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  • Wie denkst du über Autorität?
    Der Wachtturm 1972 | 1. August
    • unternahm es, die Autorität Jehovas in Frage zu ziehen. Dadurch wurde er zum Satan, was „Widersacher“ bedeutet. Er zog Jehovas rechtmäßigen Anspruch auf Autorität in Frage, indem er, durch eine Schlange sprechend, dessen Gebot falsch darstellte. Er fragte Eva: „Sollte Gott wirklich gesagt haben: Ihr dürft nicht von jedem Baum des Gartens essen?“ (1. Mose 3:1) Eva wußte, daß Gott ihnen nicht verboten hatte, von jedem Baum zu essen, daß er ihre Freiheit also nicht ungebührend eingeschränkt hatte. Er hatte ihnen nur eine vernünftige Einschränkung auferlegt: einen einzigen Baum. Als Eva zu verstehen gab, daß sie dies wußte, beschuldigte Satan Gott, die Menschen belogen zu haben, um seine Autorität über sie aufrechtzuerhalten. Er behauptete, ihr Leben hinge nicht von ihrem Gehorsam ab, ja es würden sich ihnen sogar neue Freiheitsaussichten eröffnen, wenn sie sich der Herrschaft Jehovas widersetzten. Das ist die gleiche falsche Voraussetzung, von der Satan heute ausgeht, um die Menschen zu veranlassen, jede Form der Autorität abzulehnen. Selbstbestimmung und Unabhängigkeit werden als scheinbar besser dargestellt als die Unterwerfung unter die Wünsche eines anderen. Wenn Satan bewirken kann, daß sich jemand, der einer Autorität unterstellt ist, nur in geringem Maße auflehnt, so ist der Weg für eine weitere und schwerwiegendere Auflehnung geebnet. — Gal. 5:9.

      ANDERE FAKTOREN, DIE UNSERE ANSICHT BEEINFLUSSEN KÖNNEN

      8. Inwiefern beeinflußt das Beispiel anderer unsere Ansicht über Autorität?

      8 Es gibt etliche weitere Faktoren, die unsere Ansicht über Autorität beeinflussen mögen. Es ist gut, wenn wir sie kennen, damit wir dadurch nicht veranlaßt werden, die allgemeine Denkweise des gegenwärtigen Systems der Dinge anzunehmen. Da ist unter anderem das schlechte Beispiel von Erwachsenen, die Autorität haben oder von denen zu erwarten wäre, daß sie die Autorität schützen. Personen im Staatsdienst — wie Polizisten, Lehrer und Briefträger —, Eltern und sogar Geistliche treten angeblich für Gesetz und Ordnung ein, sind aber selbst oft nicht bereit, gesetzwidrige Handlungen aufzugeben. Das hat viele zu dem Schluß kommen lassen, man sollte dem Gesetz nur gehorchen, wenn einem daraus keine Unannehmlichkeiten erwachsen oder wenn die eigenen Interessen nicht beeinträchtigt würden. Sie hinterziehen deshalb Steuern, hintergehen die Zollbehörden, verletzen Verkehrsvorschriften, wenn sie denken, niemand merke es, und bestehlen ihre Arbeitgeber, indem sie mehr Spesen aufschreiben, als sie in Wirklichkeit hatten, oder indem sie Betriebseigentum entwenden. Sie beteiligen sich an rechtswidrigen Streiks, die oft verbunden sind mit Schimpfreden und Demonstrationen, die die Gefühle aufputschen und nicht selten zu Gewalttaten führen. Erwachsene sprechen auch oft geringschätzig von Polizeibeamten und Regierungsmännern, die sich ihrerseits manchmal auf nicht gerade schmeichelhafte Art über ihre politischen Gegner äußern und so der Jugend ein schlechtes Beispiel geben. Ist es da nicht zu erwarten, daß Jugendliche, die ein solches Verhalten der Erwachsenen beobachten, diesen nicht die geforderte Achtung zollen? — Spr. 26:22.

