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  • „Wächter, wie weit ist’s in der Nacht?“
    Der Wachtturm 1980 | 1. Oktober
    • „Wächter, wie weit ist’s in der Nacht?“

      „Wächter, wie lang noch dauert die Nacht? Der Wächter antwortet: Es kommt der Morgen, es kommt auch die Nacht“ (Jes. 21:11, 12, „Einheitsübersetzung“).

      1. Was durchlebt die Welt gerade jetzt, bildlich gesprochen, und gibt es einen stichhaltigen Grund, hinsichtlich des gegenwärtigen Systems der Dinge optimistisch zu sein?

      DIE Welt durchlebt gerade eine „Nacht“. Der dunkelste Teil dieser sinnbildlichen Nacht rückt näher. Wie es aussehen wird, wenn der Morgen dämmert, bleibt abzuwarten. Der stete Verfall, der sich in jedem Bereich des menschlichen Lebens bemerkbar macht, beunruhigt die Menschen immer mehr. Wie die Geschichte zeigt, setzte er mit dem Ersten Weltkrieg ein. Politiker, Geistliche, führende Persönlichkeiten des Sozialwesens und Wirtschaftsfachleute mögen zwar denken, sie sähen die ersten Strahlen einer Morgendämmerung, und sie versuchen vielleicht auch, die Stimmung zu heben. Doch es gibt keinen stichhaltigen Grund, hinsichtlich des wankenden Systems der Dinge optimistisch zu sein.

      2. Was beweist, daß diese „Nacht“ vorausgesehen worden war, und wie wurde die Öffentlichkeit auf das Kommen des „Tages“ aufmerksam gemacht?

      2 Daß diese „Nacht“ kommen würde, war bereits vor Jahrzehnten vorausgesehen worden. Verfügbare Berichte aus dem vergangenen Jahrhundert beweisen das. Man sah aber auch den Anbruch des strahlendsten „Tages“ der ganzen Menschheitsgeschichte voraus. Die Öffentlichkeit wurde mündlich und mit Hilfe von Druckschriften darauf aufmerksam gemacht.

      3. Welche Zeitschrift, die heute immer noch herausgegeben wird, lieferte den Beweis dafür, und inwiefern paßte ihr Titel zu ihrer Mission?

      3 Eine Zeitschrift, die heute in Dutzenden von Sprachen und einer Auflage von mehreren Millionen erscheint, liefert den Beweis dafür. Die erste Ausgabe dieser Zeitschrift, die im Juli 1879 in Englisch erschien, trug den Titel „Zions Wacht-Turm und Verkünder der Gegenwart Christi“ und hatte acht Seiten. Die Zeitschrift erschien damals in einem größeren Format als heute. Sie hatte eine zeitgemäße Mission zu erfüllen, was dadurch angedeutet wurde, daß ihr Titel das vielsagende Wort „Wacht-Turm“ enthielt. Damals erschien in ihrem Impressum unter dem Titel ein bezeichnendes Zitat aus dem ältesten Buch der Welt, der Bibel. Es lautete: „Wächter, wie weit ist’s in der Nacht?“ „Gekommen ist der Morgen.“ Diese Worte waren der Prophezeiung Jesajas, Kapitel 21, Vers 11, 12 (Zürcher Bibel) entnommen. In biblischen Zeiten stand ein Wächter auf einem Wachtturm, der zur Mauer einer befestigten Stadt gehörte. Dieser erhöhte Ort bot einen vorzüglichen Ausblick. Die Herausgeber der Zeitschrift nahmen sich vor, als eine „Wächter“-Klasse zu dienen. Sie bemühten sich, in den Spalten der Zeitschrift die Antwort auf die Frage zu geben: „Wächter, wie weit ist’s in der Nacht?“ Diese herausfordernde Frage erschien auf der ersten Seite der Zeitschrift bis zu ihrer Ausgabe vom 15. Dezember 1938.

      4. Gemessen an welchen bedeutsamen Ereignissen der 1870er Jahre, war der Wacht-Turm in einer unheilkündenden Zeit veröffentlicht worden?

      4 Als die Zeitschrift Wacht-Turm (engl.) am 1. Juli 1879 mit einer bescheidenen Auflage von 6 000 Exemplaren zum ersten Mal erschien, nahm die Weltbühne gerade ein unheilkündendes Aussehen an. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 war vorüber, und das Deutsche Reich war entstanden. Zwischen England und dem rivalisierenden Deutschen Reich sollte ein Rüstungswettlauf beginnen. Durch den Berliner Kongreß im Jahre 1878 wollte man die Orientalische Frage lösen, bei der es für die europäischen Mächte, besonders für England und Rußland, um die Aufteilung des Osmanischen Reiches ging. Als Folge davon drohten Feindseligkeiten zwischen den Nationen.

      5. Was näher zu betrachten, war die Zeit gekommen, und was zeigte das Titelbild des Wacht-Turms (engl.), beginnend mit der Ausgabe vom 1. Januar 1895?

      5 Es bot sich wirklich an, die Prophezeiungen der Bibel näher zu betrachten, um zu sehen, ob wenigstens sie etwas über die Bedeutung der Weltereignisse und ihren Ausgang zu sagen hätten. Dementsprechend änderte sich mit der Ausgabe vom 1. Januar 1895 das Titelbild der Zeitschrift Wacht-Turm (engl.). Es zeigte nun einen Eckturm an einer tosenden See. Am Fuß dieser neuen Titelseite standen Worte aus Lukas 21:25 bis 31: „Auf der Erde herrscht Bedrängnis der Nationen in Ratlosigkeit: bei brausendem Meer und Wasserwogen (wegen der Rastlosen, Unzufriedenen); die Menschen verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis (die menschliche Gesellschaft) kommen; denn die Kräfte der Himmel (der Einfluß, die Macht der Kirchen) werden erschüttert. Wenn ihr dies geschehen seht, erkennet, daß das Reich Gottes nahe ist. Blicket auf und hebt eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht.“

      6. Wieso versprach das 20. Jahrhundert für die „Wächter“-Klasse eine aufregende Zeit zu werden?

      6 Im Jahre 1898 brach der Spanisch-Amerikanische Krieg aus. Er endete mit Verlusten für die Kolonialmacht Spanien. 1899 kam es zum Burenkrieg in Südafrika, der Gewinne für Großbritannien brachte. Der internationale Rüstungswettlauf wurde beschleunigt. Die Entwicklung des Flugzeugs ermöglichte die Kriegführung von der Luft aus. Bis dahin waren auch taugliche Formen von Unterseebooten entwickelt und für kriegerische Zwecke eingesetzt worden. Das 20. Jahrhundert versprach somit für die „Wächter“-Klasse eine aufregende Zeit zu werden, über die sie besorgten Fragestellern zu berichten hatte, und das allein schon deshalb, weil die „Wächter“-Klasse erwartete, daß im Herbst des Jahres 1914 die „Zeiten der Nationen“ ablaufen würden (Luk. 21:24).

