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Die Offenbarung Jesu ChristiDer Wachtturm 1954 | 15. August
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Die Offenbarung Jesu Christi
„Gürtet euren Sinn zur Tätigkeit, bewahret völliges Gleichgewicht, und setzet eure Hoffnung auf die unverdiente Güte, die euch dargereicht werden soll bei der Offenbarung Jesu Christi“ — 1. Pet. 1:13, NW.
1, 2. Welche Hoffnung haben aufrichtige Menschen gehabt, und wie haben Religiösgesinnte die Sache angesehen?
VIELE Jahrhunderte lang haben sich aufrichtige, ehrlichgesinnte Personen nach der Wiederkehr Christi gesehnt. Wie Christus aber komme und genau was zu jener Zeit geschehe, ist vielen nicht sehr klar gewesen; doch hat sie die Aussicht auf die verheißenen Segnungen mit Hoffnung erfüllt. Obwohl davon als von einer Zeit des Gerichts und des Endes der Welt gesprochen worden ist, ist ihre Hoffnung nicht unangebracht gewesen, denn sie wird zudem als eine Zeit der Befreiung vorausgesagt. Diese Errettung wird aber nicht automatisch die Folge einer „guten Aufführung“ sein. Auch wird die Gegenwart jenes Tages nicht so leicht erkennbar sein, daß alle wissen, daß das Gericht im Gange ist. Ein genaues Studium der Heiligen Schrift enthüllt, daß zur Zeit, da die Offenbarung Jesu Christi kommt, diese die meisten Menschen der Welt unversehens ereilt.
2 Warum ist dem so? Wurde die einzige Warnung, die den Menschen zukommen sollte, zur Zeit erlassen, da Jesus auf Erden war? Zeigte er denn an, daß er am Ende der Welt plötzlich unangekündet und unverzüglich alle Menschen zur Rechenschaft ziehen werde? Gewisse religiös-eingestellte Leute bestehen darauf, daß Christus nicht wiedergekommen sei, es sei denn, er erscheine sichtbar aus den Wolken mit seinen Engeln und unterwerfe alle Menschen einem feurigen Gericht. Diese Personen glauben, daß das Gericht auf Grund des sittlichen Benehmens oder der Annahme der Predigt von ‚Christus, dem Gekreuzigten‘, oder von „Jesus und der Auferstehung“ erfolge. (1. Kor. 1:23; Apg. 17:18) Diese Auffassung ergibt sich indes aus rein menschlichen Folgerungen und stützt sich nicht auf eine genaue Erkenntnis des Wortes Gottes.
3. (a) Wann und wo erwächst die Verantwortung vor dem Herrn zuerst? (b) Was soll weltweit gepredigt werden, und wovon hängt die Verantwortung bei der Offenbarung Jesu ab?
3 Die Bibel zeigt klar, daß, bevor jemand zur vollständigen Verantwortung gezogen wird, ein Weg vor dem Herrn her bereitet werde. Nur wenn jene, die den Herrn ernstlich suchen, eine Gelegenheit hätten, zu erkennen, daß er in seinem Königreich anwesend ist, werde er plötzlich erscheinen, um Abrechnung zu halten. Die Heilige Schrift zeigt ferner, daß nicht die Nationen, sondern eher das „Haus Gottes“ diese erste Verantwortung habe. (1. Pet. 4:17; Mal. 3:1-5) Dann werde eine gründliche, vollständige Warnung auf der ganzen bewohnten Erde gegeben werden, wie Jesus es anzeigte. Und was wird — wie er es sagt — gepredigt werden? Nicht in erster Linie seine „Kreuzigung“, d. h. daß er an den Pfahl geschlagen wurde, und nicht in erster Linie seine Auferstehung. Wenn dies auch wichtige Lehren der Bibel sind, die mit dem Höhepunkt des Vorhabens und Gerichts Gottes von heute entschieden in Zusammenhang stehen, wurde doch die Auferstehung Jesu als ein Zeichen der ersten Gegenwart Christi gegeben und ist seither stets gepredigt worden. Heute sagt er: „Und diese gute Botschaft vom Königreich wird gepredigt werden auf der ganzen bewohnten Erde, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das vollendete Ende kommen.“ (Matth. 24:14, NW) Von dieser guten Botschaft, daß dieses Königreich aufgerichtet worden ist, spricht Paulus in seinem zweiten Briefe an die Thessalonicher. Dort redet er von der „Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit seinen mächtigen Engeln in flammendem Feuer, wenn er gebührende Strafe bringt über jene, die Gott nicht kennen, und jene, die der guten Botschaft über unseren Herrn Jesus nicht gehorchen“. (2. Thess. 1:7, 8, NW) Die Verantwortung jemandes bei der Offenbarung Jesu Christi hängt also davon ab, ob er die gute Botschaft von der Gegenwart des Königreiches, von der Jesus sagte, sie werde weltweit gepredigt werden, annimmt oder verwirft.
4. Was haben die Nationen heute anzuerkennen verfehlt?
4 Warum erkennen denn die Nationen nicht, daß der Höhepunkt des Gerichts näherrückt, und nehmen diese Botschaft nicht an? Weil sie die weltweite Verkündigung der Wiederkunft Christi und seiner zweiten Gegenwart nicht beachtet haben. Schon lange vor dem Ersten Weltkrieg wiesen Jehovas Zeugen auf das Jahr 1914 als die Zeit hin, da dieses große Ereignis eintreten sollte. Und seit dem Jahre 1914 ist in den Spalten des Wachtturms wiederholt auf sichtbare Geschehnisse hingewiesen worden, welche diese Wahrheit bestätigen. Die Nationen fahren aber fort, dieses Zeichen unbeachtet zu lassen, und weigern sich, anzuerkennen, daß gerade jetzt eine Zeit des Gerichts im Gange ist. Sie können nicht sehen, daß Christus im Jahre 1918 im Tempel erschien und daß das Gericht gegen zwei Klassen von Gesetzlosen, die er dort vorfand, bereits begonnen hat. (Matth. 24:48-51; 2. Thess. 2:8) Sie haben seither nicht beachtet, daß unter den Menschen eine Trennung im Gange ist — eine Scheidung, die direkt vor ihren Augen vor sich geht. (Matth. 25:31-33) Willentlich verschließen sie ihre Ohren vor der Warnungsbotschaft, laut der sich ein Höhepunkt des Gerichts eilends nähert, zu welcher Zeit Jesus Christus der Welt so vollständig geoffenbart wird, daß seine Gegenwart nicht bestritten werden kann. Diese seine unbestreitbare, offenkundige Gegenwart bringt Vernichtung mit sich, weil Christus sich in der Vollstreckung des Strafurteils durch den Krieg von Harmagedon offenbart. Deshalb ermahnt uns Petrus: „Daher gürtet euren Sinn zur Tätigkeit, bewahret völliges Gleichgewicht, und setzet eure Hoffnung auf die unverdiente Güte, die euch dargereicht werden soll bei der Offenbarung Jesu Christi.“ (1. Pet. 1:13, NW) Da unser ewiges Geschick auf der Waage liegt, gebietet ein Lauf der Weisheit, daß man all die Erkenntnis erlange, die man über die verheißene Wiederkehr des gerechten Vertreters Jehovas erlangen kann, ehe er im Gerichtsvollzug geoffenbart wird. Dieser rechten Art Erkenntnis gemäß zu handeln, ist der einzig sichere Weg des Schutzes. — Pred. 7:12.
