Warum passiert es?
IMMER mehr Frauen werden vergewaltigt. „Auf dem Gelände von Universitäten kommen so viele Vergewaltigungen vor“, enthüllt das Buch Against Rape, „daß einige große Universitäten Gegenmaßnahmen eingeleitet haben. An einer Universität im Mittelwesten wurde eine Schutzmannschaft ins Dasein gerufen. Es stellte sich jedoch heraus, daß Frauen dann sogar von Männern vergewaltigt wurden, die der Schutzmannschaft angehörten.“
Vergewaltigungen sind nichts Neues. Die Bibel berichtet über die Vergewaltigung von Jakobs Tochter und Davids Tochter vor Tausenden von Jahren. Aber warum ist es heute so gang und gäbe? (1. Mose 34:1, 2; 2. Sam. 13:1-14).
Eine „Mentalität des Vergewaltigens“
Ein wesentlicher Faktor ist die Einstellung, die heute viele Männer zu Frauen haben. Sie denken anscheinend, die Hauptaufgabe der Frauen bestehe darin, die Männer sexuell zu befriedigen. Die enorme Verbreitung der Pornographie und der Gebrauch von Redensarten, durch die die Frau zum Sexobjekt degradiert wird, tragen zu einer „Mentalität des Vergewaltigens“ bei.
Oft wachsen Jugendliche in einer Umgebung auf, die ihnen diese Einstellung vermittelt. Man bringt Jungen bei, Aggression und Gewalttätigkeit seien ein Beweis für Männlichkeit. Mädchen gewöhnen sich Verhaltensweisen an, durch die sie die Männer im Grunde genommen reizen. Ein Mitarbeiter einer Chicagoer Beratungsstelle für Probleme in Verbindung mit Vergewaltigung sagte: „Vergewaltigung ist die logische Konsequenz des Umgangs zwischen Männern und Frauen, den sie erlernt haben.“
Sexuelle Verirrung in der entscheidenden Entwicklungsphase eines Jungen ist auch ein Grund, warum manche Männer zur Vergewaltigung neigen. Manche weibliche Verwandte haben dadurch, daß sie einen Jungen als Sexspielzeug behandelten, in ihm eine Entwicklung aggressiver Gefühle gegenüber Frauen bewirkt. In den USA offenbarte eine Studie über 200 verurteilte Sexualtäter, daß 44 Prozent von ihnen bei ihrer Mutter im Bett geschlafen hatten und von ihr sexuell erregt worden waren.
Ein Wandel in der Lebensweise
Die Tatsache, daß heute die Frauen aus sich herausgehen, mit Männern wetteifern und um die „Gleichberechtigung“ kämpfen, betrachten einige als einen weiteren Grund für die Zunahme von Vergewaltigungen in den USA. Camille E. LeGrand, ein kalifornischer Jurist, sagt, die Vergewaltigung sei für Männer ein bewußter oder unbewußter Versuch, „die Frauen zu unterwerfen“, indem sie ihnen die Stärke des Mannes zeigen.
Die moderne Frau ist schon durch ihre größere Bewegungsfreiheit eher einer Vergewaltigung ausgesetzt. Die Psychologin Carolyn J. Hursch erklärt: „Es gibt mehr Vergewaltigungen, weil die Frauen mehr unterwegs sind. Vor 50 Jahren konnte man nachts im Freien kaum eine Frau ohne männliche Begleitung sehen. Heute ist das offensichtlich gang und gäbe.“
Auch setzen sich Frauen heute immer häufiger riskanten Situationen aus. In den USA wird in einer bekannten Fernsehwerbung eine Frau gezeigt, die allein zu Hause ist und einen Bekannten zu einem Drink in ihre Wohnung einlädt. Sie erklärt den Fernsehzuschauern, daß das heute „absolut in Ordnung“ sei. Und da viele die moralischen Grundsätze über Bord geworfen haben, werden manchen Frauen solche Situationen zum Verhängnis.
Meist ist es ein Bekannter
Ein Sachkenner schätzt, daß „35 Prozent der Vergewaltigungen“ passieren, während eine Frau mit einem Bekannten zusammen ist. Die Soziologin Pauline Bart von der Universität von Illinois (USA) ermittelte in einer Studie, daß bei 59 Prozent der Fälle der Mann dem Opfer bekannt war. Im Toronto Star wurde festgestellt: „In vielen Fällen, in denen eine Frau sexuell belästigt wird, handelt es sich um jemand, den sie kennt, den sie mochte und dem sie vor dem Vorfall vertraute. Bei der Hälfte der Fälle hatte sie an seinen anfänglichen sexuellen Annäherungsversuchen Gefallen.“
Wieso kommt es dann zu einer Vergewaltigung?
Dem ist so, weil die an solchen „Rendezvous“ interessierten Männer meist nicht die moralischen Grundsätze der Bibel respektieren. Sie betrachten eine Bekanntschaft mit jemand vom anderen Geschlecht nicht als eine Möglichkeit, einen geeigneten Ehepartner zu finden, sondern als ein „Spiel“. Manche Männer „denken, wenn eine Frau mit ihnen einen Drink nimmt, sei es in Ordnung, mit ihr auch Verkehr zu haben“, erklärt die Psychiaterin Gene G. Abel. Wenn sie ihn in ihre Wohnung einlädt oder eine Einladung in seine Wohnung annimmt, mag er denken, die Frau sei gewillt, mit ihm Geschlechtsbeziehungen zu haben, obschon sie, sobald er ihr zu weit geht, „nein“ sagt und Schluß zu machen versucht.
