-
Vergewaltigung — heute häufiger denn jeErwachet! 1980 | 8. Oktober
-
-
Vergewaltigung — heute häufiger denn je
VERGEWALTIGUNG! Bestimmt schauderst du bei dem Gedanken daran, oder du findest ihn so abscheulich, daß du zögerst, einen Artikel darüber zu lesen. Doch wenn du dieses Empfinden hast und eine Frau bist, dann gehörst gerade du zu den Personen, die es ganz besonders nötig haben, sich darüber Gedanken zu machen. Dem ist so, weil in vielen Fällen ein ganz bestimmter Frauentyp einer Vergewaltigung zum Opfer fällt.
„Wer darauf aus ist, eine Frau zu vergewaltigen, hält nach einem Opfer Ausschau, mit dem er ein leichtes Spiel hat“, erklärt James Selkin, Direktor eines Instituts für die Erforschung von Gewalttätigkeit (Denver, USA). Gene G. Abel, Professor für Psychiatrie, beschreibt ein solches Opfer: „Meist ist es eine völlig überraschte, passive Frau, die sich sexuell unterwirft, ohne großen Widerstand zu leisten.“
Würdest du ebenfalls so reagieren, wenn dir eine Vergewaltigung drohte?
Wie die meisten Opfer reagieren
Es ist verständlich, daß eine Frau in einer solchen Situation schreckliche Angst hat. Zwei Professoren von der Bostoner Universität sagten nach Interviews mit 80 Vergewaltigten: „Die erste Reaktion der meisten Frauen war Angst.“ Hinzu kommt, daß diese Angst lähmend wirken kann.
Eine Vergewaltigte veranschaulichte das einmal folgendermaßen: „Haben Sie nachts auf der Landstraße schon einmal erlebt, wie ein Hase gebannt im Lichtstrahl der Scheinwerfer Ihres Autos stehenblieb? Völlig erstarrt — als ob er wüßte, daß es ihn erwischen würde — und dann passierte es.“
Häufig ist mit der Angst Verwirrung und Unsicherheit verbunden. Eine Neunzehnjährige erklärte: „Ich habe mich in keiner Weise verteidigt, teils weil ich mich fürchtete, aber hauptsächlich weil ich in meiner Naivität dachte, ein Mädchen müsse tun, was man von ihm verlange. ... Angesichts der Plötzlichkeit des Geschehens war ich völlig verwirrt und wehrlos.“
Sie reagierte so, wie viele andere unter ähnlichen Umständen reagiert haben. Sie gab nach. Nur wenige sind darauf vorbereitet, Widerstand zu leisten. Elizabeth R. Dobell machte in dem amerikanischen Jugendmagazin Seventeen eine überraschende Offenbarung: „In der Stadt New York hat sich bei den 4 057 im Jahre 1974 gemeldeten Vergewaltigungen nur ein Opfer zur Wehr gesetzt. ... Der große Schreck angesichts der körperlichen Bedrohung macht einfach die meisten Frauen wehrlos.“
Würdest auch du so eingeschüchtert sein, daß der Täter dich gefügig machen könnte? Wie würdest du dich zur Wehr setzen? Bist du dir jetzt schon darüber im klaren?
Lerne, dich zu wehren
Manche Berater mögen dafür plädieren, daß du dich nicht wehrst, vor allem wenn der Täter eine Waffe hat. Sie meinen, man lasse am besten den Mann gewähren und vermeide dadurch weiteren Schaden. Doch ist dieser Rat weise?
„Ich meine, daß das völlig verkehrt ist“, sagt Frank Lena, ein Unterweiser für Kurse zur Selbstverteidigung bei Vergewaltigungen. „Ich sage diesen Mädchen [an amerikanischen High-Schools], daß ein Mann, von dem sie sich aus Angst vergewaltigen lassen, sie anschließend ebensogut töten könnte, damit sie ihn später nicht anzeigen können.“ Andere Experten sind der gleichen Meinung und raten dringendst, die Frau solle sich zur Wehr setzen.
Doch es bleibt die Frage bestehen, wie man sich wehren sollte. „Wir fürchten uns“, sagte eine Frau, „weil wir kein Selbstvertrauen haben. ... Wir hoffen immer, es würde nie passieren. Wenn es dann doch passiert, wissen wir nicht, was wir tun sollen.“
Aber vielerorts erfordern die Verhältnisse, daß du als Frau lernst, dich zu wehren. Du mußt lernen, bei einer drohenden Vergewaltigung ganz anders zu reagieren als sonst im Leben.
Eine echte Gefahr heute?
