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  • Wert und Notwendigkeit der Selbstbeherrschung
    Der Wachtturm 1969 | 1. November
    • Wert und Notwendigkeit der Selbstbeherrschung

      „Die Frucht des Geistes [ist] ... Selbstbeherrschung.“ — Gal. 5:22, 23.

      1, 2. (a) Wie könnte man die Wichtigkeit der Selbstbeherrschung in Worte fassen? (b) Wie wird dies durch die Worte, die der Apostel Paulus in diesem Zusammenhang äußerte, bestätigt?

      VON welcher Wichtigkeit ist die Selbstbeherrschung für Christen? Sie ist so wichtig, daß sie nicht genug betont werden kann. Ja man könnte sogar die Worte des Apostels Paulus über die Liebe passenderweise folgendermaßen umschreiben: ‘Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen rede, wenn ich die Gabe des Prophezeiens und allen Glauben habe und wenn ich alle meine Habe austeile, um andere zu speisen, aber keine Selbstbeherrschung habe, so nützt es mir gar nichts.’ — 1. Kor. 13:1-3.

      2 Ist das in deinen Augen übertrieben? Dann beachte das Zeugnis des Apostels Paulus. Bestimmt hat kein anderer Nachfolger Jesu Christi größeren Eifer bekundet und wegen der guten Botschaft mehr auf sich genommen als Paulus. Das geht aus seinen Worten in 2. Korinther 11:22-33 deutlich hervor. Was sagte er, der so besonders eifrig war und durch sein Ausharren und durch seinen fruchtbaren Dienst doch ein hervorragendes Beispiel gab, trotzdem über die Notwendigkeit der Selbstbeherrschung? „Ich bezwinge meinen Leib und mache ihn zum Sklaven, damit ich mich nicht, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst irgendwie als unbewährt erweise.“ Wäre es nicht traurig gewesen, wenn Paulus, nachdem er sich so sehr abgemüht und nachdem er soviel auf sich genommen hatte, schließlich hätte feststellen müssen, daß alles vergeblich war? Und doch wäre es „irgendwie“ vergeblich gewesen, wenn er keine Selbstbeherrschung geübt hätte! — 1. Kor. 9:27.

      3, 4. (a) Was ist unter Selbstbeherrschung zu verstehen? (b) Wie könnte man sie veranschaulichen?

      3 Die Selbstbeherrschung ist in der Tat eine überaus wichtige Eigenschaft. Was ist aber Selbstbeherrschung? Man versteht darunter „sich selbst beherrschen; seine Triebe, Gefühle oder Begierden zügeln“; „das Vermögen, die Fähigkeit oder Gewohnheit, seine Geistes- oder Körperkräfte, besonders seine Neigungen und Gefühle, zu beherrschen“. Der Ausdruck an sich läßt erkennen, daß diese Eigenschaft besonders in Zeiten der Versuchung oder der seelischen Belastung erforderlich ist, weil dann die Gefahr, unvernünftig oder selbstsüchtig zu handeln, am größten ist.

      4 Der Nutzen und die Notwendigkeit der Selbstbeherrschung lassen sich gut anhand eines Autos veranschaulichen. Ein Auto mag vielleicht nur 35 PS haben, es kann aber auch 400 PS haben, was aber ebenso wichtig ist wie die Kraftentwicklung des Motors, ist die Beherrschung des Fahrzeuges, denn was würde ein Auto nützen, bei dem die Fahrgeschwindigkeit oder die Fahrtrichtung nicht bestimmt werden könnte? Eine Fahrt damit könnte uns das Leben kosten.

      5. Warum ist Selbstbeherrschung notwendig?

      5 Die Selbstbeherrschung ist notwendig, weil wir die Gaben und Fähigkeiten, die uns Jehova Gott verliehen hat, verkehrt, aber auch richtig, mit Weisheit und Liebe, anwenden können, das heißt, weil wir nicht den Naturtrieben unterworfen sind wie die Tiere, sondern als Geschöpfe, die im Bild und Gleichnis Gottes erschaffen worden sind, einen freien Willen haben. Wie die entfesselten Naturkräfte großen Schaden anrichten können — ein Beweis dafür sind die Tornados, Hurrikane, Flutwellen und der Blitz —, so können auch die uns vom Schöpfer verliehenen Geistes- und Körperkräfte sowie unsere Gefühle großen Schaden anrichten, wenn sie nicht gezügelt werden. — Spr. 25:28.

      SCHADEN DURCH MANGEL AN SELBSTBEHERRSCHUNG

      6. Welche schlimmen Folgen kann ein Mangel an Selbstbeherrschung haben?

      6 Ganz gleich, ob wir heute um uns blicken oder ob wir einen Blick in die Vergangenheit werfen, so können wir sehen, welch unheilvolle Folgen der Mangel an Selbstbeherrschung bei Männern, Frauen und besonders bei Jugendlichen haben kann. Die schrecklichen Massenmorde, über die die Presse, der Rundfunk und das Fernsehen oft berichten, werden meist von Personen begangen, die einen inneren Drang, Haßgefühle oder Enttäuschung durch Mord zum Ausdruck zu bringen, nicht unterdrücken. Mangel an Selbstbeherrschung ist eine Ursache für die Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten, für die vielen unehelichen Geburten und schließlich auch für die unzähligen zerrütteten Ehen, die gewöhnlich mit einer Trennung, mit böswilligem Verlassen oder mit einer Scheidung enden. Im Ersten Weltkrieg soll es unter den amerikanischen Soldaten mehr Geschlechtskranke gegeben haben als Tote und Verwundete, und in einem kürzlich veröffentlichten Bericht über den gegenwärtigen Vietnamkrieg hieß es, daß 25 Prozent der Soldaten geschlechtskrank seien. Und was ist Trunkenheit anderes als die Folge des Verfehlens, das Verlangen nach Alkohol zu bezwingen? Wie oft ist der Mangel an Selbstbeherrschung die Ursache eines Autounfalls, wenn ein Fahrer sich zum Beispiel ärgert oder sich ablenken läßt? Immer wieder zeigen die Ergebnisse medizinischer Untersuchungen, daß Unfälle durch die Unvorsichtigkeit von „Triebmenschen“ — Personen, denen es an Selbstbeherrschung mangelt — verursacht werden.

      7, 8. (a) Wie bewiesen Eva und Kain einen Mangel an Selbstbeherrschung? (b) Von welchen weiteren Fällen, in denen keine Selbstbeherrschung bewiesen wurde, berichtet die Bibel?

      7 In der Bibel werden viele warnende Beispiele angeführt, die zeigen, welchen Schaden der Mangel an Selbstbeherrschung stiften kann. Eines der ersten ist Eva. Sie „sah, daß der Baum gut zur Speise, und daß er eine Lust für die Augen“ war. Statt Selbstbeherrschung zu üben, gab sie der Versuchung nach und nahm von der Frucht. (1. Mose 2:16, 17; 3:2-6) Zu Kain wurde warnend gesagt, er solle sich von seinem Zorn nicht beherrschen lassen, sondern solle Herr darüber werden. Er tat es aber nicht und erschlug deshalb seinen Bruder; demzufolge verlor er die Aussicht auf ewiges Leben und wurde der erste der vielen, die aus Mangel an Selbstbeherrschung zu Mördern geworden sind. — 1. Mose 4:5-7; 1. Joh. 3:12.

