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  • Eine atemberaubende Bahnlinie
    Erwachet! 1978 | 22. August
    • Eine atemberaubende Bahnlinie

      Vom „Awake!“-Korrespondenten in Brasilien

      „DIE schönste, aufregendste, wunderbarste, furchterregendste, ja atemberaubendste“, so beschrieb ein Touristenführer aus Uruguay die Eisenbahnfahrt von Curitiba nach Paranaguá in Südbrasilien.

      Komm doch, und begleite uns auf dieser dreistündigen Fahrt in der modernen Litorina, einem stromlinienförmigen Dieseltriebwagen! Da wir uns auch nicht eine einzige Sehenswürdigkeit entgehen lassen möchten, suchen wir uns einen klaren Tag aus. Im Hintergrund hören wir Musik, und während wir es uns auf dem Sitz gemütlich machen, wird unsere Erwartung gesteigert durch einen herzlichen Willkommensgruß in Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch und durch die Ankündigung, daß während der Fahrt kostenlos Erfrischungen gereicht werden. Was für aufsehenerregende Überraschungen erwarten uns auf der 110 Kilometer langen Strecke?

      Der Triebwagen verläßt das 907 Meter hoch liegende Curitiba und schlängelt sich durch grüne Wiesen, die allmählich einem hügeligeren Gelände weichen. Ganz unerwartet tauchen wir in die Dunkelheit des ersten der 13 Tunnel.

      Wieder im Freien, huschen die einzelnen Landschaftsbilder wie ein Film an uns vorüber. Tiefe Täler durchschneiden Bergketten, die mit zunehmender Entfernung in ein nebliges Blaugrün übergehen. Hier bildet die Brasilkiefer mit ihrer hochangesetzten Krone ausgedehnte Wälder. Üppiges Grün — stellenweise unterbrochen von gelb, weiß oder rosa blühenden Bäumen und silbrigen Blättern — verdeckt den Boden.

      Tragödie in der Serra do Mar

      Bei „Kilometer 65“ hält der Triebwagen an. Wir werden auf eine Gedenktafel und auf ein Kreuz am Fuß der Felsklippe aufmerksam gemacht. Was ist dort passiert? Am 20. Mai 1893 klopften in den frühen Morgenstunden Soldaten an die Tür eines prominenten Geschäftsmannes und Politikers in Curitiba, bekannt als Baron von Cerro Azul. Auf Befehl des regierenden Generals wurden er und andere, die auf der schwarzen Liste standen, in den Zug nach Paranaguá verfrachtet. Hoch oben in den Bergen hielt der Zug bei „Kilometer 65“. Es war immer noch dunkel. Die Gefangenen wurden aus dem Zug gezerrt und über den Felsvorsprung in den Abgrund geworfen.

      Imposante Landschaftsbilder

      Wir stehen nur einen Augenblick lang unter dem Eindruck dieser schaurigen Tragödie. Der Zug fährt weiter, um uns erfreulichere Anblicke zu ermöglichen. Aus dem Gewirr des ineinander verflochtenen Blätterwerks ragt bloßes Gestein hervor. Von den hohen Felsen stürzen kaskadenartig Wasserströme herab. Man hört ein „Oh!“, „Ah!“, „Sehen Sie mal dort!“ oder „Olhe aí!“ von den Fahrgästen, die ihre Nase an die Scheibe pressen. Ein schleierartiger Nebel hüllt diese herabfallenden Wassermassen ein. Und wie nennt man ihn? „Brautschleier“ natürlich!

      Das Auge kann kaum mit den Veränderungen um uns herum Schritt halten. Wir bewegen uns entlang dem Abhang auf einen gigantischen Viadukt zu, der eine gähnende Tiefe überspannt. Wieder verschwinden wir in einem Tunnel. Es folgt ein kurzes Stück Trasse, das in gefährlicher Arbeit in den Berg eingebettet wurde.