      9. Auf welche Weise haben Menschen ihre Autorität mißbraucht?

      9 Ein weiterer Faktor, von dem einige ihre Ansicht über Autorität beeinflussen lassen, ist die Tatsache, daß die Träger der Autorität ihre Macht oft mißbrauchen. Der Vater, der das von Gott eingesetzte Haupt der Familie ist, kann ein Tyrann werden. Öffentliche Skandale beweisen, wie üblich es unter Polizeibeamten und Politikern ist, sich bestechen zu lassen. (Spr. 29:4) Namhafte Politiker führen die Öffentlichkeit oft durch Äußerungen irre, die sich später als unwahr erweisen, und so entsteht ein Mißtrauen. Bei Gerichtsfällen kommen sehr oft nur die günstig davon, die sich einen „guten“ Rechtsanwalt leisten können, und mit Hilfe solcher skrupellosen Rechtsanwälte können sie sogar den Freispruch von einem Verbrechen „erkaufen“, das sie begangen haben. Minderheiten leiden. Dann gibt es auch Fälle, in denen ausgesprochen schlechte Menschen ihre Autorität durch Gewaltanwendung mißbraucht haben, so zum Beispiel Hitler und andere Despoten, die in den letzten Jahren aufstanden.

      10. Wie ist durch untätiges Zusehen gewisser Behörden die Mißachtung der Autorität gefördert worden?

      10 Die Gleichgültigkeit oder das untätige Zusehen gewisser Behörden trägt dazu bei, daß die Rechtsprechung, bei der man mit zweierlei Maß mißt, verachtet wird. Es ist allgemein bekannt, daß in vielen Ländern die Verbrecherwelt gerichtlich kaum verfolgt wird; in den Vereinigten Staaten bezeichnet die Öffentlichkeit sie sogar als „unberührbar“. Diese Gleichgültigkeit ermuntert weitere Personen, gesetzwidrig zu handeln. Senator McClellan wies in seinen weiteren Äußerungen zu der Frage nach der Ursache des ständigen Anstiegs der Verbrechen in den Vereinigten Staaten auf diese Tatsache hin: „Verbrechen, die nicht bestraft werden, züchten neue Verbrechen ... die Wahrscheinlichkeit, wegen eines Verbrechens verhaftet, verurteilt und bestraft zu werden, ist weniger als eins zu zwanzig“ (U.S. News & World Report, 16. März 1970, Seite 18, 19). Das bestätigt die Worte des weisen Königs Salomo: „Weil das Urteil über ein schlechtes Werk nicht eilends vollzogen worden ist, darum hat sich das Herz der Menschensöhne in ihnen völlig darauf gerichtet, Schlechtes zu tun.“ — Pred. 8:11.

      11. Zu welchen Fragen geben die angeführten Tatsachen Anlaß?

      11 Wenn wir zurückblicken, können wir also sehen, daß unsere Ansicht über Autorität von verschiedenen Dingen beeinflußt werden kann. Der Einfluß Satans, die Neigungen unseres Fleisches, schlechte menschliche Beispiele, der Mißbrauch von Macht und untätiges Zusehen — all das kann die Neigung zu einer antiautoritären Einstellung fördern. Wirklich, „der Mensch [hat] über den Menschen zu seinem Schaden geherrscht“. (Pred. 8:9) Da die Ausübung der Autorität in den vergangenen Jahren einen solch unangenehmen Eindruck hervorgerufen hat, benutzen viele diese Dinge, um ihre antiautoritäre Einstellung zu rechtfertigen, die sie durch Gesetzesübertretungen oder durch die Beteiligung an den verschiedensten Protesten zum Ausdruck bringen. Sollten aber diese Dinge unsere Ansicht über Autorität und ihren Zweck erschüttern? Sollten sie uns veranlassen, uns offen gegen etwas aufzulehnen, was wir als ein Unrecht gegenüber gewissen Untergebenen einer Autorität betrachten? Sollten sie bewirken, daß wir uns zwar nicht so auffällig dagegen auflehnen, aber bereit sind uns über die Autorität hinwegzusetzen, sobald wir denken, wir würden nicht gesehen oder wir kämen „ungeschoren davon“?

      12. Wie können wir zur rechten Ansicht über Autorität gelangen?

      12 Eines sollte uns aufgrund der bisherigen Beobachtungen klargeworden sein: „Es steht nicht bei dem Manne, der da wandelt, auch nur seinen Schritt zu richten.“ (Jer. 10:23) Der Christ kann also nur unter der Leitung des Schöpfers erkennen, wie er über die für ihn maßgebende Autorität und über Autorität im allgemeinen denken sollte. Es gibt zwei Möglichkeiten, zur rechten Ansicht zu gelangen: erstens, indem man die in der Schöpfung wirkenden physikalischen Gesetze beobachtet, die den Wert und die Notwendigkeit der Autorität deutlich erkennen lassen, und zweitens, indem man die guten Grundsätze kennenlernt, die in Gottes geschriebener Offenbarung seiner Ansicht über Autorität, in der Bibel, niedergelegt sind. Wir können hier kurz einige dieser Grundsätze betrachten.

