Das Loskaufsverdienst Jesu Christi
„Denn da ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und Menschen, ein Mensch Christus Jesus, der sich selbst als ein entsprechendes Lösegeld für alle Arten von Menschen dahingegeben hat.“ — 1. Tim. 2:5, 6, NW, Fußn.
1. In welcher Hinsicht steht Jesus Christus in der Geschichte allein da?
JESUS CHRISTUS von Nazareth erhob sich von der Geburt in einer Krippe zu einer Stellung, die für die Menschheit von lebenswichtiger Bedeutung ist. Keine andere Einzelperson hat seit der Erschaffung Adams einen so unauslöschlichen Stempel auf den Blättern der Geschichte hinterlassen, noch ist je eine andere Person ein so allgemein umstrittener Gesprächsgegenstand gewesen. Zahllose andere Menschen sind als Märtyrer für irgendeine Sache in den Tod gegangen, die sie ihrer vollen Hingabe als wert erachteten, doch ist in keinem anderen Fall irgendeinem solchen Märtyrer die Retterrolle zugeschrieben worden. Jesus Christus steht in der Weltgeschichte allein da als ein Mensch, von dessen Tod gesagt wird, er mache ihn geeignet, als Erlöser der Menschheit zu amten. So einzigartig ist seine Stellung, daß einer seiner ergebenen Jünger sich gedrängt fühlte, zu sagen: „Es ist in keinem anderen Rettung, denn da ist kein anderer Name unter dem Himmel, der unter Menschen gegeben ist, durch den wir gerettet werden sollen.“ (Apg. 4:12, NW) Bestimmt wird dem Tode irgendeines anderen Menschen keine solche Wirkung zugeschrieben.
2, 3. Was für gegensätzliche Ansichten herrschen über ihn, die zu welch lebenswichtigen Fragen Anlaß geben?
2 Und doch herrscht trotz dem weitverbreiteten Bekenntnis in der Christenheit, daß Jesus Christus der Loskäufer der gefallenen Menschheit ist, ein großes Mißverständnis hinsichtlich der Rolle, die er in den Vorsätzen Gottes, des Allmächtigen, spielt. Selbst unter denen, die sich zum Glauben an ihn bekennen, herrscht heute tatsächlich ein bestürzender Unglaube in bezug auf das Verdienst seines Lebens, das als Lösegeld dahingegeben wurde. Dann gibt es natürlich Millionen Menschen, die seinem Leben oder Tod nichts Außergewöhnliches beimessen, außer daß Jesus gewissen Grundsätzen, die er als gut erachtete, ergeben gewesen sei, obwohl sie anerkennen, daß er in der jüdischen Geschichte hervorragte. Im Gegensatz dazu ließen sich, schon ehe Christus erschien, ‚andere Menschen martern, weil sie keine Erlösung durch ein Lösegeld annahmen, auf daß sie eine bessere Auferstehung erlangen möchten‘ zufolge der einstigen Verheißung Gottes, einen „Samen“ zu senden, der eine ewige Erlösung von Sünde und Tod beschafft. — Heb. 11:35; Matth. 20:28; 2. Tim. 2:8-10, NW.
3 Was ist auf Grund der Lehre der Bibel die Stellung Jesu Christi in Jehovas großartiger Vorkehrung der Dinge zur Errichtung einer vollständig neuen Welt? Sollte er nur als sagenhafte Person mit edlen Idealen betrachtet werden, die uns ein glänzendes Beispiel eines sittlich reinen Lebens gegeben hat? Oder sollten wir ihn als den betrachten, der sein Lebensblut als Opfer vergoß, um so durch das Lösegeld die Lebensrechte zu erkaufen, die Adam durch seine Rebellion verloren hatte, auf daß Menschen die Möglichkeit erhalten, schließlich für immer zu leben? Die richtige Antwort auf diese Fragen zu kennen ist für jeden heute Lebenden sehr wichtig.