      Beim Anblick der Teufelskurve verschlägt es uns den Atem. Der Zug fährt um den sehr scharfen Vorsprung einer tiefen Schlucht. Wer wagt es, nach unten zu schauen? Obwohl wir wissen, daß hier noch nie ein Zug entgleist ist, löst das nicht unsere Anspannung. Es ist ein mulmiges Gefühl, in einer 45-Grad-Kurve über einer gähnenden Tiefe zu fahren. Man denkt, der Triebwagen könnte jeden Moment abstürzen. Erst als wir die Biegung hinter uns haben, können wir wieder erleichtert aufatmen — bereit für die nächste Überraschung.

      Der Triebwagen hält am kleinen Bahnhof von Marumbi an. Einige abenteuerlustige Bergsteiger verlassen uns. Zweifellos wollen sie den Abrolho besteigen. Dieser Berg ist leicht zu erklimmen und ist daher das Ziel vieler Bergsteiger. Aber es gibt in der Umgebung noch andere Gipfel, z. B. den Ponta do Tigre, Morro do Gigante und den Olimpo. Sie alle tragen zu dem grandiosen Panorama bei. Im Tal liegt am Ipiranga das moderne Kraftwerk von Marumbi.

      Der kurze Halt ermöglicht es uns, Luft einzuatmen, die mit dem Duft tropischer Pflanzen geschwängert ist. Inmitten der ehrfurchteinflößenden Schöpfung Gottes, des großen Landschaftsgestalters, bewegt sich der Zug steil nach unten in Richtung Küste. Wir werfen noch einen kurzen Blick auf den höchsten Gipfel der Serra (1 979 Meter). Neunhundert Meter tiefer erblicken wir das dunkelblaue Wasser und die weißen Brecher des Atlantischen Ozeans. Die Häuser und Städte entlang der Küste sehen aus wie Kinderspielzeug. Im Schutz einer Vielzahl kleiner Inseln liegt die Stadt Paranaguá in einer Bucht, die den gleichen Namen trägt.

      Leider ist schon das Ende unserer denkwürdigen Reise näher gerückt. Obwohl das geschäftige Treiben in einem der wichtigen brasilianischen Seehäfen und ein köstliches Fischgericht unsere Aufmerksamkeit fesseln, sind wir in Gedanken eigentlich immer noch in der Serra. Kurze Zeit später sitzen wir wieder im Triebwagen und fahren auf der eingleisigen Strecke zurück. Diesmal sind wir in einer nachdenklichen Stimmung. Wie konnte man sich nur ein solch waghalsiges Projekt ausdenken und verwirklichen?

      Meisterwerk der Technik

      Ein Fahrgast kommt uns mit einem historischen Überblick zu Hilfe. Als 1853 der Bundesstaat Paraná vom Bundesstaat São Paulo getrennt wurde, entstand das dringende Bedürfnis nach einer guten Verbindung zur Atlantikküste. Wie könnte Paraná sonst seinen Matetee, das Holz und den Kaffee exportieren? Die Eisenbahnlinie von Curitiba zur Küste war offensichtlich die Antwort. Der Auftrag wurde der „Compagnie Générale de Chemins de Fer Brésiliens“ gegeben. Schließlich wurde im Juni 1880 das Bauwerk in Gegenwart von Kaiser Dom Pedro II. eingeweiht.

      Beim ersten der drei Streckenabschnitte — 40 Kilometer von Paranaguá nach Morretes — war das Problem nur der schlammige und sumpfige Untergrund. Die wirklichen Probleme begannen dann beim zweiten Abschnitt bei „Kilometer 42“. Innerhalb der kurzen Entfernung von 39 Kilometern stieg die Trassenführung von 5 Meter Höhe auf 955 Meter Höhe an.

      Kein Wunder, daß das der arbeitsreichste und waghalsigste Streckenabschnitt war! Bei „Kilometer 45“ gaben die europäischen Ingenieure auf, und zwar wegen der gefährlichen Felsvorsprünge in der Serra do Mar. Die unverzagten brasilianischen Ingenieure aber nahmen die Herausforderung an. Die primitiven Mittel, die ihnen zur Verfügung standen, hätten fast jeden in Schrecken versetzt. Das Gerüst wurde zum großen Teil aus Baumstämmen gebaut, die einfach mit Lianen oder Kletterpflanzen zusammengebunden waren.