„Aber“, magst du fragen, „sind denn Vergewaltigungen nicht verhältnismäßig selten? Ist es nicht sehr unwahrscheinlich, je vergewaltigt zu werden?“
Wenn man bestimmte Statistiken betrachtet, könnte man zu diesem Schluß kommen. 1933 wurden in den Vereinigten Staaten nur 4 930 Vergewaltigungen angezeigt. Obwohl 1962 die Zahl schon auf 16 310 angestiegen war, schienen nicht so viele Frauen davon betroffen zu sein.
In den darauffolgenden 16 Jahren hat sich die Zahl aber mehr als vervierfacht — im Jahre 1978 waren es 67 131. Während der ersten neun Monate des vergangenen Jahres stieg sie um neun Prozent. In Amerika sind Vergewaltigungen das Verbrechen mit der höchsten Zuwachsrate. Doch die angezeigten Vergewaltigungen vermitteln nur eine geringe Vorstellung von der Gefahr, in der Frauen heute stehen.
Dem ist so, weil sich die meisten Vergewaltigten schämen, Anzeige zu erstatten. Sie befürchten vielleicht, daß man ihnen nicht glauben würde, vergewaltigt worden zu sein, oder sie wollen ihre Privatsphäre wahren. Manche sind im ungewissen darüber, was ihre Familie dazu sagen würde. Andere meinen, es sei wirklich nicht die Mühe wert, da ja nur etwa 2 Prozent aller Täter verurteilt und inhaftiert würden.
Untersuchungen haben eine rapid steigende Zahl von Vergewaltigungen ergeben. Man schätzt die tatsächliche Zahl auf das Drei- bis Fünffache der angezeigten Fälle. Im Magazin Time hieß es: „Sachkenner behaupten, jedes Jahr würden bis zu 500 000 Personen von Vergewaltigern angegriffen.“ Gemäß dem Buch How to Protect Yourself from Crime „gibt es Schätzungen, gemäß denen bis zu 90 Prozent aller Vergewaltigungen nicht angezeigt werden“.
Also sind in den Vereinigten Staaten jeden Tag möglicherweise mehr als 1 000 Frauen das Opfer von Vergewaltigungen. Und diese Zahl schließt nicht den Großteil der 60 000 Kinder ein, die jedes Jahr sexuell mißbraucht werden.
Doch Vergewaltigungen sind keineswegs ein typisch amerikanisches Problem. Notzuchtverbrechen nehmen auch in Südamerika, in Afrika und Europa zu.
Warum sind Vergewaltigungen heute zu einem solchen Problem geworden? Was veranlaßt Männer, diese Tat zu begehen?
-
-
Warum passiert es?Erwachet! 1980 | 8. Oktober
-
-
Warum passiert es?
IMMER mehr Frauen werden vergewaltigt. „Auf dem Gelände von Universitäten kommen so viele Vergewaltigungen vor“, enthüllt das Buch Against Rape, „daß einige große Universitäten Gegenmaßnahmen eingeleitet haben. An einer Universität im Mittelwesten wurde eine Schutzmannschaft ins Dasein gerufen. Es stellte sich jedoch heraus, daß Frauen dann sogar von Männern vergewaltigt wurden, die der Schutzmannschaft angehörten.“
Vergewaltigungen sind nichts Neues. Die Bibel berichtet über die Vergewaltigung von Jakobs Tochter und Davids Tochter vor Tausenden von Jahren. Aber warum ist es heute so gang und gäbe? (1. Mose 34:1, 2; 2. Sam. 13:1-14).
Eine „Mentalität des Vergewaltigens“
Ein wesentlicher Faktor ist die Einstellung, die heute viele Männer zu Frauen haben. Sie denken anscheinend, die Hauptaufgabe der Frauen bestehe darin, die Männer sexuell zu befriedigen. Die enorme Verbreitung der Pornographie und der Gebrauch von Redensarten, durch die die Frau zum Sexobjekt degradiert wird, tragen zu einer „Mentalität des Vergewaltigens“ bei.
Oft wachsen Jugendliche in einer Umgebung auf, die ihnen diese Einstellung vermittelt. Man bringt Jungen bei, Aggression und Gewalttätigkeit seien ein Beweis für Männlichkeit. Mädchen gewöhnen sich Verhaltensweisen an, durch die sie die Männer im Grunde genommen reizen. Ein Mitarbeiter einer Chicagoer Beratungsstelle für Probleme in Verbindung mit Vergewaltigung sagte: „Vergewaltigung ist die logische Konsequenz des Umgangs zwischen Männern und Frauen, den sie erlernt haben.“
Sexuelle Verirrung in der entscheidenden Entwicklungsphase eines Jungen ist auch ein Grund, warum manche Männer zur Vergewaltigung neigen. Manche weibliche Verwandte haben dadurch, daß sie einen Jungen als Sexspielzeug behandelten, in ihm eine Entwicklung aggressiver Gefühle gegenüber Frauen bewirkt. In den USA offenbarte eine Studie über 200 verurteilte Sexualtäter, daß 44 Prozent von ihnen bei ihrer Mutter im Bett geschlafen hatten und von ihr sexuell erregt worden waren.
