, in der der Passat stärker weht, ist es sogar für die Versorgungsschiffe unmöglich zu landen. Ein Bikinese, der jetzt auf einer Insel des Majuro-Atolls wohnt, sagte: „Auf Rongerik und Kili war das Leben hart. Es war schlimmer als im Gefängnis, denn die Inseln waren zu klein, und es gab nicht genug zu essen.“
Inzwischen ...
Inzwischen wurde das aus 40 Inselchen bestehende Eniwetok-Atoll, das ebenfalls zu den Marshallinseln gehört, zum Kernwaffentestgebiet ausersehen. Die Bevölkerung wurde deshalb evakuiert und auf die 200 km südwestlich gelegene Insel Ujelang gebracht. Diese Insel hatten sich zufällig auch die Bikinesen ausgesucht, und sie waren dabei, für sich Häuser zu bauen, als die Behörden ohne große Vorankündigung die Eniwetokesen auf die Insel brachten. Das verbitterte die Bikinesen.
Dann kam die Zeit der Wasserstoffbomben. Die erste wurde 1952 auf Eniwetok gezündet. Dabei wurde eine Insel ganz aufgelöst und zwei teilweise. Der am 1. März 1954 auf Bikini durchgeführte Test (ironischerweise lautete sein Kodename „Bravo“) hatte besonders katastrophale Folgen. Diese Wasserstoffbombe — man hatte sie als die größte angekündigt — war etwa 700mal stärker als die erste auf Bikini abgeworfene Atombombe. Ein greller Blitz, gefolgt von einem Feuerball, in dem eine Temperatur von mehreren 10 Millionen Grad herrschte, schoß mit einer Geschwindigkeit von fast 500 km/st hoch. Minuten später stieg ein riesiger Atompilz über 30 000 Meter empor.
Die Lagune wurde von Druckwellen erschüttert, die sich mit einer Geschwindigkeit von mehreren 100 km/st fortpflanzten. Hunderte von Millionen Tonnen des Riffs, des Inselbodens und des Lagunenwassers wurden zerstäubt und in die Luft gesogen. Hohe Luftströmungen trugen die gefährliche radioaktive Asche mehr als 100 Kilometer weit, wo sie wie Schnee auf 23 japanische Fischer herabrieselte, die in ihrem Boot Lucky Dragon auf dem Meer waren. Auf die fast 200 Kilometer weit entfernten bewohnten Atolle Rongerik und Rongelap (es waren die Bewohner von Rongelap, die den Bikinesen gegenüber so hilfsbereit gewesen waren) ging ein radioaktiver Aschenregen nieder, so daß sich eine fünf Zentimeter hohe Aschenschicht bildete. Auf das über 400 Kilometer entfernte Utirik-Atoll fiel die Asche wie feiner Nebel herab. Insgesamt wurden 11 Inseln und drei Atolle direkt betroffen.
Kurz danach zeigten sich bei den japanischen Fischern und bei der Bevölkerung von Utirik und Rongelap Symptome der Strahlenkrankheit: juckender, brennender Hautausschlag, Übelkeit und Erbrechen. Einer der japanischen Fischer starb nicht lange danach, und in den darauffolgenden Jahren erhielt die japanische Regierung zwei Millionen Dollar als Entschädigung für die übrigen erkrankten Fischer und den Schaden, den die Thunfisch-Fischerei erlitten hatte.
Bis zum Abschluß der Versuche waren über dem Bikini-Atoll 23 und über dem Eniwetok-Atoll 43 Atom- und Wasserstoffbomben in der Größenordnung von 18 Kilotonnen bis 15 Megatonnen zur Explosion gebracht worden. Zwischen den einzelnen Tests waren wohl Pausen, doch während der Testserien wurde an jedem zweiten Tag eine Bombe gezündet.
Was dann?
Einige Zeit nach Beendigung der Versuche dachte man, die Bikinesen könnten heimkehren. Nach einer ersten Untersuchung, die auf Veranlassung der Atomenergiekommission im Jahre 1969 durchgeführt wurde, hieß es, Bikini sei wieder bewohnbar. Alle von den Tests herrührenden Trümmer sollten an drei Stellen in der Lagune versenkt werden, etwa einen Kilometer weit draußen. Den Bikinesen wurde erklärt: „Die Inseln sind sozusagen strahlungsfrei; wir finden auch keine Verseuchung bei Pflanzen oder Tieren.“ Das Reinemachen auf den Inseln und ihre Wiederbesiedlung sollte im Laufe von acht Jahren vor sich gehen.
Aber die lang erträumte Rückkehr wurde zu einem Alptraum. Die Rückkehrer fanden anstelle ihrer üppig bewachsenen Inseln ein zerstörtes Atoll vor. Es standen nur noch ein paar Bäume, sonst aber waren die Inseln von wertlosem Gestrüpp bewachsen und mit Tonnen radioaktiv verseuchten Trümmern übersät. Einige weinten bitterlich. Doch mit finanzieller Unterstützung machten sie sich dann an die Arbeit und zogen wieder Kokospalmen und andere Nahrungspflanzen, auch errichteten sie wieder Häuser.
Aber sie konnten nicht in Ruhe leben. Die 1972 und 1975 vorgenommenen Messungen ergaben einen höheren Strahlenpegel, als ursprünglich angenommen worden war. Manche Brunnen waren so radioaktiv verseucht, daß das Wasser nicht getrunken werden durfte. Auch bestimmte Nahrungsmittel durften nicht gegessen werden. Die Bikinesen selbst wiesen einen hohen Strahlenpegel auf. Deshalb wurden sie aufgefordert, ihre Sachen wieder zu packen und nach Kili zurückzukehren. So mußten sie sich von den 50 000 Kokospalmen und den 40 neuen Häusern, die mit Geld aus dem 3-Millionen-Dollar-Entschädigungsfonds bezahlt worden waren, trennen. Die im April 1983 auf Bikini durchgeführten wissenschaftlichen Studien ergaben, daß die Inseln noch mindestens 110 Jahre unbewohnbar sein werden, wenn keine gründliche Säuberung durchgeführt wird.