      Die Arbeiter hatten immer noch den Ausruf „Unmöglich! Ihr setzt euer Leben leichtsinnig aufs Spiel!“ im Ohr, ließen sich aber nicht beirren, sondern arbeiteten sich Meter um Meter vor. Steile Berge aus Granit und Gneis mußten sich angesichts der hartnäckigen Entschlossenheit der Ingenieure und Arbeiter „geschlagen geben“. Bald hatten die 900 Meter tiefen Abgründe ihre Brücken, die sich an steile Berghänge schmiegten.

      Ursprünglich wurden 15 Tunnel in das Gestein getrieben und 41 Brücken gebaut. (Nur 13 Tunnel werden noch benutzt.) Insgesamt wurden 972 Meter Brücken und Viadukte und 1 689 Meter Tunnel gebaut, wobei der längste 429 Meter lang ist und 995 Meter hoch liegt.

      Waren die Hindernisse der Serra überwunden, bedeutete der dritte und letzte Abschnitt ein Kinderspiel. Er führt fast geradlinig über ein ebenes Plateau von Piraquara zur Endstation Curitiba.

      Die Einweihung

      Fünf Jahre lang — jeder falsche Schritt konnte den sicheren Tod bedeuten — arbeiteten sich 9 000 Mann tapfer im Gelände vor. Doch nur 4 000 waren gleichzeitig aktiv. Die anderen 5 000 lagen wegen tropischer Krankheiten, die durch Insektenstiche übertragen wurden, im Bett. Die Zahl der Todesopfer war groß.

      Allen Hindernissen und pessimistischen Voraussagen zum Trotz war am 5. Februar 1885 um 10 Uhr das scheinbar „Unmögliche“ erreicht. Von Paranaguá fuhr der erste Zug ab und traf um 19 Uhr in Curitiba ein. Wieso diese Verzögerung? Weil die Reisenden beim Haltepunkt Cadeado noch ein köstliches Mahl eingenommen hatten. In Curitiba wurde der Zug unter den Freudenrufen der Bevölkerung sowie einiger brasilianischer und ausländischer Regierungsbeamter empfangen. Heute wird diese Bahnlinie gepriesen als eines der hervorragendsten technischen Meisterwerke der Welt und als Beweis für die Fähigkeit des Menschen, schier unlösbare Probleme zu überwinden.

      Natürlich fährt nicht nur der Aussichtstriebwagen Litorina auf dieser Strecke. Es gibt normale Personen- und Güterzüge und Ausweichstellen, wo der Gegenverkehr passieren kann. Die Eisenbahn bleibt die Lebensader zwischen dem Inneren des Bezirks Paraná und der Außenwelt und erfüllt den ursprünglichen Zweck, für den sie gebaut worden ist.

      Schließlich lassen wir alles hinter uns, die dichte Dschungelvegetation, die die Berge überwuchert, den blauen Himmel über uns und den Abgrund tief unter uns, die gurgelnden und sprudelnden Wasserläufe und den Duft der unberührten Tropenwälder. Unsere Wertschätzung ist durch diese unvergeßliche Fahrt gesteigert worden. Vielleicht hast auch du eines Tages das Vergnügen. Wenn ja, dann wirst du diese atemberaubende Bahnlinie niemals vergessen.

  • Auf Arbeitssuche
    Erwachet! 1978 | 22. August
    • Auf Arbeitssuche

      EIN Jugendlicher unterhielt sich mit einem Geschäftsmann und erzählte ihm, daß er keine Arbeit hatte. „Im Moment hast du eine Arbeit“, bemerkte der Geschäftsmann, „nämlich acht Stunden am Tag angestrengt nach Arbeit zu suchen.“ Es verging nicht einmal ein ganzer Tag, und der junge Mann hatte eine Arbeit gefunden.

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