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Betrügerische Religions-ReliquienDer Wachtturm 1951 | 1. Juni
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mit ihrer Scheinware beschummelt und ausgebeutet haben. Hier sind die Tatsachen.
Reliquienverehrung ist heidnischen Ursprungs und wurde vor Jahrhunderten in die römisch-katholische Religion eingeführt. Die Katholische Enzyklopädie (engl.)a (Bd. 12, Seite 734-738) gibt dies nicht nur zu, sondern enthüllt auch noch andere sehr überraschende Tatsachen über die Art und Weise der Entstehung dieser Reliquien. Reliquienverehrung unter Katholiken, so sagt sie, „war leicht dem Irrtum, dem Betrug und der Gewinnsucht zugänglich“, und als Ergebnis wurden „viele schwere Missbräuche“ damit getrieben. Schon im vierten Jahrhundert, in den Tagen des Augustinus, gingen katholische Mönche umher und „schlugen Profit aus dem Verkauf unechter Reliquien“.
„Im Theodosianischen Kodex“, so fährt die Enzyklopädie fort, „wird der Verkauf von Reliquien verboten, aber eine Menge von Geschichten, von denen man leicht eine ganze Reihe zusammenstellen könnte, beginnend mit den Schriften St. Gregors des Grossen und St. Gregors von Tours, beweisen uns, dass viele prinzipienlose Personen ein Mittel zur Bereicherung in einer Art von Handel mit diesen Andachtsgegenständen fanden, von denen die meisten ohne Zweifel Fälschungen waren.“
Seit den Tagen Karls des Grossen, als Kirche und Staat unumschränkt herrschten, wurde der Handel mit Gebeinen von „Heiligen“ und andern sogenannten „heiligen“ Antiquitäten derart übertrieben, dass selbst Glieder der Hierarchie sich beschwerten, die Kirchenaltäre seien mit unechten Reliquien überladen. Zwischen den verschiedenen Kirchen, die einander an seltenen Reliquien übertreffen wollten, herrschte grosse Konkurrenz. So sagt die Katholische Enzyklopädie (engl.): „Wie M. Jean Guiraud zeigte, hatte bei Beginn des neunten Jahrhunderts die Ausfuhr von Mumien von Märtyrern aus Rom die Ausmasse eines regelrechten Handels angenommen, und ein gewisser Diakon, Deusdona, erwarb sich eine nicht beneidenswerte Berühmtheit in diesen Unternehmungen. Was auf die Dauer wohl kaum weniger verderblich war als Betrug oder Geldsucht, war die lebhafte Nebenbuhlerei der Religionszentren und die begierige Leichtgläubigkeit, entspringend aus dem Wunsch, als Besitzer einer aufsehenerregenden Reliquie zu gelten.“ „Man ging in dieser Manie einst so weit, dass selbst Mabillon, der Benediktiner, sich gerechterweise beschwert, die Altäre seien mit verdächtigen Reliquien überladen, da viele unechte überall zu Andachts- und Verehrungszwecken für die Gläubigen angeboten würden. Er fügt auch bei, dass öfters Gebeine geweiht würden, die weit davon entfernt seien, Heiligen angehört zu haben, wahrscheinlich nicht einmal Christen angehört hätten.“ — M’Clintock & Strong’s Cyclopaedia (engl.), Bd. 8, S. 1928.
WOHER KAMEN DIESE ANTIQUITÄTEN?
