-
Obszönitäten heute gang und gäbeDer Wachtturm 1983 | 1. Mai
-
-
Obszönitäten heute gang und gäbe
IN DER Fabrik in Cleveland (Ohio, USA), wo Inez arbeitete, war sie allgemein dafür bekannt, daß sie im Gebrauch von Schimpfworten nicht zu übertreffen war. Eines Tages prallte Alice aus Versehen mit Inez zusammen. Das löste zwischen beiden einen heftigen Streit aus, und Alice stieß einige Flüche aus. Beobachter waren über soviel Frechheit schockiert.
Inez rächte sich, indem sie Alice mit unflätigen Beschimpfungen überschüttete. Die Beleidigungen und Flüche, die durch die Fabrik hallten, wurden immer lauter. Arbeitskollegen liefen herbei und feuerten ihre Favoritin an. Dann schien es, als sei man an einem toten Punkt angelangt, denn ein Fluch ergab den anderen.
Schließlich machte sich Inez’ größere Erfahrung im Erfinden von Beleidigungen und Unflätigkeiten bemerkbar, und sie gewann die Oberhand. Es schien, als habe sie einen unendlichen Wortschatz von unanständigen Wörtern, mit denen sie Alice zum Schweigen brachte. Diese ging schließlich mit hochrotem Kopf weg. Jubelrufe erschallten, und die Arbeiter gingen langsam an ihre Maschinen zurück. Für Inez war dieser Zwischenfall etwas ganz Normales, und so nahm sie ruhig ihre Arbeit wieder auf.
Solche Vorfälle sind heute nichts Ungewöhnliches. Eine Sprache, die früher nur von hoffnungslos heruntergekommenen Personen benutzt wurde, ist ganz alltäglich geworden. Es gilt nicht mehr als anstößig, wenn Frauen oder sogar Kinder Flüche ausstoßen. Unter Kindern ist eine Sprache üblich, für die sie in früheren Zeiten bestraft worden wären. In gewissen Ländern seifte man Kindern, die unanständige Wörter gebrauchten, den Mund ein. Und während man in der Vergangenheit in Druckschriften Flüche oft durch Auslassungspunkte oder einen Gedankenstrich ersetzte, werden sie jetzt des öfteren ausgeschrieben.
Bei Filmen ist ebenfalls eine Änderung in der Ansicht über Obszönitäten festzustellen. Sieht man sich heute einen Film an, so muß man sich häufig auch schlüpfrige Gespräche und unanständige Wörter anhören. Filmproduzenten durchsetzen den Filmtext oft mit dieser Art Sprache, damit der Film die Beurteilung erhält: „Für Jugendliche nicht geeignet“. Zum Beispiel war ursprünglich der Film Annie nach Ansicht der Filmzensur für alle geeignet, doch der Produzent befürchtete, daß eine solche Bewertung das Publikum nicht anziehen würde. Deshalb fügte er Kraftwörter und Flüche in den Film ein.
Die jüngste Entwicklung der Obszönität
Während der ganzen Geschichte ist das Fluchen nichts Ungewöhnliches gewesen. Man versteht darunter ehrfurchtslose Rede. Solch eine Sprache verrät, daß jemand keine Ehrfurcht vor heiligen Dingen hat, auch nicht vor Gott und allem, was zu seinen Eigenschaften gehört sowie zu der Art und Weise, wie er handelt. Die Bitte an Gott, eine andere Person zu „verdammen“, ist ebenfalls ein Fluch. Oder man mag durch Lästerreden Dinge oder Personen, die Gott als heilig betrachtet, schmähen oder beschimpfen. Die Bibel sagt jedoch: „Der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen mißbraucht“ (2. Mose 20:7, Einheitsübersetzung).
In den letzten Jahren hat sich jedoch eine andere Entwicklung im Gebrauch von Flüchen bemerkbar gemacht. Heute hört man obszöne Fluchwörter, die mit Dingen des genitalen Bereiches oder sexuellen Betätigungen zu tun haben. Sie lassen Respektlosigkeit, ja sogar Geringschätzung gegenüber der Heiligkeit der Ehe und dem Zeugungsakt erkennen. In U.S. News & World Report hieß es: „Beifallsrufe bei fast jeder Art von Sportveranstaltungen sind zu hemmungslosen Beleidigungen, schamlose Ausdrücke aus dem genitalen Bereich eingeschlossen, der Rivalen geworden.“
Solche obszönen Ausdrücke kann man auch als „Pornosprache“ bezeichnen. Heute wimmelt es überall nur so von schmutzigen Wörtern. Laut Time stieß der Baseballtrainer Tommy Lasorda „in einer kurzen Rede, durch die er seine Mannschaft anfeuern wollte, 144 Flüche aus“. Viele politische Führer führen ebenfalls eine obszöne Sprache. Durch die Freigabe der Tonbänder des Weißen Hauses machte Richard Nixon „expletive deleted“ (Fluchwort gelöscht) zu einer allgemein üblichen Redewendung. Und der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter sprach, obwohl er für seine religiöse Überzeugung bekannt war, einmal ein unsittliches Wort aus, das die New York Times zu drucken ablehnte. Sie schrieb statt dessen: „ein vulgäres amerikanisches Wort“.
