-
‘Licht ist aufgestrahlt für die Gerechten’Der Wachtturm 1982 | 15. Mai
-
-
‘Licht ist aufgestrahlt für die Gerechten’
„Licht selbst ist aufgestrahlt für den Gerechten und Freude auch für die von Herzen Rechtschaffenen“ (Ps. 97:11).
1. Worin unterscheiden sich die Gerechten von den Bösen unter anderem?
WORIN unterscheiden sich die Gerechten von den Bösen, die wahren Diener Jehovas von denen, die sich in der Knechtschaft Satans, des Teufels, des Feindes Gottes, befinden? Zweifellos besteht ein Unterschied vor allem darin, daß die Gerechten, die wahren Diener Jehovas, im Licht sind. Für sie ist wirklich Licht „aufgestrahlt“ (Ps. 97:11). Die Bösen wandeln in Finsternis. Ja, „der Pfad der Gerechten ist wie das Licht am Morgen; es wird immer heller bis zum vollen Tag. Der Weg der Frevler [Bösen] ist wie dunkle Nacht; sie merken nicht, worüber sie fallen“ (Spr. 4:18, 19, Einheitsübersetzung).
2. Womit könnte die Zunahme des Lichts auf dem Pfad der Gerechten veranschaulicht werden?
2 Beachten wir, daß das Licht auf dem Pfad der Gerechten „immer heller“ scheint. Um dies zu veranschaulichen, könnten wir uns einen Mann vorstellen, der vor Tagesanbruch einen Ausflug macht. Vielleicht sieht er in einiger Entfernung ein Gebäude, kann aber zunächst nicht sagen, ob es sich um eine Scheune oder ein Wohnhaus handelt. Während der Tag allmählich anbricht und er sich dem Gebäude immer mehr nähert, sieht er, daß es ein Wohnhaus ist. Nach einiger Zeit stellt er fest, daß es nicht aus Ziegeln, sondern aus Holz gebaut ist. Noch etwas später kann er zum Beispiel die Farbe des Hauses erkennen.
3. Welche Faktoren spielen bei der Zunahme des Lichts eine Rolle?
3 Ähnlich ergeht es uns als Dienern Gottes. Betrachten wir bestimmte Angelegenheiten aus einer gewissen zeitlichen Entfernung und wenn noch wenig Licht darauf fällt, so gelangen wir oft zu einer unvollständigen oder sogar falschen Ansicht. Unter solchen Umständen könnten wir ohne weiteres von früheren Ansichten beeinflußt werden. Wird das Licht aber heller und kommen wir den Ereignissen wesentlich näher, so verstehen wir die Verwirklichung der Vorsätze Gottes deutlicher. Prophezeiungen werden für uns verständlich, während Jehovas Geist Licht darauf wirft und während sie sich durch Weltereignisse oder durch die Erfahrungen des Volkes Gottes erfüllen. Hat Jehova Gott mit seinen Dienern nicht von frühen Zeiten an so gehandelt? Ja, gewiß.
Das Beispiel Abrahams
4, 5. Wie ging Gott bei der schrittweisen Offenbarung seines Vorsatzes im Falle Abrahams vor?
4 Betrachten wir Abraham, einen Mann des Glaubens, den Gott als seinen Freund bezeichnete (Jes. 41:8; Jak. 2:23). Trotz seines vertrauten Verhältnisses zu Jehova Gott verstand er Gottes Vorsätze zunächst nicht vollständig. Das erkennen wir an mehreren Begebenheiten im Leben Abrahams. Sein Verständnis nahm allmählich zu. Gott forderte ihn auf, sein Heimatland zu verlassen, und sagte ihm, er werde ihn zu einer großen Nation machen und alle Familien der Erde würden sich durch ihn segnen. Doch Abraham waren nicht alle Einzelheiten bekannt; wir lesen, daß er gehorchte, „ohne zu wissen, wohin er ging“ (Heb. 11:8). Außerdem hatte Gott ihm zwar verheißen, seinem Samen werde das Land gegeben, doch Abraham wußte nicht, wie dies einmal geschehen sollte. Er drückte sogar seine Sorge darüber aus, daß sein Diener Elieser vielleicht der Erbe seines Hauses sein werde. Dann stellte Jehova die Sache klar, indem er Abraham sagte: „Einer, der aus deinem eigenen Innern hervorkommen wird, wird dir als Erbe folgen“ (1. Mo. 12:1-3, 7; 15:2-4). Abrahams Frau Sara war unfruchtbar, weshalb sie ihn bat, Beziehungen mit ihrer Magd Hagar zu haben, von der er dann Ismael erhielt. Später sagte Gott zu Abraham, der Erbe der Verheißung werde durch Sara kommen (1. Mo. 17:15-17).
5 Wir sehen also, daß Abraham, obwohl alles, was Jehova ihm direkt offenbarte, der Wahrheit entsprach, doch nicht genau verstand, wie Jehova diesen Vorsatz verwirklichen würde. Dennoch bekundete er ständig Glauben an Jehova und wartete auf ihn, während er im Laufe der Zeit weiteres Licht empfing. Auch als Jehova ihm gebot, seinen Sohn Isaak auf dem Berg Moria zu opfern, wußte Abraham nicht genau, wie die Sache ausgehen würde. Aber er glaubte daran, daß Gott selbst dann einen Samen durch Isaak erwecken würde, wenn er Isaak von den Toten auferwecken müßte (Heb. 11:17-19).
Daniel und andere Propheten
6, 7. (a) Welche Worte Daniels zeigen, daß Gott gewisse Dinge erst zu seiner Zeit offenbart? (b) Was bezeugt der Apostel Petrus diesbezüglich?
6 Zu den vielen Propheten, die Jehova mit unmittelbaren Offenbarungen begünstigte, gehörte Daniel, ein für Gott „sehr begehrenswerter Mann“ (Dan. 10:11, 19). Jehova unterrichtete ihn über viele Einzelheiten in bezug auf seine Zeit und künftige Zeiten; aber Daniel verstand nicht alles. Von einigen Visionen, die er hatte, sagte er: „Ich hörte, aber ich konnte es nicht verstehen.“ Als er um weiteren Aufschluß bat, wurde ihm gesagt: „Geh, Daniel, denn die Worte werden geheimgehalten und versiegelt bis zur Zeit des Endes“ (Dan. 12:8, 9). Jehova offenbarte seinen Dienern, den Propheten, weiterhin viele Wahrheiten, doch es gab vieles, was sie nicht verstanden.
7 Deshalb konnte der Apostel Petrus schreiben: „Gerade was diese Rettung betrifft, wurde von den Propheten, die von der euch zugedachten unverdienten Güte prophezeiten, fleißig Nachfrage gehalten und sorgfältig nachgeforscht. Sie untersuchten beständig, welchen besonderen Zeitabschnitt oder welche Art eines Zeitabschnitts der Geist in ihnen in bezug auf Christus anzeigte, als er im voraus über die für Christus bestimmten Leiden und über die nach diesen folgenden Herrlichkeiten Zeugnis gab. Ihnen wurde es geoffenbart, daß sie nicht sich selbst, sondern euch mit den Dingen dienten, die euch nun ... angekündigt worden sind.“ Ja, selbst Engel verstanden nicht völlig, wie Gottes Vorsätze verwirklicht werden würden (1. Pet. 1:10-12).
8. Inwiefern zeigte Johannes der Täufer durch eine Frage, daß sein Verständnis unvollständig war?
8 Der letzte dieser Propheten war Johannes der Täufer. Gott bediente sich seiner, um dem Christus, Jesus, den Weg zu bereiten (Luk. 1:16, 17, 76-79). Johannes war sehr begünstigt worden, indem er von Gott das Zeichen erfuhr, an dem der Messias zu erkennen sein sollte, und indem er ihn dem Volk Israel vorstellen durfte (Joh. 1:26-36). Dennoch besaß Johannes kein klares Verständnis aller Einzelheiten bezüglich des ersten Kommens Jesu. Das ist daran zu erkennen, daß er vom Gefängnis aus seine Jünger zu Jesus sandte und ihn fragen ließ: „Bist du der Kommende, oder sollen wir einen anderen erwarten?“ Durch seine Frage kam nicht mangelnder Glaube zum Ausdruck, sondern der Wunsch, mehr bestätigende Einzelheiten zu erfahren. Jesu Antwort, mit der er auf seine Werke hinwies, war für Johannes zweifellos ein Trost (Mat. 11:2-6).
