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Die Ansicht der Kirche über sexuelle Fragen und die EheErwachet! 1985 | 8. November
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Die Ansicht der Kirche über sexuelle Fragen und die Ehe
SEX und Ehe sind Themen von weltweitem Interesse. Vielleicht auf keinem anderen Gebiet suchen Menschen so viel Rat und Anleitung. Die Bibel spricht offen über sexuelle Fragen; sie sagt darüber wahrscheinlich mehr, als die meisten denken. Auch die führende Religionsorganisation der westlichen Welt, die katholische Kirche, schweigt darüber nicht.
Durch ihre Lehre über das Geschlechtliche hat die katholische Kirche das Leben von Millionen ihrer Anhänger nachhaltig beeinflußt. Im besonderen wird davon das Leben der Priester und Nonnen berührt. Hat die kirchliche Lehre gute, nützliche Auswirkungen oder nachteilige? Was zeigt ein Vergleich der kirchlichen Ansicht über sexuelle Fragen mit den Lehren der Bibel? In der vorliegenden Artikelserie wird dies untersucht.
Die Ansicht der katholischen Kirche über sexuelle Fragen und die Ehe wird in einem katholischen Nachschlagewerk wie folgt dargelegt: „Die Grundsätze, die die Kirche bewogen haben, ihren Geistlichen den Zölibat aufzuerlegen, bestehen darin, ... daß das Leben der Enthaltsamkeit, das sie sich aufgrund ihres Dienstes am Altar erwählen, heiliger ist als das Eheleben.“
Wie steht es aber mit der Ehe, wenn nach der katholischen Lehre geschlechtliche Enthaltsamkeit „heiliger“ ist als die eheliche Verbindung? Diese Frage beschäftigt Historiker schon seit langem. So fragt zum Beispiel Paul Johnson in dem Buch A History of Christianity (Geschichte des Christentums): „Wenn daher die Ehelosigkeit vorzüglicher wäre als die Ehe — obwohl diese erlaubt ist —, würde das dann nicht den Gedanken nahelegen, daß das Geschlechtliche an sich etwas Schlechtes sei und sogar in der Ehe eine Art konzessionierte Sünde?“
Der Nachdruck, den Papst Johannes Paul II. auf die vermehrte Verehrung der „Jungfrau Maria“ legt, hat in keiner Weise den Eindruck gemindert, der Ehestand sei unrein, wenn nicht gar sündig. Das Dogma der „immerwährenden Jungfräulichkeit Marias“ hat die Vorstellung fortbestehen lassen, geschlechtliche Beziehungen seien etwas Unreines. Dieses Dogma legt den Gedanken nahe, daß der eheliche Akt auch nach der Geburt Jesu Marias Ansehen als heilige Frau befleckt hätte.
Kein Wunder, daß das „Glaubensgeheimnis der Erbsünde“ und die „immerwährende Jungfräulichkeit Marias“ zu den großen Problemen gehören, die aufrichtige Katholiken beunruhigen. „Man könnte die Unfehlbarkeit des Papstes hinzufügen, die von vielen angezweifelt wird“, bemerkte der katholische Autor Jacques Duquesne.
Die päpstliche Entscheidung, die zweifellos am meisten dazu beigetragen hat, den Glauben der Katholiken an die Unfehlbarkeit des Papstes zu untergraben, ist die Enzyklika Humanae vitae Pauls VI. vom Jahre 1968. Sie bestätigt die katholische Lehre, die künstliche Methoden der Empfängnisverhütung verbietet. Die Encyclopædia Britannica schreibt darüber: „Diese Enzyklika rief ablehnende Reaktionen [unter Katholiken] hervor, die man als die heftigsten Angriffe auf die Autorität der päpstlichen Lehre in der Neuzeit beschreiben könnte. Auch seine [Pauls VI.] unnachgiebige Haltung gegenüber dem priesterlichen Zölibat ... hat auf vielen Seiten heftige Kritik hervorgerufen.“
Es ist offenkundig, daß die Ansicht der katholischen Kirche über die Ehe und den priesterlichen Zölibat für Katholiken Probleme geschaffen hat. Warum hat sich die Kirche diese Probleme selbst aufgebürdet? Was hat sie veranlaßt, Priestern und Nonnen die Ehelosigkeit vorzuschreiben und auf dem Dogma der „immerwährenden Jungfräulichkeit Marias“ zu bestehen?
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Der Zölibat — Warum eine Pflicht?Erwachet! 1985 | 8. November
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Der Zölibat — Warum eine Pflicht?