4. Inwiefern war das Erscheinen Christi von dem irgendeines anderen Menschen verschieden?
4 Es ist wichtig, zu verstehen, daß Jesus Christus nicht unvermittelt, plötzlich auf dem menschlichen Schauplatz erschien und sich als Retter proklamierte. Er war nicht bloß ein Mann mit ungewöhnlichen Gaben und glänzenden geistigen Fähigkeiten, der durch sein tatkräftiges Wirken der Zivilisation sein Siegel aufdrückte, gleichwie dies andere Menschen mit verschiedenem Maß von Erfolg von Zeit zu Zeit taten. Nein, in der Tat, sein Erscheinen war statt dessen ganz anders, denn schon vor langen Jahrhunderten war sein Kommen vorausgesagt worden. Menschen von gottgemäßem Verständnis blickten nach dem Erscheinen eines Retters der Menschheit aus, weil Jehova in Eden das Kommen eines „Samens“ der Gerechtigkeit verheißen hatte. — 1. Mose 3:15; Gal. 3:19.
5. Wieso wird die Verheißung an Abraham hier ins Blickfeld gerückt?
5 Nahezu 1900 Jahre vor der Geburt Christi bestätigte Jehova mit einem Eide seine dem Abraham gemachte Verheißung über diesen Erretter mit den Worten: „In deinem Samen werden gesegnet werden alle Nationen der Erde: darum daß du meiner Stimme gehorcht hast.“ (1. Mose 22:18, Fußn.) Abraham und andere treue Menschen der alten Zeit schauten nach diesem „Samen“ aus und sehnten sich nach den Segnungen, die durch ihn kommen sollten. Der Apostel Paulus beseitigt jeden Zweifel über die Frage, wer den „Samen“ bilden werde, wenn er sagt: „Nun wurden Abraham und seinem Samen die Verheißungen zugesagt. Es heißt nicht: ‚Und den Samen‘ als von vielen solchen, sondern als von einem: ‚Und deinem Samen‘, welcher ist Christus.“ — Gal. 3:16, NW.
6. Was zeigen die Worte Moses und die Verheißung an David hinsichtlich des Christus?
6 Mehr als dreihundert Jahre nach den Tagen Abrahams sprach Mose zum Volke Israel über denselben kommenden Retter und sagte, daß, wer irgend nicht auf ihn höre, nicht leben werde. (5. Mose 18:19; 3. Mose 23:29) Petrus bestätigt die geschichtliche Tatsache, daß Mose das Kommen Christi, des Erretters, voraussagte, mit den Worten: „In der Tat, Mose hat gesagt: ‚Jehova Gott wird euch aus euren Brüdern einen Propheten erwecken gleich mir. Auf ihn sollt ihr hören gemäß allen Dingen, die er zu euch redet. In der Tat, irgendeine Seele, die auf jenen Propheten nicht hört, wird aus dem Volke ausgerottet werden.‘“ (Apg. 3:22, 23, NW) David war ein Nachkomme Abrahams aus direkter Linie. Ihn betreffend wiederholte Jehova die bezüglich eines Erretters ergangene Verheißung etwa sechshundert Jahre vor dem Erscheinen Christi: „Siehe, Tage kommen, spricht Jehova, da ich dem David einen gerechten Sproß erwecken werde; und er wird als König regieren … und er wird Recht und Gerechtigkeit üben im Lande.“ — Jer. 23:5; 33:15.
7. Welche anderen Prophezeiungen waren über Jesus Christus aufgezeichnet, und worin stimmen alle Propheten überein?
7 Ungefähr 150 Jahre ehe Jeremia die obigen Worte in den heiligen Bericht aufnahm, schrieb der Prophet Jesaja, der sehr wohl wußte, daß der Erlöser durch Abraham und Davids Linie kommen werde, unter Inspiration die Worte: „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Berater, starker Gott, Ewigvater, Friedefürst. Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben auf dem Throne Davids und über sein Königreich, um es zu befestigen und zu stützen durch Gericht und durch Gerechtigkeit, von nun an bis in Ewigkeit.“ (Jes. 9:6, 7, Fußn.) Bethlehem wurde als der Ort seiner Geburt vorausgesagt. (Micha 5:1) In der Tat, alle Propheten stimmten darin überein, daß ein Erlöser auf dem menschlichen Schauplatz erscheinen sollte, und „für ihn geben alle Propheten Zeugnis, daß jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfange durch seinen Namen“. — Apg. 10:43, NW.