Jesus und seine Apostel
9. Was zeigt, daß Jesus die Vorsätze seines Vaters nicht völlig verstand?
9 Gott offenbart seinen Dienern seinen Willen zu seiner Zeit, und das traf auch auf Jesus Christus zu. Zweifellos empfing Jesus unmittelbar von seinem Vater Aufschluß, solange er bei ihm im Himmel war. Dennoch wußte er nicht, wann das Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge kommen würde. Er sagte daher: „Von jenem Tage und jener Stunde hat niemand Kenntnis, weder die Engel der Himmel noch der Sohn, sondern nur der Vater“ (Mat. 24:36).
10, 11. (a) Zu welcher falschen Schlußfolgerung bezüglich des Königreiches kamen Jesu Jünger? (b) Warum gab Jesus seinen Jüngern keinen umfassenden Aufschluß über die Zukunft und über andere Fragen?
10 Im Umgang mit seinen Jüngern handelte Jesus im Einklang mit dem Grundsatz aus Sprüche 4:18. Er sprach mit ihnen viel über das Königreich und wies sie darauf hin, daß er weggehen und nach einer langen, Zeit wiederkommen und sie zu sich in den Himmel nehmen werde. Trotz alledem waren seine Apostel der Ansicht, das messianische Königreich sei gleichbedeutend mit dem wiederhergestellten davidischen Königreich in Jerusalem. Deshalb fragten sie den auferstandenen Jesus: „Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Königreich wieder her?“ Jesus erklärte ihnen, es gebe einiges, was sie noch nicht verstehen könnten, indem er sagte: „Es ist nicht eure Sache, über die Zeiten oder Zeitabschnitte Kenntnis zu erlangen, die der Vater in seine eigene Rechtsgewalt gesetzt hat“ (Apg. 1:6, 7).
11 Jesu Worte an seine Apostel: „Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr vermögt es jetzt nicht zu tragen“ zeigen, daß es eine bestimmte Zeit dafür gibt, Verständnis über gewisse Einzelheiten der Vorsätze Gottes zu erlangen (Joh. 16:12). Das läßt erkennen, daß Gott seinen Dienern ein Verständnis seines Willens schenkt gemäß ihrer Fähigkeit, etwas zu begreifen oder nach diesem Verständnis zu handeln. Zugegeben, Jesus sagte seinen Aposteln, Gottes Geist werde sie „in die ganze Wahrheit“ leiten (Joh. 16:13). Wollte er aber damit sagen, daß sie an dem Tage, an dem sie den heiligen Geist empfangen würden, die ganze Wahrheit verstehen würden und ihr Verständnis danach keiner Erweiterung bedürfe? Die Tatsachen zeigen, daß dies nicht der Fall war.
Nichtjuden zugelassen
12, 13. (a) Worüber erlangten Jesu Nachfolger zu Pfingsten ein klareres Verständnis, und wie wirkte sich das auf sie aus? (b) Obwohl Jesus seinen Nachfolgern geboten hatte, Jünger aus allen Nationen zu machen, begannen sie damit erst wann, und warum erst zu jener Zeit?
12 Am Pfingsttag des Jahres 33 u. Z. empfingen die Jünger den heiligen Geist und damit ein viel klareres Verständnis der Wahrheit bezüglich der Auferstehung Jesu, seiner Himmelfahrt und der Bedeutung des Königreiches Gottes. Diese Erkenntnis beflügelte sie, anderen die „gute Botschaft“ zu verkündigen. Obgleich Jesus ihnen gesagt hatte, sie sollten Jünger aus Menschen aller Nationen machen, beschränkten sie ihr Predigen zunächst auf die Juden und nichtjüdischen Proselyten und bezogen dann schließlich die Samariter mit ein. Sie verstanden nicht, daß sie zu den unbeschnittenen Heiden gehen sollten (Mat. 28:19, 20). Zweifellos wartete Jehova mit dieser Erleuchtung, denn gemäß der Prophezeiung Daniels sollte der Messias den Bund mit den Juden für den Rest der 70. Woche in Kraft halten (Dan. 9:24-27).
13 Als diese „Woche“ im Jahre 36 u. Z. endete, unternahm Jehova Gott positive Schritte, um Menschen von den Nationen Gelegenheit zu geben, die „gute Botschaft“ zu hören. Petrus mußte geholfen werden, sein Denken zu ändern, bevor er das Haus eines unbeschnittenen Nichtjuden betrat, der nach dem mosaischen Gesetz als unrein galt. In einem Trancezustand wurde er angewiesen: „Höre du auf, die Dinge verunreinigt zu nennen, die Gott gereinigt hat.“ Er und die anderen Apostel mußten somit ihren Standpunkt in dieser Sache ändern. Er tat es und wurde von Gott dazu gebraucht, den Nichtjuden zu verkündigen, daß der Weg zu Gottes himmlischem Königreich offenstand (Apg. 10:9-43).
14. Welches „Licht“ bezüglich der Anforderungen des mosaischen Gesetzes empfingen die ersten Christen Jahre danach?
14 Doch 13 Jahre danach war unter einigen Christen die Beschneidung immer noch eine strittige Frage. Es war notwendig, daß Paulus und andere Jünger nach Jerusalem gingen, um diese Frage den Aposteln und anderen Ältesten vorzulegen, die damals die leitende Körperschaft der Christenversammlungen bildeten. Diese Körperschaft hörte sich den Bericht des Petrus über die Bekehrung des Kornelius an sowie das Zeugnis des Paulus über die machtvollen Werke, die Gott in Verbindung mit dem Dienst des Paulus an den Nichtjuden vollbracht hatte. Dann zog diese Gruppe von Ältesten in Betracht, was Gottes inspiriertes Wort zu dieser Sache zu sagen hatte. Mit der Hilfe des heiligen Geistes kam sie zu der richtigen Schlußfolgerung: Es war zwar ein bestimmter Sittenmaßstab einzuhalten, doch brauchten sich Nichtjuden, die Christen werden wollten, nicht beschneiden zu lassen und das mosaische Gesetz zu halten (Apg. 15:1 bis 16:5).
15, 16. (a) Welche Worte des Paulus zeigen, daß er erkannte, daß die Wahrheit nach und nach geoffenbart wurde? (b) Welche ähnliche Bestätigung gab der Apostel Petrus?
15 Etwa sechs Jahre nach dieser Zusammenkunft schrieb Paulus seinen ersten Brief an die Korinther, in dem er von geistgezeugten Christen seiner Zeit sagte: „Denn wir erkennen teilweise, und wir prophezeien teilweise; wenn aber das Vollständige gekommen ist, wird das Teilweise weggetan werden. Denn jetzt sehen wir mit Hilfe eines metallenen Spiegels in verschwommenen Umrissen, dann aber wird es von Angesicht zu Angesicht sein. Jetzt erkenne ich teilweise, dann aber werde ich genau erkennen, so, wie ich genau erkannt worden bin.“ Somit waren geistgezeugte Christen, zu denen auch der Apostel Paulus gehörte, selbst bis zu diesem Zeitpunkt vom heiligen Geist noch nicht zu einer vollständigen Erkenntnis der Wahrheit geführt worden. Sie erkannten immer noch stückweise, soweit Gott ihnen damals Verständnis gegeben hatte. Aber das reichte für die Bedürfnisse, die sie zu jener Zeit hatten, aus (1. Kor. 13:9, 10, 12).
16 Was schrieb Petrus in einem Brief an seine Mitchristen, etwa neun Jahre nachdem Paulus das Obenerwähnte geschrieben hatte oder um das Jahr 64 u. Z.? Er sprach von der Umgestaltung, durch die Jesus als Sohn Gottes bestätigt wurde, und sagte dann weiter: „Demzufolge haben wir das prophetische Wort um so fester; und ihr tut wohl, ihm Aufmerksamkeit zu schenken als einer Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und ein Tagesstern aufgeht, in eurem Herzen“ (2. Pet. 1:16-21). Christen mußten also immer noch die Schriften durchforschen und dem prophetischen Wort, das wie eine Lampe an einem dunklen Ort leuchtete, viel Aufmerksamkeit schenken. Das müssen sie weiterhin tun, bis zu der Zeit, in der gesalbte Christen bei der herrlichen Offenbarung Jesu Christi ihren Lohn empfangen.