Ein Wandel in der Lebensweise
Die Tatsache, daß heute die Frauen aus sich herausgehen, mit Männern wetteifern und um die „Gleichberechtigung“ kämpfen, betrachten einige als einen weiteren Grund für die Zunahme von Vergewaltigungen in den USA. Camille E. LeGrand, ein kalifornischer Jurist, sagt, die Vergewaltigung sei für Männer ein bewußter oder unbewußter Versuch, „die Frauen zu unterwerfen“, indem sie ihnen die Stärke des Mannes zeigen.
Die moderne Frau ist schon durch ihre größere Bewegungsfreiheit eher einer Vergewaltigung ausgesetzt. Die Psychologin Carolyn J. Hursch erklärt: „Es gibt mehr Vergewaltigungen, weil die Frauen mehr unterwegs sind. Vor 50 Jahren konnte man nachts im Freien kaum eine Frau ohne männliche Begleitung sehen. Heute ist das offensichtlich gang und gäbe.“
Auch setzen sich Frauen heute immer häufiger riskanten Situationen aus. In den USA wird in einer bekannten Fernsehwerbung eine Frau gezeigt, die allein zu Hause ist und einen Bekannten zu einem Drink in ihre Wohnung einlädt. Sie erklärt den Fernsehzuschauern, daß das heute „absolut in Ordnung“ sei. Und da viele die moralischen Grundsätze über Bord geworfen haben, werden manchen Frauen solche Situationen zum Verhängnis.
Meist ist es ein Bekannter
Ein Sachkenner schätzt, daß „35 Prozent der Vergewaltigungen“ passieren, während eine Frau mit einem Bekannten zusammen ist. Die Soziologin Pauline Bart von der Universität von Illinois (USA) ermittelte in einer Studie, daß bei 59 Prozent der Fälle der Mann dem Opfer bekannt war. Im Toronto Star wurde festgestellt: „In vielen Fällen, in denen eine Frau sexuell belästigt wird, handelt es sich um jemand, den sie kennt, den sie mochte und dem sie vor dem Vorfall vertraute. Bei der Hälfte der Fälle hatte sie an seinen anfänglichen sexuellen Annäherungsversuchen Gefallen.“
Wieso kommt es dann zu einer Vergewaltigung?
Dem ist so, weil die an solchen „Rendezvous“ interessierten Männer meist nicht die moralischen Grundsätze der Bibel respektieren. Sie betrachten eine Bekanntschaft mit jemand vom anderen Geschlecht nicht als eine Möglichkeit, einen geeigneten Ehepartner zu finden, sondern als ein „Spiel“. Manche Männer „denken, wenn eine Frau mit ihnen einen Drink nimmt, sei es in Ordnung, mit ihr auch Verkehr zu haben“, erklärt die Psychiaterin Gene G. Abel. Wenn sie ihn in ihre Wohnung einlädt oder eine Einladung in seine Wohnung annimmt, mag er denken, die Frau sei gewillt, mit ihm Geschlechtsbeziehungen zu haben, obschon sie, sobald er ihr zu weit geht, „nein“ sagt und Schluß zu machen versucht.
Gewalttätigkeit und Sex
Man streitet sich darüber, was einen Mann zur Vergewaltigung veranlaßt. Man nimmt allgemein an, es sei sexuelle Leidenschaft. Aber manche meinen, es stecke mehr dahinter. Ein Forscherteam am Boston College berichtete: „Vergewaltigung ist ein pseudosexueller Akt, ein sexuelles Verhaltensmuster, das eher mit Status, Aggression, Macht und Herrschsucht zu tun hat als mit Sinnesfreuden oder sexueller Befriedigung.“
In dieser Frage werden oft sehr entschiedene Standpunkte bezogen. Ein Zeitungsjournalist äußerte einmal eine Ansicht, die von vielen vertreten wird: „Vergewaltigung ist kein Sexualverbrechen — es ist ein Gewaltverbrechen.“ Zweifellos sind einige Vergewaltigungen im wesentlichen Gewaltverbrechen, weil der Beweggrund darin besteht, Frauen weh zu tun und sie zu beherrschen. Doch die Erregung der geschlechtlichen Leidenschaft des Mannes — ob es die Frau nun beabsichtigt oder nicht — ist auch ein wesentlicher Grund dafür, warum viele Männer Frauen zwingen, mit ihnen geschlechtlich zu verkehren.