      DURCH DIE SCHÖPFUNG ZUR RECHTEN ANSICHT ÜBER AUTORITÄT KOMMEN

      13. (a) Wie übt unser Körper Macht oder Autorität über uns aus? (b) Wie reagieren wir auf die Befehle unseres Körpers?

      13 Wir sind bestimmten physikalischen Gesetzen unterworfen, die unsere Handlungen beschränken oder die uns veranlassen, gewisse Dinge zu tun. Einige davon üben einen ziemlichen Zwang auf uns aus. Zum Beispiel „beeinflußt“ dich oder gebietet dir dein Körper mit unbestreitbarer Macht oder Autorität, Brennstoff oder Nahrung aufzunehmen. Wenn du am Leben bleiben möchtest, mußt du essen. Dein Körper muß auch die durch den Stoffwechsel entstehenden Schlacken abgeben. Er gibt dir sozusagen den unumstößlichen Befehl, sie auszuscheiden. Betrachte dein Bedürfnis nach Schlaf, Luft und Wasser. Dein Körper befiehlt dir und zwingt dich schließlich, dieses Bedürfnis zu stillen, selbst wenn es dir nicht beliebt. Hast du deswegen das Gefühl, du seist nicht frei? Lehnst du dich gegen deinen Körper auf und wendest sogar gegen ihn Gewalt an, nur weil er eine gewisse Macht über dich ausübt? Wäre das nicht absurd? Wer versucht, diese physikalischen Gesetze zu verletzen, schadet sich nur. Sich ihnen zu unterwerfen ist nicht nur von Nutzen, sondern kann sogar Freude bereiten. Wer freut sich zum Beispiel nicht über einen guten Schlaf, ein köstliches Essen oder ein Glas kaltes Wasser an einem heißen Tag?

      14. Führe ein Beispiel an, das zeigt, wie ein Naturgesetz Autorität ausübt.

      14 Das trifft auch auf Gesetze zu, die außerhalb unseres Körpers wirksam sind und denen wir gehorchen müssen. Das Vorhandensein von Treppen und Aufzügen erinnert uns ständig an die Schwerkraft, der wir unterworfen sind. Würdest du dich über die Macht, die die Schwerkraft über dich ausübt, hinwegsetzen und vom zehnten Stock aus einem Fenster springen, statt die Treppen zu benutzen? Wer wollte bestreiten, daß dieses Gesetz, obwohl unveränderlich und ständig gleich wirksam, sehr nützlich ist? Dank der Schwerkraft bleiben die Atmosphäre, die Meere und andere für das Leben auf der Erde wichtige Dinge an ihrem Platz. Wenn wir die Naturgesetze anerkennen und mit ihnen zusammenwirken, mögen wir feststellen, daß wir sie sogar zu unserem Nutzen und zu unserer Freude auswerten können. Zum Beispiel anerkannte man das Gravitationsgesetz, studierte es zusammen mit anderen anwendbaren Gesetzen und entwickelte schließlich das Flugzeug. Das könnte ebensowenig als eine Auflehnung gegen die Macht der Schwerkraft betrachtet werden wie das Vorhandensein der Vögel und der fliegenden Insekten. Es handelt sich dabei lediglich um das Zusammenwirken mit göttlichen Gesetzen zum Nutzen derer, die sie anerkennen.

      15. (a) Inwiefern läßt die Standardisierung im Universum Autorität erkennen? (b) Von welchen Normen wird unser Leben heute berührt?

