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Der Arme erhöht und getröstetDer Wachtturm 1951 | 15. April
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Hineingehenden habt ihr gehindert!“ (Luk. 11:52, NW) Bestimmt stellt der „reiche Mann“ eine selbstsüchtige Klasse Religionisten von damals und heute dar. Wiewohl sie versehen ist mit einem solch reichen Tisch voll geistiger Nahrung, lässt sie doch nur sehr wenig davon abfallen oder wegwerfen, damit die Armen sich daran erfreuen könnten.
DER ARME BETTLER LAZARUS
15. Wer wurde an das Tor des reichen Mannes gelegt? Und warum?
15 Jesus lenkt nun unsern Blick vom Innern des Palastes des Reichen weg und hinaus an dessen Tor mit den Worten: „Aber ein gewisser Bettler namens Lazarus pflegte an sein Tor gelegt zu werden, voller Geschwüre, und er begehrte, sich mit den Dingen zu sättigen, die vom Tische des reichen Mannes fielen. Ja, auch die Hunde kamen und leckten seine Geschwüre.“ (Luk. 16:20, 21, NW) Lazarus, der Bettler, hatte ein Recht, am Tor eines Reichen zu sein, denn Gottes Gesetz lehrte die Wohlhabenden ausdrücklich, für die Armen eine offene Hand zu haben. Wenn die Klasse des „reichen Mannes sich dem Gesetze Gottes gemäss selbstlos benommen, wenn sie Liebe zu ihrem Nächsten wie zu sich selbst bekundet hätte, so hätte es keine Armen im Lande gegeben. Jetzt aber, da wegen der selbstsüchtigen Einrichtung der Welt tatsächlich Arme im Lande waren, stand der Reiche unter den Pflichten des Gesetzes und auch unter der Warnung durch die Propheten, doch die Armen zu beachten und ihnen Hilfe zu gewähren. — 5. Mose 15:4, 7, 9, 11; Ps. 41:1, 2.
16. Ist unter Lazarus eine buchstäbliche Person zu verstehen? Was zeigt dieser Name an?
16 Gleichwie der selbstsüchtige Reiche eine gewisse Klasse Menschen darstellte, so hat der Bettler oder Arme eine Klasse der Zeit Jesu wie auch der Gegenwart dargestellt. Die Klasse zur Zeit Jesu erkennend, können wir auch die Klasse erkennen, die heute das Gegenstück dazu bildet. Von 1881 bis Ende 1939 wurde gelehrt, der reiche Mann stelle die jüdische Nation als Ganzes dar, und der Bettler veranschauliche die Heiden oder alle Nationen ausserhalb Israels.a Doch gibt Jesus dem Bettler den Namen Lazarus, was ein jüdischer Name ist und anzeigt, dass er ein Jude, nicht ein Heide war. Es ist eine griechische Form des Namens „Eleasar“, der bedeutet „Gott ist Helfer“. Die Tatsachen zeigen, dass diese „Bettler“-Klasse mit Juden ihren Anfang nahm, jedoch erweitert wurde, um Heiden einzuschliessen, so dass sie heute grösstenteils aus Nichtjuden besteht. Lazarus war von derselben jüdischen Gemeinde wie der reiche Mann. Zwischen ihnen war keine Scheidewand wegen Rasse oder natürlicher Herkunft. Der Unterschied zwischen ihnen entstand zufolge des Vorzuges und der Vorrechte, welche die religiöse Geistlichkeit sich selbstsüchtig angemasst hatte.
17. Wen veranschaulicht Lazarus, und warum als Bettler?
17 Der Bettler Lazarus stellt daher das arme Volk dar, sowohl von den Juden von damals wie jetzt von der Christenheit. Die Religionsgeistlichen und Führer vorenthalten ihm eine richtige geistige Nahrung, Vorrechte und Aufmerksamkeit, auf die sie, gemäss Gottes Willen und Befehlen, ein Recht haben. Zur Zeit Jesu schloss die Klasse des „reichen Mannes“ die Pharisäer ein, und diese behandelten das gewöhnliche Volk mit äusserster Verachtung. Die Geschichte sagt uns, dass sie sie ‵am ha-arets oder Volk der Erde nannten, das unter ihren Füssen und ihrer Beachtung nicht wert sei. Einer Auferstehung zu ewigem Leben würdig? Solche Leute nicht! Menschen, welche die Jünger der jüdischen Rabbis oder Lehrer wurden, dachten, sie seien dazu weit besser geeignet. Dadurch, dass sie die Rabbis gut bezahlten, erkauften sie sich das günstige Urteil solcher Lehrer. Wie treffend sagt doch der Bericht des Lukas, dass die Pharisäer dem Gleichnis Jesu zugehört hatten und geldliebend waren und über Jesus von Nazareth hohnlachten, da sie dachten, aus dieser unbedeutenden Stadt könnte nichts Gutes kommen! Sie ‚vertrauten auf sich selbst, dass sie gerecht waren und . . . achteten die übrigen für nichts.‘ — Joh. 1:46; Luk. 18:9-11, NW.