DAS MUSTERVERFAHREN VOR AUGEN GEFÜHRT
5. Welches Musterverfahren hat Jehova im Richten festgelegt?
5 Jehova spricht nie jemanden schuldig, ohne ihm ein gerechtes Verhör gewährt zu haben. Er zeigt dem Menschen deutlich seinen Willen und gibt ihm eine volle Gelegenheit, ein gutes, rechtes Herz zu offenbaren, indem er diesem Willen folgt. Ja, wiederholt läßt er Warnungen an jene ergehen, die geneigt sind, ihn außer acht zu lassen. Aber seine Gerichte kommen sicher und schnell, wenn die Schuld festgestellt ist. Während der ganzen Geschichte seines Handelns mit dem Menschengeschlecht hat sich im Gericht dasselbe Musterverfahren gezeigt. Zwei Beispiele, die als Vorbilder von der zweiten Gegenwart Christi gegeben worden sind, sollten dazu dienen, uns dieses Musterverfahren vor Augen zu führen. — 2. Pet. 2:5, 6.
6. Von welchen drei Gesichtspunkten aus kann jedes Kommen des Vertreters Jehovas als Richter betrachtet werden?
6 Es sollte in diesem Zusammenhang beachtet werden, daß es bei irgendeiner Visitation oder beim Kommen eines gerechten Vertreters Jehovas in einer Zeit des Gerichts drei verschiedene Phasen oder Gesichtspunkte gibt. Die ganze Zeitspanne des Advents wird als die Gegenwart bezeichnet. Dann gibt es eine Zeit, da der Zweck der Gegenwart deutlich kund wird. Es ist eine Zeit, da das Gericht bei allen Christen beginnen soll. Schließlich gibt es einen Höhepunkt des Zweckes der Gegenwart, nämlich die Gerichtsvollstreckung. Dies ist eine Zeit der Offenbarung, weil nun deutlich sichtbar wird, daß der Zweck des Besuchs die Befreiung jener ist, die ein günstiges Urteil empfangen, und die Vernichtung jener, die als der Rettung unwürdig erachtet werden.
7. Wann begann die Zeit der Gegenwart Noahs, und wie kam Jehovas Barmherzigkeit zum Ausdruck?
7 Zuerst betrachte man Noahs Anwesenheit in der Zeit vor der Flut. Die Erde war mit Gewalttat erfüllt worden, so daß sie in Gottes Augen verderbt war, und er beschloß, sie zu vernichten. Die Geschichte der Söhne Noahs, wie sie in 1. Mose, Kapitel 6, beginnend mit Vers 9, aufgezeichnet ist, besagt: „Noah war ein gerechter Mann. Er erwies sich als untadelig unter seinen Zeitgenossen. Noah wandelte mit Gott.“ (NW) Während die Anwesenheit des gerechten Noah an sich schon die Generation, in der er lebte, verurteilte, erließ Jehova doch in seiner Barmherzigkeit eine Warnung vor seinem Vorhaben, diese Welt zu vernichten, und zeigte durch den von ihm gesandten Vertreter einen Weg des Entrinnens. „Danach sprach Gott zu Noah: ‚Das Ende alles Fleisches ist vor mich gekommen; denn die Erde ist voll Gewalttat ihretwegen, und nun bringe ich sie samt der Erde ins Verderben. Mache dir eine Arche.‘“ (1. Mose 6:13, 14, NW) Diese Vorankündigung an Noah dürfte den Beginn der „Tage Noahs“ oder der Zeit der Gegenwart Noahs kennzeichnen, in welcher Noah als „Prediger der Gerechtigkeit“ diente. (2. Pet. 2:5) Die Menschen von jener Zeit wußten bestimmt, daß Noah da war und predigte, zollten ihm aber keine Aufmerksamkeit.
8. Wie erhielt Noah Beweise von Jehovas Gunst, und wie wurde die Gegenwart des gerechten Noah geoffenbart?
8 Dann kam der Tag, da Jehova Gott den Noah, seine Angehörigen und alle Tiere in die Arche hineinnahm. Dadurch wurde bestimmt Gottes Gunst kund, doch wurde dies immer noch von jenen Spöttern nicht anerkannt, die die Warnung beharrlich außer acht gelassen hatten. Während der Zeit dieses Kundwerdens und der Zeit, da Noah in die Arche hineinging, war der Weg noch offen — doch nicht mehr lange. „Danach schloß Jehova die Tür hinter ihm zu.“ (1. Mose 7:16, NW) Das Gericht aller zu jener Zeit auf Erden Lebenden war nun besiegelt. Jehova hatte Noah Beweise seiner Gunst gegeben und ging nun daran, Beweise seines Zorns allen jenen zu geben, die die Gegenwart des gerechten Noah nicht anerkannt hatten. Die Flut war ein unmißverständlicher Höhepunkt für die Wahrhaftigkeit der Predigt Noahs und eine Offenbarung für die böse Welt, in der er lebte. So wird es sein bei der zweiten Gegenwart Christi.
9. Wie war Lot gegenüber den Sodomitern eingestellt, und welcher Handlungsweise folgte er?
9 Auch Lot tritt hervor im Gericht wider ein Volk. Petrus hat folgendes über Lot zu sagen, der sich vorübergehend in Sodom aufhielt: „[Gott] befreite den gerechten Lot, der schwer bedrängt war, weil sich Menschen, die dem Gesetz trotzten, einem losen Wandel hingaben, denn während jener Gerechte unter ihnen wohnte, quälte er durch das, was er sah und hörte, Tag für Tag seine gerechte Seele wegen ihrer gesetzlosen Taten.“ (2. Pet. 2:7, 8, NW) Wegen der Bosheit der Männer von Sodom und Gomorra sandte Jehova seine Engel, um ein verurteilendes Gericht über sie zu bringen. Lot machte den Versuch, die Sodomiter zu überreden, sich an Gottes Gerechtigkeit zu halten, aber sie wiesen ihn mit den Worten ab: „Dieser eine Mann ist hierhergekommen, um eine Weile hier zu wohnen, und will nun den Richter spielen.“ Lot suchte dann seine voraussichtlichen Schwiegersöhne zu überreden, um ihres Schutzes willen mit ihm zu fliehen. „Er sprach weiter: ‚Auf! gehet aus diesem Orte hinaus, denn Jehova wird die Stadt vernichten!‘ Aber er erschien in den Augen seiner Schwiegersöhne wie ein Mann, der Scherz treibt.“ — 1. Mose 19:9, 14, NW.
10. Was erklärt Jesus hinsichtlich seiner eigenen Offenbarung durch das Beispiel von der Vernichtung Sodoms?
10 Zweifellos dachten sie immer noch, er scherze, als Jehovas Engel Lot und seine Frau und seine zwei Töchter bei der Hand faßten und sie aus der Stadt hinausführten. Sie anerkannten es nicht als ein Kundwerden der Gunst Jehovas, bis Feuer auf Sodom und Gomorra herabfiel. Diese Offenbarung der Gegenwart der Engel Jehovas beim gerechten Lot war für ihre Rettung zu spät. Jesus bringt seine eigene Offenbarung deutlich mit der Vollstreckung des Gerichts in Verbindung, wenn er seinen Bericht über Lots Befreiung in den Worten gipfeln läßt: „An dem Tage aber, da Lot aus Sodom herauskam, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vernichtete sie alle. Ebenso wird es sein an dem Tage, da der Sohn des Menschen geoffenbart werden soll.“ — Luk. 17:29, 30, NW.