8. Welche bestätigenden Tatsachen veranschaulichen, daß Johannes recht hatte, als er zeigte, wer Jesus war?
8 Der Prophet Jesaja tat im voraus bemerkenswerte Einzelheiten über Jesus Christus kund, nämlich: er werde verachtet und verworfen, werde ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut sein; er sterbe für die Sünden vieler eines Opfertodes; er leiste Fürsprecherdienst für die Menschheit; wenn mißhandelt und leidend, tue er seinen Mund nicht auf, um zu klagen, sondern unterziehe sich der Opferung wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird. Kein Wunder, daß Johannes der Täufer, als er Jesus nahen sah, den lauten Ruf erhob: „Siehe das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt!“ (Joh. 1:29, NW; Jes. 53:3-9) Daß Johannes recht hatte, wenn er Jesus als den Erlöser kennzeichnete, geht mit Bestimmtheit aus dem Bericht über die Verkündigung des Engels hervor, die dreißig Jahre zuvor erfolgt war, als jenes mächtige Geistgeschöpf zu den Hirten sagte: „Fürchtet euch nicht, denn siehe! ich verkündige euch gute Botschaft großer Freude, die für das ganze Volk sein wird, denn euch wurde heute ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in Davids Stadt.“ (Luk. 2:10, 11, NW) Ohne jeden Zweifel war Jesus Christus nicht jemand, der sich selbst zum Erretter ausrief, sondern war in Erfüllung der Verheißungen gekommen, die Gott vor langen Jahrhunderten gegeben hatte.
9. Wie bestätigen die Apostel die Wahrheit, daß Jesus gesandt worden war?
9 Der Apostel Johannes stützt diese Ansicht mit der deutlichen Erklärung, daß Gott es gewesen sei, der Jesus gesandt habe. „Denn so sehr liebte Gott die Welt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe.“ (Joh. 3:16, NW) Jesus war also nicht ein gewöhnlicher Sterblicher, den Jehova ausgewählt hätte, um ihn zur Beschaffung eines Lösegeldes zu verwenden, sondern kam notwendigerweise direkt aus Gottes eigenem himmlischen Reiche, zu dem ausdrücklichen Zweck, den Namen des Vaters zu rechtfertigen und ein Lösegeld zu beschaffen. Jesu vormenschliches Dasein reichte zurück bis in die Zeit, ehe die Menschheit oder gar die Erde selbst ins Dasein kam. (Joh. 1:1-3; Spr. 8:22-36) Seine Jünger verstanden Jehovas wunderbaren Ausdruck der Liebe, seinen Sohn zu senden. Sie wußten, daß Jesus Christus nicht bloß ein Mensch war wie sie selbst, und sie zögerten nicht, es kundzutun. (Matth. 16:16) „Dadurch wurde die Liebe Gottes in bezug auf uns kundgemacht, daß Gott seinen einziggezeugten Sohn in die Welt sandte, damit wir durch ihn Leben erlangen möchten … wir selbst haben geschaut und bezeugen, daß der Vater seinen Sohn als Erretter der Welt gesandt hat.“ — 1. Joh. 4:9, 14, NW.