In späteren Zeiten brachten die ungeheuren Sammlungen doppelt vorhandener Reliquien die Hierarchie selbst bis zu dem Punkte in Verlegenheit, dass sie gezwungen war, eine Erklärung abzugeben. Wir führen wiederum die Katholische Enzyklopädie (engl.) an, wo es heisst: „Der schon vermerkte Brauch, Gegenständen, welche einen Schrein berührt hatten, die gleiche Heiligkeit beizumessen wie dem Inhalt des Schreines selbst; die Sitte, Nachbildungen und Imitationen zu machen, die in den Abbildern der Vatikanstatue von St. Petrus oder von der Grotte von Lourdes bis in unsere Tage hineindauert — all dies sind zulängliche Gründe, dass zweifellos unechte Reliquien in solcher Menge entstanden sind, womit die Schatzkammern der grossen Kirchen vom Mittelalter überfüllt waren.“ Wenn man versteht, wie klerikale Gaukler mit unbeschränkter Bewilligung wirkten, „wird es leicht möglich, die Vielheit und Aussergewöhnlichkeit der Eingänge in den Reliquien-Inventaren Roms und anderer Länder zu verstehen“, so sagt diese Autorität.
Italienische Kirchen, ihrer Mutter in Rom so nahe, sind besonders voll von sagenhaften Reliquien. „Folgendes ist nur ein Muster von denen, die in der Kirche von Santa Croce de Gerusalemme zu finden sind: drei Stücke von dem wahren Kreuz, der über dem Kreuz befestigte Titel; zwei Dornen von der Krone unseres Herrn; der Schwamm, der unserem Herrn mit Essig und Galle gereicht wurde; ein Stück vom Schleier und Haar der Jungfrau; ein Fläschchen voll Jesublut; etwas von dem in der Wüste gesammelten Manna usw.“ (M’Clintock & Strong’s Cyclopaedia, engl.) Ein Beobachter hat dazu bemerkt, dass es „überall, wo der Katholizismus herrscht, heute genug vom ‚Wahren Kreuz‘ gebe, um mehrere Häuser zu bauen“. Und ausser dem hier erwähnten Fläschchen mit Jesublut und einem andern in Brügge, Belgien, erwähnt die katholische Zeitung Register (engl.) von Denver, dass „andere angebliche Reliquien des Kostbaren Blutes in Württemberg, Sarzana, Mentone und Mantua aufbewahrt werden.“
Geoffrey Chaucer fügt seinem „Prolog zu den Canterbury-Erzählungen“ (engl.) eine historische Fussnote bei über dieses Scheinreliquien-Geschäft von seinen Tagen und beschreibt den „Ablasskrämer“, der gerade vom Vatikan hergekommen ist und seine Taschen gefüllt hat mit Ablässen frisch von Rom. Ausser diesen hat er in seiner Tasche einen Kissenüberzug, von dem er sagt, er sei der Schleier „Unserer Lieben Frau“, ferner ein Stück direkt vom Segel des Fischerbootes des Heiligen Petrus, dazu ein Glas voll Gebeine eines Schweines. Von diesen letzteren Reliquien, sagt Chaucer, der Ablasskrämer habe damit hausiert und dabei an einem einzigen Tag doppelt so viel Geld verdient als ein Arbeiter bei seiner Arbeit. Und doch war er trotz alledem „in der Kirche ein vornehmer Geistlicher“, setzte Chaucer spöttelnd hinzu.
Ein Beispiel neueren Datums hinsichtlich einer fragwürdigen Reliquie, vor der sich Tausende vertrauensvoller Seelen andächtig niederbeugten, war jene von St. Francis Xaviers „rechtem“ Unterarm und seiner Hand. Die Zeitschrift Life (engl.) veröffentlichte ein Bild von der Reliquie, als sie die Tour in den Vereinigten Staaten machte. Darauf zog die Gattin eines Arztes die Aufmerksamkeit des Redaktors auf die Tatsache, dass es in Wirklichkeit ein linker Arm mit einer Hand sei, den man verkehrt zeige. Dies kann nicht sein, erklärte Life, weil Xaviers linker Arm noch an dessen Rumpf sei, und zwar in Goa, Indien, was nur beweist, dass die in Umlauf gesetzte Reliquie aus dem linken Arm und der Hand eines andern besteht. In der Tat, eine grobe Fälschung!
WER IST VERANTWORTLICH?