      15 Die Einheitlichkeit im Universum ist ein weiteres Gebiet, das den Nutzen der Autorität erkennen läßt. Ein Beispiel hierfür ist der menschliche Körper. Seine Organe befinden sich, abgesehen von seltenen Ausnahmen, immer an derselben Stelle, und alle seine Gliedmaßen sind symmetrisch angeordnet. Stellen wir uns das Durcheinander vor, das bei Heilbehandlungen, besonders bei Operationen, entstünde, wenn man nicht damit rechnen könnte, daß sich der Blinddarm bei jedem Menschen an der gleichen Stelle befindet! Oder wie wäre es, wenn unsere Beine unterschiedlich lang wären? Das ist jedoch nicht der Fall. Ein Schöpfer mit der entsprechenden Autorität hat unseren Körper im voraus standardisiert. Der Psalmist David sagte voller Bewunderung: „Und in dein Buch waren alle seine Teile eingeschrieben.“ (Ps. 139:14-16) Die Entscheidung dieser Dinge blieb nicht uns überlassen. Gott hat aber innerhalb der Grenzen seiner Normen eine unendliche Vielfalt zugelassen und uns zu unserer Freude mit einem freien Willen ausgestattet. Wenn wir den Grundsatz der Einheitlichkeit auf das heutige Leben anwenden, erkennen wir die Vorteile und die eindeutige Notwendigkeit einer Autorität, die Normen festlegt. Gewichte, Maße und Währungen müssen bestimmt werden, und jemand muß entscheiden, welche Fahrbahn benutzt werden darf. Wir können uns vorstellen, was geschehen würde, wenn in dieser Beziehung jeder tun könnte, was er wollte. Die Ausübung der Autorität verhindert also eine Verwirrung und sorgt durch die Festlegung von Normen für eine gewisse Sicherheit.

      16. Welchen Nutzen ziehen wir aus der durch die Natur ausgeübten Macht oder Autorität?

      16 Aus dieser kurzen Betrachtung einiger Naturgesetze können wir ersehen, daß die Macht oder Autorität, die diese Gesetze auf uns ausüben, dazu beiträgt, daß wir am Leben bleiben und die Ordnung aufrechterhalten wird. Sie schränkt unsere Freiheit nicht ein, wenn wir uns ihr unterstellen und mit ihr zusammenwirken. Die Autorität, die in der Schöpfung zum Ausdruck kommt, trägt in Wirklichkeit zu unserer Freude am Leben bei.

      DIE RECHTE ANSICHT ÜBER AUTORITÄT GEHT VOM SCHÖPFER AUS

      17. Welche Fähigkeit des Menschen macht Autorität notwendig? Führe ein Beispiel an.

      17 Gottes Vorkehrung, durch Ausübung von Autorität seine vernunftbegabten Geschöpfe zu leiten, ist notwendig, weil er diese mit etwas ausgestattet hat, was nur er, der allmächtige Schöpfer, ihnen geben konnte: die Fähigkeit, ihren Weg selbst zu wählen, Willensfreiheit. Er wußte, daß sie aufgrund dieser Freiheit zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen konnten und daß die Wahl manchmal vielleicht nicht im Interesse des Betreffenden selbst oder im Interesse seiner Mitmenschen ausfallen würde. Es war also eine gewisse Leitung notwendig, damit vernunftbegabte Geschöpfe in Frieden und in angemessenen Verhältnissen leben konnten. Folgendes Beispiel mag dies veranschaulichen: Jemand möchte vielleicht an einer schönen Stelle ein Haus bauen. Würde seine Wahl aber die Freiheit anderer beeinträchtigen? Das Grundstück mag schon von jemand anders ausgesucht worden sein, oder vielleicht wäre es günstig, es für einen öffentlichen Park zu reservieren, von dem dann jedermann in der Umgebung etwas hätte. Es ist ganz klar, daß es einen Weg geben muß, auf dem die Sache zur Zufriedenheit aller entschieden werden kann, denn die Menschen müssen ja miteinander leben. Zu diesem Zweck hat Gott den Grundsatz der Leitung durch ein Haupt niedergelegt.

      18. Welche Anordnung hat Jehova zur Ausübung der Autorität getroffen? Was zeigt dies in bezug auf Jehova?

      18 Dieser Grundsatz wird in 1. Korinther 11:3 wie folgt dargelegt: „Ich will indes, daß ihr wißt, daß das Haupt jedes Mannes der Christus ist; das Haupt einer Frau aber ist der Mann; das Haupt des Christus aber ist Gott.“ In erweitertem Sinne erstreckt sich dieser Grundsatz auf alle vernunftbegabten Geschöpfe, denn er gilt für die ganze Anordnung Jehovas zur Beherrschung des Universums, zu dem auch wir hier auf der Erde gehören. Dieser Grundsatz verrät ein liebevolles Interesse, nicht Gleichgültigkeit und Zurückhaltung. Es handelt sich dabei um das Interesse das ein liebender Vater für seine Kinder hat. Der Apostel Paulus schrieb: „Gott handelt mit euch als mit Söhnen. ... denn wen Jehova liebt, den nimmt er in Zucht.“ (Hebr. 12:6, 7) Jehova mag seine Autorität, wenn nötig, ebenso durch eine Züchtigung oder einen Rat ausüben, wie ein menschlicher Vater es seinen Kindern gegenüber tut. Dadurch beweist er aber, daß er sich um die kümmert, die sich von ihm leiten lassen, daß er an ihnen interessiert ist und nur ihr Bestes will. Auch trägt dies zu einem friedlichen Verhältnis zu Gott und den Mitmenschen bei, denn der Apostel sagt weiter: „Nachher ... trägt sie denen, die durch sie [die Züchtigung] geübt worden sind, eine friedsame Frucht ein, nämlich Gerechtigkeit.“ — Hebr. 12:11.