      8 Die Befolgung des Befehls, bei der Flucht aus der zum Untergang verurteilten Stadt Sodom nicht zurückzublicken, den Lot und seine Angehörigen erhalten hatten, erforderte Selbstbeherrschung. Lots Frau konnte sich nicht beherrschen und kam deshalb um. Jesus stellte sie seinen Nachfolgern als warnendes Beispiel hin. (1. Mose 19:17, 26; Luk. 17:32) Jakob wies Ruben, seinen Erstgeborenen, auf seinem Sterbebett streng zurecht, weil dieser keine Selbstbeherrschung geübt hatte, denn Ruben hatte sich offenbar von einer Nebenfrau seines Vaters verführen lassen. Mit ‘rücksichtsloser Zügellosigkeit gleich Wassern’ hatte er das Lager seines Vaters entweiht. (1. Mose 49:3, 4, NW) König Saul verscherzte sich wegen seiner Ungeduld und wegen seines Mangels an Selbstbeherrschung das Königtum über Israel, denn er konnte in einer Zeit, da sich das Volk in einer Notlage befand, nicht warten, bis der Prophet Samuel kam, um ein Opfer darzubringen. (1. Sam. 13:8-14) Selbst bei einigen der treuesten Diener Jehovas kam es vor, daß sie keine Selbstbeherrschung übten und es dann hinterher bitter bereuten. Alle diese warnenden Beispiele lassen uns die Notwendigkeit, Selbstbeherrschung zu üben, erkennen. — 1. Mose 9:20, 21; 4. Mose 20:7-13; 2. Sam. 11:1 bis 12:15.

      VORBILDER IN BEZUG AUF SELBSTBEHERRSCHUNG

      9, 10. Wer hat uns durch seine Selbstbeherrschung das beste Beispiel gegeben, und unter welchen Umständen hat er Selbstbeherrschung bewiesen?

      9 Andererseits werden in Gottes Wort auch viele gute Beispiele erwähnt, die uns in unserem Entschluß, Selbstbeherrschung zu üben, stärken. Das beste Beispiel ist Jehova Gott selbst. Jehova Gott soll Selbstbeherrschung üben? Jawohl, er sagt selbst: „Ich habe mich lange Zeit still verhalten. Ich bewahrte Schweigen. Ich übte fortwährend Selbstbeherrschung.“ (Jes. 42:14, NW) Das untreue Volk Israel hätte es verdient, unverzüglich bestraft zu werden, aber Jehova hielt an sich. Viele Menschen, die Jehovas Eigenschaften und sein Vorhaben nicht kennen, beklagen sich, weil er das Böse und das viele Leid bis heute zugelassen hat; sie erkennen nicht, daß dies ein Beweis für die große Selbstbeherrschung ist, die er in seiner Weisheit und Liebe übt. Wieso?

      10 Jehova Gott verfügt über unbeschränkte Fähigkeiten. Er kann seine Fähigkeiten anwenden, wie er will und wann er will. Er läßt aber dabei stets Gerechtigkeit, Weisheit und Liebe walten. Wie aus seinem Wort hervorgeht, ist er langmütig oder langsam zum Zorn, und was ist seine Langmut anderes als die Beherrschung seines gerechten Zorns? (Ps. 103:8; 145:8; Jer. 15:15; Joel 2:13; Jona 4:2; Nah. 1:3) Er wartete 120 Jahre, bis er die böse Generation der Tage Noahs vernichtete, und Jahrhunderte, bis er im Jahre 607 v. u. Z. schließlich seine Richtersprüche an dem untreuen Volk Israel vollstreckte. (1. Mose 6:3; 2. Chron. 36:15, 16) Satan und seine Dämonen sowie ihre menschlichen Werkzeuge und Helfershelfer verletzen fortgesetzt Jehovas Gerechtigkeitssinn, setzen sich über seine Autorität hinweg und schmähen ihn, indem sie lästerlich über ihn reden, ihn verleumden und sich gegen ihn auflehnen. Wie die Bibel zeigt, hat Jehova Gefühle. Ob er sich über diese Dinge nicht erregt? Selbstverständlich erregt er sich darüber. Dennoch hat er sie Jahrtausende ertragen; er hat in seiner Weisheit und Liebe Selbstbeherrschung geübt.

      11. Unter welchen Umständen gab uns Jesus durch reine Selbstbeherrschung ein vortreffliches Beispiel?

      11 Unter den Menschen gab Jesus Christus, der Sohn Gottes, durch seine Selbstbeherrschung zweifellos das beste Beispiel. Während seiner ganzen Dienstzeit auf der Erde verlor er nie die Herrschaft über seine Geistes- und Körperkräfte oder über seine Gefühle; er redete oder handelte nie vorschnell oder unbesonnen. „Als er beschimpft wurde, gab er nicht schimpfend zurück. Als er litt, begann er nicht zu drohen.“ (1. Petr. 2:23) Das erforderte Selbstbeherrschung! Wir lesen in Matthäus 27:13, 14: „Da sagte Pilatus zu ihm: ‚Hörst du nicht, wie vieles sie gegen dich bezeugen?‘ Er aber antwortete ihm nicht, nein, nicht ein Wort, so daß sich der Statthalter sehr verwunderte.“ Das war höchst ungewöhnlich. Der Prophet Jehovas hatte indes vorhergesagt, daß Jesus, wenn er vor Gericht stehen werde, ‘seinen Mund nicht auftun werde’. Jesus hielt deshalb an sich und erwiderte auf alle falschen Anschuldigungen, die gegen ihn erhoben wurden, kein Wort. Er gab uns durch seine Selbstbeherrschung in der Tat ein wunderbares, ja ein vollkommenes Beispiel, und wir sollten uns bemühen, es nachzuahmen, besonders in kritischen Situationen, zum Beispiel, wenn wir vor Amtspersonen stehen. — Jes. 53:7.

      12—14. Inwiefern gaben Joseph, Gideon, König Saul und Daniel sowie Daniels drei Gefährten durch ihre Selbstbeherrschung ein gutes Beispiel?

      12 Die Bibel berichtet aber auch an verschiedenen Stellen von treuen Dienern Jehovas, die genauso schwach und unvollkommen waren, wie wir es sind, die aber durch ihre vorbildliche Selbstbeherrschung ein Beispiel gegeben haben, das uns anspornen sollte, zu versuchen, Jesus Christus nachzuahmen. Welch vortreffliches Beispiel gab doch Joseph durch seine Selbstbeherrschung, als er von der Frau Potiphars belästigt wurde! (1. Mose 39:7-20) Ein weiteres vortreffliches Beispiel in bezug auf Selbstbeherrschung war der Richter Gideon. Nachdem er die Midianiter besiegt hatte, sah er sich den neidischen Männern von Ephraim gegenüber, die falsche Anschuldigungen gegen ihn erhoben, um einen Streit heraufzubeschwören. Gideon hätte sich in seiner Siegesfreude leicht dazu hinreißen lassen können, ihnen die Meinung zu sagen, was zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen den Israeliten hätte führen können. Er übte jedoch Selbstbeherrschung und machte ihnen taktvoll ein Kompliment, worauf sie friedlich abzogen. Er ließ sich bei dem, was er sagte, nicht von den Gefühlen, sondern vom Verstand leiten. — Ri. 8:1-3.

      13 König Saul, der sich, wie bereits erwähnt, wegen seines Mangels an Selbstbeherrschung sein Königtum verscherzte, wies anfänglich diese vortreffliche Eigenschaft auf. Kurz nachdem er zum König ernannt worden war, zeigten ihm einige „nichtsnutzige Männer“ ihre Verachtung, indem sie höhnisch sagten: „Wie wird dieser uns retten?“ und ihm kein Geschenk brachten, wodurch sie bewiesen hätten, daß sie ihn als den von Jehova Gott über sie eingesetzten König anerkannten. Saul hätte es ihnen übelnehmen können, er hätte zornig werden und sie schelten, ja er hätte gegen sie vorgehen können, aber er machte daraus keine Streitfrage, sondern übte Selbstbeherrschung. „Er ... blieb wie ein Verstummter.“ Wie vernünftig, zu schweigen, wenn man herausgefordert wird! — 1. Sam. 10:27, NW.