17. (a) Welche neuen Wahrheiten erfuhren die Christen durch das Buch Offenbarung? (b) Wann sollte auf dieses Buch noch mehr Licht fallen?
17 Zweiunddreißig Jahre nachdem Petrus seinen zweiten Brief geschrieben hatte oder 63 Jahre nach Pfingsten des Jahres 33 u. Z. hatte der Apostel Johannes mehrere Visionen, die er aufzeichnete und die das Buch Offenbarung ausmachen. In diesen Visionen wurden den geistgesalbten Christen viele Wahrheiten bezüglich der Vorsätze Gottes zum erstenmal geoffenbart. So erfuhren sie zum Beispiel, daß 144 000 Männer und Frauen aus allen Nationen erlöst und Miterben mit Jesus Christus im Himmel werden und in dem tausendjährigen messianischen Königreich als Könige, Priester und Richter herrschen werden (Offb., Kap. 7, 14 und 20). Doch selbst jene Christen der Frühzeit hatten keine vollständige Erkenntnis. Erforscher des Wortes Gottes können heute erkennen, daß die Visionen in der Offenbarung — obgleich sie für Christen in den Tagen des Johannes aufschlußreich und ermunternd gewesen sein mögen — für diejenigen von besonderem Wert sind, die am „Tag des Herrn“ leben, also für uns heute (Offb. 1:10). Deshalb ist in Offenbarung 5:1-14 von einer Buchrolle mit Siegeln die Rede, die gelöst werden mußten, damit die Rolle geöffnet werden konnte. Das deutet darauf hin, daß zur Zeit der Erfüllung dieser Prophezeiungen aus der Offenbarung die Erkenntnis und das Verständnis allmählich zunehmen, während ein Siegel nach dem anderen gelöst wird.
18. Wie offenbarte Jehova Gott also seinen Dienern in vorchristlicher Zeit und im ersten Jahrhundert gewisse Wahrheiten?
18 Wir können also sehen, daß sowohl Jehovas treue Diener in vorchristlicher Zeit als auch die Versammlung gesalbter Christen im ersten Jahrhundert u. Z. keine vollständige Erkenntnis und kein lückenloses Verständnis hatten. Sie mußten ständig Fortschritte machen und ihr Verständnis dem anpassen, was sie bei der allmählichen Verwirklichung der Vorsätze Jehovas beobachteten und erlebten. Was sie betrifft, ist der Pfad der Gerechten ‘wie ein glänzendes Licht gewesen, das immer heller wird’ (Spr. 4:18). Während das Licht zugenommen hat, sind sie in der Erkenntnis gewachsen, d. h., sie haben die wunderbaren Wahrheiten, die Jehova ihnen laufend geoffenbart hat, immer besser verstanden.
19. Was sagte Gott dem Propheten Daniel über die Erkenntnis und das Verständnis in der „Zeit des Endes“?
19 Wie verhält es sich aber mit den Dienern Jehovas in der Zeit des Endes? Ein Engel hatte Daniel gesagt: „O Daniel, halte die Worte geheim und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes. Viele werden [in Gottes Wort] umherstreifen, und die wahre Erkenntnis wird [als Folge davon] überströmend werden“ (Dan. 12:4). In Vers 10 wird über Gottes Diener weiter gesagt: „Viele werden sich reinigen und sich weiß machen und werden geläutert werden. Und die Bösen werden bestimmt böse handeln, und gar keiner der Bösen wird es verstehen; die aber, die Einsicht haben, werden es verstehen.“ Sollte die Erleuchtung auf einmal erfolgen? Müßten Gottes Diener — um als ‘diejenigen, die Einsicht haben’, erkannt zu werden — eine vollständige, ins einzelne gehende Erkenntnis und ein lückenloses Verständnis haben, so daß es nicht notwendig wäre, daß sie ihre Ansichten über bestimmte Lehren und dergleichen berichtigten oder änderten? Diese und andere Fragen werden in den folgenden Artikeln behandelt.
-
-
Das Licht nimmt in unserer Zeit zuDer Wachtturm 1982 | 15. Mai
-
-
Das Licht nimmt in unserer Zeit zu
„Der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Licht, das heller und heller wird, bis es voller Tag ist“ (Spr. 4:18).
1. Welche Beweise für die Erfüllung von Sprüche 4:18 haben wir bereits betrachtet?
DER Bibelbericht von 1. Mose bis Offenbarung zeigt, daß der Pfad der Diener Jehovas tatsächlich wie glänzendes Licht ist, das immer heller wird (Spr. 4:18). In den Tagen Jesu und seiner Apostel wurden viele Prophezeiungen, die von dem Messias handelten, verständlich, was Matthäus und die anderen Evangelisten bestätigten. Und im Zusammenhang mit der Ausgießung des heiligen Geistes Gottes zu Pfingsten sowie dem Umstand, daß die „gute Botschaft“ den Nichtjuden verkündigt werden mußte, fiel noch mehr Licht auf Gottes Wort (Apg. 2:14-36; 10:34-43; 15:6-21).
2. (a) Worauf war es zurückzuführen, daß für die sich als Nachfolger Jesu Christi Bekennenden eine Zeit der Finsternis anbrach? (b) Was hat in der Erntezeit eine wesentliche Rolle beim Trennungswerk gespielt?
2 Doch nach dem Tode der Apostel brach allmählich über die sich als Nachfolger Jesu Christi Bekennenden eine geistige Finsternis herein. „Bedrückende Wölfe“ gewannen die Oberhand (Apg. 20:29, 30). Es kam so, wie Jesus in einem seiner Gleichnisse vorhergesagt hatte. Er hatte das Königreich der Himmel mit einem Menschen verglichen, „der vortrefflichen Samen auf sein Feld säte“. Dann kam ein „Feind und säte Unkraut hinzu, mitten unter den Weizen“. Die Folge war, daß das Unkraut viele Jahrhunderte lang das weltweite religiöse Feld beherrschte. Aber mit der Erntezeit kam eine Trennung. Wir leben heute in dieser Erntezeit, denn „die Ernte ist ein Abschluß eines Systems der Dinge“. Glücklicherweise ist eine „Weizen“klasse, das heißt wahre Christen, eingesammelt worden. Die Tatsachen zeigen, daß das stets zunehmende Licht auf dem Pfad dieser Christen wesentlich mit dazu beigetragen hat, sie von dem gesetzlosen „Unkraut“, dessen Ende Vernichtung ist, zu trennen (Mat. 13:24-30, 36-43).a
Jehova Gott und sein Wort ins Licht gerückt
3, 4. Welche Tatsachen lernten die ersten Bibelforscher hinsichtlich des Schöpfers, Jehovas, kennen?
3 Anfang der 1870er Jahre traf sich eine Gruppe ernster, aufgeschlossener Bibelforscher zu einem vorurteilslosen Studium des Wortes Gottes. Als Leitfaden benutzten sie nicht die Glaubensbekenntnisse der Christenheit, sondern die inspirierten Schriften. Die Weisheit, Vernünftigkeit, Harmonie und Macht der biblischen Botschaft erleuchtete ihr Herz. Im Gegensatz zu den vorherrschenden atheistischen und evolutionistischen Lehren erlangten sie die grundlegende Überzeugung, daß es wirklich einen intelligenten Schöpfer gibt. Sie konnten erkennen, daß „Wirkungen ihre entsprechenden Ursachen haben müssen“ und daß „die Unermeßlichkeit der Schöpfung, ihre Symmetrie, ihre Pracht, Ordnung, Harmonie und Mannigfaltigkeit“ ihn als den großen Konstrukteur bestätigenb (Röm. 1:20). Sie erlangten auch eine deutliche Vorstellung von der Persönlichkeit des Schöpfers — daß er vier Haupteigenschaften hat: unendliche Weisheit, unbegrenzte Macht, vollkommene Gerechtigkeit und unvergleichliche Liebe (5. Mo. 32:4; Ps. 62:11; Spr. 2:6, 7; 1. Joh. 4:8).
4 Außerdem verstanden sie, daß Gott ‘von Ewigkeit zu Ewigkeit’ ist und daß sein Name Jehova lautet (Ps. 83:18; 90:2). Sie erkannten, daß die wichtigste Glaubenslehre der Christenheit, die Dreieinigkeitslehre, sowohl unvernünftig als auch unbiblisch ist. Im Lichte der biblischen Wahrheit verstanden sie, daß Gott „e i n Jehova“ ist, daß Jesus der Sohn Gottes ist (was er durch sein eigenes Zeugnis, daß sein Vater ‘größer ist als er’, bestätigt) und daß Gottes heiliger Geist nicht die dritte Person der Dreieinigkeit, sondern die „Energie ist, durch die Gott verschiedene Wirkungen hervorruft“c (Mar. 12:29; Joh. 14:28; Apg. 2:17, 18).