DER Zölibat als Erfordernis für das Priesteramt wird unter Katholiken immer unpopulärer. Als der Papst vor einiger Zeit die Schweiz besuchte, ergab eine Umfrage, daß sich nur 38 Prozent der dortigen Katholiken für den priesterlichen Zölibat aussprachen. Wie eine in den Vereinigten Staaten durchgeführte Umfrage des Gallup-Instituts (1983) zeigte, waren 58 Prozent der Katholiken der Meinung, man solle Priestern das Heiraten erlauben.
Doch wie schon Papst Paul VI. in seiner berühmten Enzyklika Sacerdotalis caelibatus (Priesterlicher Zölibat, 1967), so hat auch Johannes Paul II. das Zölibatsgesetz bestätigt. Warum besteht der Vatikan weiterhin auf diesem unpopulären Gesetz, wenn es doch seinen eigenen Interessen entgegenzustehen scheint? Ist der priesterliche Zölibat ein Erfordernis, das Christus und die Apostel festlegten?
Wo hat er seinen Ursprung?
In der Einleitung zu seiner Enzyklika vom Jahre 1967 gab Papst Paul VI. zu: „Der erste Einwand scheint seinen Ursprung von der höchsten Autorität zu nehmen, vom Neuen Testament, das die Lehre Christi und der Apostel bewahrt. Es verlangt nicht die Ehelosigkeit jener, die dem heiligen Dienst obliegen.“ Ähnlich heißt es in der Catholic Encyclopedia: „Diese Stellen [1. Timotheus 3:2, 12; Titus 1:6] stehen im Widerspruch zu der Behauptung, der Zölibat sei für die Geistlichkeit von Anfang an obligatorisch gewesen. ... Diese Wahlfreiheit scheint während der ganzen Zeit angedauert zu haben, die man als ... die erste Periode der kirchlichen Gesetzgebung bezeichnen könnte, d. i. bis etwa zur Zeit Konstantins und des Konzils von Nizäa.“
Wo hat die Zölibatspflicht für Priester ihren Ursprung, wenn sie nicht von Christus und seinen Aposteln herrührt?
„In alten heidnischen Zeiten hielt man den Zölibat in Ehren“, heißt es in M’Clintock and Strong’s Cyclopædia. Andere Nachschlagewerke zeigen, daß diese „alten heidnischen Zeiten“ bis in das alte Babylon und das alte Ägypten zurückgehen. In der New Encyclopædia Britannica wird gesagt: „Mit der Entstehung der großen Kulturen des Altertums kam der Zölibat in verschiedenen Verbindungen zum Vorschein.“ Er war zum Beispiel mit der Anbetung der Isis, der ägyptischen Fruchtbarkeitsgöttin, verbunden. Die Encyclopædia Britannica sagt darüber: „Für diejenigen, die ihre heiligen Mysterien feierten, war geschlechtliche Enthaltsamkeit ein absolutes Erfordernis.“
Außerdem schreibt Alexander Hislop in seinem Buch The Two Babylons: „Jeder Gelehrte weiß, daß der Kult der Kybele, der babylonischen Göttin, als er in das heidnische Rom Eingang fand, in seiner ursprünglichen Form eingeführt wurde, das heißt mit seiner im Zölibat lebenden Priesterschaft.“
Warum hat die katholische Kirche in Anlehnung an alte heidnische Religionen das Erfordernis einer im Zölibat lebenden Geistlichkeit übernommen?
Warum das Erfordernis übernommen wurde
Der priesterliche Zölibat verleiht der Kirche Macht. Das liegt daran, daß Priester nur durch hierarchische Ernennung eingesetzt werden können, da sie für ihr Priesteramt keine Erben haben. Selbst in der Catholic Encyclopedia wird zugegeben, daß man Rom vorgeworfen hat, den Zölibat als Mittel zu benutzen, „um die Abhängigkeit der Geistlichkeit von der zentralen Autorität des Heiligen Stuhls zu sichern“.
Aber nicht nur das. Der Überblick über die „Geschichte des Zölibats“ (Seite 6) zeigt, daß der Zölibat erst im 12. Jahrhundert u. Z. zum Kirchengesetz wurde. Papst Gregor VII. (1073 bis 1085) trug entscheidend dazu bei, den Weg für die Annahme des Gesetzes zu bereiten. Interessanterweise wird von ihm gesagt, er habe „deutlicher als jeder andere zuvor die enorme Zunahme des Einflusses erkannt, die sich aus einer streng im Zölibat lebenden Geistlichkeit ergeben würde“.