GEGENWART, KUNDWERDEN, OFFENBARUNG
11. Welchen Sinn hat das Wort parousía, und was zeigt es mit Bezug auf das zweite Kommen Christi an?
11 Die Christlichen Griechischen Schriften machen einen deutlichen Unterschied zwischen den drei Phasen oder Gesichtspunkten des zweiten Kommens Christi, indem sie für jeden Fall ein anderes griechisches Wort verwenden. Das Wort parousía wird in der Neuen-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften folgerichtig mit „Gegenwart“ übersetzt, denn das ist der tatsächliche Sinn des ursprünglichen Wortes. Wenn auf das zweite Kommen Christi angewandt, wird es dazu gebraucht, entweder die Jahre des Beginns seines Besuchs anzuzeigen oder auf die ganze Zeit hinzuweisen, da er bei den Menschen anwesend ist. Diese Zeit begann im Jahre 1914, was bedeutet, daß Christus jetzt, wenn auch unsichtbar, gegenwärtig ist.
12. Was bedeutet das Wort epipháneia, und worauf weist es in bezug auf treue Christen hin?
12 Ein zweites Wort, epipháneia, mit „Kundwerden“ übersetzt, bedeutet Erscheinen, Kundwerden oder ans Licht oder vor Augen kommend. Der Gebrauch dieses Wortes weist auf Christi Erscheinen im Tempel als Richter im Jahre 1918 hin und kennzeichnet den Beginn des günstigen Gerichts, erstens in der Auferstehung jener Gesalbten, die damals im Tode schliefen (2. Tim. 4:8), und zweitens, indem diejenigen der Gesalbten mit Königreichsinteressen betraut wurden, die sich als Treue auf Erden erwiesen.
13. Was bedeutet apokálypsis, und worauf bezieht es sich bei der Wiederkunft Christi?
13 Das dritte Wort, apokálypsis, das mit „Offenbarung“ übersetzt wird, bedeutet eine Enthüllung, die Wegnahme einer Decke oder eine Aufdeckung. Wenn dieses Wort gebraucht ist, zeigt es eine klare, ungehinderte Sicht an, und in Verbindung mit der zweiten Gegenwart Christi bezieht es sich auf die Zeit, da sein Kundwerden in die unmißverständliche Offenbarung von Harmagedon übergeht, und selbst jene, die es nicht wollen, werden gezwungen, seine Gegenwart anzuerkennen.
14. Warum ist jeder Besuch von einem hervorragenden Zeichen begleitet, und was brachte die jüdischen Führer bei der ersten Gegenwart Christi zu Fall?
14 Es ist wichtig, im Hinblick auf das festgesetzte Musterverfahren auch zu beachten, daß jede Gegenwart von einem hervorragenden Zeichen begleitet ist. Dieses dient dazu, den Vertreter Jehovas kenntlich zu machen und ihn als den zu bestätigen, der Vollmacht besitzt. Ferner dient es dazu, den Zweck des Besuches klarzumachen und auch die Verantwortlichkeit der Menschen festzustellen. Dies zeigt sich, wenn wir die erste Gegenwart Jesu Christi betrachten. Viele Dinge waren von den jüdischen Propheten vorausgesagt worden, die sich im Messias erfüllen sollten. Ehe er sich aber einstellte, war es unmöglich, genau zu bestimmen, wie der Zweck seines Besuches erfüllt würde, oder was überhaupt der volle Zweck seiner Gegenwart sei. Aus diesem Grunde strauchelten die sich weise dünkenden Religionsführer unter den Juden über die erste Gegenwart Christi, indem sie sich bemühten, die Prophezeiungen mit eigenen Deutungen zu lesen, die mit Gottes Willen, das Senden seines Messias betreffend, nicht übereinstimmten. Ihr Sinn war nicht gegürtet worden durch die Musterbilder, die aufgezeichnet worden waren, und sie waren nicht vorbereitet auf die Art der Tätigkeit, die die Gegenwart des Messias in ihrer Mitte erforderte. Da sie nur nach ihrer eigenen Erhöhung durch eine Wiederkehr der davidischen Königreichsherrschaft trachteten, konnten sie nicht sehen, daß eine „erste“ Gegenwart des verheißenen Königs nötig wurde. Auch konnten sie zur Zeit seines Erscheinens nicht erkennen, daß diese Gegenwart für sie eine Befreiung bewirken werde, die weit über ihren eigenen privaten Erwartungen stand.
FESTSETZUNG DER VERANTWORTLICHKEIT
15. Welches war der erste Grund für Jesu erste Gegenwart?
15 Jesu erster Advent sollte einen doppelten Zweck erfüllen. Sein Kommen zur Beschaffung eines Lösegeldes für die Menschheit steht hinsichtlich der Wichtigkeit an zweiter Stelle. (Matth. 20:28) Der Hauptgrund bestand darin, daß er seine Lauterkeit dem gegenüber beweise, der ihn gesandt hatte, und daß er die universelle Oberhoheit Jehovas stütze. Indem er dies tat, sollte er durch viel Leiden sein Recht auf das Erbe des Königreiches festmachen. (Heb. 2:18; 5:8) Dieser gerechte Lauf an sich war für Israel ein Zeichen. Er zeigte, daß sein Dienstamt ein solches der Rechtfertigung und Rettung war.
16. Wie wurde dadurch, daß Jesus den Blinden heilte, Israel verurteilt?
16 Dieses Amt des Predigens und Heilens war es, das jene vom Volke Israel verurteilte, auch wenn Jesus nicht als Richter der Welt gekommen war. Er sagte: „Ich wurde zu niemandem gesandt außer zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ (Matth. 15:24, NW) Der Apostel Johannes bezeugt, daß sie seine Werke nicht annehmen würden: „Er kam in sein eigenes Haus, aber seine eigenen Leute nahmen ihn nicht auf.“ (Joh. 1:11, NW) Ein Beispiel hiervon ist aus dem Bericht über Jesu Heilung des Blindgeborenen ersichtlich. Die Juden waren unter sich übereingekommen, jemanden, der Jesus als den Christus oder Messias annahm, aus der Versammlung auszustoßen. Der Geheilte bezeugte das Wunder unerschrocken und gab seiner Überzeugung Ausdruck, daß Jesus ein Prophet sein müsse. Die Pharisäer schmähten ihn und sagten: „Du bist ein Jünger dieses Menschen, wir aber sind Moses Jünger. Wir wissen, daß Gott zu Mose geredet hat, aber von diesem Menschen wissen wir nicht, woher er ist.“ „Als Antwort sagte der Mensch zu ihnen: ‚Dies ist gewiß verwunderlich, daß ihr nicht wißt, woher er ist, und doch öffnete er meine Augen. Wir wissen, daß Gott nicht auf Sünder hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, auf den hört er. Von alters her hat man nie gehört, daß jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan hat. Wenn dieser Mensch nicht von Gott her wäre, so könnte er gar nichts tun.‘ Als Antwort sagten sie zu ihm: ‚Du wurdest ganz in Sünden geboren, und dennoch lehrst du uns?‘ Und sie warfen ihn hinaus.“ Schließlich hörte Jesus, daß der Mann aus der Versammlung ausgestoßen worden sei, und als er ihn fand, fragte er ihn, ob er an den Sohn des Menschen glaube. Der Geheilte bejahte es und huldigte Jesus, und darauf sagte Jesus: „Zu diesem Gericht kam ich in diese Welt: damit die Nichtsehenden sehen, und die Sehenden blind werden.“ „Jene von den Pharisäern, die bei ihm waren, hörten diese Dinge und sie sprachen zu ihm: ‚Wir sind doch nicht auch blind?‘ Jesus sprach zu ihnen: ‚Wenn ihr blind wäret, würdet ihr keine Sünde haben. Nun aber sagt ihr: „Wir sehen.“ Eure Sünde bleibt.‘“ — Joh. 9:28-41, NW.
17. Nach welchem Beweis für die Ankunft des Messias trachteten die jüdischen Religionisten, und was forderten sie von Jesus?