Und die anderen Opfer?
Im Jahre 1958 detonierte eine 18-Kilotonnen-Bombe nicht, weil der zur Zündung erforderliche Sprengstoff zu schwach dosiert war, um die Kettenreaktion auszulösen, und hochgefährliches Plutonium 237 wurde über die Insel Runit, eine der 40 zu Eniwetok gehörenden Inseln, verstreut. Der radioaktive Müll wurde später gesammelt, in einen Bombenkrater geschüttet und mit einer über ein Meter breiten und 50 Zentimeter dicken Betonkapsel abgedeckt. Darunter liegen etwa 84 000 Kubikmeter radioaktives Material, das zu dem gefährlichsten der Welt gehört. In einem Bericht heißt es, daß diese Insel „für immer“ unbewohnbar sein wird. Nur drei Inseln des Atolls sind bewohnbar; die Bevölkerung aber mußte mit eingeführten Nahrungsmitteln ernährt werden, bis die neu gepflanzten Kokospalmen und Brotfruchtbäume trugen und der Taro reif war. Im Jahre 1980 kehrten 500 Eniwetokesen zurück, aber nicht einmal zwei Jahre später mußten 100 von ihnen wegen der schwierigen Verhältnisse das Atoll wieder verlassen. Die Säuberungsaktion und die Wiederansiedlung hatten 218 Millionen Dollar verschlungen.
Unter der Bevölkerung der Atolle, auf die es radioaktive Asche geregnet hat, sind die Fälle von Schilddrüsenerkrankungen, grauem Star, Wachstumsstörungen sowie von Tot- und Fehlgeburten viel zahlreicher als unter der übrigen Bevölkerung der Marshallinseln. Viele der 250 Marshallinselbewohner, die 1954 etwas von der „Bravo“-Bombe abbekamen, leiden heute an Schilddrüsentumoren. Bei allen 250 sind Schilddrüsenanomalien aufgetreten. Diese Personen sind ungewöhnlich anfällig für Erkältungen, Grippe und Halskrankheiten. Die meisten von ihnen ermüden leicht, und sozusagen alle bangen um ihre Gesundheit.
Ein Regierungssprecher sagte: „Jeder, der mit der radioaktiven Strahlung in Berührung gekommen ist, fragt sich: ‚Werde ich morgen noch gesund sein? Werden meine Kinder normal sein?‘ Und wenn er krank wird, fragt er sich: ‚Ist das eine der üblichen Krankheiten, oder hat mich nach Jahren der Geist der Bombe eingeholt und fordert jetzt mein Leben?‘“ Ein Mann vom Utirik-Atoll klagte: „Mehrere meiner Kinder, die gesund zur Welt kamen, wurden nicht einmal ein Jahr alt ... Insgesamt habe ich schon vier Kinder verloren. Mein Sohn Winton wurde ein Jahr nach der Bombe geboren, und er hat wegen Schilddrüsenkrebs bereits zwei Operationen hinter sich.“
„Hingehaltene Hoffnung ...“
Die im „Zwangsexil“ lebenden Bikinesen wissen nicht, wie es nun eigentlich weitergehen soll. Die amerikanische Regierung erwägt neuerdings, sie auf Hawaii anzusiedeln. Die meisten von ihnen wohnen immer noch auf der Insel Kili. Ihre Erfahrungen machen die Tragik des atomaren Wettrüstens deutlich. Es kostet die Menschheit mehr Geld und Mühe, als sie sich leisten kann, und selbst in Friedenszeiten fordert der Rüstungswettlauf Opfer; ein Beispiel ist die unschuldige Inselbevölkerung, die weit von den beiden um die nukleare Überlegenheit ringenden Supermächten entfernt wohnt.
In der Bibel heißt es: „Hingehaltene Hoffnung macht das Herz krank“ (Sprüche 13:12, Einheitsübersetzung). Diese Erfahrung machen auch die Bikinesen, wenn sie sich auf die Menschen verlassen. Seit vielen Jahren wird jedoch von der Rundfunkstation in Majuro eine Botschaft ausgesendet, die überall auf den Marshallinseln zu hören ist und die Aufmerksamkeit nicht auf das Wettrüsten, sondern auf Gottes Königreich lenkt, das allein den Menschen Sicherheit zu bieten vermag. Dieses Königreich ist wirklich „im Interesse der ganzen Menschheit“ tätig, „damit es nie wieder einen Weltkrieg gibt“. Bald wird es ‘Kriege aufhören lassen bis an das äußerste Ende der Erde’ und ‘die verderben, die die Erde verderben’ (Psalm 46:9; Offenbarung 11:18).
Die Bikinesen, die auf der Insel Kili wohnen, erhalten, wenn sie nach Majuro kommen, um einzukaufen oder etwas anderes zu erledigen, von einem der vielen dort tätigen Zeugen Jehovas diese Botschaft persönlich. Wenn sie erfahren, daß die Erde unter Gottes Königreich bald zu einem Paradies werden wird, kann sich an ihnen auch der zweite Teil des erwähnten Bibelverses bewahrheiten: „Erfülltes Verlangen ist ein Lebensbaum.“ Unter Gottes Königreich wird es keine atomare Bedrohung und auch keine Opfer mehr geben.
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