      EINE STAATLICHE AUTORITÄT NOTWENDIG

      19. (a) Welchem Zweck dient die staatliche Autorität oder Obrigkeit? (b) Was erhalten wir von der staatlichen Obrigkeit, und was geben wir ihr zurück?

      19 Obwohl Jehovas Regierung in ihrer vollen Wirksamkeit über die Erde vorübergehend unterbrochen wurde, erkennt Jehova die Tatsache an, daß eine gewisse Form der Autorität vorhanden sein muß, bis seine Herrschaft vollständig wiederhergestellt ist. Darum werden Christen aufgefordert, den bestehenden staatlichen „Regierungen und Gewalten als Herrschern untertan und gehorsam zu sein“, sich nicht dagegen aufzulehnen wegen ihrer Unvollkommenheiten. (Tit. 3:1) Diese „Gewalten“, das heißt die Obrigkeit oder die staatliche Autorität, helfen, in der Gesellschaft eine gewisse Ordnung aufrechtzuerhalten, ohne die Anarchie und Chaos entstehen würden. Wir sehen darin noch die Überreste des Gewissens, das Gott dem Menschen gegeben hat. (Röm. 2:14, 15) Die Obrigkeit hat die erforderliche Gewalt, für eine gewisse Ordnung zu sorgen auf Gebieten wie dem öffentlichen Dienst (Gesundheitswesen, Wasserversorgung, Post, Straßenbau, Erziehungswesen), der Verbrechensbekämpfung, dem Feuerschutz, dem Rechtsschutz und den behördlichen Hilfs- und Sicherheitsmaßnahmen (Bauwesen, Brandverhütung, Gesundheitswesen, Umweltverschmutzung, Lebensmittel, Betäubungsmittel, Verkehrswesen). Der Christ anerkennt den Nutzen, den er aus diesen Einrichtungen zieht; er unterwirft sich der weltlichen Obrigkeit deshalb in bedingtem Maße und zahlt auch Steuern. (Röm. 13:6, 7; Mark. 12:17) Er kann daher unter Menschen, „die in hoher Stellung sind“, unter der staatlichen Obrigkeit, im großen und ganzen „weiterhin ein ruhiges und stilles Leben führen ... in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit“. — 1. Tim. 2:2.

      20. Welche Ansicht über Autorität hat der reife Christ?

      20 Welche Ansicht hat somit der reife Christ über Autorität? Er ist sich in erster Linie dessen bewußt, daß Autorität in jeder Hinsicht für das Leben notwendig ist. Er sieht in der Ausübung der Autorität durch den Schöpfer ein liebevolles Interesse des Schöpfers am Wohl seiner Geschöpfe. Er betrachtet die bestehenden weltlichen Obrigkeiten als Einrichtungen, die im Dienste des allumfassenden Vorhabens des Schöpfers und „in ihren relativen Stellungen als von Gott angeordnet“ stehen. (Röm. 13:1, 2; Joh. 19:11) Er ist sich dessen bewußt, daß es notwendig ist, sich in den verschiedenen Lebensbereichen den Trägern der Autorität — Lehrern, Arbeitgebern, Polizeibeamten, Richtern und Steuereinnehmern — bedingt zu unterwerfen. Er behält diese gottgefällige Ansicht bei, selbst wenn eine Autorität ihre Macht anscheinend mißbraucht oder Fehler begeht, denn er weiß, was es bedeutet: „Einer, der höher ist als der Hohe, wacht, und da sind die, die hoch über ihnen sind.“ (Pred. 5:8; Spr. 15:3) Er bleibt zuversichtlich, denn er weiß, daß es Jehovas Wille ist, seine liebevolle Autorität durch „eine Verwaltung an der Grenze der Fülle der bestimmten Zeiten“ auszuüben. (Eph. 1:10) Er sieht der Zeit entgegen, in der „alle Gewalt im Himmel und auf der Erde“ von Jesus ausgeübt wird durch treue christliche Diener wie diejenigen, die jetzt zusammen mit ihm und seinen christlichen Brüdern hart arbeiten. — Matth. 28:18.