10. Wie führen falsche Folgerungen gewisser Religionisten sie irre, was den Christus betrifft?
10 Indes gibt es gewisse religiöse Menschen, die verneinen, daß Jesus Gottes Sohn war und durch Jehovas Wundermacht in den Schoß der jüdischen Jungfrau Maria versetzt worden und so im Fleische gekommen sei. Statt dessen lehren sie die Inkarnationstheorie, indem sie sagen, Jesus sei in Wirklichkeit Gott selbst gewesen, der seinen Geistesleib mit einer Fleischeshülle überkleidet habe, gleichwie Engel dies getan hätten, als sie Abraham, Lot und anderen erschienen. (1. Mose 18:1, 2; 19:1; Richt. 13:9-11, 16) Dreieinigkeitsverfechter bleiben in denselben falschen Folgerungen stecken, da sie glauben, Gott und Christus seien ein und derselbe. Diese irrige Lehre zwingt zu noch weiteren falschen Schlüssen. Zum Beispiel müßte nach dieser Theorie zugegeben werden, daß Jesu Müdigkeit und Leiden bloß vorgetäuscht wurden, weil kein Geistgeschöpf müde und leidend sein kann. Ferner zwingt sie zu der Folgerung, daß er seine Gebete nur zum Schein sprach, da er überhaupt nur zu sich gebetet hätte und dies lediglich um des tiefen Eindruckes willen tat, den er damit auf seine Jünger und andere machte. (Johannes 17) Wenn wir auf demselben Weg des irrigen Folgerns weitergehen, müßte auf Grund der ursprünglichen Voraussetzung geschlossen werden, daß der Tod Christi nur ein scheinbarer Tod war, denn Gott, der Unsterbliche, kann in Wirklichkeit nicht sterben, folglich wäre es kein wirklicher Tod gewesen, noch überhaupt ein Vergießen des Blutes als Lösegeld für die Menschheit.
11, 12. Welche anderen Ansichten vertreten religiöse Führer?
11 Ganz ähnlich wie diese gewagte Argumentation sind die Folgerungen jener, die an die „Theorie vom moralischen Einfluß“ glauben. Sie sind der Ansicht, die Mission Christi habe ausschließlich darin bestanden, die Liebe Gottes auf eine so herzbewegende Weise zu offenbaren, daß die Herzen schmelzen und die Menschen veranlaßt werden, die Sünde aufzugeben. (Theology at the Dawn of the Twentieth Century [Theologie zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, engl.], S. 261) „Streng genommen“ — so sagen sie — „war der Tod Christi zur Errettung der Menschen nicht nötig.“
12 Es ist also nicht überraschend, zu sehen, daß ein sehr hervorragender Religionsführer in bezug auf den Loskauf folgendes sagte: „Natürlich glaube ich nicht an die Geburt durch eine Jungfrau noch an jene altmodische Lehre eines Ersatzes zur Sühnung, und ich kenne keinen intelligenten christlichen Pfarrer, der solches glaubt. Die Schwierigkeit liegt bei diesen Fundamentalisten in ihrer Annahme, daß, wenn jemand mit ihnen in ihrem Lehrsystem nicht einiggehe, er nicht an die tiefen, wesentlichen, ewigen Wahrheiten des christlichen Evangeliums glauben könne, die das Leben der Menschen umwandeln und die einzige Hoffnung auf die Rettung durch Christus in dieser Welt sind.“a Zu dieser Klasse von Menschen gehören jene, die über die Behauptung spotten, daß zur Beschaffung eines Lösegeldes der Tod Jesu Christi nötig sei, weil es — nach ihren Worten — eines Mordes bedurft hätte, um den Willen Gottes zu erfüllen.
13. Wie wird ihr Mangel an Glaube an den Loskaufspreis gezeigt, wodurch sie in eine Klasse eingereiht werden, die Petrus beschreibt?
13 So finden wir religiöse Leute, dazu Führer, die das Loskaufsverdienst Jesu Christi tatsächlich verneinen. Ja, sie reden von den „ewigen Wahrheiten des christlichen Evangeliums“, aber in ihren Augen sind dies die in den Zehn Geboten festgehaltenen Grundsätze und dazu die neuen, von Christus gelehrten Gebote über die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten selbst bis zum Tode — diese sollen ‚das Leben der Menschen umwandeln und seien die einzige Hoffnung auf die Rettung durch Christus in dieser Welt‘. Durch ihre eigenen Worte und Taten offenbaren sie ihren Unglauben, daß das Leben Jesu Christi, das im Opfertode niedergelegt wurde, in der Tat dazu gedient hat, der Menschheit den Weg zu öffnen, um jene Vollkommenheit des Fleisches und der Einheit mit Gott wieder zu erlangen, die Adam durch seine Sünde der Rebellion an erster Stelle verlor. In der Tat leugnen sie Christus als ihren Erlöser und Erretter und glauben nicht, daß der Wert seines vergossenen Blutes der Preis ist, der Gott bezahlt wurde, um für die Menschheit die durch Adam verlorengegangenen Lebensrechte zurückzuerlangen. Obwohl sie vorgeben, Diener Gottes zu sein, sind sie in Wirklichkeit falsche Lehrer. Wie genau beschreibt Petrus sie doch: Es wird „auch unter euch falsche Lehrer geben. Gerade diese werden unbemerkt verderbliche Sekten einführen und werden sogar den Gebieter verleugnen, der sie erkaufte, wodurch sie rasches Verderben über sich bringen.“ — 2. Pet. 2:1; 1. Kor. 1:18, NW.
