Warum Wissenschaftler werden?
So lautete das Thema, das bei einem Aufsatzwettbewerb für junge Leute, angehende Wissenschaftler, gestellt wurde. Die englische Zeitschrift „New Scientist“ veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 6. September 1979 die preisgekrönte Arbeit der 15jährigen Gabrielle Horne aus Blackheath (London).
„NACH meinen Begriffen fehlt der Wissenschaft trotz ihrer stürmischen Entwicklung gewissermaßen ein innerer Orientierungssinn.“ Sie meint, dieser Mangel erfordere eine neue Art von Wissenschaftler: „Die Wissenschaftler können nicht länger den Weg des ,wissenschaftlichen Fortschritts‘ gehen, ohne sich deutlich und klar zu vergegenwärtigen, inwiefern sich ihre Tätigkeit negativ auf unsere Erde auswirkt. Wir brauchen Wissenschaftler, die gleichzeitig Philosophen sind.“ Anschließend zählt sie einige der negativen Auswirkungen auf.
„Der wissenschaftstrunkene Mensch benimmt sich im Porzellanladen der Natur wie ein Elefant.“ Der Mensch hat so viel Erdöl, Erdgas und Kohle verbrannt, daß der Kohlendioxydgehalt der Atmosphäre gestiegen ist. Das kann zu einem Temperaturanstieg und einem „Treibhauseffekt“ führen, wodurch die Erde schließlich unbewohnbar würde.
„Der Abendländer hat sich wie ein betrunkener Matrose verhalten, ja, was noch schlimmer ist: Wir haben sozusagen zum Ausdruck gebracht, daß es uns egal ist, ob unsere Kinder und Enkel morgen verhungern oder erfrieren oder bei einer Kernreaktorexplosion ums Leben kommen — Hauptsache, wir müssen jetzt nicht auf unser Auto verzichten.“
Durch das Versprühen gewisser Insektizide haben sich in den Würmern, von denen sich viele Vögel ernähren, Gifte angesammelt. Das hat zur Folge, daß diese Vögel zu Hunderttausenden sterben. Sie führt weiter aus: „Ein anderes Beispiel für unsere Blindheit gegenüber dem Verhältnis von Ursache und Wirkung sind die Folgen des Abholzens tropischer Wälder, um Boden für die Landwirtschaft zu gewinnen. Dadurch sind nämlich günstige Bedingungen für die Tsetsefliege geschaffen worden. Diese Stechfliege konnte sich daraufhin stark vermehren, und als Folge davon grassiert nun die Schlafkrankheit.“
Es könnten noch zahllose weitere Beispiele angeführt werden. Die entsetzliche Gleichgültigkeit des Menschen gegenüber der Umwelt ist heute wegen der Mittel, die die Wissenschaft ihm in die Hände gelegt hat, gefährlicher denn je. Es sind Mittel, die es ihm ermöglichen, das Menschengeschlecht auszurotten. Die Schreiberin veranschaulicht diese Gefahr treffend:
„Die unerhörte Macht, die die Wissenschaft uns verliehen hat, muß schließlich zu unserem Ruin führen; eine Art, die die Erde so beherrscht, daß sie das Leben der Mitbewohner gefährdet, muß sich selbst zerstören. Das ist das Sicherheitsventil der Natur. So, wie der Krebs sich selbst dadurch zerstört, daß er seinen Wirtsorganismus tötet, so gefährdet der Mensch sich dadurch, daß er die Schätze der Erde plündert, die er benötigt, um zu überleben.“
Sie meint, eine Neuorientierung, durch die die Wissenschaft eine sittliche Führung erhalten würde, sei dringend notwendig, und schreibt, das Engagement in diesem Bestreben sei ein starker Anreiz dafür, Wissenschaftler zu werden. Sie formuliert das wie folgt:
„Eine neue Art von Wissenschaftler muß sich herausbilden, soll künftiges Unheil abgewendet werden. Es muß ein Spezialist sein, der sich aber nicht nur auf die Wissenschaft beschränkt, sondern der sich bewußt ist, daß die Wissenschaft vor allem eine sittliche Führung braucht. Wer sich jetzt der Wissenschaft verschreibt, stellt sich der höchsten Herausforderung, der sich die Menschheit je gegenübergesehen hat.“
Es ist beachtenswert, daß Gabrielle Horne die Gefahr erkennt, die von einer amoralischen Wissenschaft ausgeht. Diese Gefahr wird von vielen erkannt. Aber die Geschichte lehrt, daß Gefahren, die noch nicht imminent sind, das Verhalten des Menschen weniger beeinflussen als gegenwärtige Nützlichkeitserwägungen. Solange die Gefahr einer künftigen Generation droht, wird die gegenwärtige weit mehr von dem, was sie unmittelbar betrifft, beeinflußt. In Wirklichkeit ist unsere Generation bereits geschädigt, aber bis sich die Schäden zu einer Katastrophe ausweiten, wird die Wahrheit durch die Sucht nach Geld und materiellen Bequemlichkeiten verdunkelt.
Vor rund 1 900 Jahren sagte einer der Bibelschreiber nicht nur die Verschmutzung der Erde voraus, sondern auch, daß dieser Verschmutzung ein Ende bereitet würde. Das werden weder „Wissenschaftler, die gleichzeitig Philosophen sind“, tun noch irgendwelche anderen Menschen, sondern Gott. Von ihm wird vorausgesagt, daß er die verderben wird, „die die Erde verderben“ (Offb. 11:18).