  • Wie sich deine Ansicht über Autorität auf dein Leben auswirkt
    Der Wachtturm 1972 | 1. August
    • Wie sich deine Ansicht über Autorität auf dein Leben auswirkt

      1. In welchem Ausmaß wirkt sich deine Ansicht über Autorität auf dein Leben aus, und wie kannst du feststellen, welche Ansicht du hast?

      DEINE Ansicht über Autorität wirkt sich weitgehend auf deine Beziehungen zu anderen Menschen und auf die Freude aus, die dir daraus erwächst. Das trifft sowohl auf dein Verhältnis zu deinen Angehörigen als auch auf deine religiösen und weltlichen Bindungen zu, die dein Leben täglich, ja fast stündlich berühren. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, daran zu denken, daß es nicht nur darauf ankommt, eine Autorität anzuerkennen, sondern auch darauf, welche Ansicht man darüber hat. Betrachtest du sie als etwas Notwendiges und in manchen Fällen als eine liebevolle Vorkehrung zu deinem Nutzen? Oder ist sie für dich etwas, worüber man sich hinwegsetzt, wenn es einem nicht genehm ist oder wenn es den eigenen Wünschen nicht entspricht? Du kannst genau feststellen, welche Ansicht du über Autorität hast, wenn du die Lebensbereiche, die davon berührt werden, einmal kurz betrachtest und einige Situationen ins Auge faßt, die aufgrund deiner Ansicht über Autorität entstehen mögen. Unsere Beziehungen können im großen ganzen in zwei Gruppen eingeteilt werden: in die außerhalb und die innerhalb der Christenversammlung. Wir werden sie der Reihe nach betrachten.

      STAATLICHE AUTORITÄT

      2. (a) Wie zeigt es sich, welche Ansicht man über die staatliche Autorität oder Obrigkeit hat? (b) Wie sollte man die staatliche Autorität betrachten?

      2 Deine Ansicht über die staatliche Autorität zeigt sich im allgemeinen in deiner Einstellung gegenüber den Vertretern der Regierung, unter der du lebst. Du magst mit Polizeibeamten, Richtern, Steuerbeamten, Lehrern oder anderen Staatsbeamten in Berührung kommen. Im Verkehr mit solchen Autoritätsinhabern außerhalb der Christenversammlung verrät man die rechte Ansicht dadurch, daß man den Grundsatz der bedingten Unterordnung anerkennt und sich entsprechend verhält. Im allgemeinen besteht die Neigung, die staatliche Autorität oder Obrigkeit als etwas an sich Schlechtes zu betrachten und sie deshalb zu mißachten. Diese Mißachtung zeigt sich oft in der Nichtbeachtung anscheinend unnötiger oder ungerechter Gesetze wie gewisser Verkehrsvorschriften oder in „kleinen“ Unregelmäßigkeiten in Verbindung mit dem Zoll oder den Steuern. Sie kann aber auch in Spottnamen für Polizeibeamte und andere Vertreter des Staates zum Ausdruck kommen. Was die zuletzt genannte Gewohnheit betrifft, so gab Salomo den Juden im Königreich Israel den interessanten Rat: „Sogar in deinem Schlafgemach rufe nicht Übles auf den König selbst herab.“ (Pred. 10:20; Apg. 23:5) Petrus zeigte, daß Christen diesen Grundsatz auch heute auf weltliche Herrscher anwenden sollten: „Ehret Menschen von allen Arten, ... ehret den König.“ — 1. Petr. 2:17.

      3. Warum ist es wichtig, jetzt die rechte Ansicht über die staatliche Autorität zu entwickeln?

      3 Warum ist dies denn so wichtig, wenn diese Obrigkeiten doch einem vergehenden System angehören? Weil es sich nicht nur entscheidend auf unsere Ansicht über die Obrigkeit auswirkt, sondern auch auf die unserer Kinder und die anderer Personen, mit denen wir Umgang haben. Die bestehende staatliche Obrigkeit handelt als „Gottes Dienerin, dir zum Guten“, und sollte von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet werden, ganz gleich, wie die einzelnen Beamten sein mögen. Sich ihr auch nur in kleinen Dingen zu widersetzen hieße, sich der für diese Zeit bestimmten „Anordnung Gottes“ entgegenzustellen. (Röm. 13:2, 4) In Jehovas neuer Ordnung werden wir die Autorität, die die Königreichsregierung übernehmen und zweifellos durch irdische Beamte ausüben wird, im rechten Lichte sehen müssen. Diese Beamten mögen dann viele Aufgaben zu erledigen haben, die wir heute als weltliche Funktionen betrachten. Bestimmt wäre es nicht weise, unter Gottes Regierung solchen Männern ebenso respektlos zu begegnen, wie dies heute Staatsbeamten gegenüber oft geschieht.