Einige mögen sich an die Zeit erinnern, als nur Personen mit einer rüpelhaften Sprache Ausdrücke wie „Verdammt!“, „Zum Teufel!“ oder „Du Idiot!“ benutzten. Heute sind jedoch gesprochene und geschriebene Obszönitäten an der Tagesordnung. Vor einigen Jahren wurden in einer amerikanischen Abhandlung über das Fluchen 14 verschiedene Flüche aufgezählt, die das Wort „Hölle“ enthielten. Gegenwärtig durchsetzen viele Leute das, was sie sagen, mit vulgären Wörtern, die sexuelle Aktivitäten beschreiben, und wenden sie auf alles mögliche an. Diese Wörter werden nicht notwendigerweise im Zorn oder bei Schmerzen ausgesprochen, sondern viele fluchen heute einfach um des Fluchens willen.
Von der Grußkarte bis zur Wandschmiererei — überall findet man vulgäre Ausdrücke. Sogar T-Shirts, Poster, Autoaufkleber und Knöpfe sind mit Obszönitäten beschriftet. Für viele ist diese Sprache heute modern. In U.S. News & World Report heißt es diesbezüglich: „Es ist jetzt nicht mehr anstößig, öffentlich zu fluchen, und es wäre schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, daran etwas zu ändern.“ Kein Wunder, daß man sagt, wir würden in „der Ära der Obszönitäten“ leben!
Was ist der Grund?
Die jüngste Entwicklung der Obszönität steht in direktem Zusammenhang mit dem Zerfall traditioneller Einrichtungen und Sittenmaßstäbe. Ein religiöser Sprecher sagte: „Es ist ein Zeichen der Zeit.“ Der Zusammenbruch der Familie, der Mangel an Respekt vor Autorität und die neue tabufreie Moral haben dazu beigetragen, daß hemmungslos Flüche geäußert werden, ja sogar Kraftausdrücke, die mit dem genitalen Bereich zu tun haben. Diese Sprache spiegelt den heutigen unmoralischen Lebensstil wider.
Thomas Cottle, Dozent für Psychiatrie an der Harvarduniversität, sagte: „Die Leute meinen, irgend etwas in ihrem Leben sei ,faul‘ und es sei unbefriedigend. Deshalb sind sie zornig. ... Dieser Zorn verbirgt sich hinter Aggressivität.“ Es wird behauptet, daß man mit Kraftausdrücken seinen aufgestauten Zorn und seine Enttäuschung abreagieren kann. Chaytor Mason, ein Psychiater in einem Krankenhaus, sagte: „Wenn mich jemand auf der Autobahn schneidet, und ich werfe ihm einige Flüche an den Kopf, gibt mir dies das Gefühl, ich sei besser als er, und ich gewinne wieder etwas an Selbstvertrauen.“
Es ist nicht ohne Bedeutung, daß sich die Menschen heute durch Worte gegenseitig verletzen. Die Bibel führt dies als einen Beweis an, daß das Ende eines bösen Systems nahe ist. Sie sagt warnend: „Dieses aber erkenne, daß in den letzten Tagen kritische Zeiten dasein werden, mit denen man schwer fertig wird. Denn die Menschen werden eigenliebig sein, ... Lästerer, ... Verleumder, ohne Selbstbeherrschung“ (2. Timotheus 3:1-5).
-
-
Obszönitäten — Sind sie wirklich schädlich?Der Wachtturm 1983 | 1. Mai
-
-
Obszönitäten — Sind sie wirklich schädlich?
IN EINIGEN Großstädten der USA ist schätzungsweise jedes fünfte Wort, das ausgesprochen wird, ein Fluchwort. Gemäß Schätzungen der italienischen Nationalen Vereinigung gegen Gotteslästerung wird Gott oder die Kirche täglich mehr als eine-Milliarde-mal gelästert. Ja, mancherorts ist das Fluchen sogar zum Zeitvertreib geworden.