17 Jesus zeigte mit diesen Worten, daß auch eine geistige Heilung im Gange sei, die sie von der Verurteilung, welche zufolge der Sünde auf ihnen lastete, befreien konnte; wenn sie sie aber zurückwiesen, blieben sie weiter unter Gottes Zorn. Die Pharisäer fuhren indes fort, halsstarrig an ihrer eigenen Ansicht von dem, was die Ankunft des Messias anzeigen werde, festzuhalten. „Hier näherten sich ihm die Pharisäer und Sadduzäer und baten ihn, um ihn zu versuchen, er möge ihnen ein Zeichen vom Himmel zeigen. In Erwiderung sagte er zu ihnen: ‚… Eine böse und ehebrecherische Generation sucht fortwährend nach einem Zeichen, aber kein Zeichen wird ihr gegeben werden außer dem Zeichen Jonas.‘“ (Matth. 16:1-4, NW) Sie hatten die Prophezeiung Daniels im Sinn, die das Zeichen des Sohnes des Menschen voraussagte, und bestanden darauf, daß es sich in ihren Tagen erfüllen müsse, wenn sie glauben sollten, daß der Messias gegenwärtig sei. Offenbar waren sie am Kommen Christi als Vertreter Jehovas nicht interessiert. Für sie sollte der verheißene Messias nur kommen, um ihren eigenen selbstischen Interessen zu dienen.
18. Welches Zeichen, daß Jesus angab, sollte seine erste Gegenwart bestätigen?
18 Aber trotz der Tatsache, daß Jesu Predigttätigkeit und Werke der Heilung genügten, um Rechtgesinnte zu überzeugen (Luk. 7:18-23), gab er der Nation ein hervorragendes Zeichen, an welchem sie erkennen konnten, daß er bestimmt der von Gott Gesandte sei. „Kein Zeichen wird ihr gegeben werden, ausgenommen das Zeichen Jonas, des Propheten. Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des mächtigen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.“ — Matth. 12:39, 40, NW.
19. Wie reagierten die jüdischen Führer auf das Zeichen, und wozu diente das Zeichen ferner?
19 Hießen aber die Religionisten dieses Zeichen willkommen, und nahmen sie es als Beweis an? Erkannten sie nun, daß Jesus durch die Auferstehung im Geiste gerechtfertigt und daß somit der Hauptzweck seiner ersten Gegenwart erfüllt worden war? Im Gegenteil. Als die Zeit für das Erscheinen des Zeichens kam, versuchten sie es zu unterdrücken, indem sie Pilatus veranlaßten, ein Siegel auf die Gruft zu legen und eine Soldatenwache davor zu stellen. Ihr schlaues Vorgehen versagte indes jämmerlich, und in dem Bestreben, ihre Heuchelei zu verdecken, machten sie ihre Schuld noch größer, indem sie die Bedeutung des Zeichens zu verdunkeln suchten. Als die Soldaten, die an der Gruft Wache standen, über die Ereignisse der Auferstehung Jesu Bericht erstatteten, gaben sie ihnen „eine genügende Zahl Silberstücke und sprachen: ‚Saget: „Seine Jünger kamen in der Nacht und stahlen ihn, während wir schliefen.“‘“ (Matth. 28:12, 13; 27:62-66, NW) Folglich identifizierte das Zeichen von Jesu erster Gegenwart ihn nicht nur als den bewährten und erprobten Messias, sondern es diente auch dazu, auf Grund der Predigttätigkeit der Jünger die Verantwortlichkeit der Juden wie der Heiden festzusetzen.
20. Wie folgt die neuzeitliche Christenheit dem Beispiel Israels?
20 Die heutige Christenheit folgt demselben Beispiel. Sie behauptet, nach der Wiederkunft Christi Ausschau zu halten, gleichwie die Juden behaupteten, damals nach seinem Kommen auszublicken. Und gleichwie die Pharisäer und Sadduzäer ein Zeichen verlangten und alle Anzeichen außer acht ließen, wonach Christus bereits in ihrer Mitte war, so werden die vielen Sekten der Christenheit für das Zeichen der zweiten Gegenwart Christi blind und wollen auf das Zeichen seiner Offenbarung warten, was nur ihre Vernichtung bedeuten kann.
21, 22. Auf welches Zeichen wies Jesus als Beispiel seiner zweiten Gegenwart hin, und was zeigt sein Erscheinen in bezug auf seine Offenbarung an?
21 In der Tat weisen sie gerade das Zeichen zurück, das die Juden in ihren Tagen suchten, das „Zeichen des Sohnes des Menschen“, das von Daniel vorausgesagt worden war. (Dan. 7:13, 14) Auf dieses Zeichen, über das die Juden strauchelten, wies Jesus selbst als Beweis hin, daß er das zweite Mal unter den Menschen gegenwärtig sei. „Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen erscheinen im Himmel, und dann werden alle Stämme der Erde zu wehklagen beginnen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.“ (Matth. 24:30, NW) Da Daniel das Zeichen mit dem Geben des Königtums verbindet, ist es offensichtlich ein Zeichen, das auf den Beginn der Gegenwart Christi und seinen Königreichsantritt hinweist. Dies konnte nicht vor seiner Wiederkunft geschehen, und so gab Jesus dem Johannes unter anderen, später zu geschehenden Dingen eine Offenbarung dieses Zeichens und zeigte, daß es den Beginn seiner Gegenwart, seines Königreiches und seiner Macht kennzeichne. (Off. 12:1, 2, 5, 10) Alle Anzeichen weisen auf das Jahr 1914 als das Datum hin.
22 Da Christus seine Königreichsmacht mit dem Beginn seiner Gegenwart im Jahre 1914 schon angetreten hat und da seine Gegenwart mit einer Zeit des Gerichts beginnt, folgt, daß seine Offenbarung in symbolischem Feuer zur Vollziehung des Gerichts in der Schlacht von Harmagedon binnen ganz kurzem folgen muß. (Matth. 24:34) Alle Menschen, deren Herzen vor Gott und dem von ihm Gesandten recht stehen, werden begierig alle anderen Interessen als von untergeordneter Wichtigkeit betrachten, und da sie ihren Sinn mit einer genauen Erkenntnis gegürtet haben, werden sie sich von ganzem Herzen in die einzige Tätigkeit vertiefen, die Befreiung bringen kann.
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Auf dem Wege der Gunst bleibenDer Wachtturm 1954 | 15. August
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Auf dem Wege der Gunst bleiben
1. (a) Welchem Zweck dient die Wiederkunft Christi im Gegensatz zum Zweck seiner ersten Gegenwart? (b) Wie tut er seine Gegenwart kund?
KEIN MENSCH kann Gott schauen und leben. Dem ist so, weil Gott Geist ist, den zu sehen weit über des Menschen natürliche Fähigkeit geht. Nachdem Jesus als Mensch gestorben war, wurde er als ein Geist im Ebenbilde Gottes zu Unsterblichkeit erhoben, so daß es für Menschen jetzt ebenfalls unmöglich ist, den verherrlichten Christus Jesus zu sehen. Er hat aber verheißen, zurückzukehren und sich der Menschenwelt zu offenbaren. Dies geschieht, nicht indem er im Fleische erscheint, da er dadurch unfähig würde, den Zweck seines Besuches zu erfüllen; sondern zuerst tut er seine Gegenwart der Menschheit durch die vielen offensichtlichen Umstände kund, die als Kennzeichen seiner Wiederkunft vorausgesagt waren. Doch werden nicht alle Menschen diesen Augenschein als ein Zeichen annehmen, daß Christus seine unsichtbare Stellung über die Erde eingenommen hat oder daß er tatsächlich mit Königreichsmacht ausgesandt ist, um seine Herrschaft anzutreten. Während durch seine erste Gegenwart sein Recht auf das Königreich bewiesen werden mußte, bezweckt seine Wiederkunft, dieses Königreich in voller Macht und Herrlichkeit aufzurichten und alle Menschen und Nationen, ja Satan selbst, dieser gerechten Herrschaft zu unterwerfen. Alle, die sich weigern, diesen königlichen Vertreter der Oberhoheit Jehovas anzunehmen, indem sie seine Herrschaft auf Grund des von Gott vorausgesagten und kundgetanen Zeichens anerkennen, müssen deshalb gezwungen werden, seine Gegenwart auf Grund der Offenbarung der feurigen Vollstreckung des Gerichts wider sie anzuerkennen.