5. Welchen Standpunkt nahmen diese Freunde der Wahrheit hinsichtlich der Bibel ein?
5 Mit Freimut und Überzeugung predigten sie, daß die Bibel Gottes inspiriertes Wort ist, daß es angesichts der Eigenschaften des Schöpfers vernünftig ist, zu erwarten, daß er dem Menschen eine göttliche Offenbarung als Anleitung gibt. Sie bezeichneten die Bibel als „die Fackel der Zivilisation und Freiheit“ und wiesen darauf hin, daß sie „das älteste Buch [ist], das es gibt; es hat die Stürme von 30 Jahrhunderten überdauert“. „Alle anderen Bücher zusammengenommen waren nicht imstande, der seufzenden Schöpfung die Freude, den Frieden und den Segen zu bringen, den die Bibel ... gebracht hat.“d Für diese aufrichtigen Erforscher der Bibel war das selbstlose, aufopfernde Leben der Bibelschreiber ein deutlicher Beweis dafür, daß diese reine Beweggründe hatten. Zusammenfassend gesagt, erkannten sie, daß die Bibel eine vernünftige und einheitliche Erklärung der Ursachen des Bösen enthält, daß sie die Lösung der Probleme und den endgültigen Ausgang zeigt und für die Diener Jehovas eine Anleitung ist.
Jesus Christus und das Königreich
6. Welche Wahrheiten in bezug auf Jesus Christus verstanden diese Bibelforscher?
6 Von Anfang an verstanden diese ernsten Bibelforscher, wie sie sich nannten, die grundlegenden Wahrheiten in bezug auf Jesus Christus: Er ist Gottes „einziggezeugter Sohn“. Er hatte eine vormenschliche Existenz. Er gab sein Leben als ein „Lösegeld für alle“. Er wurde als ein Geist auferweckt, fuhr als ein Geist in den Himmel auf und sollte als ein Geist wiederkommen — als der unsichtbare messianische König des Königreiches Gottes. Tatsächlich ist das zweite Kommen Christi ein wichtiges Thema. Warum kommt er wieder, wie und wann? (Joh. 3:16; 17:5; 1. Tim. 2:5, 6; 1. Pet. 3:18).
7. Was enthüllte das zunehmende Licht über Gottes Königreich und seine Segnungen?
7 Das ständig zunehmende Licht ließ diese Christen die Wichtigkeit des Königreiches Jehovas als einzige Lösung der Probleme der Menschheit deutlich erkennen. Dieses Königreich besteht aus Jesus Christus und seinen 144 000 Mitverbundenen, die aus den Menschen erkauft worden sind und mit ihm 1 000 Jahre als Könige und Priester herrschen werden. Auf der Grundlage seines Loskaufsopfers auferweckt Christus, der König, alle Erlösten, die sich in den Gedächtnisgrüften befinden, und stellt ihnen ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde in Aussicht. Die Bibel bietet somit den geretteten Menschen zwei Hoffnungen: eine himmlische für eine „kleine Herde“ von Königreichserben und die Hoffnung auf irdisches Leben für Jesu „andere Schafe“, zu denen außer einer „großen Volksmenge“ von Überlebenden der größten „Drangsal“ auf der Erde auch die vielen, vielen Millionen gehören, die in den Gedächtnisgrüften sind und hervorkommen werden, um auf der paradiesischen Erde zu leben (Luk. 12:32; Joh. 5:28, 29; 10:16; Offb. 7:9, 14; 14:1, 4; 20:6).
8. Welches Verständnis erlangte man über die menschliche Seele und den Zustand der Toten?
8 Das zunehmende Licht enthüllte diesen aufgeschlossenen Erforschern der Bibel auch, daß die Lehren der Christenheit über die Beschaffenheit der menschlichen Seele und den Zustand der Toten völlig falsch sind. Sie erkannten deutlich, daß Adam bei seiner Erschaffung ‘eine lebende Seele wurde’ und daß er, als er wegen seines Ungehorsams zum Erdboden zurückkehrte, als Seele starb, d. h. zu bestehen aufhörte. Ja, er kehrte zum Staub zurück, aus dem er genommen worden war. Im Todeszustand gibt es weder Bewußtsein noch Tätigkeit (1. Mo. 2:7; 3:19; Pred. 9:5, 10). „Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod“, nicht ewige Qual. Hölle und Fegefeuer existieren nur im Sinn falsch unterrichteter Religionisten. Weil der Mensch beim Tode tatsächlich zu bestehen aufhört, muß es eine Auferstehung geben, damit er aus dem Opfer Christi Nutzen ziehen kann (Röm. 6:23).
Christliche Pflichten
9. Welche Haltung nahmen diese erleuchteten Christen in bezug auf Heiligkeit ein?
9 Diese Christen nahmen auch das ernst, was die Bibel über wahre Heiligkeit zu sagen hat. Heiligkeit darf nicht mit einer vorgetäuschten Frömmigkeit oder Scheinheiligkeit verwechselt werden. Sie erkannten, daß sie sich an Grundsätze halten mußten wie: „Die Ehe sei ehrbar unter allen, und das Ehebett sei unbefleckt, denn Gott wird Hurer und Ehebrecher richten“ (Heb. 13:4). Sie verstanden, daß sie unter sich keine Handlungen ignorieren oder dulden konnten, die die Bibel verurteilt, wie zum Beispiel Hurerei, Ehebruch und Homosexualität (1. Kor. 6:9, 10). Auch war ihnen klar, daß sie alle Gesetzesübertretungen vermeiden und „Cäsars Dinge Cäsar“ genauso zurückzahlen mußten wie „Gottes Dinge ... Gott“. Sie mußten in jeder Beziehung gegenüber anderen ehrlich sein und sich an die christliche Regel halten: „Wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun, so tut auch ihnen“ (Mat. 22:21; Luk. 6:31).
10. Welche Wahrheit bezüglich ihres Auftrages erkannten diese Christen schon bald?
10 Das Hauptanliegen dieser Bibelforscher bestand offensichtlich darin, eine christusähnliche Persönlichkeit zu entwickeln. Sie sahen auch die Notwendigkeit, für Gott und Jesus Zeugnis abzulegen, und erkannten, daß jeder Christ, der das Licht der Wahrheit empfangen hat, verpflichtet ist, es anderen zu vermitteln. Sie waren sich der Verpflichtung bewußt, Diener Gottes zu sein, d. h. ihr Licht sowohl durch einen vortrefflichen christlichen Lebenswandel als auch durch das gesprochene Wort leuchten zu lassen (Mat. 5:14-16). Ja, sehr früh erging der Ruf: „1 000 Prediger gesucht.“ Es war ein besonderer Aufruf an solche, die keine familiären Verpflichtungen hatten und mindestens die Hälfte ihrer Zeit für die Verbreitung der „guten Botschaft“ mittels Druckschriften einsetzen konnten.
11. Welche Schritte mußte jemand tun, der ein christlicher Prediger werden wollte, und warum wurde eine Aufteilung in Geistliche und Laien abgelehnt?
11 Jeder, der ein christlicher Prediger werden wollte, mußte an Gottes Wort glauben, bereuen, sich bekehren und Glauben an Gott und Jesus Christus, den Erlöser der Menschheit, ausüben. Der Betreffende mußte Gott „geweiht“ sein, um seinen Willen zu tun, und sich durch völliges Untertauchen im Wasser taufen lassen (Apg. 3:19; Mat. 28:19, 20). Da alle diese Christen Prediger waren, lehnten sie eine Aufteilung in Geistliche und Laien ab. Aus Gottes Wort erkannten sie aber die Notwendigkeit, befähigte Männer als „Älteste“ und „Diakone“ einzusetzen, die sich der Bedürfnisse jeder Versammlung annehmen konnten (Phil. 1:1; 1. Tim. 3:1-10, 12, 13).