      WARUM DEN „WÄCHTER“ BEFRAGEN?

      7. In welchem Zusammenhang erscheint die an den „Wächter“ gestellte Frage, wie die nachfolgenden Verse zeigen?

      7 Die Frage, die in Jesaja 21:11 dem „Wächter“ gestellt wird, erscheint in einem Zusammenhang, der auf Krieg schließen läßt. Der Kontext lautet: „Der prophetische Spruch gegen die Wüstenebene: Im Wald in der Wüstenebene werdet ihr übernachten, o Karawanen der Dedaniter. Bringt dem Durstigen Wasser entgegen. O ihr Bewohner des Landes Tema, tretet dem Flüchtigen mit Brot für ihn entgegen. Denn vor den Schwertern sind sie geflohen, vor dem gezückten Schwert und vor dem gespannten Bogen und vor der Schwere des Krieges. Denn dies hat Jehova zu mir gesprochen: ,Noch innerhalb eines Jahres, gemäß den Jahren eines Lohnarbeiters, soll die ganze Herrlichkeit Kedars selbst zu ihrem Ende kommen. Und der Übriggebliebenen von der Zahl der Bogenschützen, der starken Männer der Söhne Kedars, werden es wenige werden, denn Jehova selbst, der Gott Israels, hat es geredet‘“ (Jes. 21:13-17).

      8. Worauf lassen die dem Zwiegespräch zwischen Fragesteller und Wächter vorausgehenden Verse schließen, und wo befindet sich der Fragende?

      8 Auch der „prophetische Spruch“, der dem Zwiegespräch zwischen Fragesteller und Wächter vorausgeht, läßt auf Krieg schließen. Der Fragende hat somit Grund, besorgt zu sein. Wo befindet er sich? Offensichtlich auf dem Weg, den ein Welteroberer einschlägt. In Jesaja 21:11 heißt es: „Der prophetische Spruch wider Duma: Da ist einer, der mir aus Seir zuruft: ,Wächter, wie steht es mit der Nacht? Wächter, wie steht es mit der Nacht?‘“

      9. (a) Was bedeutet der Name des Ortes, gegen den der prophetische Spruch gerichtet ist, und inwiefern ist er zutreffend? (b) Welche Verbindung bestand zwischen Edom, dem Zwillingsbruder Jakobs, und dem Land Seir?

      9 Der Name des Ortes, gegen den der prophetische Spruch gerichtet ist, ist Duma, ein Name, der „Schweigen“ bedeutet. Dieser Name ist offensichtlich prophetisch und deutet an, daß sich der Ort durch Schweigen auszeichnen sollte. Er besagt nicht notwendigerweise, daß das Schweigen, das durch Verödung und Tod herbeigeführt werden sollte, bereits dort eingetreten war. Dumas Lage wird dadurch angedeutet, daß dem Wächter vom Land Seir aus zugerufen wird. Dieses Land wird mit Idumäa, dem Land Edoms, in Verbindung gebracht. Das mag der Grund dafür sein, daß die Septuaginta nicht von Duma, sondern von Idumäa spricht. Edom war der Spitzname, der Esau, dem älteren Zwillingsbruder Jakobs, gegeben wurde. Das Volk des Landes Edom leistete dem Volk Jakobs, der Nation Israel, Widerstand.

      10. Was war der Grund, weshalb die Nachkommen Edoms oder Esaus ihr Brudervolk Israel haßten und sich über das Unglück, das 607 v. u. Z. über diese Nation kam, freuten?

      10 Jakobs älterer Zwillingsbruder war schon bei seiner Geburt stark behaart und wurde deshalb Esau genannt, was „haarig“ bedeutet. Der Name Seir bedeutet „haarig, struppig“, doch das Land mit diesem Namen wurde nicht wegen Esau so genannt. Die Nachkommen Esaus besiegten die ursprünglichen Bewohner Seirs und rissen das Land an sich. Esau oder Edom ist dafür bekannt, daß er bereit war, das Erstgeburtsrecht an Jakob zu verkaufen. Jehova, der Gott Jakobs, anerkannte den Verkauf und übertrug den göttlichen Segen auf Jakob, den Käufer. Jakob wurde deswegen von Esau gehaßt. Es ist daher nicht sehr erstaunlich, daß sich Esaus Nachkommen, die Edomiter, als Jerusalem im Jahre 607 v. u. Z. von den Babyloniern zerstört wurde, über dieses schreckliche Unglück freuten, das über Israel, ihr Brudervolk, gekommen war. Dieses nationale Unheil und die Wegführung der Überlebenden nach Babylon ereigneten sich, hundert Jahre nachdem Jesaja die Prophezeiung über den Wächter geäußert hatte.

      11. Wo lag die Quelle, aus der die Antwort für den Fragesteller kam, und wer in der Neuzeit wurde daher von Jesaja sinnbildlich dargestellt?

      11 Wo indes befindet sich der Wächter, an den der Fragesteller aus dem edomitischen Land Seir seine Frage richtet? Die Prophezeiung über den Fragenden und den Wächter wurde von Jesaja geäußert, der sich in dem noch freien Land Israel befand. Die Quelle, aus der die Antwort des Wächters stammte, lag daher im Land Israel, ungeachtet dessen, wo sich die Israeliten bei der Erfüllung der Prophezeiung Jesajas befanden. Zu der Zeit, als die Prophezeiung geäußert wurde, stellte Jesaja den Wächter dar, der ernannt wurde, als Gott den Befehl gab, die Frage richtig zu beantworten. Jesaja und seine Kinder hatten Gottes Billigung. Jesaja stellte daher passenderweise die heutige „Wächter“-Klasse dar: den Überrest der geistigen Israeliten, denen das himmlische Erbe in Aussicht steht. Sie sind es, die hinsichtlich der heutigen düsteren Weltsituation Licht empfangen haben.

      12. (a) Welche Personen waren 1879 u. Z. bereit, als Wachmannschaft für die größere „Wächter“-Klasse zu dienen? (b) Woher mußte ihre Antwort auf die damals aufsteigende Frage stammen, und wie lautete sie?

