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Wer äußerte die erste Lüge?Der Wachtturm 1982 | 1. Juli
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Wer äußerte die erste Lüge?
IN EINER südafrikanischen Stadt fuhren zwei Männer mit dem Wagen bei Grün über eine Kreuzung. Dennoch wurden sie von einem Verkehrspolizisten angehalten, der sie fragte: „Warum sind Sie bei Rot durchgefahren?“ Beide Männer bestritten das. Doch der Beamte sagte: „Wollen Sie damit sagen, daß ich blind bin?“ Und er begann, einen Strafzettel auszustellen. Der Fahrer entgegnete mit ruhiger Stimme: „Es gibt jemand da oben, der weiß, was Sie tun.“ Der Beamte zögerte — und ging davon.
Ja, der Polizist hatte gelogen. Überrascht das? Kaum. Das Lügen ist in der menschlichen Gesellschaft tief verwurzelt. Häufig heißt es: „Man muß eine Lüge nur oft genug erzählen, dann wird sie auch geglaubt.“ Viele Politiker scheinen diesen Standpunkt zu vertreten, und im Sinn mancher Leute besteht ein enger Zusammenhang zwischen Politik und Lügen.
Man lügt aus allen möglichen Gründen. Ein aufrichtiger Christ, der einige Zeit arbeitslos war, bewarb sich in einer Handelsfirma um eine Stelle. Aber der Geschäftsinhaber sagte ihm warnend: „Um meine Erzeugnisse zu verkaufen, müssen Sie besser lügen können als der andere!“ Der Christ nahm die Stelle nicht an.
Selbst religiös eingestellte Personen nehmen zum Lügen Zuflucht, sofern sie sich nicht an göttliche Maßstäbe halten. Wie reagierten doch die religiösen Führer der Juden, als sie hörten, daß der hingerichtete Jesus von Nazareth auferweckt worden war? Sie bestachen die Soldaten, die Jesu Grab bewacht hatten, und forderten sie auf: „Sagt: ,Seine Jünger kamen bei Nacht und stahlen ihn, während wir schliefen‘“ (Mat. 28:12-15).
Doch das Lügen ist für Menschen anscheinend nichts Natürliches. Dr. Lewis Thomas schrieb: „Meiner Meinung nach kann ein menschliches Wesen keine Lüge äußern, nicht einmal eine kleine, ohne daß irgendwo tief in einem dunklen Hirnläppchen eine Art Feueralarm gegeben wird, was zur plötzlichen Auslösung von Nervenimpulsen oder zu einer plötzlichen Ausschüttung irgendwelcher Neurohormone führt ... Das Lügen erzeugt somit Streß, selbst dann, wenn wir uns dadurch schützen, erleichtern, befreien oder uns einen Vorteil verschaffen wollen“ (Discover, Dezember 1980). Auf diese physischen Reaktionen spricht der Lügendetektor an.
Wie hat denn das Lügen, wenn es sogar Streß erzeugt, überhaupt begonnen?
Wer äußerte die erste Lüge?
Jesus Christus sagte, wer der erste Lügner war, und er zeigte, daß es sich nicht um einen Menschen handelte. Er erklärte: „Wenn er [Satan] die Lüge redet, so redet er gemäß seiner eigenen Neigung, denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge“ (Joh. 8:44). Der erste Lügner war also Satan, der Teufel. Wann begann er zu lügen? Gemäß der Bibel war es kurz nach Beginn der Menschheitsgeschichte.
Der Bericht darüber ist in 1. Mose zu finden, und bei der Lüge ging es für die Menschheit um Leben und Tod. Gott deutete gegenüber Adam, dem ersten Menschen, an, daß sein Leben vom Gehorsam abhing. Er gab Adam ein einfaches Gesetz und erklärte, er werde „bestimmt sterben“, wenn er dieses Gesetz nicht halte. Aber Satan äußerte eine böswillige Lüge, indem er sagte: „Ihr werdet bestimmt nicht sterben.“ Das war die erste von Milliarden Lügen, die seither auf der Erde gehört worden sind (1. Mo. 2:17; 3:4).
Viele glauben heute nicht mehr an diesen Bericht in der Bibel. Doch Jesus, der ehrlichste Mensch, der je gelebt hat, bezeugte, daß es sich bei dem Bericht in 1. Mose nicht um eine Dichtung, sondern um Geschichte handelt (Mat. 19:4, 5). Wir leiden heute noch unter den Folgen jener Lüge. Sie bedeutete Unheil für die ganze Menschheit.
