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Warum gibt es so viel Haß?Erwachet! 1985 | 22. April
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Warum gibt es so viel Haß?
EINE Woge des Hasses rollt gegenwärtig über die ganze Welt. Man hört von der brutalen Ermordung hilfloser Frauen und Kinder. Durch Bombenanschläge wird sinnlos Blut vergossen. Immer wieder liest man Berichte wie die folgenden:
„Jeder haßt jeden, und jeder ist gewillt, den anderen zu töten. Ich fürchte, der Libanon steht symptomatisch für das, was vielleicht der ganzen Menschheit widerfährt“, klagte der Nobelpreisträger Isaac Bashevis Singer. „Ich bange angesichts des Tiefstands, den wir erreicht haben“ (U.S. News & World Report, 19. Dezember 1983).
„Nach vier Jahren immer zahlreicher werdender Proteste und einem Monat sich mehrender Gewalttätigkeiten kam in dem ölreichen indischen Bundesstaat Assam der religiöse Haß der Bürger zum Ausbruch“ (Time, 7. März 1983).
„West-Belfast ist das Kampfgebiet, durch das eine groteske „Friedenslinie“ aus Stahl und Beton verläuft, vorbei an einer unheimlichen Ruinenlandschaft ... In ihrem Schutz schöpfen die Terroristen [der verschiedenen politischen Richtungen] neuen Haß aus ein und derselben vergifteten Quelle — der irischen Geschichte“ (National Geographic, April 1981).
Der Haß steckt wie ein Krebsgeschwür in der menschlichen Gesellschaft. Angeblich leben wir in einer aufgeklärten Welt, in der Grausamkeiten längst der Vergangenheit angehören sollten. Wir sehen jedoch in allen Gesellschaftsschichten immer wieder Beweise für die traurige Wahrheit, die ein Bibelschreiber einst in folgende Worte kleidete: „Haß weckt Streit“ (Sprüche 10:12, Einheitsübersetzung).
Zank und Streit wird zumeist von Aufwieglern ausgelöst, die eine Flut von Falschinformationen verbreiten. Angestachelt von blindem Haß, lassen sich irregeleitete Personen dann zu abscheulichen Gewaltakten hinreißen. Bestehende Mißstände tragen oft dazu bei, daß weiteres Öl ins Feuer gegossen wird. Wenn man die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit und die Leiden der zahllosen Opfer haßbedingter Vorurteile und Gewalttaten in Betracht zieht, mag man sich besorgt fragen: „Warum gibt es so viel Haß? Besteht die Möglichkeit, ihn auszumerzen? Wird die Welt je völlig frei sein von Haß?“
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Hoffnung für Opfer des Hasses!Erwachet! 1985 | 22. April
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Hoffnung für Opfer des Hasses!
DIE Welt wird eines Tages frei sein von Haß. Bevor wir jedoch erkennen können, wie das möglich ist, müssen wir zunächst wissen, wodurch Haß verursacht wird, und dann ergründen, was getan werden muß, um ihn auszumerzen.
Das Wort „Haß“ wird oft ganz nach Belieben verwandt. Ein kleines Kind mag sein Gesicht verziehen und ausrufen: „Ich hasse Lebertran!“, doch niemand würde ihm das übelnehmen. Von dieser Art Haß ist hier offensichtlich nicht die Rede.
Bei dem Haß, der in der heutigen Zeit so viel Kummer und Streit verursacht, handelt es sich um eine erbitterte, oft heimtückische Feindschaft. Haß kann bewirken, daß die Feindseligkeit gegenüber bestimmten Menschen aufrechterhalten wird. Diese Art von Haß ist wie ein verzehrendes Feuer. Wenn er außer Kontrolle gerät, kann er tödlich wirken, wie wir alle nur zu gut wissen.
Was sind die Ursachen?
Zum einen kann die Gestaltung des Geschichtsunterrichts dazu führen, daß junge Menschen bereits ein entstelltes Bild von ganzen Völkern und Nationen erhalten. Zum anderen muß man natürlich zugeben, daß auch der Einfluß des Elternhauses eine Rolle spielt. Kinder werden voreingenommene Bemerkungen über eine andere Rasse oder ein anderes Volk kaum ignorieren. Man bedenke nur, was manche Iren von den Engländern halten und umgekehrt.
Auch Propagandisten spielen dabei eine gewisse Rolle. Die Denkweise der Menschen — ob jung oder alt — kann gleicherweise durch das, was sie hören, beeinflußt werden. Leiht man zum Beispiel politischer Propaganda sein Ohr, kann man veranlaßt werden, Menschen zu hassen, nur weil sie durch die raffinierte Propaganda gewisser Leute ständig falsch dargestellt werden. In Kriegszeiten wird das oft genug praktiziert. J. A. C. Brown schrieb diesbezüglich in seinem Buch Techniques of Persuasion: „Sehr oft versucht man — wie in der Kriegspropaganda —, starke Haßgefühle ... gegen eine andere Gruppe [hervorzurufen].“ Wie wirkt sich eine solche Propaganda aus? J. A. C. Brown sagte: „Sie führt nicht nur zu übertriebenem Haß gegenüber dem Feind, sondern vermindert auch unser eigenes Schuldgefühl, wenn wir uns ebenfalls brutal verhalten.“
Es könnten noch viele andere Ursachen für Haß angeführt werden. Aber wie die meisten einsichtigen Menschen sind wir mehr daran interessiert, zu erfahren, was getan werden kann, damit diese Ursache von so viel Leid verschwindet. Wie ist das möglich?
Was kann man dagegen tun?
Natürlich kann man als einzelner die Welt nicht ändern. Mancher mag glauben, daß der positive Einfluß der Religion den verschiedenen Auswüchsen des Hasses entgegenwirken könnte. Denken wir einmal kurz darüber nach. Hat nicht gerade religiöser Fanatismus oft Haß erzeugt? Die Weltreligionen haben offensichtlich nicht vermocht, diesen schädlichen Einfluß auf die menschliche Gesellschaft einzudämmen. Denken wir doch nur an die kriegführenden Parteien im Libanon und in Nordirland, die
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