14. Welche Wahrheit muß von ehrlichen Personen in ihrem vollen Sinne verstanden werden?
14 Jede Person, die am Leben interessiert ist, muß vollauf verstehen, daß die Heilige Schrift im Bekanntgeben der Tatsache, daß nur durch das Loskaufsverdienst Jesu Christi irgend jemand je Rettung erlangen wird, absolut, entschieden und bestimmt ist. Damit übrigens irgend jemand Rettung erlange, muß er die Bedingungen des Loskaufs erfüllen und sich so den Maßstäben Gottes entsprechend als dafür tauglich erweisen. Letzten Endes werden die Philosophien der Menschen und all das weltliche Wissen und menschliches Schlußfolgern, das sie wider die Schrift vorbringen mögen, nichts nützen. Das Wort Gottes ist zuverlässig und steht fest; man kann sich darauf verlassen, da es von ihm kommt, der alle Erkenntnis besitzt und alle Macht hat, sein Wort zu stützen und es zu erfüllen. Mit Recht wenden wir uns an ihn, um eine Erklärung der Stellung seines Sohnes im göttlichen Vorhaben zu erhalten, wie dieses sich auf die Rettung der Menschheit bezieht.
15. Was bedeutet der „Loskauf“, und warum bedarf die ganze Menschheit eines solchen?
15 „Loskaufen“ bedeutet, „von Gefangenschaft, Sklaverei, Strafe oder dergleichen durch Bezahlen eines Preises erlösen; von Knechtschaft loskaufen; befreien, z. B. von Sünde, ihrer Strafe oder von dergleichen; von etwas der Erlöser (Löser) sein.“ (Webster’s New International Dictionary, 2. Ausgabe) Daß die Menschheit seit den Tagen Edens in der Knechtschaft der Sünde und ihrer Strafe, des Todes, gestanden hat, wird anerkannt. „Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich empfangen meine Mutter“, sagte David. (Ps. 51:5) Dieses Bekenntnis der Knechtschaft bezieht sich nicht nur auf David selbst, denn Paulus bestätigt, daß es auf das ganze Menschengeschlecht zutrifft, wenn er sagt, daß „durch einen Menschen Sünde in die Welt kam und Tod durch Sünde, und sich der Tod so über alle Menschen ausbreitete, weil sie alle gesündigt hatten“. (Röm. 5:12, NW) Das ganze Menschengeschlecht war und ist in der Knechtschaft, der Sklaverei, die zum Tode führt, und bedarf eines Loskäufers, um eine Erlösung herbeizuführen, wenn die volle Freiheit, die in Eden herrschte, in ihrer Vollkommenheit je wieder Wirklichkeit werden soll. — Heb. 2:15.