      14 Auch Daniel und seine drei jungen Freunde könnten erwähnt werden. Als sie in Babylon in Gefangenschaft waren, wurden ihnen auf Befehl des Königs die vortrefflichsten Speisen und die besten Getränke angeboten. Während alle übrigen Gefangenen und auch die Babylonier diese Speisen aßen, übten Daniel und seine drei Freunde Selbstbeherrschung und lehnten sie ab, weil sie nach dem Gesetz Mose unrein waren. Jehova segnete Daniel und seine drei Freunde deswegen sehr; sie wurden weiser als alle übrigen Weisen des Königs. Ohne Zweifel wurden sie durch ihre Selbstbeherrschung gestärkt, so daß sie, als schwerere Prüfungen über sie kamen, standhalten und ihre Lauterkeit bewahren konnten. — Dan. 1:8-20; 3:16-30; 6:4-28.

      SELBSTBEHERRSCHUNG NOTWENDIG BEIM ESSEN UND TRINKEN

      15—17. (a) Warum sollten Christen besonders bemüht sein, Selbstbeherrschung zu üben? (b) Welche Tatsachen, welche Gründe und welche Bibeltexte lassen erkennen, daß wir beim Essen und Trinken Selbstbeherrschung üben sollten?

      15 Christen sollten aus vielen zwingenden und stichhaltigen Gründen Selbstbeherrschung üben, unter anderem auch wegen ihres Verwalteramtes. Zufolge ihrer Hingabe an Jehova Gott sind sie nicht nur Verwalter von Vorrechten und Fähigkeiten, sondern auch Verwalter ihrer Zeit, ihrer Mittel und ihrer Kraft geworden. Um diese Dinge richtig zu verwalten, müssen sie Selbstbeherrschung üben, zum Beispiel beim Essen und Trinken. Ein Schlemmer und Trinker, dem es an Selbstbeherrschung mangelt, verschwendet offensichtlich nicht nur sein Geld, sondern auch seine Zeit und Kraft. (Spr. 23:20, 21) Es wäre jedoch verkehrt, zu denken, wir würden schon genügend Selbstbeherrschung üben, wenn wir diese beiden Extreme meiden. Wir mögen nicht betrunken sein, wenn wir aber plötzlich besonders gesprächig oder schläfrig werden, mögen wir doch zuviel getrunken haben. Wir mögen auch nicht so viel gegessen haben, daß wir als Schlemmer bezeichnet werden könnten; wenn wir aber träge oder müde werden, mögen wir doch zuviel gegessen haben. Es kommt ganz auf den Anlaß an.

      16 Die Notwendigkeit, beim Essen und Trinken Selbstbeherrschung zu üben, ist aus dem Rat ersichtlich: „Ob ihr eßt oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes.“ (1. Kor. 10:31) Der Christ lebt nicht, um zu essen; für ihn ist die Freude am Essen nicht der höchste Genuß im Leben. Sie ist es auch nicht! Christen sollten bereit sein, im Interesse der guten Botschaft dem Essen eine untergeordnete Bedeutung beizumessen. Eine einfache Kost und Mäßigkeit sind für den Körper das beste. Es ist auch billiger. Christen sollten dies nicht unterschätzen, denn von der Bescheidenheit im Essen mag es abhängen, ob jemand im Vollzeitdienst bleiben kann oder nicht. Nicht umsonst wird uns der weise Rat gegeben: „Wenn du bei einem großen Herrn zum Essen eingeladen wirst, so gib wohl acht, wen [was, ZB] du vor dir hast; setze dir ein Messer an die Kehle, wenn du zu großen Appetit hast!“ — Spr. 23:1, 2, Br.

      17 Christen sollten gern bereit sein, um der Königreichsinteressen und -segnungen willen beim Essen Selbstbeherrschung zu üben. Wieviel können wir aus einem biblischen Vortrag lernen, wenn wir schläfrig sind, weil wir vorher eine reichliche Mahlzeit zu uns genommen haben? Wir möchten nicht zu denen gehören, ‘deren Gott ihr Bauch ist’ oder die Sklaven „ihres eigenen Bauches“ sind. Wie treffend doch die Worte Jesu sind: „Gebt auf euch selbst acht, damit eure Herzen niemals durch zuviel Essen und zuviel Trinken und Sorgen des Lebens beschwert werden und jener Tag plötzlich, in einem Augenblick, über euch komme wie eine Schlinge.“ Beim Essen und Trinken Selbstbeherrschung zu üben gehört zur Gottergebenheit, die für alle Dinge nützlich ist, sowohl für das gegenwärtige Leben — in medizinischen Fachkreisen führt man die meisten degenerativen Krankheiten auf Überfütterung zurück — als auch für das künftige Leben. — Phil. 3:19; Röm. 16:18; Luk. 21:34, 35; 1. Tim. 4:8.

      18. In welch doppelter Hinsicht hilft uns die Selbstbeherrschung beim Essen und Trinken, auch unsere Gefühle zu beherrschen?

      18 Außerdem hilft uns die Selbstbeherrschung bei Tisch auch, unsere Gefühle zu beherrschen, und zwar in doppelter Hinsicht. Können wir uns nämlich auf e i n e m Gebiet beherrschen, dann fällt es uns leichter, auch auf anderen Gebieten Selbstbeherrschung zu üben. Ein führender christlicher Diener Gottes, der sehr gern Erdnüsse aß, erzog sich zum Beispiel zur Selbstbeherrschung, indem er stets einige Erdnüsse in der Tasche hatte, sie aber nicht aß. Dadurch, daß er seine Vorliebe für Erdnüsse beherrschen lernte, konnte er sich dann auch auf anderen Gebieten besser beherrschen. Darüber hinaus hat ein mäßiger Esser weniger mit dem Verlangen nach geschlechtlicher Befriedigung zu kämpfen, und damit kommen wir zu einem weiteren Gebiet, auf dem Selbstbeherrschung nötig ist. Jemand hat treffend gesagt: „Je kräftiger der Wollüstige, desto stärker seine Neigung zum Schlechten.“

      SELBSTBEHERRSCHUNG NOTWENDIG IM UMGANG MIT DEM ANDEREN GESCHLECHT

      19. (a) Auf welchem Gebiet ist es am schwierigsten, Selbstbeherrschung zu üben, und welche Tatsachen beweisen dies? (b) Was ist dafür die Ursache, und wieso ist dies dennoch ein Ausdruck der Liebe Jehovas?

      19 Noch notwendiger als die Selbstbeherrschung beim Essen und Trinken ist die Selbstbeherrschung in bezug auf den Umgang mit dem anderen Geschlecht, ja die Selbstbeherrschung auf diesem Gebiet ist sogar nicht nur notwendiger, sondern auch schwieriger und mit schwerwiegenderen Folgen verbunden. Man könnte sagen, daß die Selbstbeherrschung auf diesem Gebiet wohl am schwierigsten ist. Jedes Jahr muß in der ganzen Welt Tausenden von Gott hingegebenen Christen die Gemeinschaft entzogen werden, weil ihr Verhalten gegenüber dem anderen Geschlecht nicht dem christlichen Maßstab entspricht. Die Ursache dafür ist leicht zu erklären, wenn man bedenkt, was damit verbunden ist. Jehova Gott gab dem ersten Menschenpaar nicht nur das Gebot, fruchtbar zu sein und sich zu mehren, sondern er schuf die beiden Geschlechter auch so, daß sie eine starke Anziehungskraft aufeinander ausübten, wodurch die Gefahr ausgeschaltet wurde, daß die Menschen eines Tages aussterben würden, weil sie sich nicht mehr fortpflanzen würden, um den mit dem Familienleben verbundenen Verpflichtungen zu entgehen. Gleichzeitig war dies ein weiterer Beweis der Liebe Jehovas, denn er hatte die beiden Geschlechter so geschaffen, daß die Anziehungskraft für sie etwas besonders Schönes war. Dadurch machte er es jedem, selbst dem einfachsten Menschen, möglich, unabhängig von geistigen Fähigkeiten oder von Reichtum, an einem der schönsten Genüsse des Lebens teilzuhaben. — 1. Mose 1:26-28; 2:18-24.