12. Welche Wahrheit in bezug auf Organisationen wurde erkannt, und was ergab sich logischerweise daraus?
12 Mit dem zunehmenden Licht verstanden sie immer besser, wie wichtig es ist, den Namen Jehovas und sein Königreich als die einzige Hoffnung der Menschheit zu verkündigen. Es wurde ihnen auch klar, daß es nur zwei Organisationen im Universum gibt und daß man entweder zu Gottes Organisation gehört oder zu Satans Organisation, die sich auf der Erde aus dem Großunternehmertum, der Politik und der falschen Religion zusammensetzt. Gottes himmlische Organisation, die aus loyalen Geistgeschöpfen besteht, wird auf der Erde von seinen organisierten Zeugen vertreten (Gal. 4:26; 2. Kor. 4:4). Daraus ergibt sich, daß sich Christen weder an der Politik noch an gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Nationen beteiligen dürfen; ja sie dürfen nicht einmal an nationalistischen Handlungen teilnehmen. Diener Jehovas unterstützen Gottes Königreich und kämpfen dafür, doch nicht mit fleischlichen Waffen (Mat. 26:52; Joh. 15:19; 18:36; 2. Kor. 10:4; Jak. 1:27; 4:4).
13. Das Verständnis welcher Streitfrage veranlaßte diese Bibelforscher, den Namen „Jehovas Zeugen“ anzunehmen, und wieso war dieser Name passend?
13 Schließlich erkannten diese treuen Diener Gottes, daß die größte Streitfrage, der die Menschheit gegenübersteht, die Rechtfertigung des Namens Jehovas ist und daß diese wichtiger ist als die Rettung von Menschen. Das war tatsächlich ein Lichtblitz, der heller erstrahlte als alles andere, was sie bis dahin erkannt hatten. Durch diese eindrucksvolle Wahrheit wurde der Unterschied zwischen der wahren christlichen Religion und dem Scheinchristentum noch augenfälliger. Als sie diese bedeutende Wahrheit verstanden hatten, dauerte es nicht mehr lange, bis sie erkannten, daß ihr Name (Bibelforscher) nicht bezeichnend genug war. Zum einen bestanden ihre vornehmste Aufgabe und ihr Lebenszweck nicht lediglich darin, Erforscher der Bibel zu sein, sondern auch darin, Zeugen für Jehova zu sein. Und zum anderen unterschieden sie sich durch den Namen Bibelforscher nicht von den Millionen, die behaupteten, die Bibel zu erforschen, aber dennoch an irrigen Glaubensbekenntnissen festhielten. Aufgrund der erleuchtenden Kraft des heiligen Geistes erkannten sie, daß die einzig richtige Bezeichnung, die auf sie zutraf, in Jesaja 43:10-12 zu finden ist: „Jehovas Zeugen“. Im Jahre 1931 nahmen sie freudig diesen Namen an.
Licht auf Prophezeiungen und Gleichnisse
14. Welches Verständnis der Prophezeiungen über eine Wiederherstellung Israels vermittelte das zunehmende Licht?
14 Damals vertraten viele die Auffassung, durch die Rückkehr der Juden in ihre Heimat würden sich biblische Prophezeiungen erfüllen. Doch diese herrlichen und ermutigenden Prophezeiungen über eine Wiederherstellung erfüllten sich ursprünglich im 6. Jahrhundert v. u. Z., als die Juden aus Babylon zurückkehrten, und die größere Erfüllung findet in unserer Zeit am geistigen Israel statt. Den Beweis für diese Erfüllung erkennen wir in dem geistigen Paradies, in dem sich das neuzeitliche „Israel Gottes“ und seine loyalen Gefährten befinden (2. Kor. 12:4; Gal. 6:16).
15, 16. Welches Licht fiel auf zwei Gleichnisse Jesu?
15 Auch Jesu Gleichnisse wurden besser verstanden. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das in Matthäus 25:31-46 aufgezeichnete Gleichnis von den Schafen und den Böcken. Lange Zeit wurde die Auffassung vertreten, dieses Gleichnis werde sich während der Tausendjahrherrschaft Christi erfüllen. Aber Jehovas Zeugen erkannten schließlich, daß die Erfüllung unmöglich in diese Zeit fallen kann. Einer der verschiedenen Gründe dafür besteht darin, daß Christi Brüder während seiner Tausendjahrherrschaft nicht auf der Erde sein werden, geschweige denn sich aufgrund von Krankheit oder Verfolgung in Not befinden werden. Das Gleichnis muß sich also heute erfüllen, während der im Himmel inthronisierte Jesus die Nationen zum Gericht versammelt, was durch die zu beobachtenden Tatsachen auch bestätigt wird.
16 Auf das Gleichnis von dem Reichen und Lazarus wurde ebenfalls Licht geworfen. Man erkannte, daß der Reiche nicht die ganze jüdische Nation darstellt, sondern die heuchlerischen wohlhabenden Religionsführer der Tage Jesu und dementsprechend ein Sinnbild der heutigen Geistlichkeit der Christenheit ist (Luk. 16:19-31).
17. Welches bemerkenswerte Verständnis erlangten Jehovas Diener über die Offenbarung?
17 Durch das vermehrte Licht erkannten Jehovas Diener auch, daß sich die Offenbarung nicht, wie man früher dachte, während der ganzen Geschichte der Christenversammlung — von der Zeit der Apostel bis zur Gegenwart — erfüllt hat, sondern daß sie sich erst auf dem Höhepunkt dieser Zeit, am „Tage des Herrn“, das heißt seit 1914, erfüllt (Offb. 1:10). Sie verstanden, daß der Beginn des „Tages des Herrn“ von einem Krieg im Himmel gekennzeichnet war, in dessen Verlauf Michael (der inthronisierte Jesus Christus) und seine Engel Satan und dessen Engel aus dem Himmel warfen (Offb. 12:1-12). Jehovas Diener freuten sich sehr, als sie feststellten, daß ihr Königreichswerk besonders in den Kapiteln 2, 3 und 6 bis 11 der Offenbarung vorhergesagt worden war.
Theokratische Ordnung
18. Was erkannte man bezüglich der theokratischen Ordnung in den Versammlungen, und wie wurde diese Erkenntnis angewandt?
18 Es könnten noch viele weitere Beispiele für die Zunahme des Lichts in unserer Zeit angeführt werden, aber Platzgründe gestatten nur noch eines. Es steht mit dem theokratischen Gesetz oder einem von Gott bestimmten Vorgehen in Zusammenhang. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Versammlungen der Bibelforscher auf demokratische Weise geleitet; man wollte vom autokratischen, hierarchischen System abkommen. Doch im Jahre 1938 erkannten Jehovas Zeugen, daß diese demokratische Einrichtung nicht durch die Bibel gestützt wurde. Sie entsprach nicht der theokratischen Ordnung, in der Gott herrscht, der Herrschaft von oben nach unten, sondern der Menschenherrschaft, der Herrschaft von unten nach oben (Jes. 60:1, 17-19). So hat der „treue und verständige Sklave“e vor einiger Zeit damit begonnen, unter der Leitung des heiligen Geistes in den Versammlungen Männer zu Ältesten und Dienstamtgehilfen zu ernennen (Apg. 20:28). Diese müssen die schriftgemäßen Voraussetzungen erfüllen, die in 1. Timotheus 3:1-13 und Titus 1:5-9 niedergelegt sind.
19. Warum war nicht zu erwarten, daß sogleich das volle Licht erstrahlen würde?
19 All das beweist, daß der Pfad des Volkes Jehovas wie das glänzende Licht ist, das immer heller leuchtet (Spr. 4:18). Als Gottes Diener aus der großen Finsternis herauskamen, in der sich „Babylon die Große“, das Weltreich der falschen Religion, befindet, war nicht zu erwarten, daß sie alles sogleich im rechten Licht sehen würden (Offb. 17:5). Der Glanz der geoffenbarten Wahrheit hätte sie in geistiger Hinsicht blenden und sogar verwirren können. Man könnte sich vergleichsweise vorstellen, was geschieht, wenn jemand aus einem völlig finsteren Raum in grelles Sonnenlicht tritt. Es dauert einige Zeit, bis sich die Augen des Betreffenden an den plötzlichen strahlenden Glanz des Sonnenlichtes gewöhnen.
20. (a) Welchen umfassenden Bereich hat das fortschreitende Licht der Wahrheit erhellt? (b) Welche Fragen sind noch zu betrachten?