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Wie sich die erste Lüge auf dich auswirktDer Wachtturm 1982 | 1. Juli
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Wie sich die erste Lüge auf dich auswirkt
ES GESCHAH 1981 in Indien. Der Zug näherte sich einer Brücke, als der Lokomotivführer plötzlich eine Kuh auf den Schienen stehen sah. Er bremste scharf. Der Zug entgleiste, und sieben vollbesetzte Wagen stürzten in den Fluß. Über 800 Menschen mußten ihr Leben lassen. So führte ein geringfügiger Anlaß — eine Kuh stand auf den Schienen — zu einer großen Tragödie. Etwas Ähnliches geschah in Eden, dem Garten Gottes.
Eden muß ein herrlicher Ort gewesen sein. Es gab dort Bäume, Blumen, Vögel und andere Tiere in großer Vielfalt. Es war wirklich ein Paradies, in dem Eintracht und Ruhe herrschten. Adam und Eva müssen sich an den Werken Gottes erfreut haben, und vor ihnen lag eine begeisternde Zukunft. Gott sagte zu ihnen: „Seid fruchtbar und werdet viele und füllet die Erde und unterwerft sie euch, und haltet euch die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel untertan und jedes lebende Geschöpf, das sich auf der Erde regt“ (1. Mo. 1:28). Außerdem hatten sie eine überaus einfache Religion. Sie bestand lediglich darin, den Willen Gottes zu tun.
Selbst die Engel waren sehr an diesem glücklichen Beginn des Menschengeschlechts interessiert. Nur ein Engel bildete eine Ausnahme. Sein Interesse war von Selbstsucht beeinflußt. Er begehrte die Anbetung der Menschen für sich und plante im geheimen, der „Gott“ oder Herrscher der Welt zu werden. So wurde er zum Satan, was „Widersacher“ bedeutet. (Siehe Lukas 4:5-8; 2. Korinther 4:4.)
Jehova Gott sagte zu Adam, er solle nicht von der Frucht eines bestimmten Baumes essen. Dabei handelte es sich um eine einfache Prüfung. Hätten Adam und seine Frau diese Prüfung bestanden, so hätten sie dadurch zeigen können, daß sie wirklich Gott dienen wollten. Außerdem hatte Jehova warnend erklärt: „An dem Tage, da du davon [von der verbotenen Frucht] ißt, wirst du bestimmt sterben“ (1. Mo. 2:17). Die Gabe des ewigen Lebens war nicht für ungehorsame Rebellen bestimmt.
Hier sah Satan seine Gelegenheit. Durch eine Schlange verlockte er Eva dazu, von der verbotenen Frucht zu essen, indem er sagte: „Ihr werdet bestimmt nicht sterben.“ Dann erklärte er in bezug auf den Baum: „Denn Gott weiß, daß an demselben Tage, da ihr davon eßt, euch ganz bestimmt die Augen aufgetan werden, und ihr werdet ganz bestimmt sein wie Gott, erkennend Gut und Böse“ (1. Mo. 3:4, 5). Welch ein verlockendes Angebot — wie Gott zu sein! Doch Satan hatte gelogen. Eva glaubte jedoch seinen Worten und aß ungehorsamerweise von der verbotenen Frucht. Später bot sie sie Adam an, der sich ihr im Sündigen anschloß. Was war die Folge?
Durch diese entscheidende Tat „entgleiste“ das ganze Menschengeschlecht, und es stürzte ins Unheil. Die ersten beiden Menschen verloren sogleich das Paradies, und schließlich verloren sie auch ihr Leben und kehrten zum Staub zurück, aus dem sie gebildet worden waren (1. Mo. 3:19). Alle ihre Kinder — das Menschengeschlecht — wurden traurigerweise außerhalb des Paradieses geboren und ererbten Sünde und Tod (Röm. 5:12).
Satan hatte einen scheinbaren Sieg errungen. Er war nun ein „Gott“, und das Menschengeschlecht folgte ihm, nicht dem Schöpfer. Doch in Wirklichkeit hatte er nicht gesiegt. Er hatte lediglich den ersten Schlag in einer Auseinandersetzung ausgeteilt, die sogar heute noch andauert. Jehova unternahm sogleich etwas, um den Folgen der Lüge Satans entgegenzuwirken. Er sagte zu ihm: „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihm die Ferse zertreten“ (1. Mo. 3:15).