      12 Im Jahre 1879 u. Z. waren der Herausgeber der Zeitschrift Wacht-Turm (engl.) und seine Mitverbundenen Gott völlig hingegebene, getaufte Christen. Sie waren bereit, für ihre geistgezeugten christlichen Brüder als eine Wachmannschaft zu dienen. Alle diese bildeten gemeinsam eine große „Wächter“-Klasse. Sie konnten der damals aufsteigenden Frage: „Wächter, wie weit ist’s in der Nacht?“ nicht ausweichen. Die einzige zuverlässige Antwort, die sie geben konnten, war diejenige, die Gottes inspiriertes Wort in den Mund des Wächters aus alter Zeit legte. Sie lautete: „Es kommt der Morgen, es kommt auch die Nacht“ (Jes. 21:12, Einheitsübersetzung). O ja, gemäß der Vorschau, die Jehova Gott gab, mußte eine hellere Zeit, „der Morgen“, anbrechen. Dieser „Morgen“ sollte das Millennium oder die Tausendjahrherrschaft Jesu, des Messias, des verherrlichten Sohnes Jehovas, einleiten. Doch zuvor mußte „die Nacht“, die Weltbedrängnis, kommen.

      13. (a) Wie wurde die Bücherserie Schriftstudien, deren Veröffentlichung 1886 begann, genannt, und warum? (b) Weshalb war der Fragende aus Seir wegen der „Nacht“, die auf diesem Land ruhte, besorgt?

      13 Die Schriftstudien, eine Bücherserie, die der Herausgeber der Zeitschrift Wacht-Turm (engl.) von 1886 an veröffentlichte, wurde zweifellos wegen des verheißenen „Morgens“, der die Tausendjahrherrschaft Christi einleiten sollte, „Millennium-Tagesanbruch“ genannt. Unter diesem Titel standen die Worte aus Sprüche 4:18: „Der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe“ (Elberfelder Bibel). Aber es war „die Nacht“, derentwegen der Fragende aus dem Land Seir so besorgt war. In den Tagen des Propheten Jesaja sollte die Dunkelheit der „Nacht“, die auf dem edomitischen Land Seir ruhte, noch zunehmen. Das war der Fall, als dieses Land unter die Herrschaft eines neuen Welteroberers gelangte, der nicht die Edomiter vom Gebirge Seir, sondern Israel, ihr Brudervolk, begünstigte.

      14. Wer kann heute die richtige Antwort auf die Frage bezüglich der weltweiten „Nacht“ geben? Sind weitere Erkundigungen ausgeschlossen?

      14 Heute, mehr als hundert Jahre nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe der Zeitschrift Wacht-Turm (engl.), werfen immer noch viele Menschen in der Welt, die tastend nach dem Licht suchen, die brennende Frage auf: „Wie weit ist’s in der Nacht?“ Nur die „Wächter“-Klasse kann die einzig gültige Antwort auf diese Frage geben. Diese Klasse ist um die richtige, die biblische Antwort nicht verlegen. Sie heißt alle weiteren Nachfragen willkommen wie der Wächter in der Prophezeiung Jesajas, der mit den Worten fortfuhr: „Wenn ihr euch erkundigen wollt, erkundigt euch. Kommt wieder!“ (Jes. 21:12).

      15. Welche Rolle spielte der Wacht-Turm im Hinblick darauf, daß weitere Erkundigungen gutgeheißen wurden, und welche Botschaft bezüglich der „Nacht“ hat die Zeitschrift ununterbrochen bekanntgemacht?

      15 Zu diesem Zweck ist die Zeitschrift Wacht-Turm bis heute veröffentlicht worden. Wie ein buchstäblicher Wächter die ganze Zeit auf seinem Posten wach bleiben muß, so ist die Zeitschrift Wacht-Turm sozusagen wach geblieben, und seit ihrer ersten Ausgabe, die im Juli 1879 erschien, ist keine einzige Ausgabe ausgefallen, und das trotz der weltweiten Verfolgung, die während des Ersten und des Zweiten Weltkriegs über die „Wächter“-Klasse kam. Die „Wächter“-Klasse hat über den Fortschritt der „Nacht“ berichtet und fürchtet sich nicht, anzukündigen, daß „die Nacht“ im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, in dem Krieg, der in der biblischen Prophezeiung Har-Magedon genannt wird, ihre dunkelste Phase erreichen wird. Auf diese Weise erfüllt die gesalbte „Wächter“-Klasse weiterhin ihren Auftrag, „den Tag der Rache seitens unseres Gottes“ auszurufen (Offb. 16:14-16; Jes. 61:1, 2).

      DER PROPHETISCHE SPRUCH NACH DER AUFSTELLUNG DES WÄCHTERS

      16. Warum erforderte es von dem „Wächter“ Mut, den „prophetischen Spruch“ bekanntzumachen, der ihm in den Mund gelegt wurde, und warum ist dieser Spruch für uns heute nicht von geringem Interesse?

      16 Von Gottes „Wächter“ erforderte es Mut und Treue, das auszusprechen, was ihm in den Mund gelegt worden war, damit er es allen bekanntmache, die in Hörweite waren. Der „prophetische Spruch“ war zwar für die Macht, die später die stärkste Weltmacht wurde, die es bis dahin gegeben hatte, nichts Vorteilhaftes, sondern etwas Nachteiliges, doch für das Volk Israel, dem der Wächter angehörte, zeigte er in der damaligen Zeit welterschütternder Ereignisse Gutes an. Für uns, die wir in der Neuzeit leben, wäre das von geringem Interesse, wenn nicht das, was in dem verhängnisvollen „prophetischen Spruch“ zum Ausdruck kam, in unserem kriegerischen Jahrhundert seine größere und endgültige Erfüllung in der ganzen Welt finden würde. So sind wir — wie Jesaja damals — zwangsläufig davon betroffen.

      17, 18. Worauf bezog sich der Ausdruck „Meereswildnis“, und welche Mächte herrschten von diesem Gebiet aus?

      17 Schon die einleitenden Worte der von Jesaja unter Inspiration geäußerten Botschaft sind beunruhigend: „Der prophetische Spruch wider die Meereswildnis: Wie Sturmwinde im Süden beim Weiterziehen kommt es von der Wildnis her, aus furchteinflößendem Lande“ (Jes. 21:1).