20 Wie wir gesehen haben, hat das fortschreitende Licht der Wahrheit einen umfassenden Bereich erhellt. Es hat zu einem besseren Verständnis geführt, was zum Beispiel Lehren und Prophezeiungen betrifft sowie den christlichen Lebenswandel, den für Christen geltenden Auftrag, die Bedeutung der Gleichnisse Jesu und die richtige Versammlungsorganisation. Das alles ist klar genug. Einige mögen jedoch fragen: Wieso verläuft der Pfad wahrer Christen anscheinend nicht immer in gerader Richtung? Wie ist das zu erklären? Was die Beantwortung dieser Fragen angeht, verweisen wir den Leser auf den folgenden Artikel.
[Fußnoten]
a Siehe das Buch „Dein Königreich komme“, Seite 101 bis 103, herausgegeben von der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft.
b Die Schriftstudien, Bd. 1, S. 27—33.
c „The Watch Tower Reprints“, Bd. 1, S. 369—371.
d Die Schriftstudien, Bd. 1, S. 35, 36.
e Jesus sagte vorher, daß er den „treuen und verständigen Sklaven“ über seine ganze Habe setzen werde, damit er geistige Speise an seine Nachfolger austeile. Die erwähnten Tatsachen beweisen, daß es sich bei diesem „Sklaven“ um eine Kollektivperson handelt und daß er mit den christlichen Zeugen Jehovas verbunden ist (Mat. 24:45-47).
[Kasten auf Seite 25]
Die neuzeitlichen Diener Jehovas erlangten frühzeitig eine Erkenntnis darüber, daß ...
... Jehova der eine wahre Gott ist und Jesus Christus sein einziggezeugter Sohn.
... der heilige Geist Gottes wirksame Kraft ist.
... die Seele sterblich ist und die Hoffnung für die Toten in einer Auferstehung besteht.
... Christus 144 000 Miterben im Himmel haben wird, während die übrigen der gehorsamen Menschen ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde erlangen werden.
Im Laufe der Zeit verstanden sie auch, daß ...
... Gott das Böse wegen der Streitfrage um die universelle Souveränität zuläßt.
... sich die Prophezeiungen über eine Wiederherstellung Israels auf das geistige Israel beziehen.
... sich das, was in der Offenbarung steht, am „Tag des Herrn“ erfüllt.
[Bild auf Seite 24]
Das durch den „Wachtturm“ vermittelte Verständnis der Vorsätze Jehovas ist im Laufe der Jahre immer klarer geworden.
-
-
Der Pfad der Gerechten wird ständig hellerDer Wachtturm 1982 | 15. Mai
-
-
Der Pfad der Gerechten wird ständig heller
„Wenn einer, der über Menschen herrscht, gerecht ist, ... dann ist es wie das Morgenlicht, wenn die Sonne aufleuchtet“ (2. Sam. 23:3, 4).
1. Welche Erwartung erwecken die Worte aus 2. Samuel 23:3, 4, und hat sie sich erfüllt?
DAS Licht, das seit frühesten Zeiten auf den Weg der Diener Jehovas fällt, hat bis heute ständig zugenommen. Das ist besonders seit dem bemerkenswerten Jahr 1914 der Fall, dem Jahr, in dem, wie an Vorgängen auf der Erde zu erkennen war, „das Königreich der Welt ... das Königreich unseres Herrn [Jehova] und seines Christus geworden“ ist (Offb. 11:15). Wie der Sonnenschein an einem „Morgen ohne Wolken“ ist Licht aus Gottes Wort hervorgestrahlt und hat den Weg, den Jehovas Diener gehen sollten, immer mehr erhellt (2. Sam. 23:3, 4).
2. Wie könnte man gewisse Änderungen unseres Standpunktes, die von Zeit zu Zeit erfolgt sind, betrachten?
2 Für einige hat es vielleicht den Anschein gehabt, als verlaufe dieser Weg nicht immer in gerader Richtung. Erklärungen, die von Jehovas sichtbarer Organisation gegeben wurden, enthielten mitunter Änderungen, die wie eine Rückkehr zu früheren Standpunkten erschienen. Doch in Wirklichkeit ist dem nicht so gewesen. Man könnte es mit dem vergleichen, was Segler als „kreuzen“ bezeichnen. Bei Gegenwind manövrieren sie die Segel so, daß das Schiff bald nach rechts, bald nach links fährt, sich aber ständig dem Ziel nähert. Und im Falle der Diener Jehovas ist dieses Ziel die „neuen Himmel und eine neue Erde“, die Gott verheißen hat (2. Pet. 3:13).
3. Welche Beweise gibt es dafür, daß Jehova seine Zeugen weiterhin segnet?
3 Zweifellos segnet Jehova weiterhin die weltweite Tätigkeit, die seine Zeugen unter der Leitung des „treuen und verständigen Sklaven“ durchführen. Das ist an den Früchten zu erkennen. Denken wir daran, daß Jesus sagte: „Jeder gute Baum [bringt] vortreffliche Frucht hervor.“ Und solche gerechten Früchte sind heute weltweit nur bei e i n e m Volk zu sehen: bei der geeinten, weltumspannenden Gesellschaft der Zeugen Jehovas (Mat. 7:17).
4, 5. Was außer seinem inspirierten Wort benutzt Jehova Gott, um sein Volk zu leiten?
4 Ganz gleich, wo wir auf der Erde leben, dient uns Gottes Wort, was unseren Lebenswandel und unsere Glaubensansichten betrifft, ständig als ein Licht für unseren Pfad und eine Leuchte für unseren Weg (Ps. 119:105). Aber Jehova Gott hat auch eine sichtbare Organisation, seinen „treuen und verständigen Sklaven“, der aus Geistgesalbten besteht und Christen in allen Nationen hilft, die Bibel zu verstehen und sie in ihrem Leben richtig anzuwenden. Wenn wir nicht mit diesem Mitteilungskanal, den Gott benutzt, in Verbindung stehen, werden wir auf dem Weg zum Leben keine Fortschritte machen, ungeachtet dessen, wie häufig wir in der Bibel lesen. (Vergleiche Apostelgeschichte 8:30-40.)
5 Was Gottes Mitteilungskanal angeht, sagte Jesus, daß seine Nachfolger von dem „treuen und verständigen Sklaven“ geistige Speise zur rechten Zeit erhalten würden und daß er diesen „Sklaven“ über seine ganze Habe setzen werde (Mat. 24:45-47). Außerdem ist bemerkenswert, daß der Apostel Paulus in Epheser 4:11-16 darauf hinwies, daß die Christenversammlung nicht nur inspirierte Personen wie Apostel und Propheten benötigt, sondern auch Evangeliumsverkündiger, Hirten und Lehrer, um Christen zu helfen, zur Einheit im Glauben und zur genauen Erkenntnis des Sohnes Gottes und zu voller geistiger Reife zu gelangen. (Siehe auch 1. Korinther 1:10; Philipper 1:9-11.)
6. Aus welchen Gründen ist es dann und wann notwendig gewesen, gewisse Standpunkte neu zu überdenken?
6 Dieser „treue und verständige Sklave“, der mit Jehovas Zeugen verbunden ist, ist von Jehova Gott tatsächlich gebraucht worden, um sein Volk zu führen, zu stärken und zu leiten. Da das Licht ständig heller scheint und da zufolge menschlicher Unvollkommenheiten Fehler gemacht wurden, mußten diese Christen gewisse Standpunkte und Lehren dann und wann neu überdenken. Hat dies aber nicht zu einem besseren Verständnis geführt, was zu ihrem Nutzen gewesen ist? Betrachten wir einige Beispiele.
Das Lösegeld und der Name Jehovas
7. Warum und gestützt auf welche Grundlage wurde die Lehre vom Lösegeld von den Bibelforschern so sehr betont?
7 Im Jahre 1878 löste Charles T. Russell, der später der erste Präsident der Watch Tower Society wurde, wegen einer Streitfrage über das Lösegeld seine Bindungen zu N. H. Barbour, dem Mitherausgeber der Zeitschrift The Herald of the Morning. Barbour glaubte nicht an die Macht des Opfers Jesu, Sünden auszulöschen. In den darauffolgenden Jahren betrachteten die Bibelforscher, wie Jehovas Zeugen sich damals nannten, das Lösegeld als die Hauptlehre der Bibel. Und es besteht kein Zweifel darüber, daß die Rettung durch den Glauben an Christi Lösegeld in Gottes Wort betont wird (Joh. 3:16; Apg. 4:12; Heb. 5:9; Offb. 7:10). Jesu Loskaufsopfer wurde durch die Opferung Isaaks, zu der Abraham bereit war, und durch die unter dem mosaischen Gesetz dargebrachten Opfer vorgeschattet. Es war auch von den Propheten vorhergesagt worden. Daher legten die Bibelforscher großen Nachdruck auf das, was Christus für die Menschheit getan hat (Luk. 24:25-27, 44).