      20, 21. (a) Warum hat Jehova die Gabe der geschlechtlichen Vereinigung bestimmten Gesetzen unterworfen? (b) Was sagt Gottes Wort über die, die sein Gesetz in dieser Hinsicht verletzen?

      20 In Verbindung mit dieser Gabe auferlegte der Schöpfer dem Menschen in seiner Weisheit aber gewisse Einschränkungen. Er tat dies nicht willkürlich, sondern zum Nutzen des Menschen, ganz besonders zum Nutzen der Frau, des schwächeren Gefäßes, und zum Nutzen der aus der beglückenden Verbindung von Mann und Frau hervorgehenden Nachkommen. Aus diesem Grund verbot er Hurerei und Ehebruch. Ebensowenig wie das Bedürfnis nach Nahrung einen Menschen berechtigt, zu stehlen oder ein Schlemmer oder Trinker zu werden, berechtigt die Fortpflanzungsfähigkeit einen Menschen, den Geschlechtstrieb zu befriedigen, wie es ihm beliebt, ohne Rücksicht auf die Gesetze Gottes oder die Folgen, die es für ihn selbst oder für andere haben könnte. Wir müssen daher in diesem Zusammenhang in bezug auf unser Denken, unser Reden und unser Handeln Selbstbeherrschung üben. Darum gibt Gottes Wort Ehemännern den Rat: „Trinke Wasser aus deiner Zisterne und Fließendes aus deinem Brunnen.“ — Spr. 5:15-23.

      21 Ja, die Erregung und Befriedigung des Geschlechtstriebes ist ein sehr beglückendes Erlebnis, und das Herz des gefallenen Menschen sehnt sich danach, sich diesem Genuß hinzugeben. Wenn dies aber nicht innerhalb der Ehegemeinschaft geschieht, fällt es nach der Bibel unter „die Werke des Fleisches“ und wird als „Hurerei, Unreinheit“ und als „zügelloser Wandel“ bezeichnet, als etwas, was einen Menschen von den Segnungen des Königreiches Gottes ausschließt, denn wir lesen: „Hurerei und jede Art Unreinheit oder Habgier sollen unter euch nicht einmal erwähnt werden, wie es sich für Heilige geziemt. Denn ... kein Hurer oder Unreiner oder Habgieriger — das heißt ein Götzendiener — [hat] irgendein Erbe im Königreich des Christus und Gottes.“ — Gal. 5:19-21; Eph. 5:3, 5.

      22. Welchen Rat gibt die Bibel Männern und Frauen in bezug auf das Verhalten zwischen den Geschlechtern, und worauf bezieht sich dieser Rat ebenfalls?

      22 Christliche Männer sollten ganz besonders darauf achten, daß sie im Reden und im Handeln Selbstbeherrschung üben, um beim anderen Geschlecht keine unreinen Gedanken zu erwecken, denn es scheint, daß der sündige Mann Gefallen daran findet, eine Frau zu verführen. Christliche Frauen müssen ihrerseits sorgfältig darauf achten, daß sie sich „in wohlgeordnetem Kleide mit Bescheidenheit [Sittsamkeit, HSK] und einem gesunden Sinn schmücken“. Wie die Männlichkeit eines Mannes eine Frau erfreuen kann, so kann auch die Weiblichkeit einer Frau einen Mann erfreuen. Wenn diese Freude aber nicht mit Sittsamkeit gepaart ist, dann ist sie nicht rein. Miniröcke können bestimmt nicht als sittsame Bekleidung bezeichnet werden. Die Worte Jesu in Matthäus 5:28 gelten auch den Frauen. Wieso? Christliche Frauen dürfen sich nicht herausfordernd kleiden, um die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu lenken und um das stolze und befriedigende Gefühl zu haben, mit den Empfindungen der Männer spielen zu können. Männer, die gegen diesen Bibeltext verstoßen, machen nicht nur sich selbst schuldig, sondern erregen unter Umständen die Leidenschaft einer Frau und veranlassen sie, sich ebenfalls schuldig zu machen. Damit in der Christenversammlung ältere Frauen ‘wie Mütter, jüngere Frauen wie Schwestern mit aller Keuschheit’ behandelt werden, müssen selbstverständlich Männer und Frauen entsprechend handeln. — 1. Tim. 2:9; 5:1, 2.

      SELBSTBEHERRSCHUNG AUF ANDEREN GEBIETEN

      23, 24. Auf welchen anderen Gebieten sollten Christen Selbstbeherrschung üben, und aus welchen Gründen?

      23 Die Tiere wurden vom Schöpfer nicht verpflichtet, Selbstbeherrschung zu üben. Sie haben lediglich ihrem Instinkt zu folgen, und sie bleiben gesund, leben die für sie vorgesehene Lebensspanne und erfüllen den von Gott bestimmten Zweck. Mit dem Menschen verhält es sich jedoch anders. Den Menschen rüstete Jehova Gott mit einem Verstand, mit einem Gewissen und mit Willenskraft aus, die durch den Sündenfall allerdings beeinträchtigt wurden. Der unvollkommene Mensch muß deshalb ständig an sich halten und darauf achten, daß er sich den Dingen, die ihm Freude machen, nicht übermäßig hingibt. Es ist zum Beispiel nicht verkehrt, Sport zu treiben, einem Hobby nachzugehen usw., SOFERN man dabei maßhält und diesen Dingen den entsprechenden Platz einräumt, ja SOFERN man sie mit Maß genießt. Fällt es einem aber schwer, etwas, was einem Freude macht — sei es nun ein Hobby, sei es das Fernsehen —, mit Maß zu genießen, dann wäre es besser, man würde vollständig darauf verzichten, bevor es einem zum Fallstrick wird. — Mark. 9:43-48.

      24 Das trifft sogar auch auf unsere tägliche weltliche Beschäftigung zu. Sie mag sehr interessant sein, sie mag hohe Ansprüche an uns stellen oder mag uns gefallen, weil wir dabei gut verdienen oder dadurch andere Vorteile genießen. Das mag dazu führen, daß jemand zum Sklaven seiner Arbeit wird und es an Selbstbeherrschung mangeln läßt. Solche Personen haben oft zu hohen Blutdruck und erleiden häufig Herzanfälle. Anderen fällt es schwerer, Selbstbeherrschung zu üben im Erwerben materieller Dinge. Sie lassen sich leicht beeinflussen von glattzüngigen Geschäftsleuten, schließen unvernünftige Käufe ab und stürzen sich dadurch in Schulden.

      25. Was haben wir aus diesen Darlegungen über den Nutzen und die Notwendigkeit der Selbstbeherrschung gelernt?

      25 Der Nutzen und die Notwendigkeit, Selbstbeherrschung zu üben, können tatsächlich nicht genug betont werden. Wenn wir keine Selbstbeherrschung üben, mag alles, was wir als Christen tun, schließlich „irgendwie“ vergeblich sein. Aus Mangel an Selbstbeherrschung gelangte das Menschengeschlecht auf den Weg der Sünde und des Todes, und Mangel an Selbstbeherrschung brachte viele Diener Jehovas zu Fall und stürzte sie ins Unglück. Es ist aber möglich, Selbstbeherrschung zu üben, was die vielen in der Bibel erwähnten Beispiele deutlich zeigen. Besonders in bezug auf Genüsse, wie Essen und Trinken, Entspannung und geschlechtliche Befriedigung, müssen wir Selbstbeherrschung üben, wenn wir vernünftig, liebevoll und richtig handeln wollen.

  • ‘Tragt zu eurer Erkenntnis Selbstbeherrschung bei’
    Der Wachtturm 1969 | 1. November
    • ‘Tragt zu eurer Erkenntnis Selbstbeherrschung bei’

      „Eben deswegen reicht dar, indem ihr als Erwiderung all euer ernstes Bemühen beitragt, zu eurem Glauben Tugend, zu eurer Tugend Erkenntnis, zu eurer Erkenntnis Selbstbeherrschung.“ — 2. Petr. 1:5, 6.