18, 19. Weshalb wurde er als voller Geschwüre, als Genosse von Hunden veranschaulicht?
18 Solch religiöse Führer, die in ihre Leinwand der Selbstgerechtigkeit gekleidet waren, schauten herab auf das arme, ungelehrte Volk und betrachteten es als geistig krank, wie einen Lazarus, der mit Geschwüren bedeckt war. Sie betrachteten die Armen gleichwie Hiobs drei selbstgerechte Freunde ihn betrachteten, als Satan, der Teufel, ihn von Kopf bis Fuss mit Geschwüren geschlagen hatte, damit es aussehe, als ob Gottes Hand wider Hiob sei. Verächtlich sagten die Oberpriester und Pharisäer über das Volk, das an Jesus glaubte: „Diese Menge, die das Gesetz nicht kennt, sie sind verflucht.“ — Hiob 2:1-13; Joh. 7:49, NW.
19 Somit bezeichneten sie solche Leute als unter Gottes Fluch stehend und geeignet, nur in enger Verbindung zu sein mit Hunden, welche das Fleisch von Tieren essen durften, die von Tieren des Feldes zerrissen worden waren und welchen man nichts Heiliges vorwerfen durfte. Mochten sie in der Stadt umherstreifen wie hungrige Aashunde bei der Dämmerung und heulen, wenn sie nichts zu fressen fanden. Die unbeschnittenen Heiden bezeichnete man als Hunde; mochten diese die Geschwüre der Armen lecken und ihnen etwas Linderung verschaffen. (2. Mose 22:31; Matth. 7:6; 15:26, 27; Ps. 59:6, 14, 15; Mark. 7:27, 28) Da sie von den erhabenen Führern, die sie mit Geringschätzung behandelten, in geistiger Hinsicht vernachlässigt wurden, mussten sie natürlich voller Geschwüre und geistig krank werden. Zu solch Vernachlässigten und Kranken kam Jesus, um ihnen Gottes heilendes Wort auszuteilen. Als die Pharisäer sich bei seinen Jüngern beschwerten: „Wie kommt es, dass euer Lehrer mit Steuereinnehmern und Sündern isst?“ sagte Jesus: „Gesunde brauchen keinen Arzt, sondern die Leidenden. Gehet denn und lernet, was dieses bedeutet: ‚Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer.‘ Somit bin ich gekommen, nicht um Gerechte zu berufen, sondern Sünder.“ — Matth. 9:11-13, NW; Mark. 2:16, 17.
20. Wer legte den Bettler an das Tor des reichen Mannes, und warum dorthin?
20 Der Bettler Lazarus wurde an das Tor des Reichen gelegt, denn er wünschte, mit den Dingen gesättigt zu werden, die von des Reichen Tische fielen. Was immer von diesem reichgedeckten Tisch weggeworfen wurde, vermisste der Reiche nie. Es konnte dem Bettler gegeben werden ohne ein Fanfarengeschmetter, wodurch man die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf seine Wohltätigkeit gegenüber den Armen gelenkt hätte. Jemand von der Gemeinde hatte Lazarus an sein Tor gelegt. Gleichwie Lazarus dachte man, die religiöse Geistlichkeit sei es, von der allein geistige Nahrung von Gott erhältlich wäre, und so wies man die Lazarusklasse des armen, ungelehrten Volkes an, in bezug auf alle geistige Nahrung zu den religiösen Führern und Lehrern aufzublicken.
