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Vorherbestimmung oder individuelle Wahl — welches von beiden?Der Wachtturm 1953 | 15. Juli
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32. Was stellt die Torheit der Vorherbestimmungslehre bloß?
32 Welch heuchlerischer Aufruf das wäre, wenn jene, an die er ergeht, zu wählen machtlos wären! Würde Jehova eine Anzahl Menschen zum Tode prädestinieren und dann sagen, es sei sein Wohlgefallen, daß sie sich von dieser göttlichen Vorherbestimmung abwenden und leben würden? Welche Torheit, so zu denken! Und hätte Christus gesagt, es sei sein sehnlicher Wunsch, die Kinder Jerusalems zu versammeln, wenn sie von Gott zum Verlorengehen prädestiniert gewesen wären? Natürlich nicht, und der Bericht zeigt, daß jene Personen es so haben wollten, und dies im Gegensatz zu Jesu Wunsch: „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind, — wie oft wollte ich deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt unter ihre Flügel! Aber ihr wolltet nicht! Siehe! euer Haus wird euch überlassen.“ — Matth. 23:37, 38, NW.
33. Wer kann Rettung erlangen, und wie?
33 Nicht durch eine von Menschen unkontrollierbare Vorherbestimmung kommt ewiges Leben, sondern dadurch, daß wir Erkenntnis über Jehova und Christus in uns aufnehmen, indem wir uns bestreben, gebilligte Arbeiter zu sein, die die Wahrheit recht handhaben, indem wir unsere eigene Errettung mit Furcht und Zittern bewirken, indem wir predigen, um andere und uns selbst zu retten, indem wir Täter des Wortes sind und nicht Hörer allein, indem wir Gottes Willen und nicht nur Lippendienst tun. (Matth. 7:21; Joh. 17:3; Phil. 2:12; 1. Tim. 4:16; 2. Tim. 2:15; Jak. 1:22) Nicht für eine beschränkte Zahl weniger zur Seligkeit Vorherbestimmter beschaffte Jesus das Lösegeld, sondern er „wurde verantwortlich für die ewige Rettung all derer, die ihm gehorchen“. (Heb. 5:9, NW) Die Menschen sind frei, zu wählen, wem sie dienen wollen, und nach ihrem Wunsche zu handeln, und dadurch bestimmen sie ihr eigenes Geschick, Leben oder Tod. — Röm. 6:16.
34. Wieso ist die Vorherbestimmung nicht im Einklang mit Jehovas Vorgehen, und auf Grund wovon kann der Mensch ernten?
34 Wäre die Lehre von der Vorherbestimmung richtig, warum hätte Jehova dann sein Gesetz dem Volk Israel gegeben, oder warum ließe er die gute Botschaft vom Königreich den Nationen predigen? Warum hätte er Gerichtsperioden festgesetzt zur Bestimmung des Geschicks der Menschen auf der Grundlage ihres Benehmens, indem er sie „einzeln gemäß ihren Taten“ richtet, indem er vergilt „einem jeden nach seinen Werken“ und sagt: „Nach ihren Wegen will ich mit ihnen handeln, und mit ihren Rechten [gemäß ihren Bräuchen, AÜ] will ich sie richten.“ (Hes. 7:27; Röm. 2:6; Off. 20:13, NW) Warum die Schafe von den Böcken scheiden auf Grund ihres Verhaltens der Botschaft und den Boten Christi gegenüber? (Matth. 25:40, 45) Warum all dies, wenn das Geschick der Menschen vor der Geburt festgelegt wäre? Nicht Gott, sondern der Mensch ist für das Geschick des Menschen verantwortlich. Nicht so wie Gott vorherbestimmt, sondern so wie der Mensch sät, wird er ernten. Um Leben zu ernten, darf der Mensch es nie aufgeben, Gutes zu säen: „Jeder wird seine eigene Last der Verantwortung tragen. Laßt euch nicht irreführen: Gott läßt seiner nicht spotten. Denn was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten; denn wer im Hinblick auf sein Fleisch sät, wird von seinem Fleische Verwesung ernten; wer aber im Hinblick auf den Geist sät, wird von dem Geiste ewiges Leben ernten. So laßt uns nicht nachlassen, das Rechte zu tun, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir es nicht aufgeben.“ (Gal. 6:5, 7-9, NW) Gott erweist sich gegen niemand parteiisch, indem er jemanden zum Leben prädestiniert, andere dagegen nachteilig behandelt, indem er sie zum Tode oder zur Qual prädestiniert. Der Augenschein zwingt zu der Folgerung, „daß Gott nicht parteiisch ist, sondern daß in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ihm annehmbar ist.“ — Apg. 10:34, 35, NW.
35. Woran müssen wir uns, was Werke betrifft, erinnern?
35 Niemand sollte aus dem Vorausgegangenen folgern, wir könnten uns durch unsere Werke selbst retten. Wenn wir das könnten, so würden wir die Rettung als unser Recht ernten, doch ist dem nicht so. Sie kommt durch Gottes unverdiente Güte. (Röm. 11:6; Eph. 2:8, 9; 2. Tim. 1:9) Indes erlangen wir durch Studium Glauben, und durch Werke in Harmonie mit unserer Erkenntnis beweisen wir unseren Glauben und unseren Gehorsam. (Röm. 10:14, 17; Jak. 2:18-26) Wir müssen diese Werke tun, um Gehorsam zu bekunden, denn das Lösegeld ist für Gehorsame bestimmt oder wird auf sie angewandt. Ohne solche Werke ist die Rettung unmöglich.