2. Warum war der Beginn der Gegenwart Jesu im Jahre 1914 nicht durch eine „Offenbarung“ gekennzeichnet?
2 Jehova hat keine Freude an der Hinrichtung der Bösen. (Hes. 18:23) Das ist der Grund, warum Christus, als er im Jahre 1914 wiederkehrte, sich nicht „in flammendem Feuer“ offenbarte, um gebührende Strafe über jene zu bringen, die Gott nicht kennen. Nachdem der Krieg im Himmel seinen Zweck erfüllt hatte und Satan mit all seinen Dämonen ausgetrieben und auf die Erde hinabgeworfen war, hielt Christus Jesus in dieser ersten Ausübung der Königreichsmacht inne. (Off. 12:7-9) Indem er das Zeichen seiner Wiederkunft und des Endes des Systems der Dinge Satans gab, erklärte Jesus: „Wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet; aber wegen der Auserwählten werden jene Tage verkürzt werden.“ (Matth. 24:22, NW) So machte er vorübergehend dem heißen Krieg gegen Satan ein Ende, damit er einen anderen Vorsatz Gottes erfüllen könne. (Off. 7:1-3) Es ist eine Zeit des Gerichts, eine Zeit, da jenen Gunst erwiesen wird, die Gott anerkennt.
EINE ZEIT DER ENTSCHEIDUNG
3. (a) Welches Bild hat Jesus gegeben, um anzuzeigen, daß sein Kundwerden seiner Offenbarung vorausgehen muß? (b) Was wird damit angezeigt, daß einige „mitgenommen“ werden?
3 Nachdem Jesus Noah und Lot als Beispiele angeführt hatte, um die Art seiner Gegenwart und Offenbarung kundzutun, führte er augenfällige Tatsachen an, um zu zeigen, daß sein Kundwerden der Vollziehung des Strafurteils vorausgehen müsse. Er sprach: „Dann werden zwei Männer auf dem Felde sein: einer wird mitgenommen und der andere verlassen werden; zwei Frauen werden an der Handmühle mahlen: die eine wird mitgenommen und die andere verlassen werden. Bleibet also wachsam, denn ihr wißt nicht, an welchem Tage euer Meister kommt.“ (Matth. 24:40-42; Luk. 17:34, 35, NW) Das hier im Griechischen für den Ausdruck „mitgenommen“ gebrauchte Wort wird auch verwendet, wenn von Joseph gesagt wird, er habe seine Frau heimgenommen, ebenso, wenn von Jesus gesagt wird, er habe Petrus, Jakobus und Johannes auf den Berg der Umgestaltung mitgenommen. Jesus gebrauchte das Wort, als er sprach: „Ich komme wieder und werde euch heimnehmen zu mir, damit da, wo ich bin, auch ihr seid.“ (Joh. 14:3; Matth. 1:20, 24; 17:1, NW) Jene, die „mitgenommen“ werden, empfangen somit eine günstige Stellung vor dem Herrn und werden auf den Weg der Rettung gebracht. Dies entspricht der Tatsache, daß Noah am Tage der Flut in die Arche genommen wurde und daß Lot bei der Hand gefaßt und aus der Stadt hinausgeführt wurde, und dies geht daher dem Gerichtsvollzuge voraus.
4. (a) Wann und wie wurde die erste Gegenwart Christi kund? (b) In welche Stellung der Gunst wurden die Anerkannten aufgenommen?
4 Dieser Zustand wird ferner veranschaulicht durch das günstig lautende Urteil, das Jesus während der Tage seiner ersten Gegenwart fällte. Während seiner dreieinhalb Jahre des Predigens heilte Jesus die Kranken nicht nur körperlich, sondern öffnete auch den Weg zu geistiger Genesung. Als somit Jesus unerwartet am 10. Nisan des Jahres 33 in Jerusalem einritt, um sich als König darzustellen, da fand eine Scheidung unter dem Volke statt. Die Volksmengen, die sich für ihn bereitgemacht hatten, indem sie auf ihn hörten, hießen ihn als König willkommen. Anderseits bekundeten die Oberpriester, die seine Werke abgelehnt hatten, jetzt ihre Einstellung, indem sie sich weigerten, ihn anzuerkennen und ihn mit dem heiligen Öl zu salben, nach der Art, wie Könige in Israel angenommen wurden. Zu Pfingsten, kurz nach Jesu Tod und Auferstehung, wurde diese Scheidung noch deutlicher, als Christus seine Gunst denen bekundete, die ihm folgten, indem er Gottes wirksame Kraft auf sie ausgoß. Zu dieser Zeit wurden sie mit der Verwaltung des Dienstes Gottes betraut und mit seinem Geiste gesalbt, um die gute Botschaft von der Auferstehung Jesu zu predigen, die das Zeichen der ersten Gegenwart des verheißenen Messias war. Sie als „Verwalter heiliger Geheimnisse Gottes“ bezeichnend, bespricht Paulus diese Scheidung mit den Worten: „Richtet nichts vor der fälligen Zeit, bis der Herr kommt, der sowohl die verborgenen Dinge der Finsternis ans Licht bringen als auch die Ratschläge der Herzen kundmachen wird, und dann wird einem jeden sein Lob zukommen von Gott.“ (1. Kor. 4:1-5, NW) Während Paulus dem Kommen Christi als Richter zum geistigen Tempel entgegenblickte, das im Jahre 1918 erfolgte, wird er als Beispiel hierfür an jenes plötzliche Erscheinen Christi in Jehovas buchstäblichem Tempel in Jerusalem vom 10. Nisan des Jahres 33 n. Chr. gedacht haben.
5. In welcher Weise wurden die Religionsführer „verlassen“?
5 In jenem Gericht über Israel machte Jesus den Herzenszustand jener Religionsführer kund, welche Dienststellungen im Tempel bekleideten, und verwarf sie völlig, indem er sie ihrer eigenen Herzenshärte überließ. Dies geht aus den Worten Jesu an die fleischliche Nation Israel hervor, als er Jehovas offiziellen Scheidungserlaß wider sie aussprach. „Siehe! euer Haus wird euch überlassen.“ Es scheint, daß Jesus hier den Tempel zu Jerusalem meinte, denn später sagte er seinen Jüngern über den Tempel: „Keinesfalls wird hier Stein auf Stein gelassen werden, der nicht niedergerissen wird.“ (Matth. 23:38; 24:2, NW) Jehova entzog seine Gegenwart von da an dem Hause der Anbetung Israels, geradeso wie er das Haus der Anbetung der Christenheit verlassen hat.
6. Wie kann mit Sicherheit gesagt werden, daß jene, die mitgenommen werden, nicht buchstäblich von der Erde entrückt werden?