      18 Das Gebiet, das als „die Meereswildnis“ bezeichnet wurde, war in der Geschichte von weltweiter Bedeutung. Es handelte sich um das Gebiet des Unterlaufs von Euphrat und Tigris (oder Chiddekel), zwei Flüssen, die im Zusammenhang mit der Erschaffung Adams, des ersten Menschen, erwähnt werden (1. Mose 2:14). Beide Flüsse fließen dicht nebeneinander, bevor sich ihre Wassermassen in den Persischen Golf ergießen. Wenn die beiden Flüsse bei Hochwasser über die Ufer traten, glich das dazwischen liegende Tiefland einer Wasserwüste, einer „Meereswildnis“. Es entstand Sumpfland. Dieses Gebiet wurde zur Zeit des Propheten Jesaja von Assyrien, der zweiten Weltmacht der biblischen Geschichte, beherrscht. Im darauffolgenden Jahrhundert sollte Assyrien von einer noch stärkeren Weltmacht, der dritten, abgelöst werden.

      19. Was sollte die dritte Weltmacht über das Volk Jesajas bringen, und für wen ist das heute von besonderem Interesse?

      19 Diese aufsteigende dritte Weltmacht sollte große Schwierigkeiten über das Volk Jesajas bringen. Was mit dieser Macht geschah, war natürlich für Jesaja als Wächter von gewaltigem Interesse, aber auch für denjenigen, der zur Zeit der Erfüllung ‘des prophetischen Spruchs wider die Meereswildnis’ als Wächter dienen würde; wer es auch immer sei. Deshalb ist die endgültige Erfüllung dieses ‘Spruchs’ auch für die „Wächter“-Klasse von heute und für alle, die sie befragen, um sich von ihren Beobachtungen leiten zu lassen, von Interesse.

      20. Womit wird die Ursache des herannahenden Unglücks verglichen, und von woher soll die vernichtende Gewalt kommen?

      20 „Wie Sturmwinde im Süden“ stieg am Horizont etwas Unwiderstehliches und Überwältigendes herauf. Solche Sturmwinde waren für ihre zerstörende Gewalt bekannt. Von Menschen Geschaffenes, das ihnen im Wege stand, lief Gefahr, zerstört zu werden. Das Erschreckende an dem herannahenden Unglück wird durch den Hinweis angedeutet, es komme „von der Wildnis her, aus furchteinflößendem Lande“ (Jes. 21:1). Der Prophet Jesaja ließ damals wie ein Meteorologe in einer Wetterwarte sozusagen ein Warnsignal ertönen, damit die Menschen wußten, welchen Weg der Sturm nahm, und sich auf das Schlimmste vorbereiten konnten.

      21. Wer hat in unserem Jahrhundert ein Warnsignal erschallen lassen, und auf wem besonders ruht die Verantwortung, da sie gewarnt worden sind?

      21 Dementsprechend hat die „Wächter“-Klasse besonders seit dem Ende des Ersten Weltkrieges im Jahre 1918 das Warnsignal erschallen lassen. Die Zeitschrift Wacht-Turm überdauerte die kritische Zeit, in der ihr Ende drohte und in der die „Wächter“-Klasse weltweit heftig verfolgt wurde. Der „Wächter“ hat mit seinem Werkzeug, der Zeitschrift Der Wachtturm, überlebt und läßt weiterhin eine Warnung erschallen, die überall auf der Erde gehört wird. Die Menschen, besonders ihre Führer, sind gewarnt worden. Die Verantwortung ruht nun auf ihnen.

      22. Was für eine Bekanntmachung wird bald ausgerufen werden, und weshalb wird sich eine „große Volksmenge“ dann freuen können?

      22 Die „Wächter“-Klasse wird bald etwas Erschütterndes bekanntzumachen haben. Wenn diese überraschende Bekanntmachung erfolgt, wird sich die „große Volksmenge“, die das Warnsignal rechtzeitig beachtet hat, freuen können (Offb. 7:9-15).

  • Der Wächter sprach: „Sie ist gefallen!“
    Der Wachtturm 1980 | 1. Oktober
    • Der Wächter sprach: „Sie ist gefallen!“

      1. Warum sollten wir Mut fassen, wenn wir die „Vision“ Jesajas näher untersuchen möchten?

      DIE Vision von den Geschehnissen in der schnell näher rückenden Zukunft ist „hart“. So drückte es jedenfalls der Prophet Jesaja schon zur Zeit des Assyrischen Reiches aus, das damals die Weltherrschaft ausübte. Ist die „Vision“ für uns heute zu „hart“, um sie näher zu untersuchen? Fassen wir Mut, und lauschen wir den Worten Jesajas: „Da ist eine harte Vision, die mir mitgeteilt worden ist: Der treulos Handelnde handelt treulos, und der Verheerer verheert“ (Jes. 21:2).

      2. (a) Wer ist „der Verheerer“, und wieso? (b) Gegenüber wem handelte der „treulos Handelnde“ besonders treulos, und wieso?

      2 Man kann ohne weiteres feststellen, wer der „treulos Handelnde“ war, obschon er nicht namentlich genannt wird. Es handelte sich um das alte Babylon, das die dritte Weltmacht wurde. Babylon war berüchtigt, denn es hatte die Stadt Jerusalem und sogar das Allerheiligste des Tempels Jehovas geplündert. Jehova hatte zwar Nebukadnezar, den Reichsherrscher Babylons, als seinen „Knecht“ gebraucht, um das Königreich Juda zu züchtigen, doch Babylon hatte gegenüber dem Bundesvolk Jehovas treulos gehandelt. Die babylonische Weltmacht ließ die gefangenen Juden nicht frei, so daß sie in das ihnen von Gott gegebene Heimatland hätten zurückkehren können, wenngleich schon fast 70 Jahre vergangen waren (Jes. 14:3-17). Erst der Eroberer des Babylonischen Reiches ermöglichte im Jahre 537 v. u. Z. jenen „Gefangenen“ die Rückkehr. Die „Vision“, die dem Wächter Jesaja mitgeteilt worden war, lastete zu Recht „hart“ auf Babylon, das Nationen verheert hatte, insbesondere das Volk des Gottes Jesajas.