Doch der priesterliche Zölibat diente nicht nur zur Unterstützung der katholischen Hierarchie, sondern dadurch wurde der Geistlichkeit auch Überlegenheit gegenüber dem einfachen Volk verliehen. Georges Duby, einer der führenden Historiker Frankreichs, sagte vor einiger Zeit von den Mönchen und Priestern des Mittelalters, daß sie aufgrund des Zölibats „in der Rangordnung über anderen standen“. „Sie hatten das Recht, über die übrige Gesellschaft zu herrschen.“
Die Folgen
Über die Folgen des Eheverbots für Priester schreibt die Catholic Encyclopedia: „Uns ist nicht daran gelegen, den Tiefstand der Moral zu beschönigen oder zu leugnen, auf den die katholische Geistlichkeit in verschiedenen Zeitabschnitten der Weltgeschichte und in verschiedenen Ländern, die sich christlich nennen, gelegentlich gesunken ist.“ Auch heute hat die Unmoral unter der Geistlichkeit in vielen Ländern dazu geführt, daß das Priesteramt in den Augen ehrlicher Menschen an Achtung verloren hat.
Das aus heidnischen Kulten stammende Gesetz des priesterlichen Zölibats hat auch zur Folge, daß die Ehe, eine ehrbare Einrichtung Gottes, herabgesetzt wird (Matthäus 19:4-6; 1. Mose 2:21-24; Hebräer 13:4). Die New Encyclopædia Britannica erklärt: „Dieser Gedanke einer kultischen Reinheit hat die Tendenz gefördert, die Ehe abzuwerten und die geschlechtliche Liebe zu dämonisieren. Er hat dazu geführt, daß Priester und Mönche im Zölibat leben müssen, was innerhalb der Kirche über die Jahrhunderte Streitigkeiten verursacht hat.“
Der priesterliche Zölibat wurde mit Hintergedanken eingesetzt, woraus sich erklären läßt, warum man daran festhält. Er hat sich tatsächlich weder für das katholische Volk noch für die Geistlichkeit segensreich ausgewirkt. Auch die Kirche selbst muß darunter leiden, denn man nimmt im allgemeinen an, der gegenwärtige Priestermangel sei zum großen Teil auf dieses unbiblische Gesetz zurückzuführen.
Eine Untersuchung des Dogmas von der „immerwährenden Jungfräulichkeit Marias“ wird weiteren Aufschluß über den kirchlichen Standpunkt zur Ehe und zu sexuellen Fragen vermitteln.
[Herausgestellter Text auf Seite 5]
Das Neue Testament „verlangt nicht die Ehelosigkeit jener, die dem heiligen Dienst obliegen“ (Papst Paul VI.)
[Kasten auf Seite 6]
Geschichte des Zölibats
Erstes Jahrhundert: „Im Neuen Testament ist keinerlei Hinweis darauf zu finden, daß der Zölibat eine Verpflichtung war, weder für die Apostel noch für diejenigen, die von ihnen eingesetzt wurden“ (The Catholic Encyclopedia).
Viertes Jahrhundert: „Das älteste Zeugnis eines Gesetzes über den priesterlichen Zölibat ist Kanon 33, der auf der Synode von Elvira [Spanien] um 300 n. Chr. angenommen wurde“ (Dictionnaire de Théologie Catholique).
„Auf dem Konzil von Nizäa [325 u. Z.] lehnte man es ab, dieses Gesetz [Elvira-Kanon 33] der ganzen Kirche aufzuerlegen“ (A Catholic Dictionary).
Bis zum zehnten Jahrhundert: „Jahrhundertelang war die Frage des Zölibats Gegenstand ständiger Kämpfe innerhalb der Kirche. Widernatürliche Freveltaten nahmen unter der Geistlichkeit überhand; im neunten und zehnten Jahrhundert scheint ihr Amt als Entschuldigung für Ausschweifungen gegolten zu haben. ... Viele Priester lebten offen im Ehestand, obwohl die Konzile ständig neue Anordnungen gegen sie erließen“ (M’Clintock and Strong’s Cyclopædia).
Elftes Jahrhundert: „Die Pariser Synode von 1074 nannte das Zölibatsgesetz geradezu unerträglich und unvernünftig. ... In einigen Ländern blieb das Gesetz selbst längere Zeit ganz oder teilweise unausgeführt. In England glaubte die Synode von Winchester 1076 wenigstens den bereits verheirateten Dorf- und Schloßgeistlichen die Beibehaltung ihrer Frauen gestatten zu sollen“ (F. X. von Funk: Lehrbuch der Kirchengeschichte).