6 Einige religiöse Bibelausleger haben aus Jesu Worten über die Mitgenommenen und die Verlassenen geschlossen, daß zur Zeit, da er wiederkehre, er plötzlich durch eine „Entrückung“ eine Anzahl von der Erde wegnehme, die er gebilligt habe, während andere zurückgelassen und durch Feuer vernichtet werden. Dies ist eine private Auslegung und eine Verdrehung der Schrift. So wie sich Jesu Worte an seine Jünger im Kleinen erfüllten, wurden die Jünger von den übrigen in Israel nur durch ihre Gunststellung und Beziehung zu Jehova getrennt. Andrerseits wurde den Religionsführern und jenen, die diesen folgen wollten, die Gunst Gottes entzogen, doch konnten sie noch fast vierzig Jahre lang dableiben, um mit anzuhören, wie die Auferstehung Christi in der ganzen Nation gepredigt wurde. So ging Israels Zeit der Entscheidung bis zum Jahre 70 weiter, während jene, die „mitgenommen“ worden waren, weiterhin bei denen anwesend blieben, die „verlassen“ worden waren. Dieses Schattenbild im Kleinen findet eine Parallele zur Zeit des zweiten Kundwerdens und der Offenbarung Christi.
7. Auf welche Weise erwies der Herr den Treuen seine Gunst beim Kundwerden der zweiten Gegenwart Christi, und was widerfuhr den als untreu Erfundenen?
7 Im Jahre 1918 erschien der Herr plötzlich im geistigen Tempel zum Gericht. Um jene Zeit erwies er den treuen Überwindern, die im Todesschlafe lagen, seine Gunst, indem er sie zur Unsterblichkeit auferweckte. Die auf Erden als treu Vorgefundenen wurden vom Herrn in den Tempeldienst mitgenommen und mit den Interessen des Königreiches Gottes betraut. (Luk. 12:42-44; 1. Thess. 4:16, 17) Seither sind sie, besonders vom Jahre 1919 an, freudig vorangegangen und haben die Gegenwart des Königs ausgerufen und überall auf der ganzen bewohnten Erde die gute Botschaft seines aufgerichteten Königreiches verkündigt, indem sie auf das Zeichen der zweiten Gegenwart Christi hinwiesen, das Zeichen des Menschensohnes. Gleichzeitig wurden jene, die sich als träge Sklaven erwiesen und nicht auf das Vorrücken des Zeichens der Gegenwart Christi achteten, ihren eigenen bösen Vorstellungen überlassen. Zusammen mit der Klasse gesetzloser religiöser Führer, den als „Heuchler“ Bezeichneten, die ihrem stillschweigend anerkannten Bunde, Tempeldienst zu tun, nie treu gewesen waren, wurden sie hinausgetan. Dort wartet ihrer das vollendete Ende, wenn Christus geoffenbart werden wird. — Matth. 24:48-51; Luk. 12:45, 46.
DAS GLEICHGEWICHT BEWAHREN
8. Durch welche Tätigkeit hat Christus sich weiterhin kundgemacht?
8 Christus bekundete nicht nur im Jahre 1919 denen seine Gunst, die ihn ernstlich suchten, sondern hat sich seither auch jenen kundgetan, die seine Gegenwart durch deren Predigttätigkeit erkennen. Diese zunehmende Tätigkeit der ‚Mitgenommenen‘ ist trotz strenger Verfolgung von seiten derer, die der Vernichtung überlassen worden sind, vor sich gegangen. Die Treuen fassen indes Mut, in der Erkenntnis, daß gerade ihr Predigtwerk ein Teil des Zeichens und ihre Unerschrockenheit ein Beweis der drohenden Vernichtung der Gegner ist. (Phil. 1:27, 28) Hingegen erkennen sie, daß es von jetzt an bis zur Zeit der Offenbarung Jesu Christi noch viele Fallgruben gibt. Sie wissen, daß während der Vollendung dieses Systems der Dinge Jehovas treue Zeugen jeden Tag aufgefordert werden, Entscheidungen zu treffen, die auf ihre Stellung beim Herrn einen Einfluß haben könnten. Sie erinnern sich, daß der größte Teil der Christlichen Griechischen Schriften, welche die Christen zur Treue ermahnen, zu einer Zeit geschrieben wurde, da sie ihrer während der Vollendung des jüdischen Systems der Dinge und vor dem Höhepunkt des Gerichts besonders bedurften. Ebenso heute: Jene, die mitgenommen werden und ihren Sinn zur Tätigkeit gegürtet haben, fahren fort, die Warnung des Petrus zu beherzigen und ‚völliges Gleichgewicht zu bewahren‘.
9. Welcher schriftgemäße Rat ergeht an jene, die sich auf dem Wege der Gunst befinden?
9 Die Redensart „Einmal gerettet, für immer gerettet“ steht mit der biblischen Lehre nicht im Einklang. Jesus hat die Warnung erteilt: „Kein Mensch, der seine Hand an einen Pflug gelegt hat und nach dem blickt, was dahinten liegt, ist tauglich für das Königreich Gottes.“ (Luk. 9:62, NW) Dann hat er ferner den Rat gegeben: „An jenem Tage gehe die Person, die auf dem Hausdache ist, aber ihre bewegliche Habe im Hause hat, nicht hinab, um sie aufzuheben, und die Person, die draußen auf dem Felde ist, kehre ebenfalls nicht um nach dem, was hinter ihr ist. Denket an Lots Weib!“ (Luk. 17:31, 32, NW) Aus diesem Grunde müssen jene, die mitgenommen worden sind, ‚weiterhin gerade Bahn machen für ihre Füße‘ und sich allein von Gottes Wort leiten lassen. (Heb. 12:13; Spr. 3:5, 6) Der Beginn der Kompromisse ist der Beginn des Abfalls. Somit müssen und werden sie es ablehnen, sich beiseiteziehen zu lassen durch irgendwelche plausibel tönende menschliche Vernunftschlüsse. (Kol. 2:8) Jesus sagte: „Sehet euch vor, daß euch niemand irreführe; denn viele werden kommen auf Grund meines Namens und sagen: ‚Ich bin der Christus‘ und werden viele irreführen.“ (Matth. 24:4, 5, NW) Jene, die heute in der Stellung der Gunst sind, fahren sorgsam und gebetsvoll fort, Gottes Wort zu studieren, so wie es durch den „treuen und verständigen Sklaven“ geoffenbart worden ist, indem sie erkennen, daß sie als einzelne nur ein Teil der Organisation sind, mit der Jehova handelt und die er gemäß seinem eigenen Willen triumphierend dem Sieg entgegenführt.
10. Welche Warnung werden jene annehmen, die das richtige Gleichgewicht haben?
10 Das Gleichgewicht zu bewahren, bedeutet, eine klare Sicht von der Theokratie und der Beziehung zu ihr zu bewahren. Eine unausgeglichene Person ist sprunghaft, unbeständig, unzuverlässig. Wer der heimtückischen Ungerechtigkeit der Welt zum Opfer fällt, mag beginnen, seine Entscheidungen gemäß den „anerkannten“ Maßstäben der Alten-Welt-Gesellschaft zu treffen und seine Handlungsweise diesen entsprechend auszurichten. Ein solcher Lauf ist gefährlich und führt zu vielen schmerzlichen Erfahrungen. (1. Tim. 6:10) Man sollte sich immer daran erinnern, daß manch erfahrener Reisender seinen Weg vollständig verloren hat, wenn er einem besonders ungebahnten, beschwerlichen Nebenwege folgte. Und jene, die Jehova und seine Neue-Welt-Gesellschaft aufrichtig und von ganzem Herzen lieben, wünschen nicht im Ernst mit jenen teilzuhaben, die dem Zorn Jesu Christi bei seiner Offenbarung überlassen werden.
11. (a) Wieso wird jemandes Gleichgewicht gestört, wenn er Untergeordnetes zur Hauptsache macht? (b) Wie zeigt sich dies im Fall der Rassenfrage?