In dieser ersten Prophezeiung der Bibel wird Satans endgültige Niederlage vorhergesagt und daß sie durch einen bestimmten „Samen“ kommen sollte. Wer ist dieser Same? Das war lange Zeit ein Geheimnis.
Der Gott dieser Welt
Mit wenigen Ausnahmen entschlossen sich die Nachkommen Adams und Evas, ihre Eltern nachzuahmen und Gott gegenüber ungehorsam zu sein. Sie zogen die von Satan in Aussicht gestellte Unabhängigkeit vor. Die Auflehnung gegen Gott konzentrierte sich schließlich auf ein Gebiet namens Mesopotamien, das zwischen dem Tigris und dem Euphrat lag.
Der menschliche Führer dieser Auflehnung war Nimrod. Die Bibel zeigt, daß er der erste König und Reichsgründer war. All sein Tun erfolgte im Widerstand gegen Gott. Daher heißt es in der Bibel: „Er erwies sich als ein gewaltiger Jäger im Widerstand gegen Jehova.“ Der Anfang seines Reiches war Babel, das spätere Zentrum der Stadt Babylon (1. Mo. 10:9, 10).
Von Babel gingen daher politische Unterdrückung und Grausamkeit aus. Auch neuartige religiöse Theorien wurden dort gefördert. Die erste Lüge — die sündige Eva werde in Wirklichkeit nicht sterben — war aufgedeckt worden, da Eva tatsächlich gestorben war. Nun wurde eine Verfeinerung dieser Lüge gelehrt. Ein bestimmter Teil des Menschen, etwas Unsterbliches, sollte angeblich den Tod überleben und in einer unsichtbaren Welt weiterleben. Aus dieser Lehre entstanden der Glaube an das Höllenfeuer, der Spiritismus, die Ahnenverehrung und viele weitere Irrlehren.
Die im alten Babel oder Babylon entstandenen religiösen Theorien verbreiteten sich über die ganze Erde. Ein Sachverständiger schrieb angesichts der vielen Ähnlichkeiten zwischen den meisten Religionen der Welt, daß sie alle „ihr religiöses Gedankengut aus ein und derselben Quelle geschöpft haben müssen“ (The Worship of the Dead [Der Totenkult] von Oberst J. Garnier). Diese Quelle war das alte Babylon. Das heutige weltweite religiöse System, das seinen Ursprung in Babylon hat, wird in der Bibel als „Babylon die Große, die Mutter der Huren und der abscheulichen Dinge der Erde“, bezeichnet (Offb. 17:5).
Satans erste Lüge hat also dazu geführt, daß politische Unterdrückung und die falsche Religion weit verbreitet sind. Doch welche Entwicklung ging hinsichtlich des „Samens“ vor sich, der gemäß Gottes Prophezeiung Satan und seine Ränke zunichte machen wird?
[Bild auf Seite 5]
Das ganze Menschengeschlecht ist „entgleist“ — wie dieser Zug. Weißt du, wie es dazu kam?
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Die Auswirkungen der ersten Lüge werden beseitigtDer Wachtturm 1982 | 1. Juli
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Die Auswirkungen der ersten Lüge werden beseitigt
NICHT jedermann folgte Satan oder nahm seine religiösen Neuerungen an. Abraham betete beispielsweise weiterhin den wahren Gott an. Er glaubte, daß das Leben letzten Endes vom Gehorsam gegenüber Gott abhängt. Jehova segnete ihn daher mit den Worten: „Durch deinen Samen werden sich bestimmt alle Nationen der Erde ... segnen“ (1. Mo. 22:18). Was bedeutete das? Der vor langem in Eden verheißene „Same“ sollte unter den Kindern Abrahams in Erscheinung treten (Gal. 3:16).
Treuen Menschen wurden später weitere Einzelheiten über den „Samen“ geoffenbart. Er sollte im Stamm Juda geboren werden und ein Nachkomme König Davids sein. Eine Jungfrau würde ihn in der Stadt Bethlehem zur Welt bringen (1. Mo. 49:10; 2. Sam. 7:16; Jes. 7:14; Mi. 5:2). Zur bestimmten Zeit wurde der verheißene „Same“ genau am richtigen Ort und in der richtigen Familie geboren. Es war Jesus, der später der Christus genannt wurde (Luk. 2:8-11).
Zur Zeit der Geburt Jesu befand sich Satans
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