      4. Zeige anhand eines Beispiels, wie man eine ausgeglichene Ansicht über die Autorität einer weltlichen Einrichtung haben kann, ohne von christlichen Grundsätzen abzugehen.

      4 Selbst auf Gebieten, auf denen eine weltliche Autorität mit Gottes Autorität im Widerspruch zu stehen scheint, ist es weise, die staatliche Autorität soweit wie möglich zu respektieren. Zum Beispiel mögen die Schulbehörden verlangen, daß in der Schule, die dein Kind besucht, die Evolutionstheorie gelehrt wird. Wäre es nun richtig, wenn du vor dem Kind verächtlich über den Lehrer sprechen und so bewirken würdest, daß es diese Autorität zu mißachten beginnt? Nein; es wäre besser, du würdest ihm sagen, daß ein Christ dadurch die gebührende Achtung vor Autorität beweisen könnte, daß er im Unterricht aufmerksam ist und stets daran denkt, daß der Lehrer verpflichtet ist, dieses Thema zu behandeln. Du könntest es ferner darauf hinweisen, daß es deswegen nicht alles zu glauben braucht, was es hört. Wir brauchen ja auch nicht mit den Ansichten der Regierungspartei übereinzustimmen, nur weil wir ihrer Autorität unterstehen. (Spr. 14:15) Man kann also eine korrekte, ausgeglichene Ansicht über die Autorität des Lehrers haben, ohne von den christlichen Grundsätzen abzugehen.

      5. Wäre es weise, sich an einer Auflehnung gegen die bestehende Obrigkeit zu beteiligen? Begründe deine Antwort.

      5 Es wäre auch unweise, sich dem heutigen Trend zur Auflehnung gegen die bestehende staatliche Obrigkeit anzuschließen. In Sprüche 24:21, 22 ist von denen die Rede, „die für eine Veränderung sind“ in bezug auf die Regierung des gesalbten Königs Jehovas, und es wird der Rat gegeben: „Mit denen ... laß dich nicht ein. Denn ihr Unheil wird sich so plötzlich erheben, daß — wer weiß vom Untergang derer, die für eine Veränderung sind?“ Diesen Grundsatz könnten Christen bestimmt auf die heutige Auflehnung gegen Obrigkeiten anwenden, die oft in Gewalttätigkeit ausartet. Die Leidtragenden sind gewöhnlich die Rebellen selbst. Der Christ wartet auf Jehova, der alle Schwierigkeiten der Menschheit beseitigen wird, wenn sein Königreichs-„Stein“, „herausgehauen ... nicht mit Händen“, ohne unser Dazutun „alle diese Königreiche“ zermalmen wird. — Dan. 2:34, 44.

      BERUFSLEBEN

      6. (a) Wie betrachten einige die Autorität ihres Arbeitgebers? (b) Läßt sich eine solche Ansicht rechtfertigen? Begründe deine Antwort.

      6 Im gegenwärtigen alten System der Dinge stehen einige auf dem Standpunkt, man sollte für seinen Arbeitgeber sowenig wie möglich tun, nur gerade soviel, wie nötig sei, um nicht in Schwierigkeiten zu kommen. Mitunter prahlen Arbeiter oder Angestellte sogar damit, wie wenig sie arbeiten könnten, ohne daß jemand es merke. Jemand, der weiß, was in der Bibel über die nahe Zukunft steht, mag sich sogar sagen: „Der Betrieb wird sowieso bald in Harmagedon vernichtet werden; warum also sich noch besonders anstrengen, um ihn aufrechtzuerhalten?“ Er mag durch diese Denkweise sogar so weit kommen, daß er nichts dabei findet, wenn er während der Zeit, in der er verpflichtet wäre, für seinen Arbeitgeber zu arbeiten, etwas anderes tut, zum Beispiel eine biblische Ansprache ausarbeitet oder seinen Arbeitskollegen predigt. Er sollte sich aber einmal fragen: „Ist das ehrlich? Ist es meinem Arbeitgeber gegenüber fair? Was würde er sagen, wenn ich ihn fragen würde, ob ich dies tun dürfe?“ Ob der Arbeitgeber selbst unehrlich ist oder unfair handelt, hat damit nichts zu tun. Wenn du während der Zeit, für die dich dein Arbeitgeber bezahlt, irgend etwas anderes tust als das, was du gemäß den Abmachungen tun solltest, müßte man daran zweifeln, ob du die richtige Ansicht über seine Autorität hast. Jemand, der so handelt, möchte bestimmt nicht für einen Dieb gehalten werden. Nimmt er aber seinem Arbeitgeber dadurch nicht auf unehrliche Weise Zeit weg, für die dieser ihn bezahlt? — Hebr. 13:18.