      1, 2. (a) Warum ist die Ermahnung des Petrus, zu unserer Erkenntnis Selbstbeherrschung beizutragen, so passend? (b) Warum fällt es uns nicht leicht, Selbstbeherrschung zu üben?

      GOTTES Wort weist uns nachdrücklich auf die Notwendigkeit hin, uns die darin enthaltene Erkenntnis anzueignen. Diese Erkenntnis ist für uns unerläßlich, wenn wir ewiges Leben erlangen möchten, denn Jesus sagte: „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus.“ (Joh. 17:3) Wie wir aber bereits gesehen haben, werden wir kein Leben erlangen, wenn unsere Erkenntnis nicht mit Selbstbeherrschung gepaart ist, und daher gibt uns der Apostel Petrus den passenden Rat: „Eben deswegen reicht dar, indem ihr als Erwiderung all euer ernstes Bemühen beitragt, zu eurem Glauben Tugend, zu eurer Tugend Erkenntnis, zu eurer Erkenntnis Selbstbeherrschung.“ — 2. Petr. 1:5, 6.

      2 Die Selbstbeherrschung ist tatsächlich etwas Wertvolles und eine Notwendigkeit, aber es erfordert große Anstrengung, sie zu erlangen. Warum? Ja warum müssen sogar reife Christen sorgfältig darauf achten, daß sie „weiterhin des Gottes würdig wandeln“, was einigen zugegebenermaßen schwerer fällt als anderen? (1. Thess. 2:12) Weil wir, wenn wir den Weg der Rechtschaffenheit gehen möchten, nicht den Weg des geringsten Widerstandes gehen können, da uns als Christen nämlich drei Feinde gegenüberstehen: das Fleisch, die Welt und der Teufel.

      3. Welcher Feind in uns erschwert es uns, Selbstbeherrschung zu üben, und welche Bibeltexte bestätigen dies?

      3 Da sind erstens die ererbten, sündhaften Neigungen des Fleisches. Wir haben von unseren Vorfahren nicht nur verschiedene körperliche Mängel, sondern auch gewisse moralische Schwächen oder Charakterschwächen ererbt. Wir kommen nicht darum herum: „Die Väter aßen unreife Trauben, und den Söhnen werden die Zähne stumpf.“ Jehova sagte unmittelbar nach der Flut über die Menschheit: „Das Dichten [Sinnen und Trachten, Br] des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an“, und je begabter ein Mensch ist oder je ausgeprägter seine Persönlichkeit ist, desto schwerer scheint es ihm zu fallen, Selbstbeherrschung zu üben. Das ist eine Tatsache, die nicht nur durch die Weltgeschichte, sondern auch durch unzählige Beispiele, die in der Bibel erwähnt werden, bestätigt wird. Besonders der Apostel Paulus zeigte, wie schwierig es für einen Diener Jehovas ist, Selbstbeherrschung zu üben. Er schrieb: „Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt; denn die Fähigkeit, zu wünschen, ist bei mir vorhanden, aber die Fähigkeit, das zu vollbringen, was vortrefflich ist, ist nicht vorhanden. Denn das Gute, das ich wünsche, tue ich nicht, sondern das Schlechte, das ich nicht wünsche, das verübe ich.“ Paulus wußte also, daß ihn die Selbstbeherrschung einen Kampf kosten würde. Doch sowohl seine Worte als auch seine Handlungsweise bestätigen, daß er den Kampf gegen die Schwachheiten des Fleisches nie aufgab und daß diese nie die Oberhand über ihn gewannen, denn sonst hätte er nicht geschrieben: „In keiner Weise geben wir irgendeine Ursache zum Straucheln, damit unser Dienst nicht bemängelt werde.“ Er bezwang seinen Leib und blieb stets Herr über sich selbst. Wenn wir in kleinen Dingen unablässig gegen die Selbstsucht kämpfen, das heißt, wenn wir uns bemühen, in kleinen Dingen Selbstbeherrschung zu üben, dann werden wir nicht so schnell eine große Sünde begehen und dadurch anderen Anlaß zum Straucheln geben. — Jer. 31:29, HSK; 1. Mose 8:21; Röm. 7:18, 19; 2. Kor. 6:3; 1. Kor. 9:27; Ps. 51:5; Mark. 14:72.

      4, 5. (a) Welchen sichtbaren Feinden stehen wir in unserem Bemühen, Selbstbeherrschung zu üben, gegenüber? (b) Welchen unsichtbaren Feinden stehen wir gegenüber?

      4 Zweitens steht unserem Bemühen, Selbstbeherrschung zu üben, das gegenwärtige System der Dinge mit seinen gottlosen, selbstsüchtigen Menschen feindlich gegenüber. Diese Menschen sind darauf bedacht, aus unseren Schwächen Gewinn zu schlagen. (1. Joh. 2:15, 16) Es ist in ihrem Interesse, wenn wir unseren Leidenschaften frönen, wenn wir übermäßig essen und trinken, wenn wir uns einem zügellosen Wandel hingeben, wenn wir pornographische Schriften lesen, uns unmoralische Filme ansehen, wenn wir übertrieben sportbegeistert sind oder uns unnötig in Schulden stürzen, weil wir über unsere Verhältnisse leben. Wir sehen uns außerdem von Menschen umgeben, die diesen Versuchungen nachgeben.

      5 Drittens müssen wir auch gegen die unsichtbaren Mächte kämpfen, die das gegenwärtige böse System der Dinge beherrschen, gegen Satan, den Gott dieses Systems, und gegen seine Dämonen. (2. Kor. 4:4; Eph. 6:12) Es gelang Satan, Eva zu veranlassen, eine Tat zu begehen, die Mangel an Selbstbeherrschung verriet, und er wollte auch Jesus mit allen Mitteln zu einer solchen Handlung veranlassen. (Matth. 4:1-10) Wir dürfen nie vergessen, daß wir nicht nur sichtbaren, sondern vor allem auch unsichtbaren Feinden gegenüberstehen, von denen der schlimmste ‘wie ein brüllender Löwe umhergeht und jemand zu verschlingen sucht’. — 1. Petr. 5:8.

      GOTTES GEIST UND GOTTES WORT HELFEN UNS

      6. (a) Durch welche gewaltige Kraft hilft uns Jehova, Selbstbeherrschung zu entwickeln? (b) Wie können wir diese Kraft vor allem erlangen?

      6 Weit wirksamer als die Kräfte, gegen die wir ankämpfen müssen, um Selbstbeherrschung zu üben, sind jedoch die Kräfte, die uns helfen, vor allem Gottes heiliger Geist und Gottes Wort. Wir lesen: „Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht Jehova.“ (Sach. 4:6) Wie sehr uns Gottes heiliger Geist hilft, Selbstbeherrschung zu üben, geht aus folgenden Worten des Paulus deutlich hervor: „Fahrt fort, durch den Geist zu wandeln, und ihr werdet das Begehren des Fleisches sicher nicht vollbringen.“ Das IST Selbstbeherrschung! Diesen heiligen Geist erwirbt man am besten durch ein regelmäßiges, ernsthaftes Studium des Wortes Gottes, das von Gottes Geist durchdrungen ist. Es enthält von 1. Mose bis Offenbarung eine Fülle von direkten und indirekten Ermahnungen, Selbstbeherrschung zu üben. Wie wir gesehen haben, werden darin nicht nur viele warnende Beispiele angeführt, die zeigen, welchen Schaden der Mangel an Selbstbeherrschung stiften kann, sondern auch viele gute, die erkennen lassen, daß Personen, die Selbstbeherrschung übten, weise handelten und dafür belohnt wurden. — Gal. 5:16.