      3. Wie verhält es sich mit dem neuzeitlichen Gegenstück Babylons als „treulos Handelndem“ und „Verheerer“?

      3 Wie verhält es sich mit dem neuzeitlichen Gegenstück des alten Babylon? Es handelt an den Christen, die mit Jehova Gott in einem Bundesverhältnis stehen, nicht weniger treulos, was die Lehren des Christentums betrifft. Auf herzlose Weise hat es diese Christen „verheert“, weil sie die Gebote Jehovas Gottes halten und das Werk des Zeugnisgebens für seinen inthronisierten König, Jesus Christus, durchführen (Offb. 12:17). Die Christenheit ist führend darin vorangegangen, in dieser Beziehung mit Vorbedacht treulos zu handeln und zu verheeren, besonders seit dem Ersten Weltkrieg. Wenn sich die „harte Vision“ an Groß-Babylon, dem neuzeitlichen Weltreich der falschen Religion, erfüllt, wird die Christenheit die Wucht dieser Vision besonders zu spüren bekommen. Wen wird Jehova aber benutzen, um diese „harte Vision“ in Kürze Wirklichkeit werden zu lassen?

      4. Wer wird in Jesaja 21:2 aufgefordert, Babylon anzugreifen, und warum werden die Perser nicht erwähnt?

      4 Jesaja legt die Grundlage für die Antwort, wenn er weiter sagt: „Steige hinauf, o Elam! Belagere, o Medien! Alles Seufzen ihrethalben habe ich aufhören lassen“ (Jes. 21:2). Elam lag östlich des Tigris und gehörte später zu Persien; heute ist es ein Teil des Iransa. Medien war das größere Gebiet östlich der mesopotamischen Tiefebene. Ungefähr 200 Jahre nachdem Jesaja seine Prophezeiung geäußert hatte, unterwarf Cyrus (II.) der Große die Meder, wodurch sich das Königreich Persien über Medien erhob. Seine Mutter war jedoch eine Mederin, und die meisten Soldaten seines Heeres waren schließlich Meder. Dieser Cyrus ist der von Jesaja unter göttlicher Inspiration vorhergesagte Cyrus oder Kō’resch (Jes. 44:28 bis 45:7). Als Jesaja seine Prophezeiung äußerte, gab es das Medo-Persische Reich noch nicht, und die Perser nahmen daher noch keine Vorrangstellung ein. Deshalb bezeichnete Jehova nur Elam und Medien als diejenigen, die Babylon angreifen sollten.

      5. Wie ließ Jehova „alles Seufzen ihrethalben“ aufhören, und wurde der „Gefangene“ freigelassen, um heimzukehren?

      5 Würden diese Angreifer Erfolg haben und die Situation im Mittleren und Nahen Osten ändern können? Ja. Das wurde durch die Worte Jesajas angedeutet: „Alles Seufzen ihrethalben habe ich aufhören lassen.“ Dies sind eigentlich die Worte „Jehovas der Heerscharen“, des Souveränen Herrn des Universums. Dadurch, daß er sich Elams und Mediens bediente, ließ er „alles Seufzen“, das aufgrund der babylonischen Bedrückung entstanden war, aufhören. Der inspirierte Psalmist flehte Jehova Gott an, die Israeliten von denen zu befreien, die sie gefangenhielten und denen es völlig gleichgültig gewesen wäre, wenn die Israeliten in der Gefangenschaft alle umgekommen wären. Er sagte: „Möge das Seufzen des Gefangenen auch vor dich kommen. Gemäß der Größe deines Armes bewahre die zum Tode Bestimmten“ (Ps. 79:11-13; Jes. 14:17). Dieses Gebet wurde durch einen Erlaß Cyrus’ des Großen im 70. Jahr, in dem die Juden in der Babylonischen Gefangenschaft waren, erhört (Jes. 35:8-10).

      DIE REAKTION AUF DEN STURZ BABYLONS

      6, 7. Wie beschreibt Jesaja die Auswirkungen des Sturzes Babylons auf die davon Betroffenen?

      6 Der Sturz der mächtigen dritten Weltmacht im Jahre 539 v. u. Z., der von besonderem Nutzen für das kleine Land Israel sein sollte, war natürlich etwas, was man sich schwer vorstellen konnte. Er brachte eine vollständige Wende in der Weltgeschichte mit sich. Personen, die vom Sturz des Imperiums, dessen Mittelpunkt in der „Meereswildnis“ lag, betroffen waren, gerieten zwangsläufig in große Qualen. Die Auswirkungen auf diese Personen werden in den folgenden Worten Jesajas geschildert, mit denen er die „harte Vision“ beschreibt:

      7 „Darum sind meine Hüften voll heftiger Schmerzen geworden. Krämpfe selbst haben mich befallen gleich den Krämpfen einer Gebärenden. Ich bin aus der Fassung gebracht, so daß ich nicht höre; ich bin in Bestürzung geraten, so daß ich nicht sehe. Mein Herz ist umhergeirrt; Schauder selbst hat mich erschreckt. Die Dämmerung, zu der es mich hingezogen hatte, ist mir zum Beben gemacht worden“ (Jes. 21:3, 4).

      8. Welche Reaktion der religiösen Führer der Christenheit und des Heidentums beim Sturz des Weltreiches der falschen Religion wird durch die Beschreibung Jesajas veranschaulicht?

      8 Diese Beschreibung, die mit dem Sturz der treulosen dritten Weltmacht zusammenhängt, veranschaulicht die Welle des Schreckens, die den religiös eingestellten Teil der Menschheit erfassen wird, wenn das neuzeitliche Gegenstück Babylons gestürzt werden wird. Dadurch werden die religiösen Gefühle der neuzeitlichen, gegenbildlichen Babylonier weit mehr verletzt werden als durch die schlagkräftige Botschaft, die seit 1914 — in der „Zeit des Endes“ — von Jehovas Zeugen verkündigt wird (Dan. 12:4). Priester und andere Vertreter der religiösen Organisationen der Christenheit und des Heidentums werden wie betäubt und sprachlos sein, als ob sie die Ereignisse weder sehen noch hören könnten. Ihr Herz wird ins Wanken geraten und keine Ruhe finden können. Sie werden den Göttern, die sie einst angebetet haben, nicht mehr unerschütterlich vertrauen können. Die Situation, die so entsetzlich sein wird, daß sie Schaudern hervorruft, wird sie besonders deshalb in Schrecken versetzen, weil ihre religiöse Heuchelei bloßgestellt wird. Die „Dämmerung“, von der man sich am Ende eines Arbeitstages Ruhe und Entspannung erhofft, wird für sie eine Zeit dunkler Angstgefühle sein. Der Tag, der ihnen dazu diente, Menschen in ihren religiösen Organisationen irrezuführen und zu bedrücken, wird für sie ein schreckliches Ende nehmen. Sie werden sich krümmen wie Frauen, die sich beim Gebären vor Schmerzen die Hüften halten.