36. Wie versuchten sich Presbyterianer aus Schwierigkeiten hinauszuwinden, und mit welchen Ergebnissen?
36 Es sollte ferner beachtet werden, daß in den Jahren 1902-1903 die Presbyterianer-Kirche in den Vereinigten Staaten von Amerika dem Glaubensbekenntnis zwei Kapitel beigefügt hat und außerdem eine Deklaration (Declaratory Statement). Diese Zusätze wurden offenbar gemacht, um die Härte der Prädestinationslehre zu mildern und diese Lehre mit Schrifttexten zu vereinbaren, welche die individuelle Wahl und die Notwendigkeit guter Werke dartun. Statt daß dies aber der Fall wäre, widersprechen die Zusätze in Wirklichkeit dem vorausgegangenen Stoff. Als die Presbyterianer diese Kapitel beifügten, hätten sie, um Widersprüche zu vermeiden, frühere ausmerzen sollen. Aber wenn sie die notwendigen Auslassungen vorgenommen hätten, so hätten sie damit die Prädestinationstexte ganz ausgeschieden. So behielten sie in ihrer Verlegenheit beide und widersprechen dabei sich selbst und der Bibel. Sie sind in einer Zwickmühle, die sie sich selbst geschaffen haben. Der neue Stoff bringt die Vorherbestimmung nicht in Einklang mit der Schrift; indem jedoch versucht wird, ihn der Schrift anzupassen, widerspricht er der Vorherbestimmung. Er verwässert die Lehre, bis sie gänzlich weggewaschen ist. Ferner werden so viele Zugeständnisse gemacht, daß sie zusammenbricht. Zum Beispiel heißt es in Kapitel X, Abschnitt 3, Seite 45: „Erwählte Kinder, die in ihrem Kindesalter sterben, werden wiedergeboren und von Christus errettet durch den Geist.“ Aber die Deklaration besagt auf Seite 125, dies sei nicht so zu betrachten, als werde gelehrt, „daß irgend jemand, der in der Kindheit sterbe, verlorengehe. Wir glauben, daß alle, die in der Kindheit sterben, in der Erwählung inbegriffen sind“. Die Bibel stützt sie hierin nicht. — Hes. 9:6.
37. Was für herausfordernde Fragen bleiben übrig, doch auf welche Betrachtung können wir uns freuen?
37 Die Betrachtung dieses Themas kann an diesem Punkte nicht abgeschlossen werden, denn wichtige Fragen sind noch unbeantwortet. Suchen Prädestinationsanhänger ihre Lehre nicht in Übereinstimmung zu bringen mit dem freien Willen des Menschen? Und was ist von Esau und Jakob, von Pharao, Simson, Jeremia, Judas und selbst von Jesus zu sagen? Zeigt die Bibel nicht, daß sie und noch andere vorherbestimmt waren? Dies sind herausfordernde Fragen, aber der Raum erlaubt uns nicht mehr, sie hier zu erörtern. Wir müssen ihre Beantwortung auf unsere nächste Ausgabe verschieben.
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Missionare und „Missionare“Der Wachtturm 1953 | 15. Juli
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Missionare und „Missionare“
ALS Christus Jesus auf Erden war, arbeitete er schwer und lang, um den Trost der Wahrheit über das Wort und Königreich seines Vaters den Menschen guten Willens zu bringen; und seine Jünger und Apostel handelten gleich. (Mark. 6:30-34; Luk. 8:1; Joh. 4:6, 34) Ihnen widersetzte sich eine habsüchtige, träge und heuchlerische Geistlichkeit, die sich nicht nur weigerte, selbst in das Königreich einzugehen, sondern dazu jene bekämpfte, die in dieses Reich eingehen wollten. — Matth. 23:4, 13; Luk. 16:9-14.
In diesem zwanzigsten Jahrhundert folgen wahre Christen dem von Christus Jesus und seinen unmittelbaren Nachfolgern gegebenen Beispiel, indem sie sich ebenfalls emsig damit beschäftigen, den Trost der Wahrheit Menschen guten Willens zu bringen. Dabei widersetzten sich ihnen die Glieder des Gegenstücks der Neuzeit, die Schriftgelehrten und Pharisäer, die Führer der falschen Religion der Christenheit. Der Unterschied zwischen den zwei Klassen geht deutlich aus dem Bericht hervor, der kürzlich von zwei jungen Missionaren eintraf, die die gute Botschaft vom Königreich Gottes seit Juli 1952 in Thailand gepredigt haben:
„Wir haben uns an das Werk hier gewöhnt und fühlen uns nach und nach ganz zu Hause. Wir führen bei den Leuten eine ziemliche Anzahl Bibelstudien durch, und einige von ihnen machen sehr guten Fortschritt. Letzten Sonntag hatten wir unsere erste öffentliche Ansprache in Korat. Sie fand in Englisch in unserem Hause statt. Da nicht so viele Leute hier Englisch können, waren wir beglückt, 40 Personen beim Vortrage zu sehen. Unter den Anwesenden befand sich auch ein Hilfsinspektor des Erziehungswesens für das nordöstliche Thailand, und der Inspektor des Inneren und ein Richter vom Orte; alle drei studieren die Bibel mit einem der Missionare.
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