      7—9. (a) Welchen Rat gibt uns Gottes Wort in bezug auf die Beherrschung unserer Gedanken? (b) Welchen Rat gibt es uns in bezug auf die Beherrschung unseres Geistes oder unserer Gefühle? (c) Welchen Rat gibt es uns in bezug auf die Beherrschung unserer Neigungen oder Wünsche?

      7 Gottes Wort ermahnt uns unter anderem unmißverständlich, unsere Gedanken zu beherrschen. Unsere ererbten Schwachheiten und die gegenwärtigen unvollkommenen, schlechten Verhältnisse könnten uns leicht veranlassen, eine falsche Einstellung zu entwickeln; wir könnten stolz werden, uns verbittern lassen, zu grollen oder uns zu bedauern beginnen oder uns unreinen Gedanken hingeben. Wir werden deshalb ermahnt, ‘unseren Sinn neuzugestalten’ und uns dazu zu erziehen, ‘weiterhin die Dinge zu betrachten, die wahr, gerecht, keusch, liebenswert, tugendhaft und lobenswert sind’. Wir sollten bestrebt sein, ‘jeden Gedanken gefangenzunehmen, um ihn dem Christus gehorsam zu machen’. Welch hoher Maßstab! — Röm. 12:2; Phil. 4:8; 2. Kor. 10:5.

      8 Wenn wir Gottes Wort regelmäßig lesen, werden wir auch immer wieder daran erinnert, daß wir unseren Geist, unser Temperament und unsere Gefühle beherrschen sollten. „Besser ein Langmütiger als ein Held“, der nicht langmütig ist und sich deshalb nicht beherrschen kann, „und wer seinen Geist beherrscht, als wer eine Stadt erobert“, aber nicht Herr seines Geistes ist. Ja, wie „eine erbrochene Stadt ohne Mauer“, also völlig schutzlos, „so ist ein Mann, dessen Geist Beherrschung mangelt“. — Spr. 16:32; 25:28.

      9 Gottes Wort ermahnt uns ferner eindringlich, unsere Neigungen und Wünsche oder das Verlangen nach Dingen, die uns besonders lieb sind, zu beherrschen, denn das Verfehlen, dies zu tun, ist die Wurzel aller Schwierigkeiten. Wer würde sich je einer Sünde schuldig machen, derentwegen ihm die Christenversammlung die Gemeinschaft entziehen müßte, wenn ein jeder stets seine Wünsche beherrschte? Jesus sagte nicht umsonst warnend: „Aus dem Herzen [kommen] böse Überlegungen, Mordtaten, Ehebrüche, Hurereien, Diebstähle, falsche Zeugnisse, Lästerungen“, Dinge, die einen Menschen verunreinigen und schlechte Früchte hervorbringen. (Matth. 15:19, 20) Darum wird uns auch der weise Rat gegeben: „Behüte dein Herz, mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens.“ Ja, den ersten Schritt in der verkehrten Richtung unternimmt man, wenn man beginnt, in seinem Herzen ein Verlangen nach Dingen zu nähren, die einem gefallen, die aber in Gottes Augen schlecht sind. Das zeigen die Worte des Jüngers Jakobus: „Jeder wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird“, indem er über Dinge nachdenkt, die Gott verboten hat. „Wenn dann die Begierde befruchtet ist, gebiert sie Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollbracht ist, bringt den Tod hervor.“ Wenn wir Gottes Wort sorgfältig lesen, finden wir viele gute Ratschläge darüber, wie wir unsere Gedanken, unseren Geist und unsere Wünsche beherrschen können! — Spr. 4:23; Jak. 1:14, 15.

      10. Was sagt Gottes Wort über die Beherrschung der Zunge?

      10 Gottes Wort ermahnt uns auch eindringlich, unsere Zunge zu zügeln. Der weise König Salomo gibt uns in dieser Hinsicht wiederholt Rat. In Sprüche 10:19 heißt es zum Beispiel: „Bei der Menge der Worte fehlt Übertretung nicht; wer aber seine Lippen zurückhält, ist einsichtsvoll.“ Inspirierte christliche Schreiber ermahnen uns in ähnlichem Sinne: „Hurerei und jede Art Unreinheit oder Habgier sollen unter euch nicht einmal erwähnt werden, wie es sich für Heilige geziemt, auch kein schändliches Benehmen noch törichtes Reden, noch unzüchtige Späße, Dinge, die sich nicht schicken, sondern vielmehr Danksagung.“ (Eph. 5:3, 4) Besonders der Jünger Jakobus sagt viel über die Notwendigkeit, die Zunge zu zügeln; er weist sogar darauf hin, daß unsere Form der Anbetung nichtig sei, wenn wir unsere Zunge nicht zügeln würden. Wirklich ein eindringlicher Rat, unsere Zunge im Zaum zu halten! — Jak. 1:26; 3:1-12.

      11. Welchen Rat gibt uns die Bibel in bezug auf unseren Wandel?

      11 Gedanken, Worte — und Handlungen! Ja, ein Studium des Wortes Gottes hilft uns durch seinen vortrefflichen Rat, auch Selbstbeherrschung in bezug auf unsere Handlungen zu üben. Es zeigt uns zum Beispiel, wie wir wandeln, das heißt, wie wir uns verhalten sollten. Der Apostel Paulus betrachtete den Wandel für so wichtig, daß er jede Versammlung, der er schrieb, darauf hinwies. So ermahnte er die Christen in Rom mit den Worten: „Wie zur Tageszeit laßt uns anständig wandeln.“ Den Christen in Ephesus gab er den ernsten Rat: „So wacht denn streng darüber, wie ihr wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, indem ihr die gelegene Zeit für euch selbst auskauft, weil die Tage böse sind.“ Für die Kolosser betete er, sie möchten ‘in aller Weisheit und in geistigem Unterscheidungsvermögen mit der genauen Erkenntnis seines Willens erfüllt werden, damit sie Jehovas würdig wandeln, um ihm völlig zu gefallen, während sie fortfahren, in jedem guten Werk Frucht zu tragen’. Der neugegründeten Versammlung in Thessalonich schrieb er: „[Wir haben] einen jeden von euch fortgesetzt ermahnt ..., damit ihr weiterhin des Gottes würdig wandeln möchtet“, „damit ihr ... anständig wandelt.“ Anständig zu wandeln, des Gottes würdig zu wandeln und streng darüber zu wachen, wie man wandelt, setzt Selbstbeherrschung voraus! — Röm. 13:13; Eph. 5:15, 16; Kol. 1:9, 10; 1. Thess. 2:11, 12; 4:12; 1. Kor. 3:3; Gal. 5:16, 25; Phil. 3:16.

      WEITERE TÄTIGKEITEN, DIE UNS HELFEN, SELBSTBEHERRSCHUNG ZU ÜBEN

      12. Warum sollten wir auf unseren Umgang achten, wenn wir Selbstbeherrschung üben möchten?

      12 Außer dem Studium des Wortes Gottes hilft uns auch die Befolgung des Rates in Hebräer 10:23-25, nämlich das Zusammenkommen mit unseren christlichen Brüdern, Selbstbeherrschung zu üben. Im Kreise unserer christlichen Brüder, die die Notwendigkeit, Selbstbeherrschung zu üben, ebenfalls erkannt haben, fällt es uns leichter, Selbstbeherrschung zu üben. In ihrer Mitte laufen wir kaum Gefahr, zu einem zügellosen Wandel verleitet zu werden. Das trifft besonders auf unsere Ferien zu. Wenn wir unsere Ferien in der Königreichsdienstschule, auf Kongressen oder im Predigtdienst in einem Gebiet, wo Hilfe not tut, verbringen, ist das für uns ein Schutz. Wenn wir aber in unseren Ferien oder sonst irgendwann mit Personen Umgang haben, die sich in bezug auf die Selbstbeherrschung nicht an den gleich hohen Maßstab halten wie wir, dann kann es leicht geschehen, daß wir sie nachahmen und dadurch unsere nützlichen Gewohnheiten verderben. Darum die weise Warnung: „Geselle dich nicht zu einem Zornigen, und geh nicht um mit einem hitzigen Manne, damit du seine Pfade nicht lernest und einen Fallstrick davontragest für deine Seele.“ Freiwillig mit solchen Menschen Umgang zu pflegen wäre verkehrt! — Spr. 22:24, 25; 1. Kor. 15:33.