Donna Vali, eine Soziologin und Kriminologin aus Los Angeles, sandte an 645 Psychiater Fragebogen, in denen sie Fragen stellte wie: „Wäre es nicht weise, wenn eine Frau, die vermeiden möchte, einem Sexualverbrechen zum Opfer zu fallen, sich Gedanken darüber macht, welchen Eindruck ihre Kleidung und ihre Handlungsweise bei einem Mann erweckt? Gehören Bikinis, enge Pullover, kurze Röcke, tiefe Ausschnitte und die Angewohnheit, keinen BH zu tragen, zu den Merkmalen, die die Aufmerksamkeit eines möglichen Sexualverbrechers erregen?“
Die erste Frage wurde von 88 Prozent und die zweite Frage von 62 Prozent der Psychiater mit „Ja“ beantwortet. Donna Vali sagte dazu: „Groll gegen Frauen ist ein häufig genannter Beweggrund [für Vergewaltigung]. Bei Männern wird dieser Groll oft deshalb hervorgerufen, weil sie durch enthüllende Kleidung gereizt, aber dann, wenn sie der vermeintlichen Einladung folgen, abgewiesen werden.“
Offensichtlich ist die Kleidung nur einer von vielen Faktoren, die Vergewaltigungen begünstigen, denn es werden sogar 80jährige Frauen und kleine Kinder vergewaltigt. Doch unabhängig von den verschiedenen Faktoren gibt es keine Entschuldigung dafür, daß ein Mann eine Frau zu Geschlechtsbeziehungen zwingt.
Nachlässiges Gerichtswesen
Ein weiterer Grund für die rapide Zunahme von Vergewaltigungen ist das Versäumnis der Gerichte, die Täter zu bestrafen. Die Associated Press ließ verlauten: „Die Polizei in Seattle erhielt im vergangenen Jahr 308 Anzeigen auf Vergewaltigung, doch nur sechs Personen wurden verurteilt.“ Nur etwa 2 Prozent der Täter werden verurteilt und inhaftiert. Die übrigen gehen straflos aus. Die Bibel sagt: „Weil das Urteil über ein schlechtes Werk nicht eilends vollzogen worden ist, darum hat sich das Herz der Menschensöhne in ihnen völlig darauf gerichtet, Schlechtes zu tun“ (Pred. 8:11).
Und Täter, die bereits verurteilt sind, werden bald wieder freigelassen, so daß sie erneut Vergewaltigungen begehen. Ein Polizeibeamter äußerte einmal, das Gerichtswesen sei zu labil.
Ein Zeichen der Zeit
Dadurch, daß Vergewaltigungen und andere Straftaten immer schneller zunehmen, entsteht eine gewalttätige, sextolle Welt, in der es fast schon zu gefährlich ist zu leben. Bezeichnenderweise sagt die Bibel, daß „in den letzten Tagen“ dieses Systems der Dinge „kritische Zeiten dasein werden“, da die Menschen „brutal“ und „ohne Liebe zum Guten“ sein werden. Die beispiellose Zunahme an Vergewaltigungen ist also nur ein weiterer Beweis dafür, daß wir in einer höchst bedeutsamen Zeit leben, die in der Bibel vorausgesagt wurde (2. Tim. 3:1-5).
Die Autoren eines Buches über vorbeugende Maßnahmen gegen Vergewaltigungen äußerten sich wie folgt: „Einige werden beim Lesen unserer Ratschläge sagen, das grenze an Wahnsinn. ... Doch Wahnsinn ist unerläßlich zum Überleben. Wenn Sie unsere Gesellschaft betrachten, muß man mit Wahnsinn rechnen. Sie sollen sich nicht dessen schämen und versuchen, es zu leugnen, sondern sich damit auseinandersetzen.“
Was kannst du tun? Wie kannst du dich vor Vergewaltigung schützen?
-
-
Wie man sich schützen kannErwachet! 1980 | 8. Oktober
-
-
Wie man sich schützen kann
ÜBER Vergewaltigung nachzudenken ist schon unangenehm. Doch es am eigenen Leib zu erfahren ist schrecklich. Da wir, wie im vorangegangenen Artikel erwähnt wurde, „in den letzten Tagen“ dieses Systems der Dinge leben, müssen wir damit rechnen, daß sich solche Vorfälle häufen.
Das bedeutet, daß du als Frau wissen mußt, wie du dich schützen kannst. Man muß vor allem die Umstände kennen, die häufig zu Vergewaltigungen führen.