21. Womit wünschte die Lazarusklasse ernährt zu werden, doch was erhielt sie?
21 Die Lazarusklasse hungert und dürstet nach Gerechtigkeit, denn sie ist sich ihres geistigen Mangels bewusst und wünscht geistige Nahrung, damit sie in einen gesunden Herzens- und Geisteszustand gelange und stark werde, um Gott richtig zu dienen. Sie wünscht mehr als nur die leeren, nichtigen Philosophien von Menschen; doch ist dies es, was die Klasse des „reichen Mannes“ ihr gibt. Sie gibt ihr die Vorschriften von Menschen und die Traditionen religiöser Ältesten, die über Gottes Befehle hinausgehen und sein Wort wirkungslos machen. Für sich selbst nach Wohlbehagen trachtend, bindet sie schwere Bürden und legt sie auf die Schultern der Menschen. Sie selbst will nicht durch Jesus Christus in das Königreich eingehen und sucht auch die Lazarusklasse am Hineingehen zu hindern. Demzufolge hat sie nur kleine Bissen von wirklich geistiger Nahrung im Interesse der Gesundheit und Kraft der Lazarusklasse fallenlassen. Diese hat nur wenig Trost aus Gottes Wort und Vorkehrungen empfangen, während die Klasse des selbstgerechten „reichen Mannes“ all die hauptsächlichsten Segnungen auf sich anwendet. (Kol. 2:8; Matth. 15:1-9; 23:4, 13, NW) Es ist daher nicht verwunderlich, dass Jesus die religiöse Klasse des „reichen Mannes“ öffentlich geisselte und sie „Heuchler, Toren, blinde Leiter, Schlangen, Vipernbrut“ nannte. Wie grossmütig, dass er die Sache der Armen in die Hand nahm und die Armen erhöhte und tröstete!
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Der Bettler und der Reiche Mann erfahren eine VeränderungDer Wachtturm 1951 | 15. April
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Der Bettler und der Reiche Mann erfahren eine Veränderung
1. Was für Veränderungen zeigte Jesus in seiner Predigt für arm und reich an?
IN SEINER Bergpredigt sagte Jesus: „Glückselig jene, die sich ihres geistigen Mangels bewusst sind, da das Königreich der Himmel ihnen gehört. Glücklich sind, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, da sie gesättigt werden.“ Im Gegensatz zu diesen Worten, wodurch solcherlei Personen als glücklich bezeichnet werden, sagte er: „Doch wehe euch, ihr Reichen, denn ihr habt euern Trost völlig. Wehe euch, die ihr jetzt satt seid, denn ihr werdet hungern. Wehe euch, die ihr jetzt lachet, denn ihr werdet trauern und weinen.“ (Matth. 5:3, 6 und Luk. 6:24, 25, NW) Jesus veranschaulichte diese Veränderungen für arm und reich in seinem Gleichnis von dem Bettler Lazarus und dem reichen Mann. Er zeigte im Bilde, dass die Veränderungen durch den Tod kamen.
2. Was widerfuhr beim Tode dem Lazarus und dem reichen Mann? Was zeigte die neue Lage des Lazarus an?
2 Jesus sagte: „Im Laufe der Zeit nun starb der Bettler, und von den Engeln wurde er an den Busenplatz bei Abraham getragen. Auch der reiche Mann starb und wurde begraben. Und im Hades erhob er seine Augen, als er in Qualen war, und er sah Abraham von ferne und Lazarus am Busenplatz bei ihm.“ (Luk. 16:22, 23, NW) Die Neue-Welt-Übersetzung sagt in ihrer Fussnote von diesem „Busenplatz“, dass, wenn jemand diese Stellung einnehme, es gleich sei, „wie wenn jemand bei einem Mahl vor einem andern auf demselben Lager liege“. Er bezeichnet eine Stellung der Gunst bei Abraham. Der Tod war für Lazarus das Ende des Bettlerzustandes und versetzte ihn an einen günstigen Platz. Die Frage ist nun: Wann starb er und in welchem Sinne? Die Tatsachen geben die Antwort.
3, 4. Wann und als Ergebnis wovon starb die Lazarusklasse?
3 Die Lazarusklasse starb, als die Königreichsbotschaft den Armen erzählt zu werden begann, welche von der Religionsgeistlichkeit verachtet und vernachlässigt wurde. Sie bestand aus Sündern, die der Reue bedurften, aus Huren, Zöllnern, beschnittenen Samaritern und schliesslich unbeschnittenen Heiden; diese nahmen die Botschaft an und wurden Nachfolger des Messias, Christi, des Königs. Dies begann in den Tagen Johannes’ des Täufers, denn er kam und predigte in der Wüste: „Bereuet, denn das Königreich der Himmel ist nahe gekommen. Ich zwar taufe euch mit Wasser, weil ihr bereuet; der nach mir Kommende aber ist stärker als ich, welchem die Sandalen abzuziehen ich nicht tauglich bin. Jener wird euch Leute mit heiligem Geist und mit Feuer taufen.“ (Matth. 3:1, 2, 11, NW) Etwa sechs Monate nachdem Johannes seinen Dienst antrat, wurde Jesus von ihm getauft und mit Gottes Geist zum Christus gesalbt. Nach vierzig Tagen der Versuchung in der Wüste kam er zu Johannes zurück und begann seine Jünger zu sammeln. Besonders nach der Verhaftung des Johannes im folgenden Jahre zog sich Jesus nach Galiläa zurück und begann gleich wie er zu predigen: „Bereuet, denn das Königreich der Himmel ist nahe
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