      7. (a) Wie lassen sich einige von ihren Arbeitskollegen beeinflussen? Führe ein Beispiel an. (b) Wie beweist man im Berufsleben, daß man die rechte Ansicht über Autorität hat?

      7 Damit in Verbindung wäre es auch gut, sich folgendes zu fragen: „Habe ich meine Ansicht über die Autorität meines Arbeitgebers durch Arbeitskollegen beeinflussen lassen? Habe ich ihre schlechte Gewohnheit, zu spät zur Arbeit zu kommen, früher aufzuhören oder zu bummeln angenommen?“ Nach der Bibel sollten Arbeitnehmer ihrem „Gebieter“ oder Arbeitgeber wohlgefallen, indem sie [die Christen] ... nicht Diebstahl begehen, sondern volle, gute Treue an den Tag legen, so daß sie die Lehre unseres Retters, Gottes, in allen Dingen schmücken. (Tit. 2:9, 10; Kol. 3:22, 23) Wie oben gezeigt, kann man „Diebstahl begehen“, ohne seinem Arbeitgeber Geld oder irgendwelche Gegenstände zu entwenden. Auch wer sich hinter dem Rücken des Arbeitgebers krank schreiben läßt, während er in Wirklichkeit nicht krank ist, zeigt, daß er die Autorität des Arbeitgebers und auch die Gesetze Jehovas über das Lügen und Stehlen mißachtet. Wenn man sich in bezug auf diese Dinge prüft, die von Arbeitnehmern im allgemeinen als „unbedeutend“ betrachtet werden, kann man feststellen, welche Ansicht man über Autorität hat und ob man die christlichen Eigenschaften aufweist, die Jehova bei denen voraussetzt, die in seiner neuen Ordnung leben werden. Man kann seine rechte Ansicht über Autorität dadurch beweisen, daß man sich über seine Leistungen freut, seine Arbeit meistern lernt und darin immer tüchtiger wird und so gute Gewohnheiten für die Zukunft entwickelt, in der man der Autorität der gerechten Aufseher Jehovas unterstehen wird.

      DIE AUTORITÄT IN DER FAMILIE

      8. (a) Wer ist dafür verantwortlich, wie ein Kind über Autorität denkt? (b) Haben es Eltern leichter, die ihre Kinder nicht richtig in Zucht nehmen?

      8 Wenn wir nun zu den Beziehungen innerhalb der Versammlung übergehen, kommen wir zu dem Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. Das Kind kann von sich aus nicht die rechte Ansicht über Autorität entwickeln. Die Eltern müssen die Initiative ergreifen, und zwar besonders in den ersten Jahren seiner Entwicklung. Das setzt voraus, daß sie den Rat in Sprüche 13:24 anwenden: „Wer ihn [seinen Sohn] ... liebt, der sucht ihn ... heim mit Züchtigung.“ Wenn die erforderliche Züchtigung stets mit einer wohlüberlegten Zurechtweisung und mit entsprechendem Rat verbunden ist, entwickelt sich bei den Kindern die richtige Achtung vor der elterlichen Autorität. Manchen Eltern, die froh sind, wenn sie vor den übrigen Sorgen des Lebens Ruhe haben, scheint dies aber einfach zuviel Mühe zu machen. Weitsichtige Eltern sehen jedoch über die Arbeit hinweg, die die Züchtigung ihres Kindes im Augenblick mit sich bringt. Sie sehen, welch ein Segen ein Kind für die ganze Familie sein kann, wenn es die rechte Ansicht über Autorität entwickelt hat. Salomo sagte: „Züchtige deinen Sohn, und er wird dir Ruhe bringen und deiner Seele

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