Gefahren beim Ausgehen
Viele Frauen werden von einem Mann vergewaltigt, mit dem sie ausgehen. Das Pärchen küßt sich und geht vielleicht noch weiter. Wenn der Mann dann sexuell erregt ist, will er mehr, die Frau jedoch nicht. Der Mann drängt darauf, und die Frau — eingeschüchtert und verwirrt — gibt nach. Eine Siebzehnjährige berichtete:
„Ich war ruhig, zurückhaltend, demütig, unterwürfig und noch jungfräulich. ... Bei unserem letzten Ausgang stieß er mich in seinem Auto auf den Rücksitz und hielt mich fest. Ich gab einfach nach.“
Der erste Fehler vieler Frauen besteht darin, daß sie mit einem Mann ausgehen, der sich nicht an die moralischen Richtlinien der Bibel hält. Zweitens lassen sie zu, daß sie in riskante Situationen geraten. Sie möchten sich nicht gegen die ersten Annäherungsversuche des Mannes wehren, um nicht naiv zu wirken. In einem Leitfaden wird Frauen der Rat gegeben: „Sie müssen offen und fest entschlossen sein und vielleicht sogar naiv dreinblicken. Zweifellos werden Sie einen Freier verlieren, was aber in diesem Fall kein Verlust wäre.“
Es heißt weiter: „Sobald Sie das Spiel mitmachen, sitzen Sie in der Falle. Man darf einfach nicht damit anfangen und muß sich völlig heraushalten.“ Ja, die Frau muß sich über die Wirkung des Vorspiels, wie zum Beispiel Küssen, völlig im klaren sein. Frederic Straska hat jahrelang Nachforschungen über Vergewaltigung angestellt und sagte über einen Fall folgendes:
„Der nächste Fehler, den Gayle machte, bestand in ihrer Auffassung, ,Küssen ist ja nicht schlimm‘. Das Küssen an sich ist schon eine sehr starke sexuelle Betätigung. Die Oberlippe ist eine der sinnlichsten Bereiche des Körpers. Mann und Frau können durch leidenschaftliches Küssen ebenso sexuell erregt werden wie durch eine Berührung der eigentlichen erogenen Zonen des Körpers. ...
Mike dachte, Gayle wollte ihn reizen und verführen. Sie mag es nicht beabsichtigt und wahrscheinlich auch nicht getan haben. Aber ihm erschien es so. Und so wäre es den meisten Männern in einer solchen Situation erschienen. Dadurch, daß Gayle ihn so weit gehen ließ und keine überzeugenden Stoppsignale setzte, ließ sie Mike bis zu einem Punkt gewähren, an dem es — von ihm aus gesehen — keine Rückkehr mehr gab.“
Eltern können viel tun, um ihre Tochter zu schützen. Sie sollten sich darüber vergewissern, mit welchem jungen Mann ihre Tochter Umgang pflegt. Respektiert er Gottes moralische Richtlinien? Wendet er sie in seinem Leben an? Wenn ja, dann dürfte kein Problem bestehen. Wenn es dem jungen Mann aber gelungen sein sollte, seine wahren Beweggründe eine Zeitlang zu verbergen, muß das Mädchen einen festen Stand einnehmen und ihn wissen lassen, daß es auf keinen Fall nachgeben wird.
Es gibt einiges, was ein Mädchen tun kann, um sich zu wehren. Ein Mädchen nahm einmal zu einer Maßnahme Zuflucht, die andere auch sehr wirksam fanden. Als die schlechten Absichten ihres Freundes offenbar wurden, wandte sie den Kopf von ihm ab, steckte sich den Finger in den Rachen, drehte sich wieder um und erbrach. Sofort war seine Leidenschaft geschwunden; er zeigte Mitleid, brachte Besorgnis über ihr Wohlbefinden zum Ausdruck und fuhr sie nach Hause.
Andere Männer, die dir bekannt sind
Es gibt noch andere Männer, die dir bekannt sind und dich ebenfalls vergewaltigen könnten. Es könnte ein Verwandter, ein Nachbar oder ein Verwandter einer Freundin sein. Um dich zu schützen, mußt du auf der Hut sein. Das bedeutet nicht, daß wir jedem Verwandten und Freund mißtrauen, der uns umarmt oder uns auf andere Weise seine Zuneigung oder Aufmerksamkeit zeigt. Aber vergiß nicht, daß ja jeder künftige Täter Verwandte und Freunde hat.
Eine Fünfzehnjährige wurde bei einem Besuch ihrer Verwandten von ihrem Cousin vergewaltigt, als gerade niemand in der Nähe war. Eine Siebzehnjährige wurde vergewaltigt, nachdem der Bruder ihrer Schwägerin sie in seine Wohnung eingeladen hatte. Es passiert immer wieder, daß der Täter ein Mann ist, den das Mädchen kennt und dem sie vertraute. Leider sind die meisten Mädchen in ihrer Verwirrung ein leichtes Opfer, so daß manche — vielleicht sogar ihre Eltern — sich fragen, ob sie nicht willige Beteiligte waren.