Zwölftes Jahrhundert: „Schließlich wurde auf dem 1. Laterankonzil (1123) eine Verordnung erlassen (sie wurde auf dem 2. Laterankonzil ausdrücklich bestätigt, can[on] vii), die aufgrund der komplizierten Ausdrucksweise so verstanden wurde, als seien die Ehen der Subdiakone und Kleriker höherer Weihen ungültig. ... Man könnte dies als den Sieg des Zölibats bezeichnen“ (Kursivschrift von uns) (The Catholic Encyclopedia).
Bis zum sechzehnten Jahrhundert: „In der lateinischen Kirche konnte die Veröffentlichung des [Zölibats-]Gesetzes die Kontroverse nicht beenden. Im 13. und 14. Jahrhundert verlangten viele des Kirchenrechts Kundige und sogar Bischöfe die Übernahme der ostkirchlichen Gesetzgebung, die den Priestern die Ehe erlaubte. Das für das frühe Mittelalter kennzeichnende Absinken der priesterlichen Moral und sogar der religiösen Sittenmaßstäbe war für sie ein geeignetes Argument. Auf den großen Konzilen von Konstanz (1414—1418), Basel (1431—1439) und Trient (1545—1563) verlangten Bischöfe und Theologen die Abschaffung des Zölibatsgesetzes“ (Encyclopædia Universalis).
„Auf dem Trienter Konzil (1545—1563) sprachen sich mehrere Bischöfe und auch Kaiser Karl V. für eine Lockerung der [Zölibats-]Vorschriften aus. Die Mehrheit aber war der Meinung, Gott werde jemandem, der auf die rechte Weise darum bete, die Gnadengabe der Keuschheit nicht vorenthalten, und so wurde den Geistlichen der römisch-katholischen Kirche der Zölibat endgültig und für immer auferlegt“ (Kursivschrift von uns) (M’Clintock and Strong’s Cyclopædia).
Zwanzigstes Jahrhundert: „In Verbindung mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962—1965) war der Zölibat erneut Ursache für Unruhe in der römisch-katholischen Kirche. ... Seit diesem Konzil hat die Zahl der Priester, die das Priesteramt aufgeben und heiraten wollen, sehr zugenommen. ... Papst Paul VI. hat indessen eine Enzyklika, Sacerdotalis caelibatus, herausgegeben (23. Juni 1967), in der das traditionelle Zölibatsgesetz erneut bestätigt wird“ (Encyclopædia Britannica).
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Die „immerwährende Jungfräulichkeit Marias“ — ihr EinflußErwachet! 1985 | 8. November
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Die „immerwährende Jungfräulichkeit Marias“ — ihr Einfluß
EINIGE Leser mögen überrascht, wenn nicht gar schockiert sein, daß die „immerwährende Jungfräulichkeit Marias“ unter dem Thema „Die katholische Kirche — Ihre Ansicht über sexuelle Fragen“ behandelt wird. Es ist bestimmt nicht unsere Absicht, die Gefühle von Katholiken zu verletzen oder Maria zu verunglimpfen. Wir haben die größte Achtung vor ihr als einer treuen Jüngerin Christi.
Außerdem stimmen wir völlig damit überein, daß Maria eine Jungfrau war, als sie Jesus gebar (Matthäus 1:18-23). Die Frage ist: Blieb Maria ihr ganzes Leben lang jungfräulich?
Viele Katholiken zweifeln
Aus katholischen Nachschlagewerken geht hervor, daß verschiedene katholische Gelehrte bezweifelt haben, daß Maria ihr Leben lang jungfräulich blieb. Die Bibel erwähnt mehrmals Jesu „Brüder“ und „Schwestern“ (Matthäus 12:46, 47; 13:55, 56; Markus 6:3; Lukas 8:19, 20; Johannes 2:12; 7:3, 5). Einige Katholiken behaupten indes, diese Wörter würden „Verwandte“, wie zum Beispiel Vettern, bezeichnen. Trifft dies zu?