8. (a) Was erkannte man als etwas noch weit Wichtigeres? (b) Was war die Folge davon, doch welche Änderung erfolgte in späteren Jahrzehnten?
8 Die Bibel zeigt jedoch, daß es etwas noch weit Wichtigeres gibt als unsere persönliche Rettung. Es ist die große Streitfrage, bei der es um die universelle Souveränität Jehovas geht, die Satan bei der Rebellion in Eden in Frage zog (1. Mo. 3:15; 1. Kor. 15:24, 25; Offb. 11:15; 12:10). Sie erfordert die Rechtfertigung des Namens Jehovas. Tatsächlich ist das Thema der ganzen Bibel, von 1. Mose bis Offenbarung, das messianische Königreich, durch das dieser glorreiche Name für alle Zeit gerechtfertigt und erhöht wird. Fünfundsiebzigmal finden wir in der Bibel den Ausspruch Gottes: ‘Sie werden wissen, daß ich Jehova bin.’a Seine Zeugen erkannten nach einiger Zeit, daß Menschen auch aufgrund der Tatsache, daß es um seinen Namen geht, zu ihm flehen können und daß „jeder, der den Namen Jehovas anruft, ... gerettet werden“ wird (Röm. 10:13; Joel 2:32; Zeph. 3:9). Einige Jahre lang wurden der Name Jehovas und seine Rechtfertigung so sehr herausgestellt, daß Kritiker die Zeugen beschuldigten, nicht an Jesus Christus zu glauben. Man hatte den erwähnten Gesichtspunkt aber höchstens überbetont. Wie regelmäßige Leser des Wachtturms in den letzten Jahrzehnten erkennen konnten, würdigen Jehovas Zeugen gebührend die Rolle, die Jesus bei der Verwirklichung der Vorsätze Gottes spielt. Tatsächlich wird Jesus in der Bibel als Gottes ‘Hauptvermittler der Rettung’ in den Brennpunkt gerückt (Heb. 2:10; 12:2; Offb. 19:10).
9. Welches Prinzip, von dem man sich in der Wissenschaft bei der Suche nach der Wahrheit leiten läßt, scheint hier zu gelten?
9 Man könnte sagen, daß solche Änderungen einem Prinzip folgten, von dem man sich, wie es heißt, in der Wissenschaft bei der Suche nach der Wahrheit leiten läßt. Es funktioniert, kurz gesagt, folgendermaßen: Man stellt eine These auf, die als Ausgangspunkt für weitere Argumentation dient. Die These bietet große Möglichkeiten in bezug auf ein tieferes Verständnis oder in bezug auf die praktische Anwendung. Aber nach einiger Zeit stellt man gewisse Mängel oder Schwächen fest. Man neigt dann dazu, eine der These widersprechende Behauptung, eine Antithese, aufzustellen. Später findet man heraus, daß auch diese nicht der vollen Wahrheit entspricht, und man verbindet daher die wertvollen Punkte beider Behauptungen miteinander. Dieses Prinzip ist immer wieder angewandt worden, so daß sich Sprüche 4:18 erfüllt hat.b
Lebenswandel und Predigen
10, 11. Welche beiden Standpunkte wurden nacheinander betont, und zu welchem Ergebnis führte es?
10 Betrachten wir ein weiteres Beispiel: Etwa 40 Jahre lang hoben die Bibelforscher die Wichtigkeit hervor, eine vortreffliche christliche Persönlichkeit zu entwickeln, was sie „Charakterentwicklung“ nannten. Man betonte sie deswegen so sehr, weil sie in der Christenheit vernachlässigt wurde. Christen sollten freilich auch Zeugnis ablegen, indem sie mit anderen über Gottes Vorsätze sprachen, doch dies galt mehr oder weniger als zweitrangig. Als Gottes Volk später erkannte, wie wichtig der Name Jehovas ist und daß man für Gottes Namen und sein Königreich Zeugnis ablegen sollte, wurde darauf Nachdruck gelegt, was dazu führte, daß man der Entwicklung einer christusähnlichen Persönlichkeit weniger Beachtung schenkte. Man argumentierte, Jesus sei vor allem deswegen gekommen, um Zeugnis abzulegen, und das Predigen sei in Wirklichkeit das, was zähle. Es wurde notwendig, zwischen diesen beiden Einstellungen einen ausgewogenen Standpunkt zu finden (Röm. 10:10; Gal. 5:22, 23).
11 Schließlich gelangte man zu dieser erfreulichen Ausgewogenheit. Christen müssen sowohl die Frucht des Geistes Gottes hervorbringen als auch furchtlos und treu für Jehova Zeugnis ablegen. Wir können nicht das eine vernachlässigen, nur weil wir das andere tun. Der Apostel Paulus sagte: „Wehe mir, wenn ich die gute Botschaft nicht verkündigte!“ Er sagte aber auch: „Ich zerschlage meinen Leib und mache ihn zum Sklaven, damit ich mich nicht, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst irgendwie als unbewährt erweise“ (1. Kor. 9:16, 27).
Den „obrigkeitlichen Gewalten“ untertan
12, 13. (a) Welche Ansicht wurde zuerst in bezug auf die in Römer 13:1 erwähnten „obrigkeitlichen Gewalten“ vertreten? (b) Zu welchem gegenteiligen Standpunkt führte dies, doch worin lag der offensichtliche Nutzen?
12 Ein anderes Beispiel dafür, wie man gewissermaßen durch Navigieren den richtigen Standpunkt „ansteuerte“, ist die Art und Weise, wie man zu einem genauen Verständnis von Römer 13:1-7 gelangte. Die ersten Bibelforscher verstanden unter den „obrigkeitlichen Gewalten“ richtigerweise die Regierungen der Welt. Aufgrund dieses Verständnisses schlußfolgerten sie, ein Christ müsse, wenn er in Kriegszeiten eingezogen werde, in der Armee dienen, eine Uniform tragen und in den Kampf ziehen. Er dürfe jedoch, statt einen Mitmenschen zu töten, in die Luft schießen.
13 Daß der Apostel Paulus ein solches Verhalten nicht befürworten wollte, lag auf der Hand. Daher erhob sich die Frage: Könnten mit den „obrigkeitlichen Gewalten“ nicht Jehova Gott und Jesus Christus gemeint sein? Eine Zeitlang hielten Gottes Diener an diesem Standpunkt fest. Und während der schwierigen Jahre des Zweiten Weltkrieges empfingen sie dadurch auf alle Fälle die Kraft, ‘Gott, dem Herrscher, mehr zu gehorchen als den Menschen’. So erwarben sie sich den einmaligen Ruf, auf der ganzen Erde furchtlos die christliche Neutralität bewahrt zu haben (Apg. 5:28, 29). Es wurde nie in Frage gezogen, daß Christen in erster Linie dem Souveränen Herrn Jehova und dem König, Jesus Christus, Untertanentreue schulden. Sind Jehova und Jesus Christus aber gleichzeitig die „obrigkeitlichen Gewalten“, denen wir ‘Steuer, Tribut und Ehre erstatten’ müssen? (Röm. 13:7).
14. Wie wurde die Frage der Unterordnung unter die weltlichen Herrscher schließlich im richtigen Licht gesehen?
14 Im Jahre 1962 führte Jehova sein Volk zu einem Verständnis des Grundsatzes der relativen Unterordnung. Man erkannte, daß Gott hingegebene Christen weltlichen Herrschern, den „obrigkeitlichen Gewalten“, gehorchen und sie bereitwillig als „Gottes Dienerin“ anerkennen müssen, ‘ihnen zum Guten’ (Röm. 13:4). Was aber, wenn diese „Gewalten“ von ihnen verlangen, Gottes Gesetze zu übertreten? Bis zu diesem Punkt gehorchen Christen dem Gebot aus Römer 13:1: „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan.“ Gemäß Jesu Worten aus Matthäus 22:21 besteht aber eine Einschränkung: „Zahlt daher Cäsars Dinge Cäsar zurück, Gottes Dinge aber Gott.“ Wenn also „Cäsar“ von Christen etwas verlangt, was dem Willen Gottes widerspricht, müssen sie Jehovas Gesetz dem des „Cäsars“ voranstellen. Das ist das Gegenteil von dem, was in der Christenheit im allgemeinen getan wird. Viele sogenannte Christen haben wenig Skrupel, Gottes Gesetze zu übertreten, wenn es ihnen vom „Cäsar“ befohlen wird. Ein Patriot sagte einmal: „Möge unser Land immer recht handeln; aber es ist unser Land, sei es im Recht, sei es im Unrecht.“ Die christlichen Zeugen Jehovas sind jedoch nicht dieser Auffassung. Wenn ihnen befohlen wird, gegen Gottes Willen zu handeln, antworten sie mit den Worten der Apostel Jesu: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg. 5:29).