11 Ferner werden Personen, die das richtige Gleichgewicht bewahren, sich nicht durch eine untergeordnete Sache auf die Seite ziehen und diese die Triebkraft in ihrem Leben werden lassen. Zum Beispiel wollten zur Zeit der Urchristen manche die Frage der Beschneidung zu einem Hauptpunkte machen und ließen es so geschehen, daß das Predigtwerk unterbrochen wurde. Die Frage wurde nicht erledigt, noch ließ die Schwierigkeit nach, bis die leitende Körperschaft die notwendigen Maßnahmen traf. (Apg. 15:1-29) Heute wird in vielen Ländern der Welt die Rassenfrage zu einem Hauptproblem im Königreichswerk. Die Glieder des „treuen und verständigen Sklaven“ erkennen jedoch, daß die endgültige Regelung solcher Probleme nicht ihr Auftrag ist. Ihr Auftrag, wie er deutlich dargelegt worden ist, besteht darin, zu predigen und die Aufmerksamkeit auf das bestehende Zeichen von der nahenden Offenbarung Christi und dem Vollzug seines Gerichts zu lenken. Sie lehnen es ab, ein Teil der zankenden Parteien und religiösen Abspaltungen zu werden, deren in Harmagedon die Auslöschung wartet. Sie wissen, daß innerhalb der Dienstorganisation Jehovas weder Spaltung noch Klassenauszeichnung besteht, auch wenn es nötig oder dienlich sein mag, an gewissen Orten dem Gesetz des Cäsars zu folgen, indem man die Zusammenkünfte getrennt hält. Wir wissen indes, daß unser Zusammenkommen in erster Linie dem Zwecke des Studiums dient, wobei es unser Hauptziel bleibt, das Zeugnis im Felde zu geben. Jene also, die die Dinge mit reinem Auge betrachten, werden das vollständige Gleichgewicht bewahren, indem sie einen Lauf einschlagen oder den Rechtsmethoden folgen, die am praktischsten sind, um den Vorurteilen der Bewohner ihres Gebietes entgegenzutreten. Warum nicht unseren Mitmenschen den einzigen Weg zu wirklicher Freiheit zeigen, deren wir uns bereits erfreuen? Warum eine Sachlage, die schon gespannt ist, zur Streitfrage machen und die Zeugnisprobleme noch vergrößern? Liebe zu unserem Nächsten ist eines der gerechten Erfordernisse Jehovas. Jene, die vollständiges Gleichgewicht bewahren, werden sich vergewissern, daß ihre Liebe weder dem eigenen Ich gegenüber zum Ausdruck kommt noch im Erhöhen irgendeiner besonderen Gruppe in den Augen der Menschen, sondern indem die „anderen Schafe“ richtigerweise zur Liebe Gottes hingeleitet werden, wo sie wahre Hilfe und wahren Beistand finden.
12. In welchem richtigen Lichte sollte die Offenbarung Jesu Christi betrachtet werden?
12 Nur die Unbarmherzigen erwarten Harmagedon ausschließlich als die Zeit der Rache Gottes und der Vollziehung seines Gerichts an den Bösen. Paulus sagt: „Daher bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, wer du auch seist, wenn du richtest; denn worin du einen anderen richtest, verurteilst du dich selbst, insofern als du, der du richtest, dasselbe verübst. Nun wissen wir, daß das Gericht Gottes der Wahrheit gemäß gegen jene ergeht, die solches verüben. Meinst du aber dies, o Mensch, daß du, der du jene richtest, die solches verüben, und doch verübst du dasselbe, dem Gericht Gottes entrinnen werdest? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte und Nachsicht und Langmut, weil du nicht weißt, daß Gottes freundliche Art dich zur Reue zu führen sucht? Aber nach deiner Härte und deinem unbußfertigen Herzen häufst du dir selbst Zorn auf am Tage des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes.“ (Röm. 2:1-5, NW) Jene heute, die zum Kritisieren und Fehlersuchen geneigt sind, gefährden ihre Stellung beim Herrn und mögen seine Barmherzigkeit und Langmut bis zum äußersten auf die Probe stellen. Deshalb hat Petrus uns ermahnt: „Setzet eure Hoffnung auf die unverdiente Güte, die euch dargereicht werden soll bei der Offenbarung Jesu Christi.“ (1. Pet. 1:13, NW) Da Jehova diesen Tag des wider Satan geäußerten Zorns in Barmherzigkeit abgekürzt hat, indem er eine Zeit einräumt, da die Menschen in die Sicherheit fliehen können, beeilen sich jene, die Liebe zu Gott und ihren Nächsten haben, vollen Nutzen daraus zu ziehen und ihren eigenen Sinn zu festigen in der genauen Erkenntnis des Wortes Gottes und emsig die gute Botschaft allen anderen, die hören wollen, zu verkündigen.
DEN TAG ERWARTEN
13. Wie betont Petrus die Wichtigkeit, emsig beschäftigt zu bleiben?
13 Petrus erklärt dies in seinem zweiten Briefe weiter und hebt wiederum die Wichtigkeit hervor, emsig beschäftigt zu bleiben. Indem er uns daran erinnert, daß viele Spötter kommen werden, die behaupten, Gott habe vergessen, in welchem Zustand sich der Mensch befindet, sagt er: „Jehova ist nicht langsam hinsichtlich seiner Verheißung, wie es etliche für Langsamkeit halten, sondern er ist geduldig mit euch, weil er nicht wünscht, daß irgend jemand vernichtet werde, sondern wünscht, daß alle zur Reue gelangen. Jehovas Tag jedoch wird kommen wie ein Dieb, an welchem die Himmel vergehen werden mit zischendem Geräusch, die Elemente aber werden in Gluthitze aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr enthüllt werden. Da alle diese Dinge so aufgelöst werden, was für Menschen solltet ihr da sein in heiligen Taten des Benehmens und in Handlungen der Gottergebenheit, indem ihr erwartet und fest im Sinn behaltet die Gegenwart des Tages Jehovas!“ — 2. Pet. 3:9-12, NW.
14. Auf welche verschiedene Weise wird der Beginn der zweiten Gegenwart und des Kundwerdens Christi bezeichnet?
14 Wenn Petrus sagt, der Tag komme wie ein Dieb, so gibt dies zu einer anderen Frage Anlaß. Einige, die in der Schrift nicht bewandert sind, weisen auf dies als auf ein Beispiel der Ungereimtheit der Bibel hin. „Wie“, so sagen sie, „könnt ihr die Erklärungen, er komme in Macht und großer Herrlichkeit und zudem wie ein Dieb in der Nacht, miteinander vereinbaren?“ Wie in unserer Betrachtung schon erklärt, ist die Antwort natürlich einfach. Diese Spötter haben verfehlt, zu erkennen, daß die Gegenwart Christi von verschiedenen Seiten aus betrachtet werden soll, um so zu sehen, was durch jede Phase seines Kommens bewirkt wird. Während der Beginn seiner Gegenwart, als er in Macht und Herrlichkeit kam, weltweit ausgerufen wurde, war die nächste Phase seiner Gegenwart, nämlich sein Erscheinen oder Kundwerden im Tempel zum Gericht, so unerwartet wie ein Dieb in der Nacht. Selbst jene, die ihn suchten, wurden dieser Tätigkeit erst gewahr, nachdem sie begonnen hatte. — Mal. 3:1, 2; Matth. 25:1-13.
15. (a) Inwiefern ist die Offenbarung Jesu Christi wie ein Dieb? (b) Wieso ist sie in dieser Hinsicht von seinem Kundwerden verschieden?