Wenn doch hohe Würdenträger der römisch-katholischen Hierarchie und andere Unterrichtete zugeben, dass die Mehrzahl der Reliquien der Christenheit Fälschungen sind, warum werden sie dann in unserem erleuchteten zwanzigsten Jahrhundert noch verehrt? Was für Gründe, Entschuldigungen oder Erklärungen hat die Geistlichkeit, das Volk im allgemeinen nicht aufzuklären, dass die Mehrheit ihrer Antiquitäten betrügerische Nachahmungen seien? Ihre Antworten auf diese Fragen, wie sie in der Katholischen Enzyklopädie (engl.) dargelegt sind, werden ehrlichen, wahrheitsliebenden Personen einen Schock versetzen.
Vor allem auf die Tatsache hinweisend, dass die Reliquienverehrung zurückreiche bis ins ferne Altertum, sagt die Geistlichkeit, man sollte sie nicht dafür tadeln, dass sie diesen Brauch weiterbestehen lasse. Ist dies aber christlich? Sprach Jesus nicht allezeit die Wahrheit, auch wenn sie falsche Lehren und dämonische Bräuche der jüdischen Geistlichkeit, die im fernen Altertum verwurzelt waren, blossstellte und entwurzelte? (Matth. 15:1-9; 23:1-5, 16-28) Die Aufgabe, festzustellen, welche Reliquien echt und welche unecht sind, sei zu gross und erfordere zuviel „Zeit und Auslagen“, so sagt die Geistlichkeit, und ausserdem würde dies einen sensationellen Skandal und Unruhe unter dem Landvolke hervorrufen. Ganz richtig, warum dann aber nicht mit dem ganzen Inventar der Reliquien aufräumen? Warum dem Volke nicht sagen, dass das ganze Geschäft der Anbetung von Reliquien heidnischen Ursprungs sei und vom Teufel komme? Warum dem Volke nicht die Wahrheit sagen? Warum die wirklichen Tatsachen unter einer Zuflucht von Lügen zu verbergen oder sie unter kirchlichen Unrichtigkeiten zu begraben suchen? Weiss die Geistlichkeit denn nicht, dass Jehova Gott nun bald ihre Zuflucht der Lügen und ihre Unstimmigkeiten wegschwemmen wird? — Jes. 28:15-17.
„Angenommen, sie [die Reliquienverehrung] sei in der Tat falsch“, so sagt die Katholische Enzyklopädie (engl.), „fällt doch auf Gott keine Unehre durch das Beibehalten eines Irrtums, der jahrhundertelang in vollkommen gutem Glauben überliefert worden ist“. Wie fremdartig mutet diese Lehre doch an im Vergleich zu irgendeinem Text der Bibel! Jehova ist der Gott der Wahrheit! (Joh. 3:33; Röm. 3:4; Heb. 6:18) Aller Irrtum und alle Lügen stammen vom Teufel und gereichen bestimmt zur grossen Schmach und Unehre Gottes. (Joh. 8:44; Röm. 1:25) Demzufolge ist Jehova gegen alle solchen frommen Betrüger, die in seinem Namen Lügen lehren, und er wird sie in Harmagedon wegfegen.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1951 | 1. Juni
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Fragen von Lesern
Die Antwort auf die nachfolgende zweite Frage, die in der Ausgabe vom 1. April erschienen ist, hat manche Erwiderungen und weitere Fragen hervorgerufen. Ohne dogmatisch zu sein, wurde dort dargelegt, dass es schriftgemäss zu sein scheine, zu glauben, dass Kinder, die in Jehovas Schlacht von Harmagedon hingerichtet werden, nicht auferstehen. Wir betrachten hier die aufgeworfenen Fragen.
● Wie berührt dies die Erklärung in der Broschüre Harmagedon, Seite 54, dass nicht alle in Harmagedon Hingerichteten für immer tot bleiben werden? — B. E., Maryland.