      13. Wieso hilft uns auch die eifrige Beteiligung am Predigtdienst, Selbstbeherrschung zu entwickeln?

      13 Auch die beharrliche und eifrige Beteiligung am christlichen Predigtdienst hilft uns, Selbstbeherrschung zu üben. Es erfordert Selbstbeherrschung, am Samstagabend rechtzeitig ins Bett zu gehen, damit man am Sonntag genügend ausgeruht ist, um sich an den verschiedenen theokratischen Tätigkeiten zu beteiligen. Es erfordert Selbstbeherrschung, sonntags früh aufzustehen, um sich mit anderen Christen für den Predigtdienst zu treffen, oder den Dienst fortzusetzen, wenn das Wetter schlecht ist und man wenig hörende Ohren findet. Auch ist es in manchen Situationen, in die man im Dienst von Tür zu Tür kommt, oft schwierig, die Selbstbeherrschung zu bewahren. Man mag beleidigt, das heißt sozusagen auf die Wange geschlagen werden, aber um der guten Botschaft willen hält man auch die andere Wange hin — das erfordert Selbstbeherrschung! Es erfordert auch Selbstbeherrschung, mit Milde und tiefem Respekt zu antworten, wenn ein Vertreter der Obrigkeit einen Grund für die Hoffnung verlangt, die in uns ist, und es erfordert Selbstbeherrschung, eine gelinde Antwort zu geben, wenn man vor einem wütenden Wohnungsinhaber steht. — Matth. 5:39; 1. Petr. 3:15; Spr. 15:1.

      14. Inwiefern hilft uns das Gebet, Selbstbeherrschung zu entwickeln?

      14 Eine weitere Hilfe, Selbstbeherrschung zu entwickeln, ist das Gebet. Ein vertrautes Verhältnis zu Jehova ist uns eine große Hilfe. Bitte Jehova in Zeiten der Not, der Bedrängnis oder der Versuchung um seinen Beistand. Vernachlässige das Gebet nie, sondern gewöhne dir an, regelmäßig zu beten, und zwar nicht mechanisch, sondern ernsthaft und aufrichtig. Bitte Gott um Hilfe, bitte ihn immer wieder darum, ja bitte ihn um Vergebung, wenn du dich nicht beherrschen konntest. Versichere ihm immer wieder, daß du dich bemühen willst, dich zu bessern. Ja, bete fortgesetzt: „Bringe [mich] ... nicht in Versuchung“; ‘bete unablässig’, ‘beharre im Gebet’ um die Fähigkeit, dich beherrschen zu können. — Matth. 6:13; 1. Thess. 5:17; Röm. 12:12.

      EIGENSCHAFTEN, DIE UNS HELFEN, SELBSTBEHERRSCHUNG ZU ENTWICKELN

      15. Wieso hilft uns die Furcht Jehovas, Selbstbeherrschung zu üben?

      15 Eine große Hilfe beim Entwickeln der Selbstbeherrschung sind ferner die vortrefflichen christlichen Eigenschaften, wie die Furcht Jehovas, die Demut, der Glaube und die Liebe. Daß uns die Furcht Jehovas hilft, Selbstbeherrschung zu entwickeln, steht außer allem Zweifel. Wir fürchten Jehova mit Recht wegen seiner Stellung und seiner Eigenschaften. Wir sind ihm, dem Souverän des Universums, Rechenschaft schuldig, und „es gibt keine Schöpfung, die vor seinen Augen nicht offenbar ist, sondern alle Dinge sind nackt und bloßgelegt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft zu geben haben“. Wir fürchten uns mit Recht, ihm zu mißfallen, denn er ist vollkommen gerecht, während wir unvollkommen und sündhaft sind und dazu neigen, verkehrt zu handeln. Wir fürchten ihn auch mit Recht wegen seiner unbegrenzten Macht: „Es ist etwas Furchtbares, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ Diese Gottesfurcht ist „der Weisheit Anfang“, „der Beginn der Weisheit“, denn Jehova zu fürchten heißt „das Böse hassen“. Ja, Wahrheit und Gerechtigkeit zu lieben allein genügt nicht; wir müssen wie Jesus Christus alles, was gesetzwidrig ist, ganz gleich, wie angenehm, wünschenswert oder verlockend es für das gefallene Fleisch sein mag, hassen und verabscheuen. Das bedeutet, daß wir „die alte Persönlichkeit mit ihren Handlungen“ durch die „neue Persönlichkeit“ ersetzen müssen. — Hebr. 4:13; 10:31; Ps. 111:10; Spr. 9:10, NW; Spr 8:13; Kol. 3:9, 10.

      16. In welch verschiedener Hinsicht hilft uns die Demut, Selbstbeherrschung zu üben?

      16 Die Demut ist eine weitere Eigenschaft, die uns beim Entwickeln der Selbstbeherrschung eine große Hilfe ist. Das sollte uns nicht wundern, denn eines der größten Hindernisse für die Selbstbeherrschung ist Stolz. Ein demütiger Mensch fühlt sich nicht so schnell beleidigt und verliert deshalb nicht so schnell die Selbstbeherrschung. Der Demütige hat auch eher Geduld mit anderen, er ist langmütig, und das hilft ihm, sich zu beherrschen. In unserem Bemühen, Selbstbeherrschung zu entwickeln, benötigen wir Jehovas Hilfe oder seine unverdiente Güte, die aber nur den Demütigen, nicht den Stolzen zuteil wird: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber verleiht er unverdiente Güte.“ Die von Judas erwähnten Bösen, die „die unverdiente Güte unseres Gottes zu einer Entschuldigung für Zügellosigkeit verkehren“, die also keine Selbstbeherrschung üben, sind auch stolz, sie „mißachten die Herrschaft und reden lästernd über Herrliche“. — Jak. 4:6; Jud. 4, 8; 1. Petr. 5:5.

      17, 18. (a) Wieso kann uns der Glaube, der eine Frucht des Geistes ist, helfen, Selbstbeherrschung zu üben? (b) Inwiefern ist uns die Liebe in dieser Hinsicht eine Hilfe?

      17 Der Glaube an Jehova Gott und an seine Verheißungen kann uns ebenfalls helfen, Selbstbeherrschung zu entwickeln. Sehr oft steigen in uns Zweifel auf, weil wir nicht genug Glauben an Gott haben, und das erschwert es uns, Selbstbeherrschung zu üben. Der Glaube half Hiob, alles zu ertragen, was über ihn kam. Es erforderte von ihm Selbstbeherrschung, der Aufforderung: „Fluche Gott und stirb!“ zu widerstehen, aber er konnte es, weil er einen unerschütterlichen Glauben hatte, und dieser Glaube ermöglichte es ihm zu sagen: „Siehe, tötet er mich, ich werde auf ihn warten.“ Der Glaube hilft uns, unseren Zorn über die Übeltäter zu unterdrücken, Selbstbeherrschung zu üben und auf Jehova zu warten, da wir wissen, daß die Rache ihm gehört und er vergelten wird. Der Glaube hilft uns ferner, Selbstbeherrschung in bezug auf die Versuchungen des Materialismus zu üben, denn wir wissen, daß diese Welt und ihre Begierden nun bald vergehen werden. Aber auch in Zeiten der Verfolgung hilft uns der Glaube, Selbstbeherrschung zu üben, denn wir wissen, daß Menschen höchstens unseren Leib töten können. — Hiob 2:9, HSK; Hi 13:15; Ps. 37:1; Röm. 12:19; 1. Joh. 2:15-17; Matth. 10:28.