      9. Bei welchem Befehl Jehovas verändert sich plötzlich das Bühnenbild, das Jesaja enthüllt wurde?

      9 Unvermittelt, wie bei einem Szenenwechsel im Theater, ändert sich das Bühnenbild, das dem Propheten Jesaja enthüllt wurde. Er vernimmt den Befehl Jehovas: „Man richte den Tisch her, man stelle die Sitze zurecht, Essen, Trinken! Steht auf, ihr Fürsten, salbet den Schild. Denn dies hat Jehova zu mir gesprochen“ (Jes. 21:5, 6).

      10. Was stellte dieser Befehl Gottes dar, und wann erreichte dieser Anlaß mit einem Ausdruck der Geringschätzung gegenüber Jehova Gott seinen Höhepunkt?

      10 Diese Worte schildern kurz, was sich in der letzten Nacht der Weltherrschaft Babylons im Königspalast abspielen würde. Sie vermitteln ein Bild von dem Festmahl, das Belsazar, der Sohn des abwesenden Reichsherrschers Nabonid, gab. Es wurden damals tatsächlich Sitze für die tausend Großen Babylons zurechtgestellt. Man aß und trank in fröhlicher Runde. Doch das Gelage erreichte seinen Höhepunkt mit einem Ausdruck der Geringschätzung gegenüber Jehova Gott, als man Tafelgeschirr benutzte, das aus dem Tempel stammte, den die Babylonier bei der Einnahme Jerusalems zerstört hatten.

      11. Was ließ Jehova bei diesem gotteslästerlichen Festmahl Belsazars nun geschehen, und wie diente Daniel dabei als Deuter?

      11 Belsazars Festmahl nahm nun einen gotteslästerlichen Charakter an. Man machte sich über Jehova lustig. Da ließ Jehova an der Wand des Bankettsaals eine Hand erscheinen, die vor den Augen des Königs die Worte schrieb: „Mene, mene, tekel und parsin.“ Um die Geheimschrift entziffern zu können, mußte man den jüdischen Propheten Daniel, der in Babylon im Exil weilte, herbeirufen. Das letzte Wort der Handschrift, parsin, ist die Mehrzahl des chaldäischen Wortes peres und bedeutet „Teilungen“. Daniel sagte daher in seiner inspirierten Auslegung: „PERES, dein Königreich ist geteilt und den Medern und den Persern gegeben worden“ (Dan. 5:28).

      12. Was war der „Schild“, der von den Fürsten gesalbt werden sollte, und was wurde durch den Befehl, einen solchen „Schild“ zu salben, angedeutet?

      12 Als Belohnung wurde Daniel mit einem königlichen Gewand bekleidet und zum „dritten Herrscher“ im Reich gemacht. Doch das war nicht die Erfüllung des den Edlen Babylons geltenden Befehls Jehovas: „Steht auf, ihr Fürsten, salbet den Schild“ (Jes. 21:5). Dieser Befehl war auch kein an die Fürsten gerichteter Aufruf, ihre Kriegsschilde für einen Kampf gegen die Belagerer Babylons einzuölen. Der Ausdruck „Schild“ bezog sich vielmehr auf das königliche Haupt der Nation. (Vergleiche Psalm 89:18.) Was bedeutet also der Befehl: „Salbet den Schild.“? Er bedeutet, daß König Belsazar getötet werden würde, wodurch die Stellung des „zweiten Herrschers“ im Babylonischen Reich für einen anderen frei würde. Doch die Einsetzung eines neuen symbolischen „Schildes“ durch eine Salbung fand nie statt. Belsazars gewaltsamer Tod bedeutete nicht, daß der Weg für einen Nachfolger aus der königlichen Familie wirklich frei gewesen wäre.

      13. Wurde der Befehl aus Jesaja 21:2 umsonst erlassen, und wurde die dem Daniel übertragene Stellung von dem neuen Regime übernommen?

      13 In Daniel 5:30, 31 heißt es: „In derselben Nacht wurde Belsazar, der chaldäische König, getötet, und Darius selbst, der Meder, empfing das Königreich, als er etwa zweiundsechzig Jahre alt war.“ Welch ein blitzschneller Umschwung in der Weltpolitik! Nicht umsonst hatte Jehova den Befehl erlassen: „Steige hinauf, o Elam! Belagere, o Medien!“ (Jes. 21:2). Als Babylon an die Meder und Perser fiel, nahm Darius, der Meder, den Platz des „zweiten Herrschers“ in Babylon ein. Die Stellung des „dritten Herrschers“ in Babylonien, in die Daniel erhoben worden war, wurde vom medo-persischen Regime nicht übernommen. Daniel blieb im Gegensatz zu Belsazar am Leben.

      14. Worauf deutet der Sturz des alten Babylon prophetisch hin, und wie werden die davon Betroffenen berührt werden?

      14 Der überraschende Sturz des alten Babylon deutet prophetisch auf den plötzlichen Sturz Groß-Babylons, seines neuzeitlichen Gegenstücks, hin. Er wird die weltlichen Religionsanhänger unvorbereitet treffen. Wer also an die Unbesiegbarkeit des Weltreiches der falschen Religion glaubt und dessen Sturz nicht in Kürze erwartet, wird unsanft aus seiner Gleichgültigkeit aufgerüttelt werden müssen.

      WAS DER WÄCHTER ZU BERICHTEN HAT

      15. Was wird durch den Befehl, der nach der prophetischen Beschreibung des Festmahls Belsazars gegeben wird hinsichtlich des alten Babylon und seines neuzeitlichen Gegenstücks angedeutet?

      15 Weswegen gibt Jesaja diese Vorschau auf das Festmahl Belsazars in jener Schreckensnacht des Jahres 539 v. u. Z.? Wegen dem, was darauf folgen sollte: daß nämlich über dieses bedeutende Ereignis des Jahrhunderts dem Bundesvolk Jehovas berichtet werden sollte, das sich über den Sturz des ‘treulos Handelnden’ freuen würde. Aus Jesaja 21:5, 6 geht hervor, was dem Sturz Babylons auf dem Fuße folgen würde: „Steht auf, ihr Fürsten, salbet den Schild. Denn dies hat Jehova zu mir gesprochen: ,Geh, stelle jemand auf, der Ausschau hält, damit er genau das mitteile, was er sieht.‘“ Aha, dieses Ereignis sollte weltweit bekanntgemacht werden. Desgleichen soll auch der Sturz Groß-Babylons Schlagzeilen machen.

      16. Was kann über den, der aufgestellt wurde, um hinsichtlich des alten Babylon „Ausschau“ zu halten gesagt werden, und was über den, der hinsichtlich Groß-Babylons aufgestellt wurde?