15 Der oben von Petrus erwähnte Tag Jehovas ist der Tag zur Kundgabe des Zornes Gottes bei der Offenbarung Jesu Christi. Hier wird wiederum von der Zeit gesprochen, die wie ein Dieb komme. Wie werden denn auch die Bösen erkennen, daß er gegenwärtig ist? Der Beginn dieses „Tages“ ist das, was unerwartet kommt und sie ereilt, während sie unvorbereitet in ihrem Laufe beharren; doch während er andauert, wird immer mehr allen offenbar werden, daß das Ende dieses Systems der Dinge herbeigekommen ist. (Hes. 7:6-9; Luk. 21:34-36) Anders aber als in der Zeit des Kundwerdens Christi im Jahre 1918 werden jene, die ihn jetzt suchen, nicht im Schlummer überrascht. Dies geht mit Bestimmtheit aus den Worten des Paulus hervor: „Ihr selbst wißt sehr wohl, daß Jehovas Tag genauso kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wann immer sie sagen: ‚Friede und Sicherheit!‘, dann wird plötzliche Vernichtung augenblicklich über ihnen sein gleichwie die Wehen der Bedrängnis über einer Schwangeren, und sie werden keineswegs entfliehen. Ihr aber, Brüder, ihr seid nicht in Finsternis, so daß dieser Tag euch überfalle wie Diebe, denn ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Tages.“ (1. Thess. 5:2-5, NW) Da sie im Lichte sind, können sie nun genau unterscheiden zwischen dem Beginn der Gegenwart, dem Kundwerden und der Offenbarung Christi. Dadurch ‚handhaben sie das Wort der Wahrheit recht‘.
16. Wie wird der Beginn der Offenbarung Jesu Christi erkannt?
16 Wie sollen wir wissen, wann die Zeit der Offenbarung Jesu Christi gekommen ist und begonnen hat? Beachten wir das Zeichen, das Paulus den Thessalonichern in seinem Briefe gegeben hat, aus dem im vorangegangenen Abschnitt zitiert worden ist. Wenn sie sagen: „Friede und Sicherheit!“, ist die Zeit gekommen. Und wie wird dies sein? Die Verfolgung derer, die mitgenommen werden in die Gunst Gottes, wird bestimmt weitergehen und von seiten jener noch zunehmen, die sich selbst — ohne Gottes Gegenwart — überlassen werden. (Off. 12:17; 13:7) Diese Verlassenen werden auf Satans Anstiften hin alle ihre Kräfte mustern zum Endkrieg, in dem alles aufgeboten wird gegen Jehovas inthronisierten König, und sie werden danach trachten, die neue Nation des geistigen Israels, die Christus als einen Teil der neuen Welt aufbaut, wegzufegen. Möglicherweise werden sie es so erscheinen lassen, als ob sie ihr Ziel erreicht hätten, so daß sie rufen „Friede und Sicherheit!“ Dann wird es geschehen, daß sich Christus den Nationen in all der Majestät und Macht seiner großen unsichtbaren Gegenwart offenbart. — Hes. 38:18, 19, 21-23.
17, 18. Wo beginnt der Gerichtsvollzug, und wer allein wird Befreiung finden?
17 „Dies ziehet in Betracht, daß es von seiten Gottes gerecht ist, denen Drangsal zu vergelten, die euch Drangsal bereiten, euch aber, die ihr Drangsal erleidet, Erquickung zusammen mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit seinen mächtigen Engeln in flammendem Feuer, wenn er gebührende Strafe bringt über jene, die Gott nicht kennen, und jene, die der guten Botschaft über unseren Herrn Jesus nicht gehorchen. Eben diese werden die Strafe ewiger Vernichtung zahlen, hinweg vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke.“ (2. Thess. 1:6-9, NW) Die Axt fällt zuerst an die Wurzeln der abtrünnigen Christenheit (Jer. 25:34, 35; Luk. 3:9), und wenn die gedungenen Hirten fliehen, um Deckung zu suchen, werden nur noch jene Christen da sein, deren Glaube im Feuer erprobt worden ist, und sie werden weiterhin das über das Heidentum und Satans ganze übrige Organisation kommende Gericht ankündigen.
18 Mut denn, ihr treuen Sklaven Jehovas! „Laßt uns nicht weiterschlafen wie die übrigen, sondern laßt uns wach und bei Sinnen bleiben.“ (1. Thess. 5:6, NW) Der Weg zur Bewahrung der begünstigten Stellung ist uns klar vorgezeichnet, und das Siegesfest ist gewiß. So dränget voran im vorrückenden Licht des Kundwerdens der Gegenwart Christi, bis er völlig geoffenbart ist und die endgültige, vollständige Befreiung herbeigeführt sein wird!
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Brasiliens religiöse KriseDer Wachtturm 1954 | 15. August
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Brasiliens religiöse Krise
Als die Regierung Brasiliens ein Gesetz vorschlug zur Sanktionierung von Ehescheidungen, erklärte Kardinal Carmelo von São Paulo, daß die Römisch-katholische Kirche die Regierung in dieser Sache bekämpfen werde. Dies veranlaßte einen Priester, „Vater“ Calazans, zuzugeben, daß im Grunde genommen alle Katholiken in Brasilien nur dem Namen nach Katholiken seien, denn, so sagte er, das, was nötig sei außer einer politischen Aktion in bezug auf Ehescheidung, das seien „wahre Katholiken“, die ihre Religion praktizieren — aber deren Anzahl sei gering. Die große Mehrheit der Katholiken Brasiliens, so erklärte der Priester Calazans, unterhalte bloß „diplomatische Beziehungen“ mit der Kirche bei „gesellschaftlichen Anlässen“ wie Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen.
Erfährt also Brasilien eine „religiöse Krise“? Dies war die Frage, welche die wichtige Zeitschrift des Landes, betitelt Visão (Vision), stellte. Als Antwort darauf erklärte ein katholischer Bischof, es gebe keine „religiöse Krise“, weil die Katholische Kirche „in jeder Schlüsselstellung im Lande zugegen sei“ und sogar Pläne habe, ihr Gebiet politischen Einflusses auszudehnen. Trotz dieser Antwort bemerkte der Redakteur der Visão, daß ungeachtet des äußeren Anscheins die Katholische Kirche „die traurige Wahrheit nicht verhehlen könne, daß unsere Leute nur dem Namen und der Statistik nach religiös sind“. Er erklärte, daß „Brasilianer sich viel mehr für Unterhaltung und Autos und Eisschränke interessieren als für Religion“.
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Wer bekehrte?Der Wachtturm 1954 | 15. August
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Wer bekehrte?
Der Franziskaner-Priester Berard Haile, der 53 Jahre bei den Navaho-Indianern im Südwesten der Vereinigten Staaten zugebracht hat, soll zufolge der Time vom 15. März 1954 nach und nach ein wenig von ihrer Medizin gelernt haben, nämlich „was kein weißer Mensch vor ihm gewußt hat: das Ganze des ‚gesegneten Weges‘ — eine heilige Geheimsammlung von Zeremonien, die das religiöse Leben des Navaho-Volkes umfaßt“. Er hat sein umfassendes Forschungsmaterial in einem 1203seitigen Manuskript zusammengestellt, daß er zu veröffentlichen hofft. Als die Navahos ihre Gutheißung und Unterstützung gaben, sagte er: „Ich bin einer von euch.“ Einer der Stammes-Ältesten drückte es jedoch auf diese Weise aus: „Du kamst, um aus uns Navahos Christen zu machen, aber die Navahos haben aus dir einen Navaho gemacht.“
Wir möchten wissen, wie viele andere Völker in ähnlicher Weise auf ihre Missionare sehen.
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