Ein Mädchen sollte sich in einer solchen Situation standhaft wehren. Einige konnten schon einer Vergewaltigung entgehen, indem sie verschiedene unfeine und abstoßende Maßnahmen ergriffen, durch die sie unattraktiv und unweiblich erschienen. Man kann einen Angreifer aber auch durch das abwehren, was man sagt.
Als ein Vater die 14jährige Babysitterin seines Kindes nach Hause fuhr, bog er in eine Straße ab, die in eine verlassene Gegend führte. Zuerst berührte und streichelte er sie, dann versuchte er, ihre Kleidung herunterzuziehen. Darauf hörte sie auf, sich zu sträuben, und sagte: „Mr. Jones, Sie wissen doch, daß in neun oder zehn Jahren Ihrem kleinen Mädchen dasselbe passieren könnte.“ Das brachte ihn zur Besinnung. Er entschuldigte sich und weinte sogar.
Ergreife Vorsichtsmaßnahmen
„Das Stichwort heißt Vorbeugen“, sagte ein Polizeibeamter. „Ich bin der Auffassung, daß 95 Prozent aller Vergewaltigungen hätten vermieden werden können.“ Du solltest immer bedenken, welche Folgen das, was du tust, nach sich ziehen könnte.
Zum Beispiel ist es für Frauen riskant, „per Anhalter“ zu fahren. Gemäß einer Befragung, die zwei Forscher durchführten, sind die meisten Frauen, die von Männern vergewaltigt wurden, die ihnen nicht bekannt waren, als Anhalterin vergewaltigt worden. Es ist auch nicht ratsam, einen Anhalter mitzunehmen.
Einen Mann, den du nicht gut kennst, in die Wohnung einzuladen bedeutet ebenfalls eine Gefahr. Vielleicht ist es ein Mann, den du beauftragt hast, Arbeiten am Haus zu verrichten, und du möchtest ihm etwas zu trinken geben. Oder es ist ein Mann, der an deiner Tür klingelt, weil er einen „Notruf“ tätigen möchte. In dem einen Fall könnte man dem Mann das Getränk nach draußen bringen, und im anderen Fall könnte man den Anruf für den Bittsteller selbst erledigen. Vor allem wenn du in einer Gegend wohnst, in der die Kriminalität blüht, solltest du, falls du allein bist, keinen Fremden in deine Wohnung lassen.
Achte auch darauf, daß die Wohnungstüren und die Fenster gut verschlossen sind. Als Alleinstehende bist du besonders gefährdet und könntest erwägen, dir eine Untermieterin zu suchen.
Eltern müßten sich Gedanken machen über ihre Tochter, die sich nach dem Schulunterricht allein zu Hause aufhält. Sie sollten dafür sorgen, daß sie dort nicht mit einem Jungen — es sei denn mit ihrem Bruder — allein ist und sich nicht in einer Gruppe aufhält, in der sie das einzige Mädchen ist. Besprich mit deiner Tochter, wie sie einer Vergewaltigung vorbeugen kann und wie sie einem Angriff widerstehen kann.
Laß die Jalousien herunter, wenn du dich anziehst oder ausziehst. Lauf nicht dürftig bekleidet in deiner Wohnung herum, so daß man dich von draußen sehen kann. Eine Frau hat das einmal nicht beachtet. Das wurde von einem Nachbarn als Einladung betrachtet. Eines Abends klingelte er bei ihr. Sie ließ ihn herein, und er vergewaltigte sie.
Reise nachts möglichst nicht allein, obwohl die meisten Opfer zwischen 16 und 24 Jahre alt sind, darfst du nicht denken, du seist ungefährdet, weil du wesentlich älter oder wesentlich jünger bist. Bedenke, daß manchmal sogar 80jährige und Kinder angegriffen werden. Und da bei Vergewaltigungen manchmal eine „sexy“ Kleidung eine Rolle spielt, ist es weise, sich unauffällig zu kleiden.
Mary Keefe, eine Politesse in der Stadt New York, beschrieb, wie der Täter oft vorgeht: „Er sucht sich sein Opfer gewöhnlich zu später Stunde (die meisten Vergewaltigungen geschehen zwischen 20 und 4 Uhr) oder an einem einsamen, verlassenen Ort — ein dunkler Durchgang, ein unbebautes Grundstück oder eine Waschküche.“
Aber es könnte sein, daß du trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eines Tages angegriffen wirst. Was solltest du dann tun?