      16 Jesaja wurde angewiesen, jemand aufzustellen, der „Ausschau“ halten und berichten sollte, was er sehen würde. Jesaja erlebte das, was er vorhersagte und uns schriftlich berichtete, selbst nicht mehr. Jemand anders vom Volke Jesajas mußte als derjenige dienen, der Ausschau hielt. Heute, wo der Sturz Groß-Babylons kurz bevorsteht — eine Zeit, die damals noch in ferner Zukunft lag —, ist ebenfalls jemand aufgestellt worden, Ausschau zu halten. Es ist die Klasse derer, die mit Jehovas Geist gesalbt sind, eine Klasse, die passenderweise mit der Zeitschrift in Verbindung steht, die immer noch den Namen Wachtturm trägt. Wie die Beweise zeigen, hat Jehova Gott diese Klasse durch Jesus Christus eingesetzt, damit sie „Ausschau“ halte. In dieser Stellung hat sie bis zur gegenwärtigen unheilvollen Stunde der „Nacht“ gedient, deren Dunkelheit sich über die ganze Welt ausbreitet (Matth. 24:45-47). Was werden wir von der Klasse, die „Ausschau“ hält, zur gegebenen Zeit erfahren?

      17. Was sah derjenige, der „Ausschau“ hielt, und was stellt es dar?

      17 Jesajas Prophezeiung sagt über denjenigen, der „Ausschau“ hält, weiter: „Und er sah einen Kriegswagen mit einem Reitpferdegespann, einen Kriegswagen mit Eseln, einen Kriegswagen mit Kamelen. Und er gab genau acht, mit viel Aufmerksamkeit“ (Jes. 21:7). Diese Kriegswagen nähern sich offensichtlich mit der Geschwindigkeit schneller persischer Post oder Reitpferde von der eroberten „Meereswildnis“ her. Es sind wahrscheinlich ganze Kolonnen von Kriegswagen. Die Kolonne der Wagen, die von Eseln gezogen werden, stellt die medischen Streitkräfte unter Darius, dem Meder, dar. Die Kolonne der Wagen, die von den größeren Tieren gezogen werden — von Kamelen, die schneller als Pferde sind —, stellt die persischen Streitkräfte unter Cyrus dem Großen darb. Dieser Perser war der Befehlshaber der vereinten Streitkräfte der Meder und Perser. Nicht Darius, der Meder, sondern Cyrus, der Perser, war der Eroberer, von dem Jehova durch Jesaja sagte, daß er ihn bei seinem Namen rufen werde. Vor Cyrus würde Jehova Gott die metallenen Tore und Türen Babylons öffnen, damit er aus dem Flußbett des Euphrat heraussteigen und in die stark befestigte Stadt Babylon eindringen könne (Jes. 44:27 bis 45:4; vergleiche Daniel 8:1-4, 20).

      18. Was für ein Wächter sollte gemäß Jesaja 21:8, 9 derjenige sein, der Ausschau hält? Ist das der Fall gewesen?

      18 Wie treu und zuverlässig würde der aufgestellte Wächter sein, der Ausschau halten sollte? In Jesaja 21:8, 9 wird es mit den Worten angedeutet: „Und er ging daran, wie ein Löwe auszurufen: ,Auf dem Wachtturm, o Jehova, stehe ich beständig bei Tage, und auf meinem Wachtposten bin ich aufgestellt alle Nächte. Und siehe nun, da kommt ein Kriegswagen mit Männern, mit einem Reitpferdegespann!‘“ Er blieb auf seinem Platz hellwach, bis sich seinen spähenden Augen der bedeutungsvolle Anblick bot, nach dem er unermüdlich Ausschau gehalten hatte. Auch die „Wächter“-Klasse von heute hat in Erfüllung ihres von Gott gegebenen Auftrages durch die Zeitschrift Der Wachtturm und andere theokratische Veröffentlichungen sowie durch öffentliche Vorträge ihren Ruf laut und furchtlos erschallen lassen. Sie wird mit Hilfe der nie versiegenden Kraft Jehovas so lange damit fortfahren, bis sie die langersehnte Bekanntmachung geben kann.

      19. Was zeigt, ob der Wächter die Bedeutung der herannahenden Kriegswagen richtig verstand?

      19 Der Wächter verstand die Bedeutung der Kriegswagen, die er von dem Wachtturm aus kommen sah. Gemäß der von Jehova festgesetzten Zeit — das Land Juda sollte 70 Jahre verödet sein — und aufgrund der Prophezeiungen, die Daniel vor jenem Fest äußerte, das Belsazar im Jahre 539 v. u. Z. feierte, konnte der Wächter das ungehinderte Vorankommen der nichtbabylonischen Wagen richtig deuten. In Jesaja 21:9b lesen wir: „Und er hob an und sprach: ,Sie ist gefallen! Babylon ist gefallen, und all die gehauenen Bilder ihrer Götter hat er zur Erde geschmettert!‘“

      20. Warum zerschmetterten nicht die in Babylon gefangenen Juden die gehauenen Götzenbilder? Wer tat es?

      20 Der, von dem hier gesagt wird, daß er die Bilder zerschmettert hat, ist Jehova, der eine lebendige und wahre Gott, der eifersüchtige Gott, das heißt der „Gott, der ausschließliche Ergebenheit fordert“ (2. Mose 20:5). Dadurch, daß Jehova Babylon von den Medern und Persern einnehmen ließ, die nicht die Götter der dritten Weltmacht anbeteten, bewies er, daß die Götzen Babylons falsche Götter waren, ja daß sie gar nicht existierten. Die Juden, die sich als Gefangene in Babylon befanden, erhoben sich nicht um die dritte Weltmacht zu stürzen; Jehova, ihr Gott, gab ihnen dazu nicht die Befugnis oder den Befehl. Er benutzte hingegen Darius, den Meder, und Cyrus, den Perser, um das götzendienerische Babylon als Weltmacht zu stürzen (Dan. 2:32, 36-38). Es war also nicht der „Wächter“, der den Sturz Babylons, des „treulos Handelnden“, herbeiführte. Er bezeugte lediglich den Sturz dieser Weltmacht und rechtfertigte dadurch Jehova als den Gott der Prophezeiungen und Souveränen Herrn.