In der New Catholic Encyclopedia heißt es: „Die griechischen Wörter ..., mit denen das Verhältnis zwischen Jesus und diesen Verwandten beschrieben wird, bezeichneten zur Zeit des Evangelisten in der griechisch sprechenden Welt einen leiblichen Bruder und eine leibliche Schwester und wurden natürlich von seinen griechischen Lesern auch in diesem Sinne verstanden.“ In der New American Bible, einer katholischen Übersetzung, wird in einer Fußnote zu Markus 6:1-6, wo Jesu Brüder und Schwestern erwähnt werden, gesagt: „Die Frage nach der Bedeutung dieser Stelle wäre nicht aufgekommen, wenn es nicht dabei um den Glauben der Kirche an Marias immerwährende Jungfräulichkeit ginge.“
Die Bibel zeigt deutlich, daß Maria außer Jesus noch andere Kinder hatte. Die dem entgegenstehende Lehre der katholischen Kirche hat zu einer Kontroverse geführt. Der katholische Autor J. Gilles, der alle biblischen Hinweise zu diesem Thema sorgfältig untersuchte, kam zu folgendem Schluß: „Kurz und in wohlüberlegten Worten — aus Treue zur [katholischen] Kirche — kann ich, so glaube ich, meine Untersuchungen wie folgt zusammenfassen: ... Die VIER KANONISCHEN Evangelien liefern übereinstimmende Beweise dafür, daß Jesus echte Brüder und Schwestern in seiner Familie hatte. ... Angesichts des zusammenhängenden Beweismaterials erscheint mir der traditionelle Standpunkt [der katholischen Kirche] angreifbar und schwach.“
Wo hat der Glaube an die „immerwährende Jungfräulichkeit Marias“ seinen Ursprung, wenn doch die Bibel keinen Beweis dafür liefert?
Der Ursprung dieser Lehre
„In verschiedenen Religionen des Altertums“, erklärte der Jesuitenpriester Ignace de la Potterie, „hatte die Jungfräulichkeit eine sakrale Bedeutung. Gewisse Göttinnen (Anath, Artemis, Athena) wurden als jungfräulich bezeichnet.“ Was hat das aber mit Maria zu tun? Der katholische Priester Andrew Greeley sagte: „Das Mariensymbol verbindet das Christentum direkt mit den alten Religionen der Muttergöttinnen.“
Der Kirchenhistoriker Ernst W. Benz kommentierte diese Verbindung zu alten heidnischen Religionen in dem Werk New Encyclopædia Britannica. „Die Verehrung der Muttergottes“, schrieb er, „erfuhr einen Aufschwung, als die christliche Kirche unter Konstantin zur Reichskirche wurde und die Heiden sich massenhaft in die Kirche drängten. ... Die Frömmigkeit und das religiöse Denken [der Menschen] waren jahrtausendelang vom Kult einer Muttergottheit, der ‚Großen Mutter‘ und ‚göttlichen Jungfrau‘, geformt worden, einer Entwicklung, die ihren Ursprung in den alten Volksreligionen Babyloniens und Assyriens hat ... Trotz der ungünstigen Voraussetzungen in der Tradition der Evangelien fand die kultische Verehrung der jungfräulichen Gottesmutter in der christlichen Kirche eine neue Ausdrucksmöglichkeit in der Marienverehrung.“
Doch was veranlaßte die katholische Kirche, den Kult der göttlichen „Großen Mutter“ und „göttlichen Jungfrau“ den eigenen Bedürfnissen anzupassen und zu übernehmen? Die Heiden, die „sich massenhaft in die Kirche drängten“, wollten es so; sie fühlten sich in einer Kirche heimisch, in der eine „große jungfräuliche Mutter“ verehrt wurde. „In Ägypten“, schrieb Professor Benz, „wurde Maria schon zu einem frühen Zeitpunkt unter dem Titel Gottesgebärerin (Theotokos) verehrt.“ Somit wurde der Kult der „göttlichen Jungfrau“ übernommen, um die Heiden, die sich in die Kirche drängten, zu befriedigen.
Durch das erste ökumenische Konzil von Nizäa (325 u. Z.) erhielt die Marienverehrung großen Aufschwung. Wieso? Damals wurde das Trinitätsdogma ein Bestandteil der katholischen Lehre, denn im Nizäischen Glaubensbekenntnis wurde Jesus zum Gott erklärt. Vermutlich wurde Maria so zur „Gottesgebärerin“ oder „Muttergottes“. Professor Benz erläuterte: „Auf dem Konzil von Ephesus (431) wurde dieser Begriff als rechtgläubig anerkannt.“ Der nächste Schritt war, Maria zur „ewigen Jungfrau“ zu erheben. Dies erfolgte, als man auf dem zweiten Konzil von Konstantinopel (553 u. Z.) Maria den Titel „ewige Jungfrau“ verlieh.