Widerstand leisten
Laß dich nicht einschüchtern, sondern leiste Widerstand! Mary Keefe sagte: „Sobald sich der Mann der nichtsahnenden Frau genähert hat, testet er sie, um sicherzugehen, daß er sie einschüchtern kann, damit er sie sich ohne Schwierigkeiten gefügig machen kann.“
Mache ihm also klar, daß du keinesfalls nachgeben wirst. Laß ihn gleich zu Anfang wissen, daß er mit dir kein leichtes Spiel haben wird. Dieser Rat kommt von Experten. Der Psychologe James Selkin rät:
„Es ist wichtig, daß eine Frau gleich zu Anfang, sobald der Angreifer seine Absichten zeigt, Widerstand Leistet. Zu diesem Zeitpunkt hat er sich noch keines schwerwiegenden Vergehens schuldig gemacht, und es ist leichter für ihn, nach einem bereitwilligeren Opfer Ausschau zu halten, als sich mit einer Frau abzumühen, die seine Hoffnungen auf ein müheloses Sexualerlebnis bereits zerschlagen hat.“
Professor Gene G. Abel sagt:
„Eine Frau sollte, um einer Vergewaltigung vorzubeugen, auf deutliche, unmißverständliche Weise mit energischen, nachdrücklichen Worten klarmachen, daß sie unter keinen Umständen einen Geschlechtsverkehr zulassen würde und daß der Angreifer, wenn er nicht sofort das Weite suche, in Schwierigkeiten geraten würde. Der Angreifer muß in ihr einen schwierigen, aggressiven Gegner sehen, nicht eine nachgiebige, passive Frau, die Mühe hat, seiner Drohung entgegenzutreten.“
Fester Widerstand von Anfang an ist durchaus wirksam. In der Stadt New York machte eine Frau folgende Erfahrung:
„Ich war beim Einkaufen gewesen und kam um etwa 21 Uhr nach Hause und ging in das Gebäude in dem ich wohnte, wie gewöhnlich warf ich erst einen Blick in den Fahrstuhl, bevor ich hineinging. Es war niemand darin. Aber als ich dann im 3. Stock anlangte, wurde die Tür des Fahrstuhls aufgerissen. Ein Mann war den Treppenaufgang bis zum 3. Stock hochgerannt, aber ich hatte ihn nicht gesehen. Er kam herein, ging auf mich zu und sagte, er würde mir nichts tun, wenn ich mit ihm Beziehungen hätte.
Bevor er irgend etwas tun konnte, sagte ich zu ihm in ruhigem Ton: ,Sie müssen verrückt sein, mich wegen so etwas anzusprechen, wissen sie denn nicht das ich eine Christin bin und daß es für mich verkehrt wäre, das zu tun? Ich mache so etwas nicht. Außerdem bin ich auf dem Weg nach Hause zu meiner Familie, denn sie erwartet mich.
Er antwortete dann: ,Okay, okay, okay, regen sie sich nicht auf, und schreien Sie bitte nicht. Ich gehe ja schon.‘ Er stieg dann im 4. Stock aus und rannte die Treppen hinunter, um von mir wegzukommen.“
Doch jemand könnte fragen: „Wie steht es, wenn der Mann ein Messer oder eine Schußwaffe hat? Wäre es dann nicht gefährlich, Widerstand zu leisten?“ Natürlich muß die Frau selbst entscheiden, was sie tun möchte. Doch Susan Brownmiller, eine führende Schriftstellerin auf dem Gebiet der Vergewaltigung, schreibt in ihrem Buch Gegen unseren Willen:
„Es ist wichtig, glaube ich, an dieser Stelle zu bemerken, daß es entgegen dem allgemein verbreiteten Mythos von männlicher Gewalttätigkeit und der angeblichen Sicherheit durch Unterwerfung noch niemals nachgewiesen worden ist, daß Widerstand auf seiten des Opfers bei einer Vergewaltigung oder ein Fluchtversuch den Täter zum Mord ,provozieren‘.“
Vielmehr sind immer wieder Frauen davor bewahrt worden, vergewaltigt oder sogar getötet zu werden, weil sie Widerstand leisteten. Der in den USA sehr bekannte „Würger von Boston“, der seine Opfer zuerst vergewaltigte und dann ermordete, suchte sich Frauen aus, die er einschüchtern konnte. Eine Kellnerin, die ihm widerstand, ihm bis zum Knochen in den Finger biß und laut und anhaltend schrie, wurde weder vergewaltigt noch getötet. Wütend und verwirrt suchte er das Weite.
Welche Waffen?