      21. Welche Bekanntmachung gleich der des in Jesajas Prophezeiung erwähnten „Wächters“ muß noch erfolgen?

      21 Es ist vorhergesagt worden, daß in unserer Zeit eine Bekanntmachung von weltweiter Bedeutung erfolgen werde gleich der des in Jesajas Prophezeiung erwähnten „Wächters“. Der christliche Apostel Johannes, der bis zum Ende des ersten Jahrhunderts lebte, hatte eine Vision von demjenigen, der diese Bekanntmachung geben sollte; er schrieb: „Ich [sah] einen anderen Engel aus dem Himmel herabkommen, der große Gewalt hatte; und die Erde wurde von seiner Herrlichkeit erleuchtet. Und er rief aus mit starker Stimme, indem er sprach: ,Sie ist gefallen! Babylon, die große, ist gefallen, und sie ist eine Wohnstätte von Dämonen und ein Versteck jeder unreinen Ausdünstung und ein Versteck jedes unreinen und gehaßten Vogels geworden!‘“ (Offb. 18:1, 2).

      22. Wer wird aus Groß-Babylon gleichsam eine verödete Ruine machen, und wessen wird er sich dabei bedienen?

      22 Der verherrlichte Herr Jesus Christus, der größere Cyrus, ist derjenige, der den bevorstehenden buchstäblichen Sturz Groß-Babylons herbeiführen wird, wodurch es ein verödeter, gemiedener Ort werden wird. Die christlichen Zeugen Jehovas könnten heute auf der ganzen Erde noch soviel von Jehovas Königreich und dem Tag seiner Rache predigen — es würde nicht den Zusammenbruch des Weltreiches der falschen Religion bewirken. Mit Spannung warten sie darauf, bekanntmachen zu können, daß Babylon die Große gefallen ist (Offb. 18:2). Der größere Cyrus wird sich nicht seiner friedfertigen Jünger auf der Erde bedienen, um Babylon die Große zu stürzen, sondern wird, wie das 17. Kapitel der Offenbarung zeigt, eine tierähnliche Organisation dazu benutzen; sie wird als ein scharlachfarbenes, zehnhörniges wildes Tier dargestellt. Die sieben Köpfe dieses Tieres sind ein Sinnbild der sieben Weltmächte der biblischen Geschichte. Babylon die Große, die internationale Hure, bestieg dieses symbolische Tier des 20. Jahrhunderts nach dem Ersten Weltkrieg bei der Gründung des Völkerbundes.

      23. Gegen wen werden sich die früheren Unterstützer des sinnbildlichen wilden Tieres mit ganzer Macht wenden, und was wird der größere Cyrus tun?

      23 Bis heute ist Babylon die Große auf der Nachfolgeorganisation des Völkerbundes, den Vereinten Nationen, „geritten“. Doch bald werden die politischen Unterstützer der Vereinten Nationen es müde sein, von dem Weltreich der falschen Religion beherrscht zu werden, und werden die „Hure“ abschütteln und sie vernichten. Dann, wenn der „Wächter“ ausruft: „Babylon, die große, ist gefallen“, werden sie sich mit ganzer Macht gegen die christlichen Zeugen Jehovas wenden. Zu diesem Zeitpunkt wird Jesus Christus, der größere Cyrus, der „König der Könige“, einschreiten und die früheren Unterstützer der UN im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, im Krieg von Har-Magedon, vernichten. Jehovas gesalbte „Wächter“-Klasse und die „große Volksmenge“, die auf die Bekanntmachung der „Wächter“-Klasse reagiert hat, werden diesen Schlußkrieg unter göttlichem Schutz zur Rechtfertigung Jehovas, des Souveräns des Himmels und der Erde, überleben.

      24. Inwiefern war das Volk Israel ein „Sohn“ der „Dreschtenne“ Jehovas, wer wird heute in ähnlicher Weise „gedroschen“, und wieso wird es damit bald vorbei sein?

      24 Die Juden wurden dadurch, daß sie 70 Jahre in Babylon in Gefangenschaft waren, in Zucht genommen oder gleichsam „gedroschen“. Sinnbildlich gesprochen, bildeten sie den „Sohn“ der „Dreschtenne“ Jehovas. Nach dem Sturz Babylons sollte diese Züchtigung, dieses „Dreschen“, ein Ende nehmen. In Jesaja 21:10 wird mit folgenden mitfühlenden und tröstenden Worten darauf Bezug genommen: „O meine Gedroschenen und du, Sohn meiner Dreschtenne, was ich von Jehova der Heerscharen, dem Gott Israels, gehört habe, habe ich euch berichtet.“ In ähnlicher Weise wurde Babylon der Großen gestattet, Jehovas treue Zeugen zu „dreschen“. Nach Babylons Sturz und Vernichtung wird es mit dem „Dreschen“ vorbei sein. Die früheren politischen Liebhaber Groß-Babylons werden versuchen, das „Dreschen“ fortzusetzen. Als Vergeltung dafür werden sie auf der symbolischen Dreschtenne Jehovas vernichtet werden (Offb. 14:14, 15; Joel 3:13-16; Micha 4:12, 13).

      25. Warum ist es angesichts des bevorstehenden Sturzes Groß-Babylons für Jehovas „Volk“ mehr denn je an der Zeit, den göttlichen Befehl auszurufen? Was sollte dadurch bewirkt werden?

      25 Angesichts des bevorstehenden Sturzes Groß-Babylons ist es für die „Wächter“-Klasse und für die „große Volksmenge“ mehr denn je an der Zeit, den göttlichen Befehl auszurufen: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt“ (Offb. 18:4). Ja, „geht aus ihr hinaus“, aber nicht, um euch den politischen Liebhabern Groß-Babylons oder den ungläubigen, gottfeindlichen Mächten dieser Welt anzuschließen, sondern um ein Teil des Jehova hingegebenen Volkes zu werden, das er „mein Volk“ nennt (Jer. 51:45). Handelt jetzt im Einklang mit Jesajas ‘prophetischem Spruch wider die Meereswildnis’! (Jes. 21:1-10).

      26. Wofür schulden wir „Jehova der Heerscharen“ Dank, und welche gesegnete Aussicht haben diejenigen, die den Bericht beachten?

      26 Dank sei daher „Jehova der Heerscharen, dem Gott Israels“, daß er eine „Wächter“-Klasse erweckt und aufgestellt hat und sie weit und breit einen solch wunderbaren Bericht ausrufen läßt! Alle, die diesen von Gott stammenden Bericht beachten, haben die gesegnete Aussicht, die schreckliche „Nacht“, die über diese Welt gekommen ist, zu überleben und den herrlichen „Morgen“ des unter der Herrschaft des Befreiers Jesus Christus, des größeren Cyrus, stehenden gerechten neuen Systems willkommen zu heißen.

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