Was in der Ausgabe des Wachtturms vom 1. April veröffentlicht worden ist, stellt unser heutiges Verständnis der Sache dar und ersetzt den Gedanken, wie er in der vor 14 Jahren erschienenen Broschüre Harmagedon zum Ausdruck kam. Wir machen auf die Tatsache aufmerksam, dass ehe diese Antwort im Wachtturm veröffentlicht wurde, derselbe Punkt schon im neuen Buche „Dies bedeutet ewiges Leben“ (englisch) auf Seite 248 und 249 behandelt worden ist.
● Adams Nachkommenschaft kam nicht unter die ewige Vernichtung wegen seines Falls. Warum sollten junge Kinder ewige Vernichtung in Harmagedon erleiden, weil sie böse Eltern hatten? — E. N., Minnesota.
Adam und Eva standen in Eden im Gericht hinsichtlich des Baumes der Erkenntnis, und der Lauf, den sie einschlugen, bestimmte ihr Geschick, da es eine Zeit des Gerichts war. Adams und Evas Kinder waren um jene Zeit noch nicht geboren und standen somit in Eden weder direkt noch persönlich im Gericht. Dies ist der Grund, weshalb Gott Vorsorge treffen konnte zur Erlösung all ihrer künftigen Kinder, die seine Vorkehrungen annehmen würden, und diese Annahme bekunden sie zu irgendeiner Zeit, da es Gott gefiele, sie in eine Gerichtsperiode hineinzubringen. Es ist wahrscheinlich, dass diese Zeit des Gerichts für die meisten Menschen, die auf Erden gelebt haben, in die Millenniumsherrschaft Christi fällt, in die Zeit der allgemeinen Auferstehung und danach. In jener künftigen Zeit des Gerichts, das für sie durch Gottes Barmherzigkeit stattfindet, wird jeder hinsichtlich seiner eigenen Verantwortung gerichtet werden, wie dies aus Hesekiel 18:20-23 hervorgeht. — Siehe „Dies bedeutet ewiges Leben“ (engl.), Seite 94 und 95.
Indes werden lange zuvor schon viele Personen ihre Zeit des Gerichts gehabt haben, da die Schrift zeigt, dass Gott zu gewissen Zeiten gewisse Gerichtsperioden über die menschliche Gesellschaft bringt, während denen er sie für ihre Handlungsweise verantwortlich macht. Damit sie für sich und ihre von ihnen abhängigen jungen Kinder wirklich zur Rechenschaft gezogen werden können, liess er ihnen Zeugnis geben, so dass sie die Streitfrage erkennen und ihre Entscheidung, wodurch sie ihr Geschick bestimmen, treffen möchten, und dies unabhängig von irgendeiner ererbten Verdammnis von Adam her. Er warnte die Eltern nicht nur vor den Folgen für sich selbst, sondern auch vor den Folgen für ihre Nachkommen, die unzurechnungsfähig sind.
Eine solche Gerichtsperiode war die Flut der Tage Noahs, vor welcher Noah während etwa vierzig bis fünfzig Jahren Gerechtigkeit predigte. (Heb. 11:7; 2. Pet. 2:5) Eine weitere war das feurige Ende von Sodom und Gomorra; diese Städte sahen durch Engel gewirkte warnende Wunder und hörten das Zeugnis, das Lot gab, bevor Feuer vom Himmel herabregnete. (1. Mose 19:11-14, 24) Die Tage Jesu waren eine Zeit des Gerichts, und er warnte gewisse jüdische Städte vor einem Schicksal gleich demjenigen, das Sodom und Gomorra ereilte, und sprach das Gericht über gewisse Schriftgelehrte und Pharisäer, die für die ewige Vernichtung in der Gehenna in Betracht kamen. — Matth. 11:20-24; 23:33, NW.
Unsere heutigen Tage sind ebenfalls eine Zeit des Gerichts, und dies ist es, was die, welche auf die Antwort im Wachtturm
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