16. Auf Grund welcher Bedingungen kann der Mensch von der Strafe der Sünde, dem Tode, befreit werden?
16 Der Tod kommt durch die Wirksamkeit der gerechten und vollkommenen Gesetze Jehovas zu Recht über den Menschen. Dies war keine Ungerechtigkeit von seiten Gottes, denn der Mensch selbst brachte diese Sklaverei samt ihrer Strafe, dem Tod, über sich. In Übereinstimmung mit der Gerechtigkeit könnte Gott zulassen, daß während aller kommenden Zeit der Tod über die Menschen herrsche, aber seine große Eigenschaft der Liebe und Barmherzigkeit veranlaßt ihn, einen Ausweg für die Menschen zu schaffen, die der Gerechtigkeit zuneigen. Obwohl Jehova Barmherzigkeit übt, kann er doch die Gerechtigkeit der Strafe, des Todesurteils, das über den Menschen gefällt wurde, nicht außer acht lassen oder übergehen. „Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß“ — so lauten die Bestimmungen und Grundsätze, unter denen Gott stets gewirkt hat. (2. Mose 21:23, 24) Was Jehova demzufolge als Strafe für die Sünde der Menschheit verordnet hatte, nämlich Tod, konnte nur durch die Zahlung eines Lösegeldes oder eines entsprechenden Preises aufgehoben werden. Wenn sich jemand fände, der willens und fähig wäre, diesen Loskaufspreis zu zahlen und damit Jehovas gerechtes Gesetz zu erfüllen, so könnte der Menschheit Barmherzigkeit erwiesen werden. Jesus Christus war es, der willens und fähig war, den Menschen aus seiner Knechtschaft loszukaufen.
17. Wie wird Gottes große Liebe in dieser Hinsicht offenbar?
17 Daß Jehovas Liebe und Barmherzigkeit Christus antrieb, die Zahlung eines Lösegeldes zu beschaffen, wird in Johannes 3:16 (NW) deutlich gezeigt: „Denn so sehr liebte Gott die Welt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe.“ Es war eine Tat, zu der Gott Veranlassung gab, und sie wurde unterstützt durch die Bereitwilligkeit seines Sohnes, den Bestimmungen der Gerechtigkeit durch das Zahlen des Lösegeldes nachzukommen. „Dadurch wurde die Liebe Gottes in bezug auf uns kundgemacht, daß Gott seinen einziggezeugten Sohn in die Welt sandte, damit wir durch ihn Leben erlangen möchten. Darin besteht die Liebe, nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns liebte und seinen Sohn sandte als ein Sühnopfer für unsere Sünden.“ (1. Joh. 4:9, 10, NW) Jesus Christus war willens, den Loskaufspreis zu zahlen, und dies aus Liebe zu Jehova und zum gefallenen Menschen.
18. War die Forderung eines Lösegeldes bei Gott etwas Neues?
18 Es war für Jehova nichts Neues, auf diese Weise einen Loskaufspreis zu fordern. Er folgte lediglich demselben Grundsatz, dem er schon in seinem Handeln mit dem Volke Israel als Loskäufer oder Erlöser jener Nation gefolgt war. Er sagte von sich: „Denn ich bin Jehova, dein Gott, ich, der Heilige Israels, dein Heiland [Retter]; ich gebe als dein Lösegeld Ägypten hin, Äthiopien und Seba an deiner Statt. Weil du teuer, wertvoll bist in meinen Augen, und ich dich lieb habe, so werde ich Menschen hingeben an deiner Statt und Völkerschaften anstatt deines Lebens.“ (Jes. 43:3, 4) Die Verordnungen des Gesetzesbundes, den er Israel gegeben hatte, bestimmten die Zahlung eines Lösegeldes zur Erlösung des Lebens einer Person bei gewissen Arten der Übertretungen. Die Kopfsteuer, ein halber Sekel für jeden Hebräer, wurde als Lösegeld zur Sühnung für ihr Leben erachtet. (2. Mose 21:28-32; 30:12-16) Die jährliche Opferung eines Farren und eines Bockes für die Sünden des Volkes diente zur Sühnung oder als Loskaufspreis, den Jehova anerkannte und annahm. — 3. Mose 4:1-35; 5:1-19; 16:1-31; Spr. 21:18.