Wer sind die Diener Gottes?
15, 16. (a) Welches Verständnis hatte man lange Zeit über die Frage, wer die Diener Gottes sind? (b) Welche Änderung wurde vorgenommen, und warum? (c) Welche Mängel wies diese Änderung auf?
15 Die Frage, ob alle Christen, die sich aufrichtig Gott hingegeben haben, ohne Rücksicht auf ihr Alter oder Geschlecht Diener Gottes (bzw. Religionsdiener) sind, ist noch ein weiteres Beispiel dafür, daß das Licht immer heller leuchtet. Viele Jahre vertraten Jehovas Zeugen den Standpunkt, daß alle, die bereuen, sich bekehren, Glauben an Gott und Christus ausüben, sich Jehova hingeben, um seinen Willen zu tun, wie er durch Christus geoffenbart wird, und sich taufen lassen, tatsächlich Diener Gottes (bzw. Religionsdiener) sind. Dann erhoben aber einige gewisse Einwände dagegen. Auch Behörden erklärten sich mit diesem Standpunkt oft nicht einverstanden. Ein anderes Argument war, daß es in vielen Sprachen kein gleichbedeutendes Wort für „Minister“ (im Sinne eines religiösen Amtsträgers bzw. Religionsdieners) gibt und man es daher auch nicht in den Sprachen, in denen ein solches Wort vorhanden ist, in religiösem Sinne verwenden sollte. Man argumentierte außerdem, daß die Taufe wohl kaum eine passende Ordinationszeremonie sei. Waren dies aber triftige Gründe dafür, die Bezeichnung „Minister“ oder Diener Gottes in den betreffenden Sprachen auf diejenigen zu beschränken, denen in der Versammlung ein Amt übertragen worden ist, auf Älteste und Dienstamtgehilfen?
16 Tatsache ist, daß die Gesetze des Landes gewöhnlich jeder Religionsorganisation das Recht zugestehen, zu bestimmen, wodurch jemand einer ihrer Religionsdiener wird. Daß andere diesen Standpunkt nicht verstehen oder nicht akzeptieren, hat darauf keinen Einfluß. Es hat auch nichts zu sagen, daß es in vielen Sprachen keinen gleichbedeutenden Ausdruck für „Minister“ (im Sinne eines religiösen Amtsträgers) gibt. Alle, deren Sprache eine solche Bezeichnung kennt — zum Beispiel Englisch, Italienisch und Spanisch —, sollten sich nicht davon abhalten lassen, sie zu gebrauchen, wenn sie einem nützlichen Zweck dient.
17, 18. Wer kann wirklich ein Diener Gottes in diesem besonderen Sinne sein, und wie sollte er seinen „Dienst“ betrachten?
17 „Der Ausdruck Diener Gottes ist nützlich, weil er eine besondere Art „Diener“ bezeichnet, jemand mit einer erhabenen, besonderen Dienstzuteilung. Wer beweisen kann, daß er, ungeachtet des Alters und Geschlechts, ein gutes Verständnis des Willens und der Vorsätze Gottes bezüglich der Menschheit besitzt, ein Leben in Übereinstimmung mit biblischen Grundsätzen führt, sich Gott hingegeben hat und sich im Einklang mit Jesu Gebot aus Matthäus 28:19, 20 hat taufen lassen, ist in Wirklichkeit ein Diener Gottes. Tatsächlich kann gesagt werden, daß ein solcher befähigter ist, für Gott zu sprechen, als jemand, der ein Theologieseminar besucht hat, aber Gottes Vorsätze nicht versteht und sein Leben nicht mit den gerechten Anforderungen Gottes in Übereinstimmung gebracht hat. Wer Gott wahrhaft dient, kann mit dem Apostel Paulus sagen: „[Ich] verherrliche ... meinen Dienst“ (Röm. 11:13).
18 Es muß betont werden, daß der Ausdruck Diener Gottes kein Titel, sondern eine Bezeichnung ist. (Vergleiche Matthäus 20:28.) Es genügt nicht, daß der Betreffende die Voraussetzungen erfüllt, um sich als ein Diener Jehovas taufen zu lassen. Er muß seinen Gottesdienst, seinen „heiligen Dienst“ für Jehova Gott, zur wichtigsten Aufgabe seines Lebens machen, sonst könnte er — ganz gleich, wieviel Zeit er aufgrund der Verhältnisse, auf die er keinen Einfluß hat, vielleicht einsetzen kann — sich eigentlich nicht als ein Diener Gottes (bzw. Religionsdiener) bezeichnen oder von anderen als ein solcher betrachtet werden (Röm. 12:1; 2. Tim. 4:5).
19. (a) Diese Entwicklung des Verständnisses hat wozu geführt, doch wie sind Loyale gesegnet worden? (b) Durch welche Einrichtung teilt Jehova geistige Speise aus, und warum sollten wir uns immer für diese Einrichtung entscheiden?
19 Eine solche Entwicklung des Verständnisses, bei der sozusagen „gekreuzt“ werden muß, hat für die mit dem „treuen und verständigen Sklaven“ Verbundenen natürlich manche Prüfung ihrer Loyalität mit sich gebracht. Doch die „gute Botschaft“ und ihre Bedeutung wurden immer besser verstanden. Alle, die eng mit Gottes Organisation verbunden sind, haben die Erfahrung gemacht, daß sich Fragen und Gedanken, die schwer zu verstehen sind, im Laufe der Zeit klären. Und es ist wirklich herzerfreuend und befriedigend, zu sehen, wie das Licht immer deutlicher hervorstrahlt. Was Petrus sagte, als einige Jünger über Jesu Lehren strauchelten, trifft zu: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens“ (Joh. 6:68). Der Herr Jesus Christus hat immer noch diese „Worte“, und er teilt sie durch die e i n e Organisation aus, durch den „treuen und verständigen Sklaven“, dessen er sich heute auf der Erde bedient. Diese Organisation gleicht dem „guten Baum“, von dem Jesus sagte, daß er „vortreffliche Frucht“ hervorbringt (Mat. 7:17). Die einzige Alternative wäre eine Verbindung mit Satans politischem „wilden Tier“ oder Groß-Babylon, dem Weltreich der falschen Religion (Offb. 13:1; 17:5). Kein Gott hingegebener Christ hätte den Wunsch, dorthin zurückzukehren (2. Pet. 2:22; Joh. 14:6).
20. (a) Wovon können wir heute in bezug auf ‘das Licht, das aufstrahlt’, mehr denn je überzeugt sein? (b) Welche glückliche Zukunft steht allen in Aussicht, die sich für den Weg des zunehmenden Lichts entscheiden?
20 Ja, „Licht selbst ist aufgestrahlt für den Gerechten“ (Ps. 97:11). Sprüche 4:18 erfüllt sich, indem „der Pfad der Gerechten“ einem Licht gleicht, das immer heller leuchtet. Werden hin und wieder gewisse Änderungen vorgenommen, so haben sie ausnahmslos eine Verbesserung zur Folge. Sie sind nie vergeblich. Da Christus heute herrscht, ist das Licht, dessen sich Jehovas Volk erfreut, „wie das Morgenlicht, wenn die Sonne aufleuchtet“ (2. Sam. 23:3, 4; Mat. 25:31). Alle, die mit der Organisation des „treuen und verständigen Sklaven“, dem sichtbaren Mitteilungskanal Jehovas, loyal dienen, sind wirklich begünstigt. Sie haben eine weise Wahl getroffen, denn ihr Weg führt zu dem kostbaren Ziel: ewiges Leben in Jehovas neuer Ordnung (Jes. 65:17, 18; 66:22).
-