Das sei nur zu begrüßen, meint Reinhold Aman, der Herausgeber von Maledicta, einer Zeitschrift über das Fluchen. Er ist der Ansicht, das Verletzen mit Worten sei nützlich, denn es sei besser, als körperlich verletzt zu werden. „Ich laß mir lieber Schimpfwörter an den Kopf werfen als eine Kugel oder ein Messer in den Leib jagen“, sagte Aman.
Auch Chaytor Mason sprach sich für das Fluchen aus: „Der Gebrauch von Kraftausdrücken, das Fluchen oder wie Sie es auch nennen wollen, ist eine altbewährte und wirkungsvolle Methode, seinem Herzen Luft zu machen und durch Frustration aufgestaute Gefühle abzureagieren.“
Mehr und mehr Leute werden dem Fluchen gegenüber tolerant und denken, es sei harmlos. Ihrer Meinung nach sind Fluchwörter zur passenden Gelegenheit gerechtfertigt. In Seventeen, einer Zeitschrift für Mädchen im Teenageralter, hieß es: „Es macht Spaß, ab und zu mit Mädchen oder Jungen oder mit beiden Gruppen zusammenzukommen und um die Wette zu fluchen. Mir fällt dabei der Skatologie-Wettstreit in unserem Schlafsaal für Frauen im dritten Stock des Colleges ein. Wir warfen uns Kraftausdrücke an den Kopf, die sogar einen abgebrühten Polypen hätten rot werden lassen.“
Meinst du auch, das Fluchen sei gerechtfertigt? Sind Obszönitäten wirklich schädlich?
Nur so zum Spaß?
Was ist ein „Skatologie-Wettstreit“? Im Großen Wörterbuch der deutschen Sprache (Dudenverlag) wird „Skatologie“ folgendermaßen definiert: „wissenschaftliche Untersuchung des Kots“ und „Vorliebe für das Benutzen von Ausdrücken aus dem Analbereich“. Wie denkst du über das Wetteifern mit anderen in der Verwendung einer schmutzigen Sprache?
In Amerika werden diese eben erwähnten Wettkämpfe, die unter jungen Leuten gang und gäbe sind, oft mit obszönen Namen versehen. Bei diesen Wettstreiten geht es vielfach darum, die Mutter des anderen zu beleidigen, und einer will den anderen darin übertreffen. Die Gegner — gewöhnlich sind es zwei — sind von Freunden umgeben, und wenn diese hören, daß die Mutter ihres Freundes von dem Gegner auf „geistreichere“ Art entwürdigt wird, lachen sie. Ähnlich verhält es sich mit dem Brauch, bei dem eine Person mit einem widerlichen Tier verglichen wird, z. B. mit einem Schwein, einer Ratte oder einem Stinktier.
Diese Bräuche und auch das Erzählen obszöner Witze zur Belustigung anderer sind allgemein üblich geworden. Diejenigen, die sich daran beteiligen, sagen, diese Anstößigkeiten seien nicht so schlimm, denn es würde ja darüber gelacht. Außerdem weisen sie darauf hin, daß viele Leute das belustigend finden. Zweifellos haben diese Bräuche dazu beigetragen, daß Obszönitäten in den allgemeinen Wortschatz aufgenommen wurden und sich sogar gebildete Leute und Intellektuelle einer solchen Sprache bedienen. Ist es aber möglich, daß die Verwendung von Obszönitäten schädlicher ist, als viele annehmen?
Die Auswirkung des Gebrauchs von Obszönitäten
Das gesprochene obszöne Wort hat auf den Sinn dieselbe Wirkung wie Pornoschriften. Die Pornosprache ruft sexuelle Vorstellungen hervor. Was geschieht also, wenn man regelmäßig Wörter aus dem genitalen Bereich verwendet? Wird nicht jemand, der so spricht, eher dazu geneigt sein, das zu tun, wovon er redet? Es ist sicher nicht von ungefähr, daß der vermehrte Gebrauch von obszöner Sprache mit der Zunahme der Hurerei, des Ehebruchs und der Homosexualität parallel läuft.
Diese Tatsache beweist die Weisheit des biblischen Rates: „Hurerei und jede Art Unreinheit oder Habgier sollen unter euch nicht einmal erwähnt werden, so, wie es sich für Heilige geziemt, auch kein schändliches Benehmen noch törichtes Reden, noch unzüchtige Späße, Dinge, die sich nicht schicken“ (Epheser 5:3, 4).