19. Wieso ist die Zahlung eines Lösegeldes etwas Schwieriges?
19 Im Falle des Menschen konnte der Loskaufspreis, den Gott zur Wiederherstellung der Vollkommenheit und des ewigen Lebens forderte, nicht mit Silber, Gold oder anderen kostbaren Dingen bezahlt werden, noch durch das Blut von Tieren, denn diese Zahlungen würden nicht dem vollkommenen Leben, das Adam für die ganze Menschheit verlor, entsprechen, noch ihm gleich sein. (1. Pet. 1:18, 19) Für „alle Bewohner der Welt, beides hoch und nieder, arm und reich“ (PB) weist Psalm 49 darauf hin, daß der Mensch Gott niemals ein Lösegeld für sein Leben geben kann, „denn kostbar ist die Erlösung ihrer Seele [ihres Lebens], und er muß davon abstehen auf ewig“. Es folgt daher, daß es nie eine Wiederherstellung aus Sünde und Tod gäbe, wenn Jehova nicht das Mittel beschaffte, wodurch der entsprechende Loskaufspreis bezahlt wird. Gott traf diese Vorkehrung, indem er seinem einziggezeugten Sohne das Vorrecht einräumte, ein vollkommenes Menschenleben als Opfer niederzulegen. — Gal. 4:4, 5.
20. Was war Christi Einstellung in bezug auf diesen Opferweg, der ihm vorgezeichnet war?
20 Jehova brauchte seinen Sohn nicht zu diesem Opferwege zu zwingen, sondern Jesus ging ihn willig, als er erkannte, daß dies der Wille seines Vaters sei. Paulus sagt über ihn: „Er … sann nicht darauf, etwas an sich zu reißen, um nämlich Gott gleich zu sein. Nein, sondern er entäußerte sich selbst und nahm Sklavengestalt an und wurde den Menschen gleich. Mehr als das, als er sich in seiner Beschaffenheit als Mensch vorfand, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam, selbst bis in den Tod, ja in den Tod an einem Marterpfahl.“ (Phil. 2:6-8, NW) Jesus selbst bestätigt seine eigene Bereitschaft, sein Leben als Opfer niederzulegen, durch die Worte: „Darum liebt mich der Vater, weil ich meine Seele [Leben] dahingebe, um sie wieder zu empfangen. Niemand hat sie mir genommen, sondern ich gebe sie aus eigener Initiative dahin.“ (Joh. 10:17, 18, NW, Fußn.) Als Gottes Opferlamm schritt Jesus Christus unentwegt, willig und unerschütterlich seiner Opferung am Marterpfahl entgegen, in dem vollen Verständnis darüber, welche Fähigkeit es ihm verleihe, den Loskaufspreis für die gläubige Menschheit zu beschaffen. — Jes. 53:7.
21. Wie beschaffte Jehova in seiner liebenden Güte eine Grundlage zum Glauben an den Loskauf durch Jesus Christus?
21 Zweifellos lange bevor Jesus auf wunderbare Weise auf die Erde kam, drückte er in seinem vormenschlichen Dasein seine Bereitschaft aus, den Loskaufspreis zu beschaffen. Dem muß so gewesen sein, denn lange vor dem Kommen Jesu auf die Erde veranschaulichte Jehova durch Abraham, wie er seinen Sohn als Opfer dahingeben und wie jener Sohn aus eigenem freien Willen sein Leben niederlegen werde. (1. Mose 22:1-19) Unmittelbar nach diesem prophetischen Bilde von Abraham gab Jehova die Verheißung: „In deinem Samen werden gesegnet werden alle Nationen der Erde“, und diesen „Samen“ kennzeichnete Paulus als den Christus. So zeigte Gott, daß zu einer bestimmten Zeit in der Zukunft, von Abrahams Tag an gerechnet, sein eigener geliebter Sohn kommen und das große Opfer darbringen werde. Jehova legte in seinem geschriebenen Wort den Grund, auf den gerechtgesinnte Menschen ihre Hoffnung auf dieses große Ereignis und die unzähligen Segnungen stützen könnten, in die es sie einführen wird. Ein zuverlässiger Bericht ist erstellt worden, wodurch die Menschen den einen erkennen können, der für sie ein Lösegeld beschafft hat. (Spr. 8:22-36; Joh. 8:58) Eine große Erlösung war nun in Sicht, doch sollte sie bestimmt zufolge des Loskaufs durch Jesus Christus kommen.
[Fußnote]
a Christian Beacon [Christlicher Leuchtturm], 9. Mai 1946, Bd. XI, Nr. 13 (Harry Emerson Fosdick).