      18 Vor allem aber hilft uns die Liebe, Selbstbeherrschung zu entwickeln. Wenn wir Jehova mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Sinn und ganzer Kraft lieben, dann ist es selbstverständlich, daß wir uns bemühen, ihm durch unsere Selbstbeherrschung zu gefallen. Wir hüten uns dann davor, einen schlechten Wandel zu führen und dadurch Schmach auf seinen Namen zu bringen. Auch um unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst, müssen wir Selbstbeherrschung üben, denn wir dürfen ihn nicht irgendwie verletzen oder ihm weh tun, und vor allem dürfen wir ihm keinen Anlaß zum Straucheln geben. Welche Verbindung zwischen Liebe und Selbstbeherrschung besteht, geht aus folgenden Worten des Apostels Paulus hervor: „Denn das ist, was Gott will, eure Heiligung, daß ihr euch der Hurerei enthaltet; daß jeder von euch wisse, wie er von seinem eigenen Gefäß in Heiligung und Ehre Besitz nehme [das erfordert Selbstbeherrschung], nicht in gierigen sexuellen Gelüsten, wie sie auch die Nationen haben, die Gott nicht kennen; daß niemand so weit gehe, daß er seine Brüder schädige und in ihre Rechte übergreife in dieser Sache, denn Jehova ist es, der für alle diese Dinge die Strafe vollzieht.“ Die Liebe zu unseren Brüdern hilft uns, Fehler, die wir auf diesen Gebieten aus Mangel an Selbstbeherrschung machen könnten, zu vermeiden und dem Rat zu gehorchen: „Fahrt fort, gerade Bahn für eure Füße zu machen, damit das Lahme nicht ausgerenkt, sondern vielmehr geheilt werde.“ Paulus gab uns in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel, denn er sagte: „Wenn daher Speise meinen Bruder zum Straucheln bringt, will ich überhaupt nie wieder Fleisch essen.“ — 1. Thess. 4:3-8; Hebr. 12:13; 1. Kor. 8:13.

      VORTEILE UND SEGNUNGEN DER SELBSTBEHERRSCHUNG

      19. Welche Vorteile bringt die Selbstbeherrschung für Körper und Geist mit sich?

      19 Selbstbeherrschung zu üben bringt viele Vorteile und Segnungen mit sich. Dem ist so, weil Jehova, der gerechte Gott, der Souverän des ganzen Universums ist. Gleichwie der Schaden, den ein Mangel an Selbstbeherrschung stiften kann, in keinem Verhältnis zu den unmittelbar damit verbundenen Vorteilen oder Freuden steht, bringt die Selbstbeherrschung Segnungen mit sich, die in keinem Verhältnis zu den damit verbundenen Bemühungen stehen. Die Selbstbeherrschung trägt vor allem zu unserem leiblichen und geistigen Wohl bei. Ein führender amerikanischer Ernährungssachverständiger sagte: „Die Gesundheit ist der Lohn für Mäßigkeit [oder Selbstbeherrschung], und wer sich bemüht, stets ruhig Blut zu bewahren, verlängert sein Leben.“ Kürzlich durchgeführte Untersuchungen haben ergeben, daß es unter den Studentinnen, die sich dem wahllosen Geschlechtsverkehr hingeben, mehr Nervenkranke gibt als unter denen, die ihre Tugend bewahren.

      20. Welche geistigen Segnungen werden uns zuteil, wenn wir Selbstbeherrschung üben?

      20 Die Selbstbeherrschung hilft uns aber auch, unsere Selbstachtung zu bewahren, und das ist noch wichtiger. Wir wissen alle, was Gott von uns verlangt, und wenn wir uns ernsthaft und aufrichtig bemühen, dem göttlichen Maßstab zu entsprechen, haben wir ein gutes Gewissen und erhalten uns unsere Selbstachtung. (1. Petr. 3:16) Wir hüten uns dann auch davor, ‘der Menge zu folgen zum Übeltun’. (2. Mose 23:2) Im übrigen hilft uns die Selbstbeherrschung auch weitgehend, die anderen Früchte des Geistes hervorzubringen. Wir können keine Freude haben, wenn wir nicht Herr unseres Geistes, unseres Herzens und unseres Körpers sind, denn die Freude eines Christen ist nicht nur Gefühlssache, sondern beruht auf Grundsätzen. Ebenso verhält es sich mit dem Frieden. Wie können wir Frieden haben, wenn wir ständig in Schwierigkeiten geraten, weil wir keine Selbstbeherrschung üben? Langmut und Selbstbeherrschung gehen, wie bereits erwähnt, Hand in Hand. Um im gegebenen Moment freundlich und milde zu sein, zum Beispiel in unangenehmen Situationen, ist Selbstbeherrschung erforderlich, ebenso, um sich an das Gute zu halten, wenn man versucht ist, seinen selbstsüchtigen Wünschen nachzugeben. — Gal. 5:22, 23.

      21. Inwiefern wirkt sich unsere Selbstbeherrschung auch für andere segensreich aus?

      21 Die Selbstbeherrschung wirkt sich nicht nur für uns segensreich aus, sondern auch für andere, denn sie bewahrt uns davor, andere zum Straucheln zu bringen. (Phil. 1:9, 10) Sie hilft uns, anderen ein gutes Beispiel zu geben. Sie trägt nicht nur innerhalb der Familie, wo man so leicht geneigt ist, sie zu vergessen, zu einem guten Verhältnis bei, sondern auch in der Christenversammlung, am Arbeitsplatz und in der Schule. Wer eine verantwortungsvolle Stellung innehat oder eine solche anstrebt, sollte sich besonders anstrengen, Selbstbeherrschung zu üben, denn solche Stellungen fordern besonders große Selbstbeherrschung. Orchestermusiker stellen daher zur Beurteilung eines Dirigenten unter anderem die Frage: „Bewahrt er auch in schwierigen Situationen Selbstbeherrschung?“ Ja, ein christlicher Aufseher muß „mäßig in den Gewohnheiten [sein] ..., ordentlich, ... vernünftig“, mit anderen Worten, „Selbstbeherrschung übend“. — 1. Tim. 3:1-7; Tit. 1:6-9.

      22. Wozu können wir durch unsere Selbstbeherrschung vor allem beitragen?

      22 Vor allem aber trägt unsere Selbstbeherrschung dazu bei, daß wir in ein gutes Verhältnis zu Jehova Gott gelangen und daß sein Name gerechtfertigt wird. Wenn wir weise sein und sein Herz erfreuen möchten, damit er seinem Schmäher Antwort geben kann, müssen wir Selbstbeherrschung üben. Die Notwendigkeit der Selbstbeherrschung kann in der Tat nicht genug betont werden! — Spr. 27:11.

  • Sie predigte ihrem Geistlichen
    Der Wachtturm 1969 | 1. November
    • Sie predigte ihrem Geistlichen

      Eine Frau, die begann, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren, war so begeistert von dem, was sie lernte, daß sie sich bewogen fühlte, jedem davon zu erzählen. Unter anderem sprach sie auch mit ihrem lutherischen Geistlichen. Sie unterhielt sich mit ihm drei Stunden lang über das, was sie aus der Bibel gelernt hatte. Während der Unterhaltung erinnerte sie ihn an eine Predigt, die er einmal über die Dreieinigkeit gehalten hatte. Er hatte gesagt: „Wir kennen den Vater; wir kennen den Sohn; aber wer weiß, wer der Heilige Geist ist? Ich nicht. Ihr etwa?“ Die Frau sagte ihm, sie wisse jetzt die Antwort. Sie sagte, sie stehe in der Bibel! Der heilige Geist sei Gottes wirksame Kraft. Dann überließ sie ihm einige Veröffentlichungen der Watch Tower Society zum Lesen. Diesmal war es nicht der Geistliche, der predigte.

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