Tatsache ist, daß derjenige, der eine schmutzige Sprache spricht, sich selbst verdirbt. Und jedesmal, wenn er unzüchtige Worte in den Mund nimmt, überträgt er seine Verdorbenheit auf andere. Die Bibel rät uns daher nicht ohne Grund: „Nun aber legt sie wirklich alle von euch ab: Zorn, Wut, Schlechtigkeit, Lästerworte und unzüchtige Rede aus eurem Munde.“ „Kein faules Wort gehe aus eurem Munde hervor“ (Kolosser 3:8; Epheser 4:29). Sie spornt uns auch an: „Legt daher alle Unsauberkeit ab“ (Jakobus 1:21). Wer diesen Rat nicht beachtet, zieht sich Gottes Mißfallen zu.
Bedenke auch folgendes: Wird dadurch, daß sich zwei Personen gegenseitig beschimpfen, ihr Verhältnis zueinander besser? Kann man sagen, sie hätten wirklich ihr Problem gelöst, selbst wenn durch gegenseitige Beschimpfung verhindert worden ist, daß sie handgreiflich wurden? Wohl kaum! Wird außerdem in Wirklichkeit nicht dadurch, daß sie sich gegenseitig beleidigen, die Gefahr einer Schlägerei eher größer als kleiner?
Wie können wir aber die Liebe und das Verständnis fördern? Dadurch, daß wir ‘niemandem Böses mit Bösem vergelten’. Im Worte Gottes wird uns geboten: „Rächt euch nicht selbst, ... sondern gebt dem Zorn Raum“, und zwar dadurch, daß wir Gott die Rache überlassen. Mit freundlichen Worten und mit Güte werden wir dem, der uns beschimpft, ‘feurige Kohlen aufs Haupt häufen’, und vielleicht veranlaßt ihn das, seine Einstellung uns gegenüber zu ändern. Es ist weise, stets den positiven biblischen Rat zu befolgen: „Segnet, und verflucht nicht“ (Römer 12:17-20, 14).
Laß dich nicht dazu verleiten
Offensichtlich müssen wir ständig auf der Hut sein, damit wir nicht die Trends der Welt, die vor nichts mehr Ehrfurcht hat, mitmachen. Niemand von uns ist gegen ihre Schlechtigkeit immun. Burges Johnson, der Autor eines Buches über das Fluchen, sagte: „Wie wird das Fluchen, wenn es eine Krankheit des Wortschatzes ist, übertragen, und wer wird damit angesteckt? Die Antwort ist leicht: Wir werden nicht nur angesteckt, sondern sind auch damit verseucht, denn ihre Erreger sind im Innern von uns allen tief eingegraben.“ In der Bibel wird bestätigt, daß wir als unvollkommene Menschen zum Schlechten und zur Unsittlichkeit neigen. Deshalb müssen wir gegen den Trend, eine obszöne Sprache zu führen, ankämpfen (1. Mose 8:21; Psalm 51:5).
Um darin erfolgreich zu sein, müssen wir zuerst lernen, unsere Gefühle zu beherrschen und über Handlungen zu wachen, die dazu führen könnten, daß wir Fluchwörter aussprechen. Die Bibel gibt uns den Rat: „Möge alle boshafte Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und lästerliches Reden ... von euch entfernt werden“ (Epheser 4:31). Bevor man sich also über jemanden so sehr ärgert, daß man ihn verfluchen möchte, sollte man innehalten und sich dazu zwingen, über die guten Seiten dieser Person nachzudenken. Man sollte nicht zulassen, daß man durch Zorn zum Fluchen veranlaßt wird, sondern sich bemühen, das biblische Gebot zu beachten: „Laßt nichts hemmungslos aus eurem Munde hervorgehen“ (1. Samuel 2:3).
Viele gute Gedanken kann man in der Bibel, dem Wort Gottes, finden. Wer seinen Sinn mit rechten Gedanken füllt, entwickelt in seinem Herzen rechte Wünsche. Und wie wirkt sich das auf seine Sprechweise aus? Jesus sagte: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Matthäus 12:34).
Man sollte nicht zögern, Gott um Hilfe und um seinen Geist zu bitten. Der Psalmist betete: „Setze doch eine Hut meinem Munde, o Jehova; setze doch eine Wache über die Tür meiner Lippen“ (Psalm 141:3). Wer streng darüber wacht, seine Zunge im Zaum zu halten, wird mit Gottes Hilfe in der Lage sein, obszöne Rede zu vermeiden.
-