Die Folgen
J. J. Pelikan, Professor an der Yale-Universität, schreibt: „Das Entstehen des Leitbildes der Askese in der Kirche verlieh dieser Ansicht über Maria als Vorbild lebenslanger Jungfräulichkeit Nachdruck.“ Dieses „Leitbild der Askese“ wurde auch durch die Entwicklung des Mönchstums und des Zölibats in den Jahrhunderten nach Nizäa offenkundig. Hunderttausende katholischer Priester, Mönche und Nonnen haben sich bemüht — einige mit, viele ohne Erfolg —, ein keusches Leben zu führen, da ihre Kirche lehrt, geschlechtliche Liebe und Heiligkeit seien unvereinbar.
Bezeichnenderweise setzte der heilige Augustinus, ein bedeutender Kirchenlehrer, die Erbsünde mit „geschlechtlicher Begierlichkeit“ gleich. Heute stimmen die meisten katholischen Theologen dieser Deutung nicht zu. Aber wird durch das Dogma von der „immerwährenden Jungfräulichkeit Marias“ und durch das Gesetz über den priesterlichen Zölibat nicht der Eindruck erweckt, das Geschlechtliche sei unrein? Und hat nicht die immer wieder betonte Ansicht des Vatikans über Scheidung und Geburtenregelung für Millionen von Katholiken Probleme geschaffen?
Was noch wichtiger ist: Was ist die Ansicht der Bibel über sexuelle Fragen?
[Herausgestellter Text auf Seite 8]
„Die VIER KANONISCHEN Evangelien liefern übereinstimmende Beweise dafür, daß Jesus echte Brüder und Schwestern in seiner Familie hatte“ (katholischer Autor)
[Bild auf Seite 8]
„Das Mariensymbol verbindet das Christentum direkt mit den alten Religionen der Muttergöttinnen“
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Die Ansicht der Bibel über sexuelle FragenErwachet! 1985 | 8. November
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Die Ansicht der Bibel über sexuelle Fragen
IN DEN Augen vieler aufrichtiger Katholiken ist allein schon die Vorstellung, Maria habe mit ihrem Mann Joseph ehelichen Verkehr gehabt, undenkbar und schockierend. Das liegt daran, daß die gesamte Einstellung der Kirche zum Geschlechtsleben bei dem einfachen Katholiken den Eindruck erweckt hat, ein Mensch könne nicht wirklich heilig sein, wenn er Geschlechtsverkehr habe — und das selbst in der Ehe. Sind aber Ehe und Heiligkeit unvereinbar? Was zeigt die Bibel?
Im alten Israel verlangte Gott von Priestern, heilig zu sein, und doch war ihnen die Ehe erlaubt (3. Mose 21:6, 7, 13). Petrus, den die katholische Kirche als ersten Papst ansieht, war ein verheirateter Mann, was auch auf die meisten anderen Apostel zutrifft (Matthäus 8:14; 1. Korinther 9:5). In der Christenversammlung konnte ein „Aufseher“ („Bischof“ gemäß der katholischen Allioli-Bibel) „Mann e i n e r Ehefrau“ sein (1. Timotheus 3:2). Und „ältere Männer“ („Priester“, Allioli-Bibel, 1854, Fußnote) konnten verheiratet sein (Titus 1:5-8). Tatsächlich waren alle treuen Christen des ersten Jahrhunderts „Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte“, und viele von ihnen waren verheiratet (Kolosser 3:12, 18-21). Es wäre eine unhaltbare Behauptung, zu sagen, dies seien Ehen ohne ehelichen Verkehr gewesen, denn das würde dem apostolischen Rat aus 1. Korinther 7:2-5 direkt widersprechen.
Folglich sind gemäß der Bibel Ehe und Heiligkeit nicht unvereinbar. Hätte Gott sich als „ehelicher Besitzer“ Israels bezeichnet und würde die Bibel von Christus als dem „Mann“ der Christenversammlung sprechen, wenn an der Ehe irgend etwas Unreines wäre? (Jesaja 54:5; 62:4, 5; Epheser 5:23-32; Offenbarung 19:7; 21:2, 9).
Man braucht daher keine Bedenken zu haben, die klare biblische Aussage zu akzeptieren, daß Joseph nach der Jungfrauengeburt Jesu mit Maria eine normale Ehe führte und sie ihm Söhne und Töchter schenkte. Diese waren, da Maria sie gebar, Jesu fleischliche Halbbrüder und Halbschwestern (Matthäus 1:24, 25;
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