Gewalttätigkeit und Sex
Man streitet sich darüber, was einen Mann zur Vergewaltigung veranlaßt. Man nimmt allgemein an, es sei sexuelle Leidenschaft. Aber manche meinen, es stecke mehr dahinter. Ein Forscherteam am Boston College berichtete: „Vergewaltigung ist ein pseudosexueller Akt, ein sexuelles Verhaltensmuster, das eher mit Status, Aggression, Macht und Herrschsucht zu tun hat als mit Sinnesfreuden oder sexueller Befriedigung.“
In dieser Frage werden oft sehr entschiedene Standpunkte bezogen. Ein Zeitungsjournalist äußerte einmal eine Ansicht, die von vielen vertreten wird: „Vergewaltigung ist kein Sexualverbrechen — es ist ein Gewaltverbrechen.“ Zweifellos sind einige Vergewaltigungen im wesentlichen Gewaltverbrechen, weil der Beweggrund darin besteht, Frauen weh zu tun und sie zu beherrschen. Doch die Erregung der geschlechtlichen Leidenschaft des Mannes — ob es die Frau nun beabsichtigt oder nicht — ist auch ein wesentlicher Grund dafür, warum viele Männer Frauen zwingen, mit ihnen geschlechtlich zu verkehren.
Donna Vali, eine Soziologin und Kriminologin aus Los Angeles, sandte an 645 Psychiater Fragebogen, in denen sie Fragen stellte wie: „Wäre es nicht weise, wenn eine Frau, die vermeiden möchte, einem Sexualverbrechen zum Opfer zu fallen, sich Gedanken darüber macht, welchen Eindruck ihre Kleidung und ihre Handlungsweise bei einem Mann erweckt? Gehören Bikinis, enge Pullover, kurze Röcke, tiefe Ausschnitte und die Angewohnheit, keinen BH zu tragen, zu den Merkmalen, die die Aufmerksamkeit eines möglichen Sexualverbrechers erregen?“
Die erste Frage wurde von 88 Prozent und die zweite Frage von 62 Prozent der Psychiater mit „Ja“ beantwortet. Donna Vali sagte dazu: „Groll gegen Frauen ist ein häufig genannter Beweggrund [für Vergewaltigung]. Bei Männern wird dieser Groll oft deshalb hervorgerufen, weil sie durch enthüllende Kleidung gereizt, aber dann, wenn sie der vermeintlichen Einladung folgen, abgewiesen werden.“
Offensichtlich ist die Kleidung nur einer von vielen Faktoren, die Vergewaltigungen begünstigen, denn es werden sogar 80jährige Frauen und kleine Kinder vergewaltigt. Doch unabhängig von den verschiedenen Faktoren gibt es keine Entschuldigung dafür, daß ein Mann eine Frau zu Geschlechtsbeziehungen zwingt.
Nachlässiges Gerichtswesen
Ein weiterer Grund für die rapide Zunahme von Vergewaltigungen ist das Versäumnis der Gerichte, die Täter zu bestrafen. Die Associated Press ließ verlauten: „Die Polizei in Seattle erhielt im vergangenen Jahr 308 Anzeigen auf Vergewaltigung, doch nur sechs Personen wurden verurteilt.“ Nur etwa 2 Prozent der Täter werden verurteilt und inhaftiert. Die übrigen gehen straflos aus. Die Bibel sagt: „Weil das Urteil über ein schlechtes Werk nicht eilends vollzogen worden ist, darum hat sich das Herz der Menschensöhne in ihnen völlig darauf gerichtet, Schlechtes zu tun“ (Pred. 8:11).
Und Täter, die bereits verurteilt sind, werden bald wieder freigelassen, so daß sie erneut Vergewaltigungen begehen. Ein Polizeibeamter äußerte einmal, das Gerichtswesen sei zu labil.
Ein Zeichen der Zeit
Dadurch, daß Vergewaltigungen und andere Straftaten immer schneller zunehmen, entsteht eine gewalttätige, sextolle Welt, in der es fast schon zu gefährlich ist zu leben. Bezeichnenderweise sagt die Bibel, daß „in den letzten Tagen“ dieses Systems der Dinge „kritische Zeiten dasein werden“, da die Menschen „brutal“ und „ohne Liebe zum Guten“ sein werden. Die beispiellose Zunahme an Vergewaltigungen ist also nur ein weiterer Beweis dafür, daß wir in einer höchst bedeutsamen Zeit leben, die in der Bibel vorausgesagt wurde (2. Tim. 3:1-5).
Die Autoren eines Buches über vorbeugende Maßnahmen gegen Vergewaltigungen äußerten sich wie folgt: „Einige werden beim Lesen unserer Ratschläge sagen, das grenze an Wahnsinn. ... Doch Wahnsinn ist unerläßlich zum Überleben. Wenn Sie unsere Gesellschaft betrachten, muß man mit Wahnsinn rechnen. Sie sollen sich nicht dessen schämen und versuchen, es zu leugnen, sondern sich damit auseinandersetzen.“
Was kannst du tun? Wie kannst du dich vor Vergewaltigung schützen?