Bis zu welchem Grad könnte eine Frau Widerstand leisten? Sollte sie dem Angreifer Schaden zufügen? Sie könnte das durchaus tun, so, wie die obenerwähnte Kellnerin. Und wenn der Angreifer von ihr nicht abläßt, dann könnte sie zu irgendeinem verfügbaren Mittel greifen, um den Geschlechtsverkehr zu verhindern. Eine Frau könnte sich bei ihrem Mann oder Vater oder einem vertrauten Freund danach erkundigen, welche Verteidigungsmaßnahmen es gibt. Manchen Frauen gelang es, den Angreifer mit einem gut gezielten Schlag außer Gefecht zu setzen. Selbst eine Frau, die keine starke Kämpferin ist, kann eine sehr wirksame Waffe einsetzen.
Diese Waffe ist ihre Stimme. Schreien hat sich als eine sehr wirksame Methode erwiesen, einen Angreifer abzuwehren. Interessanterweise war im alten Israel eine Frau, wenn sie angegriffen wurde, verpflichtet zu schreien (5. Mose 22:23 bis 27).
Die Wirkung des Schreiens wurde deutlich, als einmal eine Frau laut Manuskript in einer Rundfunksendung einen Schrei ausstoßen sollte. Sie hatte es nie zuvor getan. Als sie schließlich ihre ganze Kraft entfesselte, baten die Umstehenden in ihrer Bestürzung: „Bitte, tun Sie das nie wieder!“ Sie waren wirklich erschrocken. Versuche doch einmal zur Übung, aus Leibeskräften zu schreien. Vergiß nicht, daß du diese wirksame Waffe immer bei dir hast und daß du sie im Bedarfsfall gebrauchen solltest.
Änderung in Sicht
Es ist wirklich traurig, daß heute Frauen, aber auch Männer nicht vor sexuellen Belästigungen sicher sind. Die Gewalttätigkeit nimmt wie eine Plage zu. Stelle dich daher dieser Gefahr. Ergreife Vorsichtsmaßnahmen. Tue, wenn du angegriffen wirst, alles, was in deiner Macht steht, um Widerstand zu leisten.
Die Zeit, in der solche Probleme nicht mehr bestehen werden, ist nahe herbeigekommen. Bald wird sich das erfüllen, was Gott verheißen hat: „Nur noch eine kleine Weile, und der Böse wird nicht mehr sein; und du wirst dich sicherlich umsehen nach seiner Stätte, und er wird nicht dasein. Aber die Sanftmütigen selbst werden die Erde besitzen, und sie werden in der Tat ihre Wonne haben an der Fülle des Friedens“ (Ps. 37:10, 11).
-
-
Die Sintflut aus mesopotamischer SichtErwachet! 1980 | 8. Oktober
-
-
Die Sintflut aus mesopotamischer Sicht
DER junge Mann, mit dem ich sprach, war ein Student der Geschichtswissenschaft. Als ich ihm sagte, daß ich mich für die biblische Geschichte interessiere, gab er mir eine Antwort, die noch heute in meinen Ohren klingt: „Was wollen Sie mit der Bibel? Sie übersehen ja dabei, daß es Geschichtsberichte gibt, die viel älter sind.“
„An welche denken Sie?“ fragte ich. „An das Gilgamesch-Epos“, erwiderte er. „Es reicht viel weiter zurück als der Bibelbericht.“
Ich erinnerte mich daran, daß das Gilgamesch-Epos, ein Werk der babylonischen Literatur, einen Bericht über eine große Überschwemmung enthält, der fast alle Menschen zum Opfer fielen. Manch einer behauptet, diese Sintflutsage stütze sich auf einen Bericht, der weit älter sei als der Bericht, der in der Bibel in 1. Mose, Kapitel 6 bis 8 enthalten ist.
Meine Neugierde war nun geweckt, und ich beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen. In der reichhaltigen Sammlung der Wiener Nationalbibliothek bot sich mir Gelegenheit, Fachliteratur durchzusehen, die sich mit dem Gilgamesch-Epos beschäftigt. Dabei machte ich folgende Feststellungen:
Babylonische Flutberichte
Die Bibel war besonders im letzten Jahrhundert einer massiven Kritik ausgesetzt. Vor allem der Bericht über die Sintflut wurde als bloße Legende abgetan. Durch einen archäologischen Fund im Frühjahr des Jahres 1850 wurde er jedoch plötzlich zum Gegenstand großen Interesses. Archäologen entdeckten bei Ausgrabungen in Ninive einen Raum, der mit Tontafeln angefüllt war. Man hatte die „Tontafelbibliothek“ des assyrischen Herrschers Assurbanipal gefunden.
George Smith vom Britischen Museum begann später einen Teil der Keilschrifttexte dieser Tontafeln zu entziffern, und dabei stieß er auf das Gilgamesch-Epos. Bei der Bearbeitung einer der Tontafeln schlug sein Herz höher. Buchstabe